Schorndorf, die Geburtsstadt von Gottlieb Daimler im mittleren Remstal, hat neben ihrer wunderschönen Altstadt und ihrem prominentesten Bürger noch einiges weitere zu bieten.

„Eine der schönsten Fachwerkstädte in Süddeutschland“ – es kommt mir so vor, dass ganz viele Städte/Städtchen um diesen Titel buhlen. Ich wollte wissen, ob diese Aussage tatsächlich zutrifft und wir haben einen Wochentag kurzerhand zu unserem Ausflugstag erklärt. Es ist ja nicht so, dass ich noch nie in Schorndorf gewesen bin. Nichtmal 30 km liegt die Remstalstadt von meiner Heimatstadt Schwäbisch Gmünd entfernt. Erreichbar ist sie gut über die B29 oder per Bahn. Zentraler geht nicht mehr.

Noch vor der Geburt meines Reise- und Fotoblogs war Schorndorf während der Remstalgartenschau 2019 das Ziel einiger Besuche von uns. Ein Jahr, in dem sich 16 Remstalkomunen für die Besucher herausgeputzt haben. Das ganze Remstal in Bewegung. Naja, bei mir weniger – mich hat ziemlich früh in dieser Zeit eine bayerische Zecke mit Borreliose schachmatt gesetzt gehabt. Als uns dann im September 2020 Corona unsere Langzeitreise nach Prag in die Box ’später‘ verschoben hat, kam für mich das Thema „Heimatkunde“ durch. Warum denn mal nicht genauer die eigene engere Heimat erkunden? Es war DER Stein, den ich ins Wasser warf – er zog Kreise – und zieht sie immer noch. Es ist eine never ending Aufgabe.

Nach unseren Besuchen während der Remstalgartenschau war der heutige Tag also ganz der Altstadt von Schorndorf vorbehalten. Fridolin hatte die Auswahl, denn rund um die Altstadt gibt es wirklich genügend Parkmöglichkeiten. Und mit dem Schritt aus dem Parkhaus begann er dann auch –

mein Rundgang durch Schorndorf

der uns als Erstes zum

Burgschloss in Schorndorf

bringt. Das Schloss in der Stadt war bereits zu Zeiten der Remstalgartenschau ein großer Besuchermagnet, und ist es bestimmt jeden Sommer aufs Neue. Denn die Grünanlagen um das Burgschloss laden ja förmlich dazu ein. In meinem Geschichtsteil gehe ich noch näher auf sie ein – auf die Ulrichs aus dem Haus Württemberg, die den Namen weitergaben und sich nur durch die Nummerierung unterscheiden lassen. Der dritte Ulrich von Württemberg (1498-1550) war jedenfalls für den Bau des Burgschlosses verantwortlich. 1538 wurde mit dem Bau begonnen. Er wählte dafür die Stelle, an der sich vermutlich in früheren Zeiten bereits ein Wasserschloss befunden hat.

Aber nicht einfach so ein repräsentables Stadtschloss sollte es werden, nein, es wurde die stärkste Stadtfestung im gesamten Herzogtum Württemberg. Ständig war es besetzt, damit Feinde schnell erkannt wurden. Und damit war es ja eigentlich eine Burg, die nur über einen Burggraben erreichbar war. Dass es ein Burgschloss wurde, war wohl dem Umstand zu verdanken, dass es auch für die hohen Herrschaften Gemächer in der Burg gab. Also war es halt beides 🙂
Ich erinnere mich gerade an unsere Besichtigung der Albrechtsburg in Meißen, die alles andere als eine Burg ist, sondern ein Schloss. Den Namen aber noch aus früheren Zeiten beibehielt.

Es ist bei unseren Ausflügen so üblich, dass auch hier die Kunden meines Mannes immer Priorität haben. Und während er vor dem Burgschloss in Schorndorf mit einem Kunden telefonierte, hatte ich ausgiebig Zeit zum Fotografieren.

Die Bauweise des Schlosses ist mir auf unserer Reise im Sommer 2020 durch Sachsen des öfteren aufgefallen – eine vierflügelige Anlage mit Rundtürmen an allen vier Ecken. Und hier natürlich als Festung mit dicken Mauern und nicht so ‚fein‘ wie zum Beispiel bei Schloss Moritzburg oder Schloss Augustusburg.

Damit jeder auch weiß, mit welchem Haus er es zu tun hat, darf das Wappen über den Eingängen nicht fehlen. Lange Zeit habe ich verwundert geschaut was denn der kleine Erker über dem Eingangstor zu bedeuten hat. Für eine Toilettenanlage erschien er mir doch wahrlich zu schmal, und dann auch noch über dem Eingangstor? Vielleicht wollte man einem unliebsamen Besucher mit einem Gruß von oben den Besuch vermasseln? Vermasseln ist das richtige Stichwort, aber nicht so wie meine Gedanken sich das gerade ausmalten 😀 Es ist ein Gusserker, über den man durch die Öffnung die unliebsamen Besucher mit Pech übergießen konnte.

Dem Burgschloss konnte nichts so schnell etwas anhaben, auch nicht der große Stadtbrand 1634, bei dem fast die ganze Stadt ein Raub der Flammen wurde. Als die Zeiten friedlicher wurden, das Schloss keine Hohheiten mehr beherbergte wurde es Anfang 1800 kurz als Kaserne genutzt. 1834 wurde es zum Gefängnis und bot den Beamten auch gleich Wohnungen in dem großen Gebäude. Bei dem Burggraben war man sich nicht einig – als Graben belassen oder zuschütten? 1837 wurde er in mehreren Schritten komplett zugeschüttet. 1976 befand man aber wohl, eine Burg braucht einen Graben und man darf auch die dicken Sockelmauern sehen. Also wurde er wieder ausgehoben.

Wie beim Schloss ob Ellwangen können auch hier täglich viele Menschen sagen „ich arbeite im Schloss“, denn heute hat das Amtsgericht seinen Sitz im Burgschloss Schorndorf.

Wenn ihr von der Innenstadt her in das Schloss (oder den Schlossgarten) wollte, dann geht es erstmal durch den Durchgang eines anderen Gebäudes, dem Jagdschloss. 1555 hat es Herzog Christoph erbaut. Genau der, der in Göppingen auch ein Stadtschloss errichten ließ, damit er eine Bleibe hatte wenn er dort zur Kur weilte. Es gab quasi zwei Schlösser auf engstem Areal – das Burgschloss und das Neue Schloss. Auch hier änderte sich mit der Zeit die Nutzung. Der Obervogt zog ein, er war quasi der Vertreter des Landesherrn. So ab 1755 waren Finanzbeamte dort untergebracht. So lange, bis es dann 1810 König Friedrich zu seinem Jagdschloss erkor.

Ich denke mir immer wieder, wenn Gemäuer reden könnten und sagen, wer hier schon alles ein und aus ging. Es würden dicke Bücher werden. Heute ist das Finanzamt in dem ehemaligen Neuen Schloss daheim.

Jetzt kommt mit, ich schau mir das Burgschloss von allen Seiten an. Im Schlosspark hängen immer noch (seit Remstalgartenschau-Zeiten) Lampions in den Bäumen und bieten im Sommer lauschige Plätzchen für den Abend an. Ein Foto von der Remstalgartenschau muss ich euch hier zeigen. Nein, keine Sorge – ihr seid mit Sicherheit nicht beschwipst, dass ihr doppelt und mehrfach seht. Gottlieb Daimler hat zu dieser Zeit einen Teil des Parks ‚besetzt‘. 🙂

Die Schlossbastion und Stadtmauerreste beim Burgschloss in Schorndorf

sind alt – und ganz alt. Die Stadtmauer wurde schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts um Teile der Stadt gezogen. Weitere Teile wurden dann im 14. Jahrhundert eingeschlossen. Die Schlossbastion ist so alt wie das Burgschloss. Geschützt wurde sie von einem 30 Meter breiten Erdwall  und einem 35 Meter breiten Wassergraben. Mit der Zeit verfiel die Anlage und der regierende Herzog entschied so nach 1709, dass nichts mehr in die Festung investiert werden solle. Sämtliche spätere Überlegungen scheiterten an den Kosten. Und später war nicht mehr dran gedacht, dass Schorndorf in irgendeiner Weise noch als Festung genutzt werden sollte. Somit wurde die Anlage abgebrochen – bis, ja bis auf die verborgenen Reste der Kasematten, die bis heute noch an diesen Bau erinnern.

Die Kasematten waren im früheren Festungsbau unterirdische Gewölbe und Räume, die zum einen Platz für die Mannschaft boten und zum anderen Möglichkeiten zur Aufbewahrung von Vorräten gaben. In der Dresdner Festung ist die Nutzung der Kasematten deutlich im begehbaren Museum dargestellt und wenn ihr mal in Dresden seid, ist ein Besuch sehr lohnenswert.

Bevor wir am Stadtmauerrest vorbei Richtung Altstadt gehen

ein bisschen Stadtgeschichte zu Schorndorf

Da gehts bereits mit der Mittel- und Jungsteinzeit los, wo Funde bereits zu dieser Zeit Leben in Schorndorf belegen. Wer sich ein bisschen im Remstal (oder in der Geschichte) auskennt, der weiß, dass die Römer ihren Limes quer durch meine Heimat gebaut haben. Beim Kloster Lorch, ein paar Kilometer vor Schorndorf ist ein Limesturm zu besichtigen. In Schorndorf sollen sich mehrere Fernstraßen gekreuzt haben.

Dann kamen die Alamannen, die in der Umgebung anzutreffen waren. Die Forschung kann ja diese Siedlungen anhand der Orts-Endungen zuordnen. Auf ‚ingen‘ oder ‚heim‘ sollen sie enden, und so eine Endung sucht man bei Schorndorf vergebens. Die waren wohl mehr Richtung Göppingen daheim 🙂
So richtig los ging es im 8. Jahrhundert mit einer Besiedlung, in einem kleinen Dorf „uff dem Sand“, wo auch die Vorgängerkirche der Stadtkirche erbaut wurde. Zum Glück gibt es meinen Berichten einen Zeitraffer – wir landen im Jahr 1235 und Herren von Schorndorf tauchen in Urkunden auf. Grundstücke wurden an das Kloster Lorch übertragen worden sein. Und ein Zeuge einer Beurkundung in Bezug mit dem Kloster Adelberg soll ein staufischer Reichsdienstmann gewesen sein.

Es kommt die Zeit der Staufer, mit denen sich der erste der Ulrichs von Württemberg (die haben sich ja in der Folge nur durchnummeriert) ständig angelegt hat. Friedrich II., der Sohn des römisch-deutschen Kaisers Heinrich VI., und damit der Enkel des Stauferkaisers Friedrich I. Barbarossa, hatte zu dieser Zeit richtig Stress mit dem Papst und Oberitalien und Mühe seine Staufermacht zusammen zu halten. Und Ulrich wollte mit seinen Querelen gegen den Staufer seine Macht ausbauen, was ihm dann 1250 mit dem Erwerb von Schorndorf auch gelang. 1262 taucht Schorndorf dann erstmals in den Urkunden als württembergische Stadt auf. Damit ihm die Stadt von den Staufern nicht wieder weggenommen werden konnte, wurde sie befestigt.

Ich hab mich ja nun mit meinen Beiträgen ein bisschen in die Geschichte der Württemberger eingelesen, und sie als richtige ‚Stinkstiefel und Krawallmacher‘ eingeordnet (okay, es gibt auch wenige Ausnahmen). Kein Wunder die brauchten so eine Festungsburg in der Stadt wenn man meint, man müsse sich mit jedem anlegen 🙄 Bei einer solchen Auseinandersetzung während des Reichskriegs wurde Schorndorf sogar belagert und vom Erzfeind Esslingen erobert. Mit Taktik schaffte es Eberhard I., dass Schorndorf wieder zu Württemberg kam. Kaiser Ludwig sorgte dann mit dafür, dass da ein bisschen Ruhe in Schorndorf einkehrte.

1347 wurde Karl IV. dann König und Kaiser des römisch-deutschen Reiches. Ich habe ihn bei unserer Reise im Sommer 2020 in Prag kennenlernen dürfen – den bedeutendsten Kaiser des Spätmittelalters. Der hatte mal so richtig was zu sagen in dieser Zeit. Wir sind in Prag auf seinen Spuren gewandelt – er war es, der von der Innenstadt bis hinauf zur Burg den Königsweg zur Krönung der böhmischen Könige angefangen hat. Zurück aber wieder zu Schorndorf, für das Karl IV. auch das Sagen hatte und auch in der Stadt war. Da er nicht überall sein konnte, beauftragte er die Brüder Eberhard und Ulrich mit der Regentschaft von Württemberg. Und die beiden machten mal so richtig was sie wollten. Sie missbrauchten ihre Macht als Landvögte, unterdrückten die Reichsstädte und die Bewohner, was Karl natürlich so überhaupt nicht gefiel. Nur – sie ließen sich vom Kaiser nichts sagen, so dass dieser gezwungen war, härtere Geschütze aufzufahren. Was in diesem Fall eine kriegerische Auseinandersetzung mit der Schlacht bei Schorndorf um 1360 bedeutete. Die Grafen glaubten sich in der Festung sicher, aber Karl hatte mehr Truppen und Ausdauer – er belagerte Schorndorf und verwüstete das Umland. So lange, bis die beiden endlich aufgaben und sich dem Kaiser unterwarfen.

Zum Glück waren die Nachfolger wieder friedliebender. 1441 wurde Württemberg durch die Brüder Ludwig und Ulrich geteilt. Ulrich residierte in Stuttgart und hatte die östlichen und nördlichen Landesteile, und damit Schorndorf – Ludwig residierte in Urach und verwaltete den Westen und Süden des Landes. Jahre später wurde Württemberg Herzogtum. Nach weitgehendst friedlichen Jahren kam dann der 30-jährige Krieg, der seinen Ursprung im zweiten Fenstersturz von der Prager Burg hatte. Auch Süddeutschland wurde nicht verschont und Schorndorf brannte 1634 fast vollständig aus, nachdem kaiserliche Truppen die Stadt einnahmen. Die mutigen Weiber von Schorndorf (dazu später noch mehr) verhinderten 1688, dass die Festung an die Franzosen fiel.

Es war das Jahr 1806, und Württemberg wurde zum Königreich. Damit wurde Schorndorf zum Oberamt erhoben. Die Stadt entwickelte sich, das Remstal bekam eine Bahnstrecke die von Stuttgart bis Aalen führte und gehörte zum Netz der Württembergischen Eisenbahn. Die war aber im Zweiten Weltkrieg mehrfach Ziel von Bombenangriffen um damit diese wichtige Strecke lahm zu legen. Als 1945 US-Truppen vor der Stadt standen, und man sich eigentlich nicht so kampflos geschlagen geben wollte, tat man es dann doch. Schorndorf wurde damit zwar ein Teil der Amerikanischen Besatzungszone – ABER, durch die kamplose Übergabe blieb der historische Stadtkern bis heute erhalten.

Und den schauen wir uns jetzt mal genauer an. Gleich ums Eck, neben dem Burgschloss und am ältesten Stadtmauerrest in Schorndorf bekommt man den ersten Eindruck der

Fachwerkstadt Schorndorf

Liebevoll herausgeputzte Fachwerkhäuser erzeugen Lust auf mehr ….

Keine Stadt ohne Spital, auch hier in Schorndorf. Dieser Platz war unser erster längerer Stopp, denn man kann sich für Sehenswertes einmal im Kreis drehen. Doof nur, dass der gesamte Platz ein Parkplatz ist, und mir so abverlangte, um die Autos herum zu fotografieren.

Die Meierei des Spitals

nimmt die ganze Länge des kleinen Platzes ein. Ihr könnt den Bau nicht übersehen. Vermutlich noch vor 1420 wurde es als Alters- und Waisenheim für die Stadt erbaut und waren ehemals zwei Bauten. Nach dem großen Stadtbrand wurde ab 1685 eins daraus. Mittlerweile ein Wirtschaftsunternehmen (deshalb Meierei) geworden, diente vor allem das Pfründehaus nach dem Stadtbrand zur medizinischen Versorgung der wohlhabenden Bürger.

Meierei des Spitals in Schorndorf 0184
Meierei des Spitals in Schorndorf 0175
Meierei des Spitals in Schorndorf 0195

Jetzt kommt der Blick rundum neben der Meierei

auf dem Archivplatz in Schorndorf

mit seinen Fachwerkhäuschen und schnuggeligen Eckchen …

Mit diesem lauschigen Plätzchen (wo übrigens ein kleines Lädelchen seine Waren anbietet) beginnt

der Weg an der Stadtmauer in Schorndorf

entlang. Ihr kennt mich bestimmt bereits 🙂 – ich war mal wieder begeistert. Denn das sind so die kleinen Eckchen (und da kommen noch mehr in Schorndorf) und Häuser, die mich bezaubern.

Zwischendrin ein kleines Wegle, das in die Innenstadt führt. Denn wir sind hier außerhalb der ehemaligen Stadtmauer unterwegs. Am Ende des Weges Reste des Stadtmauerturms, der Mitte des 14. Jahrhunderts erbaut wurde. Die Stadtmauer wurde in Schorndorf in zwei Abschnitten erbaut. Der erste Teil so um 1299 umschloss ja nur den Bereich zwischen Marktplatz und Burgschloss. Die damalige Kirche westlich von diesem Bereich blieb außerhalb der Stadtmauer und wurde erst im 14. Jahrhundert mit einbezogen. Ein großer Graben hat die beiden Bereiche, die so wie in Strümpfelbach einfach mit Ober- und Unterstadt bezeichnet wurden, getrennt. Wieee groß der war, seht ihr später auf dem Marktplatz.

Ihr seht es an den Schattenspielen – wir hatten heute, Ende November, ein traumhaftes Wetter. Zwar kalt, aber herrlich sonnig. So macht es Spass eine Stadt zu ‚erobern‘. Denn kaum ums Eck Richtung Kirche, erwartet uns das nächste Fachwerk-Ensemble. Unübersehbar auch, dass man sich im Schwabenland befindet, wie man am Wirtshausschild sieht. Eigentlich ist es ja eine Bar. 🙂

Kennt ihr die Übersetzung für das schwäbische Wort „Soggahopf“? In meiner Jugendzeit gingen wir am Samstag immer auf den Soggahopf 🙂 Es war damals so üblich, dass in den Gemeindehallen der einzelnen Gemeinden Tanzveranstaltungen stattfanden. Geht man im Schwäbischen auf den Soggahopf, geht man ganz einfach „zom tanza“ 😀

Schorndorf 0279
Schorndorf 0284
Schorndorf 0292

Nur wenige Schritte nach dem Soggahopf geht es etwas gesetzter zur Sache, wir stehen vor der

Stadtkirche in Schorndorf

die ihre ‚Geburtsstunde‘ schon im 6. Jahrhundert hatte und sich von einer kleinen Holzkirche zu dem heutigen imposanten Kirchenbau entwickelt hat. Wir haben zwei Anläufe gebraucht, um sie auch von innen zu besichtigen. Aber bei der kurzen Entfernung war die zweite Fahrt nach Schorndorf kein Problem. Damit es euch nicht so ergeht wie uns, könnt ihr euch HIER mit den Öffnungszeiten informieren. Nach der Reformation wurde die einst katholische Kirche evangelisch und ist es bis heute.

Es lohnt sich die Kirche zum einen außen zu umrunden und zum anderen sich innen näher zu betrachten. Da sind so einige Schätzchen verborgen.

Einen Überblick über die Stadt, ohne auch nur einen Schritt zu gehen, kann man bei der Stadtkirche mit dem Stadtmodell von Schorndorf. Ihr steht da übrigens direkt vor dem

Stadtmuseum in Schorndorf

das aufgrund von Corona an unserem Besuchstag geschlossen war. Dort erfahrt ihr ausführlich alles Wissenswerte zur Stadt und Kultur Schorndorf.
Früher war das auffallende Fachwerkhaus einmal eine lateinische Schule und vermittelte seit 1357 ihren Schülern Wissen. Auch dieses Gebäude wurde beim großen Stadtbrand 1634 nicht verschont und erstrahlt seit 1650 mit dem heutigen Aussehen. Das ging aber nur aufgrund von Spendern und im Gegensatz zur Stadtkirche, die durch Ablässe finanziert wurde, ging es hier doch recht irdisch zu. Eine Gedenktafel gab es aber auf jeden Fall als Dank. Ein prominenter Bürger der Stadt, nämlich Gottlieb Daimler, drückte an dieser Schule die Schulbank.

Übrigens, falls ihr euch wundert und euren Stadtrundgang nach dem Flyer der Stadtinfo (im Rathaus) absolviert, wir wirbeln wie immer solche Stadtrundgänge etwas durcheinander und picken uns das heraus, was für uns wichtig ist 🙂 Deshalb haben wir jetzt eine ‚Rolle rückwärts‘ gemacht und sind kurz in die Römmelgasse abgebogen. DIE solltet ihr bei eurem Stadtrundgang auf keinen Fall auslassen. Denn geradewegs lauft ihr auf eine herrliche Ecke in Schorndorf zu und steht vor einem Haus, das ihr euch von allen möglichen Seiten anschauen solltet.

Das Haus auf der Mauer in Schorndorf

und das Geburtshaus von Gottlob Kamm. Erbaut wurde es um 1730, und fast könnte man Angst haben, das kleine Häuschen fällt um. Es ist nämlich ein bisschen schief 🙂 und steht mit der Rückwand direkt auf der Stadtmauer. Gottlob Kamm, der erste Bürgermeister von Schorndorf hat in diesem Haus das Licht der Welt erblickt und schaut aufmerksam, wer an seinem Geburtshaus vorbei geht. Die Prominenten der Stadt fördern sich, wie es scheint, gegenseitig. Er war im im Kabinett des Ministerpräsidenten Reinhold Maier, der auch ein Schorndorfer Kind war.

Gegenüber vom Haus auf der Mauer, ragt da ziemlich vorwitzig ein spitzer Giebel in die Höhe,

das Haus am Gumpbrunnen in Schorndorf

Nur noch einer von neun blieb übrig, dieser gusseiserne Pumpbrunnen vor dem Giebel ist der einzige noch erhaltene aus dem 19. Jahrhundert. Das Haus dahinter ist ein typisches Ackerbürgerhaus, die man in Schorndorf noch öfters findet. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert wurdes dieses hier erbaut. Ackerbürger sind Bürger einer Stadt, die Ländereien im Nebenerwerb bewirtschafteten. Üblicherweise wurden diese Gebäude eher an den Stadtrand gestellt, also so wie hier in Schorndorf an die Stadtmauer, so dass der Landwirt mit seinen Wägen gut an sein Haus kam. Aber eigentlich sind diese Häuser genauso wie alle anderen Häuser auch.

Auch die weiteren Häuser in dieser Straße sind noch einen Blick wert.

Nach diesem kurzen Abstecher ging es wieder zurück und an der Stadtkirche vorbei Richtung Marktplatz. Auch Schorndorf hat, so wie Strümpfelbach, einen Skulpturenweg. Mehr über ihn und seine gesamten Kunstwerke könnt ihr HIER erfahren. Ein Kunstwerk auf diesem Skulpturenweg ist der

Mondscheinbrunnen in Schorndorf

direkt neben der Kirche. Ein bisschen eigenwillig ist er ja schon, wie ich finde. Und die Bürger Schorndorfs fanden ihn am Anfang wohl auch nicht so prickelnd, da direkt neben der Kirche. Da er da immer noch steht denke ich, man hat sich damit arrangiert 🙂
Der Mond ist zu sehen, und daneben? Ein Geist aus der Flasche, der sich das Treiben in Schorndorf anschauen möchte? Ihn sich näher zu betrachten lohnt sich.

Mondscheinbrunnen Schorndorf 0358
Mondscheinbrunnen Schorndorf 0360
Mondscheinbrunnen und Stadtkirche Schorndorf 0365

Ach ja, da solltet ihr auch noch einen kurzen Abstecher machen – in die kleine

Gasse „Im Sack“ in Schorndorf

Ihr könnt sie nicht übersehen, und es sind auch nur ein paar Meter nach hinten. Auch da könnt ihr wieder ein Ackerbürgerhaus sehen und die Rückseite der Häuser, die ihr bei meinem Gang an der Stadtmauer entlang von vorne gesehen habt. Ein kleiner Innenhof, liebevoll dekorierte Häuser – ein schnuggeliges Fleckchen mitten in der Stadt.

So, jetzt aber – wir sind auf dem

Marktplatz in Schorndorf

angekommen, der sich in in zwei Bereiche aufteilt.

Der Obere Marktplatz ist eingerahmt von lauter Fachwerkhäuschen, die nach dem großen Stadtbrand nach und nach wieder aufgebaut wurden. Hier kommt das kleine Gässchen raus, das ihr bei meinem Gang an der Stadtmauer gesehen habt.

Der Martkbrunnen in Schorndorf

wurde bereits 1478 erwähnt und war ehemals ein Steinbrunnen. Ganz klar, und wie könnte es bei den Württemberger damals anders gewesen sein, Herzog Ulrich musste mit auf den Brunnen 😉
1773 wurde der Marktbrunnen dann gusseisern, Ulrich musste verschwinden und machte einer Säule mit Blumenschmuck Platz. Rings am Brunnen wurden die Wappen der Stadt und des Landesherren verewigt – und natürlich auch die der Stadtoberhäupter.

Ein Fachwerkhaus fällt am oberen Marktplatz ein bisschen aus der Reihe –

die Gaupp’sche Apotheke

So sahen die Stadthäuser der oberen Bevölkerungsschichten in etwa aus. Auch das wurde nach dem Brand 1634 auf die Grundmauern von so um 1530 wieder aufgebaut. Seit 1689 ist eine Apotheke in dem schmucken Fachwerkhaus untergebracht. Alt und neu ist hier wunderschön kombiniert, und was sich im Inneren für Schätze verbergen? Im Gewölbekeller der Apotheke kann man im Rahmen von Führungen auf Entdeckung gehen.

Bevor ich mir das Rathaus näher ins Visier nehme, bekommen vorher die

Palm’sche Apotheke in Schorndorf

und das

Barbara Walch-Künkelin Wohnhaus

meine Aufmerksamkeit.

Das Palm’sche Gebäude zählt zu den bekanntesten Fachwerkbauten im süddeutschen Raum. Nach dem Einfall der kaiserlichen Truppen 1634 wurde ja der Großteil der Stadt zerstört und der Aufbau dauerte seine Zeit. 1660 wurde das Gebäude auf den Grundmauern der Vorgängerhäuser wieder aufgebaut. Bereits 1630 wurde an diesem Ort schon von der Familie Palm eine Apotheke betrieben, die sich bis 2004 in Familienbesitz befand. Mit den Jahren wurde das Gebäude ein bisschen aufgehübscht, in der Fassade aber im alten Stil beibehalten.

An der West- und Südfront befinden sich Gedenktafeln für Johann Philipp Palm, ein Buchhändler in Nürnberg, aber in Schorndorf geboren. Für seine ‚Tat‘, ein antinapoleonisches Manifest zu verlegen, wurde er 1806 auf Befehl Napoleons erschossen.

Auch das Wohnhaus von Barbara Walch-Künkelin verdient ein paar Worte, ging die Frau doch mit ihrer mutigen Tat samt den

„Weiber von Schorndorf“

in die Geschichte ein. Es war zu der Zeit, im Jahr 1688, als Schorndorf noch eine Festung hatte und diese an den französischen General Mélac übergeben werden sollte. Von allen Seiten gab es Stress in Schorndorf – die Schwaben kämpften noch im Krieg des Kaisers gegen die Türken, als die Franzosen gen Württemberg marschierten. Dies nutzten die Franzosen aus, um ihre Forderungen durchzusetzen. Zimperlich gingen sie dabei nicht vor – und so wurde mit Stuttgart verhandelt. So nach dem Motto „schütz mei Haus, zünd and’re an“ sollte anstelle von Stuttgart Schorndorf ‚geopfert‘ werden und den Franzosen übergeben werden. Da haben die aber nicht mit der Gegenwehr der Schorndorfer gerechnet, zuvorderst dabei Barbara Künkelin. Mit Unterstützung wurden alle Schorndorfer Frauen zusammengetrommelt und mit Mistgabeln, Messern, Hellebarden und Sicheln bewaffnet. Derart ausgerüstet stürmten sie, allen voran Barbara Künkelin, das Rathaus – mit den Worten „Tod den Verrätern“. Vielleicht wurde diese Aktion damals zur Lehre, dass man Frauen im Schwabenland besser gehorchen sollte 😉
Denn drei Nächte ließen sie die Stuttgarter Unterhändler nicht aus dem Rathaus. Lange Rede, kurzer Sinn – Schorndorf wurde durch diese mutige Tat gerettet.

Es ist spannend, in der Geschichte solche Überlieferungen zu lesen – durch mutige Handlungen wurden Städte gerettet. In Dinkelsbühl waren Kinder die Retter der Stadt und in Nördlingen ein unwissendes Schwein, das von einer wachsamen Frau in der offenen Tür entdeckt wurde und so die Einnahme der Stadt verhinderte.

Den Marktplatz begrenzt das

Rathaus in Schorndorf

das in vier Jahren Bauzeit ab 1726 seinen Standort auf dem Marktplatz fand. Erinnert ihr euch noch, wie ich weiter oben schrieb – ein großer Graben trennte die Unter- und Oberstadt und wurde irgendwann aufgefüllt? Genau dieser aufgefüllte Graben ist heute der Marktplatz. Der Vogängerbau fiel, wie die weitere Stadt, dem großen Brand 1634 zum Opfer. Eigentlich fällt das neue Gebäude ja irgendwie (wie ich finde) ein bisschen aus dem üblichen Stadtbild für Schorndorf. Der Bau hat einen barocken Touch und sein Baumeister hat sich da ein bisschen von seinem Bau des Ludwigsburger Schlosses inspirieren lassen. Also so gar kein Fachwerkgebäude, wie man sie sonst in Schorndorf reichlich findet.

Ihr solltet auch nicht nur die Seite mit dem auffallenden Portal anschauen, sondern auch ‚hinter‘ das Gebäude schauen. 1965 wurden in Mosakibilder die „Schorndorfer Weiber“ mit ihrer heldenhaften Tat verewigt. Und noch einer hat an der Stelle einen Ehrenplatz bekommen – Gottlieb Daimler.

Unser Rundgang geht jetzt weiter zum

Geburtshaus von Gottlieb Daimler in Schorndorf

Zurecht ist die Stadt stolz auf ihren Bürger, der am 17. März 1834 in genau diesem Haus das Licht der Welt erblickte. Das Haus ist einiges älter, so ab 1695 wurde mit dem Bau begonnen. Schule und Ausbildung hat er in Schorndorf absolviert und dann bewiesen, dass die Schwaben einfach Käpsele und Cleverle sind 🙂 Er tüftelte, gemeinsam mit Wilhelm Maybach, und sie entwickelten den ersten schnelllaufenden Ottomotor und das erste vierrädrige Auto mit Verbrennungsmotor. Es gäbe noch soviel zu ihm zu schreiben, wollt ihr nachlesen? Dann klickt HIER – und wollt ihr vor Ort entdecken, dann seid ihr im Gottlieb-Daimler-Geburtshaus an der richtigen Stelle. Hier ist ein Museum untergebracht.

Bei solchen Stadtbesichtigungen schlägt der Lock Down so richtig durch – kein Cafe geöffnet um sich bei einem Kaffee mal kurz aufzuwärmen, und was fast noch schlimmer ist, öffentliche Toiletten geschlossen. Hey, ja, ich bin nicht mehr die Jüngste und menschliche Bedürfnisse gehören dazu. Deshalb haben wir diesen Rundgang auch nicht bis aufs Letzte ausgereizt und uns gemächlich wieder Richtung Fridolin begeben.

Schön sind sie adventlich dekoriert – die Straßen und Gässchen in der Altstadt in Schorndorf und laden nicht nur im Advent zu einem Bummel ein.

Schorndorf 0516
Schorndorf 0522
Schorndorf 0528

Schorndorf bietet aber noch viel mehr, und wir haben selbst in der Innenstadt noch nicht alles gesehen.

Der Stadtpark, der alte Friedhof und der Feuersee in Schorndorf

sind Oasen der Ruhe am Rand der Altstadt. Da wir sie bei unseren Besuchen zur Remstalgartenschau 2019 blühend erkundet haben, haben wir heute diese Orte ausgelassen. Zwar sind vielleicht einige Highlights, die zu Zeiten der Remstalgartenschau aufgebaut waren, nicht mehr da – aber die Orte der Ruhe kann nichts und niemand nehmen.

Wer ein bisschen höher hinaus möchte, ist auf

dem Grafenberg bei Schorndorf

mit viel Natur gut aufgehoben. Jede Stadt bietet ja neben innerstädtischen Parks auch Erholungsgebiete außerhalb der Stadt. Hier ist man auf dem Grafenberg gut aufgehoben. Die ersten Weinberge (von Osten her) im Remstal finden sich hier genauso wie viel Obst und Natur. Und eine herrliche Weitsicht über Schorndorf und die Umgebung ist auch garantiert.

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