Schwäbisch Gmünd, eine ganz besondere Stadt am Fuße der Drei Kaiserberge, geprägt von Kirchen und Klöster und Bauwerken aus acht Jahrhunderten die die historische Innenstadt zu den schönsten Plätzen in Süddeutschland machen.

Für mich ist es eine ganz besondere Stadt, nämlich meine Geburtsstadt. Und in verschiedenen Beiträgen möchte ich Euch diese wunderschöne Stadt, in der es so viel zu entdecken gibt, näher bringen. Zwar bin ich vor ca. 35 Jahren aus meiner Geburtsstadt ‚ausgewandert‘, aber nicht weit, sondern nur ins 3 km entfernte Waldstetten.

Für mich als Einheimische läuft man oft an den Sehenswürdigkeiten vorbei, die man in einer fremden Stadt mit anderen Augen betrachten würde. So haben mein Mann und ich es uns zum Ziel gesetzt, immer wieder mit der Kamera in der Hand durch meine Stadt zu gehen. Im Moment macht es uns die Remstalgartenschau 2019 einfach dieses Ziel umzusetzen.

In diesem Beitrag möchte ich Euch die Kirche meiner Kindheit vorstellen –

die Johanniskirche in Schwäbisch Gmünd.

Heute werden in der Kirche keine Gottesdienste mehr gehalten. Sie wird aber während den Europäischen Kirchenmusiktagen, die in Schwäbisch Gmünd seit vielen Jahren Tradition haben, bei Konzerten mit Leben gefüllt. Ich erinnere mich aber noch zu gut an meine Kinderzeit, als ich manchmal am Arm meiner Mutter in den unbequemen Holzbänken eingeschlafen bin.

An dieser Kirche kann man aber nicht einfach so vorbei, ohne ein bisschen

Entstehungsgeschichte zur Johanniskirche

zu erfahren. Und hier trifft man sie wieder, wie in so vielen anderen Berichten in meinem Reise- und Fotoblog – die Staufer.
Noch lange vor der Zeit des wohl bekanntesten Stauferkaisers Friedrich I. Barbarossa, wurde Agnes von Waiblingen als Siebenjährige von ihrem Vater Kaiser Heinrich IV. 1079 mit dem ersten Staufer-Herzog Friedrich I. von Schwaben verlobt. Es lief zu damaligen Zeiten nicht nach dem Schema ‚Liebe‘ ab, sondern ‚wie kannst du mir am Besten nützlich sein.‘ So wurde Agnes von Hohenstaufen mit der Heirat zur Stammmutter der Staufer.

Jedenfalls soll Agenes von Hohenstaufen bei einer Jagd im Remstal ihren Ehering verloren haben. Völlig verzweifelt gelobte sie, dass sie an der Stelle wo der Ring gefunden wird, eine Kirche erbauen lässt. Ihr ahnt es sicher – genau dort, wo heute die Johanniskirche steht, wurde der Ring im Geweih eines erlegten Hirsches gefunden.  Wann sie nun tatsächlich erbaut wurde, und von wem? Es ist rein gar nichts diesbezüglich überliefert. Zwar gibt es Vermutungen, dass an dieser Stelle schon aus früherer Zeit zwei Vorgängerkirchen existierten, aber erstmals erwähnt wurde die Johanniskirche in Schwäbisch Gmünd erst 1225, als über ein Wunder berichtet wurde. Folglich wurde der Bau in die Zeit zwischen 1210 und 1230 eingeordnet.

Im 15. Jahrhundert erhielt die Kirche Umgestaltungen im Stil der Gotik, die Seitenschiffe wurden erhöht und 1429 wurde ein neuer gotischer Hochaltar eingeweiht. 1706 gingen die Veränderungen wieder los, jetzt im Barockstil. Die größte Veränderung erlebte die Johanniskirche aber in der Zeit des Historismus. Alles was davor gebaut wurde, wurde größtenteils wieder abgetragen, die Seitenschiffe wurden wieder niedriger und alles wurde im romanischen Stil gestaltet. Die Ausmalungen in der Kirche wurden 1878/79 ausgeführt, und sind auch heute noch größtenteils erhalten.
So wie unser Hl. Kreuz Münster ständig saniert wird, so erlebt dies auch die Johanniskirche.

Die Innenausstattung der Johanniskirche

lässt nicht mehr viel auf die damalige Zeit übrig. Die Bänke sind entfernt und die Seitenschiffe der Basilika werden als öffentliches Lapidarium genutzt. So will die Münsterbauhütte Schwäbisch Gmünd die am Hl. Kreuz Münster ersetzte Skulpturen hier den Besuchern zeigen. Die Johanniskirche kann zwar in den Ausmaßen nicht mit dem Hl.Kreuz Münster mithalten, aber so als ‚kleiner Bruder‘ auf dem Nachbarplatz, dem Johannisplatz, hat sie schon auch ganz beträchtliche Ausmaße. 53 Meter ist lang und misst bis zu 28 Meter in der Breite.

Der Glockenturm der Johanniskirche in Schwäbisch Gmünd

geht 48 Meter in die Höhe und kann mit dem schiefen Turm von Pisa durchaus mithalten. Der neigt sich mittlerweile, trotz Sicherung, um ca. einen Meter.
Wann der Glockenturm mit seinem fröhlichen Dach gebaut wurde, kann nur geschätzt werden und liegt in den Jahren um 1240. Zu dieser Zeit war er nicht mit der Kirche verbunden und war das höchste Bauwerk von Schwäbisch Gmünd. Seit einer umfangreichen Sanierung  2006 ist der Turm geöffnet. Großzügige Spenden durch die Gmünder Bevölkerung beim Kauf von Treppenstufen hat dies ermöglicht. Etwa 30 Meter hoch liegt die Türmerstube, in der zu früherer Zeit ein Türmer das Geschehen in der Stadt im Blick hatte.

Der Alois und der Glockenturm der Johanniskirche

sind mit den Traditionen in Schwäbisch Gmünd untrennbar miteinander verbunden. In meiner Heimatstadt sind die Jahrgangsfeste zu den runden Geburtstagen Tradition. Jedes Jahr Anfang Juni startet mit den 40er das jeweilige Jahrgangsfest. In einem großen Festumzug ziehen die Jubilare mehrmals durch die Stadt, unterbrochen mit einem Festgottesdienst im Münster. Überhäuft mit Geschenken und Blumen, die Damen farbenfroh gewandet, die Herren teilweise im Frack und Zylinder.

Bei jedem Stopp am Turm der Johanniskirche wendet sich die Gesellschaft und alle Zuschauer und Besucher in der Stadt (und davon gibt es an diesen Samstagen überreichlich viele) dem Turm zu, die Herren lüften den Zylinder, der Kopf geht in den Nacken und der Blick nach oben. Von hoch oben erklingt dann von Trompetern gespielt die Nationalhymne von Schwäbisch Gmünd mit dem „Alois-Lied“. Lauthals singen die Jubilare und Zuschauer mit. Und mir zaubert es jedesmal wenn ich auch dort stehe (und allein jetzt schon beim Schreiben) eine Gänsehaut. Wirklich verstehen kann dies nur jemand, der ein Stadtkind von Schwäbisch Gmünd ist. Durch meinen Vater war ich bis zu seinem 80er Fest alle 10 Jahre mittendrin in diesen einmaligen Erlebnissen.

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