Statt Gottesdiensten finden Ausstellungen statt – die Ex-Chiesa San Barnaba am Campo San Barnaba im Sestiere Dorsoduro in Venedig wurde zum Da Vinci Museum.

Eigentlich sah es nach gar nicht soooo großem Programm aus, als wir am frühen Morgen von unserer Ferienwohnung in Mestre mit der Tram in die Lagunenstadt aufgebrochen sind. Aber auch auf engstem Raum den wir im Sestiere (Stadtteil) Dorsoduro von Venedig ausgewählt haben, kann es durchaus auch länger dauern. Manchmal war es in diesen vier Wochen unserem ‚treiben lassen‘ geschuldet – einfach ohne großen Plan durch die kleinen Gässchen, hier mal einen Espresso con Dolce oder Cicchette, hier mal noch ein Getränk und ein leckeres Tramezzini – wir lieben dieses treiben lassen. Heute war es aber den vielen Sehenswürdigkeiten auf engstem Raum geschuldet, dass es mal wieder etwas länger dauert.

Man sieht es halt manchen Objekten bei der Planung vorher nicht an, dass sie doch genauer besichtigt werden wollen. Denn ich bin ja immer mit dem Ziel unterwegs, dass ich euch diese Ziele in meinem Reise- und Fotoblog auch vorstellen möchte. Ich durfte immer wieder, zum Glück sehr selten, den Unterschied erleben zwischen – einfach ohne Fotografieren besichtigen, weil Fotografierverbot, oder mit ausführlichen Fotos. Ich habe dann einen ganz anderen Blick für Details. Und der dauert halt manchmal ein bisschen länger. Vielleicht geht es euch genauso?

Jetzt steht eine ehemalige Kirche mit einem Museum auf dem Zettel. Kommt mit zu

meiner Besichtigung des Da Vinci Museums in der Ex-Chiesa San Barnaba in Venedig

Ob ihr richtig seid bei den vielen Kirchen in Venedig seht ihr …. nein, nicht wenn das Licht angeht 😉, sondern wenn ihr die beiden Verkaufsboote seht. Am Rio de San Barnaba wird direkt vom Kahn Obst und Gemüse verkauft. Direkt vor der Kirche wie es sich gehört der Kirchplatz. Am Campo San Barnaba laden Restaurants und Cafés zum Verweilen ein, Zu beiden Seiten locken kleine Ladengeschäfte und durch einen kleinen Durchgang kommt man Richtung Accademia und Zattere am Guidecca Kanal.

Die Außenansicht der Ex-Kirche San Barnaba in Venedig

Noch bevor ich das Museum betrete, bekommt ihr

ein bisschen Baugeschichte zur Kirche San Barnaba in Venedig

die nach alten Überlieferungen bereits 936 oder sogar noch früher begonnen hat. Eine Familie soll die Baukosten der Kirche übernommen haben. Das Schicksal der Kirchen in dieser frühen Zeit traf auch die Kirche San Barnaba – 1105 wurde sie durch einen Brand zerstört. Es wird sogar berichtet, dass sie mehrfach den Flammen zum Opfer fiel. Dank den Gläubigen wurde die Kirche dann mit Spenden 1350 wieder aufgebaut.

Da meistens in den Kirchenbauten nichts für die Ewigkeit ist, wurde sie 1776 renoviert. Auch der Campanile, der zu den ältesten Kirchtürmen der Stadt zählt, wurde im 14. Jahrhundert verändert und 1882 restauriert. Am 01.05.1797 begann, was dann schlussendlich auch das Schicksal der Kirche besiegelte – Napoleon erklärte Venedig den Krieg. Nachdem der letzte Doge sein Amt niederlegte wurde die Stadt besetzt, und fiel nach dem Frieden von Campo Formio von 1805-1814 wieder unter französische Hoheit. Ich hab es schon in Prag unter Franz II. nicht verstanden, auch die Württemberger waren teilweise so gestrickt, und Napoleon war genauso raffsüchtig. Zwar versuchte Venedig noch zu retten was zu retten ist, aber Napoleon ließ einen großen Teil der historischen Kunstschätze nach Paris bringen. Kooperationen wurden aufgelöst, die damals mehr als 300 Scuole ebenso. Kirchengemeinden wurden drastisch reduziert, 60 Klöster wurden aufgelöst. Ab 1810 wurden viele Kirchen zu Lager umfunktioniert, oder wurden komplett abgerissen – 24 Kirchen wurden entweiht, so auch die Kirche San Barnaba.

Für eine Szene im Firm „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“, für den für einen Tag sogar der komplette Canal Grande abgesperrt wurde, diente die Kirche San Barnaba als Bibliothek.

Für diesen Bericht trenne ich in Kirche und Museum, bei der Besichtigung vor Ort ist dies nicht möglich, da die Museumsgegenstände im gesamten Kirchenraum aufgebaut sind.

Meine Innenbesichtigung der Ex-Kirche San Barnaba in Venedig

kann deshalb leider nicht mit dem bei mir obligatorischen Gesamtblick beginnen. Ich beginne deshalb gleich mit dem

Hauptaltar in der Ex-Chiesa San Barnaba in Venedig

Von wem allerdings das Altarbild oder die wunderschöne Deckenmalerei ist? Keine Ahnung. Es gibt nur allgemeine Infos darüber, dass namhafte Künstler wie z.B. Paolo Veronese, Palma il Giovane und sogar Giambatista Tiepolo Werke für die Kirche geschaffen haben. Wer für was aber verantwortlich ist, darüber schweigt sich das Internet aus, bzw. ich hab in meinen Recherchen nichts gefunden. Vielleicht weiß es ja jemand von euch? Somit kann ich euch nur mit Fotos dienen.

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Für 

die Seitenaltare in der Ex-Kirche San Barnaba in Venedig

gilt dasselbe – keine Infos über die Altarbilder. Oder so durch die Ausstellung versteckt, dass ich sie vor Ort übersehen habe? Schade, aber ich finde, alle Gemälde sind es wert, beachtet zu werden.

Wer war der Hl. Barnabas

dem die Kirche gewidmet ist? Ich war ja nun schon in sehr vielen Kirchen, aber noch in keiner die diesem Heiligen gewidmet ist. Dabei wird der Apostel mehrfach in der Bibel erwähnt. Naja, ich kann ja auch nicht alles wissen, aber da er auch Bezug zu Rom hat (unsere nächste Langzeitreise) war ich dann doch neugierig.

Eigentlich kam er als Josef, Sohn eines jüdischen Gutsbesitzers auf Zypern auf die Welt. Seinen Namen erhielt er von den Aposteln. Eng mit Paulus war er in der Mission tätig, bis ein Streit die beiden trennte. Einer Überlieferung zufolge soll Barnabas die Kranken nur durch Auflegen des Matthäus-Evangeliums geheilt haben. Er soll sich dann doch wieder Paulus angeschlossen haben, der ihn auf Predigtreise aussandte. Auch in Rom soll er aktiv gewesen sein, und einer Legende zufolge den römischen Bischof Clemens I. getauft haben. In Mailand soll er als erster Bischof eingesetzt worden sein. Da keiner aus heutiger Zeit dabei war, gibt es einige Versionen um sein weiteres Leben. Interessiert ihr euch dafür, dann klickt HIER.

Dass ich ihm sehr selten in anderen Kirchen begegnet bin, soll wohl daran liegen, dass er im Schatten des Paulus etwas untergeht.

Die Orgel in der Ex-Kirche San Barnaba in Venedig

ist in ihrer vollen Pracht zu bewundern. Ob sie in gleicher Pracht auch noch Laute von sich gibt – darüber darf spekuliert werden.

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Nach der Säkualisierung der Kirche wurde sie ein Ort für Ausstellungen. Aus vorübergehend wurde eine wohl dauerhafte Ausstellung.

Das Leonardo da Vinci Museum in der Ex-Chiesa San Barnaba in Venedig

Klein, aber richtig fein – so würde ich dieses Museum auf engstem Raum nennen.

Nach einer kleinen Eintrittsgebühr standen wir in der Ex-Chiesa San Barnaba und ich musste erstmal sortieren. Auf engem Raum sind Ausstellungsstücke des bedeutenden Künstlers der Renaissance zu sehen.

Bereits über dem Eingangsbereich lässt sich erahnen, dass es bei der Ausstellung nicht nur und um den Maler geht.

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„La Gioconda“ – Mona Lisa von Leonardo da Vinci in der Ex-Chiesa San Barnaba in Venedig

Natürlich ist es nicht das weltberühmte Originalgemälde, das befindet seit Ende des 18. Jahrhunderts im Pariser Louvre. Eigentlich stellt es ja Lisa del Giocanda, vermutlich eine Florentinerin dar. Ein Rechtschreibfehler soll sie zur ‚Mona Lisa‘ gemacht haben. Denn die italienische Kurzform Monna steht für Madonna (Frau), so wie von ihrem Ehemann angeredet wurde.

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Vielleicht wäre es nur eines von seinen Werken, wenn es da nicht durch den Diebstahl 1911 große Beachtung bekam. So zwischen 1502 und 1506 soll es entstanden sein und Leonardo da Vinci hatte es bei seinem Tod noch in seinem Besitz, obwohl er es an König Franz I. von Frankreich verkauft hatte. Die einen sagen so, die anderen, dass es der König in seinem Schloss hatte. Kurzzeitig hing es sogar bei Napoleon in seinem Schlafzimmer.

Ich hab das geheimnisvolle Lächeln der Mona Lisa auf mich wirken lassen, bevor mich

„Das letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci in der Ex-Kirche San Barnaba in Venedig

in Bann zog. Es gilt als das berühmteste Wandgemälde der Welt. Ich weiß nicht, wie oft und in wie vielen Kirchen oder Museen ich dieses Thema von anderen Künstlern gemalt gesehen habe. Das Orginal, welches da Vinci ab 1494 im Auftrag des Mailänder Herzogs Ludovico Sforza gefertigt hat, hängt im Dominikanerkloster Santa Maria delle Grazie in Mailand. Auf dem Höhepunkt seiner malerischen Schaffensphase hat da Vinci das Gemälde als Seccomalerei, also die Farben auf trockenem Putz aufgetragen, ausgeführt.

Auch Leonardo hat das Thema mit dem Abendmahl nicht selber erfunden. So wie zu lesen ist, sah er in Florenz Das letzte Abendmahl von Domenico Ghirlandaio – ich habe es in der Ognissantikirche in Florenz gesehen – wunderschööööön 🥰 Dieses Gemälde wird als unmittelbares Vorgängergemälde gesehen. Aber der Stil des Künstlers macht das Gemälde aus. Da Vinci hat es mit einer perspektivischen Tiefe gemalt und damit Einfluss auf die weitere Malerei genommen.

Aus dem Leben von Leonardo da Vinci

Als Lionardo di ser Piero wurde er am 15. April 1452 in Vinci, in der Nähe der Stadt Empoli in der Toskana geboren. Sein Vater, Notar mit Verbindungen zur Familie de Medici in Florenz, zog nach seiner Geburt mit seiner Frau, die aber nicht die leibliche Mutter Leonardos war, nach Florenz. Hier verbrachte er seine Jugend. Durch Beziehungen seines Vaters kam er zu Andrea del Verrocchio in die Lehre, der das Talent des jungen Leonardo schnell erkannte.Verrocchio war damals einer der bedeutendsten Bildhauer in Florenz und durch seine Arbeit bei ihm, lernte er noch weitere Kollegen seines Handwerks kennen. 1472 wurde er in die florentinische Malerzunft aufgenommen.

Vebindungen sind alles, denn durch die Verbindung Vater – Medici – kam Leonardo da Vinci zu Francesco Sforza in Mailand für den er „Das letzte Abendmahl“ gemalt hat. Durch seine zahlreichen Fähigkeiten und Erfindungen, auch als Architekt, arbeitete er insgesamt (mit Unterbrechungen) 20 Jahre für die Familie Sforza. Wenn ich mir seine Vita so anschaue, dann war da Vinci, wie er mit Verweis auf seine Geburtsstadt seinen Künstlername wählte, ein Tausendsassa – fast ein Allroundtalent. Zu Zeiten, als die Pest 1484 in Mailand wütete, legte er dem Fürst Pläne vor, wie man das Abwassersystem und die sanitäre Möglichkeiten der Stadt verbessern könne. Er organisierte die erste Müllabfuhr in Mailand, weil er erkannt hatte, dass Epidemie und Schmutz große Verbündete waren.

reiterstandbild von da vinci ex kirche san barnaba venedig 8685Weiters war er in dieser Zeit dabei, seine Ergebnisse seiner Studien in Statik, Geometrie oder der menschlichen Anatomie niederzuschreiben, und analysierte Licht und Schatten. Er tüftelte an einem Reitermonument für seine Arbeitgeberfamilie Sforza, die die größte Bronzestatue zu der damaligen Zeit werden sollte. Leider wurde sie von ihm nie umgesetzt. Ein Amerikaner begann 1977 sie nach seinen Plänen umzusetzen. Langeweile scheint ein Fremdwort für Leonardo gewesen zu sein.

1500 zog der Universalgelehrte von Mailand zurück nach Florenz, malte 1506 die „Mona Lisa“ und – er sezierte menschliche Leichname in einem Krankenhaus, und machte es damit wie sein Kollege Michelangelo, der sich damals verbotenerweise Leichen aus dem Krankenhaus des Klosters Santo Spirito in Florenz geholt hatte. Ab 1506 lebte er für 10 Jahre in Rom, gerufen von Giuliano di Lorenzo de Medici, der jüngere Bruder des Papstes Leo X.

Man kann Leonardo da Vinci mit Michelangelo, Tizian und Raffael als die berühmtesten Renaissance-Maler bezeichnen. Sein Wissen und seine überragende Begabung in anderen Gebieten verschafften ihm den Begriff eines Universalgenies. Am 2. Mai 1519 verstarb er in seinem Alterssitz in Frankreich. Diese Kurzversion beinhaltet noch lange nicht alles was mit Leonardo da Vinci erwähnt werden kann. Wollt ihr mehr wissen, dann klickt HIER.

Mit all den Werken, die er geschaffen oder an denen er getüftelt hat, ist es kein Wunder, dass die doch relativ kleine Ex-Kirche fast aus allen Nähten platzt.

Die Fluggeräte von Leonardo da Vinci im da Vinci Museum in Venedig

Kennt ihr diesen Spruch: „Alle sagten, das geht nicht. Dann kam einer, der das nicht wusste und hat es einfach gemacht.“ Solche Ideen fangen mit Visionen an – und die hatte Leonardo mit seinen Fluggeräten. Er beobachtete die Vögel in ihrer Flugtechnik, studierte Luft- und Wasserströmungen und wusste um den Luftwiderstand. Nur – mit was kommt man nach oben? Dieses kleine aber wichtigste Detail ist ihm entgangen. Und noch etwas hat er nicht bedacht – selbst wenn ein Mensch sich durch Flügelschläge in der Luft halten könnte – der Mensch ist einfach zu schwer, um nicht wie ein Stein wieder zu Boden zu purzeln.

Da es mit dem Vogelflug also nichts wurde, tüftelte er am Gleitflug und hat diesen auch testen lassen. Der arme Kerl soll sich dabei ein paar Knochen gebrochen haben. Auch wenn er dann irgendwann einsehen musste – alle seine Tüfteleien haben nicht funktioniert … damals. Denn ein britischer Fallschirmspringer hat im Jahr 2000 einen Fallschirm genau nach seinen Angaben nachbauen lassen, und …. tadaaaa, er kam sicher im Sinkflug auf den Boden zurück. Aber: wer es nicht probiert, kann später nicht sagen – es hätte vielleicht ja doch klappen können? Tatsächlich hat es noch 400 Jahre gebraucht, bis Lilienthal den ersten Gleitfug sicher absolvierte.

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Die Leonardobrücke von da Vinci im da Vinci Museum in Venedig

Als Leonardo sich bei Sforza vorstellte, erwähnte er in seinem Schreiben an ihn auch seine Erfindungen und Fähigkeiten im Bereich der Militärtechnik. Für Sforza wohl nicht unerheblich, da Mailand und die Republik Venedig kurz vor Kämpfen standen. Leonarda da Vinci konzipierte die erste Flugbrücke für militärische Zwecke, die im Prinzip nur provisorisch aufgebaut werden konnte und recht schnell wieder an einen anderen Ort verfrachtet werden kann. Durch geschickte Verflechtung der Holzbauteile werden Dübel, Schrauben oder Nägel nicht notwendig. Im Original sind auch keine Seile nötig. Der Querbalken wird jeweils von einem Längsbalken getragen, der dann mit beiden Enden auf anderen Querbalken obenauf liegt. Wie genau, das hat der Tüftler in seinem Codex Atlanticus, der gebundenen Sammlung seiner Zeichnungen, Skizzen und Notizen, festgehalten.

Ob allerdings die Brücke jemals im Militär zum Einsatz kam, ist nicht überliefert. Für große und kleine Tüftler unter euch gibt es HIER eine Bauanleitung, um euch selbst eine Bogenbrücke á la Leonardo da Vinci zu bauen. Ich glaube, wenn ich diese Fotos meinem kleinen Enkel zeige, dann wissen mein Sohn und ich um unsere nächste Beschäftigung mit ihm 😅

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Der Vitruvianische Mensch von Leonardo da Vinci in Venedig

hat Leonarda da Vinci so um 1490 mit Tinte und Feder auf Papier gebracht und damit eines seiner berühmtesten Bildmotive. Ihr habt diese Darstellung des ‚homo vitruvianus‘ vermutlich (unbewusst) täglich bei euch – sie ist rechts oben auf eurer Krankenversicherungskarte abgebildet. Auch in der TCM (Traditionellen Chinesischen Medizin) wird der ‚vitruvianische Mensch‘ als Symbol verwendet …. „eine Gestalt, die wie ein Baum in der Erde verwurzelt ist und deren Arme wie Äste zum Himmel emporgestreckt sind, sodass sie Kraft von oben und unten empfangen kann.“

Ob das da Vinci bei seiner Studie genauso im Kopf hatte? Vermutlich nicht – er war an Körperbau und -proportionen interessiert. Und der Name dieses Menschen stammt auch nicht von da Vinci, sondern ist eine Erinnerung an den römischen Architekten Vitruvius. Dieser hat so zwischen 33 und 22 v. Chr. die Theorie des „wohlgeformten Menschen“ in seinen zehn Bücher über Architektur beschrieben.

Vitruv sagt:
„Ferner ist natürlicherweise der Mittelpunkt des Körpers der Nabel. Liegt nämlich ein Mensch mit gespreizten Armen und Beinen auf dem Rücken, und setzt man die Zirkelspitze an der Stelle des Nabels ein und schlägt einen Kreis, dann werden von dem Kreis die Fingerspitzen beider Hände und die Zehenspitzen berührt.

Ebenso, wie sich am Körper ein Kreis ergibt, wird sich auch die Figur eines Quadrats an ihm finden. Wenn man nämlich von den Fußsohlen bis zum Scheitel Maß nimmt und wendet dieses Maß auf die ausgestreckten Hände an, so wird sich die gleiche Breite und Höhe ergeben, wie bei Flächen, die nach dem Winkelmaß quadratisch angelegt sind.“

Vitruv

römischer Architekt im 1. Jahrhundert v.Chr.

Da Vinci ist es dagegen weniger wichtig, ob die Proportionen einen Kreis oder ein Quadrat ergeben, er legt die Körperverhältnisse als Maßsystem fest: 4 Finger ergeben eine Handbreite (Palm) – ein Fuß hat vier Palm, eine Elle 6, 4 Ellen sollen die Gesamtgröße eines Menschen sein usw. Damit er sich in seiner Festlegung nicht nur auf die antiken Überlieferungen beruft, hat er 1489 die Anatomie junger Männer vermessen. 

Übrigens, wenn ihr in Italien seid und ihr habt eine italienische Euro-Münze in der Hand, dreht sie mal um 😉

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So, jetzt schaut euch noch ein bisschen ohne Erklärung im da Vinci Museum um. Glaubt mir aber, ihr bekommt vor Ort noch viel mehr zu sehen, als hier in meinem Bericht.

So kommt ihr zum Da Vinci Museum in der Ex-Chiesa San Barnaba in Venedig

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