Im Sestiere Dorsoduro in Venedig befindet sich die die Kirche San Trovaso, die sich mit zwei Kirchenfronten im Stil der Renaissance den Besuchern zeigt.
Wir haben uns bei unserem Langzeitaufenthalt in Venedig vorgenommen, alles was zu Fuß zu bewältigen ist, wird ‚abgearbeitet‘, um dann anschließend mit einem Wochenticket für die Vaporetti die weiter entfernten Ziele anzusteuern. Dorsoduro ist ein Stadtviertel (Sestiere), den man bequem von Anfang bis Ende zu Fuß entdecken kann. Wenn man den Stadtplan der Lagunenstadt gerade nicht im Kopf hat, so kann man sich den Sestiere Dorsoduro als rechte Hand vorstellen – die linke Hand ist Cannaregio (ab dem Bahnhof von Venedig) und wie zwei schützende Hände umschließen sie, die weiteren Stadtteile, die jenseits des Canal Grande liegen.
Wir waren gerne in Dorsoduro unterwegs, ist es doch ein wenig ‚luftiger‘ als in den engen Altstadtgässchen von San Marco oder San Polo. Wobei das ja auch seinen Reiz hat. Damit wir in diesen vier Wochen in Venedig möglichst viel sehen, habe ich die Stadt in meiner Vorbereitung in kleine Planquadrate aufgeteilt. Und eines davon führt uns heute in die Ecke rund um die Kirche San Trovaso (Chiesa di San Trovaso).
Kommt jetzt mit zu
Inhaltsverzeichnis
- 1 meiner Besichtigung der Kirche San Trovaso in Venedig
- 2 Meine Innenbesichtigung in der Kirche San Trovaso in Venedig
- 2.1 ein bisschen Baugeschichte zur Kirche San Trovaso in Venedig
- 2.2 Hauptaltar in der Kirche San Trovaso in Venedig
- 2.3 Kapelle des Allerheiligsten in der Kirche San Trovaso in Venedig
- 2.4 Milledonne-Kapelle in der Chiesa di San Trovaso in Venedig
- 2.5 Kapelle Molin in der Kirche San Trovaso in Venedig
- 2.6 Die Seitenkapellen in der Kirche San Trovaso in Venedig
- 2.7 Orgel in der Kirche San Trovaso in Venedig
- 2.8 Lichtspielereien in der Kirche San Trovaso in Venedig
- 2.9 die Weihnachtskrippe in der Kirche San Trovaso in Venedig
- 2.10 Das könnte Euch auch interessieren:
- 2.11 So kommt ihr zur Kirche (Chiesa) San Trovaso in Venedig
meiner Besichtigung der Kirche San Trovaso in Venedig
die am gleichnamigen Rio de San Trovaso liegt, der den Canal Grande mit dem Canal della Guidecca verbindet. So gut wie jede Kirche in Venedig hat einen Kirchplatz, auch hier –
der Campo San Trovaso in Venedig
über den man den Eingang zur Kirche erreicht. Typisch ist die leichte Erhöhung des Campos mit der man das Regenwasser für den Brunnen in der Mitte des Platzes aufgefangen und gespeichert hat.
Die Außenansicht der Chiesa di San Trovaso in Venedig
bietet als Besonderheit zwei Eingänge. Warum? Dazu später mehr. Bei unserem Besuch war einer der Eingänge durch Baumaßnahmen nicht zu betreten. Diese waren bei unserem erneuten Besuch in Venedig im Dezember 2023 beendet und dient jetzt als Haupteingang. Die untergehende Wintersonne hat die Fassade in ein warmes Licht gehüllt, und ich muss euch dieses Foto unbedingt zeigen.
Meine Innenbesichtigung in der Kirche San Trovaso in Venedig
beginnt wie immer bei meinen Kirchenbesichtigungen mit dem Gesamteindruck der Kirche.
Da heißt es mal wieder systematisch vorgehen mit der weiteren Besichtigung. Bevor ich da aber anfange, bekommt ihr
ein bisschen Baugeschichte zur Kirche San Trovaso in Venedig
die sehr weit zurückgeht. Man ist sich etwas unsicher, ob man bis ins 8. Jahrhundert mit der Ursprungskirche zurück kann, aber sicher überliefert ist, dass im 9. Jahrhundert eine Kirche zu Ehren der Hl. Gervasius und Protasius hier stand. Über das Leben und Wirken des Zwillingspaars, das zu Zeiten von Nero lebte, ist nicht viel zu finden. Auf Kaiser Diokletians Anweisung starben sie den Märtyrertod in Mailand. Aus beider Namen entstand der Kirchenname.
Warum und wieso die Kirche, die schon sehr früh zur Pfarrkirche erklärt wurde, 1028 mit einer Finanzspritze der Adelsfamilie Barbarigo neu aufgebaut werden musste ist unklar. Klar ist aber, wenn zwei verschiedene Chefs was zu melden haben, kann das nicht gutgehen. So war es auch mit der Kirche, zum einen unterstand sie den Patriarchen von Grado, zum anderen hatten auch die Bischöfe von Olivolo ein Wörtchen mitzureden. Das ging lange nicht gut, bis man sich dann 1041 zu einer Kompromisslösung entschloss. Beide wählten einen Pfarrer und versuchten den einvernehmlich zu leiten.
Wie so oft in frühen Jahren, ein Brand machte die ganze Aufbauarbeit wieder zunichte und so musste 1105 wieder neu aufgebaut werden. Ein erneuter Brand ließ die Kirche in der Nacht vom 12. September 1583 einstürzen. 1584 wurde der Grundstein für die neue Kirche gelegt, die 1657 geweiht werden konnte. Man schreibt die Fassadenplanung dem Architekten Andrea Palladio zu, der bedeutendste Architekt der Renaissance in Oberitalien. Orientiert hat er sich in seinem Stil an der römischen Antike und an so Größen wie Michelangelo oder Bramente. Man wird Palladio in Venedig noch öfter in seinen Werken begegnen.
Soll man jetzt glücklich darüber sein, dass man andere Kirchen auflösen musste? Dies machte eine Vergrößerung des Pfarrgebietes notwendig und dank freier Almosen konnten die 1857 in die Erneuerung und Vergrößerung der Kirche gesteckt werden. Da nur zwei Kapellen nach dem Einsturz erhalten blieben, wurden mit der Restaurierung auch alle anderen Altäre erneuert.
Und warum hat diese Kirche nun zwei große Haupteingänge?
Kennt ihr das bei zwei Streithähnen – die trennt man, damit die sich nicht weiter in den Haaren liegen. Dass man jetzt ausgerechnet bei einem Kirchgang die zwei rivalisierenden Gruppen Castellani und Nicolotti mit separaten Eingängen trennen muss, erzeugt bei mir Stirnrunzeln. Wozu geht man denn in die Kirche? Muss man sich da noch an der Kirchentüre zoffen?
Wer sind die Castellani und Nicolotti?
Zu Zeiten als die Bezirke von Venedig vom Dogen von Venedig aufgeteilt wurden, erhielten die Castellani Bürgerrechte in drei Bezirken u.a. in Dorsoduro. Die damals noch Cannaruoli genannte Gruppe, bekamen ebenfalls drei Bezirke. Also kein Grund zu einem Streit. Bis 1307 den Cannaruoli, die sich dann in Nicolotti umbenannten, fünf Bezirke in Dorsoduro zugeteilt wurden.
Die Castellani waren Arbeiter, die im Arsenal beschäftigt waren und im östlichen Teil von Venedig lebten. Die Nicolottis waren Fischer und lebten am anderen Ende der Stadt. Wirklich historisch bewiesen ist die Fehde unter den beiden Parteien nicht. Aber es wird beschrieben, dass die Serenissima auch nichts gegen diese Spaltung innerhalb der Einwohner unternahm. Vermutlich deshalb, weil eine gespaltene Einwohnerschaft nicht in der Lage gewesen wäre, einen Gesamtaufstand zu organisieren.
Mit einer kleinen Eintrittsgebühr kann man die Kirche besichtigen. Sie ist auch im Chorus-Pass von Venedig beinhaltet. Ein Kirchen- und Museumspass, den wir uns im Vorfeld im Internet für 50 € besorgt haben. Der bietet freien Eintritt in ca. 18 Kirchen von Venedig, in den Dogenpalast, das Museo Correr und noch weitere sehenswerte Museen der Stadt. Ihr werdet in meinen Berichten in einige davon einen Einblick erhalten. So, jetzt geht es aber los mit der Detailbesichtung, und die beginnt mit dem
Hauptaltar in der Kirche San Trovaso in Venedig
dem Presbyterium.
Das Altarbild des Hauptaltars von San Trovaso
zeigt das Martyrium der beiden Schutzpatrone der Kirche. 1910 kam es in die Kirche und zeigt Protasius, wie er auf seine Enthauptung wartet, während sein Zwillingsbruder bereits tot am Boden liegt.
Ihm begegnet man in Venedig wirklich oft, Jacopo Tintoretto. In vielen Kirchen und Museen kann man seine Werke bewundern. In der Scuola Grande di San Rocco sind viele seiner Werke zu bewundern, die er eigens für die Scuola geschaffen hat. Ebenso kann man in seiner Pfarrkirche Madonna dell Orto seine Werke sehen, aber auch seine letzte Ruhestätte.
Ich habe mich Anfangs an seinen Stil gewöhnen müssen, wenn man ihn aber ein paarmal gesehen hat, dann kann man ihm seine Werke sofort zuordnen. Meist sind die Gemälde sehr dunkel in den Farben. Ich habe nur sehr wenige von ihm gesehen, die heller und farbenfroher waren. Hier in San Trovaso haben Vater und Sohn ihr Spuren hinterlassen.
„Die Anbetung der Hl. Drei Könige“ von Domenico Tintoretto
ist rechts vom Altar zu sehen. Ende des 16. Jahrhunderts hat der Sohn von Jacopo Tintoretto, Domenico Tintoretto dieses Gemälde gemalt. Man muss es nicht erklären.
Gegenüber stellt er in gleicher Größe dar, wie
„Der Hl. Joachim wird vom Tempel verjagt“ von Domenico Tintoretto
Auch dieses Ölgemälde entstand im gleichen Zeitraum. Vater Tintoretto war bekannt, dass er viele biblischen Themen in seinen Gemälden aufgegriffen hat, sein Sohn hat sich ebenfalls diesen Themen angenommen. Joachim wird des Tempels verwiesen, weil er kinderlos ist. Als Vision ist aber schon die Begegnung mit Maria erkennbar, und, dass sie ihm einen Sohn schenkt.
Wer war Domenico Tintoretto?
Domenico Tintoretto wurde als ältester Sohn von Jacopo Tintoretto am 27. November 1560 in Venedig geboren. Im Alter von etwa 20 Jahren fing er regelmäßig in der Werkstatt seines Vaters an zu arbeiten. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm – ganz im Stil seines Vaters gestaltete er seine Malerei und konnte so seinen Vater bei Großaufträgen unterstützen. So war er auch an der Neuausschmückung des Dogenpalastes beteiligt. Sein Vater konnte sich so auf seinen Großauftrag in der Scuola Grande di San Rocco konzentrieren. Auch von ihm kann man in Venedig viele seiner Werke bewundern.
Nach dem Tod seines Vaters übernahm er die Leitung der Werkstatt. Nach seinem Tod im Mai 1635 fand er in der Kapelle in der schon sein Vater und seine Halbschwester sind, seine letzte Ruhestätte. Da er kinderlos blieb, ging die Werkstatt weiter in die Hände seiner jüngeren Geschwister und an seinen Gehilfen.
Wer durch den Kircheneingang direkt am Rio de San Trovaso in die Kirche kommt, steht ihr direkt gegenüber – der
Kapelle des Allerheiligsten in der Kirche San Trovaso in Venedig
Wie ihr bei der Gesamtansicht der Kirche gesehen habt, gibt es ein einziges Längsschiff. Der Grundriss hat die Form eines Kreuzes. Zwei Kapellen haben den Einsturz 1583 teilweise überlebt, diese Kapelle ist eine davon. Wer genau schaut, der sieht an der linken Säule das eingravierte Datum 1556, vermutlich der Abschluss der damaligen Restaurierung. Wie in so vielen Kirchen werden die Kapellen und Seitenaltäre oft gesponsert, so auch in San Trovaso.
In dieser Kapelle hat Jacopo Tintoretto mit seinen beiden Gemälden „Letztes Abendmahl“ und „Die Waschung der Füße“ zur Ausschmückung beigetragen. Eines seiner wichtigsten Werke ist das Letzte Abendmahl, und das Originalbild der Fußwaschung findet man in London.
Rechts vom Altar wird David als Krieger dargestellt, trotzdem unverkennbar mit Krone und der Harfe in der Hand. Links steht Melchisidek, ein mythischer König, in der Hand Brot und Krug. Wenn ihr mehr über ihn nachlesen möchtet, dann klickt HIER.
Wer war Jacopo Tintoretto?
Jacopo Tintoretto wurde 1518 in Venedig als Jacopo Robusti geboren und wurde als Künstler il Tintoretto genannt. Bereits als junger Mann verkaufte er seine Bilder auf der Straße, bekam Aufträge für Portraits und machte sich ab 1537 in San Cassiano mit seiner Werkstatt selbstständig. 1547 schuf er mit dem Abendmahl eines seiner ersten Kirchenwerke.
1547 zog er nach Cannaregio, unweit der Kirche Madonna dell’Orto und baute eine intensive Verbindung mit dem dort lebenden Orden auf. 1548 erfolgte der Auftrag zur Ausmalung der Kirche. 1574 erwarb er im Sestiere ein Haus, wo er bis zu seinem Tod am 31. Mai 1594 lebte. Auch international erwarb sich Tintoretto einen guten Ruf, so dass heute viele seiner Werke in aller Welt zu finden sind.
Mit einer Drehung steht man vor der
Milledonne-Kapelle in der Chiesa di San Trovaso in Venedig
die sich links vom Hauptaltar befindet. Antonio Milledonne hat ihn gespendet, und wie oft, wird es dann auch die Grabkapelle des Sponsors. Er ist am Altar begraben.
Das Altargemälde zeigt die „Versuchungen des Hl. Antonius“ und stammt aus der Hand von Jacopo Tintoretto.
Rechts vom Hauptaltar befindet sich die
Kapelle Molin in der Kirche San Trovaso in Venedig
In dieser Kapelle war wieder Domenico am Werk, mit dem Altarbild „Christus am Kreuz und Maria“. 1589 ist es entstanden.
In so gut wie keiner Kirche darf er fehlen, mal als Statue, mal als Gemälde. Hier links von der Kapelle wird der Hl. Josef mit dem Christuskind gezeigt.
Die Seitenkapellen in der Kirche San Trovaso in Venedig
Euch die jetzt alle einzeln vorzustellen? Ich lass es, dafür lasst sie einfach wortlos auf euch wirken.
Mein obligatorischer Blick zur
Orgel in der Kirche San Trovaso in Venedig
darf natürlich auch nicht fehlen. Nein, es ist in den Kirchen Venedigs nicht üblich, dass die sich an der Stirnseite, meist über dem Eingang, befinden. In einigen Kirchen befindet sie sich auch hinter dem Altar. 1765 wurde die Orgel für die Kirche gebaut.
Wir konnten in unseren vier Wochen in Venedig wahrlich nicht über das Wetter meckern. Durch die großen Fenster war das für meine Emma natürlich etwas schwierig alles ohne Dunst einzufangen. Es ist halt so. Aber der Sonneneinfall hat uns auch zu
Lichtspielereien in der Kirche San Trovaso in Venedig
animiert. Wenn’s mal wieder länger dauert …
Bei unserem erneuten Aufenthalt in Venedig über Weihnachten und Silvester 2023 musste ich natürlich einzelnen Kirchen nochmal einen Besuch abstatten. Ich war auf der Spur der Weihnachtskrippen, und wurde fündig –
die Weihnachtskrippe in der Kirche San Trovaso in Venedig
wurde gleich neben dem Eingang aufgebaut. So kann man sie ohne Eintrittsgebühr besichtigen (wie in den anderen Kirchen mit Eintritt auch).
Es gibt noch einiges mehr in der Kirche zu entdecken, aber das dürft ihr selbst vor Ort machen.
Ich mag dieses Viertel um die Kirche San Trovaso. Nicht nur, dass es am Rio de San Trovaso zwei, immer gut besuchte, kleine Bars gibt die unsere geliebten Leckereien, die Cicchetti (Venezianische Tapas) anbieten. Gleich neben der Kirche gibt es eine historische Bootswerft und noch mehr zu sehen …
Das könnte Euch auch interessieren:
Der Squero (Bootswerft) di San Trovaso in Venedig