Im Barockgebäude von San Firenze in der Altstadt von Florenz, ist in einem Teil die Kirche (Chiesa) San Filippo Neri (Hl. Philipp Neri) untergebracht.
Kirchentag in Florenz 🙂 Es gab in unseren vier Wochen in Florenz nur wenige Tage, wo tatsächlich keine Kirchenbesichtigung auf dem Zettel stand. Das ist aber ja auch kein Wunder, denn in Florenz, DER Kunststadt, gibt es von sehenswerten kleinen Kirchen bis hin zu den großen Kirchenkomplexen und natürlich dem Florentiner Dom reichlich Auswahl.
Vier Wochen in Florenz – wir ernten oft große Augen, wenn wir von diesem Zeitraum berichten. Dabei ist das für einen Schwaben keine Überlegung, wenn ich für eine Unterkunft für vier Wochen genauso viel bezahlen würde, wie für zwei Wochen, oder? 😉 Meine Lieblingsplattform mit Ferienwohnungen macht’s möglich. Im Herbst 2021 bei unserer Reise nach Prag haben wir zum ersten Mal diesen Reisezeitraum gewählt. Denn bei meinem Mann reist die Arbeit ja immer mit, er arbeitet auch im ‚Urlaub‘. Nur so lässt sich dieser Zeitraum auch verwirklichen. Und für meinen Reiseblog ist eine ausführliche Erkundung einer Stadt und Region ja auch besser, als im Schnellgalopp in einer Woche durchzurennen. Ihr sollt ja auch was von unseren Reisen haben 🙂
Es lief zwar auch in diesen vier Wochen in Florenz nicht immer alles nach unseren Wunschvorstellungen – da machte uns zum einen das Wetter einen gehörigen Strich durch die Schreibtischplanung der Besichtigungen. Es war heiß, richtig heiß im Mai/Juni mit permanent zwischen 32 und 39 Grad. Das ließ unser Programm etwas zusammenschrumpfen, und unser Leitsatz ’so weit wir kommen‘ wurde ausgerufen. Zwei große Tagesausflüge nach Pisa und Siena fielen der Hitze zum Opfer. Zum anderen mussten wir teilweise unsere Touren an die diversen Öffnungszeiten anpassen. Denn vor allem bei Kirchen ist Öffnungszeit nicht gleich Besichtigungszeit. Zumal es bei vielen Kirchen dann auch noch eine lange Mittagspausenzeit gibt.
Die Kirche San Filippo Neri im Gebäudekomplex San Firenze verlangte auch einen zweiten Besuch, genauso wie die Badia Fiorentina gleich ums Eck und die Basilika Sant Annunziata, die uns so richtig an unsere Grenzen gebracht hat.
Jetzt nehm ich euch aber mit zu
Inhaltsverzeichnis
- 1 meiner Besichtigung der Kirche San Filippo Neri von San Firenze in der Altstadt von Florenz
- 2 Innenbesichtigung der Kirche San Filippo Neri in San Firenze in Florenz
- 2.1 Innenansicht der Kirche San Filippo Neri in San Firenze in Florenz
- 2.2 Decke in der Kirche San Filippo Neri in San Firenze in Florenz
- 2.3 Hauptaltar in der Kirche San Filippo Neri von San Firenze in Florenz
- 2.4 Die Seitenreliefs in der Chiesa San Filippo Neri in San Firenze in Florenz
- 2.5 Seitenaltäre zu Ehren San Filippo Neri in der Kirche von San Firenze in Florenz
- 2.6 die Sakramentenkapelle in der Kirche San Filippo Neri in San Firenze
- 2.7 Blicke durch die Kirche San Filippo Neri in San Firenze Florenz
- 2.8 Das könnte Euch auch interessieren:
- 2.9 So kommt ihr zur Kirche San Filippo Neri in San Firenze in Florenz
meiner Besichtigung der Kirche San Filippo Neri von San Firenze in der Altstadt von Florenz
bei der an unserem erneuten Besuchstag keine Messe abgehalten wurde, und wir uns ungestört umschauen konnten. Viele Besucher haben sich nicht in die Kirche verirrt, dabei finde ich sie klein, aber sehr sehenswert. Von der kleinen Piazza San Firenze fällt da zunächst das große barocke Gebäude,
der Komplex San Firenze in Florenz
ins Auge. Barockbauten sind in Florenz ja eher die Ausnahme. Lange Zeit war dort neben der Kirche die Jusitzbehörde untergebracht. Ganz groß halten in der Mitte des Gebäudes zwei Engel das Wappen des Wohltäters des Ordens Giuliano Serragli (er schenkte sein Landgut dem Orden) hoch.
Über dem Portal der Kirche sind seit 1715 die Statuen von Glaube und Hoffnung, in der Mitte die, für die Barockzeit unverzichtbaren Engel.
Vor der Innenbesichtigung gibt es
ein bisschen Baugeschichte zur Kirche San Filippo Neri in San Firenze in Florenz
Die beginnt in Rom mit der Gründung der Kongregation vom Oratorium des heiligen Philipp Neri. Huch, langes Wort man könnte die vom Hl. Philipp Neri gegründete Glaubensgemeinschaft auch abkürzen mit Oratorianer oder Philippiner-Pater. Die kamen 1640 nach Florenz, in die Stadt, in der sich schon im Mittelalter viele Ordensgemeinschaften mit ihren Klöstern und Kirchen angesiedelt haben. Sie wählten sich das Gebiet in der Altstadt aus, in dem schon 1174 eine kleine Kirche San Firenze existierte. Sie soll zu Ehren von San Fiorenzo diesen Namen haben.
Auch wenn ich mich mittlerweile im Heiligenlexikon recht gut auskenne, man muss schon lange suchen, bis man über den Heiligen ein paar Infos findet. Denen zufolge soll er ein römischer Soldat gewesen sein, der sein Christ-sein mit dem Leben bezahlen musste. Den Namen San Firenze haben die Padres behalten, aber für ihren Klosterkomplex und die Kirche hatten sie andere Pläne. Sie wollten auf dem Grundstück, das ihnen Papst Urban VIII. zum Geschenk gemacht hatte, einen großen Komplex errichten – ein Kloster, ein Oratorium und eine Kirche. Diese sollte dann dem Gründer ihres Ordens Philipp Neri (zu ihm später noch mehr) gewidmet werden.
1645 ging vom Orden an Pietro da Cortona, ein großer Architekt im Hochbarock, der Auftrag: mach mal. Aber da muss schon der Geldsäckel des Ordens mit den Vorstellungen des Architekten konform laufen. Und das tat er überhaupt nicht. Selbst mit einem guten Vermächtnis von Giuliano Serragli, überstieg das die finanziellen Möglichkeiten. Wenn man dann in den Vorstellungen des machbaren nicht zusammenkommt, muss ein anderer her, Pier Francesco Silvani. Der italienische Architekt setzte den Baustil Barock eher nüchtern und ohne viele Schnörkel (man kann Barockkirchen in Florenz in keinster Weise mit Barockkirchen in Deutschland vergleichen) um. Man begegnet seinen Bauten öfters in Florenz.
Die Fassade konnte er aber nicht mehr fertigstellen, er verstarb davor. Sein Nachfolger guckte sich da ein bisschen von der Kirche San Gaetano ab, auch eine Barockkirche im Zentrum von Florenz. Was im Orden eigentlich nicht üblich ist, musste als Notlösung einfach sein, Kirche und Oratorium, das eigentlich getrennt sein musste, wurde gemeinsam genutzt. Aber nur bis 1772 bis ein neues Oratorium gebaut wurde. Später kam noch ein Kloster hinzu und verband das alles miteinander.
Seit 2012, nach dem Auszug des Gerichts, ging das Gebäude in den Besitz der Stadt Florenz, und wird heute für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt. Öffentlich zu besichtigen ist es nicht.
Übrigens gibt es bei der Kirche Öffnungszeiten. Über Mittag hat sie zur Pause geschlossen (wie viele andere Kirchen), findet ein Gottesdienst statt, so wie bei unserem ersten Besuch, sind keine Besichtigungen erlaubt.
Los geht’s jetzt mit der
Innenbesichtigung der Kirche San Filippo Neri in San Firenze in Florenz
und wie immer bei meinen Kirchenbesichtigungen erstmal mit dem Gesamteindruck der
Innenansicht der Kirche San Filippo Neri in San Firenze in Florenz
bei der man ganz offensichtlich sieht, wem sie gewidmet ist.
Mein erster Blick geht noch bei der Eingangstüre hoch zur
Decke in der Kirche San Filippo Neri in San Firenze in Florenz
WOW, was für ein Prachtstück! Die Decken in den Florentiner Kirchen sind wirklich mehrere Blicke wert, manchmal sind es einfache Gewölbedecken, zum ersten Mal habe ich hier wunderschöne Holzdecken mit Verzierung gesehen, so wie z.B. bei der Basilika San Miniato al Monte, in der Kirche der Badia Fiorentina nicht weit von San Firenze ist es eine wunderschöne Holzdecke oder in der Basilika Santa Maria del Carmine eine Decke mit illusionistischer Malerei.
Hier ist es eine Kassettendecke mit goldenen Elementen, in der Mitte, etwas schwer erkennbar mit den dunklen Farben – die Glorie des Hl. Filippo Neri.
Jetzt geht es vor zum
Hauptaltar in der Kirche San Filippo Neri von San Firenze in Florenz
der mich mit dem Holzkruzifix fasziniert. Aber ansonsten – ich habe keine weitere Informationen über die Ausstattung gefunden. Dominiert wird es vom übergroßen Bildnis von ?? – ich schreibe es einfach mal dem Schutzpatron der Kirche zu. Wenn ich falsch liege, und jemand weiß es, dann gerne her mit den Informationen.
Die Kuppel über dem Hauptaltar der Kirche San Filippo Neri
schmückt ein großes Fresko von Niccolò Lapi. Es zeigt die Heilige Dreifaltigkeit mit den Aposteln und florentinischen Heiligen.
Der Barockmaler war hauptsächlich in der Toskana tätig und genoß die Förderung von Ferdinando de‘ Medici. Die Medici-Familie hat sich ja einen großen Ruf als Förderer der Künstler und Künste gemacht.
In der ganzen Kirche ist das Gedenken an den Heiligen Filippo Neri allgegenwärtig.
Die Seitenreliefs in der Chiesa San Filippo Neri in San Firenze in Florenz
zeigen vermutlich auch Szenen seines Lebens. Wer sie so wunderschön gemacht hat, oder mehr Infos dazu – die gesamten Kircheninfos sind etwas dürftig.
Zwei
Seitenaltäre zu Ehren San Filippo Neri in der Kirche von San Firenze in Florenz
zeigen Gegenstände aus seinem Leben. So sind ein Hocker, der von ihm benutzt wurde ausgestellt oder Handsignierte Briefe. Das Portrait und die Reliquiare stammen aus dem 18. Jahrhundert.
Bei soviel Ehrung muss ich jetzt aber doch endlich
aus dem Leben von San Filippo Neri
erzählen. Auch Johann Wolfgang v. Goethe hat ihm in seinem Werk „Italienische Reise“ sogar ein ganzes Kapitel gewidmet und zählte ihn zu seinen Lieblingsheiligen. Am 21.06.1515 wurde er in Florenz in eine gute Familie hineingeboren, sein Vater war Jurist. Schon in jungen Jahren hatte er Kontakt zum Dominikanerkloster San Marco in Florenz. ‚Kind, du musst was lernen‘ – dieser Satz verliert sich wohl nie, damals wie heute das gleiche Bestreben der Eltern, dass aus ihren Spößlingen was gscheites wird. Mit 16 Jahren schickte ihn sein Vater zu seinem Onkel, damit er dort eine kaufmännische Ausbildung macht, um später von dem kinderlosen Onkel die Geschäfte zu übernehmen. Das ging nur eine Weile gut, drei Jahre später ging Filippo nach Rom und hielt sich als Hauslehrer über Wasser.
Während der Zeit bei seinem Onkel kam er mit den Benediktinermönchen in Kontakt. Das löste wohl solche Nachhaltigkeit bei ihm aus, dass er in Rom zu den Augustinern ging, dort sein Apostolat begann, und Armen, Kranken und Gefangenen half. Es war aber auch eine unruhige Zeit mit der Gegenreformation, in der er unterwegs war. Bedeutet, die katholische Kirche wollte (mit Unterstützung des katholischen habsburgischen Kaisers) den Protestantismus zurückdrängen. Schlussendlich hat das ganze ja dann mit dem Fenstersturz aus der Alten Kanzlei der Prager Burg zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges geführt. Bis ins 18. Jahrhundert stritten sich Katholiken und Protestanten um die Rekatholisierung. In dieser Zeit hat auch die Marienverehrung verstärkt eingesetzt.
Ja, da musste er sich schon was einfallen lassen, um in dieser Umbruchszeit die Menschen zu erreichen. Er schaffte das mit seiner Herzlichkeit, aber auch mit seiner tiefen Spiritualität. Mit seiner charismatischen und humorvollen Art erreichte er immer mehr Menschen. 1551 wurde Filippo Neri zum Priester geweiht. Jeden Abend traf sich eine Gruppe mit ihm, um sich über die Hl. Schrift auszutauschen, zu beten und zu singen. Irgendwann in einem eigenen Raum, dem Oratorium (ein Betsaal). So gründete sich die Kongregation vom Oratorium des hl. Philipp Neri, die zunächst kritische beobachtet wurden. 1575 bestätigte der Papst die Gemeinschaft, die sich dem Ziel verschrieben haben, mit ihren Diskussionen und Gebeten, aber auch mit der Beichte, das Heil der Menschen zu fördern. Dazu gehörten aber auch Neuerungen, denn immer nur mit dem ‚Alten‘ lockt man die Menschen ja nicht. So führte er Predigten für Kinder ein, das Kirchenjahr wurde eingeführt und man bekam so eine Gliederung des Jahreslaufs.
Immer mit Spaß und Humor, was ihm von Goethe das Attribut ‚der humoristische Heilige‘ einbrachte. Genau das liebten und schätzten die Menschen an ihm, sie verehrten ihn als Heiligen, was ihm wiederum nicht recht war. Sein Motto könnten wir uns alle auf die Stirn schreiben: „Das Gewöhnliche ungewöhnlich gut tun und dabei fröhlich bleiben.“
Eine Geschichte von ihm kann ich euch nicht vorenthalten. Auch sie sollte uns allen zu denken geben – die Anekdote von der Beichte und Buße einer Contessa:
Die vornehme Frau berichtete bei Filippo Neri (Philipp Neri), dass sie immer wieder Schlechtes über Mitmenschen gesprochen habe. Zur Buße schickte er sie auf den Markt, sie solle ein Huhn kaufen und zu ihm bringen, es auf dem Weg aber sorgfältig rupfen.
Schon am nächsten Tag kam die Frau mit dem völlig federlosen Tier und bekam nun die Aufgabe, die unterwegs verstreuten Federn einzusammeln; empört wies die Dame darauf hin, das sei unmöglich, denn der Wind habe die Federn inzwischen über ganz Rom verteilt.
„Das hättest du vorher bedenken müssen“, antwortete Filippo (Philipp), „denn so wie du die Federn nicht wieder aufsammeln kannst, so kannst du auch die einmal ausgesprochenen bösen Worte nicht wieder zurücknehmen.“
Dem muss wohl nichts mehr hinzugefügt werden.
Seine ganze Bescheidenheit nicht als Heiliger angesehen zu werden, half ihm nichts. „Pippo Buono“ – der gute Philipp wie ihn die Römer nannten wurde gemeinsam mit anderen großen Heiligen am 12. März 1622 heiliggesprochen. Sein Grab befindet sich in Rom.
Einen schönen Brauch pflegt der kleine Ort am Gardasee, Torri del Benaco. Filippo Neri ist der Schutzpatron des Ortes und bis heute hält sich wohl die Legende, dass just in der Zeit der großen Pestepidemie Filippo Neri im Ort war. Seine Anwesenheit hätte genügt, dass die Krankheit nicht weiter um sich griff und Kranke gesund wurden. Unmöglich, dass man ihn per Boot weiterziehen lassen konnte. Einheimische hätten das Boot kurzerhand verbrannt. Alljährlich soll an seinem Festtag, am 26. Mai, zum Gedenken ein Boot auf dem Gardasee angezündet werden.
Zurück wieder in die Kirche von San Firenze. Man könnte sie fast übersehen, die kleine geöffnete Türe, die in
die Sakramentenkapelle in der Kirche San Filippo Neri in San Firenze
führt, bei der ich im ersten Moment sprachlos dastand. Ob
die Krippe in der Sakramtenkapelle der Kirche von San Firenze
immer hier steht, weiß ich nicht. Aber ich hab sie mir ganz genau angeschaut, und war begeistert über die vielen kleinen Details, die liebevoll eingefügt wurden.
Begeistert haben mich in Florenz die Fresken in den Kuppeln der Kirchen.
Die Kuppel in der Sakramentenkapelle in der Kirche Filippo Neri in Florenz
hat Maria als Thema der Freskenmalerei. Meine ‚Emma‘ hat euch das Ganze ein bisschen näher geholt 🙂
Auch
die Ausstellung in der Sakramentenkapelle
verdient noch einen Blick.
Zum Abschluss meines Kirchenbesuches gibt es noch
Blicke durch die Kirche San Filippo Neri in San Firenze Florenz
Große Worte braucht es da nicht, lasst es einfach auf euch wirken.
Klein, aber doch fein, bleibt mir dieser Kirchenbesuch in Erinnerung – nicht nur aufgrund der beeindruckenden Vita des Heiligen Filippo (Philipp) Neri.
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