Über 13 Millionen Ausstellungsstücke befinden sich im Besitz des Nationalmuseums (Národní muzeum) in Prag. Kein Wunder, dass das Nationalmuseum, mit seinem Hauptgebäude am Wenzelsplatz, das größte seiner Art in Tschechien ist.

Von außen haben wir das Nationalmuseum bereits bei unserem ersten Besuch im Juni 2020 in Prag gesehen. Allerdings bei weitem aber nicht so genau, wie wir das bei unserem Langzeitaufenthalt im September/Oktober 2021 nachgeholt haben. Klar musste in fünf Tagen Prag alles ein bisschen schneller gehen, als in vier Wochen. Bereits zu Anfang unseres vierwöchigen Aufenthaltes haben wir dem pulsierenden, und dem größten Platz in Europa, dem Wenzelsplatz einen Besuch abgestattet. Naja, eigentlich ist er mit 700 Meter Länge und 60 Meter Breite weit mehr als ein Platz.

Unweigerlich führte da unser Weg zum Wenzelsplatz direkt am Nationalmuseum vorbei. Dort ist nämlich unterirdisch eine der großen Metro-Stationen mit Umstieg auf die anderen Bahnen. Kommt jetzt mit zu

meiner Besichtigung des Nationalmuseums (Národní muzeum) am Wenzelsplatz in Prag

die natürlich deshalb mit der

Außenansicht des Nationalmuseums (Národní muzeum) in Prag

beginnt. Der große Platz braucht auch ein großes, auffälliges Gebäude – leicht erhöht blickt es über den Wenzelsplatz, dem pulsierenden Herz der Stadt Prag. In der Breite geht es zu beiden Seiten über die Platzbreite hinaus. Und schon die

Seitanansicht des Nationalmuseums in Prag

macht neugierig, wie das Gebäude von vorne aussieht.

Direkt vor dem Gebäude war es für meine ‚Emma‘ unmöglich die 104 Meter Länge des Nationalmuseums einzufangen. Also gibt es die

Vorderfront des Nationalmuseums in Prag

eben scheibchenweise 🙂

Ist ja klar, dass mich

der Brunnen vor dem Nationalmuseum in Prag

magisch anzieht. Wasserkind eben 🙂

Seit 1892 fließt aus dem Löwenmaul Wasser. Ich habe bei meinen Recherchen zu den jeweiligen Besichtigungsobjekten sehr bald erfahren dürfen, dass in Tschechien viele Ausschmückungen viel Sinn haben. Vor dem Kafka-Museum auf der  Prager Kleinseite pinkeln zum Beispiel zwei Männeken in einen Brunnen. Ein scheinbar lustiges Motiv. Bei näherem Betrachten zeigt der Brunnen jedoch die Umrisse von Tschechien, und die Männeken pinkeln jeweils auf Prag und Brünn, die größten Städte im Land.

Auch hier hat die Figurengruppe um den Brunnen eine Bedeutung um das Land Tschechien: In der Mitte thront über allem eine allegorische Statue, die Tschechien verkörpert. Auf dem Kopf die Krone des hl. Wenzels, einer der Landespatronen. Die beiden Flüsse des Landes, die Moldau und Elbe, werden rechts und links mit den beiden Figuren Mann und Frau dargestellt. Ganz außen wird Mähren durch das Mädchen mit den Ähren verkörpert, der Junge steht für Schlesien.

Für uns war klar, eine Innenbesichtigung des Nationalmuseums hat nicht Prio A, sondern wird auf einen Schlechtwetter-Tag gesetzt. Hmm … wenn man allerdings in vier Wochen nur zwei halbe Tage ‚Tröpfelwetter‘ hat, wird das dann doch etwas schwierig. Ganz spontan ergab es sich dann aber an einem Sonntag im Stadtteil Smichov, dass wir den Nachmittag im Nationalmuseum verbringen werden. Es hat uns in diesem Stadtteil nichts wirklich vom Hocker gerissen, dort noch mehr herum zu bummeln. Und mit unserem Monatsticket waren wir ohne großes Zögern an unserem Endpunkt.

Bevor es aber zur Innenbesichtigung geht, gibt es

ein bisschen Geschichte zum Nationalmuseum (Národní muzeum) am Wenzelsplatz in Prag

Kaiser Karl IV. gründete 1348 mit der Prager Neustadt einen neuen Stadtteil. Bei der Planung hatte der Kaiser Großes vor – ähnlich wie in Rom sollten es große, breite Straßen, rechtwinkelige Plätze und große Stadttore werden. Dieses Vorhaben ist ihm auch gelungen, denn von seiner neuen Stadt wurde berichtet, dass es zu dieser Zeit keine weitere Stadt gab, in der die Straßen eine Breite bis zu 27 Meter hatten. Von den großen Plätzen ganz zu schweigen. Mit der neuen Stadtgründung erließ der Kaiser die Anordnung, dass sämtliche Gewerke, die Lärm und Dreck verursachen aus der Altstadt raus müssen, und sich in der Neustadt anzusiedeln haben. So wurden verschiedene Märkte den Handwerkern zugewiesen. Alles was mit Wasser zu tun hatte, z.B. die Gerber, Flößer oder Färber hatten sich an der Moldau anzusiedeln. Der Viehmarkt kam auf den Karlsplatz und alles was mit Pferden zu tun hatte auf den Rossmarkt, den heutigen Wenzelsplatz. Wöchentlich fand damals ein Pferdemarkt statt, an dem die Verkäufer auf dem rund 700 Meter langen Platz genug Auslauf hatten, ihre Tiere auch im Galopp zu präsentieren.

Damit schuf Karl IV. aber auch einen krassen Unterschied in der Bevölkerung der beiden Stadtteile – Alt- und Neustadt, was nicht immer friedlich blieb. Beide Stadtteile wurden mit Stadtmauern gesichert, in die man nur durch die Stadttore kam. Im oberen Teil des Rossmarktes war dies das St.-Prokops-Tor.

Die Geschichte des Nationalmuseums beginnt mit der Gründung der Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. Eine Gruppe von Wissenschaftlern brachten 1770, meist in deutsch, eine Zeitschrift heraus. Aus dieser Gruppe wurde ab 1775 die Böhmische Gelehrte Privatgesellschaft. Joseph II. (er regierte gemeinsam mit seiner Mutter Maria Theresia, und ich mag ihn nicht wirklich, da er doch sehr umstrittene Reformen eingebracht hat) genehmigte dieser Gruppe, dass sie fortan nicht mehr nur privat agieren, sondern offiziell als „Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften“ tätig sind.

Das Rädchen dreht sich ja immer weiter, und so kamen böhmische Aristokraten im April 1818 auf die Idee, ein Museum zu gründen. Kaspar Graf von Sternberg schenkte zur Gründung dem Museum seine Mineraliensammlung. Wer zuerst kommt, darf auch zuerst den Vorsitz des ältesten und mittlerweile größten Museums in Tschechien einnehmen. Damals aber noch in Palais untergebracht. Dies änderte sich 1885, als im Stil der Neorenaissance am Standort des bisherigen Stadttores, dem St.-Prokops-Tor, das Hauptgebäude für das Museum, das zu dieser Zeit „Vaterländisches Museum“ hieß, geplant und gebaut wurde. Über 100 Meter Länge Gebäude, geschmückt mit Symbolen der Geschichte und Naturwissenschaften. Dafür durfte nicht nur das Stadttor weichen, sondern auch ein paar Adelspaläste.

War bis dato weitgehendst nur dem Adel Wissenschaft vorbehalten, so änderte sich das mit dem Bau des Museums. Jetzt hatten alle Bewohner des Landes die Möglichkeit, sich wissenschaftlich zu interessieren. Gefördert wurde dies zudem vom Historiker František Palacký, der durchsetzte, dass es die Zeitschriften nicht nur in deutsch, sondern auch in tschechischer Sprache gab.

Wenn Steine reden könnten, dann hätten auch die des Nationalmuseums in Prag einiges zu berichten. Bomben im Zweiten Weltkrieg fügten ihnen Schäden zu, sicherheitshalber hatte man aber die Sammlungen bereits in andere Orte ausgelagert. Wieder repariert, wurde die Fassade 1968 während einer Intervention des Warschauer Paktes heftig in Mitleidenschaft gezogen. Also wurde wieder alles bis 1972 schön hergerichtet – tja, bis das Gebäude wieder zu leiden hatte. Die Prager U-Bahn wurde gebaut, zwar richtig tief, aber beschädigt wurde es trotzdem.

War man in der Anfangs-Bauzeit noch weit davon entfernt an Autobahnen etc. zu denken, so wurde das 1978 aber dann doch Realität. Denn oberhalb des Nationalmuseum führt die Nord-Süd Autobahn um die Innenstadt. Und nicht weit entfernt liegt der Hauptbahnhof der Stadt. Ja, man kann sich denken, dass es da immer etwas am Gebäude zu tun gibt.

nebengebaeude nationalmuseum in prag 5281Einen großen Umbau des Museums, das seit 1949 beim Land ist, gab es ab 2011. In sieben Jahre wurde im großen Stil umgebaut, und ist seit Ende Oktober 2018 für die Öffentlichkeit wieder zugänglich. Wer jetzt aber glaubt, alle Sammlungen sind hier im Hauptgebäude und im Nebengebäude gegenüber zu finden, der täuscht sich. Nicht umsonst ist es ja das größte Museum des Landes. In vielen Außenstellen, verteilt in ganz Prag, kann man weitere Ausstellungen bewundern. So z.B. auch in Schloss Troja oder in den Kasematten auf dem Vyšehrad.

Jetzt kommt mit zur

Innenbesichtigung des Nationalmuseums in Prag

bei der sich der Besucherstrom an diesem Sonntag in Grenzen hielt.

In der Eingangshalle des Nationalmuseums in Prag

kann man auch den Gestalten begegnen, mit denen alles begann. Nämlich mit der Stammmutter Libuše und Přemysl dem Pflüger. Mit diesen beiden begann die Přemysliden-Dynastie in Böhmen. In der Christianslegende ist überliefert, dass so um 992 das Volk ohne Gesetz, einfach so um Prag lebte. Libuše, sagte dem Volk die Gründung der Prager Burg  vorher, und auch, dass sie einen Mann mit einem Pflug finden würden, der das Land regiert – eben Přemysl. Wie immer gibt es verschiedene Versionen, aber eine war sicher – Přemysl und Libuše wurden ein Paar und die Nachkommen der beiden stammten somit aus der Přemysliden-Dynastie.

Hier in der Eingangshalle konnte ich aber nur einen Hauch davon erahnen, was mich weiter im Inneren des Gebäudes erwartet.

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Durch die Kassenschleuse geht es jetzt erstmal gar nicht anders, als

zu den Ausstellungsräumen im Nationalmuseum in Prag

die mit einem Innenhof beginnen. Ich verrat euch an dieser Stelle ganz ehrlich – wir wollten eigentlich gar nicht durch die ganzen Ausstellungsräume rennen. Wollten wir doch ’nur‘ das prachtvolle Innere des Gebäudes bewundern. Aber – so einfach wurde uns der Ausgang und gleichzeitig Eingang nicht gemacht – erstmal durften wir eine kleine Bildungsrunde drehen 😀 😀

Wer suchet, der findet – endlich sind wir angekommen, und es geht

im Treppenhaus im Nationalmuseum in Prag

nach oben. Überall nur Treppen, rauf und runter – so erfasste es im ersten Moment mein Auge, und meine ‚Emma‘. Aber prachtvoll sind sie, roter Teppich auf den Marmorstufen und die Lampen und Kronleuchten können auch den Eindruck vermitteln, man schreitet jetzt die Treppen in einem Palast nach oben.

Ihr merkt anhand der Fotos, dass Emma und ich mal wieder im Fotografierhimmel schweben 🙂 Aber ich muss diese Pracht einfach mit euch teilen, schließlich seid ihr ja auch auf einem Reise- UND Fotoblog 😉

Jetzt muss ich im Treppenhaus ein bisschen aufdröseln.

Verdiente Persönlichkeiten im Treppenhaus des Nationalmuseums

um genauer zu sein, sechszehn Büsten dieser Männer, sind an der Ballustrade im Treppenhaus verteilt und schauen auf die Besucher. Antonín Popp und Bohuslav Schnirch haben die Herren der Neuzeit geschaffen. An den zwei lebensgroßen Persönlichkeiten vom Bildhauer Ludwig Schwanthaler bin ich im Treppenhaus bereits vorbeigelaufen: Georg von Podiebrad, König von Böhmen ist mir bei der Besichtigung des Altstädter Rathauses gehäuft aufgefallen. Gegenüber von ihm steht Elisabeth von Böhmen, die Mutter von Kaiser Karl IV., die ihre letzten Lebensjahre auf dem Vyšehrad verbrachte.

Meine ‚Emma‘ war so neugierig, und hat sie sich ein bisschen aus der Nähe betrachtet 🙂

Jetzt gibt es einen Zeitsprung zurück zu

32 Könige von Böhmen im Treppenhaus des Nationalmuseums in Prag

die Antonin Popp in kleinen Medaillons verewigt hat.

Nein, ich bin noch nicht fertig in diesem prachtvollen Treppenhaus. In den Fluren und im Seitentreppenhaus sieht man

die Wandmalereien böhmischer Burgen im Treppenhaus im Nationalmuseum in Prag

Da hab ich doch sofort die Burg Karlstein entdeckt, die sich ca. 30 km südwestlich von Prag befindet und ein Ausflug wert ist. Wir haben sie bei unserer Anfahrt nach Prag besichtigt. Das war für mich einfach ein Muss, bin ich doch in meinem Reiseblog und vor allem in Prag und Tschechien auf den Spuren ‚meines‘ Schwäbles Peter Parler unterwegs. Kaiser Karl IV. hat den berühmten Baumeister mitten aus den Arbeiten zu meinem Heimatmünster in Schwäbisch Gmünd nach Prag abgeworben. Dort sollte er als Dombaumeister und Nachfolger seines verstorbenen Vorgängers Matthias von Arras die Arbeiten im Veitsdom fortsetzen und ebenso an der Burg Karlstein, die Karl IV. 1348 erbauen ließ.

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Bevor es zum nächsten Highligt weitergeht,

ein paar Zahlen zum Nationalmuseum in Prag

Weit mehr als 13 Millionen Ausstellungsstücke sind in den Abteilungen und Außenstellen des Nationalmuseums zu bewundern. 100 Meter ist das Hauptgebäude am Wenzelsplatz lang, 74 Meter geht es als Rechteck in die Breite und 70 Meter in die Höhe. Wer gut zu Fuß ist, kann vom Brunnen an der Außenfront bis hinauf in den Turm mit 338 Treppen ein kleines Sportprogramm absolvieren (ich hab drauf verzichtet 😉 ).

Ich beneide niemand, der als Reinigungsfee im Nationalmuseum rund 3.500 Türen und so ungefähr 560 Fenster zum Glänzen bringen darf. Von den Räumen mal ganz zu schweigen. Und ich denke im nächsten Raum darf auch der Staubwedel fleißig tanzen.

Ich bin jetzt

im Pantheon im Nationalmuseum (Národní muzeum) in Prag

angekommen, und zwar auf der Galerie. Erstmal den Überblick von oben verschaffen 🙂 Tja, wo fang ich da jetzt im Prunkraum des Gebäudes an. Josef Schulz konnte sich mit seinem Gestaltungsvorschlag durchsetzen, und zurecht wird dieser Raum für festliche Anlässe genutzt. Man sagt ja immer, man soll sich steigern, also fang ich mit den

Lünetten im Pantheon im Nationalmuseum Prag

an. Wikipedia beschreibt Lünetten als halbkreisförmige Wandbilder und kommt aus der französischen Sprache. Lunette – Möndchen, ja, die Form entspricht ja auch einem Halbmond. Wunderschöne Lünettenbilder kann man in Prag auch im Prager Loreto im Kreuzgang bewundern.

František Ženíšek malte das Lünettenbild – wie alles begann: Libuše beruft Přemysl zum Stammesfürsten.

Cosmas von Prag beschreibt ausführlich in seiner Chronik dieses Geschehen so:

Libuše, die Tochter von Krok (er war der zweite Herrscher nach dem Urvater Čech) war auch als Richterin ihrem Vater nachgefolgt. In einem Gerichtsstreit wurde Libušes Stellung von anderen Stammesmächtigen angezweifelt. Libuše, gleichzeitig auch Wahrsagerin, prohezeit dem Volk zwar, dass es bereuen würde, wenn nun ein Mann statt ihrer an die Regierung kommt, willigt aber ein, ihre Herrschaft abzugeben und ihn sogar zu heiraten, wenn die Abordnung diesen Mann findet. Ihr Pferd weist dieser Abordnung den Weg und findet Přemysl auf dem Feld, wo er mit seinen Ochsen dabei war, sein Feld zu pflügen.

Bevor er die Abordnung zu einem Imbiss einlud, steckte er seine Haselrute in die Erde. Während sie den Imbiss genossen, wuchsen aus der Rute drei Triebe, von denen jedoch nur einer größer und mächtiger wurde. Die beiden anderen verdorrten. Přemysl erklärte den Boten, dass dies das Zeichen wäre, dass es immer nur einen Herrscher aus seinem Geschlecht geben werde.

Er packte seine Bastschuhe ein, die ihn und auch seine Nachfolger immer an die Herkunft erinnern sollen, und begleitete die Männer zur Burg von Libuše. Dort feierten die beiden ihre Hochzeit.

Cosmas von Prag

der erste und bedeutendste Chronist von Böhmen

Libuše beruft Přemysl zum Stammesfürsten Nationalmuseum Prag 1090
Libuše beruft Přemysl zum Stammesfürsten Nationalmuseum Prag 1081
Libuše beruft Přemysl zum Stammesfürsten Nationalmuseum Prag 1087

Ebenfalls von František Ženíšek stammt das nächste Bild:
Der hl. Methodius übersetzt die Bibel ins Altslawische

Den beiden aus Thessaloniki stammenden Brüder Kyrill und Method begegnet man in Prag öfters. Sie sind nicht nur unter den 30 Brückenheiligen auf der Karlsbrücke zu finden, ihnen zu Ehren wurde auch eine Kirche in der Prager Neustadt geweiht. Gemeinsam haben sie die christliche Missionierung der slawischen Völker im 9. Jahrhundert betrieben. In der orthodoxen Kirche werden die beiden Heiligen auch als Slawenapostel verehrt.

Der Papst ernannte Method 869 zum Erzbischof und stimmte der slawischen Liturgie auch zu. Aber eben nur in begrenztem Maß, denn deutsche Könige sahen das mit ganz anderen Augen. 870 landete Method deshalb auch im Gefängnis, bis ihn der nächste Papst wieder als Erzbischof einsetzte. Einfach war das aber alles nicht. Trotzdem hielt Method an der Übersetzung der Heiligen Schrift ins Altslawische fest, die er noch vor seinem Tod 885 beenden konnte.

Karl IV. hatte 1347 mit dem Bau des Emmausklosters das Ziel, die slawische Liturgie nach Prag zu bringen. Damit könnte er auch eine Einigung zwischen der West- und Ostkirche schaffen. Der Papst willigte in diese Einmaligkeit ein, und nach den Lehren der beiden Brüder Kyrill und Method wurde fortan im Kloster gelehrt.

Die beiden anderen Lünettenbilder malte Václav Brožík.
Karl IV. gründet die Universität in Prag

Nachdem Vater und Sohn Wenzel Prag im 14. Jahrhundert wirtschaftlich, kulturell und auch politisch nach oben gebracht haben, genehmigte der Papst 1347 dass ein Universität gegründet werden durfte. Am 7. April 1348 stellte der Kaiser den Stiftungsbrief aus, und schuf damit die erste Universität in Ost-Mitteleuropa. Aus dem ganzen Heilig Römischen Reich strömten die Studenten nach Prag, die nach dem Vorbild der Pariser Universitäten vier Fakultäten lehrten: Theologie, Rechtswissenschaft, Medizin und Philosophie.

Ganz so einfach war es aber nicht mit der Uni in Prag – wollt ihr mehr darüber erfahren, dann klickt HIER.

Karl IV. gründet die Universität in Prag Nationalmuseum Prag 1105
Karl IV. gründet die Universität in Prag Nationalmuseum Prag 1107
Karl IV. gründet die Universität in Prag Nationalmuseum Prag 1111

Vier Seiten – vier Lünettenbilder. Das letzte zeigt Comenius in Amsterdam.

Johann Amos Comenius war ein mährischer Philosoph, Pädagoge und ein evangelischer Theologe, der auch Bischof der Böhmischen Brüder war. Die religiöse Gemeinschaft wurde in Böhmen zur Zeit von Comenius zwar geduldet, mussten aber im Dreißigjährigen Krieg nach der Schlacht am Weißen Berg nach dem Sieg der katholischen Liga flüchten, so auch Comenius. Es war nicht leicht für ihn – seine erste Frau und beide Söhne fielen der Pest zum Opfer. Eine zeitweilige Rückkehr nach Böhmen war nicht von langer Dauer. Mit seiner zweiten Frau und vier Kindern flüchtete er dann dauerhaft aus dem Land, um sich der Verfolgung zu entziehen.

In seiner Eigenschaft als DER Pädagoge des 17. Jahrhunderts reiste er durch die Lande. Er war einer der ersten, der Pädagogik nach den unterschiedlichen Kindheitsphasen ausrichtete. Er setzte sich für eine Allgemeinbildung für alle ein, und seine Vorstellung einer lebensnahen, freundlichen Schule und gewaltfreien Erziehung haben bis heute noch Gültigkeit.

Comenius in Amsterdam Nataionalmuseum Prag 1049
Comenius in Amsterdam Nataionalmuseum Prag 1039
Comenius in Amsterdam Nataionalmuseum Prag 1047

Bevor es weitergeht … naja, eher, wenn’s mal wieder länger dauert 😀 … dann bin ich noch mit den ‚Kleinigkeiten‘ beschäftigt, die sich rund um die Lünettenbilder noch zeigen.

Fasziniert geht immer wieder mein Blick nach oben, zur

Kuppel im Pantheon im Nationalmuseum in Prag

In solchen Moment drückt sich mein schwäbisches ‚Heilig’s Blechle‘ nach oben 😀 – meist der Ausdruck eines Schwabens in höchster Bewunderung (gilt aber manchmal auch für etwas, was überhaupt nicht klappen will). 400 m² Glaskuppel sind nicht zu übersehen. Man kann von Glück sagen, dass man nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, die leider auch diese Glaskuppel betraf, Unterlagen fand. So konnte man die Kuppel wiederherstellen.

kuppel pantheon nationalmuseum prag 0153
kuppel pantheon nationalmuseum prag 1139
kuppel pantheon nationalmuseum prag 0155

Noch ein Blick aus dem Fenster – auf das sonntagliche Treiben auf dem Wenzelsplatz. Dann geht es hinunter in die Ruhmeshalle, die direkt unter der Glaskuppel

die größten Persönlichkeiten im Pantheon im Nationalmuseum in Prag

vereint.

blick vom nationalmuseum auf den wenzelsplatz in prag 0131
wenzelsdenkmal auf wenzelsplatz in prag 5377

Man muss nicht im Dunkeln tappen beim ‚Who is Who‘. Jeder hat ein Täfelchen, damit man ihn oder sie sofort erkennt.

Ganz klar, dass ich natürlich auf der Suche nach ‚bekannten‘ Gesichtern war. Und sofort fiel er mir auf – DER Baumeister des Mittelalters, Peter Parler.

Vielleicht habt ihr es schon auf meinem Blog gesehen, ich habe ihm eine eigene Seite gewidmet. Das geht ja auch gar nicht anders, gell.

baumeister peter parler 1256
baumeister peter parler pantheon nationalmuseum prag 0172

Immerhin stammt er aus meiner Heimatstadt Schwäbisch Gmünd, war am Bau meines Heimatmünsters beteiligt, und wir sind in Prag und Tschechien auf seinen Spuren unterwegs gewesen.

Regelmäßig an bestimmten Feiertagen ist ihr Leben jährlich als Spielfilm im TV zu sehen – Elisabeth von Bayern, besser bekannt ist die österreichische Kaiserin als Sissi. Die Feiertage wurden wohl bewusst gewählt? Wurde sie doch am Weihnachtstag in München geboren. Ich denke, ihr Leben ist uns vermutlich allen bekannt. Vier Kinder hatte sie mit Kaiser Franz Joseph, darunter auch der Kronprinz Rudolf, der ein bisschen aus ‚der Linie‘ geschlagen ist. Er arbeitete als Journalist und war den Naturwissenschaften zugetan. Seine große Liebe musste er aufgeben und auf Anweisung des Vaters eine belgische Prinzessin heiraten. 1889 beging er Selbstmord. In Prag ist nach ihm das Rudolfinum benannt. Seine Mutter Sissi fand 1898 einen gewaltsamen Tod.

Gegenüber der Kaiserin darf man Kaiser Franz Joseph I. bewundern. 68 Jahre lenkte er die Geschicke seines Landes, so lange wie kein anderer. Leicht hatte er es wohl auch nicht, immerhin musste er als 18-jähriger als Kaiser antreten und stand unter dem Einfluß seiner Mutter Sophie von Bayern. Sein Regierungsstil machte ihm nicht immer Freunde. Aber er hat es auch gelernt umzudenken, denn fährt man ein paar Niederlagen ein, dann kommt irgendwann auch der Wandlungsprozess. Mehr über den Kaiser könnt ihr HIER nachlesen.

Auch Jan Hus ist mir ein bekanntes Gesicht. In Tschechien wird er als Nationalheiliger verehrt, auf dem Altstädter Ring in der Altstadt steht ganz groß sein Denkmal.  Er gilt als Vorbereiter der Reformation und sein Leben war alles andere als langweilig und ruhig. Mehr über ihn könnt ihr in meinem Beitrag zu Jan Hus erfahren.

jan hus pantheon nationalmuseum prag 1251
jan hus pantheon nationalmuseum prag 1253

Diese Drei dürfen auch noch namentlich erwähnt werden – J.A. Comenius ist ja schon in einem der vier Lünettenbilder verewigt. Beim Reigen der Prominenten darf er aber auch nicht fehlen.

Genauso wenig wie Božena Němcová, die tschechische Schriftstellerin. Wer das Märchen „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, das übrigens im Schloss Moritzburg verfilmt wurde, kennt, der kennt auch Božena Němcová. Denn aus ihrer Feder stammt dieses, wie auch viele andere Märchen und Gedichte. 1862 verstarb sie nach schwerer Krankheit und wurde auf dem Ehrenfriedhof im Slavin auf dem Vyšehrad beigesetzt. So traurig das jetzt auch klingt, ihr Schicksal ist vermutlich nicht nur dieser Zeit geschuldet, sondern passiert mit Sicherheit auch in heutiger Zeit. Als sie während ihrer Krankheit verarmt in Prag lebte, kümmerte sich keiner um sie. Aber alle gingen sie hinter ihrem Sarg, als sie beigesetzt wurde. Vielleicht lässt uns ihr Schicksal ins Nachdenken kommen, denn dann war es zu spät ihr Gutes zu tun.

Edvard Beneš setzte sich ab 1915 mit Tomáš Garrigue Masaryk und Milan Rastislav Štefánik (ihn könnt ihr vor dem Observatorium auf dem Berg Petrin bewundern) für die Gründung der Tschechoslowakei ein. Unter dem ersten Staatspräsident des Landes TGM, Tomáš Garrigue Masaryk (er blickt auf dem Hradschiner Platz auf seinen Staatssitz in der Prager Burg) war Edvard Beneš von 1918-1935 Außenminister. Anschließend wurde er Staatspräsident der Tschechoslowakei.

Die übrigen Herrschaften lass ich einfach an mir vorbeiziehen. Tja, aber kein Wunder wenn es heute mal wieder etwas länger dauert, aber insgesamt 56 im Detail, das wäre dann doch zuviel 😉

j.a.comenius pantheon nationalmuseum prag 1277
Božena Němcová pantheon nationalmuseum prag 1280
edvard benes pantheon nationalmuseum prag 1246

Ihr könnt jetzt schon verstehen, warum wir die Ausstellungsräume nur am Rande gestreift haben?

Auch auf den Besuch des Turms haben wir verzichtet. Sie wäre zwar mit Voranmeldung und mit begrenzter Personenzahl zu besichtigen. Aber – solltet ihr in Prag und im Nationalmuseum sein – es sollte ja noch eine Neuentdeckung für euch drin sein 😀 Nein, im Ernst, da gibt es im Nationalmuseum noch so viel Weiteres zu entdecken, so dass es das Museum möglicherweise noch auf unsere Wiederholungsliste schafft.

Den Spätnachmittag haben wir in einem Café am Wenzelsplatz ausklingen lassen. Die Ladengeschäfte waren geöffnet und es war (noch mitten in der Corona-Zeit) faszinierend zu beobachten, wie geduldig sich die Menschen in einer langen Schlange anstellten, um in einen Klamottenladen zu kommen.

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