Tschechien bietet viele Burgen, aber die wohl schönste, und bestimmt auch meistbesuchteste Burg ist Burg Karlstein (Karlštejn). Kaiser Karl IV. hat die ca. 30 km südwestlich von Prag gelegene Burg erbauen lassen.
Wir waren auf dem Weg zu unserem Langzeiturlaub in Prag. Vier Wochen im „Goldenen Oktober“ 2021 waren der „Goldenen Stadt“ und kleinen Landausflügen vorbehalten. Reise direkt nach Prag, oder mache einen Umweg? Wir haben es uns angewöhnt, dass auch der Anreisetag zum Sightseeingtag geworden ist. Viel zu viel gibt es auch in Tschechien zu sehen. Bis zuletzt war das Zwischenziel wie Blümchen rupfen. Pilsen – ja, nein, vielleicht? Oder doch Burg Karlstein?
Wir haben uns für die Burg Karlstein entschieden, und haben die Ecke rund um Pilsen für später auf unseren ‚da müssen wir hin-Zettel‘ gesetzt. Keine Ahnung was ich erwartet hatte, an diesem frühen Samstagnachmittag. Aber mein Entsetzen war doch recht groß, als ich den großen Parkplatz vor dem Ort Karlstein sehr gut gefüllt sah. Sind die alle etwa auf der Burg? Der nette Parkplatzeinweiser muss meinen entsetzten Blick bei meiner Frage bestimmt bemerkt haben – nein, es ist im ganzen Ort ein Fest. Und wo ist jetzt die Burg? Außer einem Wegweiserschild war nichts von einer Burg zu sehen, so sehr ich meine Blicke nach oben auch in dieser Richtung schweifen ließ. Spontan hat mich dieser suchende Blick an den Besuch der Burg Eltz erinnert. Da hab ich auch alle Höhen abgesucht, während Fridolin immer weiter ins Tal fuhr. Hey, Burgen sind doch oben! Die Burg Eltz liegt aber gut versteckt inmitten von Wald in einem – TAL!
Hinweistafeln im Kassenbereich des Parkplatzes haben das Rätsel aufgelöst, es geht noch ein gutes Stück zur Burg. Mit mehreren Möglichkeiten – entweder zu Fuß den Berg hinauf, per Taxi oder ganz romantisch mit Pferdekutsche. Hey, das wäre doch was? Leider trabten die beiden Pferdchen nicht für zwei aus dem Schwabenland den Berg hoch, was warten auf noch weitere sechs Gleichdenkende bedeutet. Der Kutscher hat uns diese Fahrt aber wirklich schmackhaft gemacht: er dürfe als einziger den direkten Weg hinauf zur Burg nehmen. Das neben ihm stehende Taxi müsste einen großen Umweg von 8 km fahren. Hmm ….
Irgendwann war uns die Wartezeit aber dann doch zu lange und wir wandten uns dem Taxi zu. Auch er wartete auf weitere ‚Faule‘, lud uns aber doch nach wenigen Minuten zum Einsteigen ein und fuhr los. Oh, doch kein Umweg? Auch er nahm den direkten Weg und fuhr durch den Ort direkt auf die Burg zu. Es brachte ihm zwar einen Rüffel der kontrollierenden Polizei ein: Was, wegen zwei Leutchen fährst du da hoch? Was denen widerum nur Achselzucken des Fahrers einbrachte. Also, solltet ihr bei einem Besuch der Burg Karlstein auch vor der Wahl stehen – jetzt wisst ihr ja Bescheid 😉
Kommt jetzt mit zu
Inhaltsverzeichnis
- 1 meiner Besichtigung der Burg Karlstein (Karlštejn)
- 2 der Außenbesichtigung von Burg Karlstein (Karlštejn)
- 3 ein bisschen Baugeschichte zur Burg Karlstein (Karlštejn) in Tschechien
- 4 die Führung durch die Innenräume von Burg Karlstein (Karlštejn) in Tschechien
- 4.1 Kaiserpalast von Burg Karlstein
- 4.2 aus dem Leben von Kaiser Karl IV.
- 4.2.1 Rittersaal auf Burg Karlstein
- 4.2.2 die Dekanei auf Burg Karlstein
- 4.2.3 Schlafzimmer von Kaiser Karl IV. auf Burg Karlstein
- 4.2.4 Audienzsaal auf Burg Karlstein
- 4.2.5 im Ahnensaal auf Burg Karlstein
- 4.2.6 der Festsaal auf Burg Karlstein
- 4.2.7 Die Kapelle des Heiligen Kreuzes auf Burg Karlstein
- 4.2.8 St. Wenzelskrone auf Burg Karlstein
- 4.2.9 Ausstellungsraum auf Burg Karlstein
- 4.3 der Brunnenturm auf Burg Karlstein (Karlštejn)
- 4.4 Das könnte Euch auch interessieren:
- 4.5 So kommt ihr zur Burg Karlstein (Karlštejn)
meiner Besichtigung der Burg Karlstein (Karlštejn)
die mit
der Außenbesichtigung von Burg Karlstein (Karlštejn)
beginnt. Einen herrlichen
Blick auf die Burg Karlstein
gibt es vom langezogenen Ort aus. (Diese Aufnahmen hab ich beim gemütlichen Bummel zurück zu Fridolin eingefangen.)
Schon der Weg zur Burg lässt erahnen, dass wir dort ins Mittelalter eintauchen können.
Kaum durch das Erste Tor durchgetreten, fühlt man sich wie in eine frühere Welt zurückversetzt. Die Höhenburg, die Gebäude sind alle auf unterschiedlichen Höhen, ist komplett von der Burgmauer umgeben. Direkt neben dem Haupttor befindet sich
der Ursulinerin-Turm auf Burg Karlstein
So sehr ich auch gesucht habe, ich konnte nichts im Detail über den Turm finden. Da aber die Usulinerinnen eine Ordensgemeinschaft ist, die sich der Erziehung und Bildung von Mädchen verschrieben hat, könnte dieser Turm für diese Ordengemeinschaft gewesen sein? Vielleicht weiß es einer von euch genau, und lässt mich nicht im unklaren tappen?
Der Große Turm auf Burg Karlstein (Karlštejn)
verdient seinen Namen zurecht. Er ist das Herzstück der Burg und steht an höchster Stelle der Burganlage. 25 x 17 Meter wurde er im Grundriss gebaut und streckt sich so ungefähr 60 Meter noch in die Höhe. Mindestens 4 Meter dicke Mauern, teilweise sogar noch dicker, hat das Wahrzeichen der Burg.
Nicht ohne Grund wurde er wie ein Festungsturm gebaut. Dazu später aber noch mehr.
Man kann ohne Eintrittsgebühr die Gebäude von außen aus dem Burginnenhof besichtigen. Aber diese eindrucksvolle und wichtige Burg, muss man einfach auch von innen anschauen. Das geht jedoch nur mit einer Führung. Die Auswahl fiel recht schnell, da man bei zwei Führungen nicht fotografieren darf. Und schließlich will ich euch ja das Innenleben von Burg Karlstein auf meinem Reiseblog präsentieren.
Man könnte sagen, es ging im Minutentakt bei den Führungen, die in vielen Sprachen stattfanden. Ob das immer so ist? Keine Ahnung, schließlich war Samstag und großes Fest im Ort. Da kanns dann auch bei den Führungen schon mal ein bisschen mehr sein. In der Wartezeit hab ich mich dann weiter umgeschaut – die Tickets haben wir im
Gebäude der Burggrafenschaft auf Burg Karlstein
gelöst. Ja, so eine Burg muss ja schließlich auch das Gefolge unterbringen. Mir war es mit dem Menschengewusel unmöglich, das Gebäude komplett abzulichten. Ihr kennt ja meinen Grundsatz: kein schmückendes Beiwerk in Form von Menschen auf meinen Fotos. 😉
Treffpunkt für die Führungen ist beim
Uhrenturm der Burg Karlstein in Tschechien
Ich denke, die Funktion dieses Turms ist selbsterklärend.
Auch der dahinterliegende
Marienturm in der Burg Karlstein
bekommt jetzt noch einen Blick von außen. Im Inneren könnt ihr ihn noch bei meiner Innenbesichtigung sehen.
Tja, mit der Führung dauert es noch ein bisschen, deshalb gibt es in der Zwischenzeit
ein bisschen Baugeschichte zur Burg Karlstein (Karlštejn) in Tschechien
Die beginnt bei Kaiser Karl IV., der damals erstmal zum römisch-deutschen König gewählt wurde. Er hatte viel vor in Böhmen, auch mit seinen Bauten die er in Prag und Böhmen errichten ließ. Wer in meinen Berichten in Prag schon ein bisschen gestöbert hat, der weiß, dass der König/Kaiser keine 08/15 Bauten bevorzugte, das musste schon was Besonderes sein.
Mit dem Bau der Burg Karlstein hatte Karl IV. aber nicht etwa vor, sie zu seinem Regierungssitz zu machen, davon hatte er ja in Prag die Auswahl zwischen der Prager Burg und dem Vyšehrad. Diese Burg sollte zu seiner Schatzkammer werden, in der die Reichskrönungskleinodien und andere Kostbarkeiten aufbewahrt werden sollen. Damit das auch alles sicher im Großen Turm untergebracht ist, wurden die Außenmauern dementsprechend stark.
Matthias von Arras, der Dom- und Hofbaumeister von Karl IV. war mit dem Burgenbau gut beschäftigt. Zehn Jahre dauerte es allein, bis die Mauern, der auf unterschiedlichen Höhen befindlichen Gebäude standen. Immerhin war dann der Königspalast so weit fertiggestellt, dass der Kaiser 1355 sich dort einige Zeit aufhalten konnte. Er überließ wohl nichts dem Zufall, und es wird berichtet, dass er die Bauarbeiten auch selbst überprüft habe. 1350 ließ der Kaiser den Krönungsschatz nach Prag bringen, wann sie nach Karlstein weitergingen, bleibt ein Geheimnis.
Ob nun zum Schutz dieses Schatzes, oder einfach damit die Burg ein Domkapitel bekam, wurde 1357 das Domkapitel von Karlstein gegründet. Dafür wurde im Marienturm die Marienkirche eingerichtet. 1365 war der große Burgenbau dann fertig. Ihn erlebte der Anfangsbaumeister aber nicht mehr. Dafür hat ihn aber ‚mein Schwäble‘, der Baumeister Peter Parler fertig gestellt. ‚Mein Schwäble‘ deshalb, weil er aus meiner Heimatstadt Schwäbisch Gmünd stammt, und von dort als Nachfolger von Arras vom Kaiser höchstpersönlich beim Bau unseres Münsters abgeworben wurde. Ich hab ihm eine eigene Seite auf meinem Blog gewidmet, gibt es doch in Prag und Tschechien einige großartige Bauwerke von ihm zu bewundern.
Man könnte meinen, dass auch im Kaiser so ein kleiner Schwabe steckte 😀 😀 – oder ist es einfach so, hab ich viel (Vermögen) muss ich vieles ja nicht einfach vergeuden. Die Rede ist von den Hängen rund um die Burg. Genauso wie er in Prag per Gesetz verfügt hatte, dass alle brachliegenden Flächen der Stadt mit Weinstöcken bepflanzt werden müssen, so musste das auch an den Hängen der Burg geschehen. Find ich gut 🙂 Und ihr wißt, in Tschechien gibt es also nicht nur Bier 😉
Einige Male war der Herrscher auf Burg Karlstein, auch mit seinem Nachfolger, seinem Sohn Wenzel IV. (das ist aber nicht der Wenzel, der als Nationalheiliger verehrt wird). Ende November 1378 verstarb der Kaiser dann in Prag auf der Burg Vyšehrad. Wenzel stattete der Burg noch ein paar Mal einen Besuch ab, bevor sie dann in einen kleinen Dornröschenschlaf versank. Dafür tat sich einiges an den Machtverhältnissen im Land. Denn Wenzel, er trug auch den Beinamen ‚der Faule‘ taugte so überhaupt nicht zum Regieren. Er wurde abgesetzt, und nach einer kleinen Zwischenbesetzung kam der zweite Sohn von Kaiser Karl IV., Sigismund an die Macht. Ob das allerdings besser war? Nachdem er Jan Hus ja im Konzil von Konstanz in den Tod laufen ließ, brachte ihm das von der Hussitenseite keine Freunde ein. Ob Sigismund die Hussitenaufstände auf sich zurollen sah? Zwei Jahr vor Ausbruch der Aufstände ließ er die Krönungsschätze außer Landes schaffen.
1422 ging es auf der Burg Karlstein hoch her, als die Hussiten die Burganlage angriffen. Aus der im Mittelalter größten und präzisesten Wurfwaffe wurden über 9.000 Steine auf die Burg geschleudert. 22 Feuerfässer trafen die Burg und ein besonderes G’schmäckle kamen mit über 1.800 Jauchefässer in die Burganlage. Man warf Sigismund noch nach seinem Tod vor, er hätte unnötige Kriege geführt und Gut und Vermögen damit leichtfertig aufs Spiel gesetzt. Zum Glück konnten die Hussiten die Burg nicht in ihren Besitz bekommen, und es gab auch keine größeren Schäden zu beklagen.
Die Schätze kamen wieder auf die Burg Karlstein zurück, sind jedoch heute im Veitsdom in Prag sicher aufbewahrt. Eine Burg muss verwaltet werden. Diese Aufgabe oblag dem Burggrafen, dem Vasallen und Lehensmänner unterstellt waren, die auf die Burg aufzupassen hatten. Lustig ging es da nicht immer zu, und da konnte es schon auch passieren, dass Köpfe rollten, wenn da einer nicht nach den Vorstellungen des Burggrafen arbeitete.
Die Herrscher wechselten im Königreich und damit auch die Besitzer der Burg. Wurde noch unter Kaiser Rudolf II. auf der Burg erneuert und befestigt, hatte dann 1620 beim Dreißigjährigen Krieg Ferdinand II. die Burg in Besitz. Der schenkte aber den ganzen Besitz, samt der Herrschaft, seiner Gemahlin. Die hatte nichts anderes zu tun, als die Burg ein Jahr später an Jan Kavka von Říčan zu verpfänden, der bis Anfang des 18. Jahrhunderts Besitzer war. Wenn Steine reden könnten, dann würden sie wohl ganz laut kundtun, dass man sich nicht um sie kümmerte. Und dann wurden sie auch noch 1648 von den Schweden erobert und zum Teil auch ausgeplündert. Keine einfache Zeit.
Erst unter dem Habsburger Kaiser Franz I. ging es mit der Burg Karlstein wieder bergauf. Er ließ die Burg grundlegend renovieren. Ob nun aus Eigeninteresse oder ob beim Kaiser Napoleon was vorweisen zu können? Keine Ahnung, aber immerhin war seine Tochter Marie-Louise die zweite Frau Napoleons. Diese Renovierungsarbeiten ließ er von Josef Mocker durchführen, der in Prag und ganz Tschechien kein Unbekannter war. Man kann ohne Zweifel sagen, ohne seine Arbeiten stünde Burg Karlstein heute nicht so da, wie man sie sieht.
Ich hab währenddessen meine Blicke noch ein bisschen im Burghof schweifen lassen ….
Aber jetzt –
die Führung durch die Innenräume von Burg Karlstein (Karlštejn) in Tschechien
beginnt. Vom Burginnenhof war es mir nicht möglich ein Foto vom
Kaiserpalast von Burg Karlstein
zu schießen. Der liegt gut geschützt hinter Mauern, durch die man nur im Rahmen von Besichtigungen kommt. Nur vom Ort kann man die Größe des Palastes ermessen.
Der erste Raum dieser Besichtigungsrunde ist
der Speisesaal im Kaiserpalast auf Burg Karlstein
in dem man die ganzen Ausmaße und Gebäude der Burg in einem Model erkennen kann.
In „SEINEM“ Kaiserpalast einfach ein Muss – die Büste von Kaiser Karl IV. – und für mich Grund genug ein bisschen
aus dem Leben von Kaiser Karl IV.
zu berichten. Immerhin war er einer der mächtigsten Herrscher der Geschichte. Eigentlich hieß er ja Wenzel, als er am 14. Mai 1316 in Prag geboren wurde. Er war das dritte Kind, und erste Sohn des Königs von Böhmen, Johann von Luxemburg, bekannt auch als Johann der Blinde. Vom französischen Hof bekam er bei der Firmung den Namen Karl, und zu dieser Zeit eher ungewöhnlich, eine Erziehung in Paris. Fünf Sprachen beherrschte der Thronfolger, wo es zwischen Vater und Sohn auch mal hitziger zugehen konnte. Nach dem Tod seines Vaters war er ab 1346 König von Böhmen, was zu dieser Zeit ja nicht ohne Gegenkönig abging. Sei es seiner Beliebtheit geschuldet, oder daran, dass sein Gegenstreiter verstarb, drei Jahre später war er unbestrittener König, der sich 1349 in Aachen erneut krönen ließ.
Noch lange bevor die Regentschaft hatte, ließ Karl 1333 die zerstörte Prager Burg wieder aufbauen und veranlasste den Bau des weltberühmten Veitsdoms. In seine Zeit fällt die Gründung der Prager Neustadt, und der Ausbau der Burg auf dem Vyšehrad, der für seine Mutter der Alterssitz wurde. 1355 wurde er zum Kaiser gekrönt. Ich könnte noch stundenlang über ihn schreiben, haben doch er und sein Sohn Wenzel Prag zur größten Metropole des Heiligen Römischen Reiches gemacht. Ausführlich könnt ihr zu ihm in meinen einzelnen Berichten lesen, oder gebündelt könnt ihr HIER viel über ihn erfahren.
Damit hatte er ja auch im Schwabenland etwas zu sagen, und bei meinen Reiseberichten in meiner Heimat könnt ihr nachlesen, dass er da zwei aufmüpfigen Württembergern mal so richtig gezeigt hat „wo d’r Bartl d‘ Moscht holt“. So heißt es bei uns im Schwäbischen wenn jemandem so richtig die Meinung gesagt wird, und in seine Schranken gewiesen wird. Schon da hab ich ihn in mein Herz geschlossen, denn die beiden Gerügten hatten es meiner Meinung nach verdient 😉
Viermal schipperte der Kaiser (jeweils verwitwet) in den Hafen der Ehe ein, aus denen 11 Kinder entstanden. Als er sich 1371 mit seiner vierten Ehefrau auf der Burg Karlstein aufhielt und schwer erkrankte, versprach die Kaiserin, dass sie zu Fuß eine Wallfahrt zur Prager Burg und dem Hl. Siegmund machen werde – und wenn ihr Gemahl wieder gesund wird, den Kopf des Heiligen in Gold fertigen lasse. Ob es je so gekommen ist? Ich hab nichts mehr darüber gefunden. Fakt ist aber, dass der Kaiser gesund wurde und sich wieder seinen Geschäften widmen konnte.
Am 29. November 1378 verstarb Kaiser Karl IV. in Prag und wurde in einer letzten Reise durch ’sein‘ Prag getragen. An verschiedenen Orten wurde er, mal kürzer, mal länger aufgebahrt, um dann im Veitsdom seine würdevolle Bestattungszeremonie zu bekommen.
Hier im Speisesaal seiner Kaiserburg ist er gemeinsam mit den Büsten seiner vier Ehefrauen zu sehen. Ich sah die übrigens hier zum ersten Mal.
Bevor es im Rundgang weitergeht, lass ich meine Blicke noch ein bisschen wandern …
Weiter geht es in den
Rittersaal auf Burg Karlstein
oder auch Vasallensaal. Da ein Kaiser seinen Besitz ja nicht selber vor Ort verwalten kann, nimmt man sich einfach einen Burggrafen, der dies übernimmt. Auch der braucht aber Gefolgsleute, die in dessen Dienste stehen. So auch auf Burg Karlstein. Meist waren waren das Männer der umliegenden Gehöfte, die sich zum Schutz der Burg gemeldet hatten. Ja, eigentlich könnte man ihn auch als Knecht bezeichnen, die als Gegenleistung für ihre Dienste eben das Lehen für diese Gehöfte bekamen.
Damit sie auch tatsächlich immer für die Sicherheit zur Verfügung stehen, wurde diesen Lehensmänner oder Vasallen ein Raum zur Verfügung gestellt. In diesem waren Schränke, in denen die Männer ihre Ausrüstung und Waffen aufbewahren konnten. Diese sind bis heute erhalten geblieben und wunderschön mit Wappen bemalt.
In einer Nische ein kleiner Gebetsraum, und beachtenswert der spätgotische Altar.
Jetzt wird mal kurz der Eingang gewechselt – bedeutet für mich, dass ich ein paar Blicke einfangen konnte. Und einer davon zeigt, dass auch, egal welchen Standes man ist, man mit den natürlichen Bedürfnissen eines Menschen konfrontiert ist. Und die sahen zu dieser Zeit eine ‚Freilufttoilette‘ vor.
Weiter geht es in
die Dekanei auf Burg Karlstein
Kaiser Karl IV. hat ja zum Schutz der Krönungsjuwelen, die auf der Burg gelagert waren, 1357 ein Domkapitel gegründet. Der Dekan, der dieses leitete, brauchte auch ein Räumchen zum Arbeiten. Ob hier der bedeutende Dekan von Libotschan, ein Historiker, an der Chronik der böhmischen Geschichte geschrieben hat? Wir werden es nie erfahren ….
Jetzt wird es ganz privat – es geht ins
Schlafzimmer von Kaiser Karl IV. auf Burg Karlstein
in dem bis heute die persönlichen Besitztümer von ihm zu bewundern sind. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass man in solch einem Bett wirklich bequem schläft? Aber es war halt die Zeit, und da gab es noch keine überbequemen Betten 😀
Wunderschön in einer Nische der persönliche Reisealtar des Kaisers. Allein hier im Raum ist erkennbar, wie gläubig der Herrscher war.
Auch seine ‚Lieblingsheilige‘ bekam in seinem Schlafzimmer einen Platz – die Hl. Katharina.
Vermutlich nicht ohne Grund, denn sie ist die Schutzpatronin der philosophischen Fakultäten. Und Karl IV. hat ja eine solche mit der Karlsuniversität in Prag gegründet. Wenn man ihre Vita nicht kennt, fragt man sich vielleicht, warum steht sie mit dem Fuß auf einem König, das dem augenscheinlich auch noch zu gefallen scheint? Ob der Kaiser zu dieser Zeit aber schon wusste, dass Katharina vermutlich eine erfundene Gestalt ist?
Aber geht man nach der Legende und der katholischen Kirche, dann hatte sich Katharina, Tochter eines heidnischen Königs aus dem 3. oder 4. Jahrhundert, Christus versprochen. Als Kaiser Maxentius aber alle Christen zum Tod verurteilte, bot ihm Katharina Paroli und forderte ihn zu einer öffentlichen Diskussion, warum er nicht zum Christ wird, anstatt von anderen Götzenopfer zu verlangen. Unterstützung bekam der Kaiser von seinen besten Philosophen und Gelehrten. Mit der Übermacht von 50 Stimmen würde er der Katharina schon gegenhalten. Pech für ihn, dass Katharina derart einleuchtend argumentierte, dass sich alle 50 zum christlichen Glauben zuwendeten. Sein Ziel, dass er Katharina von diesem abbrachte, scheiterte damit. Der Kaiser verurteilte sie zum Tod auf den Scheiterhaufen.
Seine Gemahlin, die Kaiserin, wagte noch einen letzten Versuch Katharina vor dem Tod zu retten, indem sie sie bewegen wollte, ihren Glauben aufzugeben. Ich wage mir nicht vorzustellen, wie der Kaiser getobt haben muss, als seine Gattin bekehrt zum christlichen Glauben wieder zurückkam. Was auch ihr den Tod einbrachte, genauso wie Katharina und den 50 Gelehrten.
In Kaisers Schlafzimmer steht die Hl. Katharina mit einem Fuß auf dem Kaiser, der ihr den Tod brachte. Ich bin mir bei seinem Gesichtsausdruck noch unschlüssig. Er hat für mich so was von ‚mir doch egal, ich hab gesiegt und alle in den Tod geschickt.‘
Auch auf einer ‚auswärtigen‘ Burg braucht ein Kaiser einen
Audienzsaal auf Burg Karlstein
damit er, ihm angemessen, seine Audienzen abhalten konnte. Wände und Decke sind komplett mit Holz versehen, die zwei Funktionen haben. Zum einen sieht es natürlich, und vor allem in einem Audienzzimmer, edel aus – zum anderen aber wärmt diese Vertäfelung. Denn im Mittelalter und mit solchen Mauerstärken, kann man sich vorstellen, dass es da nicht immer muggelig warm zuging.
Seht es mir bei den Fotos nach – die Lichtverhältnisse waren hier nicht optimal. Aber für einen ersten Eindruck reichen sie 😉
Kaiser Karl IV. hat auf seiner Burg auch seinen Vorfahren einen Platz eingeräumt –
im Ahnensaal auf Burg Karlstein
lassen sich seine Vorfahren bis zurück zum Przemysliden-Geschlecht zurückverfolgen. Das beginnt mit Bořivoj I., der mit der Hl. Ludmilla verheiratet war und Opa des Nationalheiligen Wenzel ist.
Wenn ich mich nicht verzählt habe, dann waren es 31 Regenten aus dieser Dynastie. Drei gehörten einer anderen Dynastie an, und ein Habsburger durfte auch ein bisschen mitregieren, bevor mit Johann, dem Vater von Karl, die Luxemburger vier Herrscher stellten. Sigismund, der Halbbruder von Karl IV. (er durfte nach seinem Bruder Wenzel an die Macht) war der letzte der Luxemburger. Ich hab mich mit meinem Langzeitaufenthalt in Prag wirklich durch die Regenten gelesen, und dieser Sigismund kam auf die Liste ‚mag ich nicht‘, wo auch von den Württembergern schon welche ihren Platz gefunden haben.
Es ist doch richtig hinterhältig, wenn Sigismund Jan Hus freies Geleit und Sicherheit zum Konzil nach Konstanz verspricht, und dann seine Hände rauszieht, als das Todesurteil für Hus gesprochen wird. Pfff, geht mal gar nicht. Und dann braucht er sich auch nicht wundern, dass die Hussiten Kriegerles angefangen haben.
Nach Sigismund ging dann die Regentschaft über Böhmen an die Habsburger. Wollt ihr alle Herrscher Böhmens auf einen Blick? Dann klickt HIER.
Im Ahnensaal kann man durch eine verschlossene Türe sehen, wie früher Feste gefeiert wurden –
der Festsaal auf Burg Karlstein
Bei solchen Anblicken kann ich mich schon mal mit geschlossenen Augen zurückbeamen und mitfeiern. Aber auch nur dann, ansonsten – ganz ehrlich – möchte ich nicht in dieser Zeit leben.
Im letzten Besichtigungsraum könnte man bei dem kleinen Rundgang sagen: „Das Beste kommt zum Schluss.“
Die Kapelle des Heiligen Kreuzes auf Burg Karlstein
ist DAS Highlight der Kaiserburg und der schönste Raum der Burg. Allerdings, an diesem Standort, an dem ich mich gerade befand gibt es nur ein Model der Kapelle zu bewundern. Ich hab euch ja am Anfang geschrieben, wir hatten die Auswahl zwischen mehreren Rundgängen, bei zwei kommt man zwar in die Kapelle, aber Fotografieren ist bei dem gesamten Rundgang nicht erlaubt.
Trotzdem kann man sich mit dem Modell sehr gut die Kreuzkapelle vorstellen. 129 Tafelgemälde von Meister Theoderich haben dort einen Platz gefunden. Aber nicht nur das – es war die Schatzkammer für die Kronjuwelen des Kaisers und seine Reliquiensammlung. Dementsprechend gut war sie gesichert: drei Eisentüren und neun Schlösser mussten vor Betreten der Kapelle geöffnet werden. Und das nicht etwa im Erdgeschoss sondern an der höchsten Stelle der Burg im Großen Turm.
Karl IV. hat diese Kapelle, so ist überliefert, in großer Demut nur barfuß betreten.
In diesem Raum ist auch die
St. Wenzelskrone auf Burg Karlstein
zu bewundern. Zwar nur als Kopie, denn das Original befindet sich in der Wenzelskapelle im Veitsdom. Aber bei der Krönungskrone, die 1346 Karl IV. anlässlich seiner Krönung getragen hat – da ist es egal, ob Kopie oder Original 😉 Schön ist sie …
Zum Abschluss der Führung gibt es noch einen Blick durch den
Ausstellungsraum auf Burg Karlstein
Auf einem Foto glänzt und spiegelt es – so sieht es in der Kreuzkapelle der Burg aus. Denn Kaiser Karl IV. hat die Wände mit Gold und Edelsteinen bedecken lassen. Hab ich euch mit meinen Fotos Lust gemacht, die Burg selber zu besichtigen? Pure Absicht 😉 Denn es gibt wirklich soooo viel zu entdecken, selbst bei dem Rundgang den wir mitgemacht haben.
Auch wenn ich von Führungen im allgemeinen nicht so sehr begeistert bin, der junge Mann hat es hervorragend gemacht. Aber das ist einfach meine persönliche Einstellung, da ich in meinem Tempo Sehenswürdigkeiten besichtigen und fotografieren möchte. Schließlich hab ich immer meinen Reiseblog im Hinterkopf. Aber wenn es halt nicht anders geht? 🤷♀️ Mein Mann und ich sind in dem Fall das perfekte Team, und haben unsere Fotografierschwerpunkte verteilt, so wie z.B. bei unserer Führung auf der Reichsburg in Cochem an der Mosel. Ihr seht in diesem Beitrag also auch einige Fotos von ihm 🙂
So, hinaus zur Türe und über die kleine Zugbrücke. Dann gibt es noch ein paar Impressionen rund um den Kaiserpalast, bevor ich euch noch ein weiteres Highlight von Burg Karlstein zeige.
Natürlich ranken sich auch um die Burg Karlstein (Karlštejn) einige Legenden. So wird berichtet, dass Frauen keinen Zutritt auf die Burg hatten. Hmm … ob das tatsächlich so war? Oder sind die weiblichen Gewänder im Festsaal eine Täuschung? 😀 Ich werde es nicht mehr erfahren.
Eine weitere Legende berichtet von dem tragischen Tod eines Hundes, man kann auch sagen, er ist für sein Herrchen in den Tod gegangen. Damals war ja nicht jeder jedem wohlgesonnen und so manch eine Attacke hat selbst einem hochgestellten Herrn das Leben gekostet. Bei einem Besuch auf der Burg, sollte ein Herzog von seinem Diener vergiftet werden. Aus Dankbarkeit, dass ihn ein blinder Musiker den Tag über mit schöner Musik beglückt hatte, reichte er ihm diesen gefüllten Becher (leider mit Gift versetzt) weiter. Der Hund sprang den Musikanten aber so an, dass der nicht in der Lage war, aus dem Becher zu trinken. Stattdessen trank der Hund den Inhalt und bezahlte mit seinem Leben.
So, wir sind angekommen an der Stelle, die ich euch noch zeigen wollte –
der Brunnenturm auf Burg Karlstein (Karlštejn)
der eine Besonderheit darstellt. Ich hab euch ja schon geschrieben, dass die Burg in verschiedenen Ebenen angelegt ist. Auf der untersten Ebene wurde aus Menschenhand der Brunnenturm geschaffen, denn einen natürlichen Brunnen gab es bei der Burg nicht. Also holte sich der Baumeister Bergleute aus dem ca. 60 km östlich von Prag gelegenen Kutná Hora, die sich durch Silberfunde zu einer Bergbaustadt entwickelt hatte. 80 Meter mussten die Männer in die Tiefe graben, stießen aber selbst in dieser Tiefe nicht auf Wasser. Also legten sie vom nahen Bach eine Zuleitung, die das Wasser in eine Zisterne fließen ließ. Puhhh, ein ideales Angriffsziel für alle, die der Burg nichts Gutes tun wollten.
Man sagt, nur der Kaiser und sein Burggraf wussten von dieser Zuleitung des Kanals zum Brunnen. Die Arbeiter die am Bau beteiligt waren, hätte man getötet. Hätten die das mal vor ihrer Arbeit gewusst.
Damit Wasser aus dem tiefen Schacht nach oben befördert werden konnte, waren zwei starke Männer von Nöten, die mit Manneskraft das wichtige Nass nach oben holten.
Wir haben auf eine direkte Begehung des Turms verzichtet und ihn uns von der Ferne angeschaut. Es ging halt schon ein bissle eng her, vor allem, weil Corona halt doch noch allgegenwärtig war. Die tolle Fernsicht hatten wir aber auch von der mittleren Ebene 🙂
Gemütlich sind wir auf dem Fußweg von der Burg Karlstein durch den gleichnamigen (schnuggeligen) Ort wieder zurück zu Fridolin, der auf dem Parkplatz immer noch unter vielen Artgenossen stand. Und wir setzten unseren Weg fort nach Prag – voller Vorfreude auf die kommenden vier Wochen, die ihr in meinen Beiträgen miterleben könnt.
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