Nur wenige Kilometer vom Flughafen von Prag liegt die Ruine eines prachtvollen Burgenbaus aus dem 14. Jahrhundert – die gotische Höhenburg Burg Okoř.

Nach dem eindrucksvollen und nachhaltigen Erlebnis unserer Ausflugsfahrt nach Kutná Hora, etwa 60 km östlich von Prag gelegen, wurden in meinem Geiste alle Fahrten, mit denen wir mit Fridolin durch Prag fahren müssten, vom Plan gestrichen. Selbst für den Zoobesuch und Besuch von Schloß Troja, nördlich von Prag wurde die Anfahrt per Auto umgeändert auf Metro und Bus. Unsere Wohnung lag in einem westlichen Vorort von Prag, eigentlich am letzten Zipfel, bevor es hinaus zum Flughafen geht. Was sich bei der Anreise als wirklich günstig herausgestellt hat, wurde bei der Rückfahrt von Kutná Hora zur (kleinen) Herausforderung – eine Stunde stop and go auf 25 km durch Prag. Müssen wir nicht nochmal haben, so war unser Fazit nach diesem Ausflugstag.

Aber ganz ehrlich, in Prag mit Auto unterwegs zu sein, ist absolut nicht notwendig. Selbst von unserem Vorort ging fast vor der Haustür im 10 Minuten-Takt der Bus zur nächsten S- oder Metro-Station. Dort haben wir keine fünf Minuten später den Anschluss in die Innenstadt bekommen. Und was sind schon in einem Urlaub 30 Minuten kurzweilige Fahrt? Vor allem kann man in Prag ja nun wirklich nicht über die Preise der Öffis meckern. Alles ü65 fährt gratis, und mein Mann, der diese Altersschwelle noch nicht erreicht hat, durfte für ein Monatsticket für alle Öffis 27 € über den Tresen schieben. Lichtbild ist allerdings für so eine Monatsfahrtkarte notwenig.

Beim Besuch der Burg Okoř mussten wir Fridolin aber dann doch von seinem Parkplatzschlaf aufwecken. Es ging über Landstraßen, auf der wir von der Wohnung nach nicht mal einem Kilometer waren, Richtung Hinterland. Ich liebe solche Fahrten, sieht man doch hier mehr vom Land, als wenn man über Autobahnen düst. Nach einigen Kilometern Fahrt hatte ich das Gefühl, hier ist irgendwie die Welt stehengeblieben. Dieses Gefühl hat sich noch mehr verstärkt, als wir unserem Ziel immer näher kamen. Kommt mit zu

meiner Besichtigung von Burg Okoř bei Prag

Als Fridolin im gleichnamigen Ort Okoř Richtung Parkplatz abbog, fiel die Auswahl des Parkplatzes für ihn nicht schwer. Um genauer zu sein – der riesengroße Parkplatz war leer. Kein weiteres Auto weit und breit. Naja, vielleicht war es ja nicht das Prio A-Ziel eines Pragurlaubers. Und nicht jeder kann für vier Wochen am Stück, so wie wir, die Stadt entdecken und dann auch solche über Land-Ausflüge unternehmen. Aber – nach unseren Erfahrungen von verschlossenen Türen war ich mir absolut nicht sicher, ob wir jetzt nur einen Blick auf die Ruine ergattern können, oder ob die Burgruine zur Besichtigung geöffnet ist. Schließlich haben wir bereits Ende Oktober, wo manche Besichtigungsobjekte sich bereits in den Winterschlaf verabschieden. Nicht weit vom Parkplatz gibt es die ersten

Blicke auf die Burg Okoř in Mittelböhmen

Wow, DAS ist mal eine Burg, bzw. besser gesagt, die Reste davon. Schaut mal …

burg okor in mittelboehmen 1756
burg okor in mittelboehmen 1752

Der riesengroße Wiesenplatz unterhalb der Burgruine, und Teile einer Kirmes lassen erahnen, dass hier im Sommer so richtig was los sein kann. Da ist es dann mit der ruhigen Idylle, die an diesem Vormittag am Weg zur Burg  herrscht, wohl vorbei. Entlang am Dorfbach führt der Weg, und ich kann es halt mal wieder nicht lassen 😀 – Inge und Wasser, eine Verbindung die verspricht, es geht evtl. langsamer voran. Und wenn dann auch noch die Enten mitten in ihrer Vormittagstoilette sind, dann sowieso. Die schönsten Tierfotos lassen in solchen Momenten einfangen, man muss nur ein bisschen Geduld mitbringen. Und mein Mann hat die zum Glück und lässt mich gewähren, selber auch auf der Suche nach tollen Motiven.

Der Weg zur Burg Okoř

lässt schon die Ausmaße dieser Höhenburg erahnen. Von kleiner Burg kann hier nicht die Rede sein. Man kommt sich da unten auf dem Weg schon ziemlich klein vor.

Als wir auf dem Platz vor dem Burgtor angekommen, hat sich der Eindruck von ‚menschenleer‘ vom Parkplatz weiter verstärkt. Weit und breit waren wir die einzigen Personen. Allein von der Größe dieses Bereiches und mit dem Blick auf die kleine Gaststätte kann man aber ahnen, dass hier in anderen Zeiten mächtig was los sein kann.

Im ersten Moment als meine Augen ringsum die Lage erfasst hatten, hab ich bereits abgeschrieben, dass man weiter als bis hierher kommen würde. Also dann wars eben eine kleine Fahrt über Land, und immerhin der

Blick von unten auf die Burg Okoř

Man lernt bei diesen Reisezeiten schon dafür dankbar zu sein. Denn in unserem Reiseverhalten gibt es selten eine Reise in der Hauptsaison. Zum einen finde ich, dass wir diese Ferienreisezeiten Familien mit Kindern überlassen, zum anderen ist mir dann auch ehrlich gesagt oft zuviel los (und zu warm). Wenn ich ewig warten muss, bis ich ein Objekt ohne ’schmückendes Beiwerk‘ in Form von Menschen ablichten kann, ist das auch nicht prickelnd. Dann sind wir lieber im Frühjahr, Herbst oder sogar im Winter unterwegs. Auch mit der Option, dass nicht mehr alles zur Besichtigung geöffnet ist. Aber schaut mal, das ist von hier unten schon ein toller Blick auf die Burgruine.

burg okor bei prag 2118
burg okor bei prag 1782
burg okor bei prag 0169

Ohne Hast und Eile, das hat sich dem Fall ausgezahlt. Denn während ich noch als ‚Hans-guck-in-die-Luf‘ dastand, kam bei einer Dame geschäftiges Tun auf. Ein kleiner Verkaufsstand wurde aufgebaut. Mit Blick auf ihre Auslagen stellten wir fest – hier gibt es ja Eintrittskarten in das Innere der Burg. Ich konnte meiner Freude darüber, der Dame beim Kartenkauf nur mein freudigstes Lächeln schenken, bin ich doch der Tschechischen Sprache nicht mächtig, und sie konnte kein Englisch.

Wie ein Sesam öffne dich, ging das Burgtor auf und wir konnten allein

auf Erkundungstour in der Burg Okoř bei Prag

gehen. Und wo fällt dann mein Blick als erstes hin, als ich zur Ruine hochschaute? 🤦‍♀️ Menno Inge, auch Burgbewohner im Mittelalter brauchten einen Platz für ihr dringendes Bedürfnis. Was mich da aber ins Nachdenken kommen ließ – wenn ich den Weg des Falls von oben mit den Augen abgehe, dann kommt da unten ein Felsvorsprung. Die zweite Frage die mir in den Kopf schoss, das muss früher auch der Zugang zum Burghof gewesen sein, da bekam vermutlich jeder Besuch schon ein G’schmäckle. 🤔😱

Bei Burg Karlstein ging die Burg-Toilette wenigstens Richtung Abhang. Und so vornehm war es im Mittelalter noch nicht, dass man ein ausgeklügeltes Plumps-Toilettensystem wie auf Schloss Neuenburg (Sachsen-Anhalt) einbauen konnte, das erste seiner Art.

Unweigerlich kommen hier bei mir Kindheitserinnerungen hoch – meine Großeltern mütterlicherseits lebten auf einem Bauernhof, zusammen mit meinem Onkel und dessen Familie, ein Mehrgenerationenhaus. Meist an einem Sonntag ging die Fahrt über Land zum Familienbesuch, wir Kinder mit dabei. Damals gab es noch keine Wahlmöglichkeit. Der Gang zur Stube führte direkt am stillen Örtchen vorbei – sehr lange Zeit ein Plumpsklo. Nur dass die Aktion nicht im Freien aufkam. Bei der Duftverteilung war das aber eher noch ….. 🥵

Auch wenn die Toilette nachträglich zu Schauzwecken angemauert wurde, und auch wenn sie nicht mehr in Benutzung ist …. rrriiiiiiing, ich muss dieses Bild jetzt mit

ein bisschen Geschichte zur Burg Okoř bei Prag

verdrängen. Die Zeitreise zurück geht bis ins 4. Jahrtausend, als sich hier im Okoř-Tal bereits Menschen ansiedelten. 1227 ist in einer Urkunde überliefert, dass der gleichnamige Ort Okoř von König König Přemysl Otakar I. zu einem Teil des Klosters St. Georg gemacht wurde. Das Kloster liegt in der Prager Burg, direkt am Königspalast und Veitsdom. Ob es zu dieser Zeit schon eine Burg in dem kleinen Dorf gegeben hat? Die einen sagen so, die anderen berichten, dass der Altstädter Ratsherr František Rokycanský Mitte des 13. Jahrhunderts den Flecken auf dem Land entdeckt hatte. Wohnte er bisher in einer Stadtwohnung, zog es ihn hinaus aufs Land, und er übernahm entweder die schon vorhandene Burg, oder ließ sie 1359 erbauen. An Geld hat es dem Herrn nicht gemangelt. 50 Jahre genoß die Familie das Landleben auf der Burg, und doch nahe der Stadt Prag.

Der jüngste Sohn, dann als Besitzer, begann das „Ringlein-Spiel“ der Burg Okoř. Er verkaufte sie an einen königlichen Beamten, denn der Geldsäckel musste da schon gut gefüllt sein, wenn man solch ein Objekt erwirbt. Aber die Burg wanderte weiter und weiter. Wir sind jetzt im Jahr 1421 angekommen, und in der Zeit, als nach dem gewaltsamen Tod von Jan Hus seine Anhänger aufbegehrten. Die Folge waren die Hussitenkriege, die ihren Anfang mit dem Ersten Fenstersturz aus dem Neustädter Rathaus nahmen. Ja, in Prag sollte man sich etwas mit Fenstern vorsehen. Insgesamt flogen viermal Herren aus den Fenstern. Jedenfalls wurde Truppen erlaubt, die Burg Okoř als Aufenthaltsort zu nutzen. Nachdem die ganzen Auseinandersetzungen vorbei waren, holte sich der letzte Besitzer die Burg wieder in seine Hände.

Doch eine solche Burg muss gepflegt und instandgehalten werden. Und die kam jetzt in die Hände von König Georg von Podiebrad. Ist halt immer schön, wenn man durch Erbschaften seinen Besitz noch vergrößern kann. Vergrößert hat der König dann auch die Burg. Die weiteren Besitzerwechsel erspar ich euch an dieser Stelle. Aber die Burg wurde in dieser Zeit zu einem herrlichen Renaissanceschloss.

Das Ringlein Schloss/Burg wanderte jedoch weiter und kam irgendwann in den Besitz eines der Opfer des Zweiten Prager Fenstersturzes aus der Böhmischen Kanzlei im Königspalast. Der musste zwar außer Landes fliehen, der Dreißigjährige Krieg begann, kam aber nach der erfolgreichen Schlacht am Weißen Berg der katholischen Liga wieder zurück zu seinem Besitz. Die Pater des Jesuitenkollegs, die mit dem Clementinum in der Prager Altstadt, dem zweitgrößten Gebäudekomplex nach der Prager Burg, ihren Besitz hatten, richteten dann auf dem Schloss ein Wohnheim ein. Es wurde etwas nach ihren Bedürfnissen umgebaut, die großen Beschädigungen, die die Stätte aber während dem Dreißigjährigen Krieg erlitten hatte, überließ man ihrem Schicksal.

Dann kam er als Herrscher an die Macht, Joseph II., der in seinem Reformen kurzen Prozess mit Kirchen und Klöstern machte. Er ließ sie nämlich aufheben. 1773 traf dieses Schicksal dann auch den Jesuitenorden auf der Burg, nach der jetzt quasi ‚kein Hahn mehr krähte‘, sie verfiel. Der Burgverwalter macht man dann noch das Beste aus der Situation – er verkaufte Teile der Burg als Baumaterial. Und im 19. Jahrhundert schufen sich die Ärmsten der Armen in den Ruinen eine Unterkunft.

Da die großartige Burg aber nicht weiter so einfach ihrem Schicksal, dem Verfall, überlassen werden darf, der Eigentümer aber nicht die Mittel zum Erhalt hatte, das war dem neuen Besitzer, dem Staat, auch klar. Seit 1967 ist die Burguine Okoř in der Verwaltung des Mittelböhmischen Museums, die es mit viel Aufwand sicherte. Heute kümmert sich das Dorf Okoř um die Ruine, und hauchte ihr wieder Leben ein. Sei es mit Konzerten, Mittelalterturnieren oder auch mit Hochzeiten. Ja, man kann auf der Burgruine den Bund fürs Leben schließen, auch wenn das ursprüngliche Schloss/Burg nicht für die Ewigkeit war.

Kommt mit mir den Weg hoch in den

ersten Hof der Unterburg der Ruine Okoř bei Prag

in dem heute Veranstaltungen stattfinden. Früher war dieser Teil der Burg von Untertanen besiedelt. Denn das Land, das zur Burg gehörte musste bestellt werden, die Fuhrzeuge gewartet, die Pferde versorgt werden.

In diesem Bereich hatte die Schmiede ihren Platz und die ganzen Gerätschaften. Wichtigster Teil zur Bewohnung einer Burg war die Wasserversorgung. Die war hier auf der Burg gut mit einem Eisentor gesichert. Dahinter lag der 28 Meter tiefe Brunnen. Ich bin immer verwundert, wie die das damals so hinbekommen haben, immerhin ist da alles Fels.

Der Speisesaal von Burg Okoř

war der wichtigste, und vermutlich größte Raum der Burg und war im Barockstil gestaltet. Diese Zeiten sind lange vorbei.

Legt euch jetzt nicht fest auf den Begriff Schloss oder Burg, heute wird es eben als Burg bezeichnet.

speisesaal burg okor bei prag 1874
speisesaal burg okor bei prag 1877

Jetzt arbeite ich mich nach oben 😉 durch das Tor geht es in den

zweiten Hof des Obergeschosses von Burg Okoř

und damit steigt man auch in der Besiedelung dieses Bereiches auf. Er diente für die Dienerschaft als Wohnraum. Die Außentoilette gehört zu diesem Bereich.

Jetzt kommt endlich DAS Highlight der Burg, ihr habt es auf den Gesamtfotos bestimmt schon gesehen –

der Turm der Burg Okoř

An der höchsten Stelle der Burg wurde der Wohnturm erbaut. Ich hab keine Ahnung, wieeeeviele Meter der nach oben geht. Aber mit Blick nach oben – weit!

Anfang des 14. Jahrhundert ließ ihn der Besitzer František Rokycanský errichten. Auf fünf Stockwerken nach oben haben sich die Wohnräume des Burgherrn verteilt. Wenn ich mir vorstelle, wie oft man hier die Treppe rauf und runter ging? Wer da nicht gut zu Fuß war, der hatte mit Sicherheit ein Problem. Ganz oben im Turm hatte man den Weitblick und sah schon von weitem, wenn da einer nicht in friedlicher Absicht auf die Burg zukam. Diese Beobachtung war durchaus auch wichtig, lag die Burg Okoř am Handelsweg, der vom Erzgebirge über Slaný (nordwestlich von Prag) nach Prag, und umgekehrt, lag.

Die Kapelle im Turm der Burg Okoř

wurde vermutlich schon so um 1260 auf dem Felsenhügel errichtet. Ob sie zu der Zeit auch schon im Turm integriert war? Keine Ahnung. Möglicherweise wurde der Wohnturm dann Anfang des 14. Jahrhunderts auch auf die Kapelle gebaut.  Man sieht noch deutlich, wo über der Kapelle, die wunderbar an ihren Spitzfenster zu erkennen ist, der Boden eingezogen wurde.

Auch heute noch kann man an diesem geschichtsträchtigen Ort heiraten. Man muss halt davor, das Brautkleid hoch aufgerafft, die Stufen zur Kapelle hochsteigen.

Mein Blick auf die ehemaligen Wohnräume auf Burg Okoř bei Prag

lässt erahnen, wie groß die Burg zu damaliger Zeit gewesen sein muss. Toll bei dieser Besichtigung – die Front einmal von außen, und einmal von innen …

Da niemand mit der Stoppuhr hinter uns stand, und wir ganz alleine in der Burg waren, musste ich das natürlich noch für

Detailblicke in der Burg Okoř

ausnützen. Die Blicke aus den ‚Burgfenstern‘ (ohne Scheiben) aufs Umland, waren natürlich ein Muss.

Überrascht bin ich jedes Mal aufs Neue, dass Steinwüsten neues Leben nicht aufhalten können. Ich war schon auf den Klippen auf Ibiza von den gelben Blütenteppichen, die hoch überm Meer auf den Felsen erblühen, fasziniert. Schaut euch einfach mit mir noch ein bisschen im Burginneren um.

Ich liebe solch ‚Herumstreunen‘ in so einem Gemäuer. Solltet ihr in oder um Prag sein, habt ihr ein schönes Ziel außerhalb der Stadt. Es gibt natürlich auch Führungen durch die Burgruine.

Ob ihr bei so einer Führung über

das Schicksal der schönen Juliana

einer Tochter vom Ritter von Sukorád, erfahrt? Ich weiß es nicht. Mir gefiel sie so gut, dass ich sie euch gleich erzähle 🙂
Vor Urzeiten lebte dieser Ritter mit seiner Familie in Okoř. Viele Ritter suchten den Weg dorthin um neben den Turnieren auch einen Blick und vielleicht sogar das Herz seiner Tochter zu bekommen. Aber Juliana lehnte alle Werbeversuche ab, was ihren Vater fast in die Verzweiflung trieb.

Ja, Juliana war vielleicht etwas anders als andere Rittertöchter. Sie liebte es mit ihrem Pferd auszureiten, Luxus, schöne Kleider und Feste waren ihr aber nicht wichtig. Ihre Ausritte hatten ein bestimmtes Ziel, eine Mühle in der Nähe ihrer Burg, in der ein junger Müller sich über die Ankunft des Mädchens freute. Doch auch voller Traurigkeit, denn er hatte außer seiner Mühle nichts vorzuweisen – keinen Ritterstand, kein Wappen, geschweige denn eine Burg. Aber die beiden liebten sich. Ihr Vater fragte sich währenddessen, warum seine Tochter alle Werbungen der Freier ablehnte und ließ sie beobachten. Als er das Ziel ihrer Ausritte erfuhr, ließ er sie voller Zorn ins Gefängnis stecken. Dort wird ihr hoffentlich die Liebe zu dem Müller ausgetrieben werden, so dachte der Vater. Aber da er hat er die Liebe des Müllers zu seiner Tochter unterschätzt.

Als der herausgefunden hatte, wo seine geliebte Juliana gefangen gehalten wird, schmiedete er mit ihr durch die Gitterfenster einen Plan. Dieser Plan ging auf, der Müller konnte seine Liebe befreien und mit ihr fortreiten. Als sie sich bei einer Rast schon in Sicherheit wähnten, hörten sie die Hufe eines Pferdes. Sie wurden verraten und Julianas Vater stand vor ihnen – wutentbrannt erschoß er erst seine Tochter, dann den Müller. Beide wurden dort an dieser Stelle begraben, und jeder, der an ihrem Denkmal vorbeikam, wurde an ihr Schicksal erinnert. Julianas Vater quälte aber über seine Tat derart die Reue, dass er seine Burg verließ, und neben der Grabstätte in einer Einsiedelei bis zum Ende seiner Tage lebte.

eine Sage (Verfasser mir nicht bekannt)

Langsam sind wir den Weg zum Eingang wieder zurück. Ich liebe diese Jahreszeit, der Herbst färbt die Blätter so schön bunt. Und wir waren immer noch ganz allein unterwegs. Die Gaststätte war immer noch geschlossen, die nette Dame wartete auf weitere Besucher, ob da sich am Nachmittag noch welche nach Okoř verirren?

Wir hatten an diesem Tag nichts weiter vor. Unser Langzeiturlaub in Prag geht dem Ende zu, unsere Hauptbesichtigungsziele sind ‚abgearbeitet‘

So sind wir in aller Ruhe noch

durch den kleinen Ort Okoř in Mittelböhmen

geschlendert. Ich hatte tatsächlich das Gefühl, das Leben steht hier komplett still. Niemand war zu sehen – nur Ruhe und Stille. Ich mag mir aber nicht vorstellen, wie es in dem Ort zugeht, wenn eine Ritterveranstaltung auf dem Programm steht. Vermutlich ähnlich quirlig wie in Karlstein, wo bei unserem Besuch auf der Burg Karlstein (am Tag unserer Anreise) ein Dorffest stattfand.

Nach unserem kleinen Rundgang wurde Fridolin von seinem langweiligen Dasein auf dem immer noch leeren Parkplatz erlöst. Quer durch das Šárka-Tal ging es den Berg hoch Richtung Prag.

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So kommt ihr zur Burg Okoř bei Prag

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