Am Rand des Schönbuchs führen viele Wege hinauf auf Schloss Hohenentringen. Mit dem Auto aber nur von Ammerbuch-Entringen, von wo sich eine kleine Straße durch den Wald nach oben schlängelt.
Seit vielen Wochen stand heute der erste größere Ausflug auf dem Programm. Hätte Fridolin gedurft, hätte er vor Freude mit Sicherheit ein Hupkonzert veranstaltet. Nein, wir wollten ohne großes Aufsehen zu erregen in den Landkreis Tübingen zu unserem ersten Ziel, dem Schloss Wachendorf in Starzach-Wachendorf. Warum? Das könnt ihr ausführlich in meinem Bericht zu unserem Tag in und um das Schloss Wachendorf lesen.
Und da ein Schloss selten allein daherkommt – wir kennen das ja schon von unseren Reisen, z.B. durch Sachsen oder Sachsen-Anhalt oder an die Mosel, wo wir oft zwei Schlossbesichtigungen auf unserem Plan hatten – stand auf der Rückfahrt noch der Besuch von Schloss Hohenentringen, ca. 9 km von Tübingen entfernt, auf dem Besuchsplan. Vielleicht taucht jetzt bei euch die Frage auf – wieso gerade noch dieses Schloss? Wo doch auf unserer Strecke noch viele andere Schlösser liegen, so z.B. auch Schloss Lichtenstein.
Das ‚Geheimnis‘ wird etwas später gelüftet, jetzt kommt erstmal mit zu unserer
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Außenbesichtigung von Schloss Hohenentringen
Für Besucher ist es derzeit noch wegen Corona geschlossen. Aber ihr dürft es euch gerne schon für die Zeit, in der sich hoffentlich wieder alles etwas normalisiert, vormerken. Für uns war es das magische ‚Sesam-öffne-dich‘, dass sich das große Schlosstor öffnete.
Wie ihr auf den Fotos seht, beherbergt das Schloss Hohenentringen eine herrliche Schlossgaststätte.
An dieser Stelle sei angemerkt, dass ich für diesen Bericht (so wie für ALLE Berichte auf meinem Reise- und Fotoblog) nicht angeworben wurde, oder irgendeine Entschädigung dafür erhalte, dass es das Schloss auf meinen Blog schafft. Ich wähle ALLE meine Ziele ohne Beeinflussung selber aus.
Und wie ihr es vielleicht schon in meinen anderen Berichten gesehen habt, am Anfang steht immer
ein bisschen Geschichte zu Schloss Hohenentringen
Bei der großen Anzahl meiner besuchten Ziele, vor allem seit meiner Challenge „Heimatkunde“ lässt sich in manchen Gegenden immer wieder eine Verkettung der Besitzer und der Geschichte feststellen. Lang lang ist’s her, denn bereits 1075 findet sich in einer Urkunde des Klosters Hirsau den Hinweis auf eines der bedeutendsten Adelsgeschlechter in der Gegend, auf die Herren von Entringen. Von ihnen soll im 12. Jahrhundert die erste Burg hier oben in Hohenentringen stammen. Jetzt muss ich doch unseren Besuch auf der Burg Eltz erwähnen, weil ich gerade geschieben haben „hier oben“, denn die Annahme ist ja, dass sich Burgen oben auf einem Berg oder Bergsporn befinden, so wie z.B. bei uns die Burg Hohenrechberg oder die Burg Rosenstein oder Burg Helfenstein. Pustekuchen, nein eben nicht immer. Ich hab unsere Lotte (unser Navi) bei unserer Fahrt zur Burg Eltz schon gedanklich in die Verbannung geschickt, führte sie uns doch stetig den Berg hinunter. Tja, diese Burg liegt wunderschön unten im Tal 🙂
Wie bei so vielen anderen Objekten fängt auch hier das „Ringlein-Spiel“ an – es wandert von einer Hand zur anderen. Ende Mai 1298 wurde das Schloss zu einem Teil verkauft, kurz danach starb das Adelsgeschlecht derer von Entringen aus. 1392 hatte die Burg sage und schreibe 10 Besitzer gleichzeitig. Wenn die Schlossgaststätte wieder geöffnet hat, könnt ihr in der Gaststube die Wappen von rund 20 Besitzerfamilien bewundern.
Die Burg war, so wie die Burg Eltz auch, eine Ganerbenburg, quasi sowas wie ein Mehrgenerationenhaus. Mehrere Familien und Familienzweige bewohnen und verwalten eine Burg. Gar nicht so dumm diese Idee, denn so verteilen sich auch die Kosten auf mehrere Geldsäckel. Es wird berichtet, dass zu dieser Zeit die Familien 100 Kinder und Enkel gezählt haben. Wenn die Familien in die Kirche ins Dorf gingen, kann man sich das wie heutzutage bei der Fronleichnamprozession vorstellen – sind die ersten in den Kirchenbänken, laufen die letzten gerade auf der Burg los. Und der Weg nach unten ist nicht gerade kurz 🙂
So nach und nach verkauften die Bewohner ihre Anteile an der Burg und so kam auch Graf Eberhard von Württemberg 1468 in den Teilbesitz von Hohenentringen. Vielleicht kennt ihr den Grafen? Genau DER Eberhard im Bart von Bad Urach. Mehr über ihn und Bad Urach könnt ihr in meinem Bericht lesen. 1474 feierte Graf Eberhard eine prestigevolle Hochzeit mit der oberitalienischen Markgräfin Barbara Gonzaga von Mantua, sehr angesehen und nicht gerade unvermögend. 14.000 Gäste sollen an dieser Hochzeit teilgenommen haben. Ihr schenkte er seinen Teil der Burg, auf der die Gräfin 1503 dann verstarb.
Kein Bau ist für die Ewigkeit – 1720 wurde der heutige Schlossbau errichtet. Das Ringlein wanderte mit den Jahren weiter und kam bis 1877 in die Hände von Graf Wilhelm von Taubenheim, ein Kammerherr des Königs Karl von Württemberg und mit Verbindungen nach Urach. Vielleicht wisst ihr es ja durch den Geschichtsunterricht – Württemberg wurde damals in zwei Gebietsaufteilungen von den Würrtembergern verwaltet. Einer hatte seinen Sitz in Stuttgart, der andere im heutigen Bad Urach.
Und jetzt erfahrt ihr, warum wir dem Schloss Hohenentringen noch einen Besuch abgestattet haben, denn 1877 kam das Schloss in den Besitz der Freiherren von Ow-Wachendorf. Ja, genau zu jenem Freiherr, mit dem wir den Tag auf und um Schloss Wachendorf verbringen durften.
Jetzt schaut euch mit mir noch ein bisschen im Schlossgarten um, mit
Impressionen von Schloss Hohenentringen
das perfekte Ziel um es sich gutgehen zu lassen ….
Kommt mal ein bisschen weiter vor – schaut mal
die Ausblicke von Schloss Hohenentringen
übers Land. Herrlich oder? Da könnte man sich doch verwöhnen lassen und dabei die Ausblicke genießen. Weit übers Ammertal kann hier der Blick schweifen. Benannt ist das Tal nach dem gleichnamigen Seitenfluss des Neckars und fließt etwa 25 km durchs Tal. Ich hab mir dieses Tal auf unsere „da müssen wir noch hin-Liste“ gesetzt, soll es doch das Tal der Mühlen sein.
Egal, ob mit Auto, per Rad oder als Wanderer – es ist ein wunderschönes Fleckchen Erde dort oben. Das haben an diesem Spätnachmittag noch weitere Besucher entdeckt, denn nach unserem Blitzbesuch auf Schloss Hohenentringen sind wir noch auf einen Abstecher gleich nebenan in den FriedWald.
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