Die Kirche Santa Maria dei Carmini in Venedig (oder auch Santa Maria del Carmelo) liegt im Sestiere Dorsoduro und befindet sich neben der Scuola Grande dei Carmini in der Nähe des Campo di Santa Margherita.

Das was für heute auf dem Besichtigungszettel steht, lässt uns schon früh am Morgen in die Lagunenstadt fahren. Unsere Ferienwohnung auf Zeit in diesen vier Wochen ist in Mestre. Von dort aus sind wir in ca. 20 Minuten mit der Tram ganz bequem in Venedig am Piazzale Roma, dem zentralen Busbahnhof und können unsere Tour durch Dorsoduro starten. Bereits in unserem Langzeitaufenthalt in Florenz haben wir deutlich zu spüren bekommen, dass Kirchen ebenfalls eine Siesta einlegen. Und da gibt es keine genau festgelegte Zeit, jede schließt und öffnet wie es ihr eben beliebt. Selbst wenn sie im Chorus-Pass beinhaltet ist, heißt das noch lange nicht, wie bei den meisten in diesem Pass – ganztägig zu besichtigen. Dass wir jetzt im Oktober auf heißen Stufen sitzen wie in Florenz – tatsächlich im wörtlichen Sinne, wir hatten 38 Grad – um eine Öffnungszeit abzuwarten, kann uns um diese Jahreszeit und mit einem frühen Start in den Tag nicht passieren.

Im Sestiere Dorsoduro sind es hauptsächlich, wirklich sehr sehenswerte Kirchen, die auf meinem Besichtigungsplan markiert sind. Aber auch ein paar, ebenfalls sehenswerte Museen, bietet dieses Viertel. Ihr werdet sie auf meinem Reiseblog kennenlernen. Wenn wir auf solchen Touren unterwegs sind, egal in welcher Stadt, dann wird erstmal der Plan abgearbeitet. Lotte (unser Navi) hilft uns bei diesem Vorhaben, dass wir, ohne uns zu verlaufen, von A nach B kommen. Erst dann lassen wir uns durch die Viertel treiben, oder fahren dafür an einem anderen Tag in die Lagunenstadt. Ich mein, bei vier Wochen haben wir ja auch alle Zeit der Welt dazu.

So, los geht es mit

meiner Besichtigung der Kirche Santa Maria dei Carmini in Venedig

die einfach zu finden ist, wenn man sich am Campo di Santa Margherita orientiert. Wenn! Denn wie so oft haben wir das Feld von der anderen Seite aufgerollt und kamen von der Kirche San Sebastiano durch enge Gässchen zur Kirche. Puhh, da geht es so richtig eng her mit dem Kirchenbau. Ganz ehrlich, da wir auch noch die Scuola Grande dei Carmini gleich nebenan besucht haben, habe ich mich nicht weiter um eine totale Kirchenansicht gekümmert. Geöffnete Türe an der Seite, und zack war Inge drin 😅

Sie soll aber mit geschwungenem, dreigeteiltem Giebel im Renaissance-Stil, der dem Baumeister da Lugano zugeschrieben wird, sehr schön sein. Somit bleibt euch jetzt nur die enge

Außenansicht der Kirche Santa Maria dei Carmini in Venedig

wie ich sie wahrgenommen habe. Interessiert euch die Vorderfront, dann klickt gerne HIER.

Bevor ich mit

meiner Innenbesichtigung der Kirche Santa Maria dei Carmini in Venedig

starte, gibt es davor

ein bisschen Baugeschichte zur Kirche Santa Maria dei Carmini Venedig

die auch Santa Maria del Carmelo genannt wird. Dieser Name geht zurück auf die Erbauer der Kirche. 1286 wurde sie im gotischen Stil von den Karmeliter Brüdern erbauen lassen. So ab 1125 siedelte sich dieser Orden in Venedig an. Am 6. April 1348 wurde sie im Beisein von mehreren Bischöfen geweiht. Ab 1300 kamen auch die weiblichen Karmelitinnen dazu und 1594 wurde für beide Geschlechter des Ordens die Scuola dei Carmini gleich gegenüber der Kirche gebaut. Bis 1810 war der Orden hier ansässig, dann das Kloster aufgelöst wurde.

Keine Kirche ist für die Ewigkeit erbaut, und so wurde auch die Kirche Santa Maria dei Carmini im 16. Jahrhundert umgebaut. Aus Gotik wurde Renaissance – und bis die Kirche im Inneren vollständig ausgestaltet war, schrieb man das 18. Jahrhundert.

Der Kirchturm schrieb seine eigene Historie: Anfang des 17. Jahrhunderts wurde er erbaut, um dann mehrmals vom Blitz getroffen zu werden. Da er ein bisschen schief daher kam, wurde er 1688 gerade gerückt. Auch in der Folge musste man ihn noch weiter stützen und reparieren.

Jetzt kommt mit ins Innere, die wieder einmal bestätigt, dass man sich vom Äußeren nicht täuschen lassen darf. Das könnte mal wieder etwas länger dauern – mein Gedanke, als ich in dem dreischiffigen Kirchenbau stand.

Die Innenansicht der Kirche Santa Maria dei Carmini in Venedig

Und so war es dann auch.

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Solche Gesamtaufnahmen in meinen Kirchenberichten sollen aber nicht signalisieren: die Kirche ist nicht gut besucht. Ich kann da sehr geduldig oft 10/15 Minuten warten, bis sich mir dieser Blick bietet. Ihr wisst ja, ich mag kein schmückendes Beiwerk in Form von Menschen auf meinen Fotos. Ich möchte mich selbst auch nicht im Internet auf Fotos wiederfinden. Tja, wie jetzt in dieser reichhaltig ausgestatteten Kirche anfangen? Ich bin den Mittelgang vor zum

Hochalter der Kirche Santa Maria dei Carmini in Venedig

an dem sich mehrere Künstler verewigt haben.

Sofort fällt das hängende Holzkruzifix auf, das Paolo Veneziano Ende des 14. Jahrhunderts gemalt hat. Übergroß rechts und links Gemälde, die ‚Emma‘ leider nicht optimal einfangen konnte. Bedeutet – ihr müsst sie euch selber vor Ort anschauen 😉

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Zwei Engel flankieren den Hochaltar, und etwas versetzt erblickt man das große Altarbild „Maria Himmelfahrt“. Es ist eine Kopie des Gemäldes von Tiziano, das in der Frari-Kirche zu sehen ist. Im Chorgestühl aus Holz, links und rechts vom Altar, sind Figuren von Heiligen des Karmeliterordens zu sehen.

Ich widme mich jetzt dem nächsten Blickfang in der Kirche –

die Arkaden in der Kirche Santa Maria dei Carmini in Venedig

Dazu gehe ich den Mittelgang in dem insgesamt 97 Meter langen Hauptschiff wieder zurück. 24 Säulen teilen das deutlich höhere Hauptschiff in jeweils ein niedrigeres Seitenschiff. Irgendwie hat man bei dieser Gestaltung ein paar Stilrichtungen zusammengeworfen. Gotisch, romanisch und barocke Dekorationen sind erkennbar.

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Die 24 Säulen tragen Füße und Kapitelle aus dem 14. Jahrhundert. Licht fällt in das Hauptschiff durch halbrunde Fenster. Den oberen Teil der Flächen ziert ein 24-teiliger Gemäldezyklus mit Heiligen des Karmeliter-Ordens. Im 17.-18. Jahrhundert wurden sie von verschiedenen Künstlern gemalt.

Darunter sind über jeder Säule Statuen von Propheten und Heiligen. Meine ‚Emma‘ freut sich genauso wie ich über solche Fotomotive. Ist unten die Sicht auf die Sehenswürdigkeiten nicht frei, dann arbeiten wir halt in der Höhe 😊 Dabei habe ich mich schon teilweise am Gesichtsausdruck der Engel neben der Statuen amüsiert. Schaut selber, von gelangweilt über desinteressiert ist alles dabei. Was sich hier die Erschaffer wohl dabei gedacht haben?

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Ich bleibe noch bei meinem Höhenblick, und der geht zu der

Orgel und Sängertribüne in der Kirche Santa Maria dei Carmini in Venedig

die sich kurz vor dem Presbyterium befinden. Zwischen 1507 und 1514 wurden die Tribünen gebaut und von Andrea Schiavone so um 1548 bemalt. 1663 kam eine neue Orgel in die Kirche, die mehrfach restauriert wurde, um schlussendlich 1946 durch eine Mascioni-Orgel ersetzt zu werden.

Ihr merkt, nicht nur weil es so viele Schätze in manchen Kirchen zu bewundern gibt, dauert es mal wieder länger bei uns. Es ist auch dem geschuldet, dass ich wirklich abwarte, bis ich freie Sicht habe. Und die bietet sich mir jetzt bei einem Schätzchen der Kirche, dem

Altarbild „Anbetung des Jesuskindes“ in der Kirche Santa  Maria dei Carmini Venedig

Cima da Conegliano hat es 1509 gemalt, und ist im rechten Seitenschiff der Kirche zu bewundern. Ich finde seine leuchtenden Farben, mit denen er diese Szene darstellt, einfach nur schön. In der wunderschönen Kirche Madonna dell’Orto im Sestiere Cannaregio kann man ein ebenso farbenfrohes, leuchtendes Bild bewundern. Das sind aber nicht die einzigen Werke von ihm, denen man in Venedig begegnet.

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Ein paar Schritte weiter, ebenfalls im rechten Seitenschiff ist

der Altar „Madonna del Carmelo“ in der Kirche Santa Maria dei Carmini in Venedig

Mit Heiligen und Seelen ist die Namenspatronin der Kirche im Altarbild zu sehen. Zwischen 1592 und 1595 soll es von Pace Pace gemalt worden sein.

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Sorry, dass ich euch hier zum Künstler so gar keine Infos liefern kann. Ich habe diesen Namen nicht im Internet gefunden. Weiß jemand von euch mehr? Von wem die beiden Skulpturen an der Seite sind, darüber hüllt sich kein Nebel. Corradini und Torreto sollen sie geschaffen haben. Sie zeigen die Jungfräulichkeit (Corradini) und die Demut (Torreto). Ganz aus dem Rahmen fiel die Deckenbemalung über dem Altar zu dieser Zeit, die von Sebastiano Ricci 1708 ausgeführt wurde. Der „Engelflug“ wurde, zu dieser Zeit ungewöhnlich, auf einen Goldgrund gemalt. Der Altar wurde von der Bruderschaft der Scuol dei Camini gesponsert.

Ich persönlich finde ja die Innengestaltung der Kirche etwas … hmm … unübersichtlich. Nicht so wie meistens in anderen Kirchen, rechts und links Nischen mit Seitenaltären. Da wechselt sich ein Gemälde an der Wand mit einem kleinen oder auch größeren Altar, oder sonst einer Gestaltung. Das nächste

Altarbild „Verstellung Jesu im Tempel“ in der Kirche Santa Maria dei Carmini in Venedig

hat mich doch etwas verblüfft. Jacopo Tintoretto hat es in seinen Anfangsjahren so um 1541 gemalt. Selten habe ich seine Werke so farbenfroh wie hier gesehen. Meist wirken sie düster und sind in dunklen Farben gemalt. Viele seiner Werke sind in der Kirche Madonna dell‘ Orto in Venedig zu sehen, für die er die Ausschmückung der Kirche quasi als seine Pfarreikirche übernommen hat, und in der er auch seine letzte Ruhestätte zusammen mit zwei seiner Kinder gefunden hat.

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Erwähnenswert ist noch das

Altarbild „Apotheose des Hl. Nikolaus“ in der Kirche Santa Maria dei Carmini Venedig

die Lorenzo Lotto zwischen 1527 und 1529 malte. Rechts und links von der Hauptfigur stellt er Johannes den Täufer und die Hl. Lucia dar. Ganz unten, aber da braucht es schon einen genauen Blick um es zu erkennen, soll der Hl. Georg den Drachen töten.

Kritisiert hat Jahre später Dolce, Humanist, Dichter und Schriftsteller, den – in seinen Augen eigensinnigen – Gebrauch von Farbe und Schatten in diesem Gemälde. Tja, selber besser machen, würde ich da salopp kontern. Geschmäcker sind ja bekanntermaßen auch ziemlich verschieden. Euch wird sicher in meinen Fotos auch nicht alles gefallen, was ich gut finde. Macht euer eigenes Urteil bei dem Altarbild ….

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Auf der linken Seite, der dritte

Altar des Hl. Antonius von Padua in der Kirche Santa Maria dei Carmini in Venedig

ist egal ob als Altarbild oder einer Statue in sehr vielen Kirchen vertreten. Gäbe es bei mir eine Rangfolge der männlichen Heiligen, die ich quasi ins Herz geschlossen habe, so stünde er gleich nach meinem ‚Mukl‘ dem Hl. Nepomuk, den ich bei unserer Pragreise ins Herz geschlossen habe und dem Hl. Franz von Assisi, dessen Leben  in vielen Kapellen mit lebensgroßen Figuren auf dem Hl. Berg von Orta, am Ortasee nachgestellt ist. Wunderschön und sehr sehenswert. 

Vielleicht fasziniert mich der Hl. Antonius auch deshalb, weil eines von seinen zahlreichen Wundern dem von Franz v. Assisi gleichkommt. Während der zu Vögeln gepredigt hat (es gibt da einen wunderschönen Handlauf im Dom zu Naumburg), sprach Antonius zu den Fischen im Meer. Wir wollten während unserer vier Wochen in Venedig einen Abstecher nach Padua in die ihm geweihte Kirche machen. Da uns aber Venedig so gefesselt hat, wartet dieser Ausflug immer noch auf uns. Er steht aber auf der ‚da müssen wir noch hin-Liste‘ ganz weit oben.

„Die heilige Jungfrau von Monte Carmelo“ in der Kirche Santa Maria dei Carmini in Venedig

Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Prozessionsfigur der Schutzpatronin des Ordens der Karmeliten gefertigt. Ein absoluter Blickfang in der Kirche mit dem goldenen Kranz der Engelschar um sich. Auf dem Karmel (Carmel), einem Gebirgszug in Nordisrael lebten die ersten Karmeliten als Einsiedler. Die dort von ihnen errichtete Kirchen wurde nach der Gottesmutter genannt, und eben nach dem Berg.

Wer waren die Karmeliten?

Karmeliten oder Karmelitinnen gründeten sich um das Jahr 1150 am Kermelgebirge im Hl. Land. Ohne Ordensregeln lebten die ersten Brüder des Ordens als Eremiten. 1238 wurde die lockere Gemeinschaft durch die Muslime zur Auswanderung nach Europa gezwungen. Durch eine Regeländerung von Papst Innozenz IV. 1247 entstand ein Bettelorden, der den Mitgliedern neben ihrem Dasein als Eremiten auch Tätigkeiten als Seelsorger erlaubte.

Ab dem 13. Jahrhundert schlossen sich dann auch Frauen dieser Bewegung an, die man auch den Barfüßer Orden bezeichnet. Im 14. Jahrhundert verbreitete sich der Orden dann in ganz Europa und nach einiger Vernachlässigung in den Regeln besann sich der Orden nach einer durchgreifenden Reform der Hl. Teresa von Ávila wieder auf die Ursprünge. Mehr Informationen zum Orden finden sich HIER.

Stehend im Mittelgang, der Blick zur Eingangswand fällt das große

Grabmonument Jacopo Fosarini in der Kirche Santa Maria dei Carmini in Venedig

auf. In der Größe dieser Monumente wird in Venedig nicht gekleckert. Die können ganz schöne Ausmaße annehmen. In der Basilika dei Santi Giovanni e Paolo kann man sich da richtig sattsehen. Aber diesem ‚Brauch‘ nach dem Tod eines Menschen zu zeigen was er hatte und was er war, bin ich auch in prunkvollen Grabdenkmalen in der Kirche St. Michael in Schwäbisch Hall, in meiner Heimat, begegnet. Francesco Contin hat den 1603 verstorbenen Admiral der venezianischen Flotte in Stein verewigt, seine sterblichen Überreste sind ebenfalls in der Kirche begraben.

Wer solch ein Denkmal bekommt, da interessiert mich auch die Vita dahinter. Ab 1580 war er in Venedig ein angesehener Staatsmann, der sich gegenüber der Kirche einen großen Palazzo erbaut hat. Seine Leben ist nicht in zwei Sätzen zu beschreiben, wollt ihr mehr über ihn wissen, dann klickt HIER.

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Mit letzten

Detailblicke in der Kirche Santa Maria dei Carmini in Venedig

geht es aus der Kirche, um ein paar Schritte weiter die Scuola Grande dei Carmini zu besuchen. Santa Maria dei Carmini gehört zum Chorus-Pass Venezia, mit dem man ca. 17 Kirchen von Venedig besuchen kann. Natürlich kann man auch mit einem Einzeleintritt von 3,50 € die Sehenswürdigkeiten der Kirche bewundern.

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