Eine der eindrucksvollsten Burgruinen im Schwabenland ist die Burgruine Hohenrechberg auf dem gleichnamigen Drei-Kaiser-Berg in einem Stadtteil von Schwäbisch Gmünd.
Fast von jeder Stelle in meinem Heimatort Waldstetten sieht man hinauf auf den Hohenrechberg, oder wie wir Schwaben ihn sparsam einfach nur Rechberg nennen. 707 Meter ist er hoch, zu seinen Füßen verstreut, der kleine Teilort von Schwäbisch Gmünd, der den Namen nach der Bergkuppe bekommen hat. Zwar selten, und ihr wisst ja, selbst in meiner Heimatumgebung sind wir keine ‚Wiederholungstäter‘, die – übertrieben gesagt – jeden Sonntag das gleiche Ausflugs- oder Wanderziel haben, aber doch immer wieder, gehen auch wir hinauf auf den Berg. Und dieser Ausflug war seit Entstehung meines Reise- und Fotoblogs im Juni 2019 jetzt überfällig. Fehlten mir doch Fotos zur Wallfahrtskirche, die hoch oben auf dem Berg thront. Und so ganz nebenbei könnte man ja noch neue Fotos von der Burgruine schießen?
Deshalb brachte uns Fridolin an diesem Wochentag hinauf in den kleinen Ort, da hoch über Waldstetten. Wir haben bewusst einen Wochentag gewählt und dazu noch den späten Vormittag, da der Hohenrechberg ein beliebtes Ausflugsziel ist.
Durch diesen erneuten Besuch auf der Burgruine Hohenrechberg habe ich den bisherigen Beitrag komplett überarbeitet. Schließlich lebt mein Reiseblog nicht nach dem Motto ‚einmal für immer‘, sondern es bekommt der eine oder andere Beitrag durchaus, wenn es sich ergibt, ein Refresh.
Bevor ich euch zur
Inhaltsverzeichnis
- 1 Besichtigung der Burgruine Hohenrechberg
- 1.1 Eingang über den Burggraben
- 1.2 ein bisschen Geschichte zur Burgruine Hohenrechberg
- 1.3 ins Torhaus der Burgruine Hohenrechberg
- 1.4 Rundgang im Inneren der Burgruine Hohenrechberg
- 1.5 Ostbau der Burgruine Hohenrechberg
- 1.6 Ausblicke von der Burggruine Hohenrechberg
- 1.7 Der Maschiculiturm in der Burgruine Hohenrechberg
- 1.8 Ausblicke nach Süden von der Burgruine Hohenrechberg
- 1.9 die Sage vom Klopferle vom Rechberg
- 1.10 Der Kreuzweg und die Wallfahrtskirche auf dem Hohenrechberg
- 1.11 Das könnte Euch auch interessieren:
- 1.12 So kommt ihr auf die Burgruine Hohenrechberg
- 1.13 Burgruine Hohenrechberg
Besichtigung der Burgruine Hohenrechberg
mitnehme, gleich der Hinweis, es führt keine öffentliche Straße nach oben (nur an den Sonntagen zum Gottesdienst fährt ein Shuttle-Bus), man darf den Weg zu Fuß bewältigen. Parkplätze gibt es am Anfang des Weges reichlich.
Egal ob ihr jetzt den unteren Weg wählt oder einfach weiter bergauf geht, die Ruine könnt ihr nicht verfehlen. Eigentlich war laut Internet die Ruine wegen Corona komplett für Besichtigungen geschlossen. Unser Plan war, als wir zur Ruine abgebogen sind – vielleicht können wir von außen Fotos machen.
Über eine Steinbrücke geht es hinüber zur Vorburg, in der die Besucher (zu normalen Zeiten) eine geöffnete Burggaststätte vorfinden. Heute waren nur die strahlend gelben Sonnenschirme in dem kleinen Biergarten zu sehen, völlig verlassen warten sie auf bessere Zeiten.
Ganz ehrlich – wir konnten unser Glück gar nicht fassen und waren wirklich überrascht, als eine Tafel signalisierte „Ruine geöffnet –
Eingang über den Burggraben
Da ließen wir uns nicht zweimal bitten. Das war mal ein ganz neuer Weg für uns, so in die Burgruine zu kommen. Musste gleich im Bild festgehalten werden 🙂
Es ist schon ein gigantisches Gefühl, so klein da unten im Burggraben zu stehen und hinauf zur Holzbrücke zu sehen, die von der Vorburg in die Kernburg führt. Ein einziger steinerner Brückenpfeiler trägt die Brücke.
Bevor es in die Kernburg geht, die große Frage – ‚Wer hat sie gebaut?‘ Deshalb
ein bisschen Geschichte zur Burgruine Hohenrechberg
und die beginnt mit den Staufern, also zumindest was die Burg betrifft. Denn vor den Staufern waren vermutlich schon die Römer da oben auf dem Berg und haben ihn befestigt. Dafür spricht der in der Nähe liegenden römische Grenzwall und die Lage einer römischen Heerstraße die durch dieses Gebiet führte.
Vielleicht habt ihr schon meinen Bericht zum Hohenstaufen gelesen? Dort oben auf dem Berg, das ist auch einer von den Drei-Kaiser-Bergen, hatte Herzog Friedrich I., der erste Staufer, seine Stammburg erbaut. Rings um die Stammburg wurden Schutzburgen errichtet, so z.B. auch die Burg Wäscherschloss, die in Sichtweite zur Hohenstaufenburg liegt. Und schließlich brauchten auch die Dienstmannen eine Bleibe. Einer der Dienstmannen der Staufer war ein Ulrich von Rechberg. Er, Ulrich I. gilt als der Stammvater der Herren von Rechberg. Er taucht mehrfach in Urkunden auf, so 1179 in Verbindung mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa, und auch bei derem Sohn Philipp von Schwaben, wo er Teil dessen Gefolges war.
Etwa zwischen 1200 und 1250 wurde die Burg Hohenrechberg als weitere Dienstmannenburg für die Staufer gebaut. Das ging so, bis im 13. Jahrhundert die Staufer ohne weitere Nachkommen blieben und das Geschlecht ausstarb. Auch bei den Rechbergern tat sich in dieser Zeit etwas, denn die Hauptfamilie spaltete sich in mehrere Nebenlinien. Fortan waren die da oben auf der Burg die Hohenrechberger, und die anderen waren die Rechberg- Staufeneck Linie und die unter den Bergen.
Die Burg hatte mehrfach Glück – als zwischen 1448 und 1450 Soldaten Schwäbisch Gmünd und Schwäbisch Hall (beides Reichsstädte) plünderten, blieb die Burg verschont. 1449 wurde aber Waldstetten mit in eine Auseinandersetzung hineingezogen. In der Schlacht bei Waldstetten wurde unser Eichhölzle zerstört – alles wegen einer Viehherde, die von den Rechberger, von denen wurde die Burg in Waldstetten erbaut war, geklaut wurde. Haller und Gmünder Truppen gegen die Württemberger, die den Rechbergern halfen. Auch von Bauern wurde sie in Ruhe gelassen, anders als beim Hohenstaufen, die 1525 von Bauern erobert und zerstört wurde. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie es den Burgbewohnern zumute war, als sie rings um ihre Burg Flammen vom Hohenstaufen, dem Kloster Lorch und Kloster Adelberg sahen. Auch 1546 kommt die Burg ungeschoren davon, als der Schmalkaldische Bund Schwäbisch Gmünd einnimmt.
Die Glückssträhne dauerte aber nur bis zu jenem Jahr 1554, als der jähzornige Ullrich III. von Rechberg zwei Württemberger umbringt. Der Herzog von Württemberg erklärt ihm den Krieg, die Württemberger ziehen zur Burg hinauf – und was tut Frau Gemahlin wenn sie allein daheim ist? Sie übergibt die Burg kampflos den Württembergern. (Hätte ich an ihrer Stelle wohl auch gemacht.) Jetzt fing ein hin und her an – mal hat der Rechberger wieder seine Burg, mal wieder der Württemberger, die er einmal sogar gewaltsam besetzen ließ.
Die Rechberger machten jetzt Karriere, 1577 wurden sie in den Freiherrenstand erhoben, 1607 in den Grafenstand und hatten Männer, die in Staat und Kirche was zu sagen hatten. Fast hätten die Rechberger den Dreißigjährigen Krieg unbeschadet überstanden. Wären da nicht die französischen Truppen gewesen, die im letzten Kriegsjahr die Burg Hohenrechberg eingenommen und verwüstet hätten.
Das Ende der Burg Rechberg kommt aber erst 1865. Nach einem Blitzschlag wird der Westbau zerstört. Der Wind treibt das Feuer durch alle Räume und Gebäude der Hauptburg – die Burg wird ein Opfer der Flammen und bleibt als Ruine Rechberg stehen. An Wiederaufbau denkt keiner. Bis ins 20. Jahrhundert bleibt die Burgruine Hohenrechberg im Besitz der adligen Familie, bis sie dann aber an einen Privatmann verkauft wird.
Auf diesem Weg bin ich noch nie in die Ruine, so von dem ca. 9 Meter tiefen Burggraben auf die Höhe des ’normalen‘ Eingangs. Kommt mit mir mit
ins Torhaus der Burgruine Hohenrechberg
in der zu früherer Zeit Gefängniszellen waren. Keine Sorge, heute ist alles offen und ohne Schloss und Riegel. Aber damals, so 1473 hat der damalige Burgherr das Recht bekommen, einen Galgen aufzustellen.
Ihr seht schon an den ersten Fotos …. sooooo klein ist die Burg gar nicht. Kommt mit zum
Rundgang im Inneren der Burgruine Hohenrechberg
bei dem mir die gleichen Buckelquadersteine auffallen wie sie auch beim Burg Wäscherschloss verwendet wurden. Die waren für die staufische Zeit typisch, an den Außenseite ein bisschen glatt gemacht, die Innenfläche aber buckelig gelassen. Und groß hat man sie gelassen. Ich kann mir vorstellen, dass das zu damaliger Zeit ein ganz schöner Kraftakt gewesen ist, so eine Burg mit so großen Steinen zu bauen. Da bekommt das Lied ‚Stein auf Stein, das Häuschen wird bald fertig sein‘ eine ganz andere Bedeutung. Auch die Rundbogenfenster weisen auf die Stauferzeit, in der die Burg erbaut wurde.
Und daaaa kommen sie hoch, die Erinnerungen an meine Kindheit und Schulzeit. Ich kann es nicht zählen, wie oft wir auf den Rechberg einen Wandertag oder Schulausflug gemacht haben. Rucksack mit Vesper und rauf auf den Berg. Und zwar von ganz unten, von Schwäbisch Gmünd. Der Rechberg war eines der obligatorischen Ziele in dieser Zeit, zur weiteren Auswahl waren da dann noch das Wäschschlössle, der Hornberg mit dem Kalten Feld und ab und an der Rosenstein.
Dieser Innenhof gibt in heutiger Zeit auch eine wunderschöne Kulisse für eine Waldweihnacht, die die Feuerwehr auf dem Rechberg mit ihrer Jugendgruppe oft dort veranstaltet. Stellt euch das mal vor …. Winter, Schnee, ganz viele leuchtende Kinderaugen und der Hof mit Fackeln beleuchtet. Ein Traum, oder?
Rrrrinnng … aufwachen, wir gehen weiter in den
Ostbau der Burgruine Hohenrechberg
Auf diesen Bau kam in der Neuzeit ein Dach, unter dem in einem kleinen Museum die Geschichte zur Burg besichtigt werden kann. Und nochmal wird es ganz romantisch – wer will, kann auf der Burg heiraten.
Und spätestens hier auf diesem Dach weiß man, warum man sehr gerne den Berg zur Ruine hochläuft. Die
Ausblicke von der Burggruine Hohenrechberg
sind gigantisch, vor allem wenn das Wetter klar ist. Diese Garantie hat man nicht immer, im Sommer flirrt die Hitze übers Land und vernebelt manchmal die Weitsicht, bei Nebel lässt sich die Weite auch oft nur erahnen. Aber gerade auch diese ’nicht perfekten‘ Weitblicke sind doch schön. Wir hatten auch nicht so einen perfekten Tag. Deshalb sind in diesem Punkt manchmal zwei Besuchstage bei den Fotos zusammengeworfen.
Diese Sicht geht Richtung Schwäbisch Gmünd und weiter bis in die Gegend um Schwäbisch Hall. Die Vorburg durfte auch noch teilweise mit aufs Foto. Wollt ihr anschließend weiter zur Wallfahrtskirche seht ihr schonmal den Weg nach oben.
Den Rest in diesem Teil der Burgruine Rechberg dürft ihr selbst entdecken ….
Wir kommen wieder auf die Südseite der Burg und dieser halbrunde Turm ist aufgrund seinem Aussehen für mich das schönste Teil in der Burgruine Rechberg.
Der Maschiculiturm in der Burgruine Hohenrechberg
In Würzburg auf der Festung Marienberg findet sich auch so eine Turmart. An den Außenmauern solcher Türme sind zwischen zwei Steinen ausgesparte Wurf- oder Gussöffnungen, rings um den Turm. Solche Türmen dienten der Senkrechtverteidigung, wenn ein Feind meinte, die Burg erstürmen zu wollen. Man konnte Wurfsteine, Öl, Pech – egal was auch immer, direkt auf die Angreifer hinunterschleudern.
Als ich mich über die Art der Türme schlau gemacht habe, konnte ich nachlesen, dass man in solchen Türmen auch die Latrinen eingebaut hatte. Na, irgendwohin mussten ja auch die Bewohner zu damaliger Zeit 😉 Ob es aber hier an der Ruine Rechberg auch so war? Keine Ahnung.
Auch auf dieser Seite gibt es herrliche
Ausblicke nach Süden von der Burgruine Hohenrechberg
Natürlich zu unserem Hausberg von Waldstetten und dem dritten im Bunde der Drei-Kaiser-Berge – dem Stuifen. 757 ist er hoch, und damit der höchste Berg unter den dreien. Er hatte lange Zeit nichts aufzuweisen, so wie die anderen Beiden mit ihren Ruinen und Resten davon. 2011 bekam der Stuifen, der ein ausgiebiges Netz an Wanderwegen bietet, ein Gipfelkreuz.
Könnt ihr euch vorstellen, dass man diesen hohen, bewaldeten Zeugenberg jeden Tag vor Augen hat? Direkt von meinem Wohnzimmer sehe ich ihn jeden Tag – Urlaubsfeeling jeden Tag 🙂
Auf dieser Seite darf natürlich auch der Blick zum Hohenstaufen hinüber nicht fehlen.
An klaren Tagen geht hier die Sicht weit übers Filstal und Göppingen hinaus.
Bevor ich euch mit den letzten Eindrücke zum Burgtor wieder hinausnehme, gibt es noch – wie bei manch anderen Burgen und Objekten auch –
die Sage vom Klopferle vom Rechberg
die eigentlich einen traurigen und tragischen Ursprung hat.
Graf Ulrich II. und seine Frau Anna hatten schon während ihrer Brautzeit die Gewohnheit, Nachrichten von Burg zu Burg zu transportieren. Bote war sein Hund, der die Nachrichten in einer Tasche in seinem Halsband transportiert haben soll. Auch nach ihrer Heirat blieb diese Gewohnheit wohl erhalten, vor allem wenn der Graf verreist war. Als der mal wieder auf Reisen war, betete seine Frau in der Schlosskapelle für seine glückliche Rückkehr. Aber während des Gebets wurde sie durch ein lautes Klopfen gestört, das sie erstmal ignorierte. Erst beim dritten Klopfen rief sie genervt „Ei, so klopfe ewig und drei Tage“, öffnete aber die Türe. Da sah sie den Hund ihrers Mannes vor der Türe, aber ohne Nachricht von ihm.
Drei Tage später brachten Knappen die Leiche des Rechbergers auf die Burg. Seine Frau grämte sich zu Tode, und bevor sie verstarb hörte sie das Klopfen wieder. Drei Tage später war sie tot.
Seitdem, so berichtet die Sage, hörte man immer drei Tage vor dem Tod eines Mitglieds der Rechbergischen Familie ein Klopfen.
Solltet ihr in Verbindung mit diesem Rechberger Adelsgeschlecht die Abbildung eines Hundes sehen, dann wisst ihr jetzt warum.
Hab ich euch mit diesen Eindrücken Lust gemacht auf die Burgruine Hohenrechberg. Sorry, war reine Absicht 😀
Kommt ihr noch weiter nach oben auf den Berg?
Der Kreuzweg und die Wallfahrtskirche auf dem Hohenrechberg
haben eine lange Tradition und Geschichte. Jedes Jahr am Karfreitag geht die italienische Gemeinde in einer eindrucksvollen Prozession den Leidensweg Christi. Einen Vorgeschmack zu den ausführlichen Berichten bekommt ihr schonmal mit den Fotos.
Das könnte Euch auch interessieren:
Auf einem der Drei-Kaiser-Berge – der Hohenstaufen
Einer der Drei-Kaiserberge – der Stuifen
Burg Wäscherschloss
Burgruine Rosenstein
Guten Tag,
ich bin heute zufällig auf diese informative Seite mit den vielen Fotos gestoßen. Da habe ich mich gleich durchgeklickt und habe viel Bekanntes entdeckt.
Herzlichen Dank für diese schöne Seite.
Als gebürtige Waldstetterin war ich in meiner Kinderzeit natürlich oft „auf´m Raichberg“, wie die alten Waldstetter sagten. Und natürlich vom Ort aus losgelaufen ins Dorf Rechberg, erstmal Einkehr gehalten bei der Tante, die den Laden gegenüber vom Gasthaus „Rad“ hatte und dann den Fußweg daneben zur Kirche hoch, den ich heute immer noch gern gehe.
Ich bin auch jetzt noch öfters auf dem Rechberg, obwohl ich schon seit Jahrzehnten nicht mehr in Waldstetten lebe.
Was mich auch interessiert: Wer ist Ingeborg Nagel? Vielleicht habe ich Sie früher gekannt, wenn Sie eine gebürtige Waldstetterin sind. Allerdings sind Sie wahrscheinlich jünger als ich.
Ich würde mich freuen von Ihnen zu hören.
Einen schönen Sonntag
Hildegard Brusda-Krieger
Sehr gerne 🙂
Ja, gell, das sind die Erinnerungen, die bleiben ein Leben lang. Und ja, wir kennen uns – Oberdorf als Stichwort. Liebe Grüße