Kunst und Wein – diese Verbindung erlebt man in Strümpfelbach, einem kleinen Teilort von Weinstadt im unteren Remstal, ausgiebig auf dem Skulpturenpfad quer durch die Weinberge über Strümpfelbach.

Unser Besuch in dem kleinen Weinörtchen Strümpfelbach kann nicht ohne einen kleinen Spaziergang durch die Weinberge enden, zumal an so einem schönen sonnigen Spätherbsttag. Wir wollten aber nicht einfach so in die Weinberge, davon gibt es in Strümpfelbach ja unzählige Möglichkeiten hinzukommen – nein, wir wollten auf dem Weg laufen, der spätestens seit der Remstalgartenschau 2019 in aller Munde ist. Dem Skulpturenpfad in den Weinbergen.

Dafür haben wir Fridolin von einem Ortsende zum Anderen geschickt. Bei der Gemeindehalle von Strümpfelbach im Kirschblütenweg finden sich zahlreiche Parkmöglichkeiten. Denn vergesst es, mit dem Auto noch näher an den Skulpturenpfad zu kommen, es gibt schlicht in den Wohnstraßen unterhalb der Weinberge keine Parkmöglichkeiten. Aber keine Sorge, bis ihr einen ersten Eindruck von den Skulpturen bekommt, sind es nur wenige hundert Meter.

Kommt mit auf

meinen Rundgang auf dem Skulpturenpfad in Strümpfelbach

der ca. 3 Kilometer durch die Weinberge führt. Keine Sorge und Angst, dass ihr euch da verlaufen könntet, HIER könnt ihr einen Lageplan herunterladen. Auch wir haben den Weg etwas abgekürzt. Auf Schritt und Tritt findet ihr hier

die Skulpturen der Künstlerfamilie Nuss

die nicht nur in Strümpfelbach zu bewundern (da aber gehäuft) sind. Man findet sie noch in unzählig vielen anderen Orten – so auch in Waiblingen und auf der Y-Burg in Kernen, nur einen kleinen Berg dazwischen von Strümpfelbach entfernt.

Wenn man die ersten Skulpturen erblickt, könnte man erstaunt ausrufen ‚des sind ja lauter Nackede‘ (Für den Nichtschwaben: ich habe mich nicht bei ‚des‘ verschrieben. Wir ersetzen ein ‚das‘ sehr gerne durch ein ‚des‘ 🙂  des Kapelle, des Bildle, des Türle, des Paket, des Mädle usw.) Große, Dünne und Dicke stehen da am Wegesrand – so wie sie Gott schuf und wie wir Menschen im Lauf der Jahre halt aussehen. Der Künstler hat wohl schon klar erkannt, dass alles andere fern jeder Realität wäre.

Noch lange bevor der eigentliche Weinbergweg beginnt, kann man sie bewundern …
die Liebespaare, den Flöter im Baum oder Frau Nuss die anzeigen, dass man sich auf dem richtigen Weg befindet.

So wie man im Ort sofort weiß, wo das Nuss-Museum ist, lässt sich auf dem Weg nach oben auch leicht ausmachen, wo der Künstler lebt. Es ist wohl so von ihm gewollt, denn eindeutiger ist es nicht durch die ganzen Skulpturen, die rund um das Haus verteilt sind. Ein erster Eindruck der Künstlerfamilie, in der neben dem verstorbenen Vater Fritz Nuss, sein Sohn Prof. Karl Ulrich Nuss und zwei seiner Neffen sich künsterlisch in Bronze und Stein ‚austoben‘. Als ich ein bisschen in der Biographie von Prof. Nuss gestöbert habe, war ich nicht wirklich verwundert, dass er sein Handwerk in meiner Heimatstadt Schwäbisch Gmünd erlernt hat. Ja, von unserer Fachhochschule gingen schon einige Künstler hervor. Wenn ihr noch mehr über ihn erfahren möchtet? Wikipedia hilft euch weiter.

Der Interpretation mancher Kunststücke kann man freien Lauf lassen. Bei einer Skulpturengruppe musste ich doch heftig schmunzeln und teile (hinter vorgehaltener Hand) meinen ersten Gedanken „Leck mich doch am A….“ Nein, liebe Nichtschwaben, das ist bei uns nicht unbedingt ein Schimpfwort oder eine herabsetzende Äußerung – es ist auch der Ausdruck höchster Bewunderung eines Schwaben. 🙂

Der Einstieg in den Skulpturenpfad könnte nicht treffender gewählt sein, mit dem St. Urban Weg.

St. Urban der Schutzpatron der Weingärtner

Da gibt es gleich zwei, die als Schutzpatrone dienen, Papst Urban I. und Urban von Langres. Und beide sind sie aus frühester Zeit nach Christus. Der eine so um 230, der andere so im 5. Jahrhundert.
Urban von Langres soll aber wohl der eigentliche Weinheilige sein. Wie bei fast jedem Heiligen sind unzählige Wunderberichte von ihm überliefert. In einem verbarg sich Urban hinter einem Weinstock und war so für seine Verfolger nicht sichtbar.

Der Gedenktag von Papst Urban hat ihm das Patronat für Weinstöcke und Winzer eingebracht. Zu seinem Gedenktag am 25. Mai, soll die Frühjahrsarbeit im Weinberg beendet sein, außerdem blühen zu dieser Zeit die Reben. In einem alten Brauch zogen an diesem Tag früher die Winzer in Prozessionen durch die Dörfer und baten um eine gute Weinlese.

Wen wundert es, dass an diesem Weg

Bacchus auf dem Skulpturenpfad in Strümpfelbach

den Reigen der Weinberg-Skulpturen eröffnet. Bacchus, der lateinische Beiname von Dionysos, dem Gott des Weines. Man kennt ihn aus der griechischen Götterwelt , den Sohn von Zeus‘, der von seinem Vater abgöttisch geliebt wurde. Sehr zum Leidwesen seiner Ehefrau und Schwester (Zeiten waren das), die von den Titanen forderte, Dionysos zu töten. Nicht gerade zaghaft und ziemlich brutal haben diese den Wunsch Heras umgesetzt. Und da beginnen die Geschichten, die sich um die Tötung von Dionysos ranken. Nach einer Geschichte entstand aus der Asche der verbrannten Glieder der erste Weinstock.

Bleiben wir bei dieser Version, keiner war ja dabei. Dionysos wird meistens mit Weintrauben oder Efeu-oder Weinranken dargestellt. So auch auf bei der Skulptur in Strümpfelbach.

Und schon sind wir mittendrin –

in den Weinbergen um Strümpfelbach

eine Region, in der Weinanbau groß geschrieben wird. Wie an der Mosel auch, reiht sich ein Winzerbetrieb an den nächsten. Ich glaube, meine Weinleidenschaft habe ich von meinem Vater vererbt bekommen. Allerdings – und da unterscheiden sich unsere Vorlieben – bei ihm kam nur ein „Württemberger“ auf den Tisch. Ich bin da etwas großzügiger 🙂 Lange Jahre habe ich den Württemberger links liegen lassen (wenn es ging), aber man wird ja, wie der Wein auch, reifer und ändert seinen Geschmack. Aber – und bitte schlagt mich jetzt nicht 😉 im Moment bevorzuge ich einfach einen Moselwein oder Italiener.

Vielleicht sollten wir es (nach Corona) einfach im Remstal einmal so machen wie an der Mosel – wir probieren uns durch die Weinsorten 🙂
Hautnah waren wir in Briedel bei der Verarbeitung der Trauben dabei und bekamen so einen Einblick in das Leben eines Winzerbetriebs. Mit Birgit erlebten wir damals eine herrliche Wanderung durch die Weinberge. Und ich kann mir vorstellen, dass es im Remstal nicht viel anders zugeht.

Alle Skulpturen haben von den Künstlern Namen bekommen. Euch jetzt aber jede Skulptur mit Namen vorzustellen? Damit ihr das „Who is Who“ gleich erkennt, hat jede Skulptur im Sockel Informationen dazu.

Die Begegnungen hielten sich auf den Weinbergstraßen in Grenzen. Es waren nur vereinzelt ein paar Weinberggänger unterwegs. Nicht vermeiden lassen sich auf den Wegen aber die Begegnungen mit den Skulpturen – eine heißt tatsächlich auch Begegnung.

Für mich waren sie herrliche Fotomodelle, die still hielten und sich von allen Seiten und Perspektiven ablichten ließen. Ob sie sich nun sitzend bei Wind, Wetter – oder wie heute bei Sonne präsentieren, oder sich die Sonne aufs Ärschle scheinen lassen. Die Tierwelt kommt auch nicht zu kurz.

Es gab da zwei Skulpturen, die haben es mir besonders angetan. Da ist

die Daphne auf dem Skulpturenpfad in Strümpfelbach

die wie auch hier im Weinberg, meistens mit Lorbeerzweigen dargestellt wird, denn aus dem altgriechischen übersetzt bedeutet ihr Name Lorbeer. Sie ist eine Nymphe aus der griechischen Mythologie von der es wieder mehrere Varianten gibt, zu welchem Flussgott sie denn als Tochter nun gehört. Ein Myhtos rankt sich um die Flussschönheit, warum sie mit Lorbeer dargestellt wird.

Apollon verspottete den Liebesgott Eros als schlechten Schützen. Hätte er mal besser sein gelassen, denn der rächte sich für die Verspottung mit seinen Pfeilen. Ein Liebespfeil für Apollon, und einen mit bleierner Spitze für Daphne. Während Apollon sich unsterblich in Daphne verliebte, ging ihr diese Liebschaft aber höllisch auf die Nerven, sie floh vor ihm. Sie bat ihren Vater flehend um Verwandlung, was dieser auch tat. Sie erstarrte und verwandelte sich in einen Lorbeerbaum. Zum Gedenken an Daphne trug Apollon seitdem einen Lorbeerkranz. Eine unerfüllte Liebe …. und jetzt steht sie aufrecht und stolz in den Weinbergen.

Skulpturenpfad Strümpfelbach 0580
Skulpturenpfad Strümpfelbach 0599

Die Frau mit Gans im Skulpturenpfad in Strümpfelbach

ist die andere Skulptur, die es mir angetan hat. Wobei dieses ‚angetan hat‘ die Schönheit der anderen Werke nicht schmälern sollte. Vielleicht deshalb auch angetan, weil sie beide eine tolle Perspektive für Fotos boten. 1998 hat Prof. Karl Ulrich Nuss die Nackedei geschaffen, die der Gans über ihrem Kopf tragend einen herrlichen Blick über die Weinberge bietet. Schaut mal …

Die Wengerterhäuschen in den Weinbergen um Strümpfelbach

finden sich natürlich auch in anderen Weinbergen im Remstal. Hier werden die Winzer auch als Wengerter bezeichnet. Ob kleiner oder größer, sinnvoll sind die über die Weinberge verteilten Häusle. Ja, jetzt kommt wieder des Schwaben liebste Endung 😀 Denn in diesen Häusle kann der Wengerter sein Handwerkszeug aufbewahren, damit er nicht immer alles in den Weinberg bringen muss. Und wenns mal während der Arbeit ein Unwetter gibt, hats noch eine schützende Funktion.

In vielen anderen Gegenden in Deutschland, z.B. in der Saale-Unstrut Region sind es teilweise schon keine Häusle mehr, da sind es wunderschöne große Häuser. Und an der Mosel hab ich überhaupt keine in den Weinbergen gesehen, bzw. nur in vereinzelten Regionen.

Eine liebgewordene Tradition im Schwäbischen (und vielleicht nicht nur da) sind die Besenwirtschaften, die teilweise auch in den Häusle im Weinberg sind. Zu bestimmten, festgelegten Zeiten kann im „Besa“ Wein des jeweiligen Winzers samt kleinen Gerichten genossen werden. Wenn ihr also in einem Winzerörtchen wie Strümpfelbach, oder in den Weinbergen, einen Besen über der Eingangstüre entdeckt ist das kein Zeichen dafür, dass hier eine Hexe wohnt, sondern hier wartet der Wengerter im Besa auf seine Gäste. Einen Platz vorreservieren ist oft sehr nützlich. Und wenn wir schon bei den schwäbischen Gepflogenheiten sind, dann darf unser Nationalgericht natürlich nicht fehlen: Schwäbische Maultauschen. Wenn ich viel Zeit (und Lust) habe, denn es braucht schon Zeit, wenn man auch den Teig selber herstellt, dann mache ich unsere Maultauschen selber. Zu Inge’s Maultaschenrezept kommt ihr in diesem Beitrag.

Einmalig schön ist

der Ausblick von den Weinbergen um Strümpfelbach ins Remstal

Allein schon dies wäre ein Grund um in die Weinberge zu gehen. Schaut mal, der Blick Richtung Remstal und Weinstadt hinüber – schön, oder?

Aussicht von den Weinbergen in Strümpfelbach 0677
Weinberge um Strümpfelbach 0696
Aussicht von den Weinbergen in Strümpfelbach 0572

Da ihr ja nicht nur auf einem Reiseblog gelandet seid, sondern auch auf einem Fotoblog, überlasse ich euch jetzt kommentarlos

meinen Impressionen aus den Weinbergen um Strümpfelbach

Teilweise hingen noch die Trauben an den Reben. Und da fiel mir spontan unsere Weinbergführerin Birgit von der Mosel ein, die dort mit ihrem Mann, einem Winzer, selber viele Weinberge besitzen. Sie ärgert sich immer maßlos über die Weinbergwanderer, die denken – „was dein ist, ist auch mein“ – und Trauben von den Reben pfücken. Oft gleich ganze Dolden. Sie probieren, sie für nicht gut befinden und wieder wegwerfen. So in Rage habe ich Birgit die ganze Zeit nicht erlebt. Sie meinte noch verständnisvoll „Ich verstehe ja noch, wenn sich jemand mal eine Traube vom Rebstock holt. Aber bitte doch nicht gleich eine ganze Dolde? Und in der Summe betrachtet ergeben auch nur eine einzelne Trauben, von ganz vielen Menschen gepflückt, eine große Menge Trauben.“

Ja, das ist Einstellungssache eines jeden Menschen und Respekt vor dem Gut Anderer. Mein Sohn erzählt mir oft, dass in der Obstwiese, die er mit seinem Vater bewirtschaftet, die Nussbäume ziemlich krass geräubert werden. Beim Obst ganz genauso. Nein, DAS kann es wahrlich nicht sein. Da nützt auch der Späher nicht viel, der dort ganz oben auf dem Weinberg Ausschau hält.

Und wenn ihr mit diesem Rundwanderweg von den Skulpturen noch nicht genug habt, dann könnt ihr in der Skulpturenallee noch ganz vielen Liebespaaren begegnen. Wir haben nach dieser kleinen Wanderung jedoch den Rückweg angetreten. Zu dieser Allee kommt ihr am Ende des Ortes Richtung Aichwald-Schanbach beim Naturfreundehaus.

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