Die Kirche Santi Apostoli (Chiesa Santi Apostoli) in Florenz ist eine der ältesten Kirchen der Stadt. Reich an Geschichte steht sie an der kleinen Piazza del Limbo, und ist erst auf den zweiten Blick als Gotteshaus erkennbar.

Nachdem der erste Teil unserer Mission des heutigen Tages als erfolglos abgehakt worden ist, und wir bei dieser Aktion gleich die größten Plätze von Florenz, die Piazza della Republika und die Piazza della Signoria mit der Loggia dei Lanzi (offene Statuenhalle),  mit einem ✔️ auf unserem Besichtigungszettel versehen haben, ging es weiter durch Florenz. Vielleicht, ja, vielleicht könnte sich ja, auch wenn die aktive Suche nach einer leichten Hose als beendet erklärt worden ist, mir doch noch eine so rein zufällig über den Weg laufen? Denn bereits nach den ersten Tagen mit einer Hitze von zwischen 32 und 39 Grad, haben mir meine leichten kurzen Hosen signalisiert: Mädel, wir kommen an unsere Grenzen. Wer denkt auch daran, dass im Mai 3/4 Hosen schon zu warm sind? Vielleicht habt ihr es aus meinen Berichten schon herausgelesen, ich hasse nichts mehr, als dass ich shoppen ‚muss‘ und dabei nicht auf Anhieb fündig werde. Ich schlag nämlich so komplett aus dem Bild meiner Artgenossen – ich bin kein Shopping-Typ, und mich hat in Florenz nur noch für die Reisemitbringsel ein Laden von innen gesehen.

Unser nächstes Ziel war noch die Basilika Santa Trinita. Auf dem Weg vom Palazzo Vecchio zur Basilika haben wir uns durch die kleinen Gassen und Sträßchen von Florenz treiben lassen. DAS liebe ich, auch wenn ich an all den kleinen Lädelchen nur mit einem Seitenblick vorbei bin. In unseren vier Wochen in Florenz haben wir dabei Ecken entdeckt, in die sich kaum ein Tourist verirrt hat. Bei diesem Bummel durch die Gassen haben wir die Kirche entdeckt, bei der man außen zweimal schauen muss, ob sie auch eine Kirche ist.

Kommt mit zu

meiner Besichtigung der Kirche (Chiesa) Santi Apostoli in Florenz

deren Eingang auf der kleinen Piazza del Limbo, die vom Borgo Santi Apostoli abgeht, liegt. Borgo? Borgo bedeutet übersetzt Dorf, und ist nicht unbedingt eine gängige Straßenbezeichnung. Beginnen die Straßen doch meist mit Via … Warum Borgo? Dazu später noch mehr. Jetzt erstmal

die Außenansicht der Kirche Santi Apostoli in Florenz

die sich eng in dem kleinen Platz einfügt.

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Die Innenansicht der Kirche Santi Apostoli in Florenz

zeigt, dass es sich um eine alte romanische Kirche handelt. Ich liebe solche alte Kirchen, und habe bisher in der Stadt nur die Basilika San Miniato al Monte, auf einem Hügel über der Stadt, aus dieser Zeitspanne entdeckt.

Das wird bestimmt eine kleine, aber feine Besichtigung, die mit

ein bisschen Baugeschichte zur Kirche Santi Apostoli in Florenz

beginnt. Die geht zurück bis in die Römerzeit, als die hier ein kleines Dorf vor der Stadt errichtet haben – ein Borgo. Das blieb selbst noch dann so, als sich die erste Stadtmauer um Florenz zog. Erst später, als das Gelände besser befestigt war, wurde das Borgo ein Teil der Stadt. Der Name blieb aber bis heute.

Eine Tafel bei der Kirche meint, dass die Kirche in der Zeit von Karl des Großen entstanden wäre. Das wäre also in der Zeit von 768 bis 814 als er König des Fränkischen Reiches war. Dann wäre die Kirche wirklich ein altes Schätzchen. Da es bisher tatsächlich nie nachgewiesen wurde, dass es wirklich so ist, erscheint es wahrscheinlicher, dass die Kirche im 11. Jahrhundert entstanden ist, da sie 1075 urkundlich zum ersten Mal erwähnt wird. Aber auch das will ja bei vielen Kirchenbauten nicht heißen, dass es nicht davor schon eine kleinere Kirche gab.

Wer die Kirche damals in Auftrag gab, darüber konnte ich nichts finden. Ob sie den Familien zugeschrieben werden kann, deren Palazzos direkt, oder in der Nähe der Piazza del Limbo liegen? Keine Ahnung. Aber bereits auf der kleinen Piazza del Limbo kommt Ehrfurcht auf, denn man steht auf einem Friedhof. Von dem ist heute nichts mehr zu sehen, aber an diesem Ort wurden kleine Babys beerdigt, die noch vor der Taufe verstorben sind – der Platz zur Vorhölle. Denn so wird dieser Ort in der katholischen Kirche für die kleinen Seelen bezeichnet, die noch gar nicht fähig waren, Böses zu tun.

Wie viele andere Kirchen, war auch die kleine, fast eingebaute Kirche auf dem Platz vor Veränderung nicht geschützt. Dass sie aber in ihrem Aussehen so bleiben konnte, wie sie als romanische Kirche angefangen hat, das hat sie wohl Michelangelo zu verdanken. Er hat sich, so wird es berichtet, dafür eingesetzt, dass sie nicht als ganze Kirche umgeändert wurde.

Vielleicht habt ihr es auf meinem Reiseblog ja bereits entdeckt – ich lebe im Stauferland. Die Zeit, in der (bis so etwa 1250) auch in meinem Heimatumfeld ganz viele romanische Kirchen zur Stauferzeit erbaut wurden, und heute noch erhalten sind.

Der Blick zur

Decke in der Kirche Santi Apostoli in Florenz

ist ein ganz Besonderer. Diese Art der Decken in Kirchen habe ich bislang nur in Florenz gesehen. Eine ähnlich alte Kirche, mit gleichem Dachstuhl, ist die wunderschöne Basilika San Miniato al Monte auf einem Hügel über Florenz.

Bevor es ins Detail geht, noch ein Blick zu den

Säulen in der Kirche Santi Apostoli in Florenz

die aus grünen Marmorblöcken entstanden sind. Zwei Kapitelle an den Säulen sind aus antiken römischen Überresten. Die anderen sind diesen beiden nachempfunden.

Was ist ein Kapitell?

Als Kapitell wird der obere Abschluss einer Säule oder Pfeilers bezeichnet. Wenn man es aus dem Lateinischen übersetzt, es ist das Köpfchen einer Säule, das meist mit vielen Ornamenten verziert ist. Zugleich übernimmt das Köpfchen (wie beim Menschen auch 😉 ) eine wichtige Funktion. Hier ist es der Lastenausgleich zwischen Boden und Decke.

Ich trau mich kaum, über den Mittelgang nach vorne zum

Hauptaltar der Kirche Santi Apostoli in Florenz

zu gehen. Große Grabplatten sind im Boden eingelassen. So sehr ich gesucht habe, nähere Informationen über den wunderschönen Altar und von wann er stammt, konnte ich nicht finden. Wisst ihr mehr?

Jetzt geht es zu den Schätzchen in der Kirche, mit einem ganz besonderen Feeling. In der Kirche war ein Gitarrenspieler dabei, seine Stücke zu spielen. Und da ich mich dafür begeistern kann, hab ich mir dann auch ein bisschen mehr Zeit gelassen, um ihm zu lauschen. Links vom Hauptaltar ist an der Stirnwand

das Eucharistische Tabernakel in der Kirche Santi Apostoli in Florenz

Andrea Della Robbia erhielt 1512 von der Familie Acciaiuoli den Auftrag das Tabernakel aus glasiertem Terrakotta zu schaffen.

Was ist glasierter Terrakotta?

Diese Technik wurde so um 1440 von Lucca della Robbia entwickelt, und wird auch Robbiane genannt. Diese Technik, meist werden die Grundfarben blau und weiß für Hintergrund und Figuren verwendet, eignet sich aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit perfekt für den Außenbereich. In Florenz, und der Toskana, kann man viele Werke in dieser Technik bewundern.

Zwei Engel tragen den Kelch mit der Hostie, in der Lünette über dem Altar der Heilige Geist in Form der Taube, und im Relief Gottvater der alles segnet.

Ich muss euch diese prachtvolle Arbeit von Andrea della Robbia einfach im Detail zeigen. Übrigens ist Florenz, wie auch die Toskana ein Paradies für glasierte Terracotta Arbeiten. 

Wer war Andrea della Robbia?

Der italienische Bildhauer und Keramiker (1435-1525) stammt aus der Della Robbia Familie, die sein Onkel Lucca mit der Technik der glasierten Terrakotta berühmt gemacht hat. Dass er sich von seinem Onkel, in dessen Werkstatt er gut ein Jahrzehnt tätig war, unabhängig machen wollte, bekam ihm nicht so gut. Sein Onkel schloss ihn von seinem Erbe aus. Das hat seiner Berühmtheit aber keinen Abbruch getan. Seine Werke, vor allem in den Farben Weiß und Blau gehalten, sind in ganz Italien zu bewundern, vor allem aber in der Toskana und Umbrien.
Von seinen insgesamt zwölf Kindern traten fünf in seine Fußstapfen.

Das Grabmal von Oddo Altoviti in der Kirche Santi Apostoli in Florenz

wurde ab 1507 von dem italienischen Bildhauer Benedetto da Rovezzano geschaffen. Ob die Erbauung der Kirche auf die Kosten der Familie Altoviti ging, dazu konnte ich nichts finden. Aber sie hatten die Schirmherrschaft über die Kirche und demzufolge wurde es zur Grabkirche einiger Familienmitglieder, die direkt an der Piazza del Limbo ihren Familienpalast hatten.

Oddo Altoviti, war als Notar 1254 im politischen Florenz tätig. Damit war er auch mittendrin in den Auseinandersetzungen der Ghibellinen (Anhänger des Stauferhauses) und den Guelfen (Anhänger der Welfen), und wurde bei Friedensverhandlungen als Mittler und Botschafter eingesetzt. Ein ruhiges Leben sah anders aus.

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Die Steine des Heiligen Grabes in der Kirche Santi Apostoli in Florenz

„Es war einmal“ ein Kreuzritter Namens Pazzino de ‚Pazzi der am Ersten Kreuzzug teilnahm, mit dem Ziel der Eroberung Jerusalems. Wer mehr über diesen Kreuzzug nachlesen möchte, kann das HIER. Eigentlich war es unmöglich die Stadtmauern zu überwinden. Pazzino de‘ Pazzi, war der erste der diese Mauern mit bloßen Händen bezwang, und war damit der erste Ritter, der Jerusalem betrat und den anderen Kreuzfahrern den Weg in die Stadt für die Eroberung frei machte.

Der erste Herrscher über Jerusalem, Godefroy de Bouillon, gab ihm zum Dank drei Kieselsplitter aus dem Heiligen Grab. Als erster trat Pazzino in der Familie Pazzi in Florenz in Erscheinung, und brachte die drei Steine zurück nach Florenz, wo sie zunächst in der Familienresidenz aufbewahrt wurden. 1785 kamen sie in die Kirche Santi Apostoli.

Es wird berichtet, dass sich die Kreuzritter anschließend alljährlich am Karsamstag zum Beten getroffen haben. Das gesegnete Feuer, ein Symbol der Reinheit, wurde mit Fackeln durch die Straßen getragen, um dann ins eigene Heim mitgenommen zu werden. Ihr kennt die Tradition der Osterfeuer am Karsamstag? So gibt es in Florenz eine Tradition zum Osterfest

Lo Scoppio del Carro – der explodierende Wagen – eine Ostertradition in Florenz

Die Ausrichtung dieser Osterzeremonie oblag der Familie Pazzi, die bis 1478 auf ihre Kosten den festlich geschmückten Wagen auf den Domplatz bringen ließen, wo dann das Osterfeuer entzündet wurde. War die toskanische Adelsfamilie bis dato mit ihren Banken doch recht vermögend, änderte sich dies schlagartig, als sie an der Verschwörung teilnahmen, mit dem Ziel Lorenzo und Guiliano di Piero de‘ Medici zu ermorden, damit die Macht der Familie ein Ende hätte. Lorenzo überlebte aber, und ließ alle Verschwörer töten oder ins Exil schicken. Auch die Pazzi-Familie wurde aus Florenz verbannt, nur wenige Bauten blieben übrig. Ja, so demonstrierten die Medici ihre Macht.

Damit war aber auch schlagartig die Tradition des Feuerwagens beendet. Was wiederum die Bürger der Stadt nicht hinnehmen wollten. Nach Lorenzos Tod durften die Überlebenden der Familie Pazzi 1494 wieder nach Florenz zurück und die Privilegien und die Organisation des Osterwagens wurden an die Familie zurückgegeben. Auch heute noch lebt diese Tradition in Florenz.

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Die Seitenaltäre in der Kirche Santi Apostoli in Florenz

von denen ein Altarbild besonders erwähnenswert ist.

Die Unbefleckte Empfängnis von Giorgio Vasari in Santi Apostoli in Florenz

Bindo Altoviti gab den Auftrag für das Altarbild an den Künstler. Es soll den Familienaltar in der Kirche schmücken, und wurde der erste bedeutende Auftrag aus Florenz für den Künstler. Ihr werdet Giorgio Vasari noch in weiteren Berichten auf meinem Reiseblog begegnen.

Wer war Giorgio Vasari?

1511 in Arezzo geboren, schuf er als Architekt und Maler zahlreiche Kunstwerke. U.a. bemalte er die Kuppel im Florentiner Dom. Schon in jungen Jahren kam er mit der Medici-Familie in Kontakt, als sein Vater es schaffte, dass er gemeinsam mit den Medici-Söhnen eine Ausbildung genoss. Sein Wissensdurst wurde abrupt beendet, als den Republikaner der Machtumsturz gelang. Auch Vasari musste 1527 aus Florenz fliehen, und ging in seine Heimatstadt Arezzo zurück. Nach dem Tod des Vaters im gleichen Jahr, nahm er jede Arbeit an, um die Mutter und Brüder über Wasser zu halten.

Auf Intention der Medici kam er ins Künstlerumfeld von Papst Clemens VII., auch ein Medici, und konnte bei Michelangelo und vielen anderen lernen. Ab 1535 war er für die Medici-Familie tätig. Aber das ganze drumherum war gar nicht so einfach für ihn, er wurde depressiv, verließ Florenz, lebte einige Zeit in Rom, bis ihn die Nachricht erreichte, er solle für Cosimo de Medici arbeiten. Mit der Entscheidung ließ er sich bis 1554 Zeit. und war währenddessen in Rom aktiv. Das nicht nur in seinen Bauwerken und Freskenarbeiten, sondern auch in seinem Werk „Le Vite“ (die Viten). Er beschreibt darin das Leben und die Werke italienischer Maler, Bildhauer und Architekten, die er auf seinen Reisen getroffen hat. Dieses umfangreiche Werk, das er Cosimo I. widmete, brachte ihm den Ruf „Vater der Kunstgeschichte“ ein.

Als er 1550 wieder nach Florenz ging, ließ er das Werk in einer ersten Ausgabe drucken. 1554 entschied er sich dann, als Hofmaler von Cosimo I. tätig zu sein, und hinterließ damit an vielen Gebäuden in Florenz seine Spuren, denen ihr in vielen meiner Berichte begegnen werdet.

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Die anderen Seitenaltäre lasst einfach wortlos auf euch wirken …

Unter den Gitarrenklängen habe ich den Besuch in dieser von außen wirklich unscheinbaren Kirche beendet. Wieder darin bestärkt, dass man nicht vom Äußeren aufs Innere schließen darf.

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