Venedig ohne Gondeln – unvorstellbar. Eine der wenigen Gondelwerften gibt es mit dem Squero di San Trovaso (Gondelwerft) im Sestiere Dorsoduro in Venedig.
Fast kein Besuch in Venedigs Stadtteil Dorsoduro ging ohne den Blick auf die alte Gondelwerft Squero di San Trovaso zu Ende. Den ganzen Tag haben wir heute mit den Sehenswürdigkeiten von Dorsoduro verbracht. Ein Stadtteil, bei dem man kein Vaporetto benötigt, um von Anfang zum Ende zu gelangen. Man kann vom Piazzale Roma, dem Busbahnhof der Lagunenstadt, ganz bequem losmarschieren. Damit ihr den Sestiere (Stadtviertel) einordnen könnt – die bekannte Kirche, und auf vielen Fotos zu sehen, Santa Maria della Salute, an der kein Schiff vorbeikommt und auch kein Blick vom Markusplatz, liegt am äußersten Zipfel des Viertels.
Ganz so weit ging es heute nicht, unsere Ziele lagen heute alle noch vor der Ponte dell‘ Accademia, eine der wenigen Brücken die über den Canal Grande führt. Der Squero di San Trovaso war das Ende der heutigen Tour. In vier Wochen Venedig hatten wir das große Glück, dass wir uns nicht zu viel Besichtigungen in einen Tag packen mussten, um möglichst viel von der Lagunenstadt zu sehen. Und doch wird es immer ein bisschen mehr, wie man sich vorgenommen hat. Kein Wunder, wartet doch an jeder Ecke ein neuer Kanal mit neuen Motiven – Kirchen gibt es auch in Mengen von den anderen Sehenswürdigkeiten ganz zu schweigen.
Jetzt nehme ich euch aber ganz bequem mit zu
Inhaltsverzeichnis
- 1 meinem Blick auf den Squero di San Trovaso in Venedig
- 2 Die Geschichte des Squero di San Trovaso in Venedig
- 3 Ein Berghaus in Venedig
- 4 Die Geschichte der Gondeln
- 5 Der Gondelbau
- 6 Die Gondoliere in Venedig
- 7 Das könnte Euch auch interessieren:
- 8 So kommt ihr zum Squero (Bootswerft) di San Trovaso in Venedig
meinem Blick auf den Squero di San Trovaso in Venedig
Man muss da einfach stehenbleiben, wenn man am Fondamente Priuli in Verlängerung weiter am Fondamente Nani entlanggeht. Wer mit dem Vaporetto kommt, der steigt am besten bei Zattere aus, und biegt vom Fondamente Zattere al Ponte Longo ab.
Was sind Fondamente?
Venedig hat besondere Bezeichnungen für Straßen, Gassen und Plätze.
Fondamente heißen Straßen, die entlang von Kanälen laufen. Ihr Fundament ist so stabil, dass Häuser darauf gebaut werden.
Calle werden die engeren Straßen genannt.
Campo ist ein Platz an dem eine Kirche steht, also ein Kirchplatz, und ist meist etwas größer.
Campiello sind von Häusern gesäumte Plätze.
Piazza dürfen sich in Venedig nur zwei Plätze nennen, die Piazza di San Marco und Piazza di Rialto.
Eine Strada gibt es in Venedig nur eine einzige, die Stada Nova, die große Einkaufsstraße von Venedig
Via, so wie in Italien üblicherweise die Straßen genannt werden, davon gibt es in Venedig nur drei.
Lasst euch am Fondamente Nani, dem am Rio de San Travoso entlangführt, nicht von den oft anzutreffenden Menschenmengen abschrecken. An diesem Fondamente gibt es zwei Bars, die mit Wein, Cocktails und vor allem den Venezianischen Tapas (Cicchette) die Menschen anlocken. Ihr solltet sie unbedingt probieren.
Direkt gegenüber der Bootswerft kann man damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Beobachten und genießen. Aber Vorsicht, Möwen und Tauben sind auch Genießer und krallen sich gerne einen Haps vom Teller.
Die Geschichte des Squero di San Trovaso in Venedig
geht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Bis heute wird das Wissen um den Gondelbau von einer Generation zur anderen weitergegeben. Und jeder hat seine Geheimnisse um seine eigene Arbeitsweise, die jede Gondel zu etwas Besonderem macht.
Heute ist die Bootswerft noch eine der wenigen Werften in Venedig, die Gondeln herstellt oder sie repariert.
Ein Berghaus in Venedig
Das Gebäude der Bootswerft kann man sofort erkennen – ich habe in ganz Venedig noch kein solches Holzhaus gesehen. Normalerweise sind die aus Stein gebaut. Aber dieses Holzhaus, so finde ich, passt für eine Gondelwerft, schließlich werden Gondeln auch aus Holz gefertigt.
Es hat aber einen anderen Grund, warum der Squero de San Trovaso ein Holzhaus ist. Die Werft bezog ihr Holz zum Teil aus Cadore, einer Tallandschaft im Norden von Venetien. Die Dolomiten umrahmen die Landschaft, die in der Provinz Belluno liegt, und im Westen an das Trentino grenzt. Im Osten beginnt Friaul. Aus diesem Gebiet, in dem z.T. Ladinisch gesprochen wird, kamen die Zimmerleute, die das Bauholz zu Gondeln verarbeitet haben. Sie haben die typische Form ihrer Berghäuser nach Venedig gebracht.
Die Geschichte der Gondeln
Auch wenn sich ein paar Länder um das Privileg „Wer hat’s erfunden?“ streiten, bereits vor ca. 1.000 Jahren sollen bereits die Römer flache, kiellose Boote für ihre Flussfahrten gebaut haben. 1094 soll in einem Brief an den damaligen Doge zum ersten Mal eine Gondel erwähnt worden sein. Um seine Bewohner nicht zu einem Aufstand zu bewegen, schenkte er ihnen Gondeln, damit sie sich in der Wasserstadt fortbewegen konnten.
Offiziell überliefert ist dann aus dem 14. Jahrhundert die älteste Baubeschreibung einer Gondel. Damals waren die Bauformen aber noch nicht so einheitlich, wie es heute der Fall ist.
Wie bei den Häusern oder Gewändern, so übertrumpften sich die damaligen Adels- und Patrizierfamilien auch in ihren Gondeln – Farbenreich und mit prunkvoller Ausstattung.
Immerhin war im 16. Jahrhundert die Gondel das bevorzugte Fortbewegungsmittel auf den Kanälen in Venedig. Gesehen werden – wenn nicht hier, wo dann? Gut 10.000 Gondeln schipperten zu dieser Zeit in Venedig. Auch damals musste das Schiff als Transportmittel herhalten. Heute sind es Motorboote, aber egal, was es auch ist, alles wird auf den Wasserstraßen zu den jeweiligen Orten transportiert. 1562 wurde es dem Dogen Girolamo Privli aber zu bunt, im wahrsten Sinne des Wortes. Er ordnete an, dass jede Gondel schwarz gestrichen werden muss. Vorbei mit der Prunksucht. Dieses Gesetz gilt auch heute noch, und deshalb schippern nur schwarze Gondeln, das Markenzeichen von Venedig auf den Kanälen.
Der Gondelbau
So wie die Gondeln heute aussehen, ist es erst seit Ende des 19. Jahrhunderts. 10,85 Meter dürfen sie lang und 1,42 Meter breit sein. Mit speziellen Werkzeugen fertigt der Squerarol, der Gondelbauer aus sieben verschiedenen Hölzern das Fortbewegungsmittel. Damit durch den Boden kein Wasser kommt, wird der aus Tannenholz gefertigt. Der Boden so flach wie ein Kanu, kommt mit diesen Maßen durch die kleinsten Kanäle und unter den Brücken durch. Okay, oft muss der Gondoliere auch den Kopf einziehen, damit er durch die niedrigen Brücken ohne Schaden durchkommt. Ca. 500 Kilo wiegt eine Gondel.
Die Gondeln sind das einzige asymmetrische Wasserfahrzeug der Welt, denn Backbord ist es 16 Zentimeter länger und 24 Meter breiter als Steuerbord. Das hat seinen Grund darin, dass der Gondoliere mit seinem Gewicht ausgleicht – er steht hinten links. Das Ruder, das aus Walnussholz geschnitzt wird, taucht er rechts ins Wasser.
Man kann sich jetzt vorstellen, nicht jeder Gondoliere wiegt gleich wie der andere – Gondeln sind Maßanfertigungen und werden über die Generationen weitergegeben. Durchschnittlich kann eine Gondel schon so 30 Jahre gefahren werden, Wartung und Pflege natürlich vorausgesetzt. Die Anschaffungskosten einer Gondel kann mit den Preisen eines Mittelklassefahrzeugs vergleichen.
Am Bugbeschlag hat die Gondel 6 Zacken. Die einen sagen, drei davon symbolisieren die sechs Stadtviertel und drei die Inseln Murano, Burano und Torcello. Der obere Bogen stellt die Rialto Brücke dar und die gesamte Form den Canal Grande.
Andere sagen, die sechs Zacken stehen nur für die sechs Sestiere (Stadtviertel) und der obere Bogen steht für die Insel Guidecca. Wie auch immer, der Bug ist schön anzuschauen.
Die Gondoliere in Venedig
Egal ob man sie direkt in Venedig gesehen hat, oder auf Fotos – die Herren und Damen (denn mittlerweile gibt es auch Gondoliera) erkennt man an ihrem Outfit sofort: schwarz-weiß gestreifte Hemden, schwarze Hosen und dem typischen Strohhut.
Früher, so ab dem 16. Jahrhundert wurde der Beruf vererbt – war Papa Gondoliere, wurde es der Sohn auch. Ebenfalls wurde die Lizenz weitervererbt. Heute geht das einfacher, man besucht die Gondellschule, beherrscht zumindest eine Fremdsprache, kennt sich mit der Geschichte und den Sehenswürdigkeiten von Venedig aus – und übt, und übt und übt. Wenn die Abschlussprüfung bestanden ist, dann erhält man die Lizenz als Gondoliere arbeiten zu dürfen.
Draußen auf der Lagune haben wir sie üben sehen – stehend in einem Kahn. Ca. 500 Gondoliere sind auf den Kanälen von Venedig unterwegs. An bestimmten Abfahrtsstellen bieten sie die romantische Fahrt auf den Kanälen an. Ihr müsst sie aber nicht alle abklappern, um den Preis zu vergleichen – der ist überall gleich. Wir haben uns diese romantische Momente nicht gegönnt. Es war mir zu wackelig um ganz ehrlich zu sein, obwohl ich nicht am Können der Gondoliere zweifle. Aber seit meinen kleinen Schlaganfällen mag ich gerne auf solche Vergnügen verzichten. Nein, doch nicht ganz – wer sich ebenfalls nicht die 30 Minuten Fahrt gönnen möchte, aber trotzdem das Feeling einer Gondelfahrt erleben mag, der ist bei den Traghetti richtig.
Den Canal Grande überqueren nur vier Brücken. Um von einer Seite auf die andere zu kommen, kann das manchmal ganz schöne Umwege bedeuten. Abhilfe schafft an mehreren Stellen am Canal Grande ein Traghetto, eine Gondelfähre. Für 2 € wird man über den Canal geschippert. Denn um mal nur kurz den Canal zu überqueren in ein Vaporetto zu steigen und für eine Fahrt 9,50 € zu zahlen, das will schon überlegt sein.
Wir haben während unseres Aufenthalts zweimal das schaukelige Erlebnis gewählt. Ein- und Aussteigen will halt geübt sein. Die Profis lassen sich auch in der Gondel stehend über den Canal Grande bringen.
Wenn ihr bei der Bootswerft / Squero di San Trovaso seid, dann solltet ihr auch einen Blick in die Kirche San Trovaso neben der Werft werfen.
Das könnte Euch auch interessieren:
In der Kirche San Trovaso in Venedig