Hoch über Geislingen ist die auf einem Bergsporn liegende Burgruine Helfenstein nicht zu übersehen. Sie bietet wunderschöne Blicke über Geislingen und Umgebung.
Nach drei Wochen Pause, auch bedingt durch den Wintereinbruch, der sich auch in meinem Heimatländle festgekrallt hatte, ging es heute wieder on Tour. Immer noch eingeschränkt durch den aktuellen Corona Lock-down, suchten wir ein Ziel abseits (hoffentlich) großer Besucherströme. Da wir heute mal wieder an einem Sonntag unterwegs sind – Vielbesucher meines Blogs wissen was dann passiert – da geht es früh aus den Federn. Nix mit Ausschlafen, denn wir haben nach der Burgruine Helfenstein auch noch Geislingen auf unserem Besuchsplan.
Auf die Burgruine kommt ihr mit zwei Möglichkeiten – entweder in Geislingen in der Nähe des Bahnhofs abfahren und in Serpentinen den Hang hinauf. Oder – diesen Weg haben wir gewählt – die Geislinger Steige hoch und dann oben nach links abbiegen Richtung dem kleinen Örtchen Weiler. Ein Parkplatz bietet Platz für die mobilisierten Besucher und Fridolin konnte sich seinen Standort zu unserer Ankunftszeit noch schön auswählen.
Durch den verschneiten Wald ging es Richtung Ruine. Ein traumhaft schöner Tag – Sonne, knackig kalt und Pulverschnee – eine Kombination wie ich sie aushalten kann. Urlaub und Ausflüge gehen bei uns zu jeder Jahreszeit, es darf nur keine ‚Katzen regnen‘, denn das würde mir meine ‚Emma‘ (Kamera) übel nehmen. Von Wasser hält sie nämlich so überhaupt nix.
Schaut mal, ist das nicht traumhaft bei diesem Wetter –
Inhaltsverzeichnis
- 1 meine Erkundung der Burgruine Helfenstein
- 1.1 bisschen Geschichte zur Burg Helfenstein
- 1.2 Mein Rundgang in der Burgruine Helfenstein
- 1.3 den Ödenturm über Geislingen
- 1.4 ehemalige Gräfliche Palas auf der Burg Helfenstein
- 1.5 die Ausblicke vom Aussichtsturm der Burg Helfenstein
- 1.6 ein bisschen Winter auf der Burgruine Helfenstein
- 1.7 Das könnte Euch auch interessieren:
- 1.8 So kommt ihr zur Burgruine Helfenstein
meine Erkundung der Burgruine Helfenstein
beginnt 🙂
Wie ihr auf den Fotos sehen könnt – wir haben tatsächlich das große Los gezogen mit unserem frühen Start und waren so gut wie allein auf der Ruine.
So schön war die Anlage aber nicht immer zu besichtigen. Bis 1930 war sie mitten im Wald, nicht erschlossen und nur mit einigen Ruinenstücken versehen. Erst ab diesem Zeitpunkt wurde die Ruine freigelegt, Bäume wurden gefällt und sie wurde in den heutigen Zustand hergerichtet. Ich habe die Ruine Helfenstein auch meinen Stauferspuren zugeordnet – warum? Das erfahrt ihr mit ein
bisschen Geschichte zur Burg Helfenstein
Denn die Burg ist etwa in der Zeit um 1100 entstanden. Wo könnte man sich besser eine Burg erbauen, als hoch oben auf einem Felssporn? Eigentlich logisch, oder? Burgen sind immer oben, so wie bei den Burgen auf dem Hohenstaufen (der Stammburg der Staufer), dem Hohenrechberg, dem Rosenstein oder Burg Lauterburg. Ich wurde bei unserem Urlaub an der Mosel aber dann doch eines besseren belehrt, dass Burgen nicht immer auf einem Berg oder Felssporn sein müssen. Die Burg Eltz liegt z.B. in einem Tal.
Also so um 1100 war es, als der erste aus einem schwäbischen Adelsgeschlecht auf die Idee kam, dort auf 610 Metern Höhe eine Burg zu errichten. Sie nannten die Burg Helfenstein und gaben sich selber den gleichen Namen …. tadaaaa, das Grafengeschlecht derer von Helfenstein war geboren. Einige Jährchen später war einer der Helfensteiner, nämlich Graf Ludwig I. häufig mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa zusammen. War beim Kreuzzug des Kaisers dabei und ging wohl auch bei Barbarossas Söhnen ein und aus. Ich denke, diese Verbindung mit den Staufern war wohl nicht zum Schaden der Helfensteiner. Denn die beherrschten so quasi das ganze Gebiet um Geislingen, bis hinüber nach Heidenheim zur einen Seite und zur anderen Seite nach Wiesensteig bis hin nach Blaubeuren.
Geschickt gewählt war der Standort ohnehin – denn der gesamte Verkehr durchs Filstal konnte von dort oben kontrolliert werden. Auch heute noch rollt der gesamte Verkehr von Ulm auf der B10 Richtung Stuttgart. Wie ich schon oft bei meinen Recherchen um die diversen Burgbesitzer lesen konnte, der Familienhauptstamm teilt sich und breitet sich aus. Einer aus solch einer Familienlinie war zur Stauferzeit Kanzler des Reiches. Wenn man dann auch noch geschickt heiratet lassen sich so Besitztümer und die Herrschaft weiter vergrößern.
Wie angesehen das Adelsgeschlecht war, zeigt sich an der Tatsache, dass Ulrich V. und sein Vetter zum engen Kreis von König (später Kaiser) Karl IV. gehörten. Da kommt nur rein, wer ganz oben mitmischt. Tja, wie klein ist doch die Welt – bin ich doch bei unserer Pragreise im Juni 2020 an allen Ecken auf Karl IV. gestoßen, dem römisch-deutschen Kaiser, der auch im Schwabenländle was zum Sagen hatte. Wie sehr, könnt ihr in meinem Bericht zu Schorndorf nachlesen. Da hat er die beiden Württemberger ganz schön in den Senkel gestellt, wie wir im Schwäbischen sagen. Immerhin war er der Chef im Ring und hatte überall seine Regierungsmänner sitzen. Spuren die nicht, meckert der Chef.
Durch die Liebespfeile von Kaiser Karl IV. bekam Graf Ulrich die Cousine der Königin von Ungarn zur Frau. War damals eigentlich auch Liebe mit im Spiel?? Gemeinsam lebten sie bis zu ihrem Lebensende in Freude auf Burg Helfenstein. Ob tatsächlich in Freude? Man sagt der Gattin von Ulrich nach, sie habe ihn finanziell in den Ruin getrieben. Naja, rosig sah es im Finanzsäckel des Grafen mittlerweile nicht mehr aus. Aber auch die Pest und die Verpfändungen, die von Kaiser Karl IV. ausgingen, wirkten sich auch nicht gerade gut aus.
1371 vereinigte der Kaiser dann 31 Städte im Schwabenland und berief Graf Ulrich V. zum Hauptmann dieses Landfriedensbündnisses. Damit war der Ärger vorprogrammiert, und da war ein Württemberger nicht unschuldig dran. Es kam wie es kommen musste – es gab Kriegerles, weil Graf Ulrich gefangen genommen wurde. Der Städtebund kämpfte gegen das Heer des Württembergers, wegen Hochwasser kam die Unterstützung aber nicht nach und so verloren sie die Schlacht. Nun versuchte Ulrichs Gattin mit Unterstützung des Bundes ihn auszulösen – aber zu spät. In seinem Verließ fand man ihn 1372 ermordet auf.
Mit der Ermordung des Grafen ging auch die Macht der Helfensteiner zu Ende. 1382 kam die Burg als Pfand zur Reichsstadt Ulm und wurde von der 1396 verkauft. In dieser Zeit wurde die Burganlage erweitert und ausgebaut. Sie bekam Zwingermauern mit Rondellen, ein Bollwerk und wurde zu einer kleinen Festung. Zukünftig wurde die Burg zum Palas für den Burgvogt der von den Ulmer Zünften gestellt wurde. Ohne Belagerung kam die Burg vor Ostern 1552 an den Markgraf von Ansbach – der zweite Markgrafenkrieg tobte zu dieser Zeit. Zwar schafften es die Ulmer, die Burganlage wenige Tage später wieder zurückzubekommen, schleiften sie aber danach. Muss man nicht verstehen oder? Die eigene Burg zu schleifen?
Mein Rundgang in der Burgruine Helfenstein
hat gleich nach dem Überqueren der Stahlbrücke mit einem begeisterten Stopp begonnen. In der ehemaligen Kernfestung der Burg lockt auf einem Felsen ein Aussichtspunkt. Der Holzsteg, der mit Treppen erreichbar ist und weiter zu dem Aussichtspunkt führt war das Ziel meiner Augen und ‚Emma‘ hatte richtig gut zu tun 🙂
Ich hab mir diesen Aussichtspunkt erspart, denn es gibt noch eine zweite Möglichkeit, den Blick über Geislingen und das Umland zu genießen.
Aber bleiben wir noch ein bisschen in der Kernburg. In einer Wand in diesem Hauptteil der Burg Helfenstein erinnert eine Gedenktafel an die Ehe von Graf Ulrich V. von Helfenstein mit seiner Gattin der Herzogin Marija Kotromanic von Bosnien. Immerhin lebten sie vierzig Jahre auf der Burg.
Wie ihr an den Fotos sehen könnt, die Burgruine Helfenstein ist ein herrliches Ausflugsziel auch mit Kindern. Und im Sommer kann man noch mehr auf Entdeckungsreise gehen. Jetzt hat uns der Schnee und vor allem gefrorene Stellen eine sichere Erkundung etwas erschwert.
Auf dieser Seite der Festung hatte ich ihn ständig im Blick
den Ödenturm über Geislingen
von dem man fast denken könnte, er macht der Burg Helfenstein Konkurrenz. Immerhin ist er ein Wahrzeichen der Stadt Geislingen, die sich so um 1800 vehement dafür eingesetzt hat, dass er von der Stadt Ulm (der er zu dieser Zeit gehört hat) nicht abgerissen wurde. Einsam und öde liegt er auf einer künstlich angelegten Fläche hoch über Geislingen – und kam so zu seinem Namen.
Wann und von wem der Ödenturm erbaut worden ist, weiß man nicht so genau. Die Bauweise mit den Buckelquadern weist jedoch in die Stauferzeit. Diese Steinbauweise findet sich z.B. auch bei der Burg Wäscherschloss, die auch auf diese Erbauungszeit während der Stauferzeit zurückgeht.
Wie es in der damaligen Zeit um die Burgen so üblich war – die brauchten Schutzburgen. So sind um die Stauferstammburg auf dem Hohenstaufen ringsherum auch Schutzburgen eingerichtet worden, so eben die Burg Hohenrechberg oder das Wäscherschloss. Wenn es für eine Burg nicht reichte, dann tats eben auch ein Wachturm. Zum Tal hatte man alles im Blick und zur Ostseite schützte man sich mit einer Mauer vor ungebetenen Gästen. Wie bei der Ruine Rosenstein bei Heubach war es den Angreifern ja unmöglich, unbemerkt und überhaupt den steilen Fels hinaufzukommen.
Einfach so in den Turm konnte man auch nicht hineinmarschieren, der Eingang des über 33 Meter hohen Turms lag neun Meter über dem Boden. Nur mit einer Leiter kam man zum Tor. Diese Art Eingang habe ich bei Wehrtürmen bei unserer Reise im südlichen Sachsen-Anhalt des öfteren gesehen. Als die Burg Helfenstein geschleift wurde, nützte man den Ödenturm fortan als Wachturm für die Stadt Geislingen. Von wo sonst, konnte man besser die Geschehnisse in der Stadt, vor allem die Feuerausbrüche besser im Auge haben, als von dort oben? 1823 wurde der Ödenturm Eigentum der Stadt und kann in den Sommermonaten besichtigt werden.
Mir bot er heute ein herrliches Fotomotiv – schaut mal ….
Aber nicht nur in diese Richtung boten sich mir herrliche Fotomotive. Meine Emma hatte weiter richtig gut zu tun, als ich Richtung dem Gräflichen Palas zustrebte. Ja, man braucht da einfach ein bisschen Fantasie, um sich die Burg zur damaligen Zeit vorstellen zu können. Eine tolle Infotafel hilft einem auf die Sprünge. Und dieses
ehemalige Gräfliche Palas auf der Burg Helfenstein
könnt ihr wirklich nicht übersehen, denn auf ihm steht steht heute der Aussichtsturm und die heutige Burgschenke, die in den Sommermonaten für die Gäste bereit ist. Wir hatten das Glück, dass der Zugang nach oben auf den Turm geöffnet war.
Gönnt euch die paar Stufen nach oben, denn
die Ausblicke vom Aussichtsturm der Burg Helfenstein
sind WOW. Von dort oben erkennt man, warum die Stadt Geislingen den Beinamen die Fünftälerstadt hat. Da sind die Blicke über Geislingen, die kleine Serpentinenstraße die von der Stadt direkt auf die Burg führt – oder die Blicke ins obere und untere Filstal gen Göppingen. Von hier oben erklärt sich, warum ein zentraler Platz in der Stadt Geislingen der Sternplatz genannt wird. Wie ein Stern führt er in die fünf Täler. Damit man auch weiß, in welcher Richtung sich was befindet, erklärt das eine ausführliche Panoramakarte oben auf dem Turm.
Richtung Rohrachtal könnt ihr sie von hier oben gut erblicken – die Geislinger Steige, die zu den bekanntesten Albaufstiegen zählt. Schon seit der Römerzeit ist diese Fernstraße ein alter Handelsweg, der von der Burg Helfenstein gut einsehbar war. Und noch was besonderes bietet dieser Albaufstieg, die Steilstrecke der Züge, die manche sogar als die steilste Europas bezeichnen.
Ich verbinde mit der Geislinger Steige ein Erlebnis, das mir jedesmal wenn wir die Strecke fahren in den Kopf kommt. Damals, während meiner Ehezeit, wir waren begeisterte Camper in jeder Jahreszeit, sollte es auf den Weg nach Österreich gehen. Warum fallen einem die Fragen „Hast du alles dabei?“ nicht vor Fahrtbeginn ein, sondern auf der Strecke? Und so fragte ich meinen Ex-Mann „Ist der Fahrzeugschein im Auto?“ „Hä, nein, den hast doch du?“ „Iiiiiccchh????“ – Nein, er war nicht auffindbar. Kurzerhand koppelte mein Ex-Mann mitten auf der Geislinger Steige auf dem langgezogenen Parkstreifen den Wohnwagen ab, ließ mich als ‚Wache‘ zurück und fuhr mit den Kindern wieder zurück um diesen doofen Schein zu holen. Ja, ich wurde wieder abgeholt 😀 😀 und zufrieden ging es weiter Richtung Österreich. Doch ein Erlebnis „Vergessen“ reichte nicht aus. Voller Schrecken stellte ich in Österreich fest, dass mein Führerschein sich in einer anderen Handtasche festgekrallt hatte und mir so die Fahrten in Österreich durch Fehlen verweigert hatte. 🙈 🙈
Kennt ihr solche Erlebnisse auch? Gell, die vergisst man sein Leben nicht mehr. Glaubt mir, ich habe seitdem beides nicht mehr vergessen 😀
Aber jetzt genießt die Ausblicke vom Turm ….
Hab ich euch Lust auf die Burgruine Helfenstein gemacht? War mal wieder Absicht 🙂
Auf dem Rückweg zu Fridolin habe ich mich an
ein bisschen Winter auf der Burgruine Helfenstein
ausgetobt und nach Motiven gesucht. Und was hat mein Mann in dem Augenblick zu tun? Mich dabei zu beobachten 😀 😀
Erlebt DEN Moment als ich ihn dabei entdeckt habe 😂
Das könnte Euch auch interessieren:
Ein Bummel durch Göppingen