Die Wilde Šárka (Divoká Šárka) in Prag-Liboc (Prag 6) ist ein weitläufiges, vielfältiges und einzigartiges Naherholungsgebiet und Naturreservat, das man so am Rand einer Großstadt nicht vermutet.

Mein Herz hat schon vor Freude gehüpft, als ich nach Buchung unserer Ferienwohnung, und bei den ersten Recherchen von Ausflugszielen, festgestellt habe, wir sind ja gar nicht weit von der Wilden Šárka entfernt. Meine Nachforschungen haben auch ergeben, dass sich hier alles vereint, was uns an Landschaft gefällt. Denn wie ihr vielleicht in meinen Berichten schon gemerkt habt, ich ziehe eine naturbelassene Landschaft (auch mit Trampelpfaden) einer mit schönen, womöglich auch noch asphaltierten, Wegen vor. DA gehen wir hin, und das stand an einem Sonntag auf dem Plan.

Am Wochenende suchten wir uns bei unserem vierwöchigen Aufenthalt in Prag meist Ziele außerhalb den Hot Spots für Wochenendetouristen aus. Da mussten wir uns ganz sicher nicht auch noch druntermischen. Wie einige Tage zuvor bei Schloss Stern, kam es uns sehr gelegen, dass wir direkt von der Wohnung losmarschieren können. Wir haben uns kurzerhand aber dann doch für den Bus, der direkt vor der Wohnanlage hielt, entschieden. Denn in Prag können Straßen seeeehr lang sein. Und diese Entscheidung war auch gut so 😉

In ca. 20 Minuten seid ihr mit der S-Bahn von der Stadt am Rand dieses Naturreservats. Der Einstieg in diese herrliche Landschaft ist direkt bei der Hauptverbindung zum Prager Flughafen, an der Straße Evropská. Und ihr könnt ihn dann nicht übersehen, denn bei Mc Donalds gehts hinunter in die Natur. Mit geschärftem Auge erkennt ihr die Felsenlandschaft auch vom Aussichtsturm auf dem Berg Petřín.

Kommt mit zu meinem Spaziergang durch die Wilde Šárka (Divoká Šárka) in Prag-Liboc

die mal wieder mit der Frage begann – welcher Weg? Denn es könnten für uns noch so viele Wegweiser oder Tafeln stehen, wenn man sie nicht lesen kann, nützt das ja alles nichts. Mit ein bisschen Orientierung waren wir aber sicher, dass wir wieder zu unserem Ausgangspunkt zurück finden. Und da wir ja auch keine Wanderfreaks in dem Sinne sind, wollten wir es auch nicht übertreiben.

Wer aber will, der kann sich im Tal und auf den Höhen der Wilden Sarka so richtig den ganzen Tag austoben. Bedeutet aber für uns, wir haben noch lange nicht alles von dieser wildromantischen Landschaft gesehen. Wir haben uns einigen Menschen angeschlossen, die wie wir ein bisschen Natur wollten. Nach nur wenigen Schritten hatten wir dann dieses Bild vor uns –

die Felsformationen in der Wilden Šárka in Prag

Ich glaube, da braucht es keine weiteren Worte. Meine ‚Emma‘ hatte gut zu tun, um all diese Eindrücke einzufangen. Und spätestens jetzt wisst ihr mal wieder, dass ihr auf einem Reise- UND Fotoblog seid 😉

Geschafft! Wir haben die Anhöhe mit den Felsen erreicht.
Und ich kam (mal wieder) an meine Grenzen, die mir meine kleinen Schlaganfälle aufdiktieren. Auch wenn sie nun schon drei Jahre her sind, und ich vieles wieder machen kann (oder ich auf dem Weg dahin bin) was direkt danach undenkbar war, so sind mir halt doch ein paar Dinge geblieben. Ein großer Brocken, ja ich möchte fast sagen so groß wie die Felswände hier waren, ist Höhe und Tiefe. Gab es bei Schloss Stern bei der Abkürzung nach oben kein ‚geht nicht‘ – und habe ich beim Metro fahren anfangs richtig heftig geschluckt, als es auf der Rolltreppe weit in die Tiefe ging, und es dann doch immer wieder geübt, bis ich zuletzt kaum noch Probleme hatte – so blieb ich hier an einem sicheren Ort und in sicherer Entfernung zu den Felsen stehen.

Denn es ging stellenweise empfindlich weit in die Tiefe. Und da war nichts mit befestigt oder einer Schutzstange vor der Tiefe. Nein, da setzte ich mein Motto „Geht nicht, gibt’s nicht“ kurzerhand außer Kraft, denn da wollte ich gar nicht üben. Ich wollte es meinem Mann nicht antun, mich mitten in dieser Übung zu ‚retten‘. So eine Übung haben wir kurz nach Beginn des ganzen Schlamassels absolviert. Ich wollte auf dem Hochgrat im Allgäu noch ein bisschen ‚Bergziege‘ spielen und weiter auf den Berg. Bis ich feststellte, dass sich Höhe und Tiefe bei mir nicht mehr vertragen. Ich erspar euch die Erzählung wie ich die kurze Strecke wieder hinunter kam. 🙈🙈

Aber auch in sicherer Entfernung zum Abgrund sind die Blicke wunderschön ….

Was ich zu diesem Zeitpunkt, als ich dort oben die Landschaft genoß, nicht ahnte – zum Ende unserer vier Wochen in Prag fuhr Fridolin mutig durch die Schlucht. Na eigentlich ist ja ‚Lotte‘ (unser Navi) daran schuld. Vielleicht hat sie meine Gedanken geahnt (ich will quer über Land) und brachte uns von der nahegelegenen Burg Okor über die Wilde Sárka wieder zurück nach Prag. Die Fahrt war Klasse, bot mir aber keinerlei Möglichkeiten, auf die Schnelle Fridolin in seinem Schwung nach oben zu stoppen.

Während ich noch die letzten Blicke genieße, bevor es weitergeht,

ein bisschen zur Entstehung der Wilden Šárka (Divoká Šárka) in Prag 6

die nach Westen bis zum Flughafen von Prag reicht und im Osten mit ihren Ausläufern von der Moldau aufgehalten wird. Im 7. Jahrhundert wurde in dieser, bis dato Wildnis, eine slawische Festung aufgebaut. Hoch über dem Tal war das ein guter Platz. Im Mittelalter wurde dann weiter abgeholzt, damit eine landwirtschaftliche Nutzfläche entstehen konnte.

Wie die Wilde Šárka zu ihrem Namen gekommen sein soll

Eine Legende mutmaßt über den Namen des Felsentals, die sich nach dem  Tod der Libussa (Libuše) abgespielt haben soll. Nach Überlieferungen soll sie ja die Stammmutter der Přemysliden gewesen sein, die ab dem 9. Jahrhundert an der Macht in Böhmen waren. Die Legende erzählt von einem Krieg zwischen den Geschlechtern um die Herrschaft in Böhmen. Es wird von ‚aufmüpfigen‘ Mädchen berichtet, die sich nach dem Tod der Fürstin Libussa zusammengetan hatten. Emanzipiert würde man es heute nennen. Sie suchten sich ihre Männer selber aus (war ja zu dieser Zeit nicht üblich), sie trugen Männerkleidung und jagten in den Wäldern. Klar, dass so eine Truppe auch Anführerinnen haben musste. Vlasta war eine von ihnen. Und auf der Männerseite gab es wohl einen, den man richtig vorführen konnte, Citrad. Und genau das hatte Vlasta im Sinn, weil sie ihm nicht wohlgesonnen war. Mitgespielt hat Šárka, die den armen Kerl in einen Hinterhalt locken sollte.

Als Citrad, vom Fürsten losgeschickt um einen Streit zu schlichten, durch die Wälder der Šárka kam, hörte er das Weinen einer Frau. Šárka, sie war wohl die Schönste unter den Mädchen, lag da, an Händen und Füßen mit einem Seil gefesselt. Citrad erzählte sie, dass die Mädchen sie in einen Hinterhalt gelockt hätten. Hinterlistig bot sie den Männern Honigwein an und mit weiblichem Charme erreichte sie, dass Citrad auf dem Waldhorn blas. Zeichen für Vlasta, die Männertruppe anzugreifen. Alle Männer, außer Citrad, sollen sofort ermordert worden sein. Für Citrad und auch für den Fürsten hatten sie sich eine andere Qual ausgedacht. Vor den Augen des Fürsten wurde der Mann zu Tode gefoltert.

Šárka muss nach dieser Tat aber dann wohl gehörig das Gewissen gedrückt haben. Sie sprang vom höchsten Berg im Tal in den Tod, der seitdem Mädchensprung genannt wird.

Schluss mit Lustig war für die Männer dann aber wohl, als die Mädchen sich eine eigene Burg errichteten. Auch sie errichteten eine Burg und es kam zum Krieg zwischen Männlein und Weiblein. Cosmas von Prag, der bedeutendste böhmische Chronist, berichtet, dass irgendwann dann doch wohl Frieden geschlossen worden wäre, und ein dreitägiges Fest der Friedensschluss war. Dann sich aber in der ersten Nacht jeder Mann eine Frau entführt hätte und die Frauen seitdem unter der Vorherrschaft der Männer wären.

Ob das jetzt nun alles so gewesen ist oder nicht? Es ist ja eine Legende – aber sie gab dem nationalen Kulturdenkmal wohl den Namen.

Wir sind inzwischen von den Felsen hinüber zur

Hochebene im Šárka-Tal bei Prag

wo ich beim ersten Blick überrascht zu meinem Mann sagte: „Schau, das sieht fast genauso aus, wie bei uns auf dem Kalten Feld.“ Der Hornberg und weiter auf der Höhe das Kalte Feld ist DAS Naherholungsgebiet in meiner engen Heimat. Genauso wird es wohl für die Prager Bevölkerung die Šárka sein, wenn man dem Großstadtrummel entfliehen möchte.

Was mich an Prag u.a. auch richtig begeistert, dass überall solche Naturoasen geschaffen wurden. Zum einen auf den Anhöhen rings um die Stadt, aber auch mitten in der Stadt finden sich an allen Ecken kleinere oder größere Parks mit viel Grün.

Jetzt lasst einfach meine Fotos wirken, bei denen ihr auch seht, wie nah Wohngebiet und Natur hier zusammen sind.

 

Und wenn’s mal wieder länger dauert, dann bin ich mit ‚Emma‘ Natur einfangen …

Man kann es wirklich den ganzen Tag im diesem Naturreservat aushalten. Entweder unten im Tal am Bächlein, das angeblich auch wild sein soll, entlang oder hinauf (so wie wir) auf die Höhe.

Oder – und das gefällt natürlich einem Wasserkind wie mir – der größte Naturpark von Prag bietet die

Talsperre Džbán im Naturschutzgebiet Wilde Šárka in Prag

Wer es lieber gechillt haben möchte, ist in diesem Teil des Naturparks gut aufgehoben. Da ist nicht nur der große Stausee, mit einem herrlichen Weg herum, es gibt auch ein Naturfreibad, das mit dem Wasser des Sees gespeist wird. Da ist auch eine Abkühlung im Sommer gewährleistet. Ein Campingplatz hat dort auch seinen Platz gefunden.

Aber der Reihe nach – ich blieb natürlich lange an der Talsperre stehen. Fasziniert von dem Überlauf, der auf der anderen Seite den kleinen Bach speist, der dann anschließend ‚wild‘ durch das Šárka-Tal weiterfließen soll.

Friedlich teilen sich Mensch und Tier dieses Wasserparadies. Ich musste schon genau hinschauen, und meine Emma hat mir da Klarheit gebracht, bis ich die zwei Wasserskifahrer sah, die mittels einer Wasserskianlage unermüdlich über den See sind.

Irgendwann musste ich mich aber dann von den Blicken über den See losreißen. Mit einem letzten Blick übers Wasser, ging es über den Wald zurück zu unserem Ausgangspunkt, wo dann eine Kaffeepause unseren Ausflug in die Natur beschloss.

Wenn ihr mal in Prag seid, und euch so ein herrliches Paradies begeistert, dann seid ihr in der Wilden Sárka am Rand von Prag genau richtig.

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So kommt ihr zum Naturerholungsgebiet Wilde Šárka (Divoká Šárka) in Prag 6

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