Ein Bummel von der Fondamente Nove zur Kirche Madonna dell‘ Orto in Venedig – abseits vieler Touristenströme, durch kleine Gassen und an kleinen Kanälen entlang – ein Erlebnis für sich.

Man kann fast schon sagen, ich hab bei unserer Reisevorbereitung der Langzeitreise nach Venedig die Lagunenstadt in Planquadrate eingeteilt. Klar muss man die Highlights der Stadt, wie den Dogenpalast, Markusplatz oder die Rialtobrücke auch gesehen haben. Aber unser Ziel war genauso, die Stadt authentisch auch in den Randbezirken zu erleben. Bereiche, wo es manchmal schon fast menschenleer und ohne Touristen zuging. Solche Flecken einer Stadt zu erkunden, auch wenn ich dadurch vielleicht für ein ‚wichtiges‘ Highlight keine Zeit mehr finde, ist mir wichtig. Ihr werdet z.B. auf meinem Reise- und Fotoblog nur eine Zusammenfassung über den Markusdom finden. Abgesehen davon, dass man im Inneren der Kirche nicht fotografieren darf, waren uns die Menschenschlangen einfach zu lange, um dafür anzustehen. Vielleicht mal bei einem späteren Besuch. Aktuell in diesen vier Wochen wollten wir die Sestiere (Stadtviertel) durch und durch kennenlernen.

Cannaregio, das nördliche der sechs Stadtviertel, bietet eine Vielfalt an Eindrücken, so dass ich sie unmöglich in einem Stadtteilbericht zusammenfassen möchte. Denn hier gilt nicht – siehst du eine Ecke von Cannaregio, kennst du auch die anderen. Nein, jeder Bereich der 33 kleinen Inselchen hat seinen eigenen Charme. Deshalb kommt jetzt mit zu

meinem Bummel von der Fondamente Nove bis zur Kirche Madonna dell‘ Orto in Venedig

der

am Fondamente Nove oder Fondamente Nuove in Venedig

beginnt. Wer Venedig schon kennt, dem ist die Fondamente Nove bestimmt bekannt. An diesem knapp drei Kilometer langen Gehweg an der nördlichen Lagune entlang, sind die gleichnamigen Haltestellen zu den Inseln Murano, Burano und zur Friedhofsinsel San Michele. Ebenso sind die Haltestellen ein wichtiger Stopp für das Krankenhaus (Ospedale) in Venedig. Da wir uns für zwei Wochen Vaporetti-Tickets besorgt hatten (die restlichen zwei Wochen ging es kreuz und quer zu Fuß zu unseren Zielen), war die Fondamente Nove eine wichtige Haltestelle für uns geworden.

Und jedes Mal hätte man mich hier, oder an einem der Kanäle, für eine Weile ‚abstellen‘ können. Ihr wisst ja bestimmt aus meinen Berichten, ich bin ein Wasserkind. Nein, nicht unbedingt zum Baden im See oder Meer (kann auch, muss aber nicht 😉 ) aber zum Schauen, Fotografieren – Wasser beruhigt einfach. Die Wellen kommen, sie gehen – wie die Gedanken auch. In der Zeit meiner kleinen Schlaganfälle, die erste Auszeit, die ich machen konnte, hat mein Mann ausgesucht – ins Sauerland an die vielen Talsperren. Er wusste, ich brauche Wasser …. es war herrlich.

Auch ohne Probleme, der Blick aufs Wasser fasziniert mich eben – jetzt schaut mal,

die Blicke von der Fondamente Nove auf die Lagune vor Venedig

Diese Blicke gehen hinüber zur Insel Murano, die für ihre Glaskunst berühmt ist.

Rechts vor Murano die Friedhofsinsel San Michele, auf der die Verstorbenen ihre letzte Ruhe finden. Oft wurde schon an Allerheiligen mit einer Brücke vom Fondamente Nove bis zu San Michele eine Verbindung geschaffen. So konnten die Friedhofsbesucher zu Fuß die Lagune überqueren.

murano 0112

Der Stadtteil Cannaregio ist übers Wasser die erste Anlaufstelle, die man vom Festland hat. Viele kleine Handwerkerbetriebe und Wohnungen der Arbeiter und Angestellte prägen diesen Stadtteil. Viele Ortsbezeichnungen und Straßennamen zeugen auch heute noch davon. Was einst Sumpfgebiet war, wurde im Laufe der Zeit befestigt. Es gibt einen Stadtplan von 1500, ihr werdet ihn in meinem Bericht zum Stadtmuseum, Museo Correr, noch sehen, den Jacopo de‘ Barbari gefertigt hat. In diesem ist die Lagune noch rund 100 Meter weiter in der Stadt zu finden. Heute ist dieser Streifen aufgefüllt und bebaut worden. 1589 legte dann der Senat von Venedig fest, dass die Begrenzung zur Lagune in Stein zu bauen sei. Immerhin mussten hier die ganzen Schiffe anlegen, die Materialien vom Festland nach Cannaregio brachten. Arbeitsmaterial fällt ja nunmal nicht einfach so vom Himmel, und man brauchte vor allem auch Bauholz.

„Im Grunde neun“ – so heißt übersetzt die Fondamente Nove. Eine ganze Reihe von Kais, wurden durch Brücken auf eine Länge Länge von knapp drei Kilometer miteinander verbunden. Diesen Namen bekam die Fondamente aber erst 1766. Im Dezember verwüstete ein schwerer Sturm diesen Teil im Norden der Stadt. Man musste ihn wieder aufbauen – es wurden neun Fondamente draus. Wenn man von dieser Stelle aus an klaren Tagen ganz genau schaut – man kann es auch von der Freiheitsbrücke aus sehen, die das Festland mit Venedig verbindet – dann erkennt man das Panorama der Dolomiten. Ich habe es an einem einzigen Tag erkennen können, traumhaft.

Man kann auf den vielen Kilometer entlangspazieren, oder so wie ich einfach nur stehen und beobachten. Ihr werdet es in meinen Stadtteil-Berichten noch genauer sehen, alles spielt sich in Venedig auf dem Wasser ab, es gibt ja keine Straßen. Ich habe größte Hochachtung vor der Arbeit der Menschen, die das tägliche Leben in der Lagunenstadt aufrecht erhalten. Sei es der Postbote, der die Pakte erst per Boot anliefert, damit sie mit Handkarren über die Brücken und engen Gassen verteilt werden. Gleiches mit dem Müll. Polizei, Krankentransport und Feuerwehr gehen zunächst per Schiff, um per Fuß dann in die Gassen zu gelangen. Wasserbusse, Wassertaxis und sämtlicher anderer Bootsverkehr düst auf den Wasserstraßen an mir vorbei … mein kleiner Enkel hätte genauso viel Spaß am Beobachten wie ich 🙂

Direkt am Fondamente Nove ist das große Krankenhaus der Stadt. Natürlich mit der Sammelstation der Boote für den Krankentransport. In einem Nebenkanal parken da noch viel mehr.

Irgendwann hieß es aber doch – Schluss mit Schauen, es geht weiter. Sonst kommen wir ja nie bei der Kirche Madonna dell‘ Orto an. Von der Fondamente Nove führen ja mehrere Wege zurück in die Altstadt oder in den Stadtteil Cannaregio. Wir sind heute am Fährterminal A in den Campo dei Gesuiti abgebogen. Erstes Ziel war hier 

die Kirche Santa Maria Assunta Gesuiti in Venedig

die man am Anfang des Campos nicht übersehen kann – eine Barockfassade vom Feinsten. Die 12 Apostel vereinen sich an dieser Kirchenfront. 1150 stand hier bereits eine erste Kirche, die für den Kreuzritterorden erbaut wurde. Ein Hospiz kam noch dazu, natürlich alles durch Sponsering einer venezianischen Adelsfamilie. Als sich die Jesuiten viele viele Jahre später wieder in Venedig niederließen, sponserte die nächste Familie den Wunsch nach einer größeren Kirche und eines Klostergebäudes. Mehr über die Kirche, bei der wir leider vor verschlossenen Türen in deren Mittagspause standen, könnt ihr in meinem Bericht zu ihr lesen.

Gleich nebenan das Kloster des Ordens, das es als Kloster aber heute nicht mehr gibt. Ein Hostel hat darin seinen Platz gefunden. Die Neugierde hat mich aber durch eine geöffnete Türe getrieben. Schaut mal ….

Durch Zufall haben wir im hintersten Winkel des ehemaligen Klosters ein kleines Café entdeckt. Eine kleine Terrasse direkt über dem Rio del Gesuiti rief direkt nach einer Pause. Inge im Glück – ich konnte mal wieder schauen, und schauen, und schauen was sich da auf dem Kanal alles abspielte.

Noch ein Blick auf den Rio, und dann wird es dem Wasservogel nachgemacht. Abflug – und weiter geht es Richtung unserem Endziel, der Kirche Madonna dell‘ Orto.

Ich durfte in unseren Langzeitstädtereisen in Prag, Florenz und jetzt in Venedig merken, dass da ruhig mehr auf dem ‚Planquadrat-Zettel‘ stehen darf. Meistens fallen da ein paar Objekte durchs Raster, weil sie geschlossen sind, so wie die Kirche Santa Maria Assunta, oder weil sie ganz schnell besichtigt sind, oder weil sie einfach (für mich) enttäuschend sind.

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Ums Eck vom Campo dei Gesuiti, abgebogen in den Fondamenta Zen, führt unser Weg am Palazzo Zen entlang weiter. Es ist immer etwas schwierig, auf der Seite wo man läuft, so einen großen Palazzo zu fotografieren. Und mal schnell ‚über die Straße‘ geht ja nicht – nicht überall gibt es eine Brücke, die über einen Kanal geht. Wir haben uns recht schnell angewöhnt, unsere Ziele in Google Maps einzugeben, und uns führen zu lassen. Ohne diese Navigation könnte man ansonsten in Venedig ganz schnell einige Kilometer extra zusammenbekommen. 😉

Aber so berauschend schön, dass man ihn unbedingt aufs Foto bekommen müsste, ist dieser Palazzo, der so um 1533 für den Patrizier Francesco Zen erbaut wurde, auch nicht. Würde man in Venedig alle Palazzi fotografieren wollen – ich glaube, ich wäre heute noch in der Lagunenstadt. So viele gibt es dort. Vorbei an der Polizeistation war unser nächstes Ziel die ehemalige Kirche Santa Caterina. Bingo! Weiterer Glücksgriff in die Trommel – Kirche geschlossen!

Aber unser nächstes Ziel liegt schon in Sicht. Übrigens aufgepasst – nicht über jede Brücke kommt man auch drüber. Die einzige Brücke in ganz Venedig ohne Geländer liegt am Rio San Felice und führt nur zu einem Haus gegenüber.

Angekommen bei der

Scuola Grande della Misericordia und der Kirche Santa Maria della Misericordia in Venedig

die sich mit der Scuola Vecchia della Misericordia am gleichnamigen Rio vereinigen. Alle drei Objekte kommen heute ebenfalls in meine Lostrommel ‚geschlossen‘. Was für ein Glück, dass wir oft auch ein zweites Mal, meist ungeplant, noch einmal an verschiedenen geschlossenen Objekten vorbeikommen. Juchhuuuuu, denn beim zweiten Besuch waren dann zumindest die Scuola Grande und die Kirche Santa Maria della Misericordia geöffnet. An diesem Samstag waren beide Objekte für eine Biennale Ausstellung geöffnet, was uns natürlich dann zu einem Innenbesuch quasi zwang.

Vielleicht habt ihr es schon in meinem Bericht zum Canale di Cannaregio gelesen, der Stadtteil setzt sich aus 33 kleine Inselchen zusammen. Auf einer Insel, der Insel Valverde, wurde so um 939 das vermutlich älteste Hospiz von Venedig erbaut, samt einer kleinen Kirche. Die hieß damals noch nach der Insel, Santa Maria della Valverde. 1310 wurde dann für die Bruderschaft der Barmherzigkeit die nebenstehende Scuola erbaut. Diese ist leider wohl nicht zur Besichtigung geöffnet. Als die zu klein wurde, kam der Bau der großen Scuola gegenüber, in der man dann 1589 in einer feierlichen Prozession die Schätze der Bruderschaft über die Brücke ins neue Domizil brachte.

Wie es dann mit diesem Gebäude weiterging, und warum jetzt in der Kirche und der Scuola Grande Ausstellungen zu besichtigen sind – das alles könnt ihr in meinen ausführlichen Berichten zu den Objekten nachlesen.

Am Fondamente del Abazia haben wir unter der Scuola Vecchia unseren Rundgang fortgesetzt. Mein Mann hatte es in den vier Wochen in Venedig nicht leicht mit mir 🙂 Ständig musste er geduldig auf mich warten, wenn ich mal nach der Seite, oder nach der anderen Seite auf dem Weg fotografiert habe. Menno, in Venedig kann man aber auch an allen Ecken stehen bleiben, weil sich wunderschöne Blicke ergeben. 

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Kommt jetzt ohne große Worte mit mir

am Rio della Sensa in Venedig

entlang. Eine Gegend, in der sich kaum Touristen verirrt haben.

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Der nächste Stopp musste dann einfach bei der 

Casa del Tintoretto in Venedig

sein. Das Haus, in dem der Künstler bis zu seinem Tod mit seiner Familie gelebt hat.

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Wer hier vor seinem Haus steht, der sollte auch ein bisschen was

aus dem Leben von Jacopo Tintoretto

erfahren. Schließlich kann man seinen Werken in Venedig in den großen Sehenswürdigkeiten, wie dem Dogenpalast, der Scuola Grande di San Rocco, in der Accadamia oder in unserem Tagesziel, der Kirche Madonna dell‘ Orto begegnen.

1518 wurde er als Jacopo Robusti in Venedig geboren, und hat seinen Künstlernamen vermutlich nach dem Beruf seines Vaters gewählt, der ein Seidenfärber war. Jacopo Tintoretto muss wohl in eine gute Künstlerschule gegangen sein – wo, ist nicht überliefert – aber man kann ihn mit Michelangelo durchaus auf eine Ebene bringen. 1537 wurde er mit einer eigenen Werkstatt selbstständig, und begann für verschiedene Kirchen in Venedig Altarbilder zu malen. In seinen Werken hat er sich von biblischen Themen inspirieren lassen, und man kann ja das Rad nicht neu erfinden, sondern nur neu interpretieren. So darf es nicht verwundern, wenn sich sein 1547 geschaffenes erstes „Abendmahl“ für die Kirche San Marcuola, auch in drei weiteren Kirchen in Venedig als Thema wiederfindet.

1548 erhielt er durch eine gute Verbindung zum Orden der Kirche Madonna dell‘ Orto den Auftrag, die Kirche auszumalen. 1574 kaufte er sich dieses Haus, vor dem ich gerade stehe. Ganz in der Nähe ’seiner‘ Pfarrkirche, verstarb er dort am 31. Mai 1594.

Es ist ja meist so, dass der Apfel nicht weit vom Baum fällt. Drei seiner Kinder, Marietta, Domenico (er wurde lt. Testament sein Nachfolger) und Marco, traten in die Fußstapfen des Vaters und wurden auch Maler. Von Marco habe ich bewusst in Venedig keine Werke wahrgenommen. Auch liegt er nicht, wie die die Geschwister beim Vater in der Grabkapelle in der Kirche Madonna dell‘ Orto.

Mich an den Stil der Werke von Tintoretto zu gewöhnen, fiel mir am Anfang nicht leicht. Nein, vermutlich wird er auch nach diesen vier Wochen nicht zu meinen Favoriten zählen. Malte er anfangs von farbenfroh und hell, wurden seine Bilder im Lauf der Zeit immer dunkler. Auch wenn die Themen seiner Bilder, sehr viel religiöse, mythologische oder allegorische Szenen, die er gemalt hat, oft nicht nach einem bunten Farbenmix riefen, für mich wirkten sie teilweise fast schon dunkel und düster. Aber zum Glück darf ja jeder selber entscheiden, was ihm gefällt. Auf jeden Fall war er ein großartiger Künstler.

Nur ein paar Schritte weiter,

am Campo dei Mori in Venedig

sollte man sich ein Haus genauer anschauen. Hier stehen drei große Steinfiguren, ‚die Mori‘. Kein Mensch kann heute bestätigen, dass es tatsächlich so war, was überliefert wurde – der Zeitsprung geht bis 1112 zurück.

Drei Brüder aus Moreo sollen als Seiden- und Gewürzhändler nach Venedig gekommen sein. Ich mein, man weiß es ja – solche Händler sind nicht auf den Mund gefallen und können geschickt verhandeln. Ob das dann immer so korrekt zugeht, lass ich mal so stehen. Man sagt diesen drei Herren – Rioba, Sandi und Alfani – aber nach, dass sie schon schauten, zu ihrem Vorteil zu Geld zu kommen. Am Campo dei Mori sollen sie einen Palazzo erbaut haben, und viel Geld muss auch verwaltet werden – sie hätten wohl auch eine Bank gehabt.

Ich liebe Legenden, ob sie dann tatsächlich immer so geschehen sind, wie überliefert – keine Ahnung. Jedenfalls soll durch die Mori-Brüder eine Dame betrogen worden sein. Als sie dies bemerkte, soll sie die Hl. Maria Magdalena angefleht haben, diese Betrüger doch zu verfluchen. Dieses Gebet soll von der Heiligen doch tatsächlich wahrgenommen worden sein. Als Stoffkäuferin getarnt ging eine Dame zu den drei Brüdern, die natürlich mit blumigen Worten ihre Ware anboten. Es soll der Satz gefallen sein, wenn dies nicht der beste Stoff der Stadt ist, dann soll uns der Herr in Stein verwandeln.

Tja, ihr Lieben – braucht es da noch Fragen, wenn man jetzt die drei Steinfiguren am Haus sieht? 😉
Einen der drei Brüder kann man sofort an seiner Nase erkennen – Rioba. Jede Stadt braucht doch auch ihren Glücksbringer – hier steht der in Venedig. Da der Kerl mal wohl irgendwann seine Nase verloren hat, wurde ihm eine schwarze Nase angeklebt. Es heißt, wenn man ihm über die schwarze Nase streicht, dann soll das Glück bringen. Spontan erinnere ich mich an das Glücksferkel in Florenz oder die Julia in Verona – deren blankgeputzten Stellen auch auf viele Glücksuchende hindeuten.

Interessant sind in Venedig auch die Hausnummern. Am Campo dei Mori sind wir bei der Nummer 3.380. Dazu sollte man wissen, dass Cannaregio als fast größter Stadtteil (Castello, angrenzend an Cannaregio wäre der größte) vom Bahnhof anfangend durchnummeriert wird. Da Cannaregio der dichtbesiedelste Stadtteil ist, erklärt sich hier bereits die hohe Hausnummer. Jetzt nehmt dann noch das ganze Stück, das ich vom Fondemente Nove, die gehört nämlich auch noch zu Cannaregio, bis hierher gelaufen bin, dazu. So, ich bin jetzt an unserem Ziel angekommen –

die Kirche Madonna dell‘ Orto in Venedig

Nein, natürlich ist dieser Weg vom Fondamente Nove bis zur Kirche nicht unsere ausschließliche Tagesbesichtigung gewesen. Wir waren am Morgen bereits auf der Insel Burano, die man mit ihren farbenfrohen Häusern zum Pflichtprogramm in Venedig zählen darf. Aber sie gab uns eben nichts Tagesfüllendes her. Und da das Vaporetto von und zur Insel am Fondamente Nove hält, haben wir eben den Nachmittag mit dieser Besichtigungsrunde gefüllt.

Der Kirchenbau geht aufs Jahr 1350 zurück, als der Humiliaten Orden diesen Platz für ihr Domizil in Venedig wählte. 1374 wollten die Mönche neben der Kirche 1374 eine Scuola erbauen, und damit sollte die Kirche auch vergrößert werden. Schlecht nur, dass dafür die finanziellen Mittel fehlten. Hier half dann ein Mitglied der Scuola, der aufgrund einer nicht bezahlten Auftragsarbeit die Statue Madonna mit dem Kind im Garten stehen hat, und diese zur Versteigerung zur Verfügung stellte. Das Geld kam zusammen und so um 1400 begann man mit den größeren Kirchenbau, der sich bis 1460 zur Einweihung hinzog. Die Statue bekam einen Ehrenplatz in der Kirche – und die Kirche bekam ihren Namen nach der Wohltäterin: Madonna dell‘ Orto (die Madonna aus dem Gemüsegarten).

Die Kirche, die heute zu einer der schönsten gotischen Kirchen in Venedig zählt, kann aber noch mehr erzählen. Das alles, und viele Fotos aus der Kirche könnt ihr in meinem Beitrag zur Kirche lesen und sehen. Man sollte sie wirklich in Venedig ins Pflichtprogramm der Besichtigungen aufnehmen. Aber nicht nur deshalb, weil sie bedeutende Werke von Tintoretto besitzt und er seine letzte Ruhe in seiner Kapelle bekommen hat, sondern weil sie, wie ich finde, einfach wunderschön ist. Und nach über 30 Kirchenbesichtigungen in Venedig denke ich schon, dass ich das für mich so sagen darf. Wenn euch die Kirchenfront in einer Fernsehserie bekannt vorkommt – ja, stimmt. Bei der Krimiserie ‚Donna Leon‘ war sie in einer Folge zu sehen.

Was für ein Glück, dass wir für zwei Wochen Tickets für die Vaporetti hatten. So konnten wir hier, am äußersten Zipfel der Stadt, ganz bequem bei der Haltestelle Madonna dell‘ Orto einsteigen, und uns zurück zur Piazzale Roma bringen lassen. Dort ging es mit der Tram zurück zu unserer Ferienwohnung.

Wer nur eine Fahrt mit dem Vaporetto plant, darf diese leider teuer bezahlen – 9,50 € ist man dafür los. Günstiger wird es bereits mit einem Drei-Tages-Ticket, und überhaupt nicht meckern kann man bei einem Wochenticket für 65 € für unbegrenzt viele Fahrten, inklusive der Tram nach Mestre. Dachte ich am Anfang unserer Touren noch, ach, 30 Minuten Gehstrecke ist doch leicht zu bewältigen, so habe ich nach einer Woche gewaltig unterschätzt, dass 30 Minuten in Venedig oft nicht auch wirklich 30 Minuten bedeuten. Abgesehen mal davon, dass man insgesamt viele Kilometer zusammenbringt, da man durch die vielen Kanäle nicht an jeder Ecke auf die andere Seite wechseln kann. Meine Beine haben diese Wasserbus-Fahrten dankbar angenommen 🙂

Ihr habt es da mit meinen Berichten deutlich einfacher – mit einem Klick kommt ihr ohne einen Schritt gehen zu müssen durch ganz Venedig 🙂

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