Die Malteserkirche St. Maria unter der Kette (Kostel Panny Marie pod řetězem) ist die älteste Kirche auf der Prager Kleinseite.

Unser Hauptziel war an diesem Tag die St. Nikolaus Kirche auf der Kleineite von Prag. Dieee Kirche, die mit ihrer hohen Kuppel und den durchgehenden Deckenfresken als die schönste Barockkirche Europas zählt. Aber es wäre schade und auch langweilig, wenn man sich nach der Karlsbrücke auf direktem Weg dorthin begeben würde, denn die Kleinseite hält in ihren kleinen Gässchen und Straßen noch so manche Schätze bereit. Deshalb lieben wir es, auch mal von den im Städteführer angegeben Straßen abzubiegen.

Und so kamen wir auf dem Malteserplatz raus, der mir doch schon irgendwie bekannt vorkam. Jaaaaa, Marek ist bei unserer Oldtimer Stadtrunfahrt über diesen Platz gefahren.

Kommt mit zu meiner Besichtigung der Kirche St. Maria unter der Kette in Prag

die mit

ein bisschen Geschichte zur Kirche St. Maria unter der Kette

beginnt. Die dreischiffige romanische Basilika wurde nach der Gründung eines Klosters erbaut. Die damalige Judithbrücke, die Vorgängerbrücke der Karlsbrücke, war eine strategisch wichtige Stelle. 1169 wurde von König Vladislav II. mit dem Kloster die erste Niederlassung des Johanniter- oder Malteserordens in Böhmen gegründet. Der König vermachte diesem Orden zahlreichen Besitz in der Umgebung des Klosters, mehr als 50 Bürgerhäuser entstanden, die eine eigene Verwaltungshoheit besaßen und denen damit eine eigene Gerichtsbarkeit zustand. Der Orden des Klosters sicherte an dieser Stelle eben auch die Brückenanlagen, da der Besitz bis hinunter zur Moldauhalbinsel Kampa reichte.

In diese Zeit fiel auch die Erbauung der Kirche, wann genau ist unbekannt. Urkundlich erwähnt ist auf jeden Fall, dass sie 1182 geweiht wurde, und das Eigentum der Johanniter ist. Nachdem der Orden zu Geld kam, wurde die Kirche in gotischem Stil umgebaut. Wann? Darüber gibt es unterschiedliche Aussagen. Der romanische Vorgängerbau wurde zum größten Teil abgerissen. Und wer soll beim Bau beteiligt gewesen sein? Riiiichtig!! Unser Schwäble, der Peter Parler, aus der Baumeisterfamilie, die aus meiner Heimatstadt Schwäbisch Gmünd stammt, und dort unser Hl.-Kreuz-Münster erbaut hat. Ob das aber wahr ist? Es ist nichts überliefert, man vermutet es nur. Seine großartigen Bauten, sein unverkennbarer Stil – er hat seine eigene Seite auf meinem Reise- und Fotoblog. Aber warum auch immer, der Bau des Schiffes wurde nie zu Ende gebracht. Der lange Vorhof vom Tor bis zur Kirche diente als Friedhof.

Als Kaiser Karl IV. 1378 verstarb, wurde sein Leichnam in dieser Kirche aufgebahrt. Unter seinem Nachfolger Wenzel IV. (seinem Sohn) lebte der Hl. Johannes Nepomuk hier. Vielleicht habt ihr in meinem Bericht über die Brückenstatuen auf der Karlsbrücke über ihn gelesen? Ja, das war der, den man von der Karlsbrücke in die Moldau geworfen hatte. Bevor es zu diesem Ereignis kam, wurde er genau in dieser Kirche St. Maria unter der Kette verhaftet.
Es ist immer wieder interessant, an welchen Orten man immer wieder von den gleichen Personen liest.

1420 litt die Kirche in den Hussitenkriege an schweren Beschädigungen, später waren es dann Großbrände. Anfang des 15. Jahrhunderts wurden die Bauarbeiten auf jeden Fall eingestellt. Erst vom 16. aufs 17. Jahrhundert wurde dann der damalige Chor zur heutigen Kirche umgebaut. Die endgültige Innenausstattung erhielt sie in den Jahren von 1640-1680.
Bis 2004 war die Klosterkirche eine Pfarrkirche.

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Wie kam die Kirche St. Maria unter der Kette zu ihrem Namen?

Die einen sagen so, die anderen so. Eine Variante deutet auf eine Maria-Statue, die um den Hals eine Kettee hatte. Die nächste Variante sagt, dass der Turm der einstigen Judithbrücke ein Tor mit einer Kette hatte.
Und dann gibt es noch die dritte Variante die meint, dass die Kirche des Malteserordens den Namen deshalb trägt, weil man mit einer Kette die Schiffe auf der Moldau gestoppt hat, damit sie den Zoll bezahlen und nicht unbemerkt durchschippern konnten. Dass diese Version die wahrscheinlichste war, darauf lässt ein Straßenname in dem Viertel schließen – Kettenstraße.

Vor der Kirchentüre hieß es für uns jedoch – Betreten verboten.

Das Innere der Kirche St. Maria unter der Kette

kann man nur durch ein verschlossenes Gittertor bewundern. Und dieses Innere der Kirche ist wunderschön.
In dem großen Bild am Hauptaltar segnet die Madonna die Malteserrittern in der Schlacht bei Lepanto.

Leider konnte man die Seitenaltäre von diesem Standort aus nicht im Detail sehen. Sie zeigen u.a. das Bilder des hl. Nepomuk und die Enthauptung der Hl. Barbara. Eine kleine Kapelle ist Johannes dem Täufer geweiht (auch als Brückenstatue auf der Karlsbrücke zu sehen).
Wunderschön auch die Kanzel aus dem Hochbarock und die Leuchter rechts und links neben dem Hochaltar.

Rechts neben dem Altar seht ihr auf einem Foto eine Statue mit Hut. 1850 wurde das Abbild von Rudolf Graf von Colloredo-Waldsee geschaffen, der sich durch seine Verteidigung Prags gegen die Schweden 1648 berühmt gemacht hat. Eine Statue mit Hut in einer katholischen Kirche? Hmmm …. ziemlich ungewöhnlich. Naja, man war sich bis zur Fertigstellung nicht sicher, wo der Graf stehen sollte. Eigentlich wollte man ihn ins Freie stellen. Aber nach Fertigstellung wurde entschieden, dass er in die Kirche darf. Er ist übrigens vor dem Hochaltar beigesetzt.

Wer ist der Malteserorden?

Allgemein bekannt dürften ja die Malteser Hilfsdienste sein. Ich erinnere mich noch an meine Jugend, mein Vater, oberster Chef des Roten Kreuzes in unserem Kreis, immer wieder in ‚Konkurrenz‘ zu den Maltesern 🙂 Tja, so war das zu damaliger Zeit noch. Aber genau die Malteser Hilfsdienste entstanden aus dem Malteserorden.
Genau heißt der Orden ja Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes von Jerusalem von Thodos und von Malta, eine römisch-katholischen Ordensgemeinschaft, die im 11. Jahrhundert in Jerusalem gegründet wurde und Johannes dem Täufer geweiht wurde. (Es ist ja dann nicht verwunderlich, wenn mein Paps seinem Namenspatron nacheiferte und fast Tag und Nacht für seine Berufung im DRK da war.) Nach dem ersten Kreuzzug wurde sie auch zu einem geistlichen Ritterorden. Wie auf der Prager Kleinseite war es eine kleine eigene Ordensregierung, mit dem Ziel, Alte, Behinderte, Flüchtlinge, totkrank Erkrankten und Leprakranken zu helfen und sie zu unterstützen. Und zwar unabhängig ihrer Herkunft oder Religion.

DSC 0342Seit 1133 ist der Orden päpstlich anerkannt von der katholischen Kirche. In damaliger Zeit stammten viele Mitglieder des Ordens aus Ritterfamilien. Auch heute noch hat der Orden seinen Sitz in Rom und zählt über 13500 Ritter und Damen.
Anfangs trugen die Mitglieder des Ordens nur eine einfach schwarze Mönchskutte. Als sie auch zum Schutz von Pilgern in Kreuzzugsgebieten tätig wurden, trugen sie ab dem 13. Jahrhundert einen schwarzen Übermantel mit einem weißen Kreuz. Die Farbe des Mantels änderte sich im 13. Jahrhundert in Rot. Es blieb aber immer das weiße Kreuz, das in acht Spitzen endete. Die Form dieses Kreuzes ist heute allgemein als das Malteserkreuz bekannt.

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