Als Kleinod kann man das Burg Wäscherschloss bei Wäschenbeuren im Landkreis Göppingen bezeichnen, denn die kleine trutzige Burg hat die Jahrehunderte fast unbeschadet überlebt.

Bei meinem selbstgewählten Auftrag ‚Heimatkunde‘ und auf den ‚Spuren der Staufer‘ darf die kleine Burg, wenige Kilometer von meinem Heimatort, natürlich nicht fehlen. Oft fahren wir achtlos an ihr vorbei, heute war sie aber dran 🙂 Auch wenn uns Fridolin zum Burg Wäscherschloss gebracht hat, sind da doch schon bei der Anfahrt Kindheitserinnerungen hochgeploppt. Wieeee oft war ‚das Wäscherschlössle‘, wie wir es liebevoll nennen, das Ziel eines Schulausflugs. Zur damaligen Zeit waren das immer die gleichen Ziele: Burg Hohenrechberg, Hornberg und Kaltes Feld, Wäscherschlössle und manchmal auch der Rosenstein. Rechnet man die Anzahl der Schuljahre und die Anzahl der Ausflüge oder Wandertage zusammen, dann kamen einem als Kind die ständig gleichen Ziele oftmals den Hals hoch. Vielleicht war es dem geschuldet, dass man das Schlössle dann einfach links liegen ließ.

Wie ihr bei meinen anderen Berichten vielleicht auch schon gelesen habt, wir sind selten Wiederholungstäter. Ich muss da nicht jedes Jahr, vielleicht sogar mehrfach, zu den gleichen Zielen, auch nicht in meiner nächsten Umgebung, um dann irgendwann jeden Stein mit Namen begrüßen zu können. Ja, vielleicht trage ich diesbezüglich auch eine Altlast in mir, kann sein. Es gibt viel zu viel Ziele – auch in der Umgebung meiner Heimat – die es noch zu entdecken gibt. Und ganz ehrlich, seit ich meinen Reise- und Fotoblog betreibe, sehe ich vieles nochmal aus einem anderen Blickwinkel. Fakt ist schon heute, dass das Wäscherschloss nochmal auf den Wiederholungszettel kommt. Denn, obwohl es eigentlich an diesem Wochenende vor der Winterpause hätte nochmal für eine Innenbesichtigung hätte geöffnet sein müssen, war es geschlossen. Corona hat wie ein Wirbelsturm alles durcheinander gefegt.

Burg Wäscherschloss, Schloss Wäscherburg, Wäscherburg oder Wäscherschloss, viele Namen um ein … hmm, was nun Burg oder Schloss? Irgendwie weiß man nicht so richtig was es nun eigentlich ist. Oder doch?

Kommt einfach mit zu

meinem Ausflug zum Wäscherschloss

und ihr erfahrt es. Ein kleiner Parkplatz im Wald empfängt uns, und mit wenigen Schritten sieht man das trutzige Schlössle.

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Burg Wäscherschloss 0002

Wie ihr schon an den ersten Eindrücken sehen könnt, das Wäscherschloss liegt wunderschön inmitten eines großes Wandergebiets am Rand der Ostalb (auch wenn es Gebietsmäßig zum Kreis Göppingen zählt 🙂 ). Und ihr seht auch, dass es ein kleines Burgschlössle ist. Deshalb hat es sich unsere schwäbische Endung ‚le‘ wahrlich verdient 😀
Die Burgmauern fallen auf. zwei Meter sind sie stark. Soooo leicht war das früher ganz bestimmt nicht zu erobern.
Wer hat das eigentlich damals erbaut? Deshalb,

ein bisschen Entstehungsgeschichte zur Burg Wäscherschloss

und die geht zurück in die Stauferzeit. Oft wird die Burg als Stauferwiege bezeichnet, es wird aber auch bezweifelt, ob die Anfänge der Staufer tatsächlich hier im Wäscherschloss begonnen haben. Wer sich mit der Geschichte der Staufer etwas näher befasst weiß, dass mit Friedrich von Büren alles bei den Staufern begann. Ihm wird, aber wohl fälschlicherweise nachgesagt, dass er für den Bau verantworlich gewesen wäre. Das passt schon allein mit seinem Lebensjahrhundert (11. Jh.) und der Entstehung der Burg im 13. Jahrhundert nicht zusammen. ABER – er ist der Vater von Herzog Friedrich I. von Schwaben, mit dem die Staufermacht begann. So um 1070 ließ er in Sichtweite zum Wäscherschloss die Stammburg der Staufer auf dem Hohenstaufen erbauen. Durch seine Heirat mit Agnes von Waiblingen, über die ihr in meinem Bericht zu Waiblingen noch mehr erfahren könnt, gab es eine Verbindung mit ihrem Vater, König Heinrich IV., die ihm dazu verhalf die Staufermacht auszuweiten.

Jetzt kann man aber zu früherer Zeit, nicht einfach so, eine Burg auf einem Berg erstellen, in der Hoffnung alle Feinde machen einen Bogen um sie und greifen nicht an. Wäre ziemlich blauäugig gedacht. Also baute man Schutzburgen in einem Ring um die Stammburg, die zudem für die Dienstmannen der Staufer Unterkunft waren. Solch eine Burg ist z.B. auch die Burg Hohenrechberg. (Ich bin gerade noch auf Spurensuche weiterer solcher Burgen). Jetzt kommt noch das Kloster Lorch mit ins Spiel, nur wenige Kilometer vom Wäscherschloss entfernt, das ab 1100 das Hauskloster der Staufer war. 1271 wird hier ein Steit zwischen dem Kloster und dem Ritter „Konrad dem Wascher“ ausgetragen. Grund war wohl ein Schaden, den er und sein Sohn dem Kloster zugefügt haben. Die Lösung des Konflikts war ein Deal – der Ritter tauschte Güter im Welzheimer Wald gegen das Hofgut bei Wäschenbeuren ein. Dieser Tausch wurde in einer Urkunde erfasst. Und so soll die Wäscherburg zu ihrem Namen gekommen sein.

Es könnte aber auch alles gaaaanz anders gewesen sein?
Denn es gibt eine sehr schöne andere Variante, wie das Wäscherschloss zu seinem Namen gekommen ist.

In diesem Buch erzählt die Autorin die Sage um die geheime Liebe des Königs zu einer Wäscherin.

(…) Von einem Tag zum anderen hatte er den Rang, die Macht, die Mittel und die Verantwortung, um das Reich nach seiner (Kaiser Friedrich I. Barbarossa) Vorstellung gestalten zu können. Aber wusste auch, dass sich ein Reich nicht in ein paar Tagen ordnen lässt. Deshalb war ihm klar, dass seine Besuche im Beutental seltener werden würden. (…) Es war schon gegen Abend, als er ins Beutental ritt. Rosa war gerade mit der Wäsche fertig. Als sie sich aufrichtete, bemerkte Friedrich zu seinem eigenen Erstaunen, dass sie nicht mehr das kleine Mädchen war, das er vor Jahren hier zum ersten Mal getroffen hatte. (…)

An diesem Abend flatterte keine Wäsche auf der Leine im kleinen Garten vor Rosas Hütte. Als die Eltern zu Bett gingen, war das Mädchen noch nicht zu Hause. (…) Auf die Fragen ihrer Mutter sagte Rosa nicht viel, nur, dass sie sich vor Müdigkeit im Wald hingelegt hatte und eingeschlafen war. Dass sie in den Armen des Königs gelegen hatte, davon sagte sie nichts.

(…) Der König kam erst nach ungefähr einem Jahr wieder ins Beutental. Er war voller Freude, denn seine Architekten und Baumeister hatten trotz vieler anderer Aufgaben Entwürfe für die Burg erstellt, die er oberhalb des Tales für Rosa errichten lassen wollte, ein Schlössle mit Blick auf den Hohenstaufen und ins Beutental hinab. Er hoffte, Rosa trotz der noch recht kalten Jahreszeit am Bach zu finden. Aber ihr Platz war leer. Am ganzen Bach keine Wäscherin. Friedrich war außer sich vor Sorge.

(…) Volknand von Staufen hatte es schwer von Rosas Mutter etwas Genaues zu erfahren. Diese war verhärmt und verbittert, weil Rosa Schande über die Familie gebracht habe. (…) Wie die Mutter berichtete, hatte Rosa lange Zeit ihren Bauch verstecken können, aber eines Tages konnte jeder die Schade sehen: Die ledige Rosa bekam einen Bastard.

Barbara Reik

Autorin des Buches, "Barbarossa und die Wäscherin"

Wie es mit Rosa, ihrem Kind und ihrer Liebe zu Barbarossa weiterging? Und ob das Schlössle nun tatsächlich nach ihr oder nach dem Ritter benannt ist? Spannend und fesselnd erzählt es die Autorin in ihrem Buch (aus dem ich euch mit ihrer Genehmigung dieses Passagen vorstellen durfte). Mehr über Barbara Reik und was sie mit den Staufern zu tun hat, erfahrt ihr auf ihrer Webseite.

Wie es mit dem Wäscherschloss nach den Staufern weiterging?

Da zeigt es sich, wie weit verzweigt die Staufer agiert haben, denn der Stauferkönig ernannte einen Schenken von Limpurg zum Reichserbschenken. Deren Herrschaftsgebiet lag zwischen Schwäbisch Hall, Ellwangen und der ältesten Stauferstadt Schwäbisch Gmünd. Und genau einer aus dieser Adelsfamilie verpfändete das Wäscherschloss, als es die Staufer nicht mehr gab, an seinen Schwiegersohn Ulrich von Rechberg. Soll ja alles innerhalb der Familie bleiben. Auch dieses schwäbische Adelsgeschlecht, die als Stammsitz die Burg Hohenrechberg hatten, wurde schon 1179 in einer Urkunde von Kaiser Friedrich Barbarossa erwähnt.
1380 soll sich einer aus dem Rechberger Adel in einer Urkunde als ‚zu Weschenburg‘ bezeichnet haben. Damit tauchte der Name zum ersten Mal bewusst auf.

Und warum ist das nun ein Schloss?
1465 wurde von einer Verwandschaft der Staufer, die in der Nähe ebenfalls eine Burg, die Burg Staufeneck (die steht noch auf meiner Liste), hatten, die Wäscherburg an den Erzherzog von Österreich gegeben. Gibst du mir, geb ich dir … und geb mir das, was ich dir gegeben hab, gleich mal wieder als Lehen zurück … so ging das damals. Als die Rechberger Linie zu Staufeneck ausgestorben war, ging die Wäscherburg komplett an die Österreicher zurück. Ab 1484 wurde die Burg schlossähnlich umgebaut, und fortan war es dann die Burg Wäscherschloss. In Sachsen haben wir eine ähnliche Konstellation besucht – Schloss Augustusburg bei Meißen, war da genau dasselbe.

Schloss Waescherburg 0205Auch als Österreich gegen Napoleon verloren hatte und Wäschenbeuren zu Württemberg kam, blieb das Wäscherschloss noch bei den Österreichern, die es 1857 für gutes Geld an die württembergische Staatsverwaltung verkauften. Und damit ist die Burg Wäscherschloss bis heute im Besitz des Landes Baden-Württemberges. Jetzt wisst ihr auch, warum vor dem Schlössle die Landesfahnen wehen.

Bei unserem heutigen Besuch bleibt jetzt nur der

Eindruck der Burg Wäscherschloss von außen

aber der allein ist schon beeindruckend. Denn die im 13. Jahrhundert verwendeten Buckelquadersteine verleihen dem Burgschloss ein trutziges Aussehen. Jedem Feind, der den Versuch machen wollte die Burg zu erobern, müssten diese Steine schon signalisiert haben – so leicht wird das nicht! Die Steine, die aus der Stauferzeit stammen, sind quaderförmig behauen, nach außen glatt, aber in der Mitte sind sie bucklig.

Ziel der Burg Wäscherschloss war ja in erster Linie, die Stammburg auf dem Hohenstaufen zu sichern. Sie ist also eine Wehrburg, die nach allen Seiten geschlossen ist. Den Innenhof könnt ihr euch jetzt nur denken wie er aussieht. Der ist mit einer zehn hohen Mauer vor allen Blicken geschützt und hat die Form eines Trapezes. Heute ist aber nix mehr mit Wehrburg und so – man kann ganz ohne Gefahr im Inneren ein Museum besichtigen.

Es ist schon beeindruckend, wenn man da direkt vor der Burg steht, bzw. um sie herum geht. Kommt mal mit …

Jetzt hab ich euch schon soviel im Text von der Stammburg der Staufer geschrieben, jetzt zeig ich sie euch

der Hohenstaufen

der nicht nur durch die ehemalige Burg bekannt ist, sondern auch als einer unserer Drei-Kaiser-Berge. Die sind nämlich das ‚Wahrzeichen‘ der Region um Schwäbisch Gmünd. Die anderen beiden Berge sind der schon oft erwähnte Hohenrechberg mit der Ruine und der Stuifen, der nix anderes als ein Bergkreuz aufweisen kann und unser Hausberg von Waldstetten ist. Aber ist doch auch was, muss ja nicht immer eine Burg sein 🙂

Auf dem Hohenstaufen sind aber auch nur noch die Reste der Burg zu sehen, die Stammburg der Staufer hat die Jahrzehnte nicht so komplett überlebt wie das Wäscherschloss.

Blick vom Wäscherschloss zum Hohenstaufen 0075
Blick vom Wäscherschloss zum Hohenstaufen 0024
Blick vom Wäscherschloss zum Hohenstaufen 0186

Wie auf dem Hohenstaufen auch, sowie an anderen bedeutenden Orten in Verbindung mit der Staufergeschichte, steht sie auch hier

die Stauferstele bei der Burg Wäscherschloss

In einem weltweit einzigartigen Projekt wurden zwischen 2000 und 2018 achtundreißig Stauferstelen in sechs europäischen Ländern errichtet. Die erste Stele wurde zum 750. Todestag des letzten Stauferkaisers in Italien eingeweiht. Finanziert wurden sie durch Stifterspenden. Ob ich alle 38 Stauferstele mit Besuchen schaffe, wage ich zu bezweifeln. Aber so viele wie möglich ist schon mein Ziel 😀

Alle Stauferstelen haben den gleichen Grundriss, und sind an das von Friedrich II., dem letzten Stauferkaiser, gebaute Castel del Monte angelehnt. Jede Stele ist inklusive Sockel 2,75 Meter hoch, nur die Stele auf der Stammburg wurde aufgrund der Bedeutung genau dieses Standorts 3 Meter hoch. Immer bildet der Abschluss oben ein goldenes Band, ein Symbol für die Reichskrone. Vier der acht Seitenflächen tragen Wappen und Inschriften in Bezug auf die Bedeutung ihres Standorts.

Der große Platz um die Burg Wäscherschloss ladet förmlich zu Festen und Veranstaltungen ein.
Lasst euch nicht von den vielen Treppen abhalten, die euch auf dem direkten Weg vom Parkplatz nach oben bringen. Einfach der Straße nach, ums Schlössle herum und ihr kommt ohne Hindernis vor die Burg.

An diesem herrlichen letzten Oktobertag konnte ich nicht anders – ich musste mich mit meiner „Emma“ dort austoben. Viele haben es ja mittlerweile in meinen Berichten mitbekommen – alle unsere und meine treuen Gefährten haben bei mir Namen, sind ja quasi sowas wie Familienmitglieder. ‚Fridolin‘, unser Heiligs Blechle und treues Autole, bringt uns mit ‚Lotte‘ meistens dahin wo wir hin wollen. Wenn, ja wenn Lotte, unser Navi, nicht mal wieder ihren Dickkopf durchsetzt und uns in die Pampa bringt 😀 (kann sie immer wieder recht gut). ‚Emma‘ kam nach unserer Pragreise zu mir. Ich hatte dort nämlich festgestellt, dass meine bisherige Spiegelreflexkamera in geschlossenen Objekten vieeeeel zu laut war. Es gibt dort eine nette Begebenheit mit einem Pater, der zielstrebig in einer Prager Kirche auf uns zugestürmt kam. Die ganze Geschichte dazu könnt ihr in diesem Bericht lesen. Meine ‚Emma‘ ist jetzt eine ganz leise, spiegellose Kamera. Mittlerweile haben wir uns angefreundet 😀

Vielleicht habt ihr durch meinen Bericht ja Lust bekommen, die Burg Wäscherschloss und vielleicht das ganze Gebiet, das von Stauferstätten geradezu wimmelt, zu entdecken. Habt viel Freude dabei.

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