Quirlig, bunt und irgendwie anders, aber doch mit einem besonderen Flair – so zeigt sich der Hamburger Stadtteil St. Georg im Nordosten der Hansestadt.

Tag 4 in Hamburg, der sich jetzt dem Nachmittag nähert. Als wir ganz früh das Hotel verlassen haben, dachten wir nicht, dass wir an einem Tag wieder soooo viel von Hamburg sehen werden. Wir haben nacheinander ‚abgearbeitet‘ was auf der Wunschliste stand, aber immer mit der Devise „Alles kann, aber nix muss.“ So weit wie wir eben kommen und Lust haben – das war heute das ganz klare Ziel. Denn Tag 2 war soooo voll bepackt, dass selbst ich am Abend mein Näschen gestrichen voll hatte. Aber wir haben an diesem Tag schon soviel von unserem Zettel bekommen, dass wir es jetzt etwas lockerer angehen konnten.

Das Wetter war heute vom Feinsten, was wir am Morgen bei einer Fahrt mit der Hafenfähre bis Finkenwerder genossen haben. Ein Besuch im Museumshafen Oevelgönne ließ uns auf der Rückfahrt die Fähre verlassen, um dann nach der Rückkehr an den Landungsbrücken sofort weiter zur Speicherstadt zu eilen. Eine kurze Orientierung auf dem Stadtplan schaffte dann die Klarheit, dass es zwar ein bisschen quer durch die Stadt ging, aber es durchaus machbar ist, zum Hamburger St. Marien-Dom zu kommen (nicht zu verwechseln mit dem Rummel Dom). Der nächste Bus brachte uns aus der Speicherstadt zum Hauptbahnhof, der bereits im Stadtteil St. Georg liegt.

Von hier beginnt

meine Erkundung des Hamburger Stadtteils St. Georg

Der Dom stand auf unserem Besichtigungszettel und klare Anweisung an Google maps: bitte schnellster Weg zum St. Marien-Dom. Dein Wunsch ist mir Befehl – hat grad noch gefehlt, dass Rauch aus dem Handy aufstieg (so wie bei bezaubernde Jeannie) 😀 Biege die nächste Seitenstraße rechts ab in die Ellmenreichstraße.

Wird erledigt – NUR liebes Google maps, vielleicht solltest du mal daran arbeiten, dass du auch noch die Sehenswürdigkeiten auf der Strecke ausspuckst. Dann hätten wir nämlich einen intensiven Blick nach links geworfen, zum

Deutschen Schauspielhaus in Hamburg

das die größte Sprechbühne Deutschlands ist. So um 1870, als sich Hamburg zur Weltstadt entwickelte, wurden die Rufe der Oberschicht Hamburgs nach einem Theater immer lauter. Zwar hatte man bereits zwei Stadttheater, aber man wollte ein größeres, repräsentativeres. Das große Problem war an diesem Wunsch, dass man am Direktor dieser beiden Häuser nicht vorbei kam. Er hatte das Theater-Monopol. Erst nach seinem Tod konnte man mit seinen Nachfolgern verhandeln.

Private Finanziers ermöglichten dann1899 die Umsetzung eines Wiener Architekturbüros, die das Theater im Neobarockstil und nach Vorbild eines Wiener Theaters erbauen ließen. Kein Wunder, dass auch ein Wiener erster Intendant des Theaters wurde. Am 15. September 1900 wurde das Schauspielhaus feierlich in Betrieb genommen.

1200 Plätze bietet das Schauspielhaus und zu damaliger Zeit hätte man sich wohl gut damit getan, dass man sich ein Vesper mit ins Theater genommen hätte. Aufwändig waren des Intendanten Bühnenbilder, damals gab es aber noch nicht sowas wie Drehbühnen etc., die Umbauten mussten von einer Szene zur nächsten auf der Bühne ab- und aufgebaut werden – man saß also locker mal bis zu sechs Stunden im Theater.

Wir sind doch tatsächlich an der Seitenfront des Deutschen Schauspielhauses vorbei gelaufen, ohne zu wissen, was für ein prächtiges Gebäude es von vorne ist. 🙈 Selbst schuld, denn ich habe mich vorher nicht informiert, was es denn noch alles in St. Georg Sehenswertes gibt. Wir wollten doch nur zum St. Marien-Dom 😀 😀
Jetzt dürft ihr euch halt das Gebäude selber vor Ort anschauen 😉

Diese Wegführung war aber trotzdem nicht ohne, denn sie führte uns auf den

Hansaplatz im Stadtteil St. Georg in Hamburg

1878 wurde dieser zentrale Platz im Stadtteil angelegt. Ihr erkennt sofort, dass ihr richtig seid, denn zum einen ist es der größte Platz in St. Georg, und zum anderen könnt ihr den Brunnen mittendrin nicht übersehen. Ringsum ist der Platz von Häusern gesäumt.

Hansaplatz St. Georg Hamburg 0066
Hansaplatz St. Georg Hamburg 0059
Hansaplatz St. Georg Hamburg 0067

Immer schlecht für mich, wenn Menschen solche tollen Fotoobjekte, wie den Brunnen, als Platz zum chillen auswählen. Da diese sich mit Sicherheit nicht auf meinem Reiseblog wiederfinden möchten, muss ich in solchen Momenten einfach mit der Kamera höher.

Ein bisschen Geschichte zum Hansaplatz im Hamburger Stadtteil St. Georg

auf dem schon ab dem 14. Jahrhundert ein reges Treiben herrschte. Damals war es noch ein Gemeindeacker und mit Leben erfüllten es keine Zweibeiner sondern Vierbeiner, Kühe und Schweine, die dort auf Gemeindeboden die Tage verbringen konnten. Natürlich war es da noch lange nicht der Hansaplatz, sondern wurde Borgesch genannt. Keine Ahnung, warum mir gerade jetzt ein Ausspruch meines ältesten Sohnes einfällt 😀 Damals, im Kindergartenalter wurde er gefragt: „Welche Tiere leben denn im Wald?“ Seine prompte Antwort war: „Wildschweine und andere Schweine.“ Was er damit wohl gemeint hatte? *schmunzel*

Die Zeit der Schweine und Kühe auf dem Platz änderte sich ab dem 18. Jahrhundert. Denn ab da wurde das Gelände an Zimmerleute verpachtet, als Lagerstätten für Holz und ihre Geräte. Aber auch kleine Wohnungen durften errichtet werden. Ich halte mir gerade in Gedanken die Nase zu, und tauche jetzt gar nicht weiter ins Kopfkino ein 😉

Bedeutung hat der Platz bereits um 1890, die Straßenbahnlinie querte ihn oder war Endziel einiger Straßenbahnen, auch Autos durften damals noch über den Platz fahren. Der Zweite Weltkrieg ließ auch die Stadtteile Hamburgs nicht aus, die Häuser dort wurden zerstört. Erst in den 1980er-Jahren war der Hansaplatz wieder ringsum bebaut.

Mein Blick geht auf größeren Plätzen erst immer ins Ganze, so auch hier auf dem Hansaplatz. Keine Ahnung in dem Moment warum, aber sofort zog ich ‚Emma‘ noch fester an mich. Dieses Gefühl hatte ich (aber auch mein Mann) auch auf St. Pauli in manchen Straßen. Nein, ich schere da keinen ganzen Stadtteil über einen Kamm, und ich mag bestimmt nicht den Menschen zu nahe treten, aber dass ich nicht so verkehrt mit meinem Gefühl lag, zeigt, dass sich seit den 1980er Jahren der Hansaplatz als Treffpunkt sozial schwieriger Randgruppen entwickelte. Auch heute ist es noch ein Platz auf dem Drogen gehandelt werden und wo (vielleicht nicht so wie auf St. Pauli) Prostitution an der Tagesordnung ist, wenn auch nicht offensichtlich, da es verboten ist. Seit Ende 2007 gilt hier, wie auch auf der Reeperbahn ein Waffenverbotsgebiet.

Jetzt aber zum Mittelpunkt des Platzes, zum

Hansabrunnen auf dem Hansaplatz in St. Georg in Hamburg

Da dürft ihr den Kopf in den Nacken legen, 17 Meter geht er nach oben. 1878 wurde er eingeweiht, gesponsert von der Hanseatischen Baugesellschaft. Damit ist auch der Name des Brunnens erklärt, samt dem Platznamen.

On top steht die Hansa, eine Allegorie mit Bezug auf den Hansebund. Der Zusammenschluss ab dem 12. Jahrhundert (bis Mitte 17. Jh.) von überwiegend norddeutschen Kaufleuten. Ziel dieses Verbundes war, die Sicherheit der Überfahren und auch die wirtschaftlichen Interessen, vor allem im Ausland, gemeinsam zu vertreten. Die Hansestädte schlossen sich zu diesem Zweck zusammen und wählten als ihre Farben weiß und rot. Damit sind jetzt auch die beiden Farben im Hamburger Stadtwappen erklärt. Zeitweise waren es bis zu 300 Städte, die sich da zusammentaten. Da sich viel zur See abspielte, wurde die Kogge, ein Segelschiff, ein Symbol für die Hanse. Nicht vergessen darf man, dass durch diesen Verbund viele Hansestädte zu Reichtum kamen. Wenn ihr über die Hanse noch ein bisschen mehr nachlesen möchtet, dann klickt HIER.

Hansabrunnen St. Georg Hamburg 0064
Hansabrunnen St. Georg Hamburg 0075

Die vier Figuren am Hansabrunnen

schauen dem Treiben auf dem Platz zu, zwei sind mir in Hamburg mittlerweile schon öfter begegnet.
Das ist der Erzbischof, der Hl. Ansgar, der als erster Bischof in Hammaburg, wo die Hansestadt ihren Beginn nahm, gewirkt hatte. Er ist z.B. in der Hauptkirche St. Petri in der Innenstadt mit großem Bild vertreten, ebenso im Dom St. Marien in Hamburg, auch von der Fassade des Hamburger Rathauses schaut er auf seine Hamburger herunter.

Eine Nische am Brunnen besetzt Graf Adolf III. von Schauenburg und Holstein, der unseren schwäbischen Stauferkaiser Friedrich I. Barbarossa auf seine Seite gebracht hat. Denn Adolf III. wollte eine Kaufmannssiedlung gründen, lockte die Menschen mit Versprechungen, die er sich aber vom Kaiser erst noch holen musste. Mit dieser Siedlung wollte er zum einen der bischöflichen Stadt einen Gegenpart setzen, zum anderen verhalf er der Stadt zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. Mehr über ihn könnt ihr in meinem Bericht zum Mahnmal St. Nikolai lesen.

Der dritte im Bunde ist euch bestimmt bekannt: Kaiser Konstantin der Große, von 306-337 römischer Kaiser und ab 324 Alleinherrscher.

Auch der Vierte ist eine bekannte Größe: Karl der Große, der von 768-814 König des Fränkischen Reichs. Seit Dezember 800 war er dann als Karl I. als römisch-deutscher Kaiser bekannt. 1165 wurde er sogar vom Papst heilig gesprochen. Er gilt als einer der wichtigsten Herrscher in der Geschichte, und vor allem bei meinem Besuch in Dresden war er allgegenwärtig. Dagegen ist ‚mein‘ Karl IV., der mich in Prag begleitet hat, quasi ’nix‘.

Die Wappen der Hansestädte Hamburg, Lübeck und Bremen, und des Deutschen Reiches dürfen an dem Brunnen natürlich auch nicht fehlen.

Auf dem Hansaplatz findet ihr einiges an Gastronomie-Angeboten – von gehoben bis zur Bierkneipe.
Unserer beider Mägen haben schon eine Weile signalisiert, wenn wir jetzt nicht langsam was bekommen, dann treten wir in den Streik. Obwohl Kaffee und Kuchen-Zeit war uns nach etwas herzhaftem. Eine große Tafel lachte mir entgegen

„Flammkuchen auf dem Hansaplatz in Hamburg“

– und ich liebe Flammkuchen, oder Fladen wie wir im Schwäbischen auch dazu sagen. Mit Blick auf die Karte war sofort klar, Flammkuchen mit Creme fraiche, mit Ziegenkäse der mit Honig beträufelt ist, sollte es werden. Mmmmhhhhh …. mein Bauch freute sich mit mir im Kreis.

Aber nur solange, bis das Holzbrett vor mir auf dem Tisch stand. Leuuuuuute!?!? DAS nennt ihr Flammkuchen? 😯😳🙈😧 DAS war weit davon entfernt sich Flammkuchen nennen zu dürfen. Aber wie sagen wir Schwaben: „D’r Hunger treibt’s nei, ond d’r Geiz b’hälts dren.“ Eyyy, ich hatte Hunger, aber von dem Papierfladen wird doch kein Mensch satt! Und wo ist die Creme fraiche? Die Ziege ist auch nur im Schnellgalopp drüber. Ganz ehrlich, in solchen Momenten, wenn dann der Kellner kommt und fragt „War alles in Ordnung? Hat es geschmeckt?“ kann ich nun wirklich nicht heucheln und schön tun.

So hat sich ein Schwäble mit einem (nicht) Hanseaten darüber auseinander gesetzt, WIE ein Flammkuchen auszusehen hat. Bitte NICHT aus Filuteig. Es ergab sich ein sehr nettes Gespräch, an dessen Ende sich der Kellner sogar für die Tipps bedankt hat. Man könnte ihm die Bude einrennen mit einem richtigen Flammkuchen 😀 😀

Und wisst ihr was? Das ist gar kein Geheimnis….

Ich verrate euch

Inge’s schwäbisches Flammkuchen-Rezept

Für ein Backbleck nehme ich für den Hefeteig:
300 gr. Mehl
10 gr. Trockenhefe
Prise Salz
ein Schuss Olivenöl
175 ml lauwarmes Wasser

Ich verknete die Zutaten gut miteinander und lasse den Teig, so wie eben bei Hefeteig üblich, einige Zeit gehen. Dieses Rezept nehmen wir auch für Pizza, dann mischen wir gerne das 550er Mehl mit Brotmehl. Der Flammkuchen bleibt aber mit hellem Mehl.

Für den Belag nehme ich:
feine in Streifen geschnitte Zwiebeln, die glasig gedünstet werden und dann ein bisschen abkühlen dürfen
Wenn ihr wollt, könnt ihr auch noch ein bisschen kleingeschnittenen Speck durch die Pfanne jagen, aber nicht zuuuu lange.

Während sich Speck und Zwiebeln ein bisschen beruhigen dürfen, verquirle ich
1 Becher Schmand oder Creme fraiche mit einem Eigelb

Diese Masse kommt auf den dünn ausgewellten Hefeteig, den ihr am Besten ohne Backpapier aufs gefettete Blech legt (gibt ne schönere Kruste und wird nicht so lätschert). Die Schmandmasse darauf verteilen, darauf die Zwiebeln und den Speck. Jetzt wird noch mit Salz und Pfeffer drüber gewürzt, wer mag auch ein bisschen Kümmel, und ab geht das Blech in den Ofen.

Würde ich meinen Fladen mit Ziegenkäse machen, dann wäre ich mit dem Creme fraiche ein bisschen sparsamer, trotzdem darf es sichtbar sein. Der Käse wird in groben Stücken auf den bestrichenen Teig gebröckelt, gewürzt und Honig wird über den Käse gesprenkelt.

Der Fladen darf bei Hitze nicht zimperlich sein, Backofen auf maximale Power, nur bei Ober- und Unterhitze backen, Blech in den Ofen und den Flammkuchen nicht aus den Augen lassen. Der ist ratz fertig.
Guten Appetit 😉

von Inge

einem kleinen Feinschmeckerle 🙂

Etwas gestärkt sind wir weiter zu unserem Hauptziel, dem

St. Marien-Dom im Hamburger Stadtteil St. Georg

Ja, wo ist er denn? Die Kirche ist tatsächlich so zwischen Bäumen versteckt, dass ich die Doppeltürme des Doms erst kurz davor sah. Naja, 64 Meter hohe Türme ist halt auch was anderes als die Kirchtürme der Haupttürme in der Innenstadt. Dafür hat der Dom zwei Türme 🙂

Die jüngste Kathedrale Deutschlands besticht nicht mit vielen Kirchenschätzen, sondern mit Eleganz in weiß. Da gibt es aber schon ein paar Hingucker in der Kirche, die man sich näher betrachten darf. Auch sollte man sich im Anbau eine Ausstellung nicht entgehen lassen, ebenso wie die kleine Krypta unter der Kirche.

Ja, ich finde, dieser Ausflug hier raus nach St. Georg und zum Dom hat sich gelohnt. Einen kleinen Vorgeschmack bekommt ihr hier, für mehr Fotos und Infos dürft ihr gerne auf meinen ausführlichen Bericht.

Nach dem Mariendom gab es noch einen kurzen Bummel durch den Stadtteil und über

die Lange Reihe im Hamburger Stadtteil St. Georg

die nur wenige Meter an der Kirche vorbeiführt. In dieser langen Straße ist nichts mehr von der Ruhe zu spüren, die es noch kurz davor in der Seitenstraße beim Dom gab. Hier in der Langen Reihe pulsiert das Leben, und sie gilt als eine der schönsten Straßen in Hamburg in Bezug auf Altbauten. Als ich bei meinen Recherchen die Mietpreise in dieser Straße gelesen habe – Heiligs Blechle, da braucht man einen gut gefüllten Geldbeutel.

Trotzdem finden sich in dieser Einkaufsstraße teure und günstige Einkaufsmöglichkeiten in harmonischer Einheit. Und nicht nur das, hier lässt man leben und akzeptiert das bunte Miteinander, auch wenn es so richtig schräg ist. Jedes Jahr startet hier in der Straße die Parade zum Hamburger Christopher Street Day, und man darf sich in diesem Revier nicht an der Vielfältigkeit der Menschen stören. Von dieser quirligen Straße bekommt ihr leider keine Fotos von mir. Ihr wisst ja, dass ich schmückendes Beiwerk (also Menschen) nicht auf meinen Fotos haben möchte und ich Datenschutz auf meinem Reiseblog sehr ernst nehme.

Unser nächstes Ziel ist die Außenalster. Auf dem Weg dahin erzähle ich euch noch

ein bisschen Geschichte zum Stadtteil St. Georg in Hamburg

die so um 1194 mit einer der ältesten Krankheiten der Menschheit begann, der Lepra. So rund einen Kilometer außerhalb der Stadt, und außerhalb des Stadtwalls wurde für die Kranken ein Leprahospital errichtet, das nach dem Schutzpatron der Leprakranken und Siechen benannt wurde, dem Hl. Georg. Die Kranken wurden da draußen vor der Stadt abgeschottet, schließlich galt die Krankheit ja als unheilbar. Von Graf Adolf III. gab es finanzielle großzügige Zuwendungen, die vermutlich sein schlechtes Gewissen trieb. Diese Angstverbreitende Krankheit war von Kreuzrittern eingeschleppt worden, denen auch er angehörte. Die Angst ging sogar so weit, dass 1296 der Beschluss ging, dass Leprakranke weiße Kleidung tragen mussen, damit man sie erkannte, das Hospital verlassen kam eh nicht in Frage.

Einen weiteren Teil des heutigen Stadtteils wies man dann den Schweinezüchtern und Branntweinbauer zu. Beides stinkt zum Himmel. Schließlich wurde auch noch 1564 ein Pestfriedhof dort angelegt, und weil das ja alles noch nicht genug war, stand auch noch der Galgen von Hamburg hier. Alles nicht zum Vorteil. Aber Ansiedlungen außerhalb des Stadtwalls waren bis ins 17. Jahrhundert ja eh verboten. 1606 wurde dann wenigstens das Pesthaus nach St. Pauli verlegt (damals noch Hamburger Berg).

Hamburg musste sich aber auch vergrößern, weitere Bastionen wurden gebaut, und 1681 wurde das Viertel dann in die Stadtfestung mit einbezogen – eine Besiedlung setzte ein. Doch mit der französischen Besetzung ab 1806 wurde wieder alles ganz anders. Die Truppen waren in St. Georg stationiert, was viele bisherigen Bewohner zum Verlassen ihrer Wohnungen trieb. Was soll ich mit fremden Eigentum in einer Besetzung wohlwollend umgehen? Als die Franzosen abzogen, hinterließen sie eine Verwüstung, die nur noch die akzeptierten, die gar nix hatten und froh waren eine Bleibe zu haben, die Ärmsten.

Erst ein weiteres Unglück, der große Stadtbrand 1842 änderte dieses Bild wieder. Da jetzt viele Menschen, auch die wohlhabenden, in der Innenstadt ihre Wohnungen verloren haben, zogen sie nach St. Georg. Wie sagt man immer so schön ‚In der Not frisst der Teufel auch Mücken.‘ Klar, dass jetzt diese reicheren Einwohner auch Rechte wollten, 1830 wurde St. Georg Vorstadt von Hamburg, tja, ob es das war, was sie wollten? Steuern mussten sie jetzt zahlen, aber zu sagen hatten sie nichts. Und einfach mal so am Abend nach Hamburg? Pfff, da wurde das Tor zugemacht, und wenn du abends da durchwillst bezahl mal gefälligst. Es gab Randale, bis 1860 zuerst die Torsperre aufgehoben wurde und der Senat schließlich 1868 die vollständige Vereinigung der Vorstadt St. Georg mit Hamburg verkündete.

Da gäbe es noch soooo viel zu berichten, z.B. dass auf dem heutigen Gelände des Hauptbahnhofs früher Friedhöfe waren und noch vieles vieles mehr. Wenn ihr wollt, könnt ihr das im Detail HIER selber nachlesen, sehr interessant kann ich euch sagen.

Den Namenspatron des Stadtteils, der Hl. Georg, kennt ihr ja sicher. Nicht zu verwechseln mit dem Hl. Michael wird auch er mit einem Drachen dargestellt. Einer Legende nach soll Georg eine Königstochter gerettet haben, die dem Drachen als Opfergabe gebracht werden sollte. Er verletzt den Drachen, bringt das königliche Mädchen samt dem verletzten Ungeheuer in die Stadt und bringt so die Menschen dazu sich taufen zu lassen. Dann würde er den Drachen erschlagen. Gesagt, getan, und fortan war das Land von dem bösen Drachen (dem Bösen) befreit. (Das war die Schnellversion 😉 )

Wir sind inzwischen fast bei der Außenalster angekommen. Der Dreieinigkeitskirche haben wir nur einen Blick von außen geschenkt, und in einer Seitenstraße ging es am

Hotel Atlantic in Hamburg

vorbei. DAS 5* Luxushotel, das schon oft als Kulisse für Filme gedient hat. 1909 wurde es als Grand Hotel für die Passagiere einer Reederei gebaut. Ganz in weiß – so strahlt dieses Gebäude, das seit Oktober 2010 unter Denkmalschutz steht. Vielleicht habt ihr ja Glück, und ihr trefft den prominenten Bewohner des Luxushotels? Udo Lindenberg hat seit den 90er Jahren hier seine dauerhafte Bleibe. Kann man nicht nein sagen, bei dem Luxus 😉

Alles in uns schrie nach einer Pause, einen Platz zum Sitzen und ein kühles Getränk. Ward ihr den Tag in meinem Reiseblog mit mir on Tour? Dann wisst ihr ja unser Pensum … ‚morgen machen wir nicht so viel, oder?‘ Tja, was geht mich denn mein Gschwätz von gestern an? 😀 😀 😀

Aber ganz ehrlich, jetzt war ich wieder genauso wie an Tag 2 randvoll mit Eindrücken gefüllt. Einen schöneren Abschluss (wie auch an Tag 2 an der Binnenalster) kann es jetzt für ein Wasserkind nicht geben,

an der Außenalster in Hamburg

haben wir in einem Lokal direkt vorne am Wasser einen Platz ergattert. Glück muss der Mensch haben, ob ich heute überhaupt nochmal von da aufstehe?

Die Außenalster hat ihren eigenen Bericht in meinem Reiseblog bekommen, einen Vorgeschmack bekommt ihr hier schonmal ….

Irgendwann hieß es aber trotzdem – losreißen von diesem herrlichen Blick – und zurück ins Hotel. Zurück zum Hauptbahnhof war absolut keine Option, noch ein bisschen am Wasser entlang. Über die Kennedybrücke und an der Binnenalster entlang ging es zum Jungfernstieg und zurück ins Hotel. Ich kann euch versichern, dass ich an diesem Abend alle restlichen Schritte sehr überdacht gewählt habe 🙂
Aber es war ein herrlicher Tag!

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