Einer der außergewöhnlichsten gotischen Kirchenbauten in ganz Mitteleuropa, steht mit dem Dom der Hl. Barbara (Chrám svaté Barbory) in Kutná Hora (Kuttenberg) in Tschechien. Verständlich dass der Dom als UNESCO-Weltkulturerbe eingetragen ist.

Vier Wochen in Prag, da war es für uns ein Muss, auch etwas außerhalb Prags auszuschwirren. Vor allem, da ich, so ganz unauffällig, meinem ‚Schwäble‘ hinterherschleiche 🙂 ‚Mein Schwäble‘ ist Peter Parler, der bedeutendste Baumeister des Mittelalters, der am Bau meines Heimatmünsters in Schwäbisch Gmünd beteiligt war – so wie die ganze Parlerfamilie. Vor allem in Prag und Tschechien kann man seine Bauwerke bewundern, wurde er doch von Kaiser Karl IV., der in Schwäbisch Gmünd zu Besuch war, als Dombaumeister abgeworben.

60 km östlich von Prag, das ist für Fridolin und uns doch ein Klacks. Es ist für mich schon lange keine Frage der Entfernung, wenn ich unbedingt etwas besichtigen möchte. So bin ich schon vor über 10 Jahren kreuz und quer über die herrliche Insel Mallorca gefahren, um die Schönheiten der Insel zu entdecken. Was sind dann hier, vor allem über Autobahn, schon 60 km? Zumal unsere Wohnung auf Zeit etwas außerhalb der Stadt lag, und wir blitzschnell auf der südlichen Umgehungsautobahn um Prag waren. Was meine Augen dort aber zu meinem Entsetzen sahen, war ein Kilometerlanger Stau in entgegengesetzter Richtung. Der hört ja gar nicht mehr auf 🙈🙈 Entsetzt hörte mein Mann meine Frage: ‚Wie soll das heute Abend werden, wenn noch Feierabendverkehr ist?‘ Ich musste diesen Gedanken an die Rückfahrt wirklich ausblenden. Da wir von Kutná Hora noch weiter zum nächsten Bauwerk von Peter Parler nach Kolín fahren wollten, ergab sich vielleicht eine andere Tour zurück?

Ich lös diese Spannung gleich auf – glaubt mir, die Rückfahrt war ein Erlebnis für sich. Ja, es gab natürlich von Kolín nach Prag eine andere Strecke. Wir haben sie abseits jeglicher Autobahn gewählt, denn wir entdecken gerne das Land auf solchen Touren. Pffff … Inge, sei doch ehrlich, du dachtest, der direkte Weg über Landstraße wäre näher als erst ein Stück nördlich auf die Autobahn zu fahren. Vermutlich haben wir bei der Wahl der Strecke ausgeblendet, dass wir von Ost nach West durch Prag zu unserer Wohnung fahren müssen 😲😦🤦‍♀️ Diese letzten 25 km waren im Abendverkehr Stop and Go, und dauerten sage und schreibe gut 60 Minuten.

Das i-Tüpfelchen an der ganzen Sache war dann noch, dass wir eines von Parlers bedeutendsten Werke, die St. Bartholomäuskirche in Kolín, nicht besichtigen konnten – Montags geschlossen. Inge – für Vorbereitung eine 6, bitte setzen! Warum es die Kirche dann doch auf meinen Blog geschafft hat? Ja, wir sind tatsächlich nochmal nach Kolín gefahren – aber mit dem Zug, und mit einer erneuten Überraschung. Das könnt ihr aber alles in meinem Beitrag zur St. Bartholomäuskirche lesen. Übrigens, Zugfahren in Tschechien ist ein Preistraum – ich bin für 2 € hin- und zurückgefahren 😀

Fast könnte man glauben, dass Kutná Hora eine verschlafene Kleinstadt ist. Das ist aber nur der erste Blick, denn der Dom ist etwas außerhalb des Stadtzentrums. Beim zweiten Blick (und ich bin tatsächlich zweimal die Straße beim Dom rauf und runter) erkennt man, dass es nur sehr wenige Parkplätze in Nähe der Kirche gibt. Fridolin durfte sich dann eben im nahen Wohnviertel ausruhen.

Als wir auf den Dom zugingen, da war es wieder – mein ‚Heilig’s Blechle‘. Der Ausruf höchster Begeisterung eines Schwaben. Kommt mit zu

Inhaltsverzeichnis

meiner Besichtigung des Doms der Hl. Barbara (Chrám svaté Barbory) in Kutná Hora (Kuttenberg)

und ihr werdet meinen Begeisterungsausruf mit der

Außenansicht vom Dom der Hl. Barbara in Kutná Hora (Kuttenberg)

verstehen. So ein Kirchenbauwerk habe ich bisher noch nicht gesehen. Schaut selber ….

Ganz klar war da aber nicht nur ein Baumeister am Werk. Ganz typisch für die Bauweise von Peter Parler, bzw. aus seiner Baumeisterhütte, sind die

Türmchen und Wasserspeier am Dom der Hl. Barbara in Kutná Hora

Diese sind z.B. an meinem Heimatmünster, dem Hl.-Kreuz-Münster in Schwäbisch Gmünd oder bei der St. Bartholomäuskirche in Kolin typisch, vor allem im Chorkranz.

Meine ‚Emma‘ hat mir ein bisschen geholfen, euch die

Statuen am Dom der Hl. Barbara in Kutná Hora

ein bisschen näher ranzuholen. Höhenangst dürfen die alle nicht haben ….

Hoch oben wird schon ein Teil der Geschichte erkennbar – das Symbol der Bergmannszunft wird hochgehalten.

Dazu aber später mehr. Ihr könnt aber anhand der Außenfotos erahnen, es könnte mal wieder länger dauern 😉

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Ich kam bei dieser Dombesichtigung aus dem Staunen nicht so schnell wieder raus. Die geht jetzt weiter mit der

Innenbesichtigung des Doms der Hl. Barbara in Kutná Hora (Kuttenberg)

die, wie bei meinen Kirchenberichten üblich, mit der

Gesamtansicht im Inneren vom Dom der Hl. Barbara in Kutná Hora

beginnt. Für eine kleine Eintrittsgebühr kann man diese Innenpracht besichtigen.

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Mit Blick nach oben, habe ich sofort die ‚Handschrift‘ von Peter Parler erkannt. Zwar war er nicht der alleinige Bauherr in diesen verschiedenen Bauetappen, aber allein nur ein Blick in den hohen Chor zeigt seine Arbeit. Diese hohen Chöre sind quasi sein ‚Markenzeichen‘. Als ich im Juni 2020 im Veitsdom auf der Prager Burg stand, dachte ich im ersten Moment – das ist der große Bruder meines Heimatmünsters in Schwäbisch Gmünd. Das gleiche Schema in der St. Bartholomäuskirche in Kolín, und jetzt hier im Dom der Hl. Barbara.

Und noch etwas ist an seinen Kirchenbauten gleich … dazu später noch mehr. Jetzt bekommt ihr erstmal den Eindruck von meinem Blick nach oben.

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Bevor es im Detail im Inneren des Doms weitergeht, gibt es

ein bisschen Baugeschichte zum Dom der Hl. Barbara in Kutná Hora (Kuttenberg)

Es war einmal – ein kleiner verschlafener Ort mit wenigen Menschen, der Ruhe und Friede ausstrahlte. Der perfekte Ort für Zisterziensermönche hier ein Kloster zu gründen, um in dieser Stille zu beten. Doch mit dieser Stille war es 1260 vorbei, als ein Mönch bei seinen Arbeiten im Weinberg Silber entdeckt hat. Damit er die Stelle später wieder findet, legte er an dieser Stelle seine Kutte ab. Somit wäre auch gleich der Name der Stadt entstanden – so aber nur eine Version. Die andere sagt, ‚kutta‘ kommt von der Wortbedeutung ‚Grube‘, die auf den Bergbau in der Region verweist.

Denn dieser setzte nach dem Fund ein, und löste einen großen Zustrom von Bergleuten aus. Vorbei wars mit der Ruhe für die Mönche, aber es war der Beginn einer aufblühenden Stadt. Nicht weit von der tschechischen Grenze in Sachsen erlebte die Silberstadt Freiberg einen ähnlichen Boom. König Wenzel II., ein Sohn von Přemysl Ottokar II. und wurde mit sieben Jahren der letzte Herrscher aus der Dynastie der Přemysliden. Ganz einfach hatte er es nicht, sich als Herrscher des Landes zu behaupten. Aber er erkannte den großen Schatz der Silberfunde. Er gab so um 1300 ein Bergrecht heraus, das die Arbeit in den Bergwerken regelte. Das war extrem wichtig für ihn, denn der König lebte von dieser Einnahmequelle.

Der „Prager Groschen“ – eine einheitliche Münze wurde durch die Währungsreform von Wenzel II. eingeführt und wurde in Kuttenberg geprägt. Da die Stadt sich aber auf den Besitzungen des Klosters ausgebreitet hatte, besaß das Kloster auch alle Patronatsrechte über die Kirchen der Stadt. Kann so nicht bleiben – dachte sich die Stadt, und wollte sich aus dieser Abhängigkeit lösen. Es muss eine Kirche außerhalb des Klosters gebaut werden. Dafür wählte man eine Stelle am Fels über dem Fluss Vrchlice, dort wo auch der Zugang zu einem Bergwerk war. 1388 war es, als man diese Entscheidung traf, allerdings zu einer Zeit als der Hype um die Silberfunde schon wieder abebbte. Es gab aber genug reiche Bürger und Unternehmen, die sich für den Kirchenbau und die Finanzierung stark machten.

Wer diesen ersten Bau tatsächlich plante, darüber wird spekuliert. Es war allerdings die Regierungszeit von Kaiser Karl IV. und daher liegt es nahe, dass Peter Parler bei der ersten Planung beteiligt war. Kaiser Karl IV. hat Peter Parler ja nach einem Besuch in meiner Heimatstadt Schwäbisch Gmünd vom Bau des Münsters weggeholt. (Ja, es wurde trotzdem fertig, da es ja eine ganze Baumeisterfamilie ist.) Parler wurde in Prag Nachfolger des verstorbenen Dombaumeisters und sollte für den Kaiser den Veitsdom weiterbauen. Ebenso wünschte sich der Kaiser von Parler den Bau der Karlsbrücke in Prag. Da Parler zu Baubeginn des Doms in Kuttenberg auch mit der Kirche in Kolin beschäftigt war, und durch seinen Baustil, verstärkt sich der Verdacht, dass er an den Plänen beteiligt war.

Bei dieser Planung musste noch etwas bedacht werden – es war das gesetzte Ziel in der Stadt, gegen Prag anzuklotzen. Und sowieso gegen der Bau der Klosterkirche in Sedletz, von der man sich ja löste. Schließlich war man zu dieser Zeit die zweitgrößte Stadt nach Prag. Was zunächst als dreischiffige Kirche gebaut wurde, war Ende des 14. Jahrhunderts zu unbedeutend. Also wurde in einer nächsten Bauetappe, und da war nachweislich Johann, der Sohn von Peter Parler am Umbau beteiligt, an jedes Seitenschiff noch ein weiteres drangebaut. Der Chorumgang (typisches Merkmal der Parlerhütte) kam ebenfalls in dieser Bauphase dazu.

Die Hussitenkriege die im Land tobten, unterbrachen aber den Kirchenumbau. Keine schöne Zeit, denn ein großer Teil der Bevölkerung fand den Tod und die Bergleute flüchteten aus der Stadt. Sechzig Jahre dauerte es, bis die Arbeiten wieder aufgenommen werden konnten. 1481 ging es dann mit dem Bau weiter. Aber immer schön langsam, so wie man Geld hatte und es der Friede im Land zuließ.

Kein Wunder wurde über 500 Jahre an diesem Meisterwerk gebaut, bis er dann schlussendlich 1905 fertig wurde. Es verwundert dann auch nicht, dass es einige Baumeister in diesem Gemeinschaftswerk gab – Johann Parler und zeitweise auch Peter Parler hab ich euch ja schon genannt. Weitere sind Matthias Rejsek, der Prager Hofbaumeister Benedikt Ried und Josef Mocker, der in Prag ebenfalls kein Unbekannter ist, war im letzten Abschnitt beteiligt.

So, genug Geschichte, jetzt könnt ihr diesen wunderschönen Dom genauer betrachten. Direkt nach dem Kassenbereich betritt man die Kirche beim

Hauptaltar im Dom der Hl. Barbara in Kutná Hora (Kuttenberg)

Der ist im ältesten Teil des Dombaus. Wunderschön ist der Altar dem ursprünglich gotischen Altar von 1502 nachgearbeitet. Der heutige Hauptaltar wurde 1901 geschaffen und zeigt als großes Hauptrelief unverkennbar ‚Das letzte Abendmahl‘. Darüber Christus, flankiert vom Hl. Prokop und der Hl. Ludmilla – zwei Landespatrone von Böhmen. Acht Heilige sind in den Seitenteilen des Altars zu sehen. Erkennt ihr sie? Sie sind allesamt auch als Brückenheilige auf der Karlsbrücke in Prag zu bewundern. Und wenn die Oma schon am Hauptaltar ist, dann darf der Enkel auch nicht fehlen – die Hl. Ludmilla und der Hl. Wenzel (linke Seite)

Ich bin immer wieder verblüfft, wie ausdrucksstark die Figuren gearbeitet sind.

Man muss vor dem Hauptaltar schon weit den Kopf in den Nacken legen, um das

Deckengewölbe im Chor des Doms der Hl. Barbara in Kutná Hora

zu erfassen. Insgesamt fünf Gewölbearten vereinen sich hier im Dom, kein Wunder bei der langen Bauzeit, in der jede Epoche ihre Stilrichtung hatte.

Das Netzgewölbe ist mit den verschiedenen Wappen der Länder verziert und stammt von Matthias Rejsek (Matěj Rejsek). Nach seiner Rektorzeit an der Teynkirche in Prag war er als Steinmetz und Baumeister tätig. In Prag ist der Pulverturm (beim Gemeindehaus) ein Werk von ihm, der sich in seiner Arbeit von Peter Parler inspirieren ließ. Er hat hier u.a. die Wappen von Böhmen, Ungarn und Luxemberg, das Wappen von Kuttenberg und der Zünfte an der Decke verweigt.

‚Emma‘ hat sein Werk ein bisschen näher rangeholt. Wunderschön auch der Hauptschlussstein (er verbindet die einzelnen Bögen im Gewölbe), der Christus zeigt. Die vier weiteren Schlusssteine zeigen die Symbole der vier Evangelisten.

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Jetzt geht es im Halbkreis hinter dem Hauptaltar vorbei. Dies ist auch eine Besonderheit der Parlerhütte –

die Kapellen im Chorumgang im Dom der Hl. Barbara in Kutná Hora

Wie in verschiedenen anderen Kirchen auch, so wurden auch hier im Dom die jeweiligen Kapellen von Zünften oder Privatpersonen finanziert. Hatte man viel, gab man viel – und dementsprechend war dann die Ausstattung der Kapelle.

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Ich geh mal in den Kapellenkranz, der mit der

Kapelle der Hl. Katharina im Dom von Kutná Hora

beginnt. Hier entdeckt man gleich die älteste und wertvollste Statue im Dom. 1380 wurde die gotische Madonna mit dem Christuskind gefertigt. Sie wurde bei den Prozessionen der Bergleute durch den Ort von der Stadtkirche St. Jakob zum Dom getragen. Der Altar stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts.

Schaut euch unbedingt auch die wunderschönen farbenfrohen Fenster der jeweiligen Seitenkapellen an.

Die Kapelle des hl. Blasius im Dom von Kuttenberg

Im Altarbild des Altars aus Mitte des 17. Jahrhunderts der Hl. Blasius, der zunächst als Arzt gewirkt hatte und dann zum Bischof gewählt wurde. Egal ob arm oder reich, jeder war sich seiner Hilfsbereitschaft sicher. Ihr kennt sicher seinen Gedenktag, an dem der Blasiussegen mit zwei gekreuzten Kerzen um den Hals gegeben wird. Einer Legende zufolge hat er einen jungen Mann vor dem Erstickungstod gerettet, der durch eine Fischgräte keine Luft mehr bekam.

Zu diesem Kapellenfenster muss ich euch dann doch etwas schreiben – es zeigt den knieenden Kaiser Franz Josef (der Ehemann von Kaiserin Sisi), der 1913 den Dom in Kuttenberg besuchte. Der Blick nach rechts zum Altar verdient auch noch einen Satz: hier wurden im Chorgeländer die Initialen zweier Herrscher der Jagiellonen, bevor die Königskrone dann an die Habsburger überging. Wladislaw II. – für ihn steht das W, das L steht für Ludwig II., den letzten der beiden Herrscher aus diesem Geschlecht.

In der nächsten Nische ist

die Kapelle des Hl. Kreuzes im Dom von Kuttenberg

Von Anfang des 18. Jahrhunderts stammt der Altar. Wenn man aber in der Kapelle genauer schaut, entdeckt man noch Wandmalereien von 1560.

Die nächste Kapelle ist zu Ehren des Landespatrons von Böhmen und dem Schutzheiligen der Goldschmiede –

die Kapelle des Hl. Wenzel im Dom von Kutná Hora

Ende des 16. Jahrhundert wurde sie aber zu Ehren des Hl. Eligius von der Goldschmiedezunft finanziert. Das Altarbild würdigt den Hl. Wenzel.

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Die zweite Kapelle hinter dem Hauptaltar ist

die Kapelle des hl. Basilius im Dom der hl. Barbara

Auch wenn der in Kappadokien geborene Heilige Basilius in der griechisch-orthodoxen Kirche einer der populärsten Heiligen ist, mir ist er bisher noch nie ‚über den Weg gelaufen‘. Wenn ihr mehr über ihn erfahren möchtet, dann klickt HIER.

Das wunderschöne Kirchenfenster in dieser Kapelle erzählt auch eine Geschichte. Bořivoj I., der erste nachweisbare böhmische Herrscher aus der Přemysliden-Dynastie wird vom Hl. Methodius getauft. Dies war der Beginn der Christianisierung in Böhmen. Auch wenn der Herrscher vielleicht manchem unbekannt ist, seine Ehefrau und sein Enkel sind eine der beliebtesten Nationalheiligen: die Hl. Ludmilla und der Hl. Wenzel.

Weiter geht es zur

Kapelle der heiligen Dorothea im Dom zu Kutná Hora

Bereits in dieser Kapelle beginnen die herrlichen Wandmalereien, die sich auch in den nächsten beiden Kapellen fortsetzen. Der Altar wurde versetzt, aber es gibt ein wunderschönes Wandbild zu bewundern, wo der Hl. Christophorus das Jesuskind über den Fluß trägt.

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An der gegenüberliegenden Wand sind Szenen von der Kreuzigung Jesu zu sehen. Auf der rechten Seite des Chorumgang haben mich die reichhaltigen Wand- und Gewölbemalereien wirklich überrascht. Sie können alle der Zeit ab 1485 bis etwa 1493 zugerechnet werden.

Die Smíšek-Grabkapelle im Dom von Kutná Hora

wurde als Grabkapelle der Familie von Vrchoviště errichtet. Bei Michal Smíšek z Vrchovišť, so ist überliefert, gingen nicht alle Geschäfte immer mit einer weißen Weste ab. Aber wenn es keinen interessiert, wenn man dadurch zu Reichtum kommt, dann klettert man eben die Leiter nach oben. Er kaufte sich ein Adelswappen und wurde Dombaudirektor. Und als solcher darf man sich dann im Dom auch eine würdevolle Grabkapelle für die Familie kaufen. Die ließ er mit wirklich wunderschönen Wandmalereien schmücken. Sie zeigen auf zwei großen Tafeln die Kreuzigung Christi, im unteren Teil aus dem Alten Testament eine Szene als die tibetische Sibylle Kaiser Augustus die Erscheinung der Jungfrau Maria zeigt. Leben und Tod – oder anders formuliert: egal wie rücksichtslos ich mich im Leben verhalten habe, die Erlösung meiner Seele ist mir gewiss – so muss wohl das Denken des Käufers gewesen sein. Unter den Wandmalereien das Wappen von Michal mit einem goldenen Einhorn. Als Kaiser Friedrich III. ihn und seine Brüder in den Reichsherrenstatus erhoben hatte, wurde das Wappen überarbeitet.

Der spätgotische Flügelaltar zeigt die Mutter Maria mit dem Christuskind, auf den Innenseiten Szenen aus ihrem Leben.

Die Deckenmalereien vor der Smíšek-Grabkapelle, auch Engelskapelle genannt, zeigen um 1490 entstandene Symbole, die sich, wie in der Kapelle, um das Thema Erlösung drehen. Musizierende Engel mit Propheten um die Auferstehung Christi.

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Noch eine weitere Kapelle gibt es im Chorumgang –

die Haspler-Kapelle im Dom von Kutná Hora

Auch hier in der Kapelle, die von den Haspler in Auftrag gegeben wurde, bestechen die Wandmalereien. Haspler waren im Bergbau diejenigen, die das in Kübel gefüllte Erz mit einer Winde nach oben beförderten. Diese Tätigkeit zeigt ein Wandbild, das 1493 entstanden ist.

Ein weiteres Gemälde zeigt zwei Bergmänner, die die Initialen eines der beiden Jagiellen-Könige tragen: W für Wladislaw Jagiello.

In dieser Kapelle hat auch die

Namenspatronin des Doms zu Kutná Hora – die Hl. Barbara

ihren Platz. Den hat sie dort nicht einfach so, ist sie doch die Schutzheilige der Bergleute. Die beliebte Heilige der katholischen Kirche erlitt ein schreckliches Schicksal. Sie wurde von ihrem Vater enthauptet, weil sie nicht von ihrem christlichen Glauben ablassen, und auch nicht heiraten wollte. Für sie gab es nur Gott. Auch dass der Vater sie in einen Turm einsperrte, und viele Männer um ihre Hand anhielten, änderte nichts an ihrer Entscheidung, nicht von ihrem Glauben abzulassen. Als sie vor ihrem Vater flüchtete, wurde sie verraten und gefangen genommen. Aber solch eine Tat eines Vaters wurde direkt bestraft. Als er seine Tochter enthauptet hatte, wurde er vom Blitz erschlagen.

Ihr kennt sicher auch den Brauch, der sich an ihrem Gedenktag verbreitet hat. Obstbaumzweige in eine Vase stellen, sie werden bis Hl. Abend dann aufblühen. Dieser Brauch wird nach einer übermittelten Legende zelebriert: Barbara soll auf dem Weg ins Gefängnis mit ihrem Kleid an einem Zweig hängengeblieben sein. Sie nahm den abgebrochenen Zweig, stellte ihn in eine Vase und genau zu ihrem Todestag erblühte er.

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Zur Schutzheiligen der Bergleute gehört dann auch

die Bergmannsstatue im Dom der Hl. Barbara in Kutná Hora

Der Bergmann stammt aus dem Jahr 1700 und hält sein Arbeitswerkzeug und eine Lampe, die er in der Grube braucht, in der Hand.

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Mein nächster Blick bleibt an der

Kanzel im Dom der Hl. Barbara in Kuttenberg

hängen. Sie fehlen ja bei keiner meiner Kirchenbesichtigungen. 1665 haben die Jesuiten die herrliche Ausschmückung der Kanzel gemacht. Und ich denke, man erkennt deutlich, wer da alles dargestellt wurde. Die vier Evangelisten sind in verschiedenen Ausführungen ja so gut wie an jeder Kanzel vertreten.

An dieser Stelle sei mal wieder angemerkt, dass ihr euch auf einem Reise- UND Fotoblog befindet 😉
Es ist mir im Moment unmöglich meinen Flickr Account mit Fotos zu füllen. Wenn, dann sollten die Bilder dort ja auch eine Beschreibung bekommen. Dazu fehlt mir gerade schlichtweg die Zeit. Wenn ihr allein die Anzahl meiner gesamten Berichte von Prag in Summe anschaut, dann werdet ihr mich sicher verstehen. 🙂

Wer glaubt, das war es mit Kapellen, der wird eines besseren belehrt. Es geht nämlich jetzt weiter mit den

Seitenkapellen im Dom der Hl. Barbara in Kutná Hora (Kuttenberg)

Im rechten Seitenschiff befindet sich

der Altar des Hl. Franz Xaver im Dom zu Kuttenberg

1696 wurde das Altarbild mit dem Heiligen gefertigt. Eines seiner vielen Zitate lautet: „Wenn du nicht kannst, was du willst, so wolle, was du kannst.“ Tja, damit hat er nicht Unrecht, und wenn wir das können, dann vielleicht noch einen kleinen Schritt über unsere Komfortzone hinaus? 😉

1506 wurde der Heilige in Spanien geboren, in einer Zeit, in der die katholische Kirche ganz gehörig gegen die Reformation ankämpfen musste. Da waren die Päpste und der gesamte Klerus ganz schön in der Kritik. Ich stelle fest, da hat sich wohl seit damals nicht viel geändert 🙁.

Hier am Seitenaltar ist das Leben und Sterben des Hl. Franz Xaver verewigt. Als 1539 der portugiesische König den Papst um die Missionierung der bis dato ‚weißen Flecken‘ in Asien bat, brach Franz Xaver zwei Jahre später für diese Missionierung nach Indien auf. Als er diese Arbeit auch in Japan fortsetzen wollte, bekam er aber keinen Einlass ins Land. Im Alter von 46 Jahren verstarb er nach einer Krankheit auf einer Mission nach China.

Diesem Altar gegenüber ist

die Münzerkapelle im Dom zu Kutná Hora

Eine Kapelle, so wie man sie üblicherweise kennt, findet man hier aber vergebens. Es ist einfach eine Wand, aber WAS für eine! 1463 wurde sie mit herrlichen Wandmalereien geschmückt, nachdem die Münzer- und Prägezunft diese Kapelle erwarb.

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muenzerkapelle dom in kutna hora 7246

Natürlich wie so oft in der Kirche, ist das Leiden Christi dargestellt. Aber auch die Arbeit der Münzer, wie sie Silberabschnitte zu Plättchen hämmern, damit dann der „Prager Groschen“ hergestellt werden konnte.

Im linken Seitenschiff ist

die Kapelle des Hl. Ignaz von Loyola im Dom zu Kuttenberg

Eine große Kapelle mit zwei beachtenswerten Seiten. Zum einen der Altar, der den Begründer des Jesuitenordens zeigt. Da ist es fast ein Muss, dass dieser Altar von einem Jesuitenschreiner gefertigt wurde.

Als großes Wandbild wird gegenüber dem Altar eine Begebenheit aus seinem Leben dargestellt. Bei der Verteidigung Pamplonas in den italienischen Kriegen gegen die Franzosen wurde Ignaz v. Loyola durch eine Kanonenkugel so schwer verletzt, dass er im Krankenlager (Bildmitte) viel Zeit hatte über sein Leben nachzudenken. 1521 war das so radikale Ereignis, dass er nach der Gesundung, die er im Kloster verbrachte, als Pilger das Kloster verließ. Gekommen war er als Ritter und Edelmann. Nicht so ganz einfach war es dann, bis er sein Theologiestudium beenden konnte. Während des Studiums lernte er Mitstreiter kennen, mit denen er dann 1531 den Jesuitenorden gründete. Wenn ihr noch mehr aus dem Leben des Heiligen erfahren möchtet, dann klickt HIER.

Die beiden beliebten Heiligen habe ich während meiner Reise durch Prag ins Herz geschlossen, genauso wie den Hl. Nepomuk und … ja, auch Kaiser Karl IV.. Sind sie doch irgendwie in Prag allgegenwärtig. Endgültig ist mein Herz geschmolzen, als ich die Originalstatue von der Karlsbrücke in den Kasematten auf dem Vyšehrad gesehen habe. Schöner könnte man die Liebe einer Oma zu ihrem Enkel in ihrem Gesichtsausdruck nicht darstellen. Die Rede ist von der

Hl. Ludmilla und dem Hl. Wenzel im Dom zu Kuttenberg

die rechts und links neben dem Altar stehen. Beide sind Opfer einer Familientragödie geworden. Ludmilla wurde durch ihre eifersüchtige Schwiegertochter ermordert, erdrosselt von zwei angeheuerten Mörder, die sie mit ihrem Schal erdrosselt haben. Wenzel wurde von seinem eifersüchtigen Bruder Boleslav in einen Hinterhalt auf seiner Burg gelockt, und morgens vor der Kirche von ihm erstochen. Und alles, weil man nicht verknusern konnte, dass die Oma den Enkel erzogen hatte, die Mutter aber für den minderjährigen Knaben die Regentschaft hatte – und weil der Bruder glaubte, er wäre besser an der Macht aufgehoben, als sein Bruder. Wenn ihr noch mehr über die beiden Heiligen lesen möchtet, dann klickt auf meinen Bericht zur Kirche der Hl. Ludmilla in Prag.

Zwischen 1540 und 1547 wurde dieses grandiose

Deckengewölbe im Dom der Hl. Barbara in Kutná Hora

geschaffen. Dass sich insgesamt fünf verschiedene Gewölbearten im Dom vereinen, hab ich euch ja schon bei dem Blick nach oben im Chorraum geschrieben. Die Besonderheit des Gewölbes über den Hallenschiff, das nach den Plänen von Benedikt Ried ausgeführt wurde ist die, dass es über die gesamte Breite selbsttragend ist. Normalerweise wurden die Bauten in der Gotik ja von Rippen gestützt. Hier haben sie nur Dekorationsfunktion. In den Buchten zwischen den Gewölberippen sind Wappen der Bürger von Kutná Hora, und Embleme der Zünfte zu sehen.

Meine ‚Emma‘ hat sich hier richtig angestrengt 🙂

 

 

Dieser Job wäre nichts für mich, aber die

vier Statuen der christlichen Tugenden im Dom von Kutná Hora

müssen wirklich schwindelfrei sein. Gerechtigkeit, Klugheit, Tapferkeit und Mäßigkeit sind die vier Tugenden, die als frübarocke überlebensgroße Statuen an der Außenseite der oberen Galerien stehen.

Wenn’s mal wieder länger dauert …. aber dieser Dom ist so einzigartig, ich kann einfach nicht viel ‚untern Tisch‘ fallen lassen. Jetzt kommt ausführlich, was eigentlich in jeder Kirche mein zweiter Blick ist –

die Orgeln im Dom der Hl. Barbara in Kutná Hora

Alsoooo, ich hab ja schon in ganz vielen Kirchen ein Engelorchester auf der Orgel gesehen, z.B. musizieren die kleinen Himmelsboten auch in der Kirche im Prager Loreto. Aber ein solch barockes Engelorchester hab ich bis dato noch nirgendwo entdeckt. Zwischen 1740 und 1760 haben zwei Orgelwerkstätten dieses Prachtstück gebaut.

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Wer meine Berichte aufmerksam verfolgt, der weiß, dass ich die kleinen Himmelsboten mag. Allerdings, wenn wie in der Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg so rund 50 Barockstuckengel an der Decke schweben, dann ist das auch mir zuviel. Aber dieses große

Engels-Orchester an der Orgel im Dom zu Kuttenberg

musste ich mir dann doch genauer anschauen. Mit dem Vorteil, dass die Empore im Dom begehbar ist, und man die kleinen und großen Engel ganz nahe bei ihrem Spiel beobachten kann. Manchmal heißt es ja ‚vorne hui – hinten pfui‘, aber naja, man kann ja nicht von allen Seiten glänzen, gell 😉

Diesen Einblick gibt es so gut wie nie an den Kirchenorgeln, und spätestens mit diesem Blick versteht man den Ausspruch: „aufgereiht wie die Kirchenpfeifen.“ Rund 4000 Pfeifen sind es an der großen Orgel im Dom.

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Ein Dom mit nur einer Orgel? Geht nicht! Vor allem wenn man beim Dombau und seiner Ausstattung gegen den Veitsdom in Prag anklotzen will. Bei den Ausmaßen haben sie es fast geschafft. Und an der Kopie der

kleinen Orgel im Dom der Hl. Barbara in Kuttenberg

kommt man an die kleine Orgel im Veitsdom auch sehr nahe dran.

Die Ausstellung auf der Empore im Dom zu Kuttenberg

geht quer durch die Geschichte des Doms. Auch hier wieder der Blick zur Gewölbedecke.

Nein, ich kann sie einfach aus meinem Bericht nicht rauslassen –

die Kirchenfenster im Dom der Hl. Barbara in Kutná Hora

Allein schon an ihnen erkennt man die Höhe des Doms. Einfach beeindruckend.

Die Chorbänke im Dom der Hl. Barbara in Kutná Hora

sind ganz alte Schätzchen und verdienen einige Blicke. Sie sind im Original erhalten und wurden so um 1490 vom Schnitzer Jakub Nymburk angefertigt. Man vermutet, dass sie nach Zeichnungen von Peter Parler gearbeitet wurden.

Die Himmelfahrt der Hl. Barbara im Dom in Kuttenberg

war in der Jesuitenzeit Mittelpunkt des Hauptaltars und ist aus dem Jahr 1775. Ignaz Raab hat es gemalt und zeigt im unteren Teil das Jesuitenkolleg, links daneben der Dom.

Die Himmelfahrt der Hl. Barbara im Dom in Kuttenberg 0059
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Ich habe im ganzen Dom nur ein einziges Epithaph (bewusst) gesehen. Also ein Andenken, das in der Kirche einem Verstorbenen gesetzt wird. Insgesamt habe ich in den Kirchen von Prag sehr wenige dieser Andenken entdeckt. Im Schwäbischen, wo man sich doch den Ruf des Sparsamen hinterherzieht, ist in der Kirche in Schwäbisch Hall der gesamte Chorumgang mit prachtvollen Epithaphen, die schon großen Kunstwerken ähneln, geschmückt.

Dieses prachtvolle Andenken hier im Dom stammt von 1617. Wem es gewidmet ist, konnte ich nicht erfahren, aber so ein 08/15 Bürger kann das nicht gewesen sein.

So, jetzt habt ihr lange ausgehalten mit meiner Dombesichtigung. Zum Abschluss gibt es noch ein paar

Detailaufnahmen aus dem Dom der Hl. Barbara in Kutná Hora

Mein Fazit dieses Dombesuchs: Unbedingt empfehlenswert! Ihr seht es ja schon anhand meiner vielen Fotos. Und glaubt mir, da gibt es noch so viel mehr im Dom zu entdecken. Diese 60 km Fahrt auf den Spuren des Baumeisters Peter Parler haben sich absolut gelohnt.

Im übrigen ist die gesamte Altstadt von Kutná Hora einen Bummel wert. Und wer dann noch nicht genug hat, der fährt so ca. 3 km außerhalb des alten Stadtkerns zum Sedlec-Ossarium, die als Knochenkirche berühmt ist und zur Kirche Mariä Himmelfahrt. Wir haben uns beide Kirchen nur von außen angeschaut, ist doch in beiden Kirchen fotografieren nicht erlaubt. Zudem wollten wir noch zur St. Bartholomäuskirche in Kolin, einer weiteren wunderschönen Kirche von Peter Parler.

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