Kutná Hora – eine der schönsten Städte in Tschechien, ein Altstadtzentrum als UNESCO-Weltkulturerbe, der Dom der Hl. Barbara als außergewöhnlichster Kirchenbau und eine weltberühmte Knochenkirche – so lässt sich mit einem Satz die kleine Stadt ca. 60 km östlich von Prag ist zusammenfassen.

Ein Tag ist viel zu wenig um dieser Kleinstadt gerecht zu werden. Trotzdem haben wir uns für einen Tagesausflug auf den Weg von Prag nach Kuttenberg (Kutná Hora) gemacht. Hauptziele dieses Ausflugs waren der Dom der Hl. Barbara in Kutná Hora und die St. Bartholomäuskirche im wenig entfernten Kolín. Beide Kirchenbauten sind dem bedeutendsten Baumeister des Mittelalters zuzuschreiben, dem ich in Prag und Tschechien auf den Fersen war. Das aus gutem Grund, denn der Baumeister Peter Parler ist aus meiner Heimatstadt Schwäbisch Gmünd, und war mit der gesamten Baumeisterfamilie am Bau meiner Kindheitskirche, dem Hl.-Kreuz-Münster zugange. Aber nur solange, bis ihn Kaiser Karl IV. aus dem Schwabenland nach Prag geholt hat. Dort sollte er die Nachfolge des verstorbenen Dombaumeisters des Veitsdoms antreten. Klar, dass Peter Parler seine eigene Seite in meinem Reiseblog bekommen hat.

Nicht so ganz klar war mir am Ausflugsmorgen, wie das Verkehrsaufkommen rund um Prag ist. Auf der virtuellen Landkarte sieht das ja immer alles so easy aus – in wenigen Minuten waren wir von unserer Ferienwohnung am Rand von Prag, die uns im Oktober 2021 für vier Wochen aufgenommen hatte, auf der Umgehungsautobahn. Fast fassungslos sah ich aber die bestimmt 10 km lange Blechlawine, die sich im Stau auf Prag zubewegte. Im Geiste strich ich bereits diese Route für den Feierabendverkehr, nicht ahnend, dass wir es noch schlimmer erwischten. 🤦‍♀️

Jetzt kommt aber mit zu

meinem Bummel durch Kutná Hora (Kuttenberg)

den wir beim

Dom der Hl. Barbara in Kutná Hora

begonnen haben. Fridolin durfte sich in einer ruhigen Wohnsiedlung ausruhen, denn wir haben mit diesem Start quasi das Feld von hinten aufgerollt. Ist ja nichts Neues bei unseren Besichtigungen 😀 😀

Zurecht ist auch der Dom als UNESCO-Weltkulturerbe eingetragen. 1388 traf man in der Stadt die Entscheidung, sich Kirchenmäßig vom Zisterzienserkloster Sedlec zu lösen. Als damals zweitmächtigste Stadt kann man sich dann auch einen eigenen Kirchenbau leisten, der auch durch die Finanzierung reicher Bürger der Stadt realisiert werden konnte. Der Baubeginn fiel in die Zeit von Kaiser Karl IV., und wenn auch über den ersten Baumeister nichts eindeutiges überliefert ist – die ‚Handschrift‘ spricht für Peter Parler. Auch deshalb, weil in der zweiten Bauphase nachweislich sein Sohn Johann den Bau übernahm. Da ich mittlerweile ja in (fast) allen Kirchenbauten von Peter Parler war, ist sein Stil unverkennbar, auch im Dom der Hl. Barbara.

Es gäbe an der Stelle so viel über den Dom zu schreiben, vor allem was die einmalig schöne Innenausstattung betrifft. Ganz klar – der Dom hat seinen eigenen Bericht in meinem Reise- und Fotoblog bekommen. Einen Vorgeschmack bekommt ihr hier aber schonmal 🙂

Nur wenige Schritte neben dem Dom ist in einem unscheinbaren Bau

die Corpus-Christi-Kapelle (Fronleichnamskapelle) in Kutná Hora

Da die Domanlange auf einem Felsen über dem Fluss Vrchlice errichtet wurde, wurde die kleine Kapelle als zweigeschossige Friedhofskapelle am Hang angelegt. Wer zuerst da war, Dom oder Friedhofskapelle, darüber kann man nur spekulieren. Es wird berichtet, dass sich um die Kapelle ein Friedhof befand. Der untere Raum soll, ähnlich wie das Sedlic-Ossaarium oder das Beinhaus der St. Bartholomäus-Kirche in Kolín, ebenfalls für die Aufbewahrung der Gebeine gedient haben soll.

Da die Kapelle gegenüber dem Jesuitenkolleg lag, diente sie dem Orden auch als Oratorium. 1773 wurde die Kapelle dann mit dem Wechsel in Privatbesitz zweckentfremdet und wurde zum Lager und Werkstatt. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde sie dann überhaupt nicht mehr genutzt und verfiel zunehmend, so dass sie auf der Liste der gefährdesten Denkmäler der Welt landete. Zum Glück konnte die Kapelle gerettet werden und kann als hochgotische Kapelle wieder besichtigt werden.

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Das Jesuitenkolleg in Kutná Hora

ist nicht zu übersehen, wählt man den Weg in die Altstdt vom Dom aus. Wir haben das frühbarocke Gebäude nicht besichtigt. Die wehenden Fahnenreihe vor dem Gebäude haben signalisiert, dass eine Galerie die Besucher einlädt.

Aber damals, so um 1626 war das ganz anders. Da holte ein gläubiger Katholik den Jesuitenorden nach Kuttenberg. Giovanni Domenico Orsi de Orsin wurde einige Jahre später damit beauftragt den langgezogenen Gebäudekomplex zu erstellen. Dass die Front italienischen Stil aufweist, liegt an der Herkunft des gebürtigen Italieners, der in Prag für weitere wunderschöne Bauten verantwortlich zeichnet. So z.B. der Theologische Bibliothekarssaal von Kloster Strahov oder der zweitgrößte Baukomplex von Prag, das Clementinum.

Damit die Pater trockenen Fußes zur Messe in den Dom konnten, wurde ein überdachter, freischwebender Gang zum Dom eingerichtet. Den gibt es aber heute nicht mehr. Den Bau des Kollegs schaftte (so wie beim Dom) ein Baumeister allein nicht, Carlo Lurago (ebenfalls ein bekannter Name in Prag)  sorgte dafür, dass 1750 der Bau fertig wurde. Die Freude des Ordens mit dem Gebäude sollte aber nur so lange andauern, bis Kaiser Joseph II. als Regent das Sagen hatte. Er war ja für seine umfassenden Reformen bekannt.

Darunter nahm er sich auch das Recht heraus Kirchen oder Orden aufzulösen und die Gebäude zweckzuentfremden. Dieses Schicksal traf 1773 auch den Jesuitenorden, und fortan war das Kolleggebäude nicht mehr ihr Zuhause, sondern wurde als Kaserne zweckentfremdet. Fünf Jahre später wurde in einem Teil des Gebäudes ein Spital eingerichtet.

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Die Statuen-Galerie am Jesuitenkolleg in Kutná Hora

haben nicht rein zufällig eine Ähnlichkeit mit den Brückenheiligen auf der Karlsbrücke in Prag. Sie stehen schon gewollt so an der Ostseite des Jesuitenkollegs aufgereiht. Es war der Stadt zu damaliger Zeit nämlich ein großes Bedürfnis gegen Prag anzuklotzen. Ob sie aber je gedacht haben, dass sie wirklich gegen Prag ankommen? Man kann es ja versuchen, gell. Immerhin kamen sie ja schon beim Dom knapp an die Maße des Veitsdom ran. Und bei den zwölf Heiligen, die zum größten Teil Heiligen des Jesuitenordens darstellen, schaffte man immerhin (auch jetzt noch) einen wunderschönen Hingucker. Wer meine Berichte kennt, der weiß, dass ich da nicht einfach so vorbeilaufen kann 😉

Und ihr merkt mal gleich wieder – ihr seid auf einem Reise- UND Fotoblog gelandet 😀
Die Terrasse wurde künstlich aufgeschüttet, damit Franz Baugut entlang dieses Weges die Statuen platzieren konnte. 1703 begann er mit dieser Arbeit, die er vierzehn Jahre später beendete.

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statuengalerie am jesuitenkolleg in kutna hora 6595
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Euch jetzt alle Figuren einzeln so ausführlich zu erklären, so wie in meinem Bericht zu den Brückenheiligen auf der Karlsbrücke – ich versuche es hier erst gar nicht, denn ihr würdet eine ganze Weile hier lesen. Bei diesem Figurenreigen darf aber einer nicht fehlen –

der Hl. Wenzel

beliebtester Landespatron ist hier auch vertreten.

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hl. wenzel galerie am jesuitenkolleg in kutna hora 7375

Mehr über sein Schicksal könnt ihr in meinem Bericht zum Wenzelsdenkmal in Prag lesen.

Ignatius von Loyola, der Mitbegründer des Jesuitenordens darf hier natürlich genausowenig fehlen wie Franz Xaver, dem zu Ehren im Dom ein Altar gewidmet ist. Und natürlich der Hl. Nepomuk, unverkennbar an seinem Sternenkranz ums Haupt. Kennt ihr sie alle? Oder soll ich beim Who is Who ein bisschen helfen? 😉

Der Hl. Ignatius von Loyola

hat auch im Dom in einem Seitenaltar seinen Platz. Als Mitbegründer des Jesuitenordens ein Muss.

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Die Hl. Anna und Francisco de Borja

der dritte General des Ordens, sind die Nächsten.

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Der Hl. Florian und der Hl. Aloisius von Gonzaga

der sich im Orden sehr für die Pflege der Kranken eingesetzt hat.

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Der Hl. Josef und Hl. Isidor

haben ebenfalls hier ihren Platz.

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Die Hl. Barbara und der Hl. Jan Nepomuk

als Schutzheilige des Doms und hochverehrter Landesheiliger dürfen nicht fehlen.

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Ich hoffe, ich hab jetzt keinen vergessen?

Wer bin ich?

Wer dieser Herrscher allerdings ist? Ich tapp im Dunklen. Vielleicht könnt ihr mir da helfen?

Bei den übrigen Heiligen hoffe ich, dass ich sie korrekt zugeordnet habe. Falls nicht, schreibt mir gerne.

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Auf dem Weg zur Altstadt, gibt es

ein bisschen Geschichte zu Kutná Hora (Kuttenberg)

Keine Sorge, ich gehe jetzt nicht bis zu den Kelten ins 4. Jahrhundert zurück, und auch nicht in die Zeit der Přemysliden-Dynastie, die wohl in der Gegend eine Burg hatten. Es reicht, wenn ich bis zur Gründung des Zisterzienserklosters in Sedletz ins Jahr 1142 zurückgehe. Denn ein Klosterbruder ist quasi für die Gründung der Stadt und den Aufschwung verantwortlich. Bei Arbeiten auf dem Feld hat der Ordensbruder 1142 Silber entdeckt. Damit er die Stelle wieder findet, soll er einer Legende nach die Stelle mit seiner Kutte markiert haben. So wäre der Ortsname „Kuttenberg“ dann auch erklärt. Scheinbar, denn eine weitere Variante leitet den Namen vom Wort ‚kutta‘ für Grube ab, die auf den dann einsetzenden Bergbau weist.

Da die Mönche aus der Oberpfalz stammten, löste dieser Fund einen Zustrom von deutschen Bergleuten aus, die sich ab 1260 ansiedelten. Die erste urkundliche Erwähnung des neuen Ortsflecken war 1289. Kreuz und quer wuchs die Siedlung ziemlich schnell weiter. Ob der vorletzte der Přemysliden-Herrscher Wenzel II. da eine solche Ordnung rein brachte wie später Karl IV. im neuen Stadtteil von Prag, der Neustadt, ist nicht überliefert. Fakt ist, dass der König eigentlich ein schwacher Herrscher war, der zwar eine gefestigte Regierung übernahm, sich aber in Entscheidungen eher auf seinen Beraterkreis berief. Seine Macht stärkte er nicht durch Eroberungen, sondern die Silberminen kamen ihm da gerade Recht, um sich damit Ansehen zu verschaffen.

Wenn man sich vorstellt, dass hier 90% des böhmischen und allein hier 41% des europäischen Silbers gefördert wurden, lag es nahe, dass der König ein Bergrecht herausgab, in dem geregelt wurde, wie mit den Bodenfunden umzugehen ist. Bis 1854 blieb es in der Form bestehen. Um die Zeit von 1300 verlieh König Wenzel II. der Stadt das Münzrecht und führte den Prager Groschen ein, der in Kuttenberg geprägt wurde. Aufgrund der immensen Menge der Silberfunde von rund 6.500 kg pro Jahr, die so in etwa dann im Schnitt 1.700.000 Prager Groschen ergaben, wundert man sich nicht dass Kutná Hora zur Schatzkammer von Böhmen wurde und sich zur zweitwichtigsten Stadt (nach Prag) im Land entwickelte. Reichtum darf dann auch gezeigt werden – das zeigte sich dann im Dombau und weiteren Bauten im Ort.

Das benachbarte Sedletz und auch Kuttenberg wurden ab 1422 während der Hussitenkriege schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Einwohner wurden getötet und die wohlhabenden, meist deutschen katholischen Bürger flüchteten aus der Stadt. Es ging bergab mit der Stadt. Aber der Streit zwischen der katholischen Kirche und den Ultraquisten ging weiter. Die Ultraquisten war eine Bewegung die den Lehren von Jan Hus folgten, der nach dem Konzil in Konstanz auf dem Scheiterhaufen hingerichtet wurde. Damit aber noch lange nicht seine Thesen, in der er die Profitgier und die Macht der Kirche anprangerte, was natürlich der Kirche so gar nicht passte.

Als Vermittler fungierte dann König Vladislav Jagiello und erreichte in Kuttenberg 1485 den Kuttenberger Religionsfrieden zwischen den beiden Seiten. Der besagt, dass ein Priester in einer Predigt auch seine eigenen Ansichten kundtun darf, dass Gewissens- und Kulturfreiheit für alle gilt, und jeder darf selber wählen wie er die Kommunion durchführt. Die war zuvor ja ein großer Streitpunkt. Der Weg zur Meinungs- und Religionsfreiheit war damit bereitet. In Kuttenberg entstand auch die Kuttenberger Bibel, die zweitälteste Ausgabe der Prager Bibel in tschechischer Sprache.

Auch die Stadt hat sich langsam wieder erholt, und wenn man durch die Stadt schlendert sieht man noch die Wohngebäude die aus dieser Zeit stammen. Aber nix ist für die Ewigkeit, auch der Silberbergbau nicht. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde immer weniger gefördert, so dass die Produktion des Prager Groschens eingestellt wurde. Damit wurde die Stadt quasi uninteressant für Böhmen. 1757 erlosch dann auch das Münzrecht für die Stadt.

Zwei Städtbrände in den Jahren 1770 und 1823 machten der Stadt schwer zu schaffen, und erforderten einen Neuaufbau.

Trotzdem, ich hatte das Gefühl hier in den

Altstadtgässchen von Kutná Hora

ist die Welt stehengeblieben. Liebe weiblichen Besucher der Stadt, verzichtet in eurem Interesse auf Absatzschuhe 😉

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Wir haben es nur von außen in Augenschein genommen,

das Böhmische Silbermuseum in Kuttenberg

Denn im Anschluss an Kutná Hora stand ja heute noch die Kirche in Kolin auf dem Zettel. Wenn man denn schon die 60 km von Prag fährt. Aber, solltet ihr die Stadtbesichtigung auf dem Plan haben, dann nehmt euch wirklich ausreichend Zeit für die Stadt, es lohnt sich. Das Museum gehört zu den ältesten, und auch zu den reichsten Museen in Tschechien und bietet über 180.000 Ausstellungsgegenstände. Es ist mit Sicherheit sehr interessant, dort Führungen mitzumachen.

boehmisches silbermuseum in kutna hora 7479

Nächste Station ist

die St.-Jakobs-Kirche (Kostel sv. Jakuba) in Kutná Hora

So zwischen 1330 und 1420 wurde sie als dreischiffige gotische Hallenkirche gebaut und sollte die Funktion einer Stadtkirche erfüllen. Nachdem die Zisterzienser an dem Bau nichts mehr machten, wurde er von der Hofbauhütte Prag fertig gestellt. Die Kosten mussten wohl ein bisschen gedeckelt werden, den Südturm ließ man einfach weg. Dafür wurde der Nordturm ein bisschen höher und gilt mit seinen 80 Meter als der höchste Kirchturm in Böhmen.

1420 wurde der Kirchenbau beendet – und tadaaaaa … ‚mein Schwäble‘ soll da nicht unbeteiligt dran gewesen sein. Mein Schwäble ist kein anderer als der berühmte Mittelalterbaumeister Peter Parler, den Kaiser Karl IV. aus meiner Heimatstadt Schwäbisch Gmünd beim Münsterbau nach Prag abgeworben hat. Deshalb sind seine bedeutenden Bauwerke in Prag und Tschechien zu finden – und wir sind hier auf seinen Spuren unterwegs gewesen. In Kutná Hora war er auch beim Dombau beteiligt, vor allem auch sein Sohn. Im benachbarten Kolin war er beim Bau der St. Bartholomäuskirche beteiligt. Deshalb wollten wir auch unbedingt nach Kolin weiter.

Und deshalb wollte ich auch unbedingt in die St.-Jakobs-Kirche, die nicht immer St. Jakob war. Früher war die Kirche der Mutter Marias geweiht, bis sie irgendwann während des Dreißigjährigen Krieges den Hl. Jakob als Schutzpatron bekam.

So sehr wir auch nach einer offenen Kirchentüre gesucht haben – Pech, Schwaben werden heute nicht eingelassen. Die Kirche war und blieb verschlossen. Ein Los, das wir (vor allem) in Prag sehr häufig zogen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich heute noch das Hauptlos ziehen würde. 😢

So musste ich schweren Herzens auf die Innenbesichtigung verzichten, die als sehr bemerkenswert beschrieben ist. Auch konnte ich damit nicht das Grab von Peter Johann Brandel sehen, dem Barockmaler der mir in Prag bei einigen Objekten ‚begegnet‘ ist, und das sich in der Kirche befindet. Nicht verzichten musste ich aber auf die Außenansicht, bei der sich meine Emma aber in dem engen Stadtbereich etwas schwer tat. Zum Glück hatten wir sie bereits vom Jesuitenkolleg aus ‚im Kasten‘. Was natürlich aber auch in diese Richtung gilt.

Weiter geht es durch die kleinen Altstadtgässchen Richtung Innenstadt. Wunderschön, und so noch nie gesehen, ist der Bodenstadtplan den es vor besonderen Gebäuden gibt. Fast hätte ich ihn übersehen 🙂

altstadtgaesschen bei der kirche st. jakob in kutna hora 7532
stadtplan kutna hora 7485

Der Welscher Hof in Kutná Hora

blieb leider mangels Zeit von uns unbeachtet. Seid ihr aber in der Stadt, dann solltet ihr dem ehemaligen Königspalast und früherem Münzamt einen Besuch abstatten. Wenzel II. hat ihn in der Blüte der Silberfunde 1300 zum Münzamt umgebaut. Aber nicht nur das, es war für ihn seine Heimat auf Zeit, wenn er in der Stadt war. Und wurde damit auch zum Platz der wichtigen Ereignisse in dieser Zeit, z.B. wurde das Kuttenberger Dekret hier unterschrieben und Ladislaus Jagiello wurde hier zum neuen böhmischen König gewählt.

Wir sind direkt ins Zentrum, auch weil dringend eine Kaffeepause angesagt war. Vorbei ging es an der

Pestsäule (Morový sloup) in Kutná Hora

Solche wunderschönen Säulen sind in vielen Städten und an vielen Plätzen in Prag zu bewundern. Der jesuitische Bildhauer Baugut erschuf im Barock 1713 diese hohe Säule. Damit wurde an die verheerenden Pestepidemie erinnert, die mehr als tausend Menschen das Leben kostete. Die Immaculata an der Spitze der Säule hatte mit Sicherheit nichts dagegen, dass man an der Säule den Bergbau auch in Szene setzte. Schließlich war Kutná Hora ja eine Bergbaustadt.

Nach kurzer Pause und gestärkt, sind wir wieder zu Fridolin zurück. Ihr kennt es sicher aus anderen Berichten, ich bin da oft als ‚Hans guck in die Luft‘ unterwegs. Denn ganz viele Motive sind (auch in Prag) in luftiger Höhe.

Ausdruck der Frömmigkeit, aber auch als Hauszeichen wurden diese angebracht.

stadtrundgang kutna hora 7515
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Auf dem Weg zurück durfte ein Blick auf den

Steinernen Brunnen in Kutná Hora

nicht fehlen, mit eines der Wahrzeichen der Stadt. Ob dieser Brunnen auch vom Baumeister Matthias Rejsek des Doms stammt? Sicher ist man sich da nicht, Fakt ist aber, dass das nicht nur ein reiner ‚Zierde-Brunnen‘ ist. Wenn man sich in die Zeit des Bergbaus mit den ganzen Gruben zurückversetzt, dann kann man sich vorstellen, dass es da mit dem Grundwasser nicht so einfach war. Das war aber zwingend für die Versorgung der Stadt notwendig. Also hat man 1493 mitten in der Stadt diesen Steinernen Brunnen gebaut, in den man über eine Kilometerlange Leitung und über Pumpwerke das Wasser in die Stadt transportierte. Da man in dieser gotischen Zeit und vor allem durch den Bergbau und dem damit verbundenen Wohlstand nicht mit Ausschmückungsschmuck sparte, sieht man am Brunnen. Bis 1890 war er für die Trinkwasserversorgung der Bürger zuständig.

So Fridolin, Schluß mit Faulenzen! Es geht drei Kilometer weiter in einen Stadtteil von Kutná Hora.

Die Kirchen von Sedlec bei Kutná Hora

sind für die nächste Besichtigungsrunde dran. Weltweit bekannt sind diese beiden Kirchen, ganz klar, dass sie mit auf meinen Blog müssen. Aber warum nicht als Einzelbeitrag, wie bei allen meinen anderen Highlight? Ganz einfach, und ihr könnt euch meine riesengroße Enttäuschung jetzt vielleicht vorstellen: in beiden Kirchen ist fotografieren nicht erlaubt. Ich kann euch deshalb nicht mit vielen Fotos beglücken.

Ja, es ist das Schicksal, auch in vielen Kirchen in Prag, das mich mit einem Fotografierverbot getroffen hat. Auch die St. Bartholomäuskirche in Kolin hat dieses Verbot. Dort habe ich jedoch eine Erlaubnis und wir haben sogar eine Führung durch die Kirche nur für uns bekommen – von Herzen DANKE dafür! Ganz ehrlich, ich verstehe diese Verbote nicht wirklich, fotografiert man doch nichts raus aus der Kirche. Und dass man ohne Blitz arbeitet, versteht sich ja von selbst. Ich bin auch gerne bereit eine Fotografiergebühr (so wie bei unserer Reise durch Sachsen und Sachsen-Anhalt) zu entrichten. Schade, aber vielleicht hat man auch die schlechte Erfahrung gemacht und Fotos zu rein privaten Zwecken wurden gewerblich vermarktet. Das lässt sich ja nicht immer gleich kontrollieren. Also dann Verbot eben für alle?

Die Kirche Maria Himmelfahrt in Sedlec (Kutná Hora)

bildet mit der zweiten Kirche den ältesten Teil von Kutná Hora. Heute UNESCO-Weltkulturerbe, schuf ab 1290 ein unbekannter Baumeister im gotischen Stil die Kathedrale, die zum größten Sakralbau in Böhmen und Mähren wurde. Es beginnt mit

ein bisschen Geschichte zur Kirche Maria Himmelfahrt in Sedlec

die ins Jahr 1142 zurück geht. Dort wollten der Prager und der Olmützer Bischof ein Kloster gründen, das erste Zisterzienserkloster in Böhmen. Ohne Zustimmung des Herzogs ging da nix, und als Vladislav II. die Genehmigung gab, wurde auf einem gestifteten Gelände mit dem Klosterbau begonnen. Die Mönche zogen 1143 von Waldsassen in der Oberpfalz um nach Böhmen. Es war wie bei so vielen Klöstern, spontan erinnere ich mich an Kloster Strahov in Prag, es ging wirtschaftlich mal auf und auch mal bergab.

Sehr steil bergauf ging es dann, als ein Klosterbruder auf einem Acker Silber fand. So hatte auch das Kloster einen Profit an dem anschließend einsetzenden Silberbergbau und entwickelte sich bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts zum reichsten Kloster in Böhmen. Wer viel Geld hat, der darf sich dann auch bei Hof der böhmischen Könige einmischen, was der Abt dann auch tat.

Die Streitigkeiten zwischen den Hussiten und den Katholiken habe ich in vielen meiner Beiträge schon thematisiert. Kein Wunder sind die wütend geworden, als man Jan Hus in den Tod laufen ließ und das Konzil von Konstanz, also katholische Geistliche, das Todesurteil über ihn sprachen. Und Sigismund, der ihn nach Konstanz mit der Zusage nach freiem Geleit gelockt hatte, zog dann seine Finger raus. Die Hussitenkriege waren die Folge und unter dem bedeutendsten Führer der Hussiten Jan Žižka wurde das Kloster 1421 überfallen und niedergebrannt. Die Mönche, die dem Tod entkommen sind, flohen. Zwar kamen sie dann 1454 wieder zurück, aber so richtig ging es erst nach dem Dreißigjährigen Krieg und dem Sieg der katholischen Liga wieder nach oben. 1620 erlebte das Kloster einen neuen Aufschwung, den dann Kaiser Joseph II. mit seinen Reformen wieder stoppte. Er ließ das Kloster 1784 aufheben.

Leider kann ich euch jetzt nur mit den

Außenansichten der Kirche Maria Himmelfahrt in Sedlec bei Kutná Hora

dienen. Schaut mal …

Etwa um 1700 wurde die Kirche, die die Form eines Kreuzes hat restauriert. Sie wurde im Barock mit Gotik gemischt und zeigt im Innern eine einzigartige Gestaltungsweise. So sind in der Kirche ine selbststragende Wendeltreppe und Gewölbe zu bewundern. Und hoch ist die Kirche, beeindruckend geht der Blick weit nach oben.

Jammerschade, dass aus diesem Schatz unter Kaiser Joseph II. nach der Auflösung ein Mehllager und eine Tabakfabrik wurden. Heute ist sie nach umfangreichen Arbeiten für die Besucher wieder offen und wurde 2009 auch wieder als Kirche geweiht. Bei Bauarbeiten hat man den größten Schatz der Kirche entdeckt, er war vor den Plünderungen im Mittelalter zur Sicherheit eingemauert worden. Vermutlich aus der Parler-Hütte, kann man hier die älteste erhaltene gotische Monstranz bewundern.

Ich kann euch zum Abschluss nur mit der Seitenansicht der Kathedrale dienen. Die Eintrittskarten, die es als Kombiticket für beide Kirchen gibt, kann man in der Verkaufsstelle nahe der Kirche erweben.

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Ossarium (Beinhaus) (Kostnice Sedlec) in Sedlec bei Kutná Hora

Eine Straße verbindet die beiden Sehenswürdigkeiten in dem Stadtteil von Kutná Hora. Auf dem Weg dahin erzähl ich euch

ein bisschen aus der Geschichte zum Sedlec-Ossarium

die einer Legende zufolge 1278 beginnt. Abt Heinrich vom Zisterzienser Kloster gleich um die Ecke wurde von König Ottokar II. Přemysl mit einer Botschaft nach Jerusalem geschickt. Er kam mit einer Handvoll Erde vom Kalvarienberg zurück, die er über den Klosterfriedhof bei der Allerheiligen Friedhofskirche verteilte. Damit wurde er zu Heiligem Boden erklärt, dem ältesten den es zu dieser Zeit in Mitteleuropa gab. Kein Wunder, dass sich dieser Friedhof in der Folge zu einer begehrten Stätte entwickelte. Aus allen Ländern wollten die Menschen hier ihre letzte Ruhestätte haben.

Während der Pestepidemie und anschließend in den Hussitenkriegen musste der Friedhof immer wieder erweitert werden. Über 30.000 Menschen fanden hier ihren letzten Ruheplatz. Vor dem Friedhof steht zum Andenken an die Zeit der Pest eine wunderschöne

Pestsäule vor dem Sedlec-Friedhof

Schaut mal bei einem Foto genauer hin. Fast könnte man meinen, der Hl. Nepomuk hätte seinen Blick verändert. Allein steht er da nicht auf der Säule, zu Fuß haben sich noch die Heiligen Wenzel, Adalbert, Prokop und Florian versammelt. Allesamt keine Unbekannten in Tschechien und bis auf den Hl. Florian stehen sie auch unter den Brückenheiligen auf der Karlsbrücke in Prag.

Als im 15. Jahrhundert eine zweigeschossige Kirche auf dem Friedhof erbaut wurde, musste dafür der Friedhof verkleinert werden. Dafür wurden die Toten exhumiert und im Untergeschoss der Kirche gelagert. Eine Zisterziensermönch hatte diese schwere Aufgabe zu erledigen, und keine Ahnung ob er besonders akurat war – er hat die Gebeine sortiert dort im Beinhaus (Ossarium) abgelegt. Insgesamt kamen so die Reste von etwa 40.000 Menschen zusammen.

Die Friedhofskirche Allerheiligen in Sedlec

wurde ab 1703 im Spätbarockstil umgebaut. Insgesamt war dieser Umbau gar nicht so einfach auf dem Friedhofsgelände, schließlich musste die Kirche stabil sein. Jäckel, der in Prag mit seinen Statuen bekannt ist, schuf 1709 die Statue der Immaculata (Jungfrau Maria der Unbefleckten Empfängnis). Sie bekam ihren Platz hoch oben zwischen den Türmen. Übrigens stammt von Jäckel auch die Pestsäule.

Als 1784 Kaiser Josef II. durch seine Reformen und Erlasse Kirchen und Klöster abschaffte, traf dieses Schicksal neben dem Kloster mit der Kirche Maria Himmelfahrt,  auch die Friedhofskirche. Das aus Franken stammende Uradelsgeschlecht derer von Schwarzenberg kaufte im 19. Jahrhundert die Kirche. Wenn ihr schon in Prag ward, und dort auf dem Hradschiner Platz vor der Prager Burg, dann ist euch sicher das große Palais aufgefallen, dass mit schwarzem Sgraffiti bemalt ein Natursteinmauerwerk vortäuscht. Dieses Palais ist im Besitz der Schwarzenberg-Familie.

1870 gaben sie die Ausgestaltung des Innenraums in Auftrag. František Rint konnte sich da künsterlisch verewigen. Und damit hat er sich ein Denkmal für die Ewigkeit gesetzt, denn er nahm dafür nicht etwa normales Baumaterial, sondern die im Untergeschoß eingelagerten Knochen. Er hat alle Knochen sorgfältig desinfiziert und gebleicht, und hat so diesen über 40.000 Menschenüberresten einen so außergewöhnlichen letzten Platz gegeben, wie man ihn so wohl nicht nochmal findet. Ja, ein bisschen makaber im ersten Moment, Schädel und Knochen so als Verzierung einer Kirche zu sehen – aber die Kirche zieht Hunderttausende von Besuchern an.

Aufgrund von Fotografierverbot kann ich euch leider nur die zweigeschossige Friedhofskirche zeigen. Aber damit ihr euch das ganze etwas vorstellen könnt – in meinem Bericht zur St. Bartholomäuskirche in Kolin gibt es auch ein Beinhaus (in Kleinformat).

Dieser kleine Bummel durch Kutná Hora und Sedlec ist nur ein kleiner Appetithappen, und längst nicht alles was man in diesem herrlichen Ort entdecken kann. Wir haben jedoch in Sedlec unseren Kurzbesuch beendet, schließlich wollten wir noch eine weitere Peter Parler Kirche im wenig entfernten Kolín besuchen. Tja, warum es dann aber doch zu einer zweiten Fahrt kam, das könnt ihr in meinem ausführlichen Bericht zur Kirche lesen.

Und wie ging jetzt die Rückfahrt nach Prag? Ich hab am Anfang ja geschrieben, es kam noch schlimmer. Dickes Memo an mich: „Inge, es ist nicht immer besser den direkten Weg zu fahren, oft bringt ein kleiner Umweg mehr.“ Denn ich dachte doch (ziemlich naiv) auf dem direkten Weg über Landstraßen nach Prag, ‚fliegen‘ wir einfach durch oder über die Innenstadt von Prag weg. Zu eurer Orientierung: wir kamen von Kolín vom Osten, unsere Ferienwohnung lag ganz im Westen, die Uhr zeigte Feierabend. Alles klar? Bedeutet wir durften mit Fridolin Stop and Go 25 km durch Prag. Irgendwann habe ich in dieser Stunde auch die Orientierung wieder bekommen und mir anschließend gedacht – oder hab ich es sogar laut ausgesprochen – ein Stück weiter auf der Autobahn währen wir einfacher zu unserer Wohnung gekommen.

Aber das sind eben so die Erfahrungen, auf die man zwar verzichten könnte, die aber insgesamt in vielen weiteren Entscheidungen nützlich sind. Kommt ihr mit nach Kolín, dann wisst ihr wovon ich rede 😀

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