Der Ca‘ Rezzonico, einer der bedeutendsten Barockpaläste von Venedig liegt am Canal Grande im Sestiere Dorsoduro, und bietet ein prachtvolles Ambiente für das bedeutende Museo del Settecento Veneziano.

Als frühe Vögel haben wir uns in Erwartung des gut gefülltem Tagesprogramms bereits früh von Mestre mit der Tram nach Venedig aufgemacht. Vier Wochen in Venedig – man könnte sich vorstellen, dass man es da etwas geruhsamer angehen lassen kann. Pustekuchen, nicht bei meiner Planung 😅, und erst recht nicht, wenn in einem kleinen Gebiet im Sestiere Dorsoduro, welcher in den vier Wochen zu unserem Lieblingsstadtteil wurde, eine Sehenswürdigkeit neben der nächsten liegt. Aber unsere Planung sieht meist so aus, dass wir in den ersten zwei Wochen so viel wie möglich von unserem Zettel ‚abarbeiten‘. Nicht immer stehen wir vor geöffneten Türen, also ist ein weiterer Weg nötig. Beim Wetter weiß man auch nicht was es in den vier Wochen für Überraschungen bereithält – aber immer noch bleibt in einem geplanten Tag genügend Zeit für ‚treiben lassen‘ und das uns lieb gewordene kulinarische ‚Dolce Vita‘ in Venedigs kleinen Bars und Trattorias.

Mehrere Wege führen zum Palazzo Ca‘ Rezzonico. Der Palast liegt direkt am Canal Grande und hat eine Vaporetto Haltestelle. Mit der Linie 1, ich hab sie scherzhaft ‚Milchkannenlinie‘ genannt, da sie an jeder Haltestelle entlangs des Canal Grande hält und dementsprechend auch lange unterwegs ist, kann man ihn direkt von Wasserseite aus anfahren und kommt über den dortigen Eingang in die untere Halle. Wir haben uns vom Piazzale Roma, dem zentralen Busbahnhof von Venedig zu Fuß in das Stadtviertel aufgemacht, denn davor lagen noch die Besichtigungen der Chiesa San Sebastiano und das da Vinci Museum in der Ex-Chiesa San Barnaba. Von dort haben wir uns über die Fondamenta Rezzonico dem Palazzo von hinten genähert. Dass wir uns gut 1,5 Stunden dort aufhalten, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Aber ihr könnt euch jetzt gleich darauf einstellen, dass es – auch in dem Bericht – mal wieder etwas länger dauert, wenn ich euch jetzt zu

Inhaltsverzeichnis

meiner Besichtigung des Palazzo Ca‘ Rezzonico in Venedig

mitnehme. Solltet ihr den Weg über den Canal Grande wählen, so fällt euch

die Außenansicht des Palazzo Ca‘ Rezzonico in Venedig vom Canal Grande

so auf. Man kann bei dem Anblick schon erahnen, was da im Inneren auf einen warten könnte.

Bei der Gelegenheit auch gleich einen

Blick auf den Canal Grande vom Palazzo Ca‘ Rezzonico in Venedig

Das sind immer wieder so Orte, wo man mich abstellen, und Stunden später wieder abholen könnte. Einfach nur das Treiben auf dem Canal beobachten – und Wasser 😊, ihr wisst ja bestimmt schon, ich bin ein Wasserkind. Ich liebe es, am Wasser zu stehen oder sitzen ….

Der Eingang zum Palazzo Ca‘ Rezzonico am Rio de San Barnaba in Venedig

Schnuggelig geht es da an dem kleinen Rio (Kanal) de San Barnaba zu. Keine anderen Besucher zu diesem Zeitpunkt haben diesen Weg über den Fondamenta Rezzonico gewählt.

Ein kurzer Blick auf den Garten des Palastes, der uns aber keinen Einlass gewährt hat.

Dank unserem auch auf die Museen erweiterten Chorus-Pass Venezia, konnten wir direkt den Weg nach oben wählen.

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Das Treppenhaus im Palazzo Ca‘ Rezzonico in Venedig

lässt erahnen, dass dies kein 08/15 Palast sein wird.

Zeit für

ein bisschen Geschichte zum Palazzo Ca‘ Rezzonico in Venedig

Gesehen werden, Beachtung finden – dann bau deinen Palazzo direkt an den Canal Grande. Das dachte sich vermutlich 1649 auch der adelige Filippo Bona, denn er wollte seine zwei Häuser an dieser Stelle zu einem prachtvollen Palast umbauen lassen. Dafür beauftragte er den bekanntesten Architekten des venezianischen Barock, Baldassare Longhena. Ihm werdet ihr in meinen Berichten noch öfter in anderen prachtvollen Bauten begegnen, u.a. in der Kirche Maria della Salute.

Bis 1661 war Longhena dabei, aus den beiden alten Häusern eins zu machen, und dem Palazzo zum Canal Grande eine einheitliches prachtvolles Aussehen zu geben. Damit die Geschäftskunden von Signore Bon direkt vorfahren konnte – der erste Stock des Palazzo war Büro und Lager – wurde am Canal Grande mit einem Pier der Zugang geschaffen. Tja, vielleicht hatte sich der Adelige mit diesem Projekt etwas übernommen? Die Fassade war 1682 bis zum ersten Stock fertig, als Longhena verstarb. Das Fiasko war komplett als Filippo Bon Konkurs anmelden musste, und damit nichts mehr am unvollendeten Palazzo weiterging. Er starb 1712, und auch seinen Nachkommen fehlten die Mittel um des Vaters oder Opas Werk zu vollenden.

Erst 1750 ging es weiter – Giovanni Battista Rezzonico, seines Zeichen betuchter Bankier und Stoffhändler, kaufte den halbfertigen Bau. Hast du keinen Titel, dann kaufst du dir einen – auch in der Neuzeit noch möglich. So wie die Familie Rezzonico, die aus dem gleichnamigen Örtchen am Comer See stammt, sich mit 100.000 Dukaten in das Libro d’Oro (Goldenes Buch) eintragen ließ und damit in das Patriziat von Venedig aufgenommen wurde. Nur die Adelige wurden in das Goldene Buch eingetragen – gleichgestellt in heutiger Zeit mit dem Goldenen Buch einer Stadt.  Die Familie nannte sich „della Torre di Rezzonico“ – ihr Wappen wird mir später noch begegnen. Durch geschickte Heiratspolitik verschafft man sich dann noch mehr Ansehen, denn Giovanni Battista Rezzonico heiratete sich in eines der ältesten Familien Venedigs ein, den Barbarigo.

Diesen Reichtum und seinen Stand zeigte Rezzonico dann im Ausbau des gekauften Palazzo. Giorgio Massari, der nach dem Tod von Longhena der führende Architekt des Spätbarocks wurde, wurde beauftragt, das Werk seines Vorgängers (möglichst in seinem Stil) fertigzustellen. Da die Gebäudeteile aber zu dieser Zeit auch noch größtenteils einer Ruine gleichkamen, gab es keine Baugenehmigung um einfach so weiterzubauen. Da musste doch einiges modifiziert werden, so gut es ging blieb aber die hochbarocke Fassade zum Canal Grande hin erhalten.

Die vollständige Fertigstellung seines Palastes erlebte Giovanni Battista Rezzonico nicht mehr, er starb 1757. Seine Söhne erbten den Palast, einer davon (Carlo), der zu dieser Zeit bereits Bischof von Padua war, wurde ein Jahr später überraschend Papst Clemens XIII.. Für die nun folgenden Repräsentationspflichten war ein prachtvoller Palast natürlich super. Jetzt mussten sich die beiden Erben nur noch über die Aufteilung Gedanken machen. Stand da jetzt ein Papst höher als Prokurator von San Marco? Clemens XIII. nahm einen Großteil der Gemäldesammlung mit nach Rom, das Gebäude überließ er großzügig seinem Bruder Aurelio. Das alles hinderte nicht daran, in dem Palazzo große und prachtvolle Feste zu feiern. Nächtelang wurde dann mit Fackeln die Fassaden und Innenräume beleuchtet. Wer bei Nacht (so wie ich) auf dem Canal Grande gefahren ist, und die Beleuchtungen der Palazzi gesehen hat – Holla die Waldfee, das hat bestimmt damals Eindruck gemacht.

Ich sag oft bei meinen besichtigten Objekten ‚wenn Steine reden könnten‘ – da könnte sich dann auch dieser Palazzo mit einreihen. Nachdem die Republik Venedig untergegangen ist, ging auch die Familie Rezzonico unter. Finanziell vor dem Ruin wurden viele Kunstschätze versteigert, bis nach dem Tod des letzten Familienmitglieds der Palast verkauft wurde. Jetzt kommt mein ‚Ringlein-Spiel‘ – ihr kennt es sicher: Ringlein, Ringlein du musst wandern, von einer Hand in die andern. Das kann man auch mit Gebäuden machen – Besitzer und Mieter gaben sich wechselnd in den nächsten 100 Jahren die Klinke in die Hand. Einer davon verkaufte dann den Rest des Inventars, zum Glück konnte er die Fresken nicht auch noch mit verkaufen 😒

1906 wurde das Gebäude dann über Kaiser Wilhelm II. an einen Baron Hirschel verkauft. Wie jeder Hausbesitzer gab er auch dem großen Palazzo in Restaurierungsarbeiten seinen eigenen Stil. Geld spielte hier wohl keine Rolle, denn es wurden im Palazzo glanzvolle Kostümbälle, Events und Konzerte veranstaltet. Das ging so lange gut, bis auch er in finanzielle Schwierigkeiten kam und den Palazzo verkaufen musste. 1935 kaufte die Stadt Venedig das prachtvolle Gebäude und richtete das Museo del Settecento Venezianodas Museum des venezianischen 18. Jahrhunderts ein.

Jetzt kommt mit zu

meiner Innenbesichtigung des Palazzo Ca‘ Rezzonico in Venedig

die gleich richtig prachtvoll

im Ballsaal des Palazzo Ca‘ Rezzonico in Venedig

beginnt. Heilig’s Blechle – der Schwäbin Ausruf höchster Bewunderung 😅. Hier hat man nicht gekleckert, da wurde geklotzt. Einen Gesamtanblick dieses prachtvollen Ballsaals kann ich euch leider nicht bieten. Ihr kennt ja meine Einstellung mit dem ’schmückenden Beiwerk‘ in Form von Menschen auf meinen Fotos. Zum anderen war ein größeres Gerüst im Saal aufgebaut, das dann das Prachtvolle wieder etwas ‚verschandelt‘.

Die Größe des Raumes, aber auch die Ausstattung verdienen absolut den Namen Ballsaal, der ungewöhnlich für Venedig, auf der Kanalseite platziert wurde. Normal für die damalige Raumaufteilung wäre es gewesen, einen Ballsaal auf der Rückseite eines Gebäudes zu planen. So konnten die festlich gekleideten Gäste stilvoll die breite Treppe hochflanieren und kamen direkt in den 24 Meter langen und 14 Meter breiten Saal, der doppelte Raumhöhe hat. Es wird berichtet, dass man diese Ausmaße in Venedig kein zweites Mal findet. Hmm … vermutlich hat man bei dieser Beurteilung den Dogenpalast nicht mitgerechnet.

Unübersehbar ist ganz groß das Wappen der damaligen Besitzerfamilie Rezzonico, die sich ja della Torre di Rezzonico nannten. Folgedessen ist es logisch, dass der Turm in ihrem Wappen eine Rolle spielt, genauso wie ein Doppeladler. Ich kenne es bereits aus Florenz mit der Familie de Medici: überall, ob es passt oder nicht, muss das Wappen der Sponsor- oder Besitzerfamilie zu sehen sein. Und bekommt man keine Erlaubnis dazu, dann macht man es halt versteckt, wie in der Kirche San Miniato al Monte in Florenz. Der Doppeladler musste hier im Saal an sämtliche Säulenkapitellen dazu.

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Die Decke im Ballsaal im Palazzo Ca‘ Rezzonico

bekommt jetzt meine Aufmerksamkeit. Egal in welcher Stadt oder welchem Land, Deckenmalereien bekommen immer meine Aufmerksamkeit. Allein nur deshalb, wenn ich mir vorstelle, wie mühsam da über Kopf gemalt wurde – oder sogar liegend, so wie Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle in Rom. Die Deckenmalerei samt den beiden großen Kronleuchtern und die Wandgestaltung sind noch aus der Originalzeit. Da man Tiepolo, den bedeutendsten Maler des Barocks, wegen seinen Arbeiten in Würzburg nicht beauftragen konnte, entschied man sich für Giovanni Battista Crosato, der mit dem bedeutenden Quadraturmaler Girolamo Mengozzi Colonna die Gestaltung ausführte.

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Deckenmalereien erzählen Geschichten, deshalb begeistern mich solche Arbeiten auch. Hier im Ballsaal fährt Apollo den Wagen über die vier Kontinente. Ganz groß in der Mitte ist er mit seinem Viergespann zu sehen mit galoppierenden Pferden und umgeben von Mägden. Der Gott der Sonne, symbolisiert durch die strahlende Sonne. Rechts erkennt man die Morgenröte mit der Fackel in der Hand.

Bei solchen Motive laufen meine ‚Emma‘ und ich zur Hochform auf, um uns die Motive näher heranzuholen. Der Künstler stellt die vier Kontinente in Form von Allegorien dar. Europa, die auf Apollo deutet, bekommt von einer Magd einen Tempel, vielleicht auch einen Palast gereicht.
Wisst ihr wie Europa entstanden ist?
Der Sage nach lebte eine wunderschöne Prinzessin mit dem Namen Europa in einem großen Palast. Sie liebte die Natur und Tiere. Angetan von ihrer Schönheit wollte sie Göttervater Zeus so schnell es ging kennenlernen, dafür nutzte er ihre Liebe zu den Tieren. Er verwandelte sich in einen weißen Stier und erregte die Aufmerksamkeit der Prinzessin. Als sich Europa auf den Rücken des Tieres setzte, sprang er auf und raste mit ihr davon. Er brachte sie auf die Insel Kreta, wo er gedachte, zukünftig mit ihr zu leben. Aber natürlich nicht als Stier – er wurde wieder Mensch und Europa verliebte sich in ihn. Der Erdteil auf dem sie lebten, wurde nach ihr, nach Europa benannt.

Asien (mit einem Kamel), Afrika (Krone aus Korallen, Elefanten und Löwen) und Amerika, die dem Besucher den Rücken zukehrt, werden an den anderen Seiten dargestellt.

Noch ein Blick zu den prachtvollen Leuchter im Ballsaal

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Die Stühle im Ballsaal im Palazzo Ca‘ Rezzonico in Venedig

haben mich begeistert. Vermutlich wird es nicht nur mir so gehen, wenn man die 12 Stühle genauer anschaut. Andrea Brustolon, einer der bedeutendsten Holzbildhauer des Barock hat aus Ebenholz und Buchsbaum die Möbel und die Stühle mit solch einem Einfallsreichtum hergestellt, dass ich euch die unbedingt genauer zeigen muss.

Man sieht, es waren die Besten der Besten am Werk. Brustolon wird nachgesagt, er wäre der Michelangelo in der Holzschnittkunst. Ursprünglich wurden die Einrichtung für den Palazzo Venier hergestellt, sind jetzt hier zu sehen – ich erinnere, es wurden Ausstellungsgegenstände in diesem Museum zusammengetragen.

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Es geht einen Raum weiter, in den

Saal der Hochzeitsallegorie im Palazzo Ca‘ Rezzonico in Venedig

Kennt ihr das? Es steht ein Ereignis an, und es bricht Geschäftigkeit aus? 😉 Ein Großputz wird veranstaltet, möglicherweise das Zimmer noch gestrichen – Gang und Gäbe bei Adelsfamilien, eine Festlichkeit zum Anlass für Renovierungen zu nehmen. Als sich 1757 Ludovico Rezzonico vermählte, wurden in kürzester Zeit Repräsentationsräume für das frischvermählte Paar eingerichtet. In nur 12 Tagen zauberte Girolamo Mengozzi Colonna die Hochzeitsallegorie an die Decke dieses Zimmers.

Apollo scheint es dem Künstler angetan zu haben. Wie im Ballsaal hat er ihn auch hier an der Decke verewigt – hier aber mit Apollo dem Liebesgott, der mit verbundenen Augen steht. Unter dem Aspekt für welchen Zweck die Malerei entstanden ist, kann man sie doch auch als Hochzeitswagen mit aller Freude um dieses Fest deuten. Nicht fehlen darf auch das Wappen der Familie.

In einem kleinen Nebenraum, der als Kapelle fungierte, hat ein Tiepolo-Schüler das kleine Altarbild gefertigt.

Auch der nächste Raum,

der Saal der Pastellmalerei im Palazzo Ca‘ Rezzonico in Venedig

wurde für die Brautleute hergerichtet. Allegorische Figuren in warmen Farben tanzen über die Decke. Wie überall in Venedig, und in den übrigen Räumen des Palazzo – Leuchter aus Murano. Alles andere wäre ja auch nicht normal, wenn man diesen Schatz direkt neben der Lagunenstadt hat.

Werke von Rosalba Carriera, die in ganz Europa als berühmteste Künstlerin zu dieser Zeit gefeiert wurde sind an den Wänden zu bewundern. Auch in diesem Raum hängt ein Portrait von Lorenzo Tiepolo, das seine Mutter Cecilia Guardi Tiepolo verehrt, die Ehefrau eines der bedeutendsten Künstler im ausklingenden Barock, Giambattista Tiepolo. Genau der, der wegen den Arbeiten in der Würzburger Residenz nicht den Auftrag der Ausgestaltung des Palazzos übernehmen konnte. Ihr werdet ihm aber in anderen Berichten auf meinem Reiseblog begegnen.

Im Gobelin-Saal des Palazzo Ca‘ Rezzonico in Venedig

ziehen die drei flämische Gobelin-Wandteppiche meine Aufmerksamkeit an. Im 16. Jahrhundert sind sie entstanden, und zeigen Geschichten um König Salomo und der Königin von Saba, die den König an seinem Hof in Israel besucht haben soll.

Auch hier ist die Decke ein weiterer Blickfang. Jacopo Guarana hat sie Ende 1757 gemalt. Allegorische Darstellungen zeigen die Tugenden wie Stärke, Mäßigung oder Tapferkeit, aber auch die christlichen Tugenden wie Glaube, Liebe und Hoffnung.

Grazil kommen die Beine des Sofas daher – da traute man sich ja zu damaliger Zeit kaum, sich auf das seltene Möbelstück zu setzen 🤔und dann auch noch für drei Personen?

Aus der Originalzeit ist noch die Türe mit den orientalischen Motiven, die nicht nur in Venedig im 18. Jahrhundert ein gern genommenes Motiv waren. Schaut euch einfach mit mir ein bissle um ….

Ebenfalls für die Hochzeit wurde

der Thronsaal im Palazzo Ca‘ Rezzonico in Venedig

hergerichtet. Die Wände mit rotem Samt verkleidet, so wie es sich gehört, wenn ein Thron im Raum steht. Hergestellt wurde er Anfang des 18. Jahrhunderts.

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Am 10. März 1782 nahm Papst Pius VI. darauf Platz, als er als Gast bei der Familie Grassi in Chioggia war. Chioggia ist eine kleine Stadt westlich von Venedig. Sie wird dank ihrer kleinen Kanäle ‚Klein-Venedig‘ genannt, und ist über mehrere Umstiege auch vom Lido aus erreichbar. Brustalon hat die reichhaltige Schnitzarbeiten geliefert, die anschließend vergoldet wurden.

Vielleicht habt ihr es schon aus meinen anderen Berichten mitbekommen – mich begeistern kleine Himmelsboten 🥰 Nur dürfen die Engel nicht im Übermaß auf engem Raum sein, so wie ich es in der Wallfahrtskirche Schönenberg gesehen habe. 80 Engel in Stuck auf einer kleinen Deckenfläche – das ist dann auch für mich zu viel des Guten.

Eine Wand für sich hat

Das Portrait des Pietro Barbarigo im Thronsaal

begleitet von vergoldeten Engelchen. Aber nicht nur von denen. Bernardino Castelli hat dem Patrizier einen aussagefähigen Rahmen gegeben. Was ich über ihn finden konnte ist, dass er Patriarch von Venedig die Diözese leitete, und sich großzügig gegenüber den Armen zeigte. Mit Meinungen zu politischen Themen hielt er sich zurück.

Seine moralischen Werte hat der Künstler, neben dem Wappen, dargestellt: die Liebe zur Heimat, die Barmherzigkeit, die Beständigkeit, den Edelmut, die Klugheit, die Gerechtigkeit und den Glauben.

Die Decke im Thronsaal im Palazzo Ca‘ Rezzonico

bekommt meinen letzten Blick, bevor es weitergeht. In einer Gemeinschaftsarbeit zwischen Giambattista Tiepolo und Girolamo Mengozzi Colonna wurde die Decke mit einem, wie ich finde besonderen Thema, gestaltet. Die Hauptfigur mit dem Lorbeerkranz stellt den Verdienst dar. Kein Verdienst ohne die Tugend und den Edelmut. Hochgehalten wird auch das ‚Goldene Buch‘ in dem die vermerkt sind, die dem venezianischen Adel angehören, und in den sich die Familie Rezzonico eingekauft hat.

Ganz ehrlich, ich weiß nicht, wie es euch geht – den Verdienst habe ich im ersten Moment für einen ‚Teufel‘ gehalten. Sieht doch aus, als ob der Hörner hätte? Der Gesichtsausdruck vom Edelmut (links) …. hmmm ….

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Im Tiepolo-Saal im Palazzo Ca‘ Rezzonico in Venedig

ist eine weitere Deckenbemalung von Giambattista Tiepolo zu sehen. Insgesamt hat der Namensgeber dieses Raumes vier Decken im Palazzo gestaltet. Wie im Raum davor, werden auch hier Allegorien dargestellt: Die Würde und die Tugend siegen über die Unwissenheit. Und da seine Auftraggeber von Adel waren, symbolisiert er dies mit dem kleinen Pagen, der die Schleppe trägt.

Pietro Barbarigo (der aus dem Thronsaal) hat dieses Werk für seinen Palazzo in Auftrag gegeben, es stammt also nicht Original aus dem Palazzo Ca‘ Rezzonico. Faszinierend fand ich schon in den Palazzi in Florenz die kunstvollen Möbelstücke.

Glaubt jetzt bitte nicht, dass ich euch durch alle Räume des Palazzo führen werde – ein Ding der Unmöglichkeit. Und auch in den einzelnen Räumen gibt es noch weit mehr zu sehen, als hier in meinem Bericht. Es soll ja noch viel Raum für eure persönliche Besichtigung vor Ort in Venedig sein. Und ihr wisst ja, wie in allen anderen Berichten, das was ich euch zeige, spricht in erster Linie mich an, und soll euch vielleicht dazu animieren, euch selber in den jeweiligen Objekten umzusehen. Weiter geht es jetzt in den

Brustolon-Saal im Palazzo Ca‘ Rezzonico in Venedig

der wie der vorherige Saal nach dem Künstler Andrea Brustolon benannt wurde.

Wer war Andrea Brustolon?

Andrea Brustolon wurde am 20.7.1662 geboren und absolvierte in seiner Heimatstadt Belluno eine Ausbildung beim Bildhauer Filippo Parodi. Bei einem zweijährigen Aufenthalt in Rom verfeinerte bei barocken Bildhauereien seinen Stil. Brustolons Holzmöbel und -schnitzereien wurden aus Walnuss- Buchsbaum- und Ebenholz gefertigt. Irgendwann wurden fast alle Barockschnitzereien von hochwertigem Stil ihm zugeschrieben.

Kunstvoll geschnitzte Figuren mit Allegorien an den Stühlen dienten nicht der Bequemlichkeit. Die Etikette schrieb zu dieser Zeit vor, dass man sich aufrecht auf einen Stuhl setzte, ohne die Rückenlehne zu berühren. 1685 kehrte Brustolon in seinen Heimatort Belluno zurück und fertigte von dort nur noch Andachtsskulpturen oder Tabernakel. Am 25.10.1732 starb er in Belluno.

Im Ballsaal des Palazzo hab ich euch schon die von Brustolon gefertigten Stühle und Sessel gezeigt. Seine Arbeiten sind eigentlich durch den gesamten Palazzo zu bewundern. In ’seinem‘ Raum zog eine Konsole meine Aufmerksamkeit an – ich finde, eine wahnsinnig tolle Arbeit.

Brustolon hat im unteren Teil dieser Konsole, auf der fünf Vasen abgestellt sind, Herakles dargestellt, der in einer der zwölf Aufgaben, die ihm gestellt worden sind, die Hydra von Lerna und den Zerberus bezwingt. Die Keule in der Hand, trägt er mit seinen Schultern die Ablagefläche für die weiteren Aufbauten. Auf der Platte aus einem Holzstamm stellt er drei angekettete Mohren aus Ebenholz, die gemeinsam eine große orientalische Vase halten. Rechts und links platziert er zwei Bärtige, die jeweils zwei Vasen halten.

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Die Decke im Brustolon-Saal im Palazzo Ca‘ Rezzonico

setzt sich aus elf Gemälden zusammen, die sich in Größe und Form wahllos unterscheiden. Im Mittelpunkt soll Jupiter stehen, umringt von weiteren Göttern. Die Sinne wurden vom Künstler in Figuren abgebildet, und vier monochrome Bilder greifen das Thema des Deckenbildes im Ballsaal auf – es stellt die vier Kontinente dar. Schwarz/weiß und nicht so üppig wie im Ballsaal wurden sie für den Palazzo Nani am Canale di Cannaregio angefertigt.

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Mein Kopf bleibt noch im Nacken – immer wieder begeistert war ich, wie auch hier, über die

Kristallkronleuchter im Brustolon-Saal im Palazzo Ca‘ Rezzonico

Dieser Leuchter ist wirklich ein besonderes Schätzchen, und so nicht oft zu finden. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde er in der Glasfabrik Giuseppe Briati aus Murano angefertigt. Dekoriert mit bunten Blumen und Glasperlen leuchten auf zwei Reihen zwanzig Kerzen. Wunderschön, gell ….

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Noch ein Blick zu den zwei wunderschönen Schränken, die Andrea Brustolon im Auftrag der Familie Venier angefertigt hatte. Die Patrizierfamilie ist eine der ältesten der Lagunenstadt. Sage und schreibe drei Familienmitglieder wurden zum Doge von Venedig gewählt. Wenn ihr in der Liste der Palazzi von Venedig schaut, dann lest ihr richtig, wenn ihr mehrfach den Namen entdeckt. Zwei Grabmale der Dogen Venier findet ihr in der Kirche San Zanipolo, von mir bekam diese Kirche den Beinamen ‚Kirche mit den prachtvollen Grabdenkmälern‘ – sie ist wirklich sehenswert.

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Adelsfamilien feiern, dafür ist der Ballsaal da – sie müssen aber auch repräsentieren und Gäste empfangen. Auch dafür braucht es einen angemessenen Raum,

der Portego im Palazzo Ca‘ Rezzonico in Venedig

Man könnte diesen Raum auch als Durchgangszimmer bezeichnen, auf der Fensterseite verbindet es die Zimmer, auf der anderen Seite die Stockwerke.  Von den Sockeln der Seitenwände beobachten Marmorbüsten die Besucher. Wer genau schaut, der wird auf der Seite der Sänfte den Neid erkennen, nicht wirklich schön wie der dargestellt wird. Alt, hässlich von Neid zerfressen ….

Diesen Raum, und vor allem die allegorischen Figuren muss man wirken lassen. Schaut selbst.

Vom Portego geht es über ein schlichtes Treppenhaus nach oben, direkt in

den Gemälde-Portego im Palazzo Ca‘ Rezzonico in Venedig

In diesem großen Raum werden die wichtigsten Gemälde, die das Museum zu bieten hat, den Besuchern präsentiert. Ich gehe zwar gerne in Gemäldegalerien oder in Museen, es gibt da aber durchaus Gemälde, ja sogar ganze Räume, da bin ich blitzschnell und ohne dass ‚Emma‘ etwas zu arbeiten hat, durch. Und dann gibt es Räume, da könnte ich mir jedes Gemälde genauer anschauen – ich nenne es gerne ein ‚Wimmelbild‘. In Anlehnung an die übergroßen Bilderbücher, auf denen es auf einer Doppelseite richtig viel zu entdecken gibt. Wo es kleine Details ausmachen.

Ein solches kleines ‚Wimmelbild‘ habe ich im Raum mit dem

Gemälde „La Sagra di Santa Marta“ im Palazzo Ca‘ Rezzonico

gefunden. Gaspare Diziani, der italienischen Maler, hat sich hauptsächlich historischen, religiösen und landschaftlichen Motiven verschrieben. Er war bekannt für eine akkurate Maltechnik, die auch ins Filigrane ging. Bis ins Detail hat der Maler die Momente der Lebensfreude der Venezianer eingefangen – sie feiern am Vorabend des Gedenktages der Hl.  Marta ein Fest. Mich nimmt er dabei mit, wie es im 18. Jahrhundert in Venedig zuging, auch wenn ich nicht zu dieser Zeit leben wollte. Wenn ihr mehr über die Hl. Marta, die am 29.7. ihren Gedenktag feiert, lesen möchtet, dann klickt HIER.

Euch alle Gemälde einzeln zu beschreiben, ist nicht meine Intention. Solltet ihr aber Interesse für Gemälde haben, dann solltet ihr euch den Palazzo auf den Besichtigungsplan setzen, wenn ihr in Venedig seid. Und nicht nur deshalb.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Oder anders gesagt: Vater Maler, Sohn Maler. Der Vater, Giovanni Battista Tiepolo, einer der bedeutendsten Maler des ausklingenden Barocks und Rokokos muss die Begabung seinem Sohn wohl in die Wiege gelegt haben. Ihr erinnert euch, Papa Tiepolo ist der, der das Treppenhaus in der Würzburger Residenz verziert hat, sein Sohn half ihm bei den Arbeiten. Einige Räume hier im Palazzo erinnern an ihn –

Giandomenico Tiepolo in Zianigo im Palazzo Ca‘ Rezzonico in Venedig

Für seine Werke, die zwischen 1759 und 1797 entstanden sind, hat die Stadt Venedig ein wunderschönes Ambiente in den kleinen Räumen geschaffen. Keine Auftragsarbeiten sind hier entstanden, Giandomenico hat sie aus Freude zur Malerei in seinem Wohnhaus geschaffen, und ihnen in der Villa der Familie ein Zuhause gegeben. Vielleicht kommt euch ein Gemälde bekannt vor? Es ist auf dem Plakat am Eingang abgebildet, ihr seht es als mein Beitragsbild. Erklärungen zu den Gemälden würden den Rahmen sprengen, ich finde sie wunderschön – ihr vielleicht auch?

In der kleinen Kapelle werden weitere Fresken gezeigt. Vermutlich sind sie eines der ersten Werke, die Giandomenico Tiepolo in seiner Villa geschaffen hat. Der jüngere Bruder von Giandomenico gehörte dem Somaskerorden an. Dieser hat sich der Pflege von Kranken verschrieben, richtete Waisenhäuser für Kinder ohne Zuhause ein, betreute die Sterbenden und beerdigte sie. Gegründet wurde der Orden von Girolamo Miani, den Orden benannte er nach seinem Gründungsort – und die Kapelle wurde dem Gründer geweiht.

Im Altarbild beten der Hl. Girolamo Miani und der Apostel Jakob die Mutter Gottes mit dem Jesuskind an. Rechts und links neben dem Altar zeigt Tiepolo Szenen aus dem Leben des Heiligen.

Im Longhi-Saal im Palazzo Ca‘ Rezzonico in Venedig

ist das vierte Deckenbild von Giambattista Tiepolo. 1732 hat er es zu Ehren der Hochzeit von Antonio Pesaro gemalt, und greift das allgegenwärtige Thema des Barocks auf: Frühlingserwachen, die Natur blüht auf – Grund für Fröhlichkeit.

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Dieser Saal heißt nicht ohne Grund „Longhi-Saal“. Wie bei anderen Räumen im Palazzo auch, sind einige nach den Künstlern benannt, deren Werke dort zu sehen sind.

Die kleinen Bilder zeigen Szenen aus dem täglichen Leben in Venedig. Natürlich darf der Karneval von Venedig als Thema nicht fehlen. Man könnte aber auch fast den Eindruck bekommen, dass Pietro Longhi, von dem die ganze Bilderserie stammt, mit dem Auge am Schlüsselloch der Türen in den Palästen war. Wie ging es hinter diesen Türen zu? Geht es beim Adel, zwar vielleicht ein bisschen vornehmer, aber doch auch ganz normal zu? Es lohnt sich ein Blick auf die kleinen Einblicke ….

Im nächsten Raum bestimmt das Mobiliar den Namen –

der Saal der grünen Lackmöbel im Palazzo Ca‘ Rezzonico in Venedig

soll einer der schönsten Räume im Palazzo sein. Hmm … das liegt sicher immer im Auge des Betrachters, bzw. des Besuchers. Vielleicht ist die fernöstliche Kunst ja nicht jedermanns Geschmack. Im Schloss Troja in Prag sind da einige Räume mit dieser Kunst geschmückt – für mich steht sie nicht ganz vorne, obwohl sie ohne Zweifel nett anzuschauen ist.

Wie der Adel im 18. Jahrhundert genächtigt hat, wird im

Alkoven (Schlafzimmer) im Palazzo Ca‘ Rezzonico in Venedig

nachgestellt. Original war das Schlafzimmer genauso im Palazzo Carminati eingerichtet. Wer sich gemütlich mit Kissen am Kopfteil anlehnen wollte … ich glaube, das wäre nicht sehr ehrfürchtig gegenüber der Hl. Familie gewesen samt den Heiligen Anna und Johannes, die das Kopfteil schmücken.

Ein Original-Waschgeschirr, 58 teilig, aus dem 17. Jahrhundert dürft ihr vor Ort selbst bestaunen. Einen Blick werfe ich noch ins Boudoir – ein lauschiges Plätzchen für eine Tasse Tee und einem Buch.

Das war’s mit meinem Rundgang durch den Palazzo Ca‘ Rezzonico. Hab ich euch Lust gemacht, den bei einem Venedig Besuch anzuschauen? 

Weitere Eindrücke aus dem Palazzo Ca‘ Rezzonico in Venedig

bekommt ihr zum Abschluss aus den übrigen Räumen im Palazzo.

Wer sich nach dem Besuch und viel Kunst ausruhen möchte, der hat

im Innenhof des Palazzo Ca‘ Rezzonico in Venedig

in einem kleinen Café die Möglichkeit dazu. Ich hab einen letzten Blick hinauf zu den zuvor besichtigten Räumen geworfen, bevor es dann über die kleine Brücke am Canal Grande zu unserer weiteren Besichtigungsrunde ging.

So kommt ihr zum Palazzo Ca‘ Rezzonico mit dem Museo del Settecento Veneziano in Venedig

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