Der Prager Fernsehturm (Žižkovská televizní věž) im Prager Stadtteil Žižkov, ist das höchste und markanteste Bauwerk der Stadt Prag.

Schon bei unserem Aufenthalt im Juni 2020 konnte man ihn nicht übersehen, den Prager Fernsehturm. Aus Zeitmangel haben wir einen Besuch des höchsten Gebäudes von Prag jedoch auf später verschoben. Das ’später‘ war dann in unserem Langzeitaufenthalt im Oktober 2021 – vier Wochen Prag. Da unsere Wohnung auf Zeit auf der gegenüberliegenden Seite des Fernsehturms lag, brachte uns die Metro in den Stadtteil Žižkov.

Fridolin hatte in diesen vier Wochen wirklich einen ruhigen Job, er durfte sich, bis auf zwei Ausflüge und ein paar Einkaufsfahrten, auf dem Parkplatz in der Wohnanlage ausruhen. In Prag ist der öffentliche Nahverkehr so gut, dass man easy und ohne lange Wartezeiten alles mit Bus, S-Bahn oder Metro erreichen kann. Auch wenn es manchmal schon 30-40 Minuten waren – es gab auf dem Weg dahin soviel zu sehen, selbst im Untergrund der Metro. Und mein Schwäble-Herz hat gelacht, als ich beim Kauf einer Monatskarte erfuhr – alles ü60 fährt gratis 😀 Aber der Preis wäre auch zu ‚verschmerzen‘ gewesen – ca. 27 € für eine Monatskarte. Kann man nicht meckern, gell 🙂

Der heutige Ausflugstag war also dem Fernsehturm reserviert – aber nicht nur dem. Da standen noch einige ganz kleine Programmpunkte drauf, die sich dann aber doch als was größeres entpuppt haben. Jetzt aber, kommt mit zu

meiner Besichtigung des Prager Fernsehturms (Žižkovská televizní věž) im Prager Stadtteil Žižkov

der von den Anhöhen wie dem Berg Petřín, natürlich von der Prager Burg, dem Vyšehrad und dem Letna Park super zu sehen ist. Ist ja auch kein Wunder, denn kein anderes Bauwerk in Prag bringt es auf eine Gesamthöhe von 216 Meter.

blick vom vysehrad bis zum prager fernsehturm 7023
blick vom letna park zum prager fernsehturm 9049

Von der Metrostation aus, gibt es gratis noch einen

Bummel durch den Stadtteil Žižkov zum Prager Fernsehturm

der mich direkt in Erstaunen versetzt hat. Ich habe in diesen vier Wochen in Prag und mit dem Besuch in einigen Stadtteilen von Prag erfahren dürfen, dass sie allesamt ihren eigenen besonderen Reiz haben. Es lohnt sich also durchaus, auch Prag außerhalb der vier bekanntesten Stadtteile – Altstadt mit Josefov, Neustadt, Kleinseite und Hradschin – zu erleben.

Ein bisschen Geschichte zum Stadtteil Žižkov

Ursprünglich, so vor dem 19. Jahrhundert gehörte dieses Viertel noch zu Vinohrady, den Königlichen Weinbergen. Übrigens auch ein quirliges sehenswertes Viertel mit seinem Mittelpunkt, dem Friedensplatz und der Kirche der Hl. Ludmila. Prag wuchs damals aber ziemlich schnell, und so wurde im 19. Jahrhundert aus eins zwei gemacht. Aus dem nordöstlichen Teil von Vinohrady wurde Žižkov, die 1881 zur Stadt erhoben wurde. 1922 wurde die kleine Bezirksstadt zur großen Stadt Prag eingemeindet.

Den ersten Eindruck den ich von diesem Stadtteil bekam, sind große (auch sanierungsbedürftige) Miethauskomplexe neben fein herausgeputzten großen Häuser, durchmischt mit Grünflächen und mit vielen kleinen Kneipen und Cafés. Žižkov gehörte zu einem der ersten Arbeiterviertel, geschuldet der Industrie, die sich dort ansiedelte. Heute ist es ein Szenenviertel mit vielen Kneipen und Künstler. Wir standen mittendrin in dem quirligen Treiben eines Prager Wochenmarktes. Hätten wir nicht noch den ganzen Tag vor uns gehabt, hätten wir der Frische der Waren wohl nicht widerstehen können.

Wie der Prager Stadtteil Žižkov zu seinem Namen kam

Da war er schuld – Jan Žižka, der Hussitenführer. Wer sich etwas in die Geschichte von Prag eingelesen hat, der hat mit Sicherheit auf dem Schirm, dass in Prag mit Jan Hus eine Hussitenbewegung stattgefunden hat. Nachdem Jan Hus 1415 nach einem Urteil auf dem Konstanzer Konzil auf dem Scheiterhaufen den Tod fand, wollten im Juli 1419 Anhänger seiner Glaubensbewegung Gleichgesinnte aus der Inhaftierung im Neustädter Rathaus befreien. In Prag sollte man sich vor Fenster hüten, ich habe es ausführlich in meinem Bericht zum Altstädter Rathaus geschrieben. Denn nachdem die aufgebrachten Hussiten erfolglos im Rathaus waren, flogen kurzerhand im Ersten Prager Fenstersturz der Bürgermeister und weitere Herren aus dem Fenster. Die wartende Meute ging nicht sorgsam mit den Gefallenen um, sie wurden von den tobenden Hussiten getötet. Die Folge waren die Hussitenkriege, die anschließend in Prag, aber auch in ganz Böhmen ausbrachen.

Jan Žižka wurde zum Hauptmann der Hussiten gewählt, denn die waren sich sicher, dass sie mit dem Heerführer, der noch nie eine Schlacht verloren hatte, gegen das katholische Heer gewinnen würden. Kaiser Sigismund, ein Sohn von Kaiser Karl IV. war zu dieser Zeit an der Macht, genau der, der Jan Hus ‚auflaufen ließ‘ und ihm unter Zusicherung von freiem Geleit nach Konstanz holte. Nur, dass er kurze Zeit später nichts mehr von seinen Zusagen wissen wollte. Sigismund sah es wohl als unumgänglich an, einen Kreuzzug gegen die Hussiten zu führen, zumal er dann auch noch einen Hussiten hinrichten ließ.

Um es abzukürzen, am 14. Juli 1420 ging es dann mit der Schlacht am Veitsberg zur Sache. Jan Žižka hatte auf dem Veitsberg (nördlich des Fernsehturms) zuvor Bastionen bauen lassen. Mit allem was sie hatten, und wenn es auch nur Dreschflegel waren, gingen die Hussiten gegen die Truppen Sigismunds vor. Mit Kampfesgeschrei stürmten die hussitischen Kämpfer auf die Kreuzritter, dass die in kurzer Zeit den Rückzug antreten mussten. Viele, viele Jahre später hat die Schlacht am Weißen Berg ein ähnliches Spektakel geprägt. Dort stürmten die kaiserlichen Truppen bei dieser Schlacht wutentbrannt den Berg hinauf zu den böhmischen Truppen, die mit dieser Überrumpelung wild flohen.

Der bedeutendste Heerführer der Hussiten, war bei Kampfbeginn wohl auf einem Auge blind. Manche sprechen sogar davon, dass er komplett blind war. Nach diesem Sieg setzte ihm Prag ein Nationaldenkmal in Form von einer neun Meter hohen Reiterstatue und der Umbenennung des Stadtteils in Žižkov. Und ich hab schon wieder einen Besichtigungspunkt für unseren nächsten Aufenthalt (irgendwann) in Prag. Denn heute dieses Nationaldenkmal noch besuchen – auweija, das hätte unseren Zeitplan ganz erheblich durcheinander gebracht.

Deshalb blieb es auch nur bei einem Seitenblick zur

Herz-Jesu-Kirche im Prager Stadtteil Žižkov

oder wie sie offiziell heißt: Kirche des heiligsten Herzens des Herrn (Kostel Nejsvětějšího srdce Páně). Sie sah geschlossen aus, ein Los, das uns ja bei vielen Kirchenbesuchen (nicht nur in Prag) trifft. „Du willst sie jetzt aber nicht alle besuchen?“ diesen Satz prägte mein Mann in Prag, als wir feststellten, dass man dort quasi von einer Kirche in die nächste fallen kann 😉 Ich hab jeglichen Versuch deshalb unterlassen, zu testen, ob sie auch tatsächlich verschlossen war 🙂

1928 wurde sie auf dem Georg-von-Podiebrad-Platz erbaut. Der Platz wurde nach dem Herrscher benannt, dem man im Altstädter Rathaus in fast jedem Raum über den Weg läuft. Ja, es gab schon ein bisschen Hick-Hack bis die Kirche dann endlich gebaut werden durfte, war doch schon eine Kirche in dem Stadtteil vorhanden, wozu dann noch eine zweite? Und ganz ehrlich, da ist bei der Planung auch nicht das herausgekommen, was man üblicherweise unter einer Kirche versteht? Dabei hat man da sechs Jahre geplant.

Nach vier Jahren Bauzeit konnte die Kirche, an der der Kirchturm übrigens genauso so hoch ist, wie das Kirchenschiff lang ist, eingeweiht werden. Ja, sie fällt schon auf – interessant wäre für mich jetzt die Innengestaltung. Also doch nochmal ein Besuch in dem Stadtteil? 😉

Es sieht auf vielen Panoramafotos oft so aus, als dass das alles nahe zusammenliegt. Pustekuchen, das kann ganz schön täuschen. Auch vom Georg-von-Podiebrad-Platz ging es dann doch noch ein paar viele Schritte, auch wenn man den Fernsehturm dort schon zum Greifen nahe im Blick hatte. Sieht der nicht aus, wie ne Rakete, die startbereit dasteht?

Ein paar Zahlen zum Prager Fernsehturm (Žižkovská televizní věž) in Prag Žižkov

Wenn man so direkt vor dem Fernsehturm steht, sind das schon beeinruckende Zahlen: Gesamthöhe 216 Meter die auf drei Stahl-Betonsäulen von je 134 Metern Höhe aufgebaut sind. Die stärkste Betonsäule hat einen Durchmesser von 6,4 Meter und bringt mit einem Aufzug die Besucher nach oben in die drei Kabinen, wo es u.a. in luftigen Höhen ein Restaurant gibt.

Damit der Turm stabil steht, ging es mit dem Fundament 15 Meter in die Tiefe. Dort steht er auf einer 4 Meter dicken Platte, die einen stattlichen Durchmesser von 30 Metern hat.

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Wer hat’s erbaut?

Ein bisschen Baugeschichte zum Prager Fernsehturm im Stadtteil Žižkov

Die Meinungen über dieses Bauwerk gehen ja wirklich weit auseinander – die einen sagen, es ist das hässlichste Bauwerk der Welt, die anderen finden ihn mal ‚etwas anderes‘. Ich gehöre zu letzteren 😀

Fakt ist aber, dass der Architekt Václav Aulický mit der Planung und Umsetzung genau das erreicht hat, was er wollte – man kann es mit keinem anderen Gebäude in Prag (oder vielleicht sogar auf der Welt) vergleichen. Was bei anderen Bauten und vielen Kirchen in Prag ja durchaus möglich ist. 1985 gingen die Arbeiten los, die mit der Eröffnung am  17. Februar 1992 endeten. Einen Tag später liefen über die Sendemasten die Fernseh- und Hörfunkprogramme.

Und ich steh jetzt ganz nah bei dem gut 2.200 Tonnen gewichtigen Turm, der inzwischen längst zu einem Wahrzeichen von Prag geworden ist.

 
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Aus der Ferne kann man es nur schwer erkennen, was da an den Säulen ist. Direkt am Turm erkennt man sie –

die Babys (Mimina) am Prager Fernsehturm im Stadtteil Žižkov

Der tschechische Künstler David Černý hat die zehn schwarzen Riesenbabys für den Fernsehturm geschaffen. Eigentlich ja nur für die Zeit, als sich Prag 2000 europäische Kulturhauptstadt nennen durfte. Aber den Babys (und wohl auch allen anderen) hat es so gut gefallen, dass sie weiter an den Säulen emporkrabbeln dürfen.

franz-kafka-museum kleinseite prag 2970Ich bin in Prag noch einigen Werken dieses Künstlers begegnet. Auf den ersten Blick wirkt der Brunnen vor dem Kafka-Museum auf der östlichen Kleinseite sehr gewöhnungsbedürftig. Befasst man sich aber näher mit der Gestaltung, dann hat es schon eine Bedeutung, wie und wohin er die beiden Männeken in das Becken pinkeln lässt.

Als ich direkt unter einem der krabbelnden Babys stand, bekommt der Spruch „es schei** dir jemand auf den Kopf“ eine ganz andere Wahrnehmung 😀 Aber keine Sorge, ich stand da länger – es ist nix passiert.

Sollen wir – sollen wir nicht? Den Fernsehturm, der fast wie eine Rakete im oberen Teil aussieht, kann man nämlich besichtigen. Neben Restaurant befindet sich in den Plattformen auch ein Observatorium. Über die herrliche Aussicht über Prag, die einen von dort oben erwartet, muss ich an der Stelle wohl nichts sagen. Wir haben uns jedoch gegen eine Fahrt nach oben entschieden. Nein, die 10 € Eintrittspreis waren es nicht – wohl aber unser weiteres Besichtigungsprogramm an diesem Tag, und, dass wir schon einige Fotos auf Prag ‚im Kasten‘ hatten.

Deshalb gleich noch nach nebenan am Fernsehturm, und dem

Jüdische Friedhof (Židovský hřbitov v Praze-Žižkově) in Prag-Žižkov

Bereits im Juni 2020 waren wir im Alten Jüdischen Friedhof in der Josefstadt in der Altstadt von Prag. Tief beeindruckt hat mich dieser Besuch im Jüdischen Viertel mit den Synagogen der Stadt Prag. Und wenn wir jetzt dann doch davor stehen, dann gibt es einen Blick auf den 1680 gegründeten Friedhof. Man brauchte ihn bereits oft während der Pestepidemien, zur ausschließlichen jüdischen Bestattungsstätte wurde er dann aber, als Kaiser Joseph II. 1787 Begräbnisse in der Innenstadt verboten hat.

Das allerdings auch nicht für die Ewigkeit, denn schon vor dem Bau des Fernsehturms wurde 1890 der große Neue Jüdische Friedhof in Olšany, einem Teilbezirk im Stadtteil Žižkov, angelegt. Dort hat z.B. auch Franz Kafka seine letzte Ruhe gefunden. An der Stelle sei erwähnt, dass ich für meine Tochter, die ein Foto von seinem Grab haben wollte, die halbe Weltreise zu diesem Friedhof auf mich genommen habe.

Nach Eröffnung des Fernsehturms wurde nach einer Sanierung dieser Jüdische Friedhof wieder für Besucher geöffnet. Allerdings … und deshalb gibt es nur von außen ein Blick hinein – Fotografieren im Innenbereich ist hier nicht erwünscht.

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