Als Nationales Kulturdenkmal zählt die St. Bartholomäus-Kirche (Kostel svatého Bartoloměje) in Kolín, ein Meisterwerk von Peter Parler, dem bedeutenden Dombaumeister des Mittelalters.
Während unseres vierwöchigen Aufenthaltes in Prag war klar, dass wir uns auch etwas außerhalb der Stadt umschauen wollen. Ganz oben auf unserem „Da-müssen-wir-hin-Zettel“ standen die beiden Städte Kolín und Kutná Hora (Kuttenberg). Und das nicht ohne Grund. Fridolin fristete während unserer Wochen in Prag ein langweiliges Dasein. Ohne Beschäftigung stand er auf dem überdachten Parkplatz unserer Ferienwohnung. Ich hab allerdings keine Ahnung, ob er sich über diesen Ausflug so richtig gefreut hat? Da diese beiden Städte nur etwa 15 Minuten auseinander liegen, war klar, dass Fridolin Auslauf bekam und uns zunächst in das ca. 60 km von Prag entfernte Kutná Hora brachte.
Diese Fahrt, bzw. hauptsächlich die Rückfahrt zurück zu unserer Wohnung könnte einen Erlebnisbericht füllen 🙈🙈 – aber auch die Erkenntnis, Mädel informiere dich gefälligst mal vorher über alle Öffnungszeiten und geh nicht davon aus, dass für Schwaben immer geöffnet ist. Denn, wir standen (nach mühsamer Parkplatzsuche) vor dem Dom St. Bartholomäus in Kolin und dort vor verschlossenen Türen. Bei vier Wochen vor Ort kann ich das nicht einfach so stehen lassen, zumal dieser Dom vom Baumeister Peter Parler erbaut wurde, der auch mein Heimatmünster in Schwäbisch Gmünd mit zu verantworten hat. Da müssen wir einfach nochmal hin. Also auf ein Neues!
Für die zweite Fahrt nach Kolin war aber ohne großes Nachdenken klar – diesmal geht es mit dem Zug. Diesen Stress nochmal mit Auto von Ost nach West gut 25 km durch Prag zu fahren wollte ich mir nicht nochmal antun. Wenn ihr aufmerksame Leser meiner Berichte seid, dann wisst ihr ja, die Frau am Steuer bin ich 😉 Altlast eben, und mein Mann ist der beste Lotse, den man sich wünschen kann. Ganz ohne Stressmomente ging es aber trotzdem nicht ab. Die kamen, als wir anfangs nicht wussten, sitzen wir auch wirklich im richtigen Zug? Hey, lacht nicht. Nirgendwo war Kolin angeschrieben, und nach dem Fahrkartenkauf blieb uns nicht mehr viel Zeit. Spurt auf den Bahnsteig, der Zug stand schon da. Aber, durch Nachfragen bei unseren Mitreisenden konnten wir dann entspannt die Zugfahrt genießen. Übrigens können deutsche Zugfahrer von den Preisen im Nachbarland nur träumen. Für sage und schreibe 9 Euro (hin und zurück) genossen wir die jeweils fast einstündige Fahrt.
Voller Freude kamen wir nach direktem Weg vom Bahnhof beim Dom an und freuten uns auf die geöffneten Kirchentüren 🙂 Schließlich sahen wir Menschen ein und ausgehen. Jetzt kann ja nichts mehr schiefgehen.
Kommt also mit zu
Inhaltsverzeichnis
- 1 meiner Besichtigung des Doms St. Bartholomäus in Kolín
- 1.1 Baumeister Peter Parler
- 1.2 Außenansichten der Kirche St. Bartholomäus in Kolin
- 1.3 die Wasserspeier an der St. Bartholomäuskirche in Kolín
- 1.4 ein bisschen Geschichte zur Bartholomäuskirche in Kolín
- 1.5 die Innenansicht der Bartholomäuskirche in Kolín
- 1.6 Decke im Dom St. Bartholomäus in Kolin
- 1.7 Hochaltar im Dom St. Bartholomäus in Kolín
- 1.8 Sakramentshaus in der Bartholomäuskirche in Kolín
- 1.9 der Kapellenkranz in der St. Bartholomäuskirche in Kolín
- 1.9.1 Müllerkapelle und dem Altar des Hl. Alois
- 1.9.2 die Mälzerkapelle und der Altar der Jungfrau Maria
- 1.9.3 Die Fleischhauerkapelle mit dem Hl. Kreuzaltar
- 1.9.4 Sperlingkapelle mit dem St. Barbara Altar
- 1.9.5 die St. Johannes-Kapelle mit dem St. Florianaltar
- 1.9.6 St. Wenzelskapelle mit dem Altar von Christi Geburt
- 1.10 Kirchenfenster der St. Bartholomäus-Kirche in Kolín
- 1.11 die Büsten von Kaiser Karl IV. und Peter Parler in der St. Bartholomäus-Kirche in Kolín
- 1.12 Namenspatron der Kirche in Kolín, dem Hl. Bartholomäus
- 1.13 Das Beinhaus bei der St. Bartholomäus-Kirche in Kolín
- 1.14 Glockenturm der Kirche St. Bartholomäus in Kolín
- 1.15 Das könnte Euch auch interessieren:
- 1.16 So kommt ihr zur St. Bartholomäuskirche in Kolín
meiner Besichtigung des Doms St. Bartholomäus in Kolín
dem man die ‚Handschrift‘ von unserem Schwäble schon von weitem ansieht. Uns geht es zumindest so, kennt man ein Bauwerk von
Baumeister Peter Parler
dann fällt es nicht schwer, die weiteren zu erkennen. Mittlerweile haben wir alle seine Bauwerke besucht, und er hat in meinem Reiseblog (genauso wie die Staufer aus meiner Heimat) eine eigene Seite bekommen. Dort erfahrt ihr, warum er in Tschechien so aktiv war, seine Bauwerke dort und einen großen Bericht über unser Hl.-Kreuz-Münster in meiner Heimatstadt Schwäbisch Gmünd.
Da wir bei unserem ersten Besuch in Kolin ja keine Chance hatten die Kirche von innen zu sehen, sind wir dann eben ausgiebig um die St. Bartholomäus Kirche ‚geschlichen‘. Die meisten
Außenansichten der Kirche St. Bartholomäus in Kolin
stammen also von unserem ersten Besuch dort.
Peter Parler nahm sich unser Münster als Vorbild, und so bekam der Chor einen gotischen Stil. Später zeige ich euch noch ein typisches Bauelement Parlers, welches an vielen seiner Kirchen zu finden ist.
Typisch für Parler sind
die Wasserspeier an der St. Bartholomäuskirche in Kolín
die den Chor umschließen und auch am Dom der Hl. Barbara in Kutná Hora und am Hl. Kreuz Münster in Schwäbisch Gmünd zu finden sind. Schaut also bei Regen tunlichst nach oben 😀 😀
Auch sein ‚Krönchen‘ ist typisch für seine Bauten. Schaut mal ….
Vielleicht haben wir bei unserem zweiten Besuch zu lange nach der geöffneten Kirchentüre gesucht? Dieses Los hat uns auch schon bei unserer Reise durch Sachen-Anhalt getroffen, es trifft uns halt immer wieder 🙂
Naja, wenn auch an der größten Türe ein Verbotsschild für Besucher hängt, und die anderen Türen zwar wunderschön sind, aber verschlossen? Wo soll man dann hinein?
Tja, da hilft nur fragen. Kleiner Hinweis: mit deutsch kommt ihr (selbst in Prag) nicht weit, versucht es mit englisch.
Zielstrebig sind wir auf das kleine Museum zugesteuert, das sich gegenüber der Kirche befindet. Vielleicht bekommen wir hier Auskunft wie wir in die Kirche kommen? Denn immerhin verweist die Webseite auf Eintrittsgelder, die für eine Besichtigung anfallen. Wir haben uns, egal wo und in welchem Land mittlerweile eine erste Frage zugelegt: Fotografieren erlaubt? Von der netten Dame an der Museumskasse (die auch für die Kirche zuständig ist) erfuhren wir jedoch – Besichtigung der Kirche nur mit einer Führung (was ja sogar von Vorteil ist), aber fotografieren in der Kirche nicht erlaubt. Sie muss mir meine Enttäuschung wohl angemerkt haben. Auf englisch erklärten wir ihr den Grund unseres erneuten Besuches in Kolin, dass wir die Bauwerke von Peter Parler für meinen Reiseblog besuchen, und dass ich es natürlich sehr schade finde, dass ich in dem Bericht nun keine Innenfotos zeigen kann. „Wait a minute“ – es wurde eine andere Dame geholt und die beiden besprachen sich.
Wir glaubten es kaum, als wir den Satz hörten „Come with me“ und mein Herz tat einen unsäglichen Freudenhüpfer, als uns für meinen Reiseblog das Fotografieren und Veröffentlichen der Fotos erlaubt wurde.
An dieser Stelle einen ganz herzlichen Dank an die Damen im Museum, und vor allem an die nette Dame die uns die Kirche (und nicht nur die) gezeigt hat. Uns die Zeit zum Fotografieren gab, die Erlaubnis für die Veröffentlichung und uns mit interessanten Infos versorgt hat. Von Herzen DANKE! ❤️
Und so kommt ihr jetzt in den Genuss dieser Fotos, die euch hoffentlich Lust auf eine Besichtigung dieser imposanten Kirche machen.
Bevor sich aber der Schlüssel in der Tür dreht,
ein bisschen Geschichte zur Bartholomäuskirche in Kolín
die ins 13. Jahrhundert zurück geht. König Přemysl Ottokar II., der von 1253 bis 1278 König von Böhmen war, war für die Gründung der Stadt Kolín verantwortlich, die 1261 zum ersten Mal erwähnt wurde. Die Přemysliden waren ein altes böhmisches Herrschergeschlecht, das bis 1306 in Böhmen an der Macht war. Genau genommen gibt es hier sogar eine Verbindung zu ‚meinen‘ Staufern. Wenn ihr euch ein bisschen in meinem Reiseblog umgeschaut habt, dann wisst ihr, dass ich im Stauferland lebe. Nur einen guten Steinwurf von meiner Heimatstadt entfernt, stand die Stammburg der Staufer auf dem Hohenstaufen. Ottokar II. war der Sohn einer Staufertochter, deren Vater Philipp von Schwaben war, ein Sohn des Stauferkaisers Friedrich I. Barbarossa.
Kolín war also durch Přemysl Ottokar II. Königsstadt und eine solche braucht auch ein prächtiges Gotteshaus, das in mehreren Bauabschnitten entstand. Der König gab den Kirchenbau in Auftrag. Das Aussehen kupferte man sich ein bisschen von anderen Kirchenbauten z.B. in Sachsen oder Thüringen ab. 1300 wurde das Bauwerk mit der Doppelturmfassade beendet. Das Leid vieler anderen Kirchen und Städte traf 1349 auch Kolín, die Kirche brannte ab. Mittlerweile gab es einen neuen Herrscher des Landes – Karl IV., der mir in ganz vielen meiner Berichte zu einem liebgewordenen Begleiter wurde. Einige Zeit zuvor wurde die Kirche noch vom benachbarten Kloster Sedlec verwaltet, Karl IV. holte sich die Betreuung schon neun Jahre vor dem Brand wieder zurück. Ja, und wie kommt nun ein Schwabe dazu, solch prächtige Bauten in Tschechien zu erstellen? Kaiser Karl IV. ist schuld daran, denn der hat bei einem Besuch in meinem Schwäbisch Gmünd, Peter Parler an seinen Hof abgeworben. Peter Parler wurde somit Dombaumeister am böhmischen Hof in Prag. Er wurde vom Kaiser damit beauftragt, die abgebrannte Kirche wieder zu erneuern.
Betuchte Kolíner Bürger halfen dann auch noch ein bisschen bei der prachtvollen Ausstattung der Kirche, und so konnte sie 1378 wieder geweiht werden. Aber fertig war die Kirche damit noch lange nicht. Parlers Schwiegersohn und andere Steinmetze arbeiteten danach noch an den Chorkapellen und an weiteren Anbauten der Kirche. Die Kirche konnte reich geschmückte Altäre vorweisen, allerdings auch nur, bis die hussitischen Kriege alles umkrempelten. Jan Hus, dessen großes Denkmal ihr auf dem Altstädter Ring in Prag sehen könnt, plante Reformen und Veränderungen in der Kirche und lehrte, dass nicht der Papst oder der Klerus die Kirche verkörpern, sondern alleinig das Volk dafür zuständig ist. Er fand dafür den Tod auf dem Scheiterhaufen nach dem Konstanzer Konsil. Mehr darüber könnt ihr in meinem Bericht zu Jan Hus lesen. Klar war, dass dies dem damaligen König Wenzel so überhaupt nicht passte und er gegen die Anhänger Jan Hus‘ vorging. Aktion und Reaktion, die Hussiten ließen sich dies auch nicht gefallen und beim ersten Prager Fenstersturz flogen ein paar Ratsherren aus dem Fenster des alten Rathauses. Auch Kolín wurde in den Hussitenkriegen besetzt, die Bartholomäuskirche wurde für 200 Jahre ein ultraquistisches Gotteshaus. Was an Inventar nicht dazu passte flog raus.
Nach vielen weiteren protestantischen Jahren wurde 1622 Platz gemacht für einen katholischen Priester. Die Kirche wurde wieder katholisch, kam aber trotzdem nicht zur Ruhe. Denn inzwischen fand der Zweite Prager Fenstersturz aus dem Alten Königspalast statt, der den Dreißigjährigen Krieg nach sich zog. Auch mein Schwabenländle, und nicht nur diese Region bekam da gehörig was ab. Ebenso aber auch die Bartholomäuskirche. Die wurde 1643 geplündert und teilweise zerstört. Ja, wenn Steine reden könnten …. sie mussten lange warten, bis sie wieder zu einer Kirche wurden, um dann 1796 wieder vom Brand zerstört zu werden. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde wieder richtig aufgebaut. Und wenn ihr bei den Nordtürmen denkt, da steckt doch ein bisschen Veitsdom mit drin? Richtig, denn der Architekt des Prager Veitsdoms hatte da auch seine Finger mit im Spiel. Trotzdem, auch wenn die Kirche mittlerweile mehrere Stilrichtungen aufzeigt, das Bild des hochgotischen Chors von Peter Parler wusste man zu erhalten.
Auch heute noch wird in der Kirche renoviert und restauriert. Tja, man ist halt nie wirklich fertig um solche alte Schätzchen für die Nachwelt zu erhalten. So, jetzt kommt aber mit,
die Innenansicht der Bartholomäuskirche in Kolín
ließ mich stumm dastehen. Man sieht ihr das Alter an, aber im Chor auch mit der Höhe den Stil von Peter Parler. Ach, bevor ich da jetzt viel schreibe, schaut mal selber ….
Im ersten Moment wusste ich nicht, wohin zuerst schauen – mein Kopf ging als erstes in den Nacken zur
Decke im Dom St. Bartholomäus in Kolin
Es tut mir leid, ich muss den Vergleich halt wieder bringen – diese Höhe! So wie im Veitsdom oder im Schwäbisch Gmünder Münster, aber auch im Dom in Kutna Hora.
Diesmal ist es mein zweiter Blick der nach vorne zum
Hochaltar im Dom St. Bartholomäus in Kolín
geht. Eigentlich stand da ja mal ein ganz anderer gotischer Schreinaltar, der dann einem 15 Meter hohen barocken Altar weichen musste. Ohjeee, man dachte wohl hoher Chor, hoher Hauptaltar. Der Brand nahm vermutlich die Entscheidung ab, ob er nicht doch etwas zu wuchtig in dem eher kleinen Altarraum ist? Das Sandsteinretabel, das man heute in der Kirche sieht, wurde von Steinmetzschülern geschaffen.
Original erhalten geblieben ist jedoch das etwa um 1370 in der Parlerhütte entstandene
Sakramentshaus in der Bartholomäuskirche in Kolín
Man sieht es nicht mehr in sooo vielen Kirchen, wunderschön filigran gestaltete und weit in die Höhe ragende Sakramentshäuser habe ich z.B. in den Kirchen in Dinkelsbühl oder Nördlingen gesehen. In ihm werden die Hostien aufbewahrt. Unverkennbar – so wie die Außentürmchen, so auch die kleinen Türmchen auf dem Sakramentshäuschen. Nachdem im Dreißigjährigen Krieg die Reliefe von Soldaten beschädigt wurden, hat man sie 1910 wieder liebevoll restauriert.
Wie in vielen seiner anderen Kirchen auch, so hat ihn Parler auch hier geschaffen –
der Kapellenkranz in der St. Bartholomäuskirche in Kolín
Sechs Chorkapellen sind um den Altar angeordnet – wunderschön!
Zünfte oder reiche Familien haben die Patenschaften der einzelnen Kapellen übernommen, weshalb sie dann auch nach ihnen benannt wurden. Mein Weg begann auf der linken Seite des Chorumgangs mit der
Müllerkapelle und dem Altar des Hl. Alois
der aber erst so Ende des 18. Jahrhunderts als Altarbild in die Kapelle kam. Bis dahin hatte die hl. Filomena diesen Platz inne. Ganz verbannt ist sie nicht aus der Kirche, als Bild kann man sie noch bewundern. Keine Unbekannten (für mich) sind die beiden Heiligen die den Altar flankieren – Kosma und Damian, die auch als Brückenheilige auf der Karlsbrücke ihren Platz haben. Sie kamen aber erst im 19. Jahrhundert dazu.
Bei unseren vielen Kirchenbesuchen in diesen vier Wochen in Prag fiel mir immer wieder auf, dass – im Gegensatz zu vielen anderen besuchten Kirchen in Deutschland – kaum Epithaphe in den Kirchen zu finden waren. Ganz anders hier in Kolín. In dieser Kapelle befand sich z.B. die Gruft einer vornehmen Patrizierfamilie, die im 17. Jahrhundert hier ihre letzte Ruhe fanden. Zu dieser Zeit war es ja noch durchaus üblich in der Kirche bestattet zu werden.
Auch die nächste Kapelle ist einer Zunft gewidmet
die Mälzerkapelle und der Altar der Jungfrau Maria
die seit 1895 als Altarbild in der Kapelle zu sehen ist. Davor befand sich in der Kapelle der Barockaltar von Christi Geburt. Aber es ist ja nix für die Ewigkeit. Wenn ihr euch die Kirche vor Ort anschaut, dann werdet ihr hier in dieser Chorkapelle noch so einige Schätzchen finden. Hier hat das spätgotische Taufbecken von 1495 seinen Platz. Auch die Hl. Ludmilla, Schutzpatronin von Böhmen, blickt von hier auf die Besucher. Und auch in dieser Kapelle fanden berühmte Persönlichkeiten von damals ihre letzte Ruhe. 1473 fand die erste Bestattung statt.
In der nächsten Kapelle, direkt hinter dem Hochaltar ist kein weiterer Platz als nur für den herrlichen Altar.
Die Fleischhauerkapelle mit dem Hl. Kreuzaltar
solltet ihr euch genau anschauen. Mich hat der 1737 geschaffene barocke Altar wirklich beeindruckt. Ein Fleischer gab ihn damals in Auftrag und zeigt, wie Maria mit dem Evangelisten Johannes um Jesus trauert. Der Lichteinfall tat es mir und meiner ‚Emma‘ schwer, diesen herrlichen Altar abzulichten. Vergesst hier nicht den Blick zur Decke und auch dem Renaissance Gitter von 1600 darf ein weiter Blick geschenkt werden.
Weiter geht es zur
Sperlingkapelle mit dem St. Barbara Altar
die diesmal keiner Zunft gewidmet ist, sondern einer bedeutenden Patrizierfamilie, die das Patronat für diese Kapelle innehatte. Somit hatte sie auch klar das Recht hier in einer Gruft unter der Kapelle bestattet zu werden. Schon vor 1694 soll diese Gruft eingerichtet worden sein und ist auch urkundlich belegt. Der Barbara-Altar ist da ein bisschen älter, er soll aus 1382 stammen. Zur Hl. Barbara muss ich ja keine Worte verlieren, vermutlich kennt sie jeder. Da das Altarbild bei einem Brand beschädigt wurde, ist es später ersetzt worden.
Nicht nur an diesem Altar jubelt da eine kleine Engelschar von hoch oben. Ihr kennt ja meine Schwäche für die kleinen Himmelsboten 😉
Die nächste Kapelle, habt ihr mitgezählt? – die fünfte ist es, die müsst ihr euch im Detail leider vor Ort anschauen. Ich wollte das großzügige Angebot dann doch nicht überreizen. Aber von der Ferne seht ihr sie,
die St. Johannes-Kapelle mit dem St. Florianaltar
der 1802 in die Kapelle kam. Ihr erkennt den Altar sofort am Hl. Florian mit der Muttergottes und den vierzehn Nothelfern im Altarbild.
Den Kapellenkranz schließt die
St. Wenzelskapelle mit dem Altar von Christi Geburt
ab. Auch dieses Altarbild ist dem Brand von 1796 geschuldet. Denn eigentlich hatte der hl. Wenzel seinen Platz in dem frühbarocken Altar. Den Brand hat er zwar überlebt, aber mit Beschädigungen die ihm nicht den Platz gekostet hätten. Er fiel völlig unnötigen Zerstörungen zum Opfer und so kam 1910 das neue Altarbild in die Kapelle.
Absolut begeistert – und das hätte ich sooo gar nicht erwartet – war ich von den
Kirchenfenster der St. Bartholomäus-Kirche in Kolín
im dreischiffigen Langhaus und in den Chorkapellen. Sie haben die damalige Zeit zwar nicht überlebt, wurden aber ab 1900 neu und wunderschön ersetzt. Herrliche Jugendstilglasmalereien mit Figuren und Ornamenten sind da zu bewundern, genauso wie moderne Glasmalereien mit abstrakten Mustern.
Ein besonderes Flair versprüht die Beleuchtung in der Kirche. Die möchte ich gerne ‚in Aktion‘ sehen. Bestimmt ein ganz besonderes Feeling.
In meiner Heimatstadt Schwäbisch Gmünd habe ich vergeblich nach einer Büste von Peter Parler gesucht. Aber immerhin ehren wir den Miterbauer unseres Münsters mit einer Straße und einer Schule 😉
In Prag und an den Wirkungsstätten in Tschechien ist es dagegen kein Problem ihn als Büste zu finden. Oft gemeinsam mit seinem ‚Chef‘ Kaiser Karl IV. Auch hier in der Kirche findet sich das Dreamteam –
die Büsten von Kaiser Karl IV. und Peter Parler in der St. Bartholomäus-Kirche in Kolín
die sich zu Beginn des Chores gegenüber stehen. Und nicht nur das – eine Gedenktafel an der Nordwand verweist auf die Arbeit von Parler. Übersetzt mit den Worten „Dieser Bau des Chores wurde am 20. Januar im Jahre des Herrn 1360 unter dem erlauchtesten Fürsten Karl, von Gottes Gnaden Kaiser von Rom und König von Böhmen, durch das Werk des Steinmetzmeisters Peter von Gmund begonnen.“
Jetzt aber doch noch ein paar Worte zum
Namenspatron der Kirche in Kolín, dem Hl. Bartholomäus
der mir bei meinen bisherigen Kirchenbesuchen noch nicht als Namenspatron einer Kirche begegnet ist. In Kana in Galiläa soll er Anfang des 1. Jahrhunderts gelebt haben. Nach der Kirche soll er als einer der 12 Apostel Jesu in Erscheinung getreten sein, ob unter seinem Namen oder unter dem Namen Nathanael? Keiner wird es mehr so genau sagen können.
Er soll in Persien und möglicherweise auch in Indien das Matthäus Evangelium verkündet haben und Kranke und Besessene geheilt haben. In Armenien soll er den Tod gefunden haben. Der armenische Herrscher soll befohlen haben, ihm bei lebendigem Leib die Haut abzuziehen und ihn dann kopfunter zu kreuzigen. Warum? Das könnt ihr im Detail HIER nachlesen.
Legenden zufolge soll sein Leichnam in einem Sarg bei Sizilien angespült worden sein. 983 soll sie Kaiser Otto II. nach Rom bringen, und Bartholomäus wurde zum Patron vieler deutschen Kirchen. Der Stauferkaiser Friedrich II. (ein Enkel von Barbarossa) soll 1238 die Hirnschale von Bartholomäus in den Frankfurter Kaiserdom gebracht haben.
In der Bartholomäuskirche in Kolin hängt direkt gegenüber dem Hauptaltar ein sechs Meter großes Bild über das Martyrium des Hl. Bartholomäus. Auf den ersten Blick findet ihr es nicht, es sei denn ihr schaut bewusst vor dem Altar nach hinten. Aber von der Fleischhauerkapelle direkt hinter dem Altar aus, könnt ihr es bewundern.
Mit einem bewunderndem und wirklich dankbarem Blick zurück in die Kirche, wollten wir uns für das Entgegenkommen dieser Einzelführung und Fotoerlaubnis verabschieden.
„No, come with me.“ Was kommt jetzt? Wir gingen um die Kirche herum zu einer kleinen Kapelle, die schon bei unserem ersten Besuch als Fotomotiv herhalten durfte.
Das Beinhaus bei der St. Bartholomäus-Kirche in Kolín
In barockem Stil wurde es 1733 gebaut.
Da hat sich der Architekt von mehreren Stilrichtungen inspirieren lassen. Nicht nur in der Kirche fanden früher (für die höher gestellten Personen) Beisetzungen statt, auch rund um die St. Bartholomäus-Kirche befand sich ein Friedhof. Als die Gräber abgetragen wurden, sind die Gebeine in das Beinhaus verbracht. Zum einen ist das Beinhaus also ein würdiger letzter Platz, zum anderen wird neben dem Eingang auch an Soldaten erinnert, die im Siebenjährigen Krieg ihr Leben ließen. Auch die Verstorbenen der Pestepidemie 1680 sind nicht in Vergessenheit geraten.
Ich blieb staunend stehen, über und über sind die vier Seiten mit Knochen und Schädel gefüllt. Zentral in der Mitte übergroß das Kreuz mit Jesu und trauernd Maria und der Evangelist Johannes.
Ganz groß hängt auch hier ein Schild „Fotografieren verboten“ – und ich kann euch meine Freude nicht in Worte fassen, als ich auch hier die Erlaubnis für Fotos und die Veröffentlichung bekam. Nochmal ein herzliches DANKE!
Deshalb kann ich mit euch meine staunenden Blicke teilen. Und der wanderte dann dem Hinweis unserer Kirchenführerin nach oben. Vier Fenster erhellen in der doppelten Decke den Raum. Ganz oben ist ein Bildnis des Erzengels Gabriel. Er ruft die Verstorbenen zum letzten Gericht zusammen. Lasst die Fotos einfach auf euch wirken …
Völlig überzeugt davon, dass dieser Blick nun wirklich nicht mehr zu toppen geht und damit unsere kleine Führung beendet ist, gingen wir zurück zum
Glockenturm der Kirche St. Bartholomäus in Kolín
1504 wurde er eigentlich eher aus der Not heraus gebaut. Ursprünglich waren die Glocken nämlich in den beiden Türmen der Kirche untergebracht. Das ständige Läuten tat dem Nordturm aber nicht gut, er wurde instabil. Also mussten die Glocken raus und bekamen in dem freistehenden Glockenturm eine neue Bleibe. Wie es bei Türmen meist üblich ist, war auch hier ganz oben eine Türmerwohnung. Wo besser hätte man den Überblick auf die Stadt als von hier oben?
Wir wurden die Stufen zur Turmtüre geführt. Was kommt jetzt? Das Begrüßungsgeläut als wir den Turm betraten kann es ja nicht sein? Nein, auch wenn der Empfang wirklich laut war und mich sofort an unseren eiligen Abstieg im Michel in Hamburg erinnerte, das war nicht der Grund, dass sich der Schlüssel in der Turmtüre gedreht hat.
Gut gesichert befindet sich hier der Kirchenschatz der Bartholomäuskirche, den wir jetzt noch besichtigen durften. Ich habe hier auf jegliche Fotoaufnahmen verzichtet. Aber DIESE Schätze solltet ihr euch wirklich nicht auslassen, wenn ihr in Kolin seid.
Auch wenn mir an der Museumskasse anfangs wirklich die Muffe ging, dass dieser Tagausflug umsonst war – denn ganz ehrlich, die Stadt Kolín ist recht schnell besichtigt – wurde er zum Highlight schlechthin. Solltet ihr also in der Gegend von Kolín sein, gönnt euch die Besichtigung der St. Bartholomäus-Kirche.
Mit Blicken um die Kirche haben wir uns von Peter Parlers Meisterwerk verabschiedet, haben noch einen kleinen Stadtbummel unternommen, bevor uns der Zug gemütlich und ohne Stress wieder nach Prag zurück gebracht hat.
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