In einem kleinen Park auf dem Berg Petřín (Laurenziberg), der zur Prager Kleinseite gehört, steht die barocke St. Laurentius-Kirche (Kostel sv. Vavřince na Petříně).
Ein Tag auf dem Berg Petřín, oder zu deutsch auf dem Laurenziberg – diesen Programmpunkt haben wir bei unserem Langzeitaufenthalt in Prag ziemlich nach vorne gesetzt. Alles weg, wofür man gutes Wetter braucht – so könnte man es auch nennen 🙂 Ja, ich weiß, es gibt kein schlechtes Wetter, nur die unpassende Kleidung. Aber eindeutig tut man gut daran, den Petřín bei gutem Wetter zu besuchen. Schließlich gibt es von hier einen wunderschönen Blick über die Stadt. Wir hatten heute wieder so richtig Glück mit dem Wetter, Herz was willst du mehr? Nein, wir können uns wirklich nicht beklagen. In unseren vier Wochen in Prag hatten wir tatsächlich nur zwei Tage Regen, und die haben wir gerne erholend in unserer Wohnung auf Zeit verbracht.
Auf den Berg Berg Petřín kommt man auf verschiedenen Wegen. Man kann den sportlichen Weg wählen und von der Prager Kleinseite auf den ca. 327 Meter hohen bewaldeten Hügel gehen, oder sich mit der Schrägbahn nach oben bringen lassen. Vom Kloster Strahov kommt man von der Höhe hinüber in das Naherholungsgebiet mit den vielen Sehenswürdigkeiten. Wir haben einen weiteren Weg auf der Höhe gewählt. Da unsere Ferienwohnung eh in Prag 6 auf gleicher Höhe wie der Petřín-Berg lag, wäre es Quatsch gewesen, den Berg von unten aufzurollen. Das ging viel bequemer – mit dem Bus zum Strahov Stadion. Das „wir könnten doch“ haben wir am Stadion verworfen, machte es für uns den Eindruck eines Lost Places und wäre interessant zum Fotografieren gewesen. Immerhin hat es in seinen besten Zeiten locker über 200.000 Besuchern Platz geboten und zählt als das größte Stadion aller Zeit. Aber schließlich wollten wir ja alle Sehenswürdigkeiten auf dem Laurenziberg ‚mitnehmen‘.
Kommt mit,
Inhaltsverzeichnis
- 1 meine Besichtigung der St. Laurentius-Kirche auf dem Berg Petřín in Prag
- 1.1 Blick auf die Kirche St. Laurentius auf dem Petřín in Prag
- 1.2 Die Hungermauer (Hladová zeď) auf dem Berg Petřín
- 1.3 Die Türme der St. Laurentius-Kirche auf dem Berg Petřín
- 1.4 der Aussichtsturm auf dem Berg Petřín
- 1.5 ein bisschen Geschichte zur St. Laurentius-Kirche auf dem Berg Petřín in Prag
- 1.6 Die Besichtigung der St. Laurentius-Kirche auf dem Petřín-Berg in Prag
- 1.7 aus dem Leben des Hl. Laurentius
- 1.8 Kalvarienberg-Kapelle bei der St. Laurentius-Kirche auf dem Berg Petřín in Prag
- 1.9 Das könnte Euch auch interessieren:
- 1.10 So kommt ihr zur St. Laurentius Kirche auf dem Berg Petřín
meine Besichtigung der St. Laurentius-Kirche auf dem Berg Petřín in Prag
beginnt mit dem ersten
Blick auf die Kirche St. Laurentius auf dem Petřín in Prag
noch im wunderschönen Rosengarten.
Beim ersten Blick fällt mir sofort die Mauer auf, an die die Kirche tatsächlich angebaut ist.
Die Hungermauer (Hladová zeď) auf dem Berg Petřín
ließ Kaiser Karl IV. in zwei Jahren Bauzeit ab 1360 errichten. Mit dieser Wehrmauer wollte er die Prager Kleinseite und natürlich die Prager Burg vor Angriffen aus dem Süden und Westen sichern. Die Kirche St. Laurentius bezog er in die Mauer ein. Natürlich musste die Wehrmauer im Laufe der Jahre mehrfach repariert werden.
Ihren Namen „Hungermauer“ hatte dieser Steinbau mit Zinnen und Schießscharten aber nicht von Anfang an. Erst nach einer großen Hungersnot 1361 bekam die Mauer ihren Namen. Denn man berichtet, der Kaiser habe mit dem Bau den Armen der Stadt Lohn und Brot gegeben. Nunja, ich denke, er hat eben zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen – er hatte seinen Befestigungsring, und die Menschen (was ich viel wichtiger finde) hatten Geld für Nahrung.
Die Türme der St. Laurentius-Kirche auf dem Berg Petřín
haben mich sofort in Bann gezogen, noch bevor wir an der Kirche angekommen sind. Im ersten Moment erinnerten sie mich an die Wallfahrtskirche Käppele in Würzburg.
Die beiden seitlichen Türme der Barockkirche gehen über 24 Meter in die Höhe. Es scheint so, als wolle der mittlere zentrale Turm den Beiden den Vortritt lassen, er hält sich mit 22,70 Meter etwas zurück.
Geh nicht direkt durch die Hungermauer in den Park zur Kirche, geh hintenrum. Manchmal auch gut so, denn es ergeben sich oft Perspektiven, die man vielleicht auf direktem Weg nicht sehen würde. Und er drückt sich da oft mit ins Bild,
der Aussichtsturm auf dem Berg Petřín
den man fast von überall aus der Stadt sieht. Die Ähnlichkeit mit dem Pariser Eifelturm ist gewollt 😉
Über 63 Meter ist der kleine Bruder des französischen Vorbilds hoch und bietet herrliche Blicke über die Stadt Prag und das Umland.
Angekommen.
Bevor ich mich aber der Kirche widme, bekommt ihr noch
ein bisschen Geschichte zur St. Laurentius-Kirche auf dem Berg Petřín in Prag
und die ist kurz und knackig. Noch bevor Karl IV. sie in seine Ummauerung mit einbezogen hat, stand sie bereits, denn zum ersten Mal wurde sie 1135 erwähnt. Man vermutet aber, dass sie schon viel früher dort als Kapelle ihre Anfänge auf dem Laurenziberg genommen hat. Auf dem Berg soll dort eine heidnische Kultstelle gewesen sein, auf deren Platz 991 der Hl. Adalbert von Prag eine Kapelle habe errichten lassen. Dem Hl. Adalbert könnt ihr Prag an mehreren Stellen begegnen – zum einen steht er unter den 30 Brückenheiligen auf der Karlsbrücke, zum anderen findet ihr die Originalstatue in den Kasematten auf dem Vyšehrad.
Aus dem romanischem Baustil wurde dann ab 1735 eine Barockkirche. Tja, das war’s dann auch schon mit Geschichte um die Kirche. Ich hab dann trotzdem noch ein bisschen weitergestöbert und konnte mehrfach über Legenden lesen, die sich um den Platz der Kirche ranken. Die heidnische Kultstätte ist durch Ausgrabungen belegt, ob dort aber tatsächlich hübsche Jungfrauen von heidnischen Priester verbrannt wurden, damit den Göttern eine Freude getan wurde? Diesen Opfertisch soll Fürst Boleslav II. habe zerstören lassen. Adalbert von Prag hätte sich dann vom Fürst hier die kleine Kapelle gewünscht.
Zum Glück kam Boleslav II., der auch den Beinamen „der Fromme“ trägt, nicht nach seinem Vater Boleslav I. „der Grausame“. Der hat nämlich seinen eigenen Bruder (Landespatron Hl. Wenzel) ermordet, damit er an die Macht kam. So hinterhältig war der Přemysliden-Fürst nicht, als christlicher Mann.
Eine weitere Legende bringt auf dem Berg Petřín die Fürstin Libuše ins Spiel. Sie war es ja, die mit ihren Prophezeiungen Prag einen Ruhm vorhersagte und dem Land den ersten Fürsten brachte. Mehr über Libuše könnt ihr in meinem Bericht zum Vyšehrad nachlesen. Die erste Richterin des Landes soll hier oben von der Kirchenstätte ihre heilige Vorhersagen für Prag getroffen haben. Ob es bei allem so war? Wir werden es nie wirklich erfahren.
Was aber Gewissheit ist, dass seit 1994 die Kirche St. Laurentius, samt den dazugehörigen Gebäude von der altkatholischen Kirche genutzt wird. Sie ist Kathedralkirche und Bischofssitz für ganz Tschechien. Ein Novum war 2003, als die erste Frau hier zur Diakonin geweiht wurde.
Die Besichtigung der St. Laurentius-Kirche auf dem Petřín-Berg in Prag
im Inneren fiel unter die Überschrift „geschlossen“. Das ist ja unser großes Los, das wir vermehrt in Prag ziehen. Schon im Juni 2020 war es das Hauptlos. Aber auch in unseren vier Wochen im September/Oktober 2021 in der „Goldenen Stadt“ hat es uns verfolgt. Wir standen bei sehr vielen Kirchen vor verschlossenen Türen. Und wenn sie dann schon geöffnet hatten, herrschte Fotografierverbot. Ich nehms mit Fassung, irgendwann, vor allem in Prag, werde ich vielleicht doch noch eine Kirchentüre geöffnet finden. Hat ja jetzt bei einer Kirche am Altstädter Ring nach zig-Versuchen im letzten Jahr auch geklappt.
So bleibt mir jetzt nur der Blick von außen auf die Barockfassade.
Groß steht der Gönner der Kirche da – der Hl. Adalbert von Prag, Bischof zu damaliger Zeit. An der Nordfassade fallen mir im oberen Teil drei Statuen auf – unverkennbar mit den fünf Sternen überm Haupt, der Hl. Johannes Nepomuk. Ich hab ihn besonders in mein Herz geschlossen, da er mir nicht nur in Prag auf Schritt und Tritt ‚begegnet‘. Auch er ist bei den Statuen auf der Karlsbrücke mit dabei. Ihr erkennt ihn am Bronzedenkmal, das schon blitzblank hell poliert ist. Wer es berührt, dem soll es Glück bringen. Eine Tafel zeigt auf der Karlsbrücke die Stelle, an der man ihn in die Moldau gestoßen hat. Stöbert einfach in meinen Berichten zu Prag. Dort findet ihr auch sein Hochgrab im Veitsdom und eine Kirche ihm zu Ehren in der Prager Neustadt. Natürlich auch seine Geschichte und noch vieles mehr.
Über die Figur rechts wird spekuliert – vermutlich wäre es Maria Magdalena. Über die Darstellung ganz oben braucht man aber nicht spekulieren. Es zeigt Gottvater mit seinem Sohn Jesus.
Auch die Kirche in meiner Heimatgemeinde ist eine St. Laurentius-Kirche, deshalb ein paar Infos
aus dem Leben des Hl. Laurentius
von dem im Inneren der Kirche Wandmalereien erzählen sollen.
Während der Zeit des römischen Bischofes Sixtus II. so um 257, war Laurentius bei ihm als Diakon tätig. Als der Bischof von dem Christenverfolger, Kaiser Valerian, festgenommen wurde, erteilte er seinem Diakon den Auftrag, den Kirchenschatz an die Leidenden und Armen auszuteilen. Und das recht schnell, denn binnen drei Tage würde ihn das gleiche Schicksal treffen. Sixtus wurde dann enthauptet.
Richtig schlecht nun, dass der Kaiser genau auf diese Schätze seinen Anspruch erhob und Laurentius zwang, diese herauszugeben. Dabei ging er nicht zimperlich vor und geißelte ihn mehrfach. Laurentius erbat sich eine Bedenkzeit und verteilte währenddessen die Schätze, so wie ihm der Bischof aufgetragen hatte. Nach Ablauf der Frist kam Laurentius mit all diesen beschenkten Menschen und präsentierte sie dem Kaiser als die Schätze der Kirche. Das kam beim Kaiser aber mal so gar nicht gut an. Er ließ Laurentius foltern und befahl schließlich, ihn auf einem Rost langsam zu töten. Ihr seht deshalb den Hl. Laurentius oft mit einem Rost dargestellt.
In der katholischen Kirche ist er einer der meistverehrten Heiligen. Anhand seiner Leidensgeschichte liegt es auf der Hand, dass er der Schutzpatron für alle ist, die mit Feuer zu tun haben, u.a. eben auch der Feuerwehr. Die Beliebtheit und der Kult um seine Person haben so richtig Fahrt aufgenommen, als Kaiser Otto I. just an seinem Todestag 955 den Sieg gegen die Ungarn auf dem Lechfeld davontrug. Und noch eine Schlacht wurde an seinem Jahrtag 1557 gewonnen.
Mein Blick wandert noch nach links neben der Kirche, zur
Kalvarienberg-Kapelle bei der St. Laurentius-Kirche auf dem Berg Petřín in Prag
Sie stammt von 1735 und ist Sgraffito verziert. Die wunderschöne Kratztechnick zeigt die Auferstehung Jesu. Mit einem letzten Blick zurück zur Kirche setzen wir unsere Erkundung auf dem Berg Petřín fort.
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