Venedig
VeneziaVenedig stand bislang nicht an oberster Stelle unserer Reiseziele. Ich kann euch nicht sagen warum mich die romantische Lagunenstadt bisher nicht reizte. War es der Ruf der Stadt, der als teuer und völlig mit Touristen überladen in die Welt schallt? War es das ‚war ich ja schonmal‘? Das liegt allerdings weit zurück – einmal war es ein Tagesausflug während des Schullandheimaufenthalts in Südtirol, ein anderes Mal war es ebenfalls ein Tagesausflug im Familienurlaub, und mit zwei kleinen Kindern.
Aber wie bei so vielem, es dürfen sich im Lauf der Zeit die Ansichten und Wünsche ändern, und so war das dann auch bei mir. Da gab aber noch eine Meldung den Ausschlag, dass Venedig 2022 auf unseren Reiseplan kam – die Lagunenstadt will ab 2023 eine Tages-Eintritt-Gebühr erheben (die mittlerweile aber auf unbestimmte Zeit wieder vom Tisch ist). Das „wir könnten dann doch“ (ihr kennt den Satz aus vielen meiner Berichte) wandelte sich in ein „wir machen“, als wir spontan in Mestre auf dem Festland vor Venedig eine schöne Ferienwohnung für die geplanten vier Wochen fanden. Zweimal Langzeiturlaub in unserem Lieblingsland Italien – die Vorfreude schlug schon bei der Buchung Purzelbäume.
Auf dieser Seite in meinem Reise- und Fotoblog nehme ich euch durch die 6 Stadtteile von Venedig, auf 6 Laguneninseln und in 6 Scuole Grande, die von Bruderschaften errichtet wurden, mit. Die rund 150.000 Schritte in diesen vier Wochen braucht ihr also nicht zu gehen 😉
Wissenswertes über Venedig
Venedig ist komplett Autofrei und kann entweder nur per Boot über die rund 175 Wasserkanäle oder zu Fuß erkundet werden. Wie ein umgekehrtes S schlängelt sich der Hauptkanal, der Canal Grande, durch die Stadt. Wer Glück hat, und in der Nähe einer der vier Brücken über den Canal Grande ist, kann von einem Stadtteil in den nächsten wechseln. Ansonsten bringen an verschiedenen Stellen Gondeln, die sogenannten Traghetto, die Menschen von einer Seite auf die andere. Ein tolles Vergnügen, und kann eine teure Gondelfahrt (80 €/30 Min.) ersetzen.
Seit 1987 sind Venedig und die 127 Laguneninseln als UNESCO-Weltkulturerbe gelistet. Über die Ponte della Libertà, eine 4 km lange Straßenbrücke, erreicht man die Lagunenstadt, um dann auf dem Piazzale Roma in das quirlige und oft wilde Durcheinander vor der Stadt einzutauchen.
Mein Tipp zu Venedig:
Wollt ihr Venedig nur für einen Tag besuchen, sucht euch einen Parkplatz in Mestre (der letzte große Parkplatz mit Anbindung an die Tram ist San Guiliano) und fahrt entweder mit der T1 für 1,50 €, oder sucht in der Nähe des Bahnhofs ein Parkhaus und fahrt mit dem Zug über die Brücke in die Stadt. So spart ihr euch zum einen den Stau vor den Parkhäusern auf dem Tronchetto. Ihr werdet hier blitzschnell für einen Tag 42 € Parkgebühren los.
Am Piazzale Roma, dem zentralen Busbahnhof – hier hält auch die Tram – kann man die Fahrkarten für die Vaporetti (Wasserbusse) erwerben. An einem langen Kai legen die an verschiedenen Fährterminals an. Für stolze 12 € Einzelfahrt darf man 75 Minuten (in verschiedenen Teilfahrten) auf dem Boot verbringen. Wir haben in der ersten Woche gänzlich auf dieses Fortbewegungsmittel verzichtet, in ca. 40 Minuten ist man per Fuß vom Piazzale Roma auf dem Markusplatz, mit dem Vaporetto dauert es ca. 1 Stunde mit der Linie 1, die quasi an jeder ‚Milchkanne‘ hält. Zweimal haben wir uns dann ein 7-Tagesticket für 60,00 € gelöst, in dem auch gleich die Tram von Mestre nach Venedig enthalten war. Will man die Laguneninseln besuchen und möchte man die teilweise wunderschönen Palazzi am Canal Grande sehen, dann kommt man um eine Wasserbus-Fahrt nicht herum.
Venedig ist teuer – so hallt es in die Welt hinaus. Diesen Ruf kann ich absolut nicht teilen, wenn man nicht unbedingt an der Rialto-Brücke oder auf dem Markusplatz essen möchte oder auf einen Kaffee besteht. Natürlich, ohne Zweifel, es ist eine tolle Kulisse – und wer es sich gönnen möchte, der soll es herzlich gerne auch tun. Wir haben uns in den Seitengassen durch ungefähr 26 verschiedene Bars, Trattorias und Cafés geschlemmt – für ein ‚Spottgeld‘ von dem wir in Florenz nur träumen konnte, und dem selbst Prag, als preisgünstig bekannt, in weiten Teilen nachstand.
Einen Espresso bekommt man hier in der Regel für 1,00/1,20 €, einen Kuchen, nein feine Patisserie ab 85 Ct. bis max. 2,50 €. Für herzhafte, dick belegte Tramezzini bezahlten wir im Schnitt 2,50 € (zum Vergleich: in Florenz gab es in die Hand nichts unter 6 €), Venezianische Cicchetti, das sind kleine Tapas Häppchen meist auf Pariser Brot, konnten wir uns für 1,20 € – 2,50 € gönnen. Und einen Aperol Spritz mit zwei Cicchetti riefen gerade mal nach 5 €. Ein kleiner Ombra, das sind 100 ml Wein fließt zwischen 1,00/1,50 € durch die Kehlen. Teuer? Absolut nicht, wenn man eben abseits ein bisschen nach den kleinen Lokalen Ausschau hält.
Wir, als bekennende Genießer (aber nicht um jeden Preis) haben uns in dieses Dolce Vita in Venedig spontan verliebt. Verstärkt wurde dieses Gefühl durch die ‚Einkaufsstraße‘ zu unserer Ferienwohnung. Eine sehr ruhige Straße, mit einem Metzger, Gemüseladen und einer Pattiserie vom Feinsten. Nach einem Einkauf wurden wir im Vorbeigehen durch Winken gegrüßt … das Lebensgefühl war einmalig, und machte uns den Abschied nach vier Wochen (abgesehen von Venedig insgesamt) sehr schwer.
In meinen unzähligen Berichten durch die Stadtteile von Venedig lasse ich euch an diesem Dolce Vita teilhaben, garniert mit ein bisschen Geschichte zur Stadt und den Sehenswürdigkeiten.
Mit großer Ehrfurcht habe ich aber auch das alltägliche Leben, dem ihr ebenfalls in diesen Berichten begegnet, beobachtet. Alles, aber auch wirklich alles, wird per Boot oder durch Lastenträger in den jeweiligen Geschäften oder Lokalen angeliefert. Jeder Brief und jedes Paket geht erst einmal den Weg per Boot, um dann in Karren weitertransportiert zu werden. Jedes Fitzelchen Müll, alle Kartonagen werden in Manpower (oder Fraupower) in Handwagen abgeholt. Aber alle Wägen müssen auch über die unzähligen Brücken, bedeutet auf der einen Seite über die Treppen hoch, auf der anderen Seite wieder runter. Damit nicht genug – in den engen Gassen ist es ein Puzzlespiel sich durch die vielen Touristen zu schlängeln. Meine absolute Hochachtung an die Menschen, die diese Aufgaben meistern.
Jetzt lasst euch vielleicht durch meine Berichte zu einem Besuch in dieser traumhaft schönen Lagunenstadt inspirieren – oder besucht die Orte eben nur durch meine Berichte. Auch wenn wir in diesen vier Wochen nur mit 3 ganzen Ruhetagen in Venedig unterwegs waren, wir haben noch lange nicht alles gesehen, aber doch das Wichtigste und viele herrliche Kirchen. Achja, Eintrittsgelder in Venedig: für 50 € haben wir uns übers Internet einen Museums- und Kirchenpass besorgt und konnten damit durch 14 Museen und 16 Kirchen. Moderate Eintrittspreise haben die Scuole und weitere Sehenswürdigkeiten verlangt. Wir waren teilweise deutlich höhere Eintrittsgelder gewohnt.
Mein Fazit zu unserem Aufenthalt in Venedig:
Jede Stadt, so auch Venedig, hat ihre Schattenseiten. Die erkennt man auch, wenn man ohne rosarote Brille durch die Stadt geht (ihr seht sie in meinen Fotos). Das Leben in der Lagunenstadt ist alles andere als einfach, und ich kann auch verstehen, wenn die Einwohner genug von den Touristenströmen haben, trotzdem lebt die Stadt von diesen Einnahmen. Ob ich jetzt in den Sommermonaten in der Wasserstadt sein möchte? Eindeutig nein, da ich Hitze nicht brauche. Wir hatten im Oktober und November großes Glück mit dem Wetter – an zwei Tagen kurz mal ein bisschen Nieselregen. Ansonsten Sonne pur mit Temperaturen um 20 Grad. Dabei wollte ich doch mal so gerne auch Venedig im Nebel fotografieren …
Wir wurden von richtigem Hochwasser verschont, obwohl es an manchen Stellen schonmal vorwitzig über die Ufer kam.
Venedig, wir werden dich wieder besuchen. Und das ist bei uns ein großer Ritterschlag, denn wenn wir einmal in einer Stadt (vor allem so lange) waren, dann ist sie für lange Zeit vom Zettel. Aber Venedig ist eben einmalig – schön!
Jetzt kommt mit zu meinem Rundgang durch Venedig. Habt viel Freude, so wie ich sie in Venedig auch hatte.
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