Die Kirche Santa Maria della Pietà, oder auch Santa Maria della Visitazione genannt, steht an der Riva degli Schiavoni in der Nähe des Dogenpalastes im Sestiere Castello in Venedig.

Gut über eine Woche hat es in unserem Langzeiturlaub in Venedig gedauert, bis wir zum ersten Mal Richtung Markusplatz aufbrechen. Vier Wochen in Venedig – ich hab unsere Besichtigungstouren je Tag wie in kleine Planquadrate aufgeteilt. Man könnte auch sagen, systematisch abarbeiten 😅 damit wir so viel es geht von dieser herrlichen Stadt sehen. Natürlich besichtigen wir auch die Hauptsehenswürdigkeiten, aber bei längeren Aufenthalten liegt mein Schwerpunkt auf den Sehenswürdigkeiten in der der 2. Reihe oder sogar den hinteren Rängen. So haben wir z.B. den Markusdom in diesen vier Wochen nur von außen gesehen. Die Warteschlangen waren jedes Mal wenn wir am Dom waren so lange, dass wir verzichtet haben, uns dort einzureihen. (Ergänzung 28.12.2023: Bei unserem erneuten Aufenthalt in Venedig über Weihnachten/Silvester 2023 haben wir es getan 😊 Wir haben den Markusdom besichtigt.) So hat halt jeder seine Prioritäten.

Markusplatz, Dogenpalast mit der Seufzerbrücke – und schon befindet man sich auf der Riva degli Schiavoni, dem langen Kai entlang des Markusbeckens. Ob man richtig ist, zeigt einem das Gewusel und der Menschenandrang der hier herrscht. Der ist natürlich auch dem geschuldet, dass sich die Fährterminals aneinander reihen und sich hier die Hauptstationen für die Gondelfahrten befinden. Wir haben uns das Treiben auf der Riva degli Schiavoni nur einmal bewusst ‚angetan‘. Ich mag dieses Geschiebe einfach nicht. Ging es nicht anders, weil wir mit dem Vaporetto hier angekommen sind, dann sind wir ganz schnell in die kleinen Gassen, die von der Riva abgehen, verschwunden. In dem ganzen Menschengewimmel könnte man die relativ kleine Kirche fast übersehen.

Damit dies nicht passiert, nehme ich euch jetzt mit zu

meiner Besichtigung der Kirche Santa Maria della Pietà in Venedig

bei der ihr entgegen den sonst üblichen Außenfotos in diesem Bericht keine bekommt. Ihr wisst ja, ich mag kein ’schmückendes Beiwerk‘ in Form von Menschen auf meinen Fotos (nur wenn es absolut nicht anders geht). Hier auf dem langen Kai ist es aber schlicht unmöglich, keine Menschen aufs Foto zu bekommen. Ihr erkennt die Kirche aber trotzdem. Geht einfach noch ein Stückchen nach dem Denkmal Vittorio Emanule II. weiter, es ist die einzige Kirche am Riva. Wenn ihr Glück habt, denn die meisten Kirchen haben Mittagspausen, dann seht ihr die geöffnete Kirchentüre, evtl. noch kombiniert mit einem Plakat, welches für ein Konzert einlädt.

Viele Menschen sind nur in den kleinen Vorraum der Kirche um Konzertkarten zu kaufen (später dazu noch mehr). Ein kleines Schild weist aber darauf hin, dass man die Kirche gegen eine kleine Eintrittsgebühr besichtigen kann. Die Kirche ist nicht im Chorus-Pass Venezia.

Die nette junge Dame wies uns dann daraufhin, dass Fotos nur ohne Menschen drauf gemacht werden dürfen. Für uns eine Selbstverständlichkeit und ich wundere mich immer wieder, wie sorglos überall einfach darauf losfotografiert wird. Klar, im öffentlichen Raum muss man es ein Stück weit hinnehmen, aber ich erlebe es auch in geschlossenen Räumen und möchte nicht wissen, wie oft ich mich irgendwo auf einem Foto wiederfinden würde. 🤦‍♀️

Die Innenansicht der Kirche Santa Maria della Pietà (della Visitazione) in Venedig

verspricht: klein, aber fein.

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Bevor ich aber ins Detail gehe, gibt es

ein bisschen Baugeschichte zur Kirche Santa Maria della Pietà in Venedig

die, auch wenn die Kirche zu diesem Zeitpunkt noch nicht gebaut war, im Jahr 1346 beginnt.

Das Ospedale della Pietà

wurde von einem Franziskanermönch 1346 als Waisenhaus gegründet. Man muss sich vorstellen, dass zu dieser Zeit viele Frauen ihr Leben als Kurtisanen verdingten. Kinder waren da nicht unbedingt willkommen. Die Stadt Venedig bestimmte, dass das Ospedale aus Steuereinnahmen, Erbschaften oder den Abgaben von Schiffstransporten finanziert werden soll, damit die Kinder, vorwiegend Mädchen, dort aufgenommen werden. Verwaltet wurde es vom Orden des Hl. Franz v. Assisi. Für Jungen gab es extra Einrichtungen.

1353 nahm ein Doge das Ospedale unter seine Fittiche, die Leitung übertrug man Adelsfamilien. Ständige Vergrößerungen und Modernisierungen blieben in der Folgezeit nicht aus. Insgesamt gab es in Venedig vier solcher Kinderheime für Mädchen. Das älteste, das Ospedale dei Mendicanti, wurde 1182 gegründet.

Jetzt hatte ein Ospedale zu dieser Zeit aber nicht nur die Funktion eines Kranken- Waisen- oder Altenheims, sondern fungierte auch als musikalische Ausbildungsstätte. Quasi der Vorbote der Musikschulen oder -konservatorien. Denn mit Beginn des 14. Jahrhunderts wurde immer mehr der Gottesdienst mit geistlicher Musik gefeiert. Ich erinnere mich an der Stelle an die Kirche Badia Fiorentina in Florenz, bei der das Abendgebet des Ordens nur gesungen abgehalten wurde. Ungewohnt, aber doch wunderschön.

In den Ospedali durften aber ausschließlich Mädchen musizieren und gestalteten so den Gottesdienst mit.

Im 15. Jahrhundert wurde ein kleines Oratorium dem Ospedale angeschlossen. Das war aber Anfang des 18. Jahrhunderts in einem so desolaten Zustand, dass nur noch ein Neubau helfen konnte. Für die Finanzierung kam die Republik von Venedig auf. Aber nicht aus dem Staatssäckel, sondern sie rief eine Lotterie aus. Mit dem Erlös, den man drei Jahre vom venezianischen Adel sammelte, wurde dann 1730 die Neubauplanung der Kirche in Angriff genommen. Giorgio Massari wurde mit den Plänen beauftragt. So wirklich viel ist über den Architekt, der am 13.10.1687 in Venedig geboren wurde, nicht bekannt. Umso bekannter aber ist er in Venedig, wo er als direkter Nachfolge von Andrea Palladio und Baldassare Longhena für zahlreiche Bauten verantwortlich zeichnet. So z.B. die Kirche Santa Maria della Rosario oder bei der Fertigstellung des Palazzo Ca‘ Rezzonico.

Die Weihe der Kirche war am 14. November 1760, und war die letzte Kirche, deren Bau die Serenissima in Auftrag gegeben hat.

Auch die Innengestaltung hat Massari vorgenommen. Zeigt sich die Kirche nach außen in einer rechteckigen Form, so ist das Innere der Kirche im Oval gebaut. Mein erster Blick geht zum

Chorraum der Kirche Santa Maria della Pietà in Venedig

den ich wieder aufdröseln muss, weil er einfach ein paar Hingucker bietet.

Der Hochaltar in der Kirche Santa Maria della Pietà

wurde von der Familie Foscarini gesponsert. Die venezianische Patrizierfamilie gehörte in Venedig erst so ab dem 16. Jahrhundert dazu, auch wenn der Familienstamm bis weit ins 10. Jahrhundert zurückreicht. Aus der Familie stammt der viertletzte Doge von Venedig. So ganz einfach und ruhig ging es aber in der Familie davor nicht ab.

Von Giovanni Maria Morlaiter stammen die Figuren rechts und links am Altar – Petrus, Markus, Gabriel und Michael sind zu sehen.

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Das Altarbild „Die Heimsuchung Mariä“

wurde von Giovanni Battista Piazzetta gemalt. Er zählt zu den angesehensten Künstlern des 18. Jahrhundert in Venedig. Wenn ihr mehr über diesen bedeutenden Künstler lesen möchtet, dann klickt HIER.

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Die Arbeit war aber zweigeteilt – den oberen Teil schaffte Piazzetta noch vor seinem Tod. Der untere Teil wurde anschließend von seinem Schüler fertiggestellt. Das Altarbild gab der Kirche den Namen.

Die Decke im Chorraum

symbolisiert die drei Tugenden – Glaube, Hoffnung und Liebe. Das monochrome Fresko stellt David dar.

Die Decke in der Kirche Santa Maria della Pietà in Venedig

spiegelt die Form der Kirche wieder. In dem ovalen Fresko stellt Giovanni Battista Tiepolo, einer der bedeutendsten Maler in Venedig des ausklingenden Barocks, die Krönung Mariens dar.

Aber nicht nur das, er greift das Thema des Ospedale auf, die musikalische Erziehung der jungen Mädchen, und stellt die Musik in seinem Fresko so dar, wie sie im Ospedale gelehrt wurde. Der Chor der Mädchen und die Instrumente die dort gespielt wurden, vorwiegend waren das Saiteninstrumente.

Im Mittelpunkt des Deckenfreskos ist Gottvater dabei, Maria die Krone aufzusetzen – einer Maria, unter deren Mantel alle Schutz haben.

Wer war Giovanni Battista Tiepolo?

Giovanni Battista Tiepolo wurde am 05. März 1696 in Venedig geboren. Bei seinem Onkel absolvierte er eine Malerlehre und wurde bereits als 17-jähriger in das Zunftverzeichnis der Maler eingetragen. Mit 21 Jahren war er Meister, selbstständig und erfolgreich. Der Bischof von Udine beauftragte ihn mit dem Ausschmücken einer Palasträume, und auch in Venedig arbeitete er fünf Jahre lang im Palazzo Labia am Campo San Geremia.

Tiepolo wurde ab 1750 nach Würzburg berufen, und war damit neben Tizian einer der wenigen, die in Deutschland arbeiteten. Hier in Würzburg schuf Tiepolo mit seinen Söhnen sein Hauptwerk in der Würzburger Residenz. Im Treppenhaus stellt er im Deckenfresko die vier Erdteile dar. Den Kaisersaal schmückte er mit Bildern von der Hochzeit des Stauferkaisers Friedrich Barbarossa, ein weiteres zeigt wie der Fürstbischof mit den Rechten eines Reichsfürsten belehnt wird.

Nach Beendigung der Arbeiten wird er ab 1762 für Arbeiten zum Hof nach Madrid gerufen. Eine Rückkehr nach Venedig war ihm nicht mehr möglich. Zu schwach verstarb er am 27. März 1770 in Madrid. Tiepolo schuf sich den Ruf, einer der bedeutendsten Maler des ausklingenden Barock und des Rokoko zu sein.

Wenn jetzt schon das Deckenfresko auf das hinweist, was das Ospedale und die Kirche auszeichnet, nämlich die Musik und Konzerte, dann bleibe ich gleich bei dem Thema Musik. Denn ein Name ist sowohl mit Venedig, als auch mit der Kirche untrennbar verbunden.

Antonio Vivaldi, das Ospedale della Pietà und die Kirche Santa Maria della Pietà in Venedig

Am 04. März 1678 wurde er in Venedig geboren. Vermutlich hat er die musikalische Begabung bereits in die Wiege gelegt bekommen, denn sein Vater war Violinist am Markusdom. Wie der Vater so der Sohn – auch Antonio lernte Violine. Man sagt, er soll bereits in jungen Jahren seinen Vater im Orchester vertreten haben. Als er 15 Jahre alt war, erhielt er von der Kirche die niedere Weihe. 1973 wurde die abgeschafft, aber damals durfte man noch ohne Priesterstand für die Kirche tätig sein. Man kann es in etwa mit dem Diakon vergleichen. Als er dann drei Jahre später die höhere Weihe erhielt, entschloss er sich zur Ausbildung zum Priester. Damals war das noch kein jahrelanges Studium, es genügte quasi eine Ausbildung in Pfarreien. 1703 wurde er zum Priester geweiht und kam an die Kirche Santa Maria della Pietà als Kaplan. „Il prete rosso“ – „der rote Priester“ manch einer seiner Schäfchen kannte ihn eher unter diesen Spitznamen, ob unter seinem richtigen Namen. Den hatte er seinen roten Haaren zu verdanken.

Ich habe euch ja weiter oben geschrieben, die Ospedali in Venedig kann man mit Musikschulen gleichsetzen. Da zur Kirche das Ospedale della Pietà gehörte, ein Waisenhaus für Mädchen, wurde er hier als Violinlehrer beauftragt. Nach nur eineinhalb Jahren als Priester gab er jedoch dieses Amt auf. Er begründete es mit gesundheitlichen Problemen.

Bis 1716 war er als Musiklehrer und Leiter des Orchesters am Ospedale, und schaffte es, dem Orchester einen außerordentlichen Ruf zu verleihen. Für das Orchester schrieb er einen großen Teil seiner Violinkonzerte und Sonaten. Noch während seiner Arbeit am Ospedale della Pietà fing Vivaldi mit der Komposition seiner Opern an, bis 1739 konnte er über 50 Opern zählen. Freiwillig mag er wahrscheinlich die Lagunenstadt nicht verlassen haben. Ich konnte lesen, dass es Streitigigkeiten gab, die ihn dazu veranlasst haben Venedig zu verlassen. Ob es deshalb war, weil die Kirche nicht wollte, dass er zugleich noch am Teatro Sant‘ Angelo seine Opern aufführte? Opern und Kirche? Nein, das passt in den Augen der Kirche nicht. Jedenfalls ging er 1718 nach Mantua, wo er als Intendant arbeitete und weiter seine Opern komponierte. Mehrmals war er in Rom und spielte vor dem Papst.

1726 kehrte er dann aber doch wieder ans Teatro zurück und wurde zum legendären Geigenvirtuose. Jeder wollte ihn hören. Mehrfach reiste er durch die Städte, vor allem in Italien, aber auch nach Prag. Doch so schnell jemand zum ‚Stern am Künstlerhimmel‘ wird, so schnell kann dieser Stern auch wieder erlöschen. Das passierte Vivaldi so um 1730, als sich der Musikgeschmack in Venedig änderte. Vielleicht kommen seine Kompositionen in Wien besser an? 1740 reiste er dahin, blieb jedoch unbeachtet. Am 28. Juli 1741 starb er in Wien, und wurde in einem einfachen Grab dort beigesetzt.

Wir hatten in Prag das große Vergnügen, dass wir per Zufall zu einem Vivaldi-Konzert in der Kathedrale St. Clemens gekommen sind. Endlich eine geöffnete Kirchentüre …. Wie oft sind wir an dieser Kirche vorbei und fanden sie immer verschlossen vor. Doch auch jetzt kamen wir nicht so einfach hinein um sie zu besichtigen. Wie ich zu VIP-Karten, der Fotoerlaubnis und der Erlaubnis für Videoaufnahmen gekommen bin, das könnt ihr in meinem ausführlichen Bericht lesen. Immer noch wirkt dieses einmalige Erlebnis nach.

Ausschließlich Kompositionen von Antonio Vivaldi wurden zum Besten gegeben, darunter Ausschnitte seines bekanntesten Werks „Die vier Jahreszeiten“. Hört gerne selber in meinen Mitschnitt rein.

Genauso kann man in der Kirche Santa Maria della Pietà Konzerte mit seinen Werken besuchen. Wir haben jedoch das einmalige Erlebnisse in Prag in Erinnerung behalten, und auf den Besuch eines Konzertes verzichtet. Übrigens werden in Venedig in mehreren Kirchen Konzerte angeboten, einfach die Augen offenhalten, wo Schilder darauf hinweisen.

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Ein Orchester und Chor braucht Platz. Den finden sie auf den

Orchester- und Sängertribünen in der Kirche Santa Maria della Pietà in Venedig

Hinter dem kunstvoll verzierten Balkongitter kann man ein Gemälde nur erahnen. Nein, es ist nicht das letzte Abendmahl, auch wenn ich es im ersten Moment dachte. Eine lebendige Szene aus dem Leben im 16. Jahrhundert ist zu sehen – „Das Mahl in Simons Haus“ rechts im Bild wird die reuige Maria Magdalena zu Jesus gebracht, der im Mittelpunkt des Bildes steht.

Das Bild stammt aus dem 16. Jahrhundert und war für ein Kloster in der Provinz Padua entstanden. Ja, auch Mönche können Schulden haben. Hat man dann kein Geld, begleicht man eben mit Kunstschätzen. Auf diesem Weg kam das Gemälde in die Kirche della Pietà.

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Ein Blick zur

Orgel in der Kirche Santa Maria della Pietà in Venedig

darf natürlich auch nicht fehlen.

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Nicht Barock, dafür im Rokoko-Stil zeigt sich

die Kanzel in der Kirche Santa Maria della Pietà in Venedig

So ein Schätzchen habe ich in all meinen Kirchenbesichtigungen noch nicht bewundern können. Bei diesem Anblick dachte ich im ersten Moment – oh, hoffentlich bricht die nicht zusammen. 😮

Weniger ist manchmal mehr, das zeigt sich hier bei den

Seitenaltäre in der Kirche Santa Maria della Pietà in Venedig

Auf jeder Seite sind zwei Altäre, mit wie ich finde, wunderschönen Altarbildern. Ich muss sie euch einfach zeigen …

Auf der linken Seite ist

der Altar „Das Kreuz“ von Antonio Marinetti (Il Chiozzotto) in der Pietà in Venedig

zu sehen. Vermutlich ist rechts vorne neben dem Kreuz der Hl. Lorenzo Giustianiani zu sehen, Venedigs erster Patriarch. Zumindest kommt er allen Abbildungen die ich von ihm gesehen habe ähnlich. Mehr über ihn könnt ihr in meinem Bericht zur Basilika San Pietro di Castello nachlesen. Auch nach der Kirchenbeschreibung soll er es sein – er der für seine Demut und Barmherzigkeit schon zu Lebzeiten von den Venezianern hoch verehrt wurde.

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Altar „San Pietro Orseolo“ in der Kirche Santa Maria della Pietà

Dieses Altarbild hat Giuseppe Angeli im Auftrag des Dogen Francesco Loredan gemalt. Pietà war ja unter den Fittichen der Republik, und er hat mit Pietro Orseolo einen Heiligen ausgewählt, der von 976 bis 978 ebenfalls Doge von Venedig war. Eine Symbolik der Verbindung zwischen Kirche und Republik.

Aus dem Leben des Hl. Pietro Orseolo

Pietro Orseolo stammt aus einer sehr einflussreichen Familie. Sein Sohn wurde 991 ebenfalls Doge von Venedig. Noch vor seiner Zeit als Doge taucht Pietro Orseolo urkundlich erwähnt auf – er sprach sich für das Verbot des Sklavenhandels aus. In einem Aufstand, es ging um die Abhängigkeit zu den Ottonen, die zu dieser Zeit der Doge anstrebte, ging es 976 richtig zur Sache. Der Doge und sein Sohn wurden getötet, und in der Nähe des Dogenpalastes wurde Feuer gelegt. Über 300 Häuser wurden zerstört, samt der Kirche San Marco und noch weitere in der Nähe. Am Tag nach der Ermordung des Dogen wurde Pietro Orseolo zum neuen Doge der Republik Venedig gewählt. Tja, wenn man in der Gruppe dieses Aufstands dabei ist, dann muss man in Kauf nehmen, dass man nicht in der Hauptkirche gewählt wird, sondern in der Kirche San Pietro di Castello, dem Sitz des Bischofs. Aber vermutlich wog das Amt des Dogen höher als das wo wird gewählt.

Zynisch ist in meinen Augen, nach der Ernennung sich mit der Witwe darauf zu einigen, dass sie keinen Ausgleich für die Ermordung ihres Mannes fordert. Sie ließ sich darauf ein, nicht aber ein Sohn des Ermordeten. Jetzt kann man ganz salopp sagen, wenn ich mit dabei war, was kaputt zu machen, dann muss ich es gefälligst auch wieder aufbauen. In der Folge trat Orseolo als großzügiger Stifter auf – den Wiederaufbau des Dogenpalastes und dem Markusdom gingen auf seine privaten Kosten. „Das Goldene Altarbild“ (Pala d’oro) im Markusdom, wirklich wunderschön, war ebenfalls aus seiner Tasche finanziert. Damit nicht genug, auch die Opfer des Brandes und die Armen soll er unterstützt haben. Schlussendlich söhnte er sich auch mit der Witwe seines Vorgängers aus.

Ob ihn jetzt trotzdem die Angst vor Rache drückte, oder das schlechte Gewissen? Wir werden es vermutlich nie genau erfahren, warum 978 Petrus Orseolo klammheimlich Venedig verließ, nicht nur seine Stadt, sondern auch seine Familie. Er trat in ein Benediktinerkloster ein, und lebte dort als Mönch – ein Leben der Buße für die eigene Schuld, die auf ihm lastete. Pietro Orseolo verstarb im Januar 987 oder 988, so genau weiß man das nicht. Schon im 11. Jahrhundert wurde er dann verehrt, 1027 seliggesprochen. Der Papst hat dies aber erst offiziell 1731 bestätigt.

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Auf der rechten Seite ist der erste Altar nach dem Eingang –

Altar „Madonna del Rosaria“ in der Kirche Pietà 

Francesco Daggiù hat es auf Kosten eines privaten Spenders gemalt. Der Hl. Vinzenz Ferrer, Gründer des Dominkanerordens soll mit der Rosenkranzmadonna im Mittelpunkt des Gemäldes stehen. Nein, nein – da muss auch noch die Hl. Teresa von Avila mit aufs Bild, schließlich ist auch sie eine Ordensgründerin. Der Orden der unbeschuhten Karmelitinnen geht auf sie zurück. Und dann bezahlt der Unbekannte eine große Summe, damit die Heilige auch mit aufs Gemälde kommt. Irgendwie für mich ein bisschen zusammengewürfelt, da ich zwischen dem Hl. Vinzenz und der Hl. Teresa keine Verbindung finden konnte. Es soll aber aufgrund der Darstellung mit Licht und Dunkel als das Meisterwerk der Kirche gelten. In Venedig könnt ihr am Zattere-Kai die Kirche Santa Maria dell Rosario besuchen, die ganz der Rosenkranzmadonna gewidmet ist.

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Altar „Hl. Spyridon“ in der Kirche Santa Maria della Pietà

Der beliebteste Heilige der orthodoxen Kirche wurde auch in Venedig so um 1700 hoch verehrt. Auf Zypern wurde er als Kind armer Leute geboren und verdingte sich als Schafhirte, war Ehemann und Vater. Als seine Frau verstorben war, lebte er sein Leben für die Kirche und wurde zum Bischof von Trymithous geweiht. Das kam im römischen Reich aber nicht gut an, unter Kaiser Diokletian wurde er während der Christenverfolgung festgenommen und gefoltert.

Man sagt ihm bereits zu Lebzeiten zahlreiche Wunder nach. Nach der Eroberung Zypers wollte man seine sterblichen Überreste in Sicherheit bringen. Man sah nach Öffnung seines Grabes, dass sein Leichnam nicht verwest gewesen ist, er soll nach Basilikum geduftet haben.

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Klein, aber oho – und reich gefüllt mit viel Geschichte auf kleinstem Raum. Man sagt der kleinen Kirche nach, dass sie eines der eindrucksvollsten Spätbarocken Sehenswürdigkeiten in Venedig ist. Vielleicht setzt ihr sie auch auf euren Besichtigungszettel, wenn ihr in der Lagunenstadt seid? Ihr werdet noch mehr Schätzchen dort zu sehen bekommen.

So kommt ihr zur Kirche Santa Maria della Pietà in Venedig

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