Mein Bummel durch den Sestiere Dorsoduro in Venedig, umfasst den mittleren Bereich des Stadtviertels – von der Kirche San Pantalon im Rundweg zurück zur Feuerwache von Venedig.
In unseren vier Wochen in Venedig haben wir Dorsoduro zu unserem Lieblingsstadtviertel erklärt. Zum einen war er im Oktober/November nicht zu sehr mit Touristen überlaufen, obwohl sich vor allem im Oktober noch sehr viele Besucher in der Stadt fanden. Zum anderen hat in diesem Gebiet unser kulinarisches Herz ein paar Takte höher geschlagen, als in anderen Sestiere. Auf engem Raum haben uns mehrere kleine Cafés, Bars und Trattorias zu einem Stopp eingeladen. Vor allem – wir haben diese Stätten auch bei einem erneuten Besuch im Sestiere wiedergefunden 😅, was in dem Gassenwirrwarr von San Marco oder San Polo nicht immer so einfach war.
Euch den Sestiere in nur einem Bericht vorzustellen ist unmöglich. Auf engstem Raum versammeln sich viele sehenswerte Objekte und Kirchen. Ich drösel deshalb in drei Berichte auf: die Mitte, den Westteil und den Ostteil bis zum Markusbecken.
Kommt jetzt mit zu
Inhaltsverzeichnis
- 1 meinem Bummel durch den Sestiere Dorsoduro in Venedig
- 1.1 Rio de San Pantalon in Venedig
- 1.2 Kirche San Pantalon in Venedig
- 1.3 Rio de Ca‘ Foscari in Venedig
- 1.4 der Campo Santa Margherita in Venedig
- 1.5 die Kirche Santa Maria dei Carmini in Venedig
- 1.6 Scuola Grande dei Carmini in Venedig
- 1.7 Palazzo Ca‘ Zenobio degli Armeni in Venedig
- 1.8 die Chiesa dell‘ Angelo Raffaele in Venedig
- 1.9 die Kirche San Sebastiano in Venedig
- 1.10 der Squero Domenico Tramontin e Figli in Venedig
- 1.11 am Rio Terà Ognissanti in Venedig
- 1.12 Impressionen aus dem Sestiere Dorsoduro in Venedig
- 1.13 der Campo San Barnaba in Venedig
- 1.14 Ex-Chiesa San Barnaba mit dem Da Vinci Museum in Venedig
- 1.15 die Brücke Ponte dei Pugni (Brücke der Fäuste) in Venedig
- 1.16 Palazzo Ca‘ Rezzonico in Venedig
- 1.17 Palazzo Ca‘ Foscari in Venedig
- 1.18 Feuerwache von Venedig am Rio de Ca‘ Foscari
- 1.19 weiteren Impressionen vom Sestiere Dorsoduro in Venedig
- 1.20 Mein Rundgang durch Dorsoduro in Venedig ab der Kirche San Pantalon
meinem Bummel durch den Sestiere Dorsoduro in Venedig
der am
Rio de San Pantalon in Venedig
beginnt. Dorsoduro lässt sich bequem ohne den Transport mit Vaporetti (Wasserbusse) bewerkstelligen. Über die Brücke Tre Ponti kann man vom Piazzale Roma, dem zentralen Busbahnhof in verschiedene Richtungen ausschwirren. In ca. 10 Minuten waren wir dann am Rio di San Pantalon. Egal wo, man könnte mich an manchen Stellen einfach stehen lassen 😄 – ich und Wasser, wir sind eine Einheit. Einfach dort stehen und beobachten – das kann ich übrigens auch auf jedem Campo. Ist ja dann auch kein Wunder, wenn es immer wieder mal länger dauert. Aber nicht nur die kleinen Kanäle und das teilweise rege Treiben dort zieht mich bei Venedig in Bann. Die vielen engen Gässchen, die kleinen Läden, das ist für mich – wie auch schon in Florenz (nur dort ohne Kanäle) – dieses Flair, das mich immer wieder nach Italien zieht.
Ein paar Schritte weiter geht es zu unserem ersten Besichtigungsziel, der
Kirche San Pantalon in Venedig
Von außen relativ unscheinbar, zeigt sie im Inneren wahre Schätze. Hier ist das größte Deckengemälde der Welt, das aus 40 aneinandergelegten Leinwandbildern besteht. Das Maryrium des Hl. Pantalon wird hier von Antonio Fumiani gekonnt und teilweise illusionistisch dargestellt. In dieses Kirchenschätzchen, dass 1161 schon erwähnt wurde, lohnt sich ein Blick ins Innere. Habt ihr jetzt gerade keine Fahrt nach Venedig geplant, dann könnt ihr die Kirche ohne einen Schritt zu gehen auch auf meinem Reise- und Fotoblog besichtigen.
Bevor es über die Brücke weiterging, konnte ich mich nur schwerlich von dem Treiben auf dem
Rio de Ca‘ Foscari in Venedig
losreißen. Heilig’s Blechle, da ging es zu wie auf einer Bundesstraße, nur eben zu Wasser. Kein Wunder, dass der Kanal eine vielbefahrene Wasserstraße ist. Im Porto Tronchetto, dem Umladeplatz der ganzen Güter auf die Schiffe führen die ein kurzes Stück auf dem breiten Rio Novo, und biegen dann ab um auf dem schnellsten Weg über den Rio de Ca‘ Foscari in den Canal Grande zu kommen. Und wenn man bedenkt, dass in Venedig all das, was bei uns Autos transportieren Boote und Kähne von A nach B schippern, dann braucht man sich über diesen Kanalverkehr nicht wundern. Und – ihr seht es auf den Fotos, hier herrscht Linksverkehr.
Nächstes Ziel ist
der Campo Santa Margherita in Venedig
der flächenmäßig mit über 8.000 m² einer der größten Stadtplätze in Venedig ist. Es ist zudem der einzige Platz, der komplett von Häusern umschlossen ist, und nicht an einer Seite an einen Kanal grenzt. Rings um den Platz bieten Restaurants und Bars genügend Platz zum Verweilen. Zwei große Zugänge gibt es zu dem rechteckigen Platz von Norden und Süden. Ehemals stand an der Nordseite des Platzes die Kirche Santa Margherita, die der Hl. Margareta von Antiochia geweiht war. Sie gab dem Platz auch ihren Namen. Wenn ihr über die Heilige etwas nachlesen möchtet, dann klickt HIER. Die Kirche wurde, wie so einige andere auch, in der Zeit unter Napoleon aufgelöst. Heute ist die Aula der Universität, die sich an mehreren Stellen von Dorsoduro angesiedelt hat, untergebracht. 1808 hat man den Campanile der Kirche bis zum Stumpf wegen Einsturzgefahr abgetragen.
Einmal umdrehen bitte, am südlichen Ende des Platzes steht ein einzelnes Haus, mitten in dem großen Platz. 1311 hat sich in Cannaregio die Bruderschaft der Gerber und Kürschner gegründet, die 1725 dann hier in das Haus, in die Scuola dei Varoteri, umgezogen sind. Schlussendlich wurde es dann zu einer faschistischen Bildungsstätte umfunktioniert. Ihr seht es auf meinen Fotos hinter dem Denkmal, über das ich leider null und nix im Internet gefunden habe. Wisst ihr da was darüber? Gerne her mit euren Informationen.
Da der Platz doch recht gut besucht war, bekommt ihr nur Teilansichten. Einfach vor Ort selber anschauen 😉
Am nördlichen Ende des Campos läuft man direkt auf
die Kirche Santa Maria dei Carmini in Venedig
zu. Im gotischen Stil wurde die Kirche 1286 von dem Karmeliterorden erbaut, bis sie im 16. Jahrhundert zur Renaissance-Kirche wurde. Etwas besonderes sind die Arkaden in der Kirche, die 97 Meter zu beiden Seiten zum Hochaltar führen. Ich empfand zwar die ‚Seitenaltäre‘ ein bisschen durcheinandergewürfelt – mal ein Altar, mal nur ein Gemälde, aber insgesamt bekommt die Kirche von mir ein ’sollte man gesehen haben‘.
Direkt gegenüber der Kirche befindet sich der Eingang zur
Scuola Grande dei Carmini in Venedig
Als sich der Karmeliterorden, der sich in Israel auf dem Berg Karmel gegründet hatte, 1286 ihren ersten Konvent in Venedig gründete, erlaubte ihnen der Papst, dass die Laienbrüder auch als Seelsorger tätig sein dürfen. Priester waren sie jedoch nicht. 1594 wurde die Laienbruderschaft in eine religiöse Bruderschaft umgewandelt. Als das erste Gebäude aufgrund dem großen Zustrom zu klein wurde, wurde das Gebäude aufgestockt und bedeutende Künstler gestalteten die Innenausstattung. In Venedig werden Vereinigungen von Zünften, aber auch Bruderschaften Scuola genannt. Davon gab es kleine und große Scuole. Die Scuola Grande dei Carmini wurde 1767 zur Scuola Grande erhoben. Sechs dieser Scuole Grande sind in Venedig zu besichtigen.
Auch wenn die Scuole für die Besichtigung Eintrittsgeld nehmen, genauso wie fast die meisten Kirchen in Venedig, sollte sie aber doch unbedingt auf dem Besichtigungsplan stehen. Macht euch selber ein Bild, ob ihr sie live sehen möchtet.
Über Brücken musst du gehen – wenn du an dein nächstes Ziel möchtest. Bei dieser Aufgabe kamen wir am
Palazzo Ca‘ Zenobio degli Armeni in Venedig
vorbei. Dieses große, aber auch etwas abgeratzte Gebäude kann man ja nicht übersehen. Mit viel Fantasie kann man sich aber durchaus vorstellen, wie prachtvoll dieser barocke Palazzo im 18. Jahrhundert ausgesehen haben muss. Denn im 17. Jahrhundert wurde für die Adelsfamilie Zenobio, denen das Gebäude bereits seit 1664 gehörte, umgebaut. Fensterputzer möchte ich in diesem Gebäude nicht sein 😨 46 Einzelfenster und einige Mehrfachfenster – man kann sich hier so richtig austoben. Aber genau diese vielen Fenster haben die Fassade so bedeutend gemacht.
Als Mitte des 19. Jahrhunderts, das Adelsgeschlecht Zenobio ausstarb, kam der Palazzo in den Besitz der Adelsfamilie Albrizzi. Verwendung fand der Palast für den Sitz des armenischen Mechitaristenordens, der dem Palazzo den Namenszusatz gab. Anfang des 20. Jahrhunderts soll das Gebäude restauriert worden sein. Innen oder außen?
Wie ich nachlesen konnte, denn leider ist der Palazzo nicht zu besichtigen, gibt es inneren prachtvolle Barock-Säle. Im Gebäude finden Ausstellungen, Konzerte und Empfänge statt, auch zwei Videos durften in den Sälen gedreht werden. Man mag es von außen kaum glauben, bei so vielen Häusern nicht – aber auch hier hat die Rückseite einen Garten. Der reicht bis zur Kirche Santa Maria dei Carmeni.
Wer sind die armenischen Mechitaristen?
Die Mechitaristen ist eine Ordensgemeinschaft von armenisch-katholischen Geistlichen. Mechitar von Sebasteia lernte auf einer Reise in Armenien einen Jesuiten-Missionar kennen, der ihm von der europäischen Kultur, der Wissenschaft und von der römisch-katholischen Kirche berichtete. Diese Begenung hat auf Mechitar so einen großen Eindruck hinterlassen, dass er dieses Wissen dem armenischen Volk näher bringen wollte. Doch so einfach ging das nicht.
1701 gründete er in Konstantinopel eine Kongregation ‚Orden des Hl. Antonius‘ den er seinen Landsleuten stiftete. Was will Mechitar mit der katholischen Kirche? Da dies dem armenischen Patriarchen verdächtig war, musste Mechitar mit seinen Mitbrüdern auf Ländereien im Peloponnes umsiedeln, das zur venezianischen Republik gehörte. 1712 erhielt die Kongregation die Anerkennung vom Papst, mit einer Bedingung – sie übernahmen die benediktinischen Ordensregeln und Mechitar wurde 1713 zum Abt ihrer Vereinigung gewählt.
Nachdem 1714 Krieg ausbrach, der in ihrer Heimat, auf dem Peloponnes ausgetragen wurde, flüchteten die 12 Mönche nach Venedig. Der Senat von Venedig gab ihnen als Geschenk die Insel San Lazzaro vor Venedig, auf dem sie ein Kloster mit Kirche erbauten. Mechitar verstarb dort 1749. Mehr über die Neuzeit und die Mechitaristen könnt ihr HIER nachlesen.
„Schau, da drüben ist eine große Kirche“ – mein Mann legt bei solchen außerplanmäßigen Sätzen schon manchmal den Kopf schräg 😎 Wie ihr auf meinem Reiseblog vielleicht schon entdeckt habt, es gibt sehr viele Kirchenberichte. In Venedig kamen in diesen vier Wochen so ca. 35 Kirchen zusammen. Ich hab mal gelesen, dass auf die Einwohnerzahl gesehen, Venedig mehr Kirchen hätte als für die Einwohner notwendig. Könnte passen, denn gefühlt an jeder Ecke steht eine größere oder kleinere Kirche, oft auch entweihte.
Wir haben bei unserer Langzeitreise in Prag diese ‚Kirchenleidenschaft‘ entwickelt. Da gibt es aber auch Schätzchen sag ich euch – wunderschön. Mehr und mehr hat uns die Kunsthistorie in Bann gezogen, vielleicht mich noch mehr als meinen Mann. Tja, wenn man einen Reiseblog betreibt, dann ändern sich halt auch manche Dinge. Da war aber auch ‚mein Schwäble‘ der berühmte Baumeister Peter Parler mit schuld. In Tschechien haben wir alle Kirchen von ihm besucht. Immerhin war er am Bau meines Heimatmünsters in Schwäbisch Gmünd mit verantwortlich. Das sind so die Steine, die man einmal ins Wasser wirft, und sie ziehen Kreise. Wir wissen aber auch um die Grenze, wenn solche Besichtigungen zuviel werden.
Für mich hat der Kirchenbau nur in zweiter Linie etwas mit Glauben zu tun. Wenn ich so manche Kirchenausstattung sehe, dann liegen da Schätze, die man für lau nicht bekam. „Bist du gläubig?“ Ich habe es in manchen Kirchenberichten geschrieben: Glaube fängt bei mir nicht in der Kirchenbank an, die beginnt bei mir in ganz anderen Bereichen. Ganz ehrlich, wenn ich da manch einen aus meiner Gemeinde analysiere: man springt jeden Sonntag zu seinem/ihrem Stammplatz in der Kirchenbank, verhält sich aber im normalen Leben wie ein Stinkstiefel mit Auszeichnung. Hat das was mit Glaube zu tun? Holt man sich da jeden Sonntag die Absolution für das übrige Verhalten? Ihr versteht was ich meine?
Aber es gibt auch bei mir ein Ritual, vor allem auf unseren Reisen. Am Anfang und am Ende zünde ich eine Kerze in der Kirche an – dankbar für die gute Fahrt, und dass es uns möglich ist, solch tolle Reisen zu unternehmen. Und am Ende, dankbar für einen wunderschönen Urlaub und der Bitte für eine störungsfreie Rückreise. Dankbarkeit ….
Jetzt zurück zu der Kirche, die ich gesichtet habe –
die Chiesa dell‘ Angelo Raffaele in Venedig
oder auf deutsch: die Kirche des Engels Raphael. Es war kein großer Abstecher von unserem nächsten angesteuerten Ziel aus
– aber, es war dann ein Griff in die ‚Glückstrommel‘. Vielleicht kennt ihr ihn aus meinen Berichten: Inge, die Kirche lässt euch nicht rein. Türen verschlossen.
Dabei hätte ich gerade diese Kirche sehr gerne von innen gesehen, sie ist eine der ältesten Kirchen von Venedig. Bereits im 7. Jahrhundert soll an dieser Stelle eine Vorgängerkirche gestanden haben. Es wird berichtet, dass die Chiesa dell‘ Angelo Raffaele eine von acht Kirchen sei, die der Bischof von Oderzo in Venedig gegründet haben soll. Ich konnte jedoch noch eine andere Version der Kirchengründung finden. Leider kann heute niemand mehr sagen, auf was die Gründung der Kirche nun zurückgeht.
Mehrfach wurde die Kirche ein Raub der Flammen. Man gab aber nicht auf, und baute sie jedes Mal wieder neu auf. Wie? das zeigte sich dann Anfang des 17. Jahrhunderts, als aufgrund des schlechten Zustands der Kirche nur noch ein Abbruch zur Debatte stand. Von 1743-1749 wurde sie wieder neu aufgebaut. Wenn ihr mehr über den Erzengel Raphael, dem diese Kirche gewidmet ist, und über den im inneren ein Kunstwerk erzählt, wissen möchtet, dann klickt HIER.
Ich hab mich noch ein bisschen auf dem Campo bei der Kirche umgeschaut, auf dem zu diesem Zeitpunkt keine Menschenseele zu sehen war.
Wie hab ich geschrieben? Man fällt von einem Schätzchen ins andere. Stimmt, denn ein paar Schritte weiter steht unser nächstes Ziel:
die Kirche San Sebastiano in Venedig
Von Pfeilen durchbohrt steht der Hl. Sebastian on top auf seiner Kirche. Paolo Veronese, einer der bedeutendsten Maler der Spätrenaissance war fleißig bei der Innenausstattung der Kirche am Werk. Die Ursprünge der Kirche gehen ins Jahr 1393 zurück als an dieser Stelle zunächst ein Hospiz, später ein Kloster mit einem kleinen Oratorium gebaut wurden. 1455 musste vergrößert werden und die Kirche wurde nach der Pestepidemie von den Überlebenden dem Pestheiligen Sebastian geweiht. Als die äußere Hülle fertig war, brach aber ein Streit aus, die Arbeiten lagen still. Wie es dann mit der Kirche weiterging, das könnt ihr in meinem ausführlichen Bericht nachlesen.
Man könnte jetzt direkt an der Kirche auf die andere Seite – könnte. Aber da wir wussten, dass wir mit dieser Runde erstmal mit diesem Gebiet in Dorsoduro ‚fertig‘ sind, haben wir noch einen kleinen Umweg gemacht, und sind ein Stück weiter südlich über die Ponte de San Basegio auf die gegenüberliegende Seite des Kanals. Denn direkt an der Fondamenta Ognisanti liegt
der Squero Domenico Tramontin e Figli in Venedig
Das große Aushängeschild und Erkennungsmerkmal von Venedig sind die Gondoliere, die mit ihren Gondeln auf dem Canal Grande oder den kleinen Seitenkanäle die Besucher der Stadt durch die Stadt schippern. Zwei alte Gondelwerften gibt es in der Lagunenstadt, Tramontin ist eine davon. 1884 wurde das Familienunternehmen gegründet, und von der Fondamenta Ognisanti aus kann man den Arbeiten in der Werft zuschauen.
Wenn ihr mehr über die Gondeln und die Gondoliere in Venedig lesen möchtet, dann könnt ihr das in meinem Bericht zur zweiten Gondelwerft, dem Squero di San Trovaso tun.
Ich liebe es in Venedig, mich durch die kleinen Gassen treiben zu lassen. Vorbei an der nächsten Kirche di Ognissanti, diesmal ohne Besichtigung – ich mein, alle rund 90 Kirchen in Venedig schaffen wir eh nicht 😉 und dann
am Rio Terà Ognissanti in Venedig
entlang. Wenn ihr jetzt überlegt – Rio werden doch die Kanäle in Venedig genannt? Stimmt, hier war auch einmal ein Kanal. Der Zusatz Terà bedeutet mit Erde (Terra) aufgeschüttet und zu einem großen Weg gemacht. 1866 hat man den Kanal aufgeschüttet, und so eine fast schnurgerade Verbindung von Nord nach Süd geschaffen. Der gesamte Bereich auf einer Seite am Rio Tera entlang gehört zur Kirche. Zistenzerinnen haben früher an dieser Stelle ein Hospiz errichtet.
Während des langen Weges, zeig ich euch noch ein paar
Impressionen aus dem Sestiere Dorsoduro in Venedig
der ein völlig anderes Bild zeigt, als z.B. die engen Altstadtgässchen von San Marco oder San Polo. Und er zeigt auch im Besucherverhalten der Touristen ein anderes Bild: kein Geschiebe, kein Gedränge wie in der Altstadt. Viele empfinden wohl diese Gegend als uninteressant? Für mich absolut nicht, geben mir solche Viertel ein authentisches Bild der Lagunenstadt abseits vom Touristenrummel.
Unser nächstes Ziel ist
der Campo San Barnaba in Venedig
mit der
Ex-Chiesa San Barnaba mit dem Da Vinci Museum in Venedig
So wie ich schon länger ein Fan von der Krimiserie Commissario Brunetti geworden bin, mir gerne die alten Folgen anschaue und in vielen die Orte wiedererkenne, an denen wir selbst in Venedig standen, so werden Filmfans unter euch vielleicht nach einem Venedig-Besuch den Campo San Barnaba wiedererkennen. In zahlreichen Filmen war er Schauplatz, u.a. als Katharine Hepburn beim Fotografieren einen Schritt zuviel nach rückwärts macht und in den Kanal fällt. Ich vermeide tunlichst, zu nahe an einen Kanal zu treten – kein Schubbser muss ja absichtlich passieren? 🙆♀️😏🐋 Kopfkino aus! In dem Film „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ durfte sowohl der Campo als auch die Kirche mitwirken.
Viele werden diesen Weg über
die Brücke Ponte dei Pugni (Brücke der Fäuste) in Venedig
wählen, um auf den Campo zu kommen. Dass sie hier über eine sehr geschichtsträchtige Brücke gehen, ist vielen vielleicht nicht bewusst. Sie zählt als eine der berühmtesten Brücken der Stadt, auf denen die Kämpfe der Clans untereinander ausgetragen wurden. Im 14. Jahrhundert gab es da eine große Rivalität zwischen den Nicolotti und Castellani, die sogar soweit geführt hat, dass die Kirche San Trovaso in Dorsoduro zwei Eingänge bekommen hat. Getrennt in eine Kirche, damit man sich nicht den Kopf einschlägt, aber innen gemeinsam beten.
Aber damals gab es dieses Phänomen der Rivalität nicht nur in Venedig, ich habe es in meinen Berichten zu Florenz auch beschrieben. Einer muss ja schuld daran sein, dass man mit so einer Rivalität anfängt – genauer gesagt, war es im 12. Jahrhundert der Doge von Venedig, als er auf die Idee kam, Venedig in sechs Stadtbezirke, die Sestiere, aufzuteilen. Das ging solange gut, bis der Gruppe der Nicolotti noch mehr Bezirke zugesprochen wurden, als den Castellani. „Der hat mehr aufm Teller als ich …“ und schon kann (wenn man es nicht in Griff hat) eine Rivalität entstehen. Vielleicht war es vom Dogen ja so gewollt? Zoffen sich die Bürger der Stadt untereinander, dann kommen sie schon nicht auf die Idee einen Aufstand gegen die Regierung zu planen.
Geschickt förderte die Republik sogar diese Rivalität mit den Kämpfen noch – würde ein Krieg ausbrechen, dann hätte man Männer, die kämpfen können. Während des Karnevals fand die erste Show auf dem Markusplatz statt. Jedes Team musste versuchen einem Bullen den Kopf abzuschneiden. Weiter ging es dann, wer sich auf der höchsten Pyramide halten konnte. Ob das jetzt alles nur zur Belustigung der Zuschauer ausgeführt wurde, oder ob sich die Rivalen damit auch intern einen Kampf liefern wollten? Fakt ist, dass es 1705 richtig heftig zur Sache ging. Auf der Ponte dei Pugni begann der Kampf zunächst mit Schlägen, endete aber nach einem Tag mit Messern und vielen Opfern. Es wird berichtet, dass dieser Kampf nur durch die Intervention des Pfarrers von San Barnaba, der das Kreuz erhob, beendet werden konnte. Nach diesem Zwischenfall wurden dann die Kämpfe in dieser Form verboten.
Ihr erkennt die Brücke, wenn ihr die beiden Gemüseboote seht. Aufgrund der vielen Menschen war es mir unmöglich, die Brücke selber abzulichten. Mehr zur Ex-Kirche, die in ein Leonardo da Vinci-Museum umgewandelt wurde, könnt ihr in meinem Bericht zur Kirche lesen. Auf dem Campo laden kleine Cafés und Restaurants zum Verweilen ein. Von uns getestet, und für gut befunden 😎😄
Über die Ponte San Barnaba geht es zum nächsten Ziel, dem
Palazzo Ca‘ Rezzonico in Venedig
Der Palazzo hat ein bewegtes Leben, bis er 1935 von der Stadt Venedig aufgekauft wurde, und in ihm das bedeutende Museo del Settecento Veneziano eingerichtet wurde. Wollt ihr den Palazzo mit seinen bedeutenden Werken und Sälen besichtigen, so solltet ihr auch (wenn ihr es genau anschauen wollt) ein bisschen Zeit mitbringen. Werke von namhaften Künstlern sind hier zu sehen – u.a. von Tiepolo oder grandiose Arbeiten von Andrea Brustolon. Vielleicht kann ich euch mit meinen Fotos Lust auf eine Besichtigung machen?
Bevor mein Rundgang mit euch durch einen Teil von Dorsorduro endet, muss ich euch noch den
Palazzo Ca‘ Foscari in Venedig
zeigen, an dem wir auf unserem Rückweg vorbeikommen. Dorsoduro könnte man auch als das Studentenviertel von Venedig bezeichnen. Überall im Sestiere sind ‚Zweigstellen‘ der Universität von Venedig untergebracht. Auch in diesem spätgotischen Palast am Canal Grande sind heute Teile der Universität von Venedig. Der Palazzo darf sich das Prädikat ‚größter gotischer Privatpalast von Venedig‘ geben. Nur der Dogenpalast ist noch größer. Das ist auch so ein Objekt, das mein ‚Ringlein, du darfst wandern-Spiel‘ machen könnte. 1429 wurde es dem Graf von Mantua von der Republik Venedig zum Geschenk gemacht. Aber nur so lange dieser auf der Seite der Republik war. Wehe, das ändert sich! Dann werden auch ganz schnell Geschenke wieder konfisziert und an den nächsten weitergegeben, der sich gut mit der Republik stellt. Tja, lieber Herzog von Mailand, eigentlich hättest du es doch besser wissen müssen. Auch ihm blühte 1450 das gleiche Schicksal wie seinem Vorgänger.
1452 versteigerte die Republik Venedig das Gebäude an den Dogen Foscari, der ihm nicht nur seinen Namen verpasste, sondern es auch aufwändig in einen repräsentativen Palazzo umbauen ließ. Hey, es musste ja einem Dogen angemessen sein. Leider hat der Käufer die Fertigstellung seines Palazzos nicht mehr erlebt. Illustre Gäste waren in den folgenden Jahrhunderten zu Gast im Palazzo. Wie ich lesen konnte, hat ihn der Kurfürst von Hannover, Ernst August sogar als dauerhaftes Quartier für seine Venedig-Besuche angemietet.
Könnten Steine reden, wie in vielen anderen Objekten, dann würden sie in dem Fall vermutlich laut um Hilfe rufen. 1845 wurde der Palazzo von der Familie Foscari verkauft und wurde zum Hospital, dann zur Kaserne unter österreichischer Besatzung. Keiner ging mehr sorgsam mit dem Gebäude um, und als es dann 1868 die Königliche Handelshochschule übernahm war es renovierungsbedürftig. Gleichzeitig ging dann auch der angrenzende Palazzo Giustinian in den Besitz über und wurde damit zu dem größten Palastkomplex. Übrigens war Richard Wagner in diesem Palazzo künstlerisch tätig – er komponierte hier den zweiten Akt aus „Tristan“.
Gleich gegenüber dem Unigebäude liegt ein kleiner Garten, in dem Studenten an diesem Tag ihren erfolgreichen Studienabschluss gefeiert haben. Wir haben diesen Ehrentag der Studenten bereits in Florenz miterleben dürfen. In Venedig wird für diesen Tag der Markusplatz als Übergabeort für den Hochschulabschluss gesperrt. Mit einem Lorbeerkranz auf dem Kopf, einem großen Blumenstrauß und mit Familie und Freunden wird dieser Tag dann groß gefeiert. Dafür wird z.B. das Abitur in Italien nicht gefeiert.
Ich hab ein bisschen recherchiert, warum es ein Lorbeerkranz auf dem Kopf sein muss. Diese Tradition hat sich seit der Antike hier durchgesetzt – als höchste Auszeichnung erhielten im 14./15. Jahrhundert Dichter diese höchste Auszeichnung in Form des Lorbeerkranzes. Man muss diese Freude mal gesehen haben, und freut sich unweigerlich mit.
Direkt gegenüber ist die
Feuerwache von Venedig am Rio de Ca‘ Foscari
Inge, du bist in Venedig und dich interessiert die Feuerwache???
Jaaaa, abgesehen davon, dass ich schon ab dem ersten Tag in Venedig einen riesengroßen Respekt vor der Arbeit z.B. der Rettungsdienste und Polizei in der Lagunenstadt gehabt habe – und das beinhaltet auch jede andere Arbeit, vom Paketboten bis zur Müllabfuhr – habe ich quasi den Rettungsdienst mit der Muttermilch mitbekommen. Ich bin mit dem Roten Kreuz, und der gesamten Arbeit damit, durch meine Eltern aufgewachsen. Aktive Arbeit war jedoch nicht meins. Okay, aber warum Feuerwehr? Ich hab einen kleinen begeisterten Feuerwehrmann als Enkel 🥰😊, die Mama aktive Feuerwehrfrau. Und da liegt es natürlich nahe, dass die Oma bei ihren Reisen, und vor allem in der Lagunenstadt, beobachtet, wie hier die Feuerwehr arbeitet.
Hier in Venedig kommt die Vigili del Fuoco nicht mit dem Mannschaftswagen, sondern in rasanter Fahrt über die Kanäle mit dem Boot. Keine Drehleiter die ausgefahren wird. Nein, es geht zu Fuß weiter in die Gassen, die Leiter unterm Arm. Zum Glück stehen gut verteilt überall in den Gassen und Straßen Hydranten, damit es dann relativ schnell heißt „Wasser marsch“. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es hier zugeht, wenn in den engen Gassen von Venedig ein Brand ausbricht?
Mein Rundgang durch Dorsoduro in Venedig ab der Kirche San Pantalon
Rio de Ca‘ Foscari
Campo San Margherita
Palazzo Ca‘ Zenobio
Chiesa dell‘ Angelo Raffaele
Squero Tramontin e Figli
Rio Terà Ognissanti
Palazzo Ca‘ Foscari