Das barocke Schloss Moritzburg – einst ein Jagdschloss erhielt sein heutiges Aussehen mit August dem Starken und liegt wunderschön auf einer künstlichen Insel in der Nähe von Dresden.

Schon im Vorfeld auf unsere Reise nach Dresden stand fest – das barocke Schloss Moritzburg muss unbedingt mit auf den Besichtigungsplan. Und weil auf diesem Plan sooo viel drauf stand, haben wir uns an diesem Tag ganz früh auf den Weg gemacht, um bei Öffnung des Schlosses mit dabei zu sein. Die Vermieterin unserer Ferienwohnung hat anhand unseres Programms lächelnd gemeint „Na, da haben sie sich ja einiges vorgenommen.“ Aber sind wir im Urlaub? Nein, Dresden war für uns ganz klar als Sightseeing und nicht als Erholungsurlaub gedacht. Der war dann im Anschluss im Spreewald geplant. Fridolin brachte uns tapfer aus dem Rand der Innenstadt durch das Straßengewirr raus in das nördlich von Dresden gelegene Barockschloss.
Und schon am Abend des ersten Tages kamen wir zu dem Fazit – eine Wohnung in Innenstadtnähe brachte uns rein gar nichts. Und nicht nur deshalb, weil es zu den Schlössern der nahen Umgebung von Dresden einfach das Auto braucht. Dachte ich noch vor Buchung, in die Innenstadt kommen wir mit der Straßenbahn oder Bus, brachte unsere Vermieterin diesen Plan ganz nüchtern zu Fall. Zu umständlich von diesem Standort aus. Selbst sie fahre mit dem Auto in die Innenstadt.

Jetzt geht es aber erstmal zur

Besichtigung von Schloss Moritzburg

in das ihr für 8,00 € Eintritt bekommt. Oder eben wieder im Rahmen der SchlösserlandKarte kostenfrei. Es ist in allen Sehenswürdigkeiten mittlerweile unsere zweite Frage geworden – Fotografieren erlaubt? Ja! Fotogebühr? Nein! Und diese Antworten gab es bei allen Sehenswürdigkeiten der SchlösserlandKarte. (Wobei wir auch kein Problem mit einer kleinen Fotogebühr haben.)
Wenn ihr euch nur von außen das Schloss und den Park anschauen wollt, seid ihr kostenfrei dabei – aber es wäre jammerschade, Schloss Moritzburg nicht im Inneren gesehen zu haben.

Die Zufahrtsstraße durch den Ort Moritzburg führt fatzgerade auf das Schloss zu. Es geht vor den Seen nur noch links oder rechts. Fridolin haben links auf dem großen Parkplatz für einen moderaten Parkpreis abgestellt. Und dann ging es Richtung Schloss. Viele Pferdegespanne haben auf die Besucher gewartet um sie durch Moritzburg (den Ort) zu bringen. Fast so wie in alten Zeiten, denn an dieser Stelle war wohl früher auch die Postkutschenstation.

Die Lage von Schloss Moritzburg

Ich musste den Anblick des Barockschlosses erstmal auf mich wirken lassen. So etwas Schönes wurde von Menschenhand geschaffen und liegt doch wie natürlich in einer Landschaft zwischen Wäldern und Teichen. Auf einer künstlichen Inselerhebung liegt der barocke Vierflügelbau mit seinen markanten Türmen, die jeden Flügel miteinander verbinden. Acht Wachhäuschen sind unten auf der Insel rings um das Schloss angeordnet.

Die Sandsteinskulpturen an der Schlossauffahrt lassen schon darauf schließen welchem Zweck Schloss Moritzburg einst gegolten hat – ein Jagdschloss.

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Tja, und wer hat es erbaut?

Die Geschichte von Schloss Moritzburg

Ich muss gestehen, durch meinen Reiseblog tauche ich schon ziemlich in die Geschichte der besuchten Objekte ein. Für besondere Sehenswürdigkeiten erwerbe ich mir auchmal gerne einen kleinen Führer. So auch bei diesem herrlichen Barockschloss Moritzburg.

Herzog Moritz von Sachsen war es, der von 1542-46 sein Jagdhaus hier im Friedewald, nördlich von Dresden, erbauen ließ. Dies war eines der wichtigsten Jagdreviere der Kurfürsten und Könige von Sachsen. 1541 trat Moritz von Sachsen die Regentschaft im Herzogtum Sachsen an und gilt als einer der tatkräftigsten und mächtigsten Herrscher Sachsens. Eigentlich ist er der Begründer des albertinischen Kurstaates. Und schon Mitte des 16. Jh. galt das Kurfürstentum mit seiner Hauptstadt Dresden zu den einflussreichsten Ländern im Reich. Moritz baute auch das Renaissance-Schloss in Dresden. Nach ihm wurde das neue Jagdschloss, das im Renaissance Stil ausgestattet war, im Friedewald benannt. Schon damals bestand das Jagdhaus aus den vier dicken Rundtürmen.

Seine Nachfolger erweiterten und veränderten dann das Aussehen des Jagdhauses zum Schloss. Als erstes war August dran, der Bruder von Moritz, der die Regierung übernahm, nachdem Moritz im Alter von nur 33 Jahren bei einer Schlacht starb. Er modernisierte, fügte Anbauten hinzu – Moritzburg wuchs.
Nachdem Kurfürst Johann Georg II. der nächste Bewohner wurde, genügte das ‚kleine‘ Jagdhaus aber nicht mehr den Ansprüchen des sächsischen Hofes. Auch er ließ erweitern, modernisieren und ließ neu einrichten. Unter ihm erfolgte 1661-72  der Bau der evangelischen Schlosskapelle, die heute noch nahezu unverändert geblieben ist. Und so wurde das Jagdhaus zum Schloss.

Und dann kam er – August der Starke, wie er allgemein bekannt ist. Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen sowie König von Polen August II. – er ließ 1703 das Jagdhaus in ein glanzvolles Barockschloss Moritzburg umwandeln. Er ließ Teiche und Tiergehege anlegen, und einen großzügigen Schlosspark, der aber nie fertiggestellt wurde, weil er davor starb. Wann immer er sich auf Schloss Moritzburg aufgehalten hat, wurden grandiose Feste gefeiert, die sich auch über mehrere Tage erstrecken konnten. So ließ er anlässlich des Namenstages seiner Mätresse ein dreitägiges Sommerfest veranstalten. 650 Bedienstete sollen für das Wohl der rund 60 Gäste verantwortlich gewesen sein. Pomp pur.

Um König von Polen zu werden, trat August der Starke 1697 zum katholischen Glauben über. Da Sachsen ja ein mehrheitlich evangelisch-lutherisches Land war, hat er diesen Schritt heimlich gemacht und wagte es anfänglich nicht, an einer katholischen Messe teilzunehmen. Schließlich sah er diesen Schritt nur für sich und nicht für sein Volk an. Weihnachten 1699 wurde dann doch der erste katholische Gottesdienst in der Schlosskapelle auf Moritzburg gefeiert und sie erhielt die katholische Weihe. Bis heute finden katholische Gottesdienste in der Schlosskapelle statt.

So, das genügt jetzt mal für den Anfang 🙂

Kommt mit durchs Treppenhaus in den

 

Steinsaal von Schloss Moritzburg

Der Raum diente als Bindeglied zwischen den beiden Haupttreppenhäusern und den eigentlichen Repräsentationsräumen. Und wenn mal mehr Gäste auf Schloss Moritzburg waren, wurde er zum Speisesaal umfunktioniert. Steinsaal wird er wegen seinem Bodenbelag genannt.

Und dann kommt der erste Raum des Rundgangs, in dem ich mal kurzfristig die Luft angehalten habe. Ich finde der Raum hat seinen Namen zurecht, der

Monströsensaal im Schloss Moritzburg

Über neun Meter ist der Raum hoch und ringsum mit wandhohen Ledertapeten, die Bemalungen haben, bespannt. Diana, die Göttin der Jagd, steht auf den Darstellungen im Mittelpunkt. Seinen Namen hat der Saal von den ‚monströsen‘ Rothirschgeweihen, die auf vergoldeten Hirschköpfen präsentiert werden.

Weiter geht es zu den Gemächern des Herrschers, gleich mehrere an der Zahl, die

Augustzimmer im Schloss Moritzburg

An mangelndem Selbstbewusstsein hat dieser Mann wahrlich nicht gelitten. Falsche Bescheidenheit war August dem Starken (1670-1733) ein Fremdwort und bei seinen Hoffesten stellte er sich sogar als Sonnengott in die Mitte. Dabei war für ihn, der als zweiter Sohn geboren wurde, gar nicht klar, dass er selbst einmal Kurfürst und sogar König von Polen werden würde. Überraschend kam er nach dem plötzlichen Tod seines Bruders mit 24 Jahren zu dieser Regierungsverantwortung. Pomp und Protz schuf er mit den Residenzen um Dresden, so Pillnitz und Großsedlitz.

Schöne Frauen hat der Kurfürst und König nicht verschmäht, man sagt ihm zahlreiche Geliebte und Mätressen, mit denen er acht Kinder gemeinsam hatte, nach. Mit seiner Ehefrau hat er einen Sohn, der nach ihm Kurfürst wurde. Sie lebte außerhalb Dresdens. Nach seinem Ableben musste er mit seiner Verschwendungssucht, seiner Maßlosigkeit und seinem Wechsel zur katholischen Kirche als Buhmann im strengen 19. Jahrhundert herhalten. Der war’s!! Ihm schob man es in die Schuhe, dass das einst mächtige Kursachsen zum drittklassigen Königreich Sachsen zusammengeschrumpft war.

Seinen Beinamen „der Starke“ erhielt August nicht etwa wegen seiner vielen Liebesgeschichten, sondern durch seine Körperkraft. Mit bloßen Händen soll er ein Hufeisen vor Zeugen zerbrochen haben.

Über eine Empore hat man den Blick frei in die

Schlosskapelle von Schloss Moritzburg

Zwischen 1661 uns 1672 wurde sie in einen Seitenflügel des Schlosses eingegliedert. Die rechts und links befindlichen Emporen sind die Kanzelempore und der Heerespaukenstand. Hier haben die Musiker der Hofkapelle die Gottesdienste begleitet. 1746 wurde das ursprüngliche Altarbild durch ein Gemälde ersetzt, das die Himmelfahrt Mariens darstellt.
Von 1985-89 wurde die Schlosskapelle restauriert.

Gegenüber dem Monströsensaal liegt der gleichgroße

Billardsaal von Schloss Moritzburg

Einer der ältesten weltweit erhaltenen Billardtische steht in dem Raum, der früher auch als Speisesaal genutzt wurde. Die bemalten Ledertapeten zeigen Szenen von der Jagd und Fischerei.

Weitere Zimmer schließen sich auf dem Weg zum größten Saal des Schlosses an – dem

Speisesaal auf Schloss Moritzburg

Er wurde im Ostflügel als Pendant zur Schlosskapelle geschaffen und diente der Hofgesellschaft als Fest- und Speisesaal. Die Wände geschmückt mit einer, einem Jagdschloss passenden Dekoration, Geweihe. Und wenn ihr selbst im Schloss seid, dann haltet Ausschau nach dem weltweit stärksten Rothirschgeweihs, sowie der zweitstärksten Rothirschtrophäe der Welt. Beides findet ihr im Speisesaal.
An der Westseite befindet sich die Musiker-Empore.
Die Speisetafel ist mit Meißner Porzellan eingedeckt, welches mit dem Muster „Roter Drache“ alleinig dem Königshof vorbehalten war.

Es gibt noch so unendlich viel in den Zimmern des Barockschlosses zu entdecken – und ich werde es tunlichst unterlassen, euch das jetzt alles hier zu zeigen.
Ihr erfahrt im Schloss Moritzburg auch ausführlich, wie die Speisefolge zu Hofe bei Festen ausgesehen hat – und welche Mengen herangeschafft werden mussten, um die Mäuler zu stopfen und die Gastgesellschaft bei Laune zu halten.

Prinz Ernst Heinrich von Sachsen war es, nachdem der Besitz und das Vermögen des Königshauses nach Ende der Monarchie an den Freistaat Sachsen überging, der mit seiner Familie das zweite Obergeschoss des Schlosses noch bewohnt hat. Sich aber im Gegenzug dazu verpflichtete, an 150 Tagen im Jahr Schloss Moritzburg für Besucher zu öffnen. Ihr erfahrt bei dem Rundgang, warum er 43 Kisten mit den wertvollsten Stücken aus dem Königsbesitz im Friedewald vergraben hat, und ob sie je gefunden wurden. Er wanderte 1947 nach Irland aus und verstarb 1971 ohne jemals Sachsen wieder gesehen zu haben.

Der Rundgang endet in der Eingangshalle bei der Kutsche aus dem 18. Jahrhundert. Diese diente früher als Wagendurchfahrt, denn die königliche Familie fuhr samt ihren Gästen direkt in das Jagdschloss hinein. In dieser Halle stieg man dann aus, um über die seitlichen Treppenhäuser in die Gemächer zu gelangen. Geschickt gelöst.

Kurzes Durchatmen als ich wieder im Freien stand, denn zur Corona Zeit war der Rundgang nur mit Nase-Mund-Maske erlaubt.

Der nächste Teil eines Rundgang begann, der mich wirklich begeistert hat – die Außenanlage vom Schloss und insbesondere die

Terrassenanlage und der Skulpturenschmuck auf Schloss Moritzburg

Ringsum um das Schloss geht die Terrassenanlage, zu den Seiten mit je zwei geschwungenen Treppen hinab in den Park. Es ist kein Wunder mit dieser herrlichen Kulisse, dass das Schloss Moritzburg 1973 für die Außenszenen für den bekannten Märchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ ausgewählt wurde.
In kurzen Momenten konnte hier das Gefühl aufkommen, zu früheren Zeiten in schönen Gewändern entlangzuwandeln, die Blicke auf den Schlossgarten zu genießen – vielleicht ein kleines Sommerfest ….. rrrrrrring zurück in die Gegenwart!

Überall auf den Balustraden der Terrasse stehen sie – die lieblichen Kinderfiguren, die ich am liebsten allesamt fotografiert hätte, die Jägerfiguren und die Vasen. Ich war fasziniert, wie ausdrucksvoll die Gesichtchen sind … seht selber. Nicht verwunderlich, dass mir hier mein Mann immer ein Stück voraus war 🙂

Weiter geht es in den

Schlosspark von Schloss Moritzburg

Eine kleine Brücke verbindet die Schlossinsel mit dem nach Norden, nach strengem geometrischen Plan, angelegten Park. Der Garten setzt die Nord-Süd Achse fort – von Dresden her kommend. 1728 wurde mit der Gestaltung des Barockgartens begonnen, der, als 1733 August der Starke verstarb noch nicht fertig war und in seiner Planung auch nicht fertiggestellt wurde.

Sein Sohn Kurfürst Friedrich August II. ließ zwar neue Pläne anfertigen, der Siebenjährige Krieg verhinderte jedoch die Arbeiten. Im 19. Jahrhundert wurde der Barockgarten zu einem romantischen Park, bis 1990 beschlossen wurde, den Barockgarten zu rekonstruieren.

Nicht alle Nachfahren von August dem Starken haben das herrliche Barockschloss als Residenz gewählt. Sein Sohn, Kurfürst Friedrich August II. und König von Polen August III. bevorzugte als Residenz das Schloss Hubertusburg.

Augusts Enkel dagegen, Friedrich August III. hielt sich häufiger auf Moritzburg auf. Für seine Aufenthalte ließ er dafür das Fasanenschlösschen und den Fasanengarten anlegen. Wir haben bei unserem Besuch darauf verzichtet, die gut über einen Kilometer lange Strecke dahin zurückzulegen. Das Fasanenschlösschen war zu diesem Zeitpunkt unseres Besuches wegen Corona geschlossen – und nur wegen des Spaziergangs dorthin haben wir uns diese Zeit für Dresden aufgespart.

Vom Schlossgarten aus ergeben sich herrliche

Blicke auf Schloss Moritzburg

wie es in seiner ganzen Pracht dasteht. Und mein Fotografenherz hat während des gesamten Besuchs tausend Hüpfer gemacht – es waren so überschaubare Besuchermengen, dass man gut und gerne mal kurz 5 Minuten warten konnte, bis die Sicht auf meine Fotoobjekte frei war.

Ich hoffe, ich habe euch mit meinem Bericht und den Fotos Lust auf einen Besuch von Schloss Moritzburg gemacht. Ein Besuch ist absolut lohnenswert. Und vielleicht könnt ihr, so wie wir es auch geplant haben, eine kleine Schlösserrundreise in Sachsen machen.

Wir haben nach diesen herrlichen Blicken auf das Schloss Fridolin wieder abgeholt und sind nach mehreren Stunden Aufenthalt zurück nach Dresden – die Neustadt von Dresden stand noch auf unserem Besichtigungsplan. Kommt ihr mit?

So kommt ihr zum Schloss Moritzburg

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