Die Gärten von Schloss Troja (Zámek Troja) im Norden der Stadt Prag, im Stil des französischen Frühbarock gestaltet, gehören zu einem der schönsten Schlösser in Böhmen.

Vier Wochen in Prag – ganz klar, dass wir da auch außerhalb der bekanntesten Stadtteile Prags unterwegs sein wollen. Bei der Reisevorbereitung habe ich bereits das Schloss Troja, nördlich von Prag auf den Besichtigungszettel gesetzt; soll doch Schloss und Garten sehr sehenswert sein. Fridolin war nicht traurig darüber, dass er sein Quartier bei unserer Ferienwohnung nicht verlassen durfte. Zwar dauerte die Fahrt mit Bus und Metro rund 40 Minuten zum Schloss, aber die Zeit ging im Flug vorbei. Und den Weg kannten wir ja schon, am Vortag waren wir im Prager Zoo, der von der gleichen Buslinie ab der Metrostation Holešovice angefahren wird. Doch kaum jemand ging von der Bushaltestelle über die Straße hinüber zum Schloss, was mir ja recht sein sollte. Dann ist schon der Weg frei zum Fotografieren. Wer nicht so gerne mit den Öffis unterwegs ist, es gibt beim Schloss auch einen Parkplatz 🙂

Bereits auf dem Weg zur Nordseite des Schlosses, und mit Seitenblick auf den Schlossgarten, ahnte ich schon – es könnte mal wieder länger dauern heute. Glücklicherweise stand nur Schloss Troja auf unserem Besichtigungsplan, und das war auch gut so. Kommt mit zu

meinem Gang durch die Gärten von Schloss Troja (Zámek Troja) in Prag

Dass es mehrere Gärten sind, war mir beim ersten Blick noch nicht klar. Denn der gehörte erstmal dem

nördlicher Schlossgarten von Schloss Troja

Dort wo sich heute der Eingangsbereich ins Schloss befindet, war zu früher Zeit vermutlich der ‚Hintereingang‘ oder der Eingang für die Bediensteten. Denn die besiedelten das Erdgeschoss des Schlosses. Prächtiges Highlight zwischen Wirtschaftsgebäude und Pferdestall ist die kleine Freitreppe, die an höchster Stelle einen Blick auf die gegenüberliegenden Weinberge bietet. Und nicht nur auf die Weinberge, die heute zum Botanischen Garten von Prag gehören, sondern auch zu der kleinen Kapelle der Hl. Klara, die der Schlossherr nach der Namenspatronin seiner Gattin genannt hatte.

Rings um die Nordseite sind, ganz im barocken Stil, runde oder geometrische Buchshecken angelegt. Fast könnte man meinen, die Gärtner sind mit Lineal und kleinem Scherchen zugange, um sie alle auf gleiche Länge zu schneiden. 😉 Aber das ist eben in Herrschaftshäusern so üblich. Im Waldsteingarten (Wallensteingarten) auf der Prager Kleinseite sind die kleinen Hecken ebenfalls so akurat in Form gebracht. Ganz anders geht es da im Fürstenberg-Garten zu, der ebenfalls zu einem fürstlichen Palais in Prag gehört. Da geht es ein bisschen ‚wilder‘ zu 🙂

Während dieser Blicke hat aber etwas ganz anderes meine Aufmerksamkeit erregt ….

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Mein Mann konnte meinen Blicken folgen, spürte meine Begeisterung über das was ich sah …. und nach seinem Satz zu schließen, der dann folgte, war mir klar, dass diese Begeisterung wohl extrem einseitig war: „Die willst du jetzt aber nicht alle einzeln fotografieren!?!“ Denn er hat wohl bereits schon überblickt, dass ich da wirklich extrem lange zugange wäre.

In unserem Urlaub im Juni 2020 in Sachsen habe ich dort bei der ganzen Schlösserlandschaft, und vor allem auf Schloss Moritzburg, meine Liebe zu Figuren, Vasen, Putten und allem möglichem, was man da in den Garten stellen kann, entdeckt. Was bisher nur den Kirchen vorbehalten war, hat sich jetzt bei mir auch ins Freie verlagert. NEIN, glaubt jetzt nicht, dass ich mir sowas in den Garten (wenn ich denn einen hätte) oder auf den Balkon stellen würde. Auch steht in meiner Wohnung kein einziges Nippesfigürchen oder so was ähnliches. Mich fasziniert an den Statuen etc. einfach, wie sie gestaltet wurden, wie fein sie teilweise mit Figuren an den Terrakottavasen wie hier in Schloss Troja verziert sind.

Bei den vielen Statuen vor dem Wallfahrtsort Prager Loreto, und natürlich auch bei den Statuen auf der Karlsbrücke kann man deutlich erkennen, wie akurat die Bildhauer gearbeitet, und damit den Figuren ihren einzigartigen Ausdruck verliehen haben.

Naja, mein Mann kennt mich nun schon über die Jahre – nein, alle habe ich sie nicht fotografiert, aber doch ganz viele 😀 😀 Er ließ mich lächelnd gewähren, und fand sogar selber an der einen oder anderen Vase seinen Gefallen.

Die Terrakotta-Vasen in den Gärten von Schloss Troja in Prag

verleihen dem oberen Schlossgarten einen einzigartigen Charme, und haben sich weit außerhalb von Prag bekannt gemacht.

Meine Begeisterung könnt ihr eindeutig an den nachfolgenden Fotos sehen 🙂 Ihr seid halt nicht nur auf einem Reiseblog gelandet, sondern auch auf einem Fotoblog 😉

In den oberen Gärten ist alles fein symetrisch und gegengleich angelegt. Beide Seiten schmückt ein

Brunnen im oberen Garten von Schloss Troja in Prag

Mir bietet er natürlich wieder mit seinen Wasserspielen ein herrliches Motiv.

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Ein ganz ’normaler‘ Garten halt, könnte man bei den bisherigen Fotos denken. Aber passt auf, es kommt noch besser. Davor noch

ein bisschen Baugeschichte zu Schloss Troja in Prag

1679 war es, als sich der Bauherr, Graf Wenzel Adalbert von Sternberg, vermutlich in die Gunst von Kaiser Leopold I. stellen wollte. Er kann dazu ja nichts mehr sagen, aber so wie der Grund für den Bau von Schloss Troja überliefert ist, spricht viel dafür. Naja, eigentlich hatte er es ja mit seinen Ämtern nicht nötig, so zu hofieren. Immerhin war er höchster Landrichter und höchster Hofmarschall im Königreich Böhmen, dazu noch mit der höchsten Auszeichnung geschmückt, die ein Kaiser verleihen konnte, dem Orden vom Goldenen Vlies.

Eigentlich wollte der Graf dieses Schloss ja nur als seine Sommerresidenz haben. Aber eigentlich wollte er es auch Hoheit zur Verfügung stellen, wenn dieser mit seiner Gesellschaft im Hirschgraben in der Nähe der Prager Burg in seinem Wildpark unterwegs war. Denn dort gab es überhaupt keine Ruhemöglichkeiten. Und so baute der Graf von Sternberg eines der schönsten Barockschlösser des 17. Jahrhundert in ganz Böhmen. Damit der Bau flott voran ging, schließlich war er auch nicht mehr der Allerjüngste, ließ er in einer eigens dafür errichteten Ziegelei große Steine brennen.

Durch die heftige Pestepedemie, die 1679/80 auch in Prag um sich griff, verzögerte sich die geplante Fertigstellung. Bis zu seinem Lebensende 1708 konnte sich der Graf jedoch an seinem wirklichen Schmuckstück freuen. Der Kaiser war allerdings nicht so oft zu Gast, man spricht nur von ein- oder zweimal in der Anfangszeit.

Bei dem Schloßbau hat sich der Bauherr vom italienischen Stil inspirieren lassen. Dafür holte er sich zwei fähige Baumeister, die seine Wünsche umsetzen durften. Einer davon war die prachtvolle

Freitreppe auf der Südseite von Schloss Troja in Prag

Auweija, noch mehr Statuen. Meine ‚Emma‘ hatte richtig viel Arbeit heute. Aber wenn ihr die Fotos seht, menno, da kann ich nicht einfach vorbeilaufen. An dieser Freitreppe konnte früher auch keiner vorbei, denn von dort war der Haupteingang ins Schloss. Man muss sich vorstellen, dass die Besucher früher nur den Haupteingang von der Südseite hatten (dort ist heute der Parkplatz) und durch den ganzen Garten auf das Schloss zufahren durften.

Aufgrund seiner prachtvollen Ausstattung durfte sich die Sommerresidenz des Grafen dann auch Schloss nennen, obwohl es streng genommen, ja ’nur‘ ein Palais wäre. Ein Thema, das hier an der Treppe beginnt, zieht sich in dem prachtvollen Kaisersaal hinter der Eingangstüre fort. Der Schlossherr griff ein geschichtliches Thema auf, das sich kurz nach Baubeginn seines Schlosses vor Wien ereignete – das Osmanische Reich bedrohte die Christenheit. Die Türken wollten Wien erobern, was aber mit der Schlacht am Kahlenberg nicht gut für sie ausging. War da nicht schonmal so ein Kampf? Der Kampf um Troja? Der gab dem Schloss seinen Namen.

Graf von Sternberg holte sich für seine Außentreppe zwei Baumeister aus Dresden, die 1685 mit der ersten Figur den Reigen aus der griechischen Mythologie eröffneten. Tief im Inneren die „Schlacht der Giganten“. Wenn ihr über die Gestaltung der Freitreppe und ihren Figuren ausführlich lesen möchtet, dann geht auf meinen Beitrag zum Schloss Troja. Was übrigens gar nicht so verkehrt wäre, denn in diesem Bericht kommt ihr ins prachtvolle Schloss 😉

Über die Freitreppe geht es hinein

in Schloss Troja (Zámek Troja) in Prag

also damals zumindest, und der Bauherr huldigt im Kaisersaal der Habsburg-Dynastie und seinen Kaisern. Aber auch dem Geschehen Osmanisches Reich gegen die Christenheit. Sechs Jahre arbeiteten die Brüder Godyn an den illusionistischen Wand- und Deckenmalereien. 1.400 qm bemalte Fläche erzählen eine Geschichte und zeigen die Habsburger Herrscher. Ja, es ist zurecht das Schmuckstück des Schlosses, auch wenn es im Rundgang noch viele weitere Räume zu besichtigen gibt.

Es war unmöglich für mich, Schlossinneres und Garten in einen Bericht zu packen. Viel zu viel wäre das geworden. Schaut deshalb gerne in meinen ausführlichen Bericht zur Innenbesichtigung von Schloss Troja. Lust mache ich euch schonmal mit ein paar Fotos 🙂

Da der Graf in Nähe der Prager Burg kein Grundstück bekam, dachte er sich wohl – wenn nicht schon bei der Burg, dann will ich sie wenigstens immer im Blick haben. Das Gelände wurde für den Bau des Schlosses ja zwischen Moldau und den Felshängen aufgeschüttet, und die Gärtner mussten die Bäume des Gartens so zurechtstutzen, dass er direkt von der Freitreppe vor dem Kaisersaal hinüber auf die Prager Burg mit dem Veitsdom blicken konnte.

Gleichzeitig bot sich von der Treppe auch

der Blick in den unteren Garten von Schloss Troja

Auch da geht es, wie im oberen Gartenteil, sehr akurat zu. Geometrische Formen, Pflanzgruppen, Bäume – man sagt, der Garten wäre dem französischem Vorbild von Versailles nachempfunden.

Prachtvolles Gegenstück zur Freitreppe ist

der Brunnen im unteren Garten von Schloss Troja in Prag

der mit seinen Figuren und wasserspeienden Skulpturen für mich als ‚Wasserkind‘ natürlich ein Anziehungspunkt ist. Die Figuren sind allesamt nachrekonstruiert worden, so wie das Schloss teilweise ja auch. Mit dieser Arbeit wurde 1977 begonnen und war dann 1989 abgeschlossen. Dann durften auch die Steinfiguren ihren Platz am Wasser einnehmen.

Rings um den Brunnen laden Bänke und Blumeninseln zum Verweilen ein. Übrigens kann man die gesamten Gärten von Schloss Troja kostenfrei besuchen, nur für die Schlossbesichtigung ist ein kleiner Eintrittsbeitrag fällig. Wer also abseits vom Trubel in der Innenstadt (wo es natürlich auch sehr viele Parks und Grünflächen gibt) ein bisschen Ruhe haben will, der ist im nördlichen Vorort von Prag gut aufgehoben. An diesem Sonntag war kaum etwas los. Die meisten, die nach Troja strömten, wollten in den Prager Zoo, der gegenüber vom Schloss liegt.

Bevor wir unseren Rundgang im unteren Garten fortsetzen, gibt es noch

Blicke vom Garten auf Schloss Troja in Prag

Ja, da hat er wahrlich ein Schmuckstück bauen lassen. Es braucht keine weiteren Worte für diese Pracht ….

Zur Seite schließt sich ein großer weiterer Gartenteil an. Bevor wir den aber erreichen, kommt man an dieser Gruppe nicht vorbei –

„Das Urteil des Paris“ – Skulpturengruppe im Garten von Troja in Prag

Ja, da passt wirklich alles zusammen, was die Gestaltung und das Thema angeht. Und schließlich sagt man diesem Urteil nach, dass es zum Krieg um Toja geführt hat. Warum?

Alle Götter aus der griechischen Mythologie waren zu einer Hochzeit eingeladen – außer die „Göttin der Zwietracht“, Eris. Irgendwie ja verständlich, man wollte ja schließlich in Eintracht feiern. Die hat sich aber darüber so aufgeregt, dass sie unter die Hochzeitsgesellschaft einen goldenen Apfel warf, mit der Aufschrift „Für die Schönste“. Tja, und wer ist nun unter den schönen Göttinnen die Schönste? Aphrodite, Athene oder doch Hera? Der Apfel wurde zum Zankapfel, bei dem nur Zeus ein Machtwort sprechen konnte. Der zog sich aber derart geschickt aus der Affäre, dass er das Urteil dem Jüngling Paris überließ. Und der sollte doch bei rund 50 Geschwister was von ’schön‘ verstehen?

Man schickte also Hermes, den Götterboten, der die Göttinnen zu Paris bringen sollte, der als einfacher Hirtenjunge lebte. Jede der drei Schönheiten überboten sich gegenseitig mit ihrem Preis, wenn er sie als die Schönste wählte. Hera verspricht ihm, dass er die Herrschaft über die Welt bekommt. Athene verspricht ihm Weisheit und Aphrodite verspricht ihm, dass er die Liebe der schönsten Frau der Welt bekommt, Helena. Wow, Paris konnte nicht anders – Aphrodite gewann.

Pech nur, dass die schöne Helena bereits verheiratet war. Kurzerhand ließ sie sich im Einvernehmen von Paris nach Troja entführen. Wenn man einem Mann einfach so die Frau entführt – das kann nicht gut ausgehen. Und wenn zwei Göttinnen derart abgewiesen werden, ist das noch schlimmer. Der Trojanische Krieg war die Folge.

Wie ging es mit Paris und Helena weiter? Es gab kein dauerhaftes Happy-End. Denn Paris wurde von zwei Giftpfeilen getroffen, und die einzige, die das Gegengift dazu gehabt hätte, war seine Ex-Frau, die er wegen Helena verlassen hatte. Ihm helfen? Nein, Paris starb.

Frauen wurden dann zu dieser Zeit weitergereicht, und so ging Helena zunächst an Paris‘ Bruder. Nach der Niederlage von Troja warb jedoch Helenas erster Ehemann wieder um sie, und sie lebten beide in Freude und Eintracht wieder zusammen.

Wie bei vielen Geschichten, gibt es aber mehrere Versionen, so auch hier. Das war eine davon 😉

Von dieser Gruppe geht es geradewegs in den

Obstgarten von Schloss Troja in Prag

Find ich klasse, ein Nutzgarten bei aller Schloss-Schönheit. In diesem Bereich soll sich auch noch ein Labyrinth befinden. Da wir uns auch so schon in dem herrlichen Garten verloren haben, haben wir auf eine Begehung verzichtet 😀

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Dass man solch ein herrliches Anwesen rundum mit einer Mauer schützt, ist ja klar. Dass man aber an Teilen dieser Mauer noch etwas Schönes dran zaubert, ist für mich gekonnt. Und wenn man dann auch noch bei diesem Teil der schönen Mauer ein

Sommertheater im Garten von Schloss Troja in Prag

einrichtet, erfreut das mit Sicherheit alle. Von Sommertheater waren wir bei unserem Besuch weit entfernt, immerhin hatten wir schon fast Mitte Oktober. Aber die Wand war einfach schön …

Direkt an die geschmückte Wand, schließt sich

die Orangerie in den Gärten von Schloss Troja in Prag

an. Die Herrschaften da oben haben einen guten Überblick über das Geschehen im Garten.

Mit ein paar Impressionen verabschiede ich mich von den Gärten von Schloss Troja.
Solltet ihr in Prag sein und euch fragen: Lohnt sich der Weg hinaus in den nördlichen Stadtteil und zum Schloss?; dann bekommt ihr ein ganz klares JA von mir. Aber, das ist nur meine Meinung. Die Entscheidung könnt ihr nur selber, und vielleicht mit Unterstützung meiner Fotos, treffen. Dass ihr dort noch weit mehr sehen könnt, als ich euch hier gezeigt habe, ist auch sicher.

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