Die Ruine Lauterburg im Ostalbkreis zeigt sich von zwei Seiten – einerseits als Ruine und auf der anderen Seite als Wohnstätte und mit einer wunderschönen kleinen Schlosskirche.

Keine Ahnung ob Fridolin an diesem Sonntag laut gejubelt hat 😉 Er durfte endlich mal wieder sein Garagendasein verlassen und wir mit ihm – oder er mit uns – wieder on Tour gehen. Seit Herbst 2020 bin ich in meiner Mission „Heimatkunde“ um meinen Heimatort Waldstetten unterwegs. Kein Wunder, dass sich Fridolin so gefreut hat, denn ich war die letzten Wochen etwas ‚auf Abwegen‘ 🙂

Man kann sich auf der einen Seite ärgern und aufregen, dass Corona uns alle größeren Touren und Reisen derzeit vermasselt – oder man kann sich mit Dingen beschäftigen, die einem gut tun. Ich habe mich für das letztere entschieden und bin im Januar unter die ‚Käser‘ gegangen und produziere seitdem unseren eigenen Käse. Und da wir große Liebhaber von Käse sind, könnt ihr euch vorstellen, dass ich erstmal einen Vorrat verschiedener Sorten produziert habe. Wie in der derzeitigen Situation muss man sich auch in der Käseproduktion in Geduld üben – er muss reifen 🙂

Aber heute, bei dem herrlichen Wetter, mussten wir einfach wieder on Tour gehen. Es ging hoch hinaus, in einen Teil des Ostalbkreises, der nicht zu meiner bevorzugten Richtung zählt. Aber nach unserem Besuch auf der Ruine Rosenstein kann man die Nachbarburg Lauterburg nicht einfach unbeachtet lassen. Über Heubach ging es durch das kleine Gärtnerdorf Lautern hinauf nach Lauterburg. Lauterburg, ein Teilort von Essingen, liegt auf knapp 670 Meter und ist im Winter ein begehrtes Ziel für Skifahrer und Langläufer (wenn es denn Schnee hat). Und – es ist zudem noch ein herrliches Wandergebiet.

Die Ruine Lauterburg zeigt zwei Seiten 🙂 auf der einen Seite als verfallene Ruine, der andere Teil der Burg bewohnbar und angebaut ist die ehemalige Schloßkirche. Damit man die Steinreste von unten bewundern kann, ist ein schöner

Rundweg um die Ruine Lauterburg

angelegt. Wir haben diesen Weg bei der Schloßkirche begonnen. Hier gleich ein Tipp wenn ihr nicht unbedingt einen Berg hochschnaufen wollt. Bei diesem Wegbeginn geht es den Berg kurz (steil) bergab und am anderen Ende mit Treppen wieder nach oben.

Natur fehlt bei diesem Rundweg wahrlich nicht. Heute, mitten noch im Winter, eher kahl. Was aber wiederum den Vorteil hatte, dass man einen Blick hinunter nach Lautern werfen konnte.

Wer hat sie eigentlich erbaut? Schließlich war es ja einmal eine große Burganlage, ja sogar ein Schloss. Deshalb gibt es jetzt

ein bisschen Geschichte zur Ruine Lauterburg

und die geht zurück bis in die Stauferzeit. Und damit gehört dieser Bericht natürlich auch zu meinen Stauferspuren, auf denen ich seit geraumer Zeit unterwegs bin. Kein Wunder, denn ich lebe mitten im Stauferland und nur einen größeren Steinwurf von der Stammburg der Staufer auf dem Hohenstaufen entfernt. Aber nicht die Staufer haben die Burg da oben auf dem Bergsporn erbaut, sondern die Pfalzgrafen von Dillingen sollen so um 1100 die Bauherren gewesen sein. Aus diesem alten schwäbischen Adelsgeschlecht soll wohl Adalbert in Bezug mit dem Bau des Schloss genannt worden sein. Wie es ja in vielen Adelsgeschlechtern so üblich ist, auch hier in meiner Gegend war es bei den Rechbergern so, teilt sich eine Adelslinie oft auf.

Die Staufer kommen ins Spiel, als das Geschlecht der Dillinger in Lauterburg mangels männlicher Nachfolger erlischt. Sie bekommen den Besitz als Lehen. Hier kommen jetzt die Parallelen zur fast um die Ecke liegende Burgruine Rosenstein. Auch diese befand sich im Besitz der Grafen von Dillingen und wanderte als Lehen zu den Staufer. Und wie die Burg Rosenstein ging auch Burg Lauterburg zur Verwaltung in den Besitz der Hacken von Wöllstein. Wie klein ist doch die Welt, denn in Dinkelsbühl und Ellwangen hatten die „von Wöllstein“ auch was zum Sagen. Bei meinen Heimatspuren begegnen mir ja immer wieder (je nach Gebiet) die gleichen Namen.

1276 trennen sich die Staufer vom Schloss Lauterburg und es wird an die Grafen von Oettingen verkauft, in deren Besitz sich auch die Burg Rosenstein befindet. Mangels Kohle verpfändet der Graf von Oettingen seine beiden Burgen 1358 an Graf Eberhard von Württemberg. Aber auch er war nur ein ‚kleiner‘ Verwalter des Gebietes und hatte niemand anderen als Chef wie Kaiser Karl IV. Genau jener, der mir bei unserer Reise im Juni 2020 in Prag an allen Ecken begegnet ist. Corona macht uns aktuell einen Strich durch die Urlaubsplanung, weiter in Prag auf seine Spuren zu wandeln (holen wir aber nach!)

Aus meinen Berichten kennt ihr sicher mein „Ringlein-Spiel“, welches auch hier auf Burg Lauterburg gespielt wird. Die Burg kam zu dem Adelsgeschlecht derer von Woellwarth, die sich in Essingen, gleich nebenan, niederließen. Ab 1470 wird die Burg erweitert und wird schlussendlich 1594 mit einem stattlichen Neubau zum Schloss im Renaissance-Stil. Der mittelalterliche Teil wird Geschichte. 1601 verlegt Georg Wolf seinen Wohnsitz aus seinem Stadtschloss in Heubach hinauf in die Höhe, und nennt sich fortan ‚von Woellwarth-Lauterburg‘. 1607 kommt eine Schlosskirche dazu, und wenn ihr den Rundweg unterhalb der Schlosskirche zur Ruine geht, dann seht ihr den mächtigen Bau mit den drei Stockwerken.

1732 passiert dann die Katastrophe – das Schloss brennt vollständig ab, die Bewohner ziehen aus. Aber nicht nur das Schloss war betroffen, auch das Dorf Lauterburg wurde viele Jahre später vom Feuer nicht verschont. Da sich keiner um einen Aufbau der ausgebrannten Ruine gekümmert hat, holten sich die Lauterburger für den Aufbau ihres Dorfes eben das Material aus der Ruine. Es wäre aber wirklich jammerschade gewesen, die Mauern ganz dem Verfall preis zu geben, 1928 wurde die Ruine zur Erhaltung gesichert, die in den Folgejahren ab 1968 fortgeführt wurden.

Nur anschauen – nicht betreten! Es würde mich ja unheimlich reizen, so ein Lost Place im Innern zu fotografieren. So habe ich mich eben mit dem Blick von außen begnügt. Kommt mit zur

Erkundung der Ruine Lauterburg

die im vorderen Bereich in den Gebäuden Wohnungen im Privatbesitz haben.

Von kleine Burg kann man beim Schloss Lauterburg nun wahrlich nicht sprechen, auch wenn es auf dem Rundweg unterhalb der Burgruine solch einen Eindruck erweckt.

Spätestens im Burghof wird einem aber klar, da hat man beim Bau des Schlosses nicht gekleckert. In Trapezform wurde der eigentliche Schlossbereich gestaltet. Alles was ihr als Ruine seht ist vom Schloss übrig geblieben. Die Blicke auf das Haus mit den rot/weißen Fensterläden war früher die Unterkunft für Dienerschaft, darunter kam hin wer nicht artig war – ins Burgverlies. Alles mit Burgmauern und vier Türmen gesichert. Einfach war es ja nicht, von der Felsseite eine Spornburg einzunehmen. Das waren, wie bei der Burg Rosenstein und auch bei der Burgruine Helfenstein bei Geislingen, keine Dummerle, die sie sich ausgedacht hatten, dort eine Burg zu errichten. Ein Burggraben durfte sowieso nicht fehlen.

Im Innenhof, von dem aus man im oberen Bereich Blicke auf die Ruine werfen kann, waren damals in einem Gebäude eine Schule untergebracht. Damit das Schloss von dieser Seite nicht einfach zu erobern war, gab es zwei große Burggraben.

Zwischen Schloss und der Schlosskirche, die heute als Gemeindekirche genutzt wird, gab es zu früherer Zeit einen Verbindungsgang. So konnten die gräflichen Herrschaften trockenen Fußes zum Gottesdienst. Ihr habt ja sicher das erste Foto in der Serie oben gesehen? Der langgezogene Bau mit den Stockwerken? Von hier aus ließ sich das Schloss gegen Angreifer verteidigen.

Kirche in Lauterburg 0031-O

Wenn ihr schon bei der Besichtigung der Burgruine Lauterburg seid, dann solltet ihr in keinem Fall

die Schlosskirche bei der Ruine Lauterburg

auslassen. Einst die Kirche für die Adelsfamilie ist sie heute die Pfarrkirche des kleinen Ortes Lauterburg bei Essingen. Sie hat ihren eigenen Beitrag bei mir im Reiseblog verdient.

Hab ich euch Lust auf eine Besichtigung gemacht?
Ihr könnt von Lauterburg noch unzählige Ausflüge in die Umgebung anhängen, auch Wanderer kommen von dort voll auf ihre Kosten. Den Überblick über die Wanderwege bekommt ihr am kleinen Parkplatz vor der Schlosskirche in Lauterburg.

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