Einen herrlichen Rundblick über Hamburg bietet sich vom Turm des Michel, der Hauptkirche St. Michaelis.
Es war ganz klar, dass der Michel, als eines der Wahrzeichen von Hamburg, auf unserem Besichtigungszettel steht. Von ganz vielen Punkten der Stadt kann man ihn nicht übersehen, den 132 Meter hohen Kirchturm, der heute, samt der Hauptkirche unser Ziel ist. Wenn wir nur ein paar Tage für Besichtigungen haben, hält uns nichts im Hotel. Vor allem nicht, wenn das Wetterbarometer wieder auf schön steht und einen guten Blick über die Hansestadt verheißt.
An der Stadthausbrücke war die kurze Fahrt mit der S-Bahn vorbei. Ein Muss war der Bummel durch die Fleetinseln, die noch im Morgenschlaf dösten. Wir lieben es, ganz früh am Morgen loszugehen und kurz nach den Öffnungszeiten in solch begehrte Besichtigungsobjekte zu kommen. Dann schlägt mein Fotografenherz Purzelbäume. Es klingt immer noch nachhaltig nach, dass wir deshalb bei einem Besuch des Veitsdoms in Prag nur eine Handvoll Besucher neben uns hatten. So war es auch heute morgen im Michel, wie die Hauptkirche St. Michaelis kurz und liebevoll genannt wird.
Unser Besuch in der wunderschönen Kirche ist beendet, einmal bitte um die Kirche herum zum Haupteingang – hier ist der Zugang zur Krypta und zum Turm. Überlegt euch echt ein Kombiticket für Krypta und Turm zu nehmen, denn auch die Unterwelt ist wirklich sehenswert. Sie zählt als eine der größten in Europa. Leider ging sie bei ganz vielen Besuchern unter, alle wollten sie nur nach oben.
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Inhaltsverzeichnis
- 1 meiner Turmbesichtigung des Hamburger Michels
- 1.1 die Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg
- 1.2 Vier Stundenglocken unter dem Turmhelm des Hamburger Michels
- 1.3 ein bisschen Geschichte zum Michelturm in Hamburg
- 1.4 Blick auf die St. Pauli Landungsbrücken, die Elbe und die HafenCity in Hamburg
- 1.5 Der Blick vom Michel in Hamburg nach St. Pauli
- 1.6 Der Blick vom Michel auf die Speicherstadt und die Elbphilharmonie
- 1.7 der Blick vom Michel auf die Hauptkirchen und das Hamburger Rathaus
- 1.8 Blick vom Michel auf die Außenalster in Hamburg und den Fernsehturm
- 1.9 die Treppen hinunter vom Michel in Hamburg
- 1.10 DieTurmuhr im Michel
- 1.11 So kommt ihr zum Turm der Hauptkirche St. Michaelis, dem Michel
meiner Turmbesichtigung des Hamburger Michels
Da geht es erstmal 52 Stufen nach oben, bevor man in den Fahrstuhl einsteigen darf, der einen in Windeseile nach oben bringt. Bedenkt bitte in Corona-Zeiten ein bisschen mehr Geduld mitzubringen, nur jeweils ein Haushalt darf mit dem Aufzug nach oben, nach unten geht es zu Fuß. Ist quasi Einbahn-Regelung. Und ohne Einloggen in der Luca-App geht in Hamburg, egal wo, gar nix. Selbst in den Kirchen ist überall der Scanncode an den Eingängen. Tut ja aber nicht weh 😉
Um euch Lust auf
die Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg
zu machen, gibt es erstmal ein paar Impressionen zur Kirche. Viel will ich euch hier an dieser Stelle gar nicht dazu erzählen, dafür klickt ihr am Besten auf meinen ausführlichen Bericht.
Oben angekommen muss ich meine Blicke erstmal sortieren. Die sind auf 106 Meter Höhe ja schon phänomenal. Mein Blick geht als erstes nach oben, zu den
Vier Stundenglocken unter dem Turmhelm des Hamburger Michels
Bedenkt bei einem Besuch mit (Klein)Kindern, dass die Glocken doch recht laut ertönen. Es hat mir im Herzen weh getan, dass sich ein kleines Kind dort oben beim Schlag der Glocke so sehr erschrocken hat, dass es nicht mehr aufgehört hat sich zu beruhigen. Ohrstöpsel helfen da vielleicht weiter.
Zwei dieser Stundenglocken kamen 1974 unter den Turmhelm. Die beiden anderen Glocken vervollständigten 2015 das Quartett. Die vier sind aber nicht allein, da gibt es im Turm noch sechs weitere Glocken, mit denen ich später noch Bekanntschaft machen durfte.
Bevor ich mich in den Blicken über Hamburg verliere, gibt es
ein bisschen Geschichte zum Michelturm in Hamburg
der sich zwar nicht als der höchste Turm in Hamburg rühmen kann, wohl aber als der bekannteste. Die Hauptkirche St. Petri überragt den Michel nur knapp mit ein paar Millimeter, trotzdem belegt der Michel weltweit noch Platz 12 unter den Kirchtürmen. Den Rang eins in Hamburg bei den Kirchtürmen belegt ganz klar der Turm der Ruine von St. Nikolai. Ja. dem Himmel so nahe, nicht für die Gläubigen, sondern auch für die Seefahrer, die auf der Elbe den Hamburger Hafen ansteuerten. Jeder Turm der fünf Hauptkirchen hat ein anderes Aussehen, der Michel fällt bei dem aber völlig aus der Norm.
Als die schönste Barockkirchen Norddeutschlands 1762 eingeweiht wurde, hatte die Hauptkirche St. Michaelis noch keinen Turm. Man wusste einfach nicht, wie man den gestalten sollte. Entwürfe wurden verworfen und keiner hatte eine wirkliche Idee. Ist ja auch nicht einfach – zum einen muss er zur Kirche passen, zum anderen soll er hoch hinaus, und dann muss er auch noch ins Budget passen. Auch der Baumeister der Kirche, Ernst Georg Sonnin, ging an Entwürfe, aber erst mit seinem vierten Vorschlag konnte er überzeugen. Und das war kein Barocktürmchen, passend zur Kirche, der Baumeister orientierte sich am Klassizismus. Heraus kamen geometrische Formen, offene Würfel – und sein Mut zu Neuem wurde so unverwechselbar für Hamburg, dass es ein weiteres Wahrzeichen der Hansestadt gab. Ja, vielleicht ist es ja sogar DAS Wahrzeichen, so bekannt wie der Michelturm ist.
Nein, der Baumeister war kein Schwabe 😉 trotzdem musste er ein Budget einhalten, was ihn dazu veranlasste zwar außen alles mit Kupfer zu verkleiden, innen aber sparsam eine Holzkonstruktion darunter zu setzen. Hinterher ist man immer schlauer. Aber am 3. Juli 1906 ließ sich das Unheil nicht mehr aufhalten. Dachdecker mussten Arbeiten am Kupferdach ausführen. Damit das ganze miteinander verbunden ist, löteten sie die Stellen. Dabei fing die Holzkonstruktion Feuer. Die Dachdecker konnten sich noch retten. Für einen gab es jedoch kein Entkommen.
Wie in vielen anderen Städten auch, so z.B. in meiner Heimatstadt Schwäbisch Gmünd oder in Nördlingen, das komplett mit einer begehbaren Stadtmauer mit Türmen umschlossen ist, oder in der Mittelalterstadt Dinkelsbühl mit ihren vielen Türmen, stehen die Türme nicht nur zur Zierde so weit nach oben. Sie hatten auch den Zweck, von hier aus die Stadt zu überblicken. Wo, als oben auf den Türmen, gab es schon im Mittelalter die perfekte Position zu erspähen, wenn jemand ungeliebtes sich der Stadt näherte, oder wenn irgendwo Feuer ausbrach. In Nördlingen war es z.B. so, dass jeder Türmer zu einer bestimmten Uhrzeit an den Hauptturm der Kirche einen Ruf absetzen musste. So war gewährleistet, dass er auch seinen Dienst tut und nicht eingeschlafen war. Auch im Michel war ein Turmwächter tätig. Sein Verhängnis war, dass seine Wächterstube über dem Brandort lag und er es nicht mehr nach unten schaffte.
Innerhalb kurzer Zeit war die Kirche samt Turm ein Brandtrümmerfeld, inklusive ein paar Häuser im Umfeld der Kirche. Jeder war sich einig, dass die Kirche samt Turm genauso wieder aufgebaut werden sollte. Jetzt allerdings nicht mehr in Holz.
Jetzt steh ich hier auf 106 Meter Höhe und genieße mit euch die Blicke in die Ferne.
Mein erster Blick geht dahin, wohin es mich sofort nach unserer Ankunft gezogen hat. Nach meinem Satz von 2005, der auch 2021 noch Gültigkeit hatte „Ich fühle mich erst in Hamburg, wenn ich den Hafen und die Schiffe sehe“. Von unserem Hotel, das genau an der Grenze St. Pauli zu Altona war, war es nicht weit hinunter zu den St. Pauli Landungsbrücken.
Blick auf die St. Pauli Landungsbrücken, die Elbe und die HafenCity in Hamburg
Von hier oben kann man gut erkennen, wie lange die Landungsbrücken sind. Genau 700 Meter sind es, und neun Brücken führen auf die beweglichen Pontons. Gebaut wurden die Landungsbrücken im 12. Jahrhundert, als die Kohlebetriebenen Schiffe zu gefährlich für den kleinen Hafen wurden. Kurzerhand durften sie nicht mehr ins Hafenbecken einfahren und mussten an den Landungsbrücken anlegen. 1907 wurden sie im Erscheinungsbild zu dem, wie man es heute sieht.
Natürlich gibt es in meinem Reiseblog ausführliche Berichte zu den Landungsbrücken und unserer Fahrt mit der Hafenfähre.
Der Blick vom Michel in Hamburg nach St. Pauli
ist ja eigentlich eine Einheit mit den Landungsbrücken. Kurz den Blick nach rechts der Elbe und wenn ihr die beiden geschwungenen Türme seht, dann wißt ihr, danach beginnt St. Pauli. Ein weltbekannter Stadtteil der Hansestadt, mit einem Ruf des Verruchten und einer Amüsiermeile, die allen bekannt ist, die Reeperbahn und Große Freiheit. Ich finde, St. Pauli hat eine Vielfältigkeit, die sich nicht nur auf das Symbolhafte festmachen lässt. Mallorca ist ja schließlich auch nicht NUR Ballermann.
Wir hatten das Glück und konnten uns die St. Pauli-Kirche anschauen, die dem Stadtteil schließlich ihren Namen gab. Es war zu früheren Zeiten nicht immer leicht und einfach auf St. Pauli, damals noch Hamburger Berg. Auch die legendäre Hafenstraße hat in der Neuzeit für Schlagzeilen gesorgt, und bietet mit den Graffiti-besprühten Häusern ein besonderes Bild. Die Tanzenden Türme wurden 2009 erbaut, ein Tango tanzendes Paar sollen sie darstellen. Was passt besser zu St. Pauli als die Symbolik der 75 und85 Meter großen Bürokomplexe?
Selbst wenn wir hätten wollen ‚Bismarck-Denkmal-Besichtigung wegen Bauarbeiten nicht möglich‘ – der erste deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck möchte allein sein. Vom Michel herunter könnte man denken, er streckt uns schmollend den Rücken zu. Hat er aber keinen Grund, denn 1901 steht er im Alten Elbpark als Symbol städtischer Freiheit. Mit seinen über 34 Metern Höhe hat er einen guten Überblick und keiner darf ihm auf den Stein hauen, er steht unter Denkmalschutz. Aber nicht nur uns streckt er den Rücken zu, auch dem Zentrum von Hamburg tut er das. Der Reichskanzler bringt es auf Übermaß, 14,8 Meter ist er groß, sein Kopf schon 1,83 Meter. Ich habe mir das Bismarck-Denkmal bereits auf den Besichtigungsplan für einen weiteren Hamburg Besuch gesetzt.
Der Blick vom Michel auf die Speicherstadt und die Elbphilharmonie
Mein Blick wandert weiter, und meine ‚Emma‘ tut gute Dienste, wenn ich ein bisschen Nähe im Blick brauche 🙂
Erst im dritten Anlauf haben wir es geschafft, uns näher in der Speicherstadt umzuschauen. Zweimal hatte der Wettergott dieses Vorhaben in Frage gestellt, einmal völlig mit Regen vermasselt und einmal hat er uns mit dunklen Wolken in die Flucht geschlagen. Aller guten Dinge sind drei, heißt es doch. Und so konnten wir uns im weltweit größten historischem Lagerkomplex umschauen, der übrigens als UNESCO-Welterbe zählt.
Nur übern Zollkanal und unweit der Speicherstadt, begannen 1188 im Nikolaifleet die Anfänge des Hamburger Hafens. Hier in der Speicherstadt bin ich an der Brooksbrücke auch unserem Schwabenkaiser Friedrich I. Barbarossa, dem Stauferkaiser, begegnet. Was macht ein Schwäble im Norden, selbst als Kaiser des Reiches? Er hat der Hansestadt Hamburg DEN Freibrief ausgestellt, der ihr zum Aufstieg zu einer bedeutenden Hafenstadt verhalf. Während sich die Menschen an der Elbphilharmonie fast ’stapelten‘ waren wir am Kehrwiederfleet unter uns. Da hatte wohl keiner so rechte Lust sich umzuschauen.
Zur Elbphilharmonie und zur Speicherstadt bekommt ihr ganz viele Infos und Fotos in meinem ausführlichen Bericht.
Ein tolles Bild bietet sich über die Altstadt
der Blick vom Michel auf die Hauptkirchen und das Hamburger Rathaus
Wow, ist DAS ein Blick. Kein Wunder, dass es die Hansestadt nicht möchte, dass dieses Bild durch andere Bauten ‚verschandelt‘ wird. Es gibt für die Innenstadt extra dafür eine Bauverordnung. Finde ich auch richtig so, die Türme prägen schließlich das Bild der Stadt.
Fünf Hauptkirchen gibt es in der Innenstadt. Wovon eine nur noch eine ehemalige und heute eine Ruine mit dem Turm als Mahnmal dasteht, das Mahnmal St. Nikolai. Die neue Hauptkirche wurde in einem Stadtteil Hamburgs neu gebaut. Alle Hauptkirchen sind protestantisch. ABER, auch Hamburg kann mit einem katholischen Dom auftrumpfen, der St. Marien-Dom der im Stadtteil St. Georg seinen Platz hat, aber mit seinen 64 Meter hohen Türmen nicht so hoch hinaufschießt. Dafür hat er allerdings gleich zwei Türme.
Euch jetzt hier ausführlich über die fünf Hauptkirchen St. Petri, St. Jacobi, St. Katharinen, St. Michaelis und das Mahnmal St. Nikolai schreiben würde diesen Bericht sprengen. UND dazu noch über das Rathaus innen und außen berichten – ich versuchs hier erst gar nicht, dafür sind meine Einzelberichte wirklich ausführlich und mit ganz vielen Fotos. Anhand der Kirchtürme könnt ihr dann auch ganz fix die Türme zuordnen und auseinanderhalten.
Ein paar Schritte weiter gibt es den
Blick vom Michel auf die Außenalster in Hamburg und den Fernsehturm
Naja den 276 Meter hohen Heinrich-Hertz-Turm, wie sich der Hamburger Fernsehturm nennt, kann man ja nun wirklich nicht übersehen. Die Außenalster steht dem in nichts nach, aber eher in der Fläche ausbreitend mit ihren 164 Hektar Grundfläche. Da ist die Binnenalster mit ihren nur 18 Hektar von oben wie eine kleine Pfütze und nicht auszumachen zwischen den großen Bauten am Jungfernstieg. Rechts der Außenalster geht es in den Hamburger Stadtteil St. Georg.
Auch hier gibt es ausführliche Berichte zur Binnen- und Außenalster. Der Fernsehturm bekommt einen, wenn wir ihn in Hamburg direkt angeschaut haben 😉
Im Nachhinein gerade noch rechtzeitig, ging es
die Treppen hinunter vom Michel in Hamburg
Ich habe irgendwann aufgehört mitzuzählen, ein Schild unten verkündet: es sind 452 Stufen, die es im ZickZack nach unten geht. Wegen Corona darf der Fahrstuhl ja nur in einer Richtung besetzt sein.
Das sind so Wege, die mich nach meinen kleinen Schlaganfällen etwas Überwindung kosten. Ich habe meine Schwindelfreiheit damit etwas eingebüßt. Trotzdem hat auch hier mein Motto Vorrang ‚Geht nicht, gibt’s nicht!‘, in dem Fall gab es ja gar keine anderen Weg nach unten 😀
Allerdings habe ich tunlichst vermieden meine Blicke großartig schweifen zu lassen. Deshalb ist es mir auch nicht aufgefallen, dass teilweise noch Brandspuren des Brandes von 1906 im Mauerwerk zu erkennen sind.
DieTurmuhr im Michel
der habe ich dann aber doch einen ausführlicheren Blick geschenkt. Direkt unter der Aussichtsplattform befindet sich das riesige Uhrwerk, in dem ein Rädchen ins andere läuft. 1911 wurde sie in Betrieb genommen, und jetzt haltet euch fest, wenn ihr die Maße der größten Kirchturmuhr Deutschlands lest: Acht Meter Durchmesser, zu jeder Seite gibt es ein Ziffernblatt. Der große Zeiger hat eine Länge von 4,91 Meter und wiegt 130 Kilo. Der kleine Zeiger bringt es auch noch auf stattliche 3,65 Meter Länge. Beide Ziffernblätter glänzen in Blattgold.
Der Turmbläser Stube habe ich auch nur einen kurzen Blick geschenkt. Ihr könnt dies ja ausführlicher machen. Im 7. Turmboden, auf 83 Meter Höhe erklingt zweimal an Werktagen (10 und 21 Uhr) und um 12 Uhr am Sonntag nach allen vier Himmelsrichtungen ein Choral. Seit über 300 Jahren gibt es diese Tradition schon. Die Turmbläser haben jeden Tag ihr Sportprogramm inklusive.
Damals im 18. Jahrhundert waren diese Trompetenklänge auch gleichzeitig das Signal, dass die Stadttore geöffnet oder geschlossen werden müssen. Und Armbanduhren gab es ja auch noch nicht, also war es auch ein Richtwert im Tagesablauf.
Gutes Stichwort, irgendwann als wir an den großen Kirchturmglocken angekommen waren, fragte ich meinen Mann „Wieviel Uhr ist es denn?“ Denn seitdem ich aus dem Arbeitsleben gefallen bin, ist gleichzeitig auch meine Armbanduhr vom Handgelenk gefallen. Was brauch ich eine Uhr? Als es mir gesundheitlich richtig mies ging, zeigte sie mir an, wieviel unendliche Zeit der Tag noch hat. Nein, was bringt mir da eine Uhr am Handgelenk? Selbst in der Klinik und in der Reha war sie verbannt. Es hingen genügend Uhren auf den Fluren, den Zeittakt des Tages haben die Anwendungen bestimmt. Heute kann ich jetzt oft rufen „Waaaaas, nur noch soviel Zeit?“ Ist halt immer der jeweilige Blickwinkel.
Da mein Mann immer mit Uhr unterwegs ist, bekam ich zur Antwort „Kurz vor zwölf.“ Uahhhhhhh, um zwölf Uhr fangen diese ‚Ungetüme zu Schlagen an. Das erschreckte Kind auf der Plattform kam mir in den Sinn. Oh nein, das muss jetzt nicht unbedingt sein, dass mir hier im Michelturm die Ohren klingeln. Noch ein Stopp zum Fotos schießen, und dann nichts wie hinunter, kein Blick mehr nach links und rechts, volle Konzentration – nur weit weg von den tonnenschweren Glocken. 😉
Geschafft! Noch rechtzeitig vor dem 12 Uhr Läuten standen wir auf der Straße.
Ich bemerkte jetzt doch ein bisschen meine weichen Kniee, deshalb war gleich gegenüber der Kirche im Café erstmal eine Verschnaufspause angesagt. Mit ein paar Blicken hinauf zum Hl. Michael, dem Namenspatron der Kirche.
Irgendwann hieß es aber doch ‚aufstehen, weiter geht’s‘ – nächstes Ziel die Speicherstadt wartet. Auf unserem Weg gleich nach der Kirche St. Michaelis grüßt freundlich die Zitronenjette an der Ludwig-Erhard-Straße die Vorbeihastenden. Sie war ein Hamburger Original, die 1841 geborene Henriette Müller. Man kann sagen, Henriette war klein, aber ohooo. Nur 1,32 Meter war sie groß und lebte mit ihrer Schwester im damaligen Gängeviertel beim Michel. Tagsüber verkaufte sie Zitronen in der Hamburger Innenstadt, Nachts trieb sie sich in den Kneipen auf St. Pauli herum. Dort wurde sie mehrfach in betrunkenem Zustand von der Polizei aufgegriffen und beendete ihre Lebenstage in einer Irrenanstalt. Doch bei weitem war sie nicht geistesgestört, es gab halt damals für Alkoholiker wohl keinen anderen Platz. Zitronenjette lebte noch, als 1900 ein Theaterstück ihr Straßenleben im St. Pauli Theater aufführte.
Unser Ziel war eigentlich die Speicherstadt. Tja, nur dass wir sie wieder nur aus Ferne gesehen haben. Wir sind am Nikolaifleet hängengeblieben und dann ….
Bleibt dabei, dann erfahrt ihr es.