Das Heilig-Kreuz-Münster ist die älteste süddeutsche gotische Hallenkirche und wurde zwischen 1315 und 1521 von der Parlerfamilie, einem bedeutendem Baumeistergeschlecht aus dem 14. Jahrhundert an der Stelle einer romanischen Kirche erbaut.

Es ist unmöglich das Heilig-Kreuz-Münster in Schwäbisch Gmünd zu übersehen. Da die Stadt in einem Talkessel liegt, ist es von den Anhöhen, wenn man in die Stadt einfährt, nicht zu übersehen. Und für mich, als gebürtige Gmünderin, bin ich mit dieser imposanten und prachtvollen Kirche im Herzen der Stadt, groß geworden und immer noch verbunden. Da versteht es sich von selbst, dass das Münster, wie wir es schwäbisch sparsam abkürzen, einen eigenen Beitrag in meinem Reise- und Fotoblog bekommt. Ja, eigentlich hatte es ja schon seit Mitte Juli 2019, kurz nach Start meines Reiseblogs, seinen Beitrag. Aber wie es halt so ist – auch ein Reiseblog entwickelt sich mit der Zeit. Wenn ihr meine Berichte verfolgt, dann wisst ihr wovon ich rede 🙂

Meine Beiträge mischen sich mit meinen eigenen Erlebnissen, ein bisschen Geschichte und mit ein bisschen Kunsthistorie zum Objekt. Defintiv hat hier die große Kirche in meinem Bericht ziemlich klein abgeschnitten. Was liegt also näher, vor allem in der aktuellen Zeit wo wir immer noch auf Reisen und größere Ausflüge verzichten, den ursprünglichen Bericht zu überarbeiten?

Fridolin war schuld! Fridolin (unser Autole) wollte unbedingt seine Sommerschuhe haben und quengelte ständig „ich brauch einen Kundendienst“. Naja, dann nützen wir eben die Wartezeit bis wir ihn wieder aus der Werkstatt abholen können und statten Schwäbisch Gmünd nach Monaten mal wieder einen Besuch ab. Nicht ohne meine Emma (Kamera) – hey, lacht mich nicht aus! Treue Familienbegleiter bekommen bei mir immer Namen, schließlich sind wir ja ein Team! Wenn wir dann mal schon in der Stadt sind – nochmal ins Münster und für den neuen Bericht weitere Fotos machen.

Bevor ich euch noch mehr zum Heilig-Kreuz-Münster berichte – kommt mit zur

Inhaltsverzeichnis

Besichtigung des Heilig-Kreuz-Münsters in Schwäbisch Gmünd

die wie immer bei meinen Kirchenberichten mit

den Außenansichten des Münsters in Schwäbisch Gmünd

beginnt. Wenn ihr es abmessen wollt – ich helf euch da gerne, mit Zollstock und so wird das ein bisschen schwierig bei 78 Meter Länge und 51 Meter Höhe.
Direkt vor der Kirche, auf dem Münsterplatz, kommt man sich vor dem Münster schon ziemlich klein vor. Ich kann es ja nicht lassen, mein Kopf muss in den Nacken und wenn ihr mir nachtut, dann werdet ihr rings um das Münster in luftiger Höhe Figuren und Wasserspeier entdecken. Um genauer zu sein, 80 Stück sollen es sein, ihr könnt nachzählen. Sie haben mehrere Funktionen, die Wasserspeier ist klar, steht bei Regen tunlichst nicht drunter 😉 – die Figuren hatten zu dieser Zeit aber auch den Zweck das Böse fernzuhalten. Bei der Stiftskirche in Faurndau hat man dies auch reichlich mit Figuren versucht. Ich hab sie euch mal ein bisschen näher geholt ….

Bevor es in die Kirche geht, macht euch den Weg, und geht einmal rund ums Münster und schaut euch die fünf

Kirchenportale des Hl.-Kreuz-Münsters in Schwäbisch Gmünd

genauer an. Kurzfristig kam ich mit der Zuordnung beim Sortieren meiner Fotos bei den Himmelsrichtungen und den dazugehörigen Portalen durcheinander 🙈😅 Halloooo? Ja, ich weiß schon wo Norden oder Süden ist, aber bei den zwei Langhausportalen mit ähnlicher Gestaltung war die Verwirrung komplett. Ich habs wieder entwirrt 😀

Der Haupteingang ins Münster geht über das

Westportal

Westportal Hl. Kreuz Muenster Schwaebisch Gmuend 0676Für mich DAS Portal mit Gänsehautfeeling und vielen Erinnerungen. Bei meiner Erstkommunion schritten wir Kommunionkinder durch dieses Portal, meine Eltern zogen als Jubelpaar bei ihrer Goldenen Hochzeit hier ein und aus – und mein Vater, der jedes der Jahrgangsfeste in Schwäbisch Gmünd mitgemacht hat (einmalig nur so in meiner Heimatstadt) zog bepackt mit vielen Blumen in einer Armbeuge und den Zylinder in der anderen Hand zum feierlichen Gottesdienst durch dieses Portal mit seinen Altersgenossen ein.

Bei unserem letzten Besuch wurde es saniert, deshalb müsst ihr euch mit nur einem Foto begnügen. Auf jeder Seite führt ein Portal jeweils ins Langhaus und eines direkt in den Chor.

Das nördliche Langhausportal

zeigt die Weihnachtsgeschichte, im oberen Bogenfeld mit Ochs und Esel in der Krippe, darunter der Besuch der Hl. Drei Könige.

Das nördliche Chorportal

bietet viel zum Betrachten. Wurde ein paar Schritte weiter die Geburt Christi thematisiert, so ist es bei diesem Portal die Leidensgeschichte Christi, die mit seinem Tod endet.
Vergesst bei diesem Portal nicht einen Blick nach links in die Portalnische zu werfen. Im ersten Moment wird man mit den gravierten Steinen nicht viel anfangen können. Wenn aber etwas mit „Anno ….“ anfängt, dann stehen meist Grundsteinlegungen dahinter. So auch hier am Münster. Am 17. Juli 1351 wurde der erste Stein zum Bau des Chores gelegt.

Einmal um den Chor herumgelaufen, am Münsterbrunnen vorbei und ihr seid auf der Südseite und kommt zum

Südlichen Chorportal

Im ersten Moment hab ich gedacht, haben da die Baumeister voneinander abgekupfert. Im Sommer 2020 (unsere letzte große Reise) haben wir in Sachsen die Silberstadt Freiberg besucht und natürlich auch den Dom zu Freiberg. Genau gleich sind die Portale natürlich nicht, im Münster laufen die Bögen spitz zu, am Freiberger Dom rund. Aber die Bildstreifen sind bei beiden Portalen schon was besonderes für sich.

Hier am Hl.-Kreuz-Münster findet sich im oberen Feld Jesus mit Maria und Johannes dem Täufer, eine Gruppe, wie man sie so vereint in ganz vielen Kirchen findet. Die zwölf Apostel dürfen genausowenig fehlen. Das untere Feld erinnert mich ganz spontan an die Kirchentüre der evangelischen Stadtkirche in Göppingen, die für sich (genau wie dieses Feld) eine Geschichte erzählt.

Auch in den Gewölbereliefs gibt es einiges zu betrachten, angefangen bei der Schöpfungsgeschichte bis …… Nein, ich verrate euch nicht alles, schaut es euch einfach selber an.

Ihr habt mitgezählt? Ja, es fehlt noch eins – MEIN Portal,

das Südliche Langhausportal

Warum mein Portal? Es war all die Jahre DAS Portal, das mich in die Kirche geführt hat, zu den Gottesdiensten oder auch bei traurigen Anlässen wie den Requien unserer verstorbenen Familienmitglieder. Kein Wunder von dieser Seite, denn mein Elternhaus war in der Südstadt, bis ich dann nach meiner Heirat nach Waldstetten ‚ausgewandert‘ bin.

Dieses Portal ist Maria, der Mutter Gottes, gewidmet. Ganz oben wird die Krönung Marias gezeigt, aber auch die schmerzhafte Szene mit ihrem Tod.
Der Schmuck in den Portalecken kommt euch vielleicht bekannt vor? In ganz vielen Kirchen begegnen mir die Vier an der Kanzel – die vier Evangelisten. Hier sind sie als Symbole dargestellt – ein Engel für Matthäus, der Löwe für Markus, Lukas wird mit dem Stier symbolisiert und der Adler steht für Johannes.

Jetzt geht es weiter zur

Innenbesichtigung des Heilig-Kreuz-Münsters in Schwäbisch Gmünd

die – ihr kennt es sicher aus meinen anderen Berichten – mit dem Gesamteindruck beginnt.
Seitdem wir im Juni 2020, kurz nachdem die Grenzen durch die Coronabedingte Schließung wieder geöffnet wurden, in Prag waren – und natürlich auch im Veitsdom auf der Prager Burg – ja, seitdem hab ich das Gefühl, ich bin beim ‚kleinen Bruder‘ des Veitsdoms wenn ich im Münster stehe. Und DAS kommt nicht von ungefähr. Denn schließlich haben beide Kirchenbauten den gleichen Baumeister. Dazu später aber mehr.

Genau dort im Veitsdom und als ich meinen Bericht über ihn geschrieben habe, wurde mir bewusst, wie nichtssagend doch mein erster Bericht von Mitte 2019 über mein Münster war. Kann man ja ändern 🙂 Jetzt schaut mal ….. beeindruckend, gell?

Hl.-Kreuz-Münster innen Schwäbisch Gmünd 0685
Hl.-Kreuz-Münster innen Schwäbisch Gmünd 0705
Hl.-Kreuz-Münster innen Schwäbisch Gmünd 0717

Bevor es ins Detail geht, bekommt ihr

ein bisschen Geschichte zum Hl.-Kreuz-Münster in Schwäbisch Gmünd

und wie könnte es in der ältesten Stauferstadt Schwäbisch Gmünd anders sein? Richtig! Die Anfänge gehen zurück bis in die Stauferzeit. Da ich in einem ’stauferverseuchten‘ Gebiet lebe, liegt ja nichts näher, als dass ich mich in meinem Reiseblog auch auf den Stauferspuren bewege. Dazu gibt es eine extra Seite, denn die würden jeden Bericht sprengen.

Hier in Gmünd (das Schwäbisch kam ja erst vieeeel später in den Stadtnamen) stand dort, an der früher höchsten Stelle der Stadt, eine kleine dreischiffige romanische Basilika. So Mitte des 12. Jahrhundert entstand dieser Bau. Wenn ihr auf meinem Blog schon in Schwäbisch Gmünd unterwegs ward, dann habt ihr bestimmt die Johanniskirche nicht übersehen? Die soll einer Sage nach durch den Ringverlust der Agnes von Hohenstaufen erbaut worden sein. Welche der beiden Kirchen jetzt aber zuerst da war? Ich hab nichts darüber gefunden. Man sagt aber, es war die Johanniskirche 😉

Die kleine Stadt Gmünd hat sich, auch nachdem das Staufergeschlecht ausgestorben war, zur Reichsstadt gemausert. Wie ich es bei meinen vielen anderen Kirchenberichten, z.B. auch in Schorndorf oder bei der Wallfahrtskirche auf dem Hohenrechberg (die könnt ihr auf dem Berg vor Gmünd nicht übersehen) gesehen habe – aus klein wird groß. Irgendwann reicht die Kirche nicht mehr den Bedürfnissen einer wachsenden Einwohnerzahl. Und wie es bei so vielen Kirchenneubauten in dieser Zeit war, willst du was, bezahlst auch du! In Gmünd gab es ja nicht so wie bei der Schlosskirche in Lauterburg oder auf dem Hohenrechberg ein Herrschergeschlecht, welches dann für die Kosten aufkam. Also wurden die Bürger zur Kasse gebeten. Schwäbisch Hall oder auch Schorndorf fuhr auch nach diesem Prinzip, und stellte als Dank dafür auch Ablassbriefe aus. So einfach kann man sich die Sünden erlassen. Bedenkt! Man lebte in einer völlig anderen Zeit!

Ein Baumeister wurde mit dem größeren Neubau beauftragt, aber bitte auch so bauen, dass man trotzdem noch die Gottesdienste in der alten Kirche abhalten kann. Und dann kam ER! Ich bezeichne ihn in meinen Berichten immer voller Hochachtung als ‚unser Schwäble‘, denn schließlich stammt die bedeutende Baumeisterfamilie aus Schwäbisch Gmünd – Peter Parler. Er verfolgt mich nicht nur in meiner Heimatstadt, sondern war auch in Prag in vielen Bauwerken verewigt. Er bekam also den Auftrag als Nachfolger des ersten (unbekannten) Baumeisters etwas ganz Großes in Gmünd zu schaffen. Am 17. Juli 1351 wurde der Grundstein gelegt, ihr seht es beim nördlichen Chorportal. Aber einer allein kann dieses Bauwerk unmöglich schaffen, Vater und Sohn waren gleichermaßen am Bau beteiligt.

Es kam die Zeit, dass Karl IV. Kaiser des deutschen-römischen Reiches, von Böhmen und Italien wurde und das Schwabenland ebenso unter sein Regiment fiel. Wenn ihr mehr über Karl IV. nachlesen möchtet, könnt ihr das in meinen Prag-Berichten, oder mit mir den Königsweg durch Prag gehen, den er eingeführt hat. Jedenfalls hat Karl IV. Gmünd einen Besuch abgestattet, Peter Parlers Werk gesehen und ihn nach Prag abgeworben als seinen Hofbaumeister. Ein Bruder Parlers hat noch eine Zeit den Bau weiterbetreut, bis er nach Ulm abgewandert ist.

Als ich die vielen Bauwerke in Prag und Tschechien bewundern durfte, die

der Baumeister Peter Parler

geschaffen hatte – und unser Münster ja sowieso – ich konnte nicht anders. Dieser Baumeister musste seine eigene Seite in meinem Reiseblog bekommen.

Baumeister Peter Parler aus Schwäbisch Gmünd

1410 konnte dann aber doch der Hochaltar eingeweiht werden. Die weiteren Arbeiten am Münster übernahmen dann Jörg Aberlin (der als bedeutendster Baumeister des spätgotischen Kirchenbaus in Württemberg gilt und auch an der Stadtkirche in Schorndorf seine Finger mit im Spiel hatte) und Hans von Urach, über den ich reichlich wenig gefunden habe.

Zu einem folgenschweren Ereignis, welches sich in der Karfreitagsnacht 1497 ereignet hat, erzähle ich euch später was dazu. 1521 war der große Münsterbau dann endlich beendet. Wenn ich mir diese alten Bauten so anschaue, dann denke ich mir sehr oft “Wenn diese Steine reden könnten, was sie alles erlebt haben?” Ganz einfach war die frühere Zeit ja wahrlich nicht, Kriege waren an der Tagesordnung. So wurde Gmünd im Schmalkaldischen Krieg nicht verschont. Protestantische Adlige gegen die gläubigen Truppen des katholischen Kaisers Karl V.. Gmünd, katholische Reichsstadt wurde im November 1546 beschossen und es wurden die geistlichen Güter eingefordert und, dass sich die Stadt zum Protestantismus bekennt. Nach der Weigerung ging der Beschuss und die Plünderung los, und die Gmünder mussten versprechen, dass sie in ihrer Stadt zum protestandischen Glauben wechseln . Ne, ne, neeeeee, da hatte der Kaiser aber auch noch ein Wörtchen mitzureden. Nix da, er erklärte alle diese Zugeständnisse für Schall und Rauch und Gmünd blieb katholisch 🙂 Übrigens ist Schmalkalden eine wirklich schnuggelige Fachwerkstadt 🙂

Das gleiche Spiel ging dann im Dreißigjährigen Krieg, der seinen Ursprung im Zweiten Fenstersturz im Alten Königspalast auf der Prager Burg hatte, nochmal los. Diesmal blieb Gmünd aber relativ verschont, dafür tobte die Schlacht bei Nordlingen.

Unspektakulär ging es dann in der Folgezeit weiter, zumindest habe ich nichts anderes gefunden. 1926 wurde die Pfarrkirche im Herzen der Stadt dann zum Münster erhoben. So richtig auf nur eine Schutzherrschaft für die Kirche wollte man sich hier in Gmünd bis dato nicht festlegen, mal war es der Schutz “Unserer Lieben Frau” oder wechselte es zum “Heilig Kreuz”. 1926 setzte Bischof Paul Wilhelm von Keppler, ein gebürtiger Gmünder, dem ganzen ein Ende – aus der bisherigen Pfarrkirche wurde aufgrund ihrer Größe das Münster zum Heiligen Kreuz.

So, jetzt aber genug mit trockener Geschichte. Kommt mit zu

meinem Rundgang durch das Heilig-Kreuz-Münster in Schwäbisch Gmünd

und gleich mit der Vorwarnung 😉 ihr seid auf einem Reise- UND Fotoblog 🙂
Die beachtliche Größe des Münsters habt ihr ja schon aus den vorherigen Fotos wahrgenommen. Und die Innenmaße von 22 Metern Breite und 45 Metern Länge allein nur im Langhaus sind schon beachtlich. Jetzt stellt euch mal in Gedanken vor, ein Hochzeitspaar schreitet an ihrem schönsten Tag vor zum Altar, oder an den hohen Kirchenfeiertagen die Geistlichen mit den Ministranten… oder unsere Altersgenossen …. ich bekomme schon beim Schreiben Gänsehaut. Ich gehe jetzt nicht weiter auf die Architektur ein, ihr würdet noch Stunden sitzen und lesen. Fakt ist, es ist eine dreischiffige gotische Hallenkirche in der sich mehrere Stilrichtungen vereinen.

Gehen wir lieber zu den Besonderheiten im Münster über. Mein Blick nach vorne bleibt an der

Kanzel im Münster in Schwäbisch Gmünd

hängen. Die müsst ihr euch wirklich genauer anschauen. Sowas Schönes hab ich bei all unseren Kirchenbesichtigungen bisher so nicht gesehen. Da war wirklich ein Meister am Werk, der 1551 mit perspektivischen Intarsienarbeiten den Kanzelkorb gestaltet hat. Nix mit den meist üblichen vier Evangelisten, wie man sie sonst an den Kanzeln findet. 1718 hat ein Gmünder Bildschnitzer den Schalldeckel dazu gefertigt. Schaut mal ….

Der nächste Blick geht nach vorne zum

Hochaltar im Münster in Schwäbisch Gmünd

Da brauchts schon ein paar nähere Blicke. Im ersten Moment erscheint alles in dunklem Holz. Nicht so, wie es in vielen anderen Kirchen (z.B. in Schwäbisch Hall oder im Münster in Dinkelsbühl) ist – mit einem farbenfrohen Altarbild und vielen hellen Figuren. Die Figuren bekommt ihr hier im Münster auch, ganz außen der Hl. Bernhard und die Hl. Helena. Und wenn ihr ganz genau schaut (was vielleicht auf die Ferne etwas schwierig ist, da der Altarraum nicht betreten werden darf), dann erkennt ihr Szenen mit den sieben Sakramenten. Das beleuchtete Kreuz im Mittelpunkt des Hochaltars stammt aus der Spätgotik.

Sie sind nicht zu übersehen, und es scheint, als beobachten sie das Geschehen im Altarraum und wer sich in den Chorkranz begibt –

die Apostel und Propheten im Chorraum im Hl.-Kreuz-Münster

Wohl einzigartig in dieser Bauzeit war es, Apostel und Propheten in dieser Weise darzustellen – und ich habe es in dieser Form bisher in keiner der von uns besichtigten Kirchen so gesehen. Die 1,30 Meter hohen jeweils 12 Figuren halten Bänder oder Tafeln mit ihrem Namen und Glaubensartikel oder Weissagungen. Ihr kennt sie vielleicht, die Glaubensartikel, oder? „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.“

Ich konnte nicht anders, sie haben so schön stillgestanden – ich musste sie einfach fotografieren ….

Und noch einer Besonderheit solltet ihr im Altarraum eure Aufmerksamkeit schenken –

das Chorgestühl im Münster in Schwäbisch Gmünd

Perfekt in die Zwischenräume der Säulen wurden 24 Sitze des Chorgestühls eingepasst. Es ist das zweite Chorgestühl in der Kirche, und stammt von 1550. Warum? Dazu erfahrt ihr später mehr, wenn ich im Kapellenkranz bin. Ich hab ja wirklich schon die feinsten Arbeiten an Chorgestühlen in den Kirchen gesehen, aber solch eine wunderschöne Intarsienarbeit noch nicht. Sie stammt aus der Renaissance-Zeit und ihr müsst sie wirklich genauer anschauen. Intarsien könnt ihr ja auch an der Kanzel bewundern.

Eine Drehung und der Blick geht nach hinten zur

Orgel im Hl.-Kreuz-Münster Schwäbisch Gmünd

Ich kann es euch nur beschreiben, mir erzeugt es jedesmal ein Schauern, wenn die Orgel mit allen Registern das „Großer Gott wir loben dich“ anstimmt. Übrigens haben wir in Schwäbisch Gmünd jedes Jahr das Europäische Kirchenmusik Festival (schon seit 1989). In diesem Zeitraum könnt ihr in mehreren Kirchen Kirchenkonzerte genießen. Ob es in diesem verflixten Corona-Jahr 2021 auch stattfindet? Aber es gibt ja mit Sicherheit auch wieder eine Zeit nach diesen heftigen Monaten. Also merkt es euch vor (wenn ihr wollt) und dann wisst ihr was ich mit dem Orgelklang meine.

Auch bei der Orgel hieß es, aus klein wird groß. 1544 fand dank einer Spende eine größere Orgel auf der Empore ihren Platz, der prunkvolle 11 Meter hohe Orgelprosekt wurde 1688 geschaffen. In den Folgejahren bekam die Kirche aber noch weitere neue Orgeln. Ich hab ja gerne die musizierende Begleiter der Orgeln im Visier, in der Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg bei Ellwangen hatte ich gut zu tun 🙂 – aber hier im Münster, sie waren einfach zu weit weg, selbst für mein Teleobjektiv.

Nicht nur die Größe und die Bauweise erinnert mich an den Veitsdom in Prag, sondern auch

der Kapellenkranz im Chor des Hl.-Kreuz-Münsters in Schwäbisch Gmünd

mit den zehn Chorkapellen. Auch im herrlichen Veitsom kann man im Kapellenkranz zahlreiche wunderschöne Kapellen betrachten. Auch dort hielten die Priester in diesen Kapellen ihre Gottesdienste – so wie eben in klein hier im Münster. Wenn man bedenkt, dass es so Ende des 15. Jahrhunderts so ca. 16 Priester in der Kirche wirkten, dann fragt man sich, hmm … bissle wenige Kapellen dann?

Tja, die jetzt noch überschaubare Anzahl ist nicht etwa, so wie in vielen anderen Kirchen, der Reformation geschuldet. Ich hab es in meinem Bericht zur Michaelskirche in Waiblingen geschrieben, denn dort ist mir einer von den Württembergern Herrschern sehr unangenehm aufgefallen. Im Zuge der Reformation hat der sich alle Schätze aus der Kirche im wahrsten Sinne des Wortes untern Nagel gerissen oder vernichten lassen. Was ja aber nicht nur in Waiblingen so gewesen ist. Der Schwund an Kapellen hier im Münster ist aber DEM Ereignis geschuldet, das ich bereits mehrfach in meinem Bericht angedeutet habe. In der Karfreitagsnacht 1497 geschah die große Katastrophe – die beiden romanischen Türme der Kirche stürzten ein. Verletzt wurde Gottseidank niemand, wohl aber wurden Menschen in der Kirche eingeschlossen, die man durch Einschlagen der Kirchenfenster gerettet hat.

Da wurde wohl die Statik außer Acht gelassen, als man einen Bogen entfernt hatte, der die beiden Türme miteinander verband. Alles, weil man eine freie Sicht auf den Chor haben wollte. Bei diesem Ereignis wurden mindestens 22 Altäre zerstört, die in der Folgezeit, genauso wie die beiden Türme, nicht wieder aufgebaut wurden. Bei den heutigen Altären wurde dann Alt mit Neu gemischt. Euch jetzt alle Seitenkapellen ausführlich vorzustellen, würde den Rahmen meines Berichts sprengen. Ich denke, ihr solltet sie euch in live vor Ort anschauen 😉

Trotzdem muss ich euch ein paar ganz besondere Schätzchen vorstellen – da ist

der Sebaldusaltar im Gmünder Münster

Ab 1506 ist dieser Altar, der nach seinem Spender und zugleich zu Ehren des Heiligen benannt wurde, entstanden. Anders als der Stifter des Altars, der Nürnberger Patrizier Sebald Schreyer, verschmähte der Hl. Sebaldus seinen Stand in den er hineingeboren wurde. Man sagt, er wäre ein dänischer Königssohn gewesen, der mit einer Prinzessin verlobt war. Doch er verzichtete auf das Leben am Königshof, löste seine Verlobung um fortan als Einsiedler zu leben. 15 Jahre lang soll er in der Wildnis um Nürnberg gelebt haben, deshalb nennt man ihn auch Sebaldus v. Nürnberg. Viele Wunder soll er bewirkt haben, so ließ er z.B. auf der Suche nach einem verloren gegangen Ochsen seine Finger wie Lampen leuchten, damit der Bauer das Tier wieder fand. Wenn ihr mehr über ihn nachlesen möchtet, dann klickt HIER.

Der Stifter des Altars fand in Gmünd Zuflucht, als er vor der Pest aus Nürnberg floh. Ihr seht ihn und seine Frau links und rechts neben Sebaldus, der seine Nürnberger Kirche als Modell trägt. Der Altar zeigt Malereien Albrecht Dürers.

Sebaldusaltar Hl-Kreuz-Münster Schwäb. Gmünd 0731
Sebaldusaltar Hl-Kreuz-Münster Schwäb. Gmünd 3392
Sebaldusaltar Hl-Kreuz-Münster Schwäb. Gmünd 3389

Die Chorscheitelkapelle direkt hinter dem Hauptaltar

das Heilige Grab im Hl-Kreuz-Münster

ist so etwa um 1350 entstanden und soll die zweitälteste weltweit noch erhaltene Darstellung dieser Trauergruppe sein. Drei Marien schauen auf den Leichnam Jesu, während die drei Wächter vor dem Grab schlafen. Man könnte mit der Darstellung und Ausstattung meinen, sie wären tatsächlich echt. Wenn ihr im Münster seid, werft am Heiligen Grab noch einen Blick rechts und links in den Altar. Meine Kamera hätte es euch mit dem Licht nicht gut genug wiedergegeben – die Secco Malereien von 1430 an den Seitenwänden.

Wenn ihr meine Fotos aufmerksam anschaut, dann müsste euch etwas auffallen – so quasi ein Suchbild 🙂 Stimmt, auf einem fehlen die Marien- und Engelfiguren hinter dem Grab. Ihr seht, ich war tatsächlich zum fotografieren zweimal in der Kirche (mit Figuren 2019, ohne (ich denke sie werden restauriert) Ende April 2021)

Heilige Grab Münster Schwäbisch Gmünd 0750
Heilige Grab Münster Schwäbisch Gmünd 3343
Heilige Grab Münster Schwäbisch Gmünd 3342

Eine Drehung, und ihr seht hinter dem Hochaltar eine wunderschöne

Ölbergdarstellung im Flügelaltar

Kleiner Tipp: Wenn ihr in Schwäbisch Gmünd seid, könnt ihr sie auch am St. Salvator sehen. Lebensgroß und in Stein gemeißelt findet ihr solch eine Szene beim Kloster Adelberg vor der Ulrichskapelle.

Ölbergdarstellung Hl.-Kreuz-Münster Schwäb. Gmünd 0743
Ölbergdarstellung Hl.-Kreuz-Münster Schwäb. Gmünd 3346

Jetzt noch ein Blick auf

den Johannisaltar, den Josefsaltar und den Marienaltar

Einfach weil sie für mich wunderschön sind und einen Johannes kann ich eh nicht auslassen. Mein Paps war ein „Johannes“ und er hat immer großen Wert darauf gelegt „aber Johannes der Täufer“. Hier im Münster sind sie beide vereint – der Täufer und der Evangelist, links und rechts neben der Madonna mit Kind auf dem Arm. Eigentlich ist es ja eine Darstellung von Anna Selbdritt. Um 1500 ist dieser wunderschöne Altar entstanden.

Den Josef findet ihr auch gleich – er ist mit einer Lilie dargestellt und mit dem Jesuskind auf dem Arm. Es sind immer die gleichen Attribute mit denen sie dargestellt werden. Auch Josef ist unter den 30 Brückenheiligen auf der Karlsbrücke in Prag sofort herauszufinden.

Und auch zum Marienaltar, der so um 1520 entstanden ist, braucht es keine großen Worte.

Unwillkürlich kommt er jetzt wieder 😉 der Vergleich mit dem Veitsdom. Denn ich finde, die

Glasfenster im Heilig-Kreuz-Münster in Schwäbisch Gmünd

können es da mit gut aufnehmen. So wirklich viel weiß man über deren Entstehung nichts, 1497 wurden ja auch welche eingeschlagen um nach dem Turmeinsturz die eingeschlossenen Menschen rauszuholen. Teile von den Fenstern stammen wohl schon von 1506. Gesamt wurde aber das Münster so zwischen 1856 und 1893 mit neuen Fenstern ausgestattet. Bei deren Betrachtung spare ich mir jegliche Buchstaben und lass sie wortlos auf euch wirken.

Inge wird zum ‚Hans guck in die Luft‘ 😀  Wenn ihr meine anderen Kirchenberichte verfolgt habt, dann wisst ihr es. Irgendwann geht der Kopf in den Nacken und mein Blick geht nach oben, wie hier zur

Decke und den Schlusssteinen im Hl.-Kreuz-Münster Schwäb.Gmünd

Ganz am Anfang meiner Berichte habe diesen Blick oft versäumt, jetzt fehlt er in keiner Kirche. Denn ganz besondere Schätzchen lassen sich oben an der Decke entdecken. 19, bzw. 21 Meter geht mein Blick hoch in das prachtvolle Netzgewölbe, das von 22 Säulen getragen wird. Und da trumpft das Gewölbe im Chor wirklich auf, denn hier finden sich die schön gestalteten Schlusssteine. Am höchsten Punkt eines Gewölbes werden sie angebracht, und so schön sie auch gestaltet sind, haben sie doch auch funktionale Zwecke.

In manchen Kirchen wird es da recht gut gemeint mit diesen Abschlusssteinen. In der Michaelskirche in Waiblingen habe ich doch sage und schreibe 28 solcher Steine gezählt. Hier im Münster sind es etwas weniger, aber wirklich sehr sehenswert. Sogar Kaiser Karl V. hat dies wohl 1532 bei einem Besuch im Münster bewundernd festgestellt – so wurde es überliefert. Er entdeckte (so wie ihr auch gleich) ein großes Sterngewölbe mit vier wunderschönen Figurenfeldern. Ich hab das alles mit dem Teleobjektiv ein bisschen näher geholt. (Verzeiht mir da bitte, dass es da auch mal nicht gestochen scharf zugeht.) Und nicht wundern, wenn ihr dort oben auch ein Einhorn findet. Gemeinsam mit Wappen zeigt sich dort das Wappentier und Wahrzeichen meiner Heimatstadt Schwäbisch Gmünd.

Überseht im Übergang vom Chorgewölbe zum Langhausgewölbe nicht die Gedenkschriften zur Grundsteinlegung und zur Katastrophe beim Turmeinsturz. Also los gehts …. Kopf in Nacken …

Den Rest an Schlusssteinen dürft ihr selber entdecken. Ich muss euch nämlich noch ein Schätzchen in der Kirche zeigen, das aufgrund dem Spender Sebald Schreyer, ja der vom Sebaldusaltar, entstanden ist –

die Taufkapelle im Heilig-Kreuz-Münster in Schwäbisch Gmünd

Nach 1497 ist sie entstanden, und keiner kann jetzt mehr sagen – ich hab keine Ahnung wer zur Familie und zur Verwandschaft Christi zählt. Denn hier am Altar treffen sich 40 Verwandte als geschnitzte Figuren auf engstem Raum. Eine Meisterleistung! Da man nicht in die Breite konnte, ging man halt in die Höhe.

Ganz groß in der Mitte sitzt die Hl. Anna (die Mutter Marias) mit ihren Töchtern und Enkelkinder, Ehemänner und Schwiegersöhne reihen sich um die Frauen. Der ganze Stammbaum fängt bei Jesse (Isai) dem Vater von König David an, der in tiefem Schlaf versunken gelassen hinnimmt, was sich von ihm alles nach oben ausbreitet.

Es gibt noch so unzählig viel im Münster zu entdecken – wir waren an beiden Fototerminen jeweils über eine Stunde in der Kirche, und wir haben mit Sicherheit noch nicht alles entdeckt.

Jetzt seid ihr dran, geht

auf Entdeckungstour durch das Münster in Schwäbisch Gmünd

und zwar mit dem

Gewinnspiel von Inge’s Reise- und Fotoblog im Münster in Gmünd

Ein Gewinnspiel in einer Kirche?? Hallooooo?? Ja, ganz bewusst wähle ich unser Münster für das Gewinnspiel aus (so wie einige andere Kirchen auch) – geht mal tatsächlich ganz geruhsam und mit offenen Augen durch dieses Gotteshaus. Ich habe es in der St. Laurentiuskirche in meiner Heimatgemeinde Waldstetten feststellen können, als ich für den Bericht in der Kirche war. Soooo oft war ich schon drin, aber bewusst wahrgenommen? Es ist der Alltag der uns da oft einholt.

Geht ohne Hektik und in Ruhe durchs Münster, und sucht mit offenen Augen die nachfolgenden Detailaufnahmen (kann auch mit Kindern eine schöne Aufgabe sein). Schickt mir dann von den 20 hier gezeigten Aufnahmen mindestens 15 eurer Aufnahmen per Mail zu (info@inges-reiseblog.de, man kann die Bilder einfach in die Mail einfügen (ohne Anhang, da sonst die Mail zu groß wird)). Schreibt mir das Datum dazu, wann ihr im Münster ward. Dann bekommt ihr nach eurer Wahl eines meiner Geschenke, die ihr HIER sehen könnt.

Ich freu mich auf eure Mails! (Es ist klar, dass bei mir Datenschutz groß geschrieben wird. Die Fotos werden nicht von mir verwendet (hab ja meine eigenen 🙂 ) und die Mail von euch wird anschließend gelöscht.)

Ja, unser Münster in Schwäbisch Gmünd beherbergt schon einige Schätze.
Wenn ihr euch jetzt schon gefragt habt, allein vom Äußeren – diese riesige Kirche und keinen Kirchturm? Nur so ein kleines Türmchen mit der Uhr auf dem Dach, wo sind die Kirchenglocken?

Tja, auch da bietet das Münster etwas einmaliges, was im gesamten schwäbischen Raum einzigartig ist

der Glockenturm in Schwäbisch Gmünd

beherbergt seit dem Turmeinsturz die Glocken des Hl.-Kreuz-Münsters. Freistehend, und somit haben wir in Schwäbisch Gmünd einen Campanile 🙂
Das Gebäude ist alt, sehr alt, und geht mit 1228 in die Stauferzeit zurück. Man sieht es auch an der Bauweise mit den Buckelquadersteinen. Ganz in der Nähe von Gmünd seht ihr ein ganzes Schlösschen in dieser Bauweise, das Wäscherschloss. Auf der Nordseite des Münsters findet ihr den ca. 36 Meter hohen Glockenturm. Er ist freistehend, wurde aber von zwei Seiten ‚eingekastelt‘, das Mesnerhaus ist ein ‚Schuldiger‘ davon.

Glockenturm Schwäbisch Gmünd 2649
Glockenturm Schwäbisch Gmünd 2707
Glockenturm Schwäbisch Gmünd 2663

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