Wenn man die Seitenkapellen im Chorraum des St. Veits Dom in Prag besichtigt, kommt man nicht an ihm vorbei – dem Grabmal des Hl. Johannes Nepomuk.

Dieses prachtvolle Grabmal ist mir bereits auf der gegenüberliegenden Seite bei meinem Rundgangs durch den St. Veits Dom aufgefallen. Wir hatten an unserem Besichtigungstag das unfassbare Glück, dass kaum Besucher im St. Veits Dom waren und die Sicht nach allen Seiten so gut wie immer frei war. Das hat natürlich mein Fotografenherz zum Purzelbaum schlagen veranlasst. Ihr merkt mit dem Bericht hier, so wie auch beim Gesamtbeitrag zum St. Veits Dom, einmal wieder, dass ihr auch auf einem Fotoblog gelandet seid.

Das Grabmal ist aber auch einfach zu schön um es nur bei einem Foto zu belassen. Aber wer ist der Heilige eigentlich, dass er so ein prachtvolles Denkmal im St. Veits Dom in Prag bekommt?

Wer ist Johannes Nepomuk (Jan Nepomucký)?

Irgendwann um 1350 soll er bei Pilsen geboren worden sein. 1380 wurde er zum Priester geweiht und wurde in der Seitenkapelle der Hl. Erhard und Ottilie Altarpriester. Das bedeutet, er konnte hier zwar die Hl. Messe zelebrieren, hatte aber ansonsten keine weiteren seelsorgerischen Dienste zu erfüllen. Nach seinem Juristenstudium begleitete er zahlreiche Ämter und wurde schließlich der Generalvikar des Prager Erzbischofs Johann von Jenstein.

Zur Zeit der zeitweiligen Glaubensspaltung, die hier innerhalb der Kirche selbst entstanden ist, kam es zu politischen Machtkämpfen zwischen König Wenzel IV. (der Sohn von Karl IV. mit dem Beinamen ‚der Faule‘) und dem Erzbischof Johannes von Jenstein. Wer darf was? Wer bekam welches Amt? Und wer bekam welche Rechte? In heutiger Zeit würde man jemanden einschalten, der sich Mediator nennt. Dass diese Position keine neumodische Erfindung ist, sondern uralt ist, zeigt sich daran, dass es auch schon damals einen Vermittler gab, mit dessen Hilfe dieser jahrelange Zwist endlich beigelegt werden sollte. Und das war Johannes Nepomuk, als Vertreter des Erzbischofs.
Die beiden (König und Erzbischof) wollten nicht miteinander, und König Wenzel ging auf einen Klärungsversuch des Erzbischofs überhaupt nicht ein. Im Gegenteil, er wollte das Gebiet des Erzbistums verkleinern. Aber es lief nicht so wie er sich das vorstellte, der königliche Kandidat wurde nicht gewählt und wegen seiner Abwesenheit konnte Wenzel seine Einspruchsfrist gegen die Wahl nicht einhalten. Und eine Einigung gab es jetzt erst recht nicht.

Die Folge war während der weiteren Streitereien, dass Johannes Nepomuk mit anderen erzbischöflichen Beamten verhaftet wurde. Der Erzbischof konnte fliehen.

Und jetzt kommen die Legenden um den Tod Johannes Nepomuk.
Während die eine Version besagt, dass er, wie bei Geistlichen die übliche Todesstrafe im Mittelalter, in der Moldau ertränkt wurde, sagt die andere Legende, dass er von König Wenzel deshalb ermordert wurde, weil er das Beichtgeheimnis seiner Frau nicht preisgeben wollte. Hier sind sich selbst Wissenschaftler nicht einig, was denn nun die richtige Version ist. Wird doch auch berichtet, dass Johannes Nepomuk nie der Beichtvater der Königin war. Tja, und der, den es betrifft wird nie darüber reden können. Ihr dürft euch also eure Version selber aussuchen.

Fakt ist wohl, dass der geflüchtete Erzbischof, der nie wieder in sein Bistum zurückkehren konnte, in einem Brief an den Papst über Johannes Nepomuk als einen Märtyrer sprach. Auch in einer Biographie über ihn, wird er als solcher gepriesen.
Solche Geschichten werden zum Selbstläufer – es entstanden Legenden und Berichte über seine Wunder, und das Andenken an ihn wurden in Prag gepflegt. Vielleicht auch deshalb, weil einer Legende nach, über dem Kopf der Leiche, die in der Moldau trieb, ein Kranz von fünf Flammen oder Sternen zu sehen war.
Tatsächlich wurde aber sein Leichnam, der am Ufer der Moldau angespült, später in den St. Veitsdom übergeführt, wo er dieses prachtvolle Grabmal bekam.

1721 wurde Nepomuk zunächst selig, und 1729 dann heilig gesprochen. Der hl. Johannes Nepomuk gilt als u.a. als Brückenheiliger (nicht nur in Tschechien) und Schutzpatron des Beichtgeheimnisses und ist zweiter Ordenspatron der Jesuiten.
In zahlreichen Ländern stehen Statuen von ihm, natürlich auch auf der Karlsbrücke in Prag, und er drängte sogar den böhmischen Nationalheiligen Wenzel mit seiner Beliebtheit in den Schatten. Sein Jahresfeiertag wird in Tschechien am 16. Mai gefeiert.

 

Das Grabmal des Hl. Johannes Nepomuk im Veitsdom in Prag

wurde 1736 im Stil des Hochbarocks neu gestaltet.

Gut über 1,6 Tonnen Silber wurden bei diesem Hochgrab verarbeitet. Der Hl. Johannes Nepomuk wird immer (bzw. meistens) mit dem Kranz von 5 Sternen dargestellt, was Verschwiegenheit bedeutet.
1748 kamen Statuen mit den vier Kardinaltugenden zum Grabmal. Lange vor Christus waren bereits in der Antike Haupttugenden geläufig.

„Keinen Satz der klassisch-christlichen Lebenslehre gibt es, der dem Ohr des heutigen Menschen, auch des Christen, so unvertraut, ja so fremd und wunderlich klingt wie dieser: daß die Tugend der Klugheit die Gebärerin und der Formgrund aller übrigen Kardinalstugenden ist, der Gerechtigkeit, der Tapferkeit und der Mäßigung: daß also nur wer klug ist, auch gerecht, tapfer und maßvoll sein kann; und dass der gute Mensch gut ist kraft seiner Klugheit.“

So werden die Kardinalstugenden beschrieben von:

Josef Pieper

deutscher christlicher Philosoph des 20. Jahrhunderts. , Wikipedia

Ich kann euch die herrlichen

Detailaufnahmen vom Grabmal vom Hl. Johannes Nepomuk im St. Veitsdom

nicht vorenthalten. Einmalig schööööön ….

Es gibt aber nicht nur ein Grabmal, sondern ihm zu Ehren auch eine

Kapelle des Hl. Johannes Nepomuk im Veitsdom in Prag

Dazu braucht man sich nur umdrehen, und man sieht sie.

Ich hab den Hl. Nepomuk noch während unserer Tage im Juni 2020 in mein Herz geschlossen. Ist er doch in Prag allgegenwärtig.

Er hat unter den 30 Brückenheiligen auf der Karlsbrücke eine ganz besondere ‚Stellung‘. Einzig seine Statue wurde aus Bronze gefertigt. Die beiden Reliefs zu Fuße der Statue sind blankgescheuert. Sollen sie doch Glück bringen, wenn man sie berührt. Eine Gedenktafel weist auf die Stelle, wo man ihn in die Moldau geworfen hat.

Bei unserem Langzeiturlaub in Prag im Oktober 2021 habe ich dann noch weitere Male in Prag angetroffen. Eine Kirche in der Prager Neustadt trägt seinen Namen. In der St. Peter und Paul Basilika auf dem Vyšehrad ist ihm ein Seitenaltar gewidmet. Und sogar in meinem Schwabenländle hab ich ihn mehrfach angetroffen, denn da hat ihn wohl ein Fürstpropst ebenso wie ich in sein Herz geschlossen. In der Fürstenloge in der Schlosskapelle im Schloss ob Ellwangen hat er ihn ganz groß an der Decke verewigt. Gleich nebenan steht er vor der Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg.

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