Prachtvolles Barock schmückt die Christ-Geburt-Kirche, die sich im großen Gebäudekomplex des Prager Loreto auf dem Hradschin in Prag befindet.

Ein Tag Kirchen und Klöster – nein, genauer gesagt waren es nur zwei, die heute auf unserem Besichtigungszettel standen, der Wallfahrtsort, das Prager Loreto und das Kloster Strahov auf dem Hradschin in Prag. Beides vielbesuchte Orte, aber doch so unterschiedlich. Über vielbesucht könnte man aber heute diskutieren. Im Prager Loreto waren wir zeitweise ganz allein unterwegs, ein Pärchen haben wir in der Kirche noch entdeckt. Auch Kloster Strahov war an diesem Tag weit davon entfernt, von Besuchern gestürmt zu werden. Eigentlich jammerschade, denn beide Stätten in kurzer Distanz zur Prager Burg verdienen absolut einen Besuch. Auch wenn der Besuch nicht unbedingt aus Glaubensgründen stattfinden muss, sie sind einfach sehenswert.

Im Prager Loreto musste ich, sowohl beim Besuch, als auch jetzt in meinen Berichten, strukturiert vorgehen. Da merkt ihr schon, wieviel es dort zu sehen gibt, und alles in einen Bericht packen? Unmöglich! Deshalb findet ihr drei Detailberichte, und alles zusammengefasst und noch viel mehr in einem Gesamtbericht.

Nachdem wir die Kreuzgangkapellen und das Heiligen Haus, die Santa Casa oder auch Loretokapelle genannt, bereits besichtigt hatten, ging es jetzt in die Kirche des großen barocken Gebäudekomplexes. In dessen Schätze kommt ihr nur über einen kleinen Eintrittsbeitrag und nur über den Innenhof. Jetzt könnt ihr aber ganz bequem von zuhause aus mitkommen, zu

meiner Besichtigung der Christ-Geburt-Kirche im Prager Loreto auf dem Hradschin in Prag

von der ihr in der

Außenansicht der Christ-Geburt-Kirche im Prager Loreto

kein, wie sonst übliches Gesamtbild erwarten könnt. Das ist von dieser Seite schlicht nicht möglich, und ganz ehrlich – nach dem ganzen Besichtigungsmarathon waren wir zu müde, den ganzen Gebäudekomplex noch zu umrunden. Irgendwann ist halt auch bei mir die Luft raus 😉

Aber ein paar Impressionen vom Innenhof des Prager Loretos konnte ich einfangen.

Bevor ich mich in der reich geschmückten Kirche verliere, gibt es

ein bisschen Baugeschichte zur Christ-Geburt-Kirche im Prager Loreto

1626 wurde mit dem Bau des gesamten Komplexes begonnen, an dem schlussendlich gut über 100 Jahre gearbeitet wurde. Bereits damals gab es im Ostflügel des Kreuzgangs eine kleine Kapelle. Viel zu klein dachte sich die Gräfin von Waldstein, und veranlasste 1717 über den Architekt Christoph Dientzenhofer einen Erweiterungsbau. Ganz vielen Namen werdet ihr in Prag des öfteren begegnen, zum einen den vielen Adelsgeschlechtern, deren Damen großzügig das Prager Loreto finzanziell unterstützt haben. Klickt euch da einfach durch meine Beiträge auf meiner Prag-Seite, von der ihr zu den einzelnen Stadtteilen und den dazugehörigen Berichten kommt. Aber auch die Architektenfamilie (Vater und Sohn) aus Bayern sind in Prag keine Unbekannten.

Bei Kirchen sind ja Vergrößerungen nicht für die Ewigkeit, wie ich bei meinen vielen Kirchenbesichtigungen feststellen konnte. Wächst die Schar der Gläubigen, wächst auch das Kirchengebäude. So auch im Prager Loreto. 1722 wurde umgebaut und Fürst von Lobkowicz machte 1733 den Geldsäckel für eine nochmalige Vergrößerung auf. Eingeweiht wurde sie nach der Gestaltung in eine einschiffige Kirche Anfang Juni 1737. Bedeutet bei Kirchen aber nicht, dass dann nicht noch weiter an der Innenausstattung Hand angelegt wurde.

Der Gesamteindruck im Inneren der Christ-Geburt-Kirche

ist wie bei den meisten Prager Kirchen beeindruckend. Bei manchen Kirchen fühlte ich mich im ersten Moment, ob der ganzen Pracht und Ausschmückung, erschlagen. Da wurde wirklich nicht gekleckert mit Prunk.

Das sind so die Momente, wo ich einfach nur am Ende des Mittelgangs stehe und mir denke …. okaaayyyyy, und mir erstmal alle Gedanken dazu fehlen.

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Tja, wo fange ich bei all der Pracht jetzt an? Am Besten mit dem

Hauptaltar in der Christ-Geburt-Kirche im Prager Loreto

bei dem einige Künstler mit der Gestaltung beschäftigt waren. Das große Altarbild zeigt die Anbetung Jesu, an der Seite Ziehvater und Großvater von Jesu, der hl. Josef und hl. Joachim. Sie werden auf den Fotos teilweise verdeckt durch die beiden großen Tabernakel, die 1737 angefertigt wurden.

Mit Engelsboten wird in Barockkirchen überhaupt nicht gespart. Ich liebe sie ja, die kleinen, oft pausbäckigen Engelchen – solange sie nicht in Überzahl wie in der Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg in meiner Heimat daherkommen. 50 auf engstem Raum, sind dann doch etwas zuviel des Guten. Wie es in vielen Kirchen zu sehen ist, über dem Altar Gottvater, umgeben von der Engelschar.

Den Eindruck ‚ich werde von der ganzen Pracht erschlagen‘ verstärken natürlich noch die Deckenfresken. Ich habe in Prag kaum eine Kirche gesehen, die -mal mehr, mal weniger- mit Fresken überhäuft war. Über dem Altarraum ist die Darbringung im Tempel zu sehen.

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Mein nächster Blick bleibt an der

Kanzel in der Christ-Geburt-Kirche im Prager Loreto

hängen. Blickpunkt sind am Kanzelkorb und an der Rückwand die Reliefs von Mariens Himmelfahrt und der Verkündung. Und wenn ich noch ein paar Zeilen davor geschrieben habe, die Engelsschar wäre überschaubar, dann kann ich das an der Kanzel ganz schnell wieder revidieren. Da scharen sich ganz viele Engelsboten auf dem Schalldeckel um die Statue der Unbefleckten Maria.

Ihr könnt es bei meinem Bericht über das Heilige Haus, der Loretokapelle im Prager Loreto schon sehen – dass Engelchen immer lieb sind, ist wohl ein Trugschluss 😉 Auch hier an der Kanzel gehen sie nicht immer lieb und nett miteinander um. Da ist so manches Bengelchen darunter.

Eine Drehung, und mein Blick geht nach hinten – zur

Orgel in der Christ-Geburt-Kirche im Prager Loreto

Oh, wow – das war im ersten Moment mein Gedanke. Da muss man schon genauer hinschauen, denn die Empore mit der Rokokoorgel scheint mit den Deckenfreskos zu verschmelzen. 1734 wurde die ursprüngliche Orgel ersetzt.

Beim genaueren Blick sieht man auf der Orgel ein ganzes Himmelsorchester sitzen. Meine ‚Emma‘ hatte gut zu tun, sie näher ranzuholen (wenn auch nur mit dem Blick). Schaut man sich das Fresko über der Orgel genauer an, dann wird in der Mitte die Geburt Jesus dargestellt. Ich meine, das ist ja Grund genug gemeinsam mit der Orgel da aufzuspielen. Ich konnte mich nicht sattsehen, und ihr wisst mal wieder, dass ihr nicht nur auf einem Reiseblog seid, sondern dass ich einen Reise- UND Fotoblog betreibe 😉

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Da mein Blick eh schon nach oben gerichtet ist, geht es gleich zu den

Deckenfresken in der Christ-Geburt-Kirche im Prager Loreto auf dem Hradschin

Längst habe ich mich bei den Kirchen in Prag daran gewöhnt, dass man hier nicht sparsam bei Fresken ist. Ich habe noch die St. Nikolaus-Kirche auf der Prager Kleinseite von unserem Besuch 2020 in Erinnerung, die berühmteste Barockkirche in Prag und der bedeutendste Kirchenbau im Barock in Europa. Diese Kirche bietet auf 1500 qm das größte Deckengemälde in ganz Europa. Nicht minder schön, wenn auch gewöhnungsbedürftig, fand ich die Peter und Paul-Basilika (Bazilika svatého Petra a Pavla) auf dem Vyšehrad. Da ist wirklich kein Fleckchen an Wand und Decke unbemalt. Den Zwilling der Kirche findet man in der St. Ludmilla-Kirche im Stadtteil Vinohrady.

In einem riesengroßen Fresko wird u.a. die Anbetung des neugeborenen Jesus durch die Hl. Drei Könige dargestellt.

Mit den

Seitenaltäre in der Christ-Geburt-Kirche im Prager Loreto

ging man dann, vergleichsweise zur Decke, richtig sparsam um. Auch mit Seitenaltären sind die Prager Kirchen ebenfalls sehr großzügig. Aber hier, in der doch relativ kleinen Kirche wäre das doch wirklich zuviel. Deshalb sind im Chorraum zwei kleinere Seitenaltäre platziert, die auf den ersten Blick aber doch recht eigentümlich scheinen.

die Seitenaltäre der Heiligen Felicissimus und Marzia

So sehr ich auch gesucht habe, ich konnte nix genaues über die beiden finden, außer, dass sie spanische Märtyrer im 2. Jahrhundert gewesen sein sollen. Beide stehen lebensgroß in Vitrinen, als Adelige gekleidet. Die Gesichter aus Wachsmasken, die Köpfe mit Perücken bedeckt – alles ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Allerdings war das früher im 18. Jahrhundert, und als die Seitenaltäre entstanden, so üblich.

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Die Gönner des Klosterkomplexes und dessen Ausstattung verdienen in der Kirche dann auch einen Ehrenplatz. Schließlich waren die Sponsoren Mitglieder von Adelsfamilien und mischen sich deshalb nicht unter die anderen Gläubigen. In

Oratorien in der Christ-Geburt-Kirche

konnten sie hinter Glas die Gottesdienste mitverfolgen.

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Geschmückt sind die Emporen mit Allegorien der vier Haupttugenden: Gerechtigkeit, Tapferkeit, Weisheit und Mäßigkeit. Auch der Erzengel Gabriel mit der knieenden Maria darf hier nicht fehlen.

Kommt jetzt einfach noch wortlos mit mir durch die Kirche. Übrigens befindet sich unter dem nördlichen Chor die Krypta der Wohltäterfamilie von Kolowrat, die man 230 Jahre wohl nicht entdeckt hatte. Zu dieser Krypta erzähle ich euch aber noch mehr bei meinem Rundgang durch die Ausstellungsräume des Konventgebäudes im Prager Loreto.

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