Von einer der größten Kirche Süddeutschlands sind im ehemaligen Kloster Königsbronn im Landkreis Heidenheim nur noch einige Grundmauern sichtbar. Es lohnt sich aber, der ehemaligen Klosteranlage einen Besuch abzustatten.

Im Rahmen meines ‚Bildungsauftrags‘ „Erkunde deine nähere Heimat“ sind wir heute über die Grenze in den Landkreis Heidenheim. Jeder hat sie ja sicherlich, Richtungen in die es einen immer wieder hinzieht, und welche, die kennt man fast nur vom ‚hörensagen‘. Diese Ecke Richtung Heidenheim gehört bei mir zu der Ecke ‚hörensagen‘. Nach der Absage unserer sämtlichen Reisetätigkeiten für den Herbst, sollte sich das jetzt ändern. Nachdem wir schon ein paar Wochen zuvor einen Ausflug in meine Kindheit, ins Felsenmeer Wental gemacht haben, sind wir heute noch ein paar Kilometer weiter, nach Königsbronn. Und im Rahmen dieser ‚Bildungsausflüge‘ muss ich ehrlich gestehen, dass so ein selbstgestecktes Ziel immer wieder überrascht. Aufmerksam wurde ich auf Königsbronn, das bis dato einfach nur ein Ort am östlichsten Zipfel der Ostalb war, über Fotos vom Brenztopf in einer Facebook-Gruppe. Wow, was für eine Wasserfarbe, ähnlich dem Blautopf. DA müssen wir hin!

Aber nicht ohne Vorrecherche, und die war auch gut so. Denn Königsbronn hat noch mehr zu bieten – eben die große Klosteranlage. Da Königsbronn ein eher kleineres Örtchen ist, und die Sehenswürdigkeiten der Gemeinde auch gut beschildert sind, war es für Fridolin einfach. Und – wer geht schon an einem Wochentag in Königsbronn auf Sightseeing? Nur so Verrückte wie wir 😂 deshalb war ein Parkplatz für Fridolin schnell gefunden. Ihr könnt euch für die Klosteranlage am Bahnhof Königsbronn orientieren, der liegt genau gegenüber.

Durch das ehemalige Torhaus geht auch heute noch der Zugang ins Klosterareal. Und zu einem

Rundgang auf dem Klostergelände in Königsbronn

nehme ich euch jetzt mit.

Die Epitaphien an der Klostermauer in Königsbronn

ziehen sofort die Blicke auf sich. Ich habe ja nun schon viele dieser Grabdenkmale bei unseren verschiedenen Kirchenbesuchen gesehen. Vor allem Schwäbisch Hall und Nördlingen haben da eine ganz beachtliche Anzahl an wunderschönen Epitaphien aufzuweisen. Aber das hier in Königsbronn, ist etwas Besonderes. Diese Grabdenkmal sind aus Eisen und stellen die größte Sammlung dieser Art in Deutschland dar. Und dass dies ausgerechnet hier in Königsbronn so ist, verwundert nicht, wenn man weiß, dass die Eisenverhüttung- und verarbeitung in Königsbronn vom 14. bis zum 18. Jahrhundert ein großes Thema war. Äbte und Hüttenmeister haben hier u.a. kunstvolle gusseiserne Werke als Andenken und die gehen bis ins frühe 18. Jahrhundert zurück. So verwundert es nicht, dass auch das eine oder andere Grabmal nicht mehr vollständig ist, und ‚kopflos‘ dasteht.

Unübersehbar steht sie in der Nähe der Epitaphien –

die evangelische Klosterkirche in Königsbronn

Ursprünglich wurde sie um ca. 1020 als Pfarrkirche von Springen erbaut. So hieß Königsbronn zu dieser Zeit. Nachdem das Zisterzienserkloster gegründet war, wurde die Kirche um 1303 vergrößert. Auch die Mönche durften dann die Kirche nutzen, sie war fortan eine Klosterkirche. Auf diese Kirche war von Zerstörung nicht verschont, und nachdem sie dieses Los 1552 ereilte wurde sie wieder neu aufgebaut. Aber auch das Münster des Klosters Königsbronn traf dieses Schicksal und die Klosterkirche platzte ‚aus allen Nähten‘. 1565 entschied man sich zu einem doppelt so großen Erweiterungsbau. In der Not nahm man wohl auch die Steine des zerstörten Klosters, was sich im Nachhinein aber nicht als gute Lösung herausgestellt hat. 1973 wurde die Kirche generalsaniert.

Mir bot sich die Klosterkirche als herrliches Fotomotiv. Daran war auch der Brunnen im Klostergelände nicht ganz unschuldig daran ….

Die Kirche ist im Inneren eher schlicht gehalten. Es gibt aber einen großen ‚Hingucker‘ –

die Grabplatte der Beatrix von Schlüsselberg

Der Gattin von Graf Ulrich VI. von Helfenstein-Blaubeuren lag das Wohl der Armen sehr am Herzen, auch war sie eine Wohltäterin des Klosters Königsbronns. Kein Mensch weiß heute, warum sie die Mitte des Junis zu einem Festtag erklärte, an dem Sie Geld und Korn an die Bedürftigen austeilen ließ. So sehr, dass sie drohte, wenn man nach ihrem Tod diesen Tag vergessen würde, dass sie aus ihrem Grab steigen und zur Ermahnung ein Klosterglöckchen läuten würde. Man kann sich vorstellen, dass das Volk sie verehrte und nachdem sie 1355 starb, ihr ein steinernes Grabmal setzen ließ.

In einer Sage wird überliefert (und wie ihr bestimmt aus anderen Berichten schon wisst, ich liebe solche Sagen, auch wenn es keine Bestätigungen dafür gibt), dass man doch eines Tages diesen wichtigen Jahrestag vergessen hatte. Keiner hatte die Glocke angeregt. Aber sie schreckte die Mönche mit ihrem Läuten aus dem Schlaf und ihnen wurde mit Schrecken bewusst, dass sie den Sankt Veits Tag vergessen hatten, an dem Beatrix von Schlüsselberg gedacht wurde. Niemand vergass mehr diesen Tag – bis, ja bis ungefähr 300 Jahre später wieder nicht daran gedacht wurde. Und abermals wurde man durch das Läuten der Glocke daran erinnert. Es ist zwar nicht mehr im Juni, aber im Dezember wird mit einem schönen Brauch an diese Begebenheiten und die Wohltäterin noch erinnert.

Der Klosterpark in Königsbronn

ist eine kleine Ruheoase. Die stört auch nicht der kleine Bahnhof der Gemeinde gegenüber. In dieser Ruhe gibt es

ein bisschen zur Entstehung von Königsbronn

Die geht weit zurück, so ähnlich weit wie in Nördlingen – bis zwischen 800-480 v. Chr. Es gibt einige Hinweise zu diesen Besiedlungen, so auch eine aus der Zeit der Alamannen etwa 260 n. Chr. Aber wie der Ort tatsächlich entstanden ist, darüber ist nichts sicheres bekannt. Es wird nur angenommen, dass da um 500 schon eine Siedlung gewesen sein soll, denn auch das Brenztal lag so wie Nördlingen an einem alten Handelsweg. Was hier durch den steilen Aufstieg zum Albuch für die Gespanne wohl aber nicht immer einfach war. Aber genau solch eine Vorspannstation, bei der die beladenen Fuhrwerke zusätzlich Ochsen vorgespannt bekamen, soll die erste Besiedlung gewesen sein.

Oberhalb von Königsbronn wurde im 11. Jahrhundert auf dem Herwartstein von den Staufern eine Steinburg errichtet. Sie verfolgen einen in meiner Heimat halt auf Schritt und Tritt, die Staufer 🙂 1240 kommt die Burg in den Besitz der Grafen von Helfenstein und erlebt 1287 durch Truppen des habsburgischen Königs schwere Beschädigungen. 1302 wird die Burg Herwartstein an König Albrecht I. verkauft, dem wir später mit der Klostergründung noch begegnen. Die Burg steht nur noch mit Grundmauern, wir haben ihr aber keinen Besuch abgestattet.

Die Siedlung unterhalb der Burg namens „Springen“ wurde 1302 erstmals als Markt erwähnt. 1365 erhielten die Helfensteiner das Gebiet von Kaiser Karl IV. als Lehen. Genau dem Kaiser Karl IV., dem ich in Prag gefühlt an allen Ecken und Enden begegnet bin. Da sieht man mal wieder, wie weit das Reich eines römisch-deutschen Kaisers reicht. Nachdem Karl IV. 1378 aber gestorben ist, wechselten die Besitzer. Jeder meinte, er hätte was zu sagen in dem Flecken, und der Abt sah das Kloster als sein Refugium an.
Wie das gesamte süddeutsche Gebiet wurde Königsbronn im schmalkaldischen Krieg nicht verschont und 1552 völlig zerstört. Ziel dieses zerstörerischen Krieges war ja, den Protestantismus zurückzudrängen. Die Geschichte dazu ist im Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden zu sehen. Übrigens genauso sehenswert, das Städtchen Schmalkalden. Nach dem Dreißigjährigen Krieg, wieder einem Religionskrieg, der durch den zweiten Fenstersturz in Prag seine Anfänge nahm (ich stand in dem Raum auf der Prager Burg)  wurde Königsbronn endgültig evangelisch und kam zu Württemberg.

Das Kloster in Königsbronn

wurde 1303 von König Albrecht I. als eines der letzten mittelalterlichen Zisterzienserkloster in Deutschland gestiftet. Mönche von Salem siedelten sich in Königsbronn an. Von 1310-1325 wurde das Kloster mit den Steinen der Burg Herwartstein, die geschleift wurde, errichtet. 1308 erhielt das Kloster sowie der Ort dann den heutigen Namen.
Klöster, wie auch Kirche, können aber nicht nur vom Gebet und ihrem Orden leben. Faktisch ist es eine kleine Firma und nicht immer am Betteltuch nagend, so wie ich auch beim Kloster Adelberg feststellen konnte. Allein der Besitz des Klosters zog sich über ein größeres Areal. Auch das Klosterareal selber konnte sich sehen lassen. Im Zentrum stand das Münster des Klosters, die einst zu einer der größten Kirchen in Süddeutschland zählte, bildete den Mittelpunkt der Anlage. Wirtschafts- und Wohngebäude, sowie Stallungen, eine Mühle und ein Spital bildeten einen Ring um die Kirche, von der heute nur noch Mauerreste des Chors zu sehen sind.

Dass das Kloster wirtschaftlich voran kam, hat es den Schenkungen und Privilegien von Kaiser Karl IV. zu verdanken. Aber es ist ja nicht immer gut, wenn da zwei Adlige mitmischen. Da die Geistlichen jedoch nicht in Auseinandersetzungen ihren Klosterbesitz verteidigen durften, übte König Albrecht I. diese Position eines Vogtes aus. Kaiser Karl IV. verpfändete das Kloster jedoch. Hin und her, und her und hin ging die Vogtei des Klosters. Das Kloster wurde sogar angegriffen. Trotzdem konnte sich das Kloster wirtschaftlich entwickeln. 1471 durften die Mönche nach Erz graben und Eisenschmieden errichten, was erklärt, dass im Klosterhof die vielen Epitaphien aus Eisen stehen. 1529 legte der damalige Abt mit der Eisenschmiede am Brenzursprung den Grundstein zu den klösterlichen Hüttenwerken.

Im Zuge der Reformation sollte es auch 1539 das Kloster treffen, wogegen sich die Mönche jedoch weigerten. Dies ging jedoch nur für eine geraume Zeit. 1552 wurde Königsbronn im Zweiten Markgrafenkrieg, der sich vor allem gegen die katholischen Hochstifte richtete, dem Erdboden gleichgemacht. Der Herzog gab das Kloster auf, die katholischen Mönche verließen den Ort und es zog 1556 eine evangelische Klosterschule ein, aber nicht lange. Wieder ging ein HickHack los, wie so Blümchen rupfen – evanglisch oder katholisch, katholisch oder evangelisch. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war es dann besiegelt – Königsbronn kam zu Württemberg und wurde evangelisch.

Heute sind vom Chors des Münsters nur noch Reste zu sehen. Im Torhaus (das Haus mit dem Tordurchbruch) ist ein Museum untergebracht. Einige weitere Gebäude aus der damaligen Zeit sind auch noch erhalten geblieben. Wenn ihr die gesamte Klosteranlage, so wie sie früher war, im Grundriss sehen möchtet, dann könnt ihr das HIER.

Insgesamt lohnt sich ein Stopp in Königsbronn um hier auf den Spuren der Vergangenheit zu wandeln. Auch mit der

Georg-Elser-Gedenkstätte in Königsbronn

ist dies möglich. An unserem Besuchstag hatte sie nicht geöffnet (nur an Sonn- und Feiertagen). Georg Elser, der Königsbronner Widerstandskämpfer scheiterte am 8. November 1939 mit seinem Attentat auf Hitler.

In wenigen Schritten ist man vom Klostergelände am Brenzursprung, einer der schönsten und größten Quellen auf der Schwäbischen Alb. Kommt ihr mit?

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