Auf einem Felssporn dicht bei der Altstadt von Zschopau steht das ehemalige Jagdschloss Schloss Wildeck. Schon auf der Anfahrt nach Zschopau ist das Schloss weithin sichtbar.

Heute ging es zur letzten Schlossbesichtigung in Sachsen, verbunden mit einem kleinen Ausflug in die Natur. Zwischen der Burg Scharfenstein (im Süden) und Schloss Augustusburg liegt in der Mitte Zschopau mit seinem Schloss Wildeck. Alle drei Schlösser an einem Tag – nein, das wollten wir uns wirklich nicht antun. Deshalb haben wir den Ausflug zum Schloss Wildeck mit dem Besuch der Saidentalsperre verbunden. Ich Wasserkind durfte ans Wasser 🥰
Aber erstmal Gemäuer 😀
Die Anfahrt auf die Stadt Zschopau war einmalig schön – von einer Anhöhe hat man einen herrlichen Blick über die Stadt und hoch über der Stadt auf Schloss Wildeck. Aber – immer wenn ich einen tollen Blick auf unser Zielobjekt habe, gibt es weit und breit keine Möglichkeit zum Anhalten. Also weiter nach unten Richtung Schloss und wir haben kurzerhand am Fuße des Schlosses ein Parkquartier für Fridolin angesteuert. Nein, diesmal habe ich mich nicht auf Lotte verlassen, auch wenn sie noch lange nicht an ihrem Satz war „Sie haben ihr Ziel erreicht“ 😅 Ich schon!

Der Weg zum Schloss Wildeck

führte uns über Treppen nach oben. Sportprogramm für diesen Tag 😂 Es war schön, so inmitten von einem verwilderten bis geordneten Garten nach oben zu gehen, das Schloss immer im Blick. Das hat schon noch so ein anderes Feeling wie direkt zum Parkplatz am Schloss zu fahren, und fast aus dem Auto ins Schloss zu fallen. Das geht nämlich auch, es gibt beim Schloss oder in der angrenzenden Stadt einige direkte Parkmöglichkeiten. Dieses Erlebnis des Aufstiegs hatten wir ja bereits beim Schloss Albrechtsburg in Meißen und auf Schloss Augustusburg.
Und bei dieser Gelegenheit haben wir dann auch den kleinen Schlossgarten gesehen.

Unübersehbar, und so hoch, damit er den Überblick über alles hat, steht mitten in der Schlossanlage

der Dicke Heinrich von Schloss Wildeck

So wird dieser 30 Meter hohe Bergfried im Volksmund genannt und sofort fielen mir zwei weitere Objekte ein, über die auch so ein dicker Heinrich wacht – Schloss Neuenburg und Burg Haynsberg. Als massiver Teil einer mittelalterlichen Wehranlage schützte er das dahinterliegende Burggebäude.

Ein bisschen Geschichte zu Schloss Wildeck und Zschopau

Vermutlich Mitte des 12. Jahrhundert, genaues weiß man nicht, wurde die Burg auf dem Felssporn errichtet. Sie soll dem Schutz der Salzstraße dienen, die durch Zschopau führt. Eigentlich fängt sie ja von Halle über Leipzig an und führt durch die dichten Wälder des Erzgebirges bis nach Prag. Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt Zschopau taucht 1286 auf, die der Burg über 10 Jahre später, 1299. Vermutlich stand vor der Burg nur der „Dicke Heinrich“, der damals 20 Meter hohe Bergried, der in 14 Meter Höhe erst einen Zugang hatte.

Ab Mitte des 14. Jahrhunderts wurde auch in Zschopau Bergbau, insbesondere Silberbergbau betrieben. Und vom 13. bis 14. Jahrhunderts sollen die Herren von Erdmannsdorf Eigentümer der Burg gewesen sein. Anschließend sind so wieder die üblichen Verdächtigen mit im Spiel, auch wieder die Waldenburger, die ja in den umliegenden Schlössern auch mit dabei waren. Bis der letzte Lehensträger, der Herr zu Wolkenstein 1456 die Burg an Kurfürst Friedrich abtritt. Man nennt ihn auch Friedrich II. der Sanftmütige, der als Wettiner auch beim Fürstenzug in Dresden mitreiten darf.

Herzog Moritz von Sachsen, der Bruder von August (der von Schloss Augustusburg), baute von 1545-1547 die Burg in ein Jagschloss im Renaissancestil um. Auch der „Dicke Heinrich“ erhielt ein Renaissancehäubchen. Teile dieser Umbauten sind heute mit dem Süd- und Westflügel noch erhalten. Ihr seht dies später noch, dass diese Teile wirklich noch damals erhalten sind.
Das Schloss blieb im Besitz der Wettiner. 1608 ließ Kurfürst Christian II. einen Bärengarten einrichten. Echt, ich binde euch keinen Bären auf, auch wenn ihr keinen Bären mehr findet – seit 1757 besteht der Garten nicht mehr.

Da die Stadt Zschopau rings um das Schloss angesiedelt wurde, hatte die Schlossanlage beim großen Stadtbrand 1748 Glück. Es war das einzige Gebäude in der Innenstadt, das von dem großen Feuer nicht betroffen war. In den weiteren Jahren wurde fleißig um- und angebaut, durch einen Brand wieder zerstört, aufgebaut wieder zerstört … auch die Baustile änderten sich.

Die Stadt Zschopau übernahm das Schloss 1994 und sanierte es umfangreich. Jetzt ist es Heimat für mehrere Museen. Und davon schauen wir uns jetzt ein paar an.

Vorbei an Kurfürst Moritz von Sachsen geht es in den

Grünen Saal auf Schloss Wildeck

Dieser Raum diente 1547-53 Moritz von Sachsen als Wohnraum, und auch die nachfolgenden Kurfürsten beließen es bei dieser Nutzung. Für Kurfürst Moritz war es sein Jagd- und Renaissanceschloss, und das Deckenfries und die Kassettendecke wurden in den Landesfarben grün und weiß gehalten. Daher der Name für den Raum.
Mit schrägem Blick nach oben hoffte ich, dass die Decke während unseres Besuchs sich nicht weiter bewegte. Muss man ja schon im Blick haben, diese Bewegungen der Decke, die Kameras zeigen, dass die Verantwortlichen aber alles im Blick haben.

Jetzt geht es durch die Ausstellung weiter in den

Roten Saal von Schloss Wildeck

Im 16. Jahrhundert war dies der Präsentationsraum des Kurfürsten, ab dem 18. Jahrhundert die Wohn- und Schlafräume, bis es dann 1820 das Königliche Gericht beherbergte. Das bewegte, wechselhafte Leben eines Raumes ….
Das Druckereimuseum belebt jetzt den Roten Saal.

Auch zu früherer Zeit mussten Nachrichten überbracht werden, und bei weitem noch nicht mit Schreibmaschine geschriebenem Brief, Briefmarkte drauf und ab in die Post. Es gab Ende des 14. Jahrhunderts sogenannte Botenverbindungen zwischen einzelnen Städten. Aus einer Überlieferung von 1710 ist nachgewiesen, dass auch Zschopau Teil einer solchen Botenverbindung war. Erst Kurfürst August setzte vereidigte Post- und Botenmeister ein.

Ich finde, es fehlt noch eine Farbe – eine meiner Lieblingsfarben – gelb. Deshalb gehts weiter zur

Gelben Kammer von Schloss Wildeck

Wer aber eine farbige Decke erwartet – Fehlanzeige. Bei Umbauarbeiten wurden Holzdecken eingezogen. Aber deshalb behält der Raum trotzdem seinen Namen und diente vom 16.-18. Jh. der hohen Herrschaften als Schlafgemach. Später war darin die Schreibstube für das Königliche Gericht untergebracht.

Und heute ist es die Herberge für das

Motorradmuseum in Schloss Wildeck

Kleiner als auf Schloss Augustusburg, aber sehr beeindruckend zeigt es die Gründung des DKW-Werkes Anfangs des 20. Jahrhunderts. „Das kleine Wunder“ = DKW wurde zur größten Motorradfabrik der Welt. Aus acht Jahrzehnten lassen sich Motorräder und Teile einer Zschopauer DKW-Vertragswerkstatt bestaunen. Und auch für die Kleinsten ist hier gesorgt.

Nach soviel Besichtigung im Schloss, wollten wir noch einen Blick in die

Altstadt von Zschopau

gleich nebenan werfen. Irgendwie schien es mir, als dass hier Sonntags ‚die Gehwege hochgeklappt‘ werden. Es war NICHTS, aber wirklich überhaupt nichts los in der Stadt. Keine Ahnung, ob es zu Lasten von Corona ging oder es meistens so ruhig zugeht. Die Kirche blieb und auch verschlossen, und nach einem Blick auf das alte und neue Rathaus der Stadt gab es am Neumarkt noch ein Eis, bevor es dann weiter zur Talsperre Saidenbach ging.

Insgesamt lohnt sich der Halt in Zschopau aber durchaus, allein schon wegen Schloss Wildeck hoch da oben auf seinem Felsen.

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