Das kleine Lustschloss Stern (Letohrádek Hvězda) in Prag-Liboc (Prag 6), macht seinem Namen alle Ehre. Es liegt am Rand des Weißen Berges, Schauplatz der Schlacht am Weißen Berg.
Schloss Stern, in der Liste der nationalen Kulturdenkmale, stand auch auf meiner Liste ganz weit oben. Nein, ihr müsst jetzt nicht denken ‚Inge hat die Hosen an‘, nur weil ich unsere Besichtigungsliste mache. Die Grobarbeit liegt bei mir, die Feinarbeit entscheiden wir dann vor Ort 😉
Da sich heute das Wetter noch nicht entscheiden konnte, in welche Richtung es geht, hat mein Mann den Vormittag genutzt und gearbeitet. Unsere langen und flexiblen Reisen können wir ja nur Dank seiner Selbstständigkeit machen, und da gehören dann einfach auch Arbeitstage dazu, an denen er am Vormittag oder nach unseren Touren für seine Kunden da ist. Das Wetter entschied sich dann aber doch, dass der Regenhahn zubleibt. Der ging übrigens in unseren vier Wochen in Prag nur ganze drei Mal für kurze Zeit auf. Da darf man wahrlich nicht meckern. Für den Nachmittag stand deshalb nur ein kleiner Ausflug an, und der ging direkt per Fuß bei unserer Wohnung auf Zeit los.
Denn mit nur wenigen Schritten waren wir an der Mauer, die das Gelände von Schloss Stern umzäunt. Kommt mit zu
Inhaltsverzeichnis
- 1 meinem Ausflug nach Schloss Stern (Letohrádek Hvězda) bei Prag
- 2 Das Wildgehege Stern (Obora Hvězda) bei Schloss Stern in Prag-Liboc
- 2.1 Wald im Wildgehege Stern in Prag-Liboc
- 2.2 Das Mädchen mit dem Luftballon im Wildpark von Schloss Stern
- 2.3 böhmische Hussitenhauptmann Jan Roháč von Dauba im Wildpark von Schloss Stern
- 2.4 Das könnte Euch auch interessieren:
- 2.5 So kommt ihr zum Schloss Stern (Letohrádek Hvězda) in Prag-Liboc (Prag 6)
meinem Ausflug nach Schloss Stern (Letohrádek Hvězda) bei Prag
Wenn ihr nicht das Glück habt, so wie wir, per Fuß anzumarschieren, dann könnt ihr das Haupttor vom Park bei Schloss Stern auch ganz bequem mit der S-Bahnlinie 22 (und bestimmt auch mit anderen) von der Stadt aus erreichen. Als Orientierung hilft euch vielleicht, dass Kloster Breunau in der Nähe liegt.
Durch den kleinen Mauerdurchbruch kamen wir in einen weitläufigen Park. Da wir auf der Fahrt zum Einkaufen schon rund um Schloss Stern gefahren sind, wussten wir, das gesuchte Objekt liegt auf einem Berg. Tja, und was hilft nun eine Wegweisertafel, wenn man der Sprache nicht mächtig ist? 🤔 Ich sorge ja bei unseren Erkundungen immer vor, und drucke mir die Detailansicht von Google Maps aus, inklusive dem eingekringelt, was interessant ist. Zu oft ist uns nämlich schon passiert, dass man dann Interessantes übersieht, weil Google über Handy ja auch nicht auf den ersten Blick alles preisgibt. Aber dieser Plan half uns jetzt auch nicht wirklich weiter – wir hatten die Entscheidung nach links oder rechts? Da es nach links den Eindruck hatte, es geht bergauf, und wir wollten ja nach oben, wählten wir links. Ich könnte diese Entscheidung jetzt auch übertiteln mit „Auf dem Entdeckerweg“ 😀
Aber es war definitiv eher ein Weg nach unserem Geschmack, wie ‚langweilig‘ auf einem klaren geschotterten Weg zu gehen. Schaut mal, meine ersten Eindrücke
auf dem Weg durch den Wald zu Schloss Stern in Prag
Ich hätte den kleinen Kerl da am Bach ja glatt übersehen, mein Mann hat ihn entdeckt. Das ist mit ein Grund, warum keine Touren bei uns auf dem Plan stehen, die von vorneweg schon viele Stunden dauern. Denn wir entdecken soviel auf unseren Wegen, bleiben soooo oft zum Fotografieren stehen – wir brauchen meist 1,5mal so lange wie andere 😀 😀
Keiner von uns beiden wusste, ob wir denn irgendwie auch nach links den Berg hochkommen, denn durch die Bäume sahen wir das Zackendach von Schloss Stern blitzen. Bis mein Mann einen breiteren Trampelpfad Richtung Schloss entdeckte. „Wir könnten doch …?“ DER Satz, der uns auf unseren Reisen begleitet. In Hamburg hat er an einem Tag in einen regelrechten Besichtigungsmarathon ausgeartet, wo meine Beine kurz davor waren, in den Streik zu treten. Der uns dadurch aber auch schon tolle Entdeckungen bescherte, denn die Überlegung endet meistens mit „Wir tun!“
In meinem Kopf waren vor dem Richtungswechsel noch einige Fragezeichen. Eins davon war: Meinst ich schaffe das da rauf? Es war schon ne gute Steigung die da vor uns lag, was mir aber mehr Bedenken machte – es ging hinter mir nach unten. Nach meinen kleinen Schlaganfällen war eines von mehreren Überbleibsel, dass ich mit Höhe (die vorher kein Thema war und für andere ein Klacks ist) ein Problem habe. Aber geht nicht, ist für mich auch keine Option. Zumal ich solche Wege wirklich mehr bevorzuge, als langweilig. „Wir lassen uns Zeit“ – ich liebe meinen Mann (nicht nur dafür), dass er genauso mit mir am Berg anhält, obwohl man gerade so schön im Schwung ist. Dass er mir wortlos die Hand gibt, wenn ich das Gefühl habe, ich brauche sie. Und vor allem, dass er mich kennt und weiß, dass mich dann oben, wenn ich es geschafft habe, ein unheimliches Glücksgefühl überkommt. ER weiß ganz genau, was er mir zutrauen kann und was nicht.
Ihr könnt es euch nun bildlich vorstellen, denn ich kam nicht dazu von diesem ‚Hang‘ Fotos zu machen – Inge, als kleine Bergziege auf dem Weg nach oben. 🙈😂 (Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Und das kann ich ganz gut auch über mich selber.) Um es abzukürzen, nachdem wir an der Mauer, die das Schloss umgibt ankamen, mündete der Weg in den normalen Waldweg nach oben 😀
Geschafft! Wir sind oben angekommen 🙂
Der Blick auf den Schlosspark vor Schloss Stern in Prag
wird frei.
Bevor mein Blick Richtung Schloss geht, gibt es
ein bisschen Baugeschichte zu Schloss Stern (Letohrádek Hvězda) in Prag-Liboc
die im Jahr 1530 mit Kaiser Ferdinand I. beginnt. Er hat einen weitläufigen Park als Wildgehege anlegen lassen und ihn durch eine Mauer rundum geschützt. So konnte ihm das umgesiedelte Wild nicht abhauen, und ganz bequem konnte die Jagdgesellschaft jagen ‚gehen‘ Später noch mehr zum Wildgehege. Sein Sohn, der Erzherzog Ferdinand von Tirol (und auch aus dem Hause Habsburg) hatte mit Jagen aber nichts am Hut. Der zweite Sohn des Kaisers war eher der Kunst und Philosophie zugetan. Im Schwäbischen würden wir sagen ‚Ond a Dommerle war er au net‘ – heißt er war sehr gebildet und konnte sich in mehreren Fremdsprachen verständigen.
Die einen werden vielleicht seine Idee als spinnernd abgetan haben, aber man hat nunmal die herzoglichen Pläne ernst zu nehmen und tunlichst zu versuchen sie umzusetzen. Denn Erzherzog Ferdinand schwebte ein Schloss vor, dessen Aussehen das Universum und alchemistischen Grundelemente widerspiegelt. Selber gestaltete er die Entwürfe zu seinem Schloss Stern, das den Grundriß eines sechszackigen Sterns bekam. Ob sich da jetzt einige Architekten die Zähne dran ausbissen, oder ob es Gemeinschaftsarbeiten waren? Keine Ahnung, auf jedenfall haben ab 1555 in einem Jahr mehrere Architekten dazu beigetragen, dass seine Vorstellungen erfüllt wurden. Nicht einmal das Jahr des Baubeginns war dem Zufall überlassen, sondern er hatte es genau berechnet. Und er wählte auch die Lage zur Prager Burg, die westlich von Schloss Stern steht, nicht einfach so. In dieser Richtung erscheint der erste Stern nach Sonnenuntergang – der Abendstern.
Als Alchemist war für ihn auch klar, die vier Elemente einzubeziehen: Erde, Wasser, Luft und Feuer. Auch bei der Innengestaltung legte er Wert darauf, dass weitere alchemistische Grundelemente, Götter und Planeten in den Stuckdecken gezeigt werden. Es sollen insgesamt 334 gestaltete Felder sein, die es so in Mitteleuropa nicht nochmal zu sehen gibt. Bis 1560 war man mit diesen Arbeiten beschäftigt. Kaiser wurde Ferdinand von Tirol nie, sein Bruder Maximilian II. folgte im Mai 1562 nach dem Tod des Vaters auf den Thron. Seinen Bruder Ferdinand behielt er aber bis 1567 als böhmischen Statthalter in Prag. Der Vater bestimmte aber, dass Ferdinand II. Herrscher über Tirol und die Vorlande wurde. Nachdem sich aber Ferdinand heimlich mit einer Bürgerlichen vermählt hatte, und aufgrund der Erbfolge fiel nach seinem Tod Tirol in andere Linien der Habsburger.
Hier bei Schloss Stern könnte man sagen ‚Wenn Zacken reden könnten‘, dann würden sie von Verwüstung während des Dreißigjährigen Krieges reden. Zwar würden sie dann berichten, dass man sie wieder heile gemacht hat, aber direkt außerhalb der Mauern um den Wildpark ging es am 8. November 1620 in der ersten großen Schlacht im Dreißigjährigen Krieg, der ja seinen Anfang mit dem Zweiten Prager Fenstersturz aus dem Alten Königspalast genommen hat, so richtig zur Sache.
Die Schlacht am Weißen Berg (Bitva na Bílé hoře)
fand auf einer kahlen Anhöhe westlich von Schloss Stern statt. Der böhmische König wollte alle Länder der Böhmischen Krone Rekatholisieren, was den böhmischen protestantischen Ständen richtig sauer aufstieß. Die Kaiserlichen Truppen zogen Richtung böhmisches Heer und trafen beim Weißen Berg aufeinander. Da attackierten aber auch noch die Spanier und Wallonen, und Teile des böhmischen Heeres nahmen die Füße untern Arm und flüchteten. Der Rest kämpfte verbissen, hatte aber keine Chance und floh Richtung Prag. König Friedrich V., als Anführer der Böhmischen versuchte noch seine Truppen zu verstärken, als er erfuhr, dass alles zu spät ist. Am nächsten Tag floh er aus Prag um einer Auslieferung zu entgehen. Anderen erging es nicht so glimpflich, über zwanzig Anführer und Unterstützer der böhmischen Truppen wurden auf dem Altstädter Ring exekutiert.
Der Weg war damit in Österreich und in den böhmischen Ländern frei für eine Rekatholisierung und der Herrschaftsform einer Monarchie. 1627 erließ der Kaiser eine neue Landesordnung nach der die böhmischen Stände gar nichts mehr zu melden hatten. Die Folge war, dass Tausende böhmische Protestanten flohen. Und mit Kaiser Joseph II. wurde es ja auch nicht besser. Schloss Stern hatte auch in der Folgezeit schwer zu leiden, und unter seiner Regentschaft wurde es sogar als Pulvermagazin benutzt.
So, genug mit Geschichte, wobei ich finde, dass es hochinteressant ist, sich da reinzulesen – es gibt einen
Blick auf Schloss Stern in Prag
bei dem wir allerdings vor verschlossenen Toren standen. Nein, ich hatte es tatsächlich noch nicht drauf, auch nicht, nachdem wir am Vortrag schon beim Kloster Emmaus in der Prager Neustadt vor verschlossenen Türen standen, nach den jeweiligen Öffnungszeiten zu googlen. Ihr ahnt es? Ausgerechnet an unserem Besuchertag, Montag, ist das Schloss geschlossen. Das Schloss kam also für die Innenbesichtigung auf unseren „Wenn wir noch Zeit haben-Zettel“, und wir begnügten uns mit dem was uns zur Verfügung stand 😉
Vor Schloss Stern hat eine hussitische Kämpferin seit 1959 einen Platz bekommen. Noch lange vor der Schlacht am Weißen Berg, kämpften die Hussiten gegen die römisch-katholische Kirche, die der jeweilige Kaiser vertritt. Nachdem Jan Hus 1415 nach dem Konstanzer Konzil den Feuertod fand, wurde die Bewegung sogar noch stärker und mündete in verschiedene Hussitenkriegen. Schlussendlich konnten sich diese Bewegung jedoch nicht durchsetzen. Nachdem ihnen zwar 1512 die gleichen Rechte wie den Katholiken zugestanden wurden, näherten sie sich dann aber im Lauf des 16. Jahrhunderts, und vor allem nach der Niederlage bei der Schlacht am Weißen Berg, den Lutheranern an.
Wir entschieden uns,
die Allee bei Schloss Stern in Prag-Liboc
entlang zu gehen. Noch ein letzter Blick zurück zum kleinen Sternen-Schloss, das immer kleiner wurde. Im ersten Moment kam mir bei der Allee der Vergleich mit Schloss Herrenchiemsee. Ja, das im Chiemsee, das König Ludwig XIV., der Sonnenkönig hat erbauen lassen. Auch auf dieses Prachtschloss (das in keinster Weise mit dem kleinen Schloss Stern zu vergleichen ist) läuft vom Chiemsee so eine wunderschöne Prachtallee zu.
Gärtner waren an diesem Tag fleißig dabei, den Park und die Allee zu pflegen, und ihm doch den Anschein zu geben, alles darf so wachsen wie es möchte. Was ich an Prag (neben vielem anderen) so liebe – diese Stadt ist sehr sauber. Ich habe bei allen unseren Ausflügen in diesen vier Wochen keinen Müll auf der Straße oder der Metro gesehen, oder irgendwo in einem Park.
Ganz viele Parkbänke laden in der Allee zum verweilen ein …
Ich wunderte mich ja schon geraume Zeit über einige Kinderwagen schiebende Mamas – sind die alle den Berg hoch? Mitnichten!
In den Park von Schloss Stern führen vier Tore, dieses, auf das wir gerade zulaufen, ist das Haupttor direkt gegen über dem Schloss.
DAS wäre eurer Tor, wenn ihr mit der Straßenbahn von der Stadt heraufkommt. Denn bei unseren weiteren Fahrten in die Stadt, sind wir mehrmals an diesem Tor vorbeigefahren. Und damit auch die Erkenntnis, wir, bzw. ich hätte mich ja gar nicht den Berg hochplagen müssen! Wir haben ob dieser Erkenntnis bei der ersten Fahrt vorbei, noch im Bus herzhaft gelacht. Trotzdem wollte ich die ‚Bergerfahrung‘ nicht missen, sie bringt mich ja schließlich immer ein Stück weiter voran. Aber fest stand dann auch, der weitere Besuch wird sehr bequem bei der Anfahrt werden 😀
Das Wildgehege Stern (Obora Hvězda) bei Schloss Stern in Prag-Liboc
ist ein Erholungsgebiet, das für jeden etwas bietet. Ruhe und Erholung, für die Jogger eine gute Runde um das Schloss und für Kinder gibt es einen herrlichen großen Spielplatz. 86,5 ha Fläche hat das Wildgehege und es geht bis 370 Meter üM. rauf. Ich dachte ja schon immer, unsere Ferienwohnung liegt schon auf der Höhe, aber da ging es ja nochmal ein Stück rauf zum Schloss und Park (das wir am Schluss auch wieder runter durften).
Nicht weit von dem großflächigen Wildpark entfernt liegt Kloster Breunau (Břevnov), dem dieses Grundstück gehörte. 1534 ließ Kaiser Ferdinand I. der zu dieser Zeit aber noch nicht Kaiser, sondern seit 1531 römisch-deutscher König war, dieses große Gelände als Wildpark für seine Jagdgesellschaften anlegen. Komplett wurde das gesamte Gelände mit einer Mauer umfasst. Eigentlich logisch, denn sonst wären ihm ja die nach hierher umgesiedelten Tiere ausgebüxt. Die Vita des Bruders von Karl V. ist sehr umfangreich, aber in den Bann gezogen hat sie mich bereits beim Besuch des Königsgartens auf der Prager Burg. Dort hat er für seine Frau, der Kaiserin Anna, ein Lustschlösschen erbauen lassen. Durch Anna, mit der 25 Jahre verheiratet war, erbte er quasi den böhmischen Thron. 1564 starb er, 61-jährig in Wien und fand seine letzte Ruhestätte im Veitsdom, Seite an Seite mit seiner Frau. Diese Grabstätte im Veitsdom könnt ihr nicht übersehen, sie ist vor dem Hochaltar.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, denn ähnlich wie sein Sohn, Erzherzog Ferdinand von Tirol, hatte auch der Vater Interesse an Kunst. Jäger und Sammler, im wahrsten Sinn des Wortes, sammelte er Borstenvieh und kuriose Kunstschätze. Aber nicht nur das, er liebte auch die Musik und hatte eine große Hofkapelle. So, damit aber genug, wenn ihr noch mehr über ihn erfahren möchtet, dann klickt HIER.
Wir biegen ab in den westlichen Teil, den
Wald im Wildgehege Stern in Prag-Liboc
der so, wie man ihn heute sehen kann, 1797 gestaltet wurde. Insgesamt gibt es neben der Hauptallee zum Schloss noch zwei weitere Baumalleen. 2001 hat man Tausende neue Baume angepflanzt, und die ergänzt, die sich dort oben nicht so wohl fühlten. Nicht nur das kleine Schloss Stern, auch das Wildgehege wurde 1962 als Volkskulturdenkmal eingetragen.
Wenn’s mal wieder länger dauert, dann entdecken wir etwas. So wie z.B. diesen Baum, den ein Blitzeinschlag getroffen hat.
Man sieht den Bäumen und dem Wald an, hier dürfen sie sein wie sie wollen.
Spontan kommt mir die Geschichte von dem Baum, der nicht wachsen durfte wie er wollte in den Sinn. Ganz klein wurde er von seinen Zieheltern, einem Gärtner und seiner Frau gepflanzt. Als er voller Freude wuchs, und sich ungestüm nach links ausbreitete, stutzte ihn der Gärtner zurecht. Er sollte gefälligst gerade wachsen. Der kleine Baum war aber voller unbändiger Lebensfreude und brach nach rechts aus, was ihm aber wieder einen Zurechtschnitt mit der Schere einbrachte. So ging das lange Zeit. Immer wurde er in Form gestutzt. Bis der Baum erkannte, ich darf nicht so wachsen wie ich will und immer trauriger wurde. Ein kleines Mädchen erkannte die Traurigkeit des Baumes und gab ihm seine Lebensfreude wieder zurück. Wenn ihr in der Geschichte, wie es dem Baum ergangen ist, eine Ähnlichkeit mit uns Menschen findet, dann seid ihr gar nicht so verkehrt. Auch Menschen dürfen sich oft nicht so entfalten, sein und wachsen wie es sich viele wünschen.
Ich kann ja allgemeines Geschmiere an Wänden, Treppen oder alles was man findet, so überhaupt nicht abhaben. Aber bei diesem Blick nach rechts zur Mauer, musste ich dann doch schmunzeln.
Das Mädchen mit dem Luftballon im Wildpark von Schloss Stern
finde ich mal eine richtig tolle Idee, das triste grau der Mauer aufzuhellen. Da hat sich aber jemand wirklich Mühe gegeben, das Werk von Banksy nachzumalen.
Mit offenen Blicken, könntet ihr auch ihm begegenen, dem
böhmische Hussitenhauptmann Jan Roháč von Dauba im Wildpark von Schloss Stern
Er stammt aus einem verarmten böhmischen Adel und kämpfte in den Hussitenkriegen mit dem bedeutendsten Heeresführer Seite an Seite. Vielleicht konnte er sich aber auch einfach nicht rausziehen, da er mit dem verschwägert war. Er und sein Onkel gingen mit Jan Hus auf dessen Reise nach Konstanz, wohin er mit Versprechungen von König Sigismund gelockt wurde. Schlussendlich wollte der König dann aber nichts mehr von seinen Versprechungen wissen, was Jan Hus nach dem Konstanzer Konzil 1415 den Tod auf dem Scheiterhaufen brachte.
Jan Roháč z Dubé wurde Hauptmann der Taboriten, und 1421 einer der Verwalter der Stadt Tábor. Diese Stadt war die Hochburg der hussitischen Bewegung, die sich ja gegenüber der Bevorzugung der Geistlichkeit gegenüber dem normalen Volk wehrte. Bei einem Kampf gegen die Truppen von König Sigismund wurde er 1437 gefangen genommen. Dass dies für Jan nicht gut ausging, war ihm und noch 53 Mitkämpfer klar. Sie wurden auf dem Altstädter Ring gehängt. Er soll, als er vor den Kaiser geführt wurde gerufen haben, dass man ihm lieber das Augenlicht nehmen soll, damit er diesen abscheulichen Selbstherrscher nicht ansehen müsse.
Standesgemäß soll seine Hinrichtung gewesen sein: er bekam den höchsten Galgen mit einer goldenen Kette. Gekleidet war er in Adelsrobe mit einem goldenen Gürtel. Ob er nun auf dem Steinsockel auch eine Adelsrobe mit goldenen Gürtel trägt? Man kann es nur erahnen.
Wenn’s dann doch mal wieder länger dauert als geplant 😀
Ach wir könnten doch ein Stündchen – aus dem wurden über 2,5 Stunden, bis wir wieder in unserer Ferienwohnung waren. Den letzten Metern bergab sind wir ausgewichen, als wir durch das Tor in der Mauer gewitscht sind. Mit Null Ahnung, wo wir da überhaupt rauskommen. Aber spätestens mit Blick auf die Kirche (die geschlossen war) wussten wir, dass wir nur noch wenige Meter zu unserer Wohnung hatten.
Wenn ihr jetzt im Bericht die Innenaufnahmen von Schloss Stern vermisst habt, die wir ja bei einem zweiten Besuch nachholen wollten – mit dem zweiten Besuch ist es nix geworden.
Auf der ‚Wiederholungsbesuchs-Liste‘ stand ja auch neben dem Schloss noch Kloster Emmaus, und noch ein paar Punkte. ABER, wir haben in den vier Wochen in Prag tatsächlich soooo viele andere Besichtigungspunkte gehabt, dass wir an die Bearbeitung dieser Liste nicht kamen. Ihr könnt euch ausrechnen, was da gesamt mit nur drei vollen Ruhetagen, herausgekommen ist. Und wir haben noch lange nicht alles in Prag gesehen.
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