Direkt neben dem Bahnhof Santa Lucia in Venedig liegt die prachtvolle Scalzikirche. So wird die Spätbarock-Kirche Santa Maria di Nazareth im Sestiere Cannaregio direkt am Canal Grande auch genannt.

Tag 1 unserer vier Wochen in Venedig beginnt an diesem Sonntag mit strahlendem Sonnenschein. Den Sonntag überlassen wir normalerweise bei unseren Langzeitstädtereisen den Wochenendtouristen. Aber Ausnahmen bestätigen auch die Regel, vor allem, wenn die Freude auf Venedig sich kaum noch zügeln lässt. Nach sieben Stunden Anreise über die Tauernautobahn dem Meer entgegen, der Bezug unserer wunderschönen großen Ferienwohnung in Mestre – ist doch nur verständlich, dass wir da nicht den ersten Tag verbummeln möchten.

Die Tickets für die Tram, die uns die nächsten vier Wochen in 30 Minuten in die UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt bringt, haben wir schon am Vorabend besorgt. Auch wenn viele Geschäfte am Sonntag in Italien geöffnet haben, die Tabacceria war zu unserer Startzeit noch in tiefem Sonntagsschlaf. Vorbereitung gehört bei mir bei unseren Langzeitreisen zum unabdingbaren Muss. Wir lassen uns zwar auch gerne durch eine Stadt treiben, aber bei dieser Menge an Sehenswertem in Venedig war ein Plan mit dem Wichtigsten Pflicht.

So fiel heute die Entscheidung das Sightseeing in Venedig abseits des Haupttouristenrummels zu beginnen – im Sestiere Cannaregio, das sich nördlich und östlich des Canal Grandes zieht. Ich hab ja damit gerechnet, dass wir heute nicht allein in der Stadt unterwegs sind, aber bei DIESEN Menschenmassen war ich dann doch etwas überrascht. Ich durfte aber heute noch lernen, dass dieser erste Eindruck täuschen kann. Der Dreh- und Angelpunkt, an dem wir mit Halt der Tram rauskamen, war der Piazzale Roma – Busbahnhof, Endstation der Tram, Transferende vom Flughafen und mit unzähligen Taxis die Endstation für alle Fahrzeuge. Vor dem Platz steuerten die Carabiniere den Strom der Autos, die in den (sehr teuren) Parkhäusern ihr Auto für den Tagesbesuch abstellen wollen. Dementsprechend war der Strom der Menschen, die sich auf den Weg in die Stadt machten. Zu Fuß, oder mit dem bequemen Transport eines Wasserbusses (Vaporetto), die am Kai des Piazzale Roma entlang abfahren oder anlegen.

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meiner Besichtigung der Scalzikirche (Chiesa Santa Maria di Nazareth) in Venedig

der wir mit dem Gang

über die „Brücke der Verfassung“ – Ponte della Costituzione in Venedig

entgegeneilen. Nur vier Brücken führen über den Hauptkanal, den Canal Grande, der Venedig in seine verschiedene Stadtteile (Sestiere) unterteilt. Die Ponte della Costituzione, eine 94 Meter lange Bogenbrücke wurde 2008 fertiggestellt. An diesem Sonntag reicht die Breite von fast 6,5 Meter kaum aus, die wuselnde Menschenmasse in einen geordneten Übergang zu bringen. Ist sie doch die einzige Brücke vom P.le Roma die zum Hauptbahnhof von Venedig führt.

Links neben der Kirche befindet sich der Hauptbahnhof Santa Lucia von Venedig und die zweite Anlegestelle der Vaporetti (die vorherigen Fotos stammen aus verschiedenen Tagen). Dementsprechend ist auch hier immer ein Menschengewusel. Fast könnte in diesem Durcheinander, durch das man sich achtsam durchschlängeln muss, vom Fondamente di Scalzi aus, die Kirche übersehen werden. Denn nur als ‚Hans-guck-in-die-Luft erkennt man die wunderschöne Fassade der Kirche. Den besten

Blick auf die Außenfassade der Scalzikirche (Chiesa S. Maria di Nazareth) in Venedig

gibt es von der Scalzibrücke (Ponte degli Scalzi) die ihren Namen der Kirche verdankt.

Wer aufmerksam durch Venedig schlendert, mit einem Blick auf die unzählig vielen Kirchen der Stadt, der wird in der Kirche di Santa Maria del Giglio im Sestiere San Marco eine Ähnlichkeit wiederfinden.

25 Meter breit und 26 Meter hoch ist die helle Fassade ein Werk aus dem Spätbarock. Zwei Stockwerke werden dominiert von korinthischen Doppelsäulen, die auf Sockel in jedem Stockwerk angeordnet sind. In acht Jahren Arbeit wurde die Fassade von Giuseppe Sardi geschaffen.

Wer war Giuseppe Sardi

In Venedig kann man einigen Werken von ihm begegnen. Am 24. April 1624 in Venedig geboren erlernte er beim Vater den Beruf des Steinmetz und wurde später noch Architekt. Nach dem Tod seines Vaters vollendete er dessen Werke. So wurden Bürger aus Venedig auf ihn aufmerksam und ließen von ihm Palazzi in der Stadt erbauen. Mehrere Kirchenfassaden und ein prachtvolles Grabmal tragen seine Handschrift.

Er trägt die Verantwortung für den ’schiefen Turm von Venedig‘, der Kirchturm der Kirche Santa Maria dei Carmini neigte sich aufgrund eines Baufehlers. Am 21. September 1699 verstarb er in Venedig.

In der oberen Etage thront in der Mitte die Gottesmutter mit ihrem Kind – sie gab der Kirche ihren Namen. Ganz außen sind der Hl. Hieronymus und der Hl. Bartholomäus zu sehen, links neben Maria wird der Glauben in einer Statue verkörpert.

Luftige Höhen sind gefährlich, da half auch alles Hoffen nichts – die Statue der Hoffnung hinterließ 1920 eine leere Nische, als sie in die Tiefe stürzte.

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Über allem steht auf der Giebelspitze der auferstandene Christus, links und rechts von ihm Adam und Eva, der Beginn der Schöpfungsgeschichte. Die unteren Nischen zeigen den Hl. Sebastian, die Hl. Maria Magdalena und Margareta und Johannes den Täufer.

In Italien geöffnete Kirchentüren zu haben, ist nicht immer so einfach. Das haben wir bereits in unseren vier Wochen in Florenz bemerkt. Denn nicht nur die Geschäfte halten in Italien Mittagssiesta, sondern auch die Kirchen, und das in ganz unterschiedlichen Zeiten. Wir haben deshalb so manch doppelten Weg hingelegt, ich kann ja schon richtig hartnäckig sein in solchen Fällen 😉 Ihr habt jetzt Glück und könnt durch eine geöffnete Kirchentüre mit mir zur

Innenbesichtigung der Scalzi-Kirche oder Chiesa Santa Maria di Nazareth in Venedig

kommen. Und die beginnt mit dem obligatorischen Blick fürs Ganze –

die Innenansicht der Kirche Santa Maria di Nazareth in Venedig

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Wow, dieser barocke Eindruck in der 45 Meter langen, 25 Meter breiten und 24 Meter hohen Kirche muss erstmal sacken. 14 Fenster bringen Helligkeit in die einschiffige Kirche mit ihren Seitenkapellen.

Die erste Kirchenbesichtigung in Venedig, und mir war da schon klar – ich muss mir eine Besichtigungsrunde festlegen, damit ich auch nichts von dieser Pracht auslasse. Immerhin gibt es mehrere Seitenaltäre und kleinere und größere Seitenkapellen zu besichtigen.
Bevor es aber im Detail losgeht, bekommt ihr noch

ein bisschen Baugeschichte zur Kirche Santa Maria di Nazareth in Venedig

die ins Jahr 1633 zurück geht, als der Orden der Unbeschuhten Karmeliter in Venedig eine Heimat fand. 1568 geht dieser Orden auf Teresa von Avila und Johannes vom Kreuz zurück, wurde in Spanien begründet. ’senza scarpe‘ – Ohne Schuhe, barfuß ’scalzi‘ symbolisiert der Orden Armut, Demut und Askese und steht für die Erneuerung der katholischen Kirche. Mit einem Zwischenstopp auf der Insel Guidecca im Süden Venedigs, erhielt der Orden 1636 die Baugenehmigung eines Klosters und der Kirche Santa Maria di Nazareth im Stadtteil Canareggio.

Keine Kirche ist für die Ewigkeit, das hab ich bei meinen vielen Kirchenbesichtigungen schon gelernt. Das erfuhr auch die erste Kirche, die 1656 abgerissen wurde. Baldassare Longhena, ein Baumeister aus Venedig, war für die Pläne der neuen Kirche zuständig. Auch von ihm kann man in Venedig viele Werke bewundern, so der herrliche Palazzo Ca‘ Rezzonico oder die berühmte Kirche Santa Maria della Salute, die gegenüber dem Markusplatz die Besucher begrüßt. Der Baumeister konnte leider die Vollendung seiner Kirche 1705 nicht mehr erleben, er verstarb 1682.

fassade scalzi kirche venedig 3670Da der Orden nicht über Reichtümer verfügte, übernahm der Conte Gerolamo Cavazza die Baukosten. Ob in Florenz, Prag oder in Venedig – der Sponser bekommt natürlich sein Wappen an der Kirche. Nach dem Tod Longhenas übernahm Guiseppe Pozzo die Bauarbeiten und drückte der Kirche in Neuentwürfen seine eigene Handschrift auf.

Von 1853-1862 restaurierte die österreichische Regierung, unter der Venedig damals stand, die Kirche aufwändig. Die ganze Arbeit machte 1915 eine Bombe der Österreicher zunichte. Die verfehlte den daneben liegenden Bahnhof, schlug in der Nacht auf den 25. Oktober 1915 im Innenraum der Kirche ein, und zerstörte dabei

das Deckenfresko in der Kirche Santa Maria di Narzareth in Venedig

dem jetzt mein erster Blick gilt. Giovanni Battista Tiepolo hat es zwischen 1743 und 1750 geschaffen und war der größte Schatz der Kirche. Von seinem Fresko „der Transport der Santa Casa di Loreto“ blieben zwei Fragmente erhalten, die heute ihren Platz in der Accademia in Venedig haben. 1934 wurde mit einer Rekonstruktion seiner Arbeit dieses Fresko in der Kirche angebracht.

Wer war Giovanni Battista Tiepolo

Bei seiner Geburt am 5. März 1696 in Venedig ahnte noch niemand, dass Tiepolo einer der bedeutendsten venezianischen Maler des Spätbarocks und des Rokoko sein würde. Historiendarstellungen, Opernszenen oder Heldenepen waren seine Werke, die er in seiner ersten Schaffensphase vor allem in Venedig geschaffen hat. Aber auch Altäre zählten zu seinen Werken, immer reich verziert mit Putten. Schon mit 21 Jahren war er Malermeister und wurde zu einem begehrten Künstler, der nach der Ausschmückung u.a. von Räumen im Bischofspalast Aufträge aus Bergamo und Mailand erhielt.

Um 1750 reiste er mit seinen Söhnen nach Würzburg, und schuf in der Würzbürger Residenz ein Deckenfresko, das man als das Hauptwerk seines Schaffens zählt. 1753 hat er im Treppenhaus die Welt mit den vier Erdteilen vereint.
Im Kaisersaal hat er in Bildern u.a. die Hochzeit des Stauferkaisers Friedrich Barbarossa mit Beatrix von Burgund gemalt. Tiepolo war der erste Präsident der Accademia in Venedig. Er siedelte nach Madrid um. Da sich aber der Klassizismus immer mehr durchsetzte, wurden seine letzten Arbeiten nicht mehr der Öffentlichkeit gezeigt. Er verstarb im März 1770 in Madrid.

Manchmal könnte auch im Barock weniger mehr sein, aber dann wäre es vermutlich nicht mehr diesem Stil entsprechend.

Der Hochaltar in der Kirche S. Maria degli Scalzi in Venedig

zeigt sich alles andere als sparsam gestaltet. Acht wuchtige spiralförmige Säulen aus rotem Marmor nehmen fast die ganze Breite der Kirche ein. Ihren Abschluss haben sie in wunderschönen Kapitellen. Zwischen den Säulen stehen die Gründer des Ordens, die hl. Teresa und Johannes vom Kreuz. Guiseppe Pozzo, selbst Bruder der Glaubensgemeinschaft hat den Hochaltar konzipiert.

Anders als ich es in vielen anderen Barockkirchen vorfinde, wurde hier mit den Himmelsboten gespart. Sage und schreibe 50 Engel fand ich doch in der Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg auf engstem Raum, auch für mich des Guten zu viel, obwohl ich ja ein Fan dieser kleinen Himmelsboten bin.

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Über allem Jesus, der die Gläubigen segnet – alle auf dem weiten Erdball, was seine Weltkugel symbolisiert, die er in der linken Hand hält. Einige Engel jubeln ihm zu – über ihm die Weite der Kuppel ….

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Im Zentrum des Hochaltars ist eine Marienikone aus dem Jahr 1400 zu sehen. Dieses Marienbildnis war ursprünglich auf der Insel S. Maria di Nazareth, heute heißt sie Lazzaretto Vecchio, in der gleichnamigen Kirche beheimatet. Diese 220 Meter lange Insel ist heute unbewohnt und liegt westlich des Lido von Venedig. Wie es aber damals so üblich war, wurden ansteckend kranke Menschen außerhalb der Stadt versorgt – vor allem während der Pestepidemien. Ist ja auch nur zu verständlich zur damaligen Zeit.

Diese kleine Insel diente als Quarantänestätte, als Lazarett. 2007 wurden von Archäologen mehr als 1500 Skelette, vermutlich aus den Pestepidemien ab 1423 bis 1630 gefunden und wurden anschließend in Massengräbern bestattet. Das Madonnenbild wurde von der damaligen Kirche der kleinen Insel in die heutige Scalzikirche verbracht und gab der Kirche damit auch ihren Namen.

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Auch wenn der Hochaltar im ersten Eindruck die Kirche dominiert – man darf den

Seitenkapellen in der Kirche Santa Maria di Nazareth in Venedig

durchaus auch mehrere Blicke schenken.

Die Kapelle des Kruzifix (Cappella del Crocifisso) in der Scalzikirche

macht auf der linken Seite den Anfang. Hier braucht es keine großen Erklärungen. Das Freskengewölbe wurde ebenso wie das große Deckengewölbe von Giovanni Battista Tiepolo gemalt, Symbole des Leidensweges Jesu, die von Engeln überreicht werden. Die Dornenkrone oder der in Essig getränkte Schwamm hat der Künstler an der Decke verewigt.

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Die Kapelle der Hl. Familie (Cappella di Santa Famiglia) oder die Cappella Manin in der Scalzikirche

setzt den Blickpunkt durch die Beleuchtung auf die Hauptfiguren der Seitenkapelle, die von Giuseppe Torretti geschaffen wurden. Ansonsten wirkt sie doch sehr düster mit den roten und schwarzen Marmorsäulen und den dunklen Statuen. Der letzte Doge von Venedig, Ludovico Manin, +23.10.1802, hat hier bei seiner Ehefrau seine letzte Ruhestätte gefunden. Der Mitbruder des Ordens Pozzo zeichnet für den Bau verantwortlich. Die großen Glaskerzenständer stammen aus den Glashütten von Murano.

Manin war für seine Ehrlichkeit, Freundlichkeit, aber auch durch seinen Reichtum und seiner Großzügigkeit im öffentlichen Blick. Kurz vor der Französischen Revolution wurde er zum Dogen von Venedig gewählt. Wie es so üblich war wurden bei der Krönung den Venezianern Münzen zugeworfen. Über dreiviertel dieser Münzen kamen aus seinem eigenen Geldsäckel. Ihn holte schlussendlich die Politik von seinem Posten. Wie und warum, das könnt ihr ausführlich HIER nachlesen. Die Familie stellte die finanziellen Mittel zur Ausschmückung der Kirche.

Was ist ein Doge

Ein Doge war das auf Lebenszeit gewählte Staatsoberhaupt der Republik Venedig. Zwischen dem 8. Jahrhundert und 1797, bis zur Abdankung des letzten Dogen von Venedig Ludovico Manin, residierte das Oberhaupt im Dogenpalast. Ab dem 12. Jahrhundert hatte ein Doge nicht mehr die uneingeschränkte Machtbefugnis und wurde mehr und mehr zum Repräsentanten der Republik. 120 anerkannte Dogen und eine Anzahl von Vizedogen wurden ernannt.

Die nächste Kapelle auf der linken Seite ist

die Cappella Venier in der Scalzikirche in Venedig

die dem Hl. Sebastian gewidmet ist. Aus luftiger Höhe schauen Angehörige der Familie Venier auf das Geschehen in der Kirche herunter.

Dass die Mitgründerin des Ordens in einer Seitenkapelle verehrt wird, ist ein Muss.

Die Cappella di Santa Teresa in der Kirche S.Maria di Nazareth in Venedig

Über die Mitbegründerin des Ordens der Unbeschuhten Karmeliter, den sie mit Johannes vom Kreuz mit der Gründung vieler Klöster in die Welt getragen hat, ließe sich sehr viel schreiben. Im März 1515 wurde sie in Ávila in Spanien als Tochter eines adligen Vaters geboren, der ihr Lesen und Schreiben beibringen ließ. Gläubig erzogen, fühlte sie sich ab 1560 endgültig zu Jesus hingezogen, und erhielt 1562 vom Papst die Erlaubnis zur Gründung ihres ersten Klosters. Mehr über die Heilige, die 1614 seliggesprochen wurde, könnt ihr ausführlich HIER lesen.

Die  Hl. Teresa von Ávila schrieb in ihren Werken von ihrer endgültigen Bekehrung, ihren mystischen Erfahrungen und Visionen.

Das Altarrelief, in dem sie von dem Bildhauer Enrico Merengo (Enrico Meyring) in Ekstase dargestellt wird, beschreibt die Heilige in einem ihrer Bücher so:

Ich sah einen Engel neben mir, an meiner linken Seite, und zwar in leiblicher Gestalt, was ich sonst kaum einmal sehe. […] Er war nicht groß, eher klein, sehr schön, mit einem so leuchtenden Antlitz, daß er allem Anschein nach zu den ganz erhabenen Engeln gehörte, die so aussehen, als stünden sie ganz in Flammen. […] Ich sah in seinen Händen einen langen goldenen Pfeil, und an der Spitze dieses Eisens schien ein wenig Feuer zu züngeln. Mir war, als stieße er es mir einige Male ins Herz, und als würde es mir bis in die Eingeweide vordringen. Als er es herauszog, war mir, als würde er sie mit herausreißen und mich ganz und gar brennend vor starker Gottesliebe zurücklassen. Der Schmerz war so stark, daß er mich […] Klagen ausstoßen ließ, aber zugleich ist die Zärtlichkeit, die dieser ungemein große Schmerz bei mir auslöst, so überwältigend, daß noch nicht einmal der Wunsch hochkommt, er möge vergehen, noch daß sich die Seele mit weniger als Gott begnügt. Es ist dies kein leiblicher, sondern ein geistiger Schmerz, auch wenn der Leib durchaus Anteil daran hat, und sogar ziemlich viel.“

Hl. Teresa von Ávila

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In dieser Kapelle hat ein weiterer Doge seine letzte Ruhe gefunden. Carlo Ruzzini, der nach 20 Jahren als Diplomat endlich zum Dogen von Venedig gewählt wurde. Drei Jahre hatte er das Amt inne, bevor er 80jährig 1732 verstarb.

Bestimmt habt ihr von der Hl. Teresa schon einige Zitate aus ihrer reichhaltigen Sammlung gelesen. Mich haben mehrere Zitate spontan angesprochen, vor allem in einer Zeit, als es mir gesundheitlich alles andere als gut ging …

„Tu deinem Leib des öfteren etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.“

„Gott will, daß der Mensch seinen Spaß hat.“

„Wenn die Liebe vollkommen ist, so hat sie auch die Kraft.“

Teresa von Avila (1515 - 1582)

Zitatensammlung

Die Seiten dieser Kapelle hat Nicolò Bambini mit zwei Gemälden aus dem Leben der Hl. Teresa verschönert.

„Die wundersame Kommunion von Santa Teresa“ und eine Szene in der die Hl. Teresa vom Hl. Josef beschützt wird.

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Die

weitere Seitenkapellen in der Chiesa Santa Maria di Nazareth in Venedig

lasst einfach wortlos auf euch wirken.

Auf mich wirken sie teilweise irgendwie düster, auch wenn sie reichhaltig ausgestattet sind. Und ich kann da Wolfgang Johann v. Goethe verstehen, der bei seiner Reise nach Venedig in seinem Reise-Tagebuch wenig Worte über diese Kirche verliert. Aber jeder empfindet es ja ganz anders – zum Glück.

Mein Blick zur

Kanzel in der Kirche der S. Maria di Nazareth in Venedig

darf natürlich auch nicht fehlen. Nicht immer findet man in italienischen Kirchen eine Kanzel, und nicht immer sind, so wie hier in der Kirche – und meist in den deutschen Kirchen – die vier Evangelisten zu sehen.

Und der Blick hinauf zur

Orgel in der Scalzikirche (Chiesa S. Maria di Nazareth) in Venedig

gehört für mich zum ‚Pflichtprogramm‘ einer Kirchenbesichtigung. Nicht immer sind die Orgeln in italienischen Kirchen, so wie hier, gegenüber dem Chor angesiedelt. Auch im Lünettenbild über der Orgel wird aus dem Leben der Hl. Teresa erzählt.

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Glaubt jetzt nicht, dass dies alles ist, was ihr in dieser Barockkirche zu sehen bekommt. Hier kommen

ein paar Detailblicke in der Kirche Santa Maria di Nazareth in Venedig

Ein großes Augenmerk sollte man in den Kirchen von Venedig auf den Fußboden legen. Der Bodenbelag erweckt den Eindruck er wäre dreidimensional, und so ein ums andere Mal hab ich meinen Fuß angehoben um nicht zu stolpern. Optische Täuschung nennt man das 😉  Im Schachbrett-Muster aus rotem und weißem Verona-Marmor sind Grabsteine eingelassen. 

In den Nischen der Kirche wird der Besucher von Apostel, Evangelisten, Päpsten und Sybillen beobachtet. Lasst einfach meine letzten Blicke durch die Kirche auf euch wirken. Wir haben anschließend unseren Bummel durch das Viertel Canareggio fortgesetzt. Was soll ich da noch groß drum herumreden – bereits an Tag 1 war ich schockverliebt in die Lagunenstadt.

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