Die Basilika Santa Maria Novella in Florenz, ist eine der schönsten gotischen Kirchen in Florenz, vermutlich sogar von ganz Italien. Sie ist eine DER Kirchen, neben dem Florentiner Dom, die man gesehen haben sollte.

Endlich Florenz – so könnte man den Beginn dieses Tages übertiteln. Nachdem wir (mit einer Zwischenübernachtung) am Tag zuvor unsere Wohnung auf Zeit bezogen haben, kann also das Vergnügen vier Wochen in Florenz starten. Das Vergnügen begann erstmal in unserem Stadtteil mit der Suche nach der S-Bahn und dem richtigen Bus in die Stadt. In großen Städten, so auch im September 2021 in Prag suchen wir uns gerne eine Wohnung außerhalb der Stadt. Fridolin bekommt einen festen Parkplatz, und uns machen bis 30 Minuten Fahrt in die Stadt nichts aus. Ziel an diesem Morgen war unbedingt der Bahnhof Santa Maria Novella, denn dort sollte eine Monatskarte für den öffentlichen Nahverkehr zu bekommen sein.

Wir haben es mit umsteigen geschafft, dort anzukommen. Nein, lacht jetzt nicht – knapp eine Woche haben wir gebraucht, um wirklich in den Buslinien von Florenz richtig durchzublicken. Rund um den Bahnhof ist ein unheimliches Gewusel von Menschen, und irgendwie haben wir es dann auch geschafft, zur Verkaufsstelle der Monatskarten zu kommen. Nein, nein, es gibt keine für uns, die wir keine italienische Steuernummer haben. Also weiter zur Verkaufsstelle, die uns dann Zehnerkarten für den Nahverkehr gab. Meckern kann man hier aber überhaupt nicht über die Preise – einfach Fahrt, 90 Minuten lang für 1,50 € (10erKarte 1,40 €).  Die ganze Angelegenheit nahm dann aber doch mehr Zeit in Anspruch als wir dachten, und ließ unseren Plan „Besichtigungen rund um den Bahnhof“ etwas zusammenschrumpfen.

Das Hauptziel dieses heutigen Besichtigungsplans war die Basilika Santa Maria Novella. Ihr habt richtig gelesen, sie heißt so wie der Bahnhof, oder der Bahnhof so wie sie und das ganze Stadtviertel drum herum. Nur wenige Schritte vom Bahnhof entfernt befindet sich die Basilika, und ich nehm euch jetzt mit zu

Inhaltsverzeichnis

meiner Besichtigung der Basilika Santa Maria Novella in Florenz

von der man beim Gang vom Bahnhof her, erstmal nur an der Seite entlang läuft. Von der Seite kommt man in den Ticketverkauf. Es gibt aber auch noch einen am Eingang von der Piazza. Für eine wirklich moderate Eintrittsgebühr von 7,50 € kann man sich eine Kirchenanlage anschauen, die für mich der WOW-Einstieg in die Kunststadt Florenz ist.

Bevor ich aber ins Detail gehe, schaut mal die

Außenansicht der Basilika Santa Maria Novella in Florenz

an. Diese prachtvolle Fassade sieht man von der Piazza Santa Maria Novella, einem großen Platz mit viel Grün in der Mitte und Häuserzeilen herum. Hier hat der Architekt Leon Battista Alberti eine Meisterleistung vollbracht, denn er durfte auf den 1350 schon entstandenen gotischen Kirchenbau so um 1458 nach oben den Abschluss der Fassade setzen. Den grün-weißen Fassadenstil findet man auch am Baptisterium und dem Dom.

Wenn ihr euch schon durch meinen Reiseblog gelesen habt, dann wisst ihr, dass ich gerne als ‚Hans-guck-in-die-Luft‘ unterwegs bin. Da entdeckt man so herrliche Sachen, die man ansonsten übersehen könnte. Hier hab ich sie eher durch Zufall entdeckt,

die Sonnenuhr an der Fassade der Basilika Santa Maria Novella

die sich auf der rechten Seite der Fassade befindet. Mit drei Zeigern wird die jeweilige Phase des Tages angezeigt, so wie die Sonne steht. Auf der Ponte Vecchio befindet sich übrigens auch hoch oben auf einem Haus eine Sonnenuhr.

Wenn ihr auf meinem Beitragsbild genau schaut, dann erkennt ihr an der linken Fassadenseite eine Armilla, mit denen die Tage der Sonnenwende und der Tag- und Nachgleiche angezeigt.

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Die Sicherheitskontrolle war bei der Basilika problemlos, Karte vorzeigen, durchs Drehkreuz gehen und fertig. In vielen anderen Sehenswürdigkeiten, so z.B. beim Dom, Dommuseum und Palazzo Pitti  ist es wie aufm Flughafen. Alles in eine Schale legen, durch einen Scandurchgang gehen und die Sachen am Ende durchleuchtet wieder in Empfang nehmen. Kurze Wartezeiten waren deshalb vorprogrammiert. So richtige Warteschlangen, wie sie im Internet zu lesen sind, haben wir während unserer vier Wochen nicht erlebt. Aber es war ja auch noch keine Hauptreisezeit, wenngleich wir auch die letzte Woche in den Pfingstferien von Baden-Württemberg und Bayern hatten.

Die Innenbesichtigung der Basilika Santa Maria Novella in Florenz

begann mit einem sprachlosen WOW.

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Die dreischiffige Basilika, mit hohen Säulen, zählt mit ihrem weiten und lichten Innenraum zu den bedeutendsten Kirchen in Europa. Ob ich sie jetzt als DEN schönsten Innenraum einer Kirche in Florenz bezeichnen würde, wie ich es oft nachlesen konnte, hmm … ich finde, jede, aber wirklich jede Kirche, die wir in Florenz besichtigt haben (und das waren einige) ist auf ihre ganz eigene Art schön. Aber wenn ich so am Ende der Basilika stehe und die Kirche auf mich wirken lasse, sie ist schon wunderschön!

Typisch für die Toskana sind die gestreiften Bögen und Streben, und während ich mir die anschaue, überlege ich mir mein Konzept, wie ich die Kirche Stück für Stück genauer anschaue. Solch einen Plan habe ich mir in der Folge noch in einigen anderen Kirchen gemacht 😉

Der Blick nach vorne ist noch zu weit weg, deshalb gibt es einen Blick zurück, zur

Innenansicht der Hauptfassade der Basilika Santa Maria Novella in Florenz

die Ausstattungen ab 1365 vorweisen kann. Aus dieser Zeit stammt das farbenfrohe Rundfenster. Links und rechts arbeiteten zwei Künstler an der Darstellung der Verkündigung: links wurde 1366 begonnen, rechts 1592.

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Auf dem Weg nach vorne, gibt es ein

bisschen Baugeschichte zur Basilika Santa Maria Novella in Florenz

und die geht zurück in jene Zeit, als dieses Gebiet noch außerhalb der Stadtmauern lag und von Feldern und Weinbergen umgeben war. Der Dominikanerorden hat hier im 10. Jahrhunert mit dem Namen ‚Santa Maria delle Vigne‘ eine Kapelle errichtet. 1246 begannen die Arbeiten zu einer Kirche im gotischen Stil. Die Vollendung des Kirchenbaus zog sich aber, und war erst so Mitte des 14. Jahrhunderts fertig. In einer Zeit, als auch Florenz nicht von den Pestepidemien verschont blieb. Als Dank, dass sie diese überlebt hatten, wurden viele Kapellen in der Kirche von Stiftern finanziert.

Ihr habt es bei der Außenfassade schon gelesen, Die Familie Rucellai gilt als Auftraggeber für die Fassade, die als einzigste Original Renaissance-Fassade in Florenz erhalten blieb. Leon Battista Alberti war der berühmte Architekt der Fassade. An den Kirchenbauten und Umbauten wirkten aber zwei andere Architekten mit, Giorgio Vasari und beim zweiten Umbau 1858 war es Enrico Romoli, die der Kirche ihre Handschrift gegeben haben. Im ersten Bau waren Presbyterium und das Längsschiff noch mit einem Letter voneinander getrennt. Im Naumburger Dom sind noch zwei Letter wunderschön erhalten. Das Längsschiff war ausschließlich den Gläubigen vorbehalten. Auf Wunsch von Cosimo I. wurde er aber so um 1565 abgerissen.

Gotik mit Renaissance verbinden, da hatte Romoli bei seinem Umbau dann keine leichte Aufgabe. Denn einmal gebaut, ist ja bei Kirchen nichts für die Ewigkeit. So wurde auch die Fassade erst 1920 endgültig fertig. Aber ich finde, er hat diese Aufgabe wunderbar gelöst.

Mitte des 14. Jahrhunderts wurde das Kloster der Kirche angeschlossen, und 1420 war dann die Weihe des ersten großen Umbaus von Santa Maria Novella. Papst Benedikt XV. verlieh der Kirche 1919 den Titel ‚Basilica minor‘.

Während ich den Mittelgang des großen Hauptschiffes entlang gehe, weitet sich die Kirche in diesem Bereich knapp 29 Meter in die Breite. Erst weiter vorne erkennt man, dass die Basilika die Form eines Kreuzes hat und wird im Querschiff gut 61 Meter breit. Ich habe aus Rücksicht auf die anderen Besucher nicht viele Fotos vom Gesamteindruck der Kirche gemacht. Es ließ sich zwar nicht vermeiden, dass ich bei einigen Objekten dann doch ’schmückendes Beiwerk‘ in Form von Menschen akzeptieren musste (was ich ja sonst überhaupt nicht mag), ich möchte mich ja auch nicht einfach so im Internet wiederfinden. Deshalb bin ich lieber ins Detail 😉

Und das begann noch vor dem Querschiff mit dem

Giotto-Kruzifix in der Basilika Santa Maria Novella in Florenz

Giotto di Bondone (einfach Giotto genannt) fertigte das große Holzkreuz so um 1290. Der Maler und Architekt, Sohn eines Schmieds aus Florenz, war in vielen Städten Italiens aktiv. Es wird berichtet, dass sein Talent im Mugello (ein wunderschönes Tal in der Nähe von Florenz) als Hirtenjunge entdeckt worden wäre. Er hat ganz einfach Schafe gezeichnet.

Von den Schafen ging es dann aber steil nach oben in der Karriere. Über zehn Jahre war er für den Papst in Rom tätig, und auch der König von Neapel wollte Arbeiten von ihm. Es zog ihn dann aber doch 1320 wieder zurück nach Florenz, wo man ihn Jahre später zum leitenden Baumeister in die Domhütte beruf. Er war bei der Errichtung des Campaniles beim Dom von Florenz beteiligt, erlebte aber seine Fertigstellung nicht mehr. In Florenz kann man seinen Werken noch mehrfach begegnen.

Allein schon der

Hochaltar in der Basilika Santa Maria Novella in Florenz

ist eine Augenweide für sich. Ein bisschen ungenau wird das ganze durch das absolute Highlight hinter dem Hochaltar. Aber ich schau mir jetzt erst den Hochaltar etwas genauer an. Mit diesen Blicken merkt ihr, dass ihr auf keinem normalen Reiseblog gelandet seid, sondern auf einem Reise- UND Fotoblog 😉

Viele Infos gibt es über den heutigen Hochaltar nicht zu finden. Nur soviel, dass er von 1858 stammt. Wer die Herrschaften und Bischöfe sind … keine Ahnung.

Die Hauptchorkapelle oder Tornabuoni-Kapelle (Capella Tornabuoni) in der Basilika Santa Maria Novella in Florenz

ist ein absolutes Meisterwerk und der am besten erhaltene Freskenzyklus aus dem Quattrocento. Also die Zeit der Frührenaissance ab 1400, was unseren Zeitangaben dem 15. Jahrhundert entspricht. Man sieht es an dieser Kapelle ganz genau, und deshalb geh ich auf den Sponsor etwas genauer ein. Hast du was, bist du wer und kannst großzügig sein. Oder war das doch ein bisschen anders?

Giovanni Tornabuoni

der Namensgeber und Auftraggeber dieser Kapelle hinter dem Hochaltar war ein italienischer Adliger, Bankier und Mäzen in Florenz. Bereits der Vater des 1428 in Florenz geborenen Giovanni zählte zu den Bestverdiener in Florenz. 1428 kam Giovanni Tornabuoni im Alter von nur 15 Jahren in die Dienste der Medici-Bank und agierte als Direktor der römischen Filiale. Es blieb nicht aus, dass die Kontakte zum Vatikan immer enger wurden, da die Medici-Bank die Verwaltung der Papst-Einnahmen unter sich hatte. Als er wieder zurück nach Florenz kam, wurde er zum höchsten Mitglied der Signoria gewählt. Die Signoria (kommt von Signore, Herr) setzte sich nach dem Tod des Stauferkaisers Friedrich II. und dem anschließenden Zerfall der kaiserlichen Verwaltung durch. Tornabuoni war also Staatsoberhaupt und verstarb im April 1497 im Alter von 67 Jahren als einer der wohlhabendsten und erfolgreichsten Bürger der Stadt Florenz.

Man kann sich aber sein Ansehen auch ein Stück weit erkaufen, und genau dies hat Tornabuoni mit dem Sponsoring zahlreicher Kunstprojekte getan. Er war der erste aus der Familie, der in dieser Form so großzügig war. Die größte Stiftung ging an die Dominikanerkirche Santa Maria Novella, indem er die Hauptchorkapelle vollständig auf seine Kosten ausgestalten ließ. Sein letzter Wille war, vor seiner Kapelle bestattet zu werden. Für die Arbeiten beauftragte er

Domenico Ghirlandaio

Der florentinische Renaissance-Maler, 1448 in Florenz geboren, war erst so ab 1480 richtig bekannt geworden. Vor allem auch mit seiner Arbeit in der Hauptchorkapelle. Erfolgreich beschäftigte er in seiner Werkstatt nicht nur Mitarbeiter von außerhalb, auch die Familie durfte bei ihm mitarbeiten. Für kurze Zeit zählte er Michelangelo zu seinen Schülern, die bei ihm lernten. 1494 verstarb er an der Pest.

Ich hab mich lange hinter dem Hochaltar aufgehalten, und diese Freskenzyklen studiert. Je sieben Felder hat er an den Seitenwänden und der Stirnwand gestaltet.

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Die Bildergeschichte auf der rechten Wandseite ist dem Hl. Johannes dem Täufer gewidmet, der Schutzpatron von Florenz und auch dem Namenspatron des Künstlers.

Wunderschön sind die Felder mit einzelnen Szenen gestaltet, in der zweiten Linie von unten die Geburt von Johannes, weiter in den oberen Feldern zur Predigt und wie er Christus tauft. Ganz oben im Lünettenbild ist das Festmahl des Herodes zu sehen.

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Die linke Kapellenseite hat der Künstler der Namenspatronin der Kirche geweiht und zeigt Szenen aus dem Leben der Heiligen Jungfrau Maria. 

Dieser Zyklus beginnt mit der Geburt Mariens, zeigt die Hochzeit der Jungfrau Maria und die Geburt Christi mit der Anbetung der Könige, und endet im Lünettenbild mit dem Tod und der Himmelfahrt Marias.

Wenn ihr alle Fresken als Bild sehen möchtet, dann klickt einfach HIER.

Begonnen hat Ghirlandaio 1486 mit den Bildnissen der vier Evangelisten (Johannes, Matthäus, Lukas und Markus) im Kreuzgewölbe und dann mit der linken Kapellenseite. Nachdem er dann 1490 die Stirnwand mit der Krönung der Jungfrau Maria fertig hatte, ging er an die rechte Kapellenwand. Ganz unten an der Stirnwand hat er den Stifter der Kapelle und seine Gemahlin verewigt. Meine ‚Emma‘ konnte sie leider nicht aufs Bild bringen.

Fantastisch finde ich, dass diese wunderschönen Freskenmalereien auch bei den Umbauten im 16. Jahrhundert komplett erhalten geblieben sind. Auch die farbenfrohen Glasfenster, in denen ebenfalls das Stifterehepaar zu sehen sind, und die Chorbänke mit Intarsienarbeiten blieben dabei erhalten.

Mit den

Chorkapellen in der Basilika Santa Maria Novella in Florenz

geht es jetzt weiter. Vermutlich wird keine der anderen Kapellen an die Hauptchorkapelle rankommen, aber ich finde, es soll ja auch kein Wettbewerb in der Gestaltung sein. Wobei ich in Florenz schon immer wieder den Eindruck hatte, dass die Sponsoren hier sehr ‚ehrenkäsig‘ waren und vermutlich auch in der Gestaltung zeigen wollten, was sie hatten und waren.

Direkt rechts neben der Hauptchorkapelle befindet sich

die Kapelle von Filippo Strozzi (Cappella Filippo Strozzi) in der Basilika Santa Maria Novella

Dem Gönner dieser Kapelle werdet ihr in meinen Reiseberichten auch noch begegnen. In Opposition mit der mächtigsten Familie von Florenz zu gehen, selbst wenn man selber aus einer wohlhabenden Familie stammt, kann nicht gut gehen. Das merkte auch Strozzi, als er deshalb von der Familie de Medici aus Florenz verbannt wurde. In Neapel wurde er angesehener Bankier. 1486 kehrte Filippo Strozzi (der Ältere) wieder nach Florenz zurück und gab den Familienpalazzo Strozzi in Auftrag. Die Kapelle, von ihm gesponsert, gab er 1487 bei Filippino Lippi in Auftrag. Der italienische Maler lernte bei seinem Vater in der Werkstatt, von dem ich im Dom von Prato Werke betrachten konnte.

1502 war er mit seiner Arbeit und der Kapelle fertig und Filippo Strozzi fand hier hinter dem Altar seine letzte Bleibe. Zwei Engel halten darüber das Familienwappen. Da die Kapelle schon vor dem Kauf Strozzis dem Hl. Johannes dem Evangelisten gewidmet war, lag es nahe, dass die Wandfresken mit seinem Leben zu tun haben sollen, aber auch mit dem Apostel Philippus, dem Namenspatron des Spenders. Beide sind auch im Kapellenfenster zu finden. Strozzi wünschte sich vom Künstler Szenen aus dem Leben der beiden Heiligen, auf der linken Seite wird das Wunder der Auferstehung eines drusischen Mädchens gezeigt. Ich war immer wieder verblüfft, wie Detailgenau die Künstler dieser Zeit gearbeitet haben, einfach nur schön.

An der Wand hinter dem Altar mit der Madonna mit ihrem Kind, wurde allegorisch Glaube und Nächstenliebe dargestellt. Über allem wachen im Gewölbe die vier aus dem Alten Testament – Adam, Noah, Abraham und Jakob. Lasst die Kapelle einfach auf euch wirken …

Die Kapelle daneben,

die Bardi-Kapelle in der Basilika Santa Maria Novella

ist dem Hl. Gregor geweiht und ging 1336 an die Familie Bardi über, da bis dato noch keiner die Patronatsrechte für diese Kapelle hatte.

Die Florentiner Patrizierfamilie Bardi, die es seit dem 10. Jahrhundert in Florenz gibt, finanzierten mit ihrer Privatbank die Könige von Frankreich und England und waren in ganz Europa aktiv. Und da sind sie wieder, die Stauferspuren auf denen ich in meinem Reiseblog auch unterwegs bin. Kein Wunder, ich lebe in nächster Nähe zur Stammburg der Staufer. Denn die Familie bekam vom Stauferkaiser Friedrich I. Barbarossa den Grafentitel verliehen. In Florenz haben sie in einigen Kirchen mit Kapellen ihr Seelenheil  ‚aufgebessert‘. Wie überall an solchen Kapellen, darf natürlich auch hier das Wappen der Familie nicht fehlen.

Die Wandfresken zeigen Szenen aus dem Leben des Hl. Gregor. Das Altarbild mit der Madonna wurde 1569 von Giorgio Vasari gemalt. Auch ihm werden wir bei den Besichtigungen in Florenz noch öfter begegnen.

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Die Querkapelle im rechten Teil,

die Rucellai-Kapelle (Cappella Rucellai) in der Basilika Santa Maria Novella

wurde ab 1305 erbaut und war unter der Schirmherrschaft der Florentiner Familie Rucellai, die gleichzeitig die Grabstätte ist. Die Wände zeigen Fresken aus dem 13./14. Jahrhundert und die Madonna Statue soll aus dem 13. Jahrhundert sein. Diese Kapelle stellte meine Emma vor richtige Herausforderungen – die Lichtverhältnisse waren nicht optimal, die Absperrung war im Weg – wir gaben nach kurzen Versuchen auf. Aber einen Eindruck bekommt man schon mit dem wenigen, den Rest müsst ihr euch einfach direkt vor Ort anschauen 😉

Scheinbar schlichter geht es auf der linken Seite der Hauptchorkapelle weiter.

Die Gondi-Kapelle (Cappella Gondi) in der Basilika Santa Maria Novella

zeigt sich eher schlicht und strukturiert, beherbergt aber ein großes Schätzchen. Das Kruzifix ist von Filippo Brunelleschi, und deshalb so berühmt, weil er nur wenige Skulpturen geschaffen hat. Ab 1410 arbeitete er am Kruzifix, und es wird gesagt, er hätte diese Arbeit nur gemacht, weil er Donatellos Kruzifix in der Kirche Santa Croce für zu einfach befand, und diese Arbeit übertreffen wollte. Nun ja, wenn sich auch alle Künstlergrößen in Florenz versammeln, dann muss man sich schon bemerkbar machen. Dies hat er aber auch so geschafft, mit dem Ospedale degli Innocenti (Findelkinderhaus) und als Leiter der Dombauhütte machte er sich als Architekt einen Namen. Auch ihm werdet ihr in meinen Berichten noch begegnen.

Die Sarkophage in der Kapelle wurden als Sitzbänke genutzt.

 

Über

die Gaddi-Kapelle in der Basilika Santa Maria Novella

die sich als letzte Kapelle neben der Hauptchorkapelle anreiht, habe ich nicht wirklich viel gefunden. Außer, dass sie zwei Familienmitgliedern der Familie Gaddi eine letzte Ruhestätte gab. Einer davon ist Niccolò Gaddi, der 1527 von Papst Clemens VII. zum Kardinal ernannt wurde. Während den Unruhen und Plünderungen in Rom wurde er dann als Geisel für den Papst genommen und von den Kaiserlichen Truppen längere Zeit gefangen gehalten. 1552 ist er in Florenz verstorben.

Auch sein Neffe, Taddeo Gaddi hat hier seinen letzten Platz gefunden. Auch er war Kardinal und Bischof. Das Altarbild wurde 1570 vom Künstler Bronzino gemalt und zeigt die Auferstehung der Tochter des Synagogenvorstehers Jairus durch Jesus. Jairus flehte den Herrn an, doch seiner schwerkranken 12-jährigen Tochter zu helfen. Jesus machte sich auf den Weg, bekam aber unterwegs die Botschaft, dass das Mädchen verstorben sei. Unbeirrt setzte Jesus seinen Weg fort. Alle waren sicher, dass das Mädchen tot war und lachten, als Jesus sagte: nein, sie schläft nur. Er schickte außer ein paar Menschen alle aus dem Raum, nahm das Mädchen bei der Hand und sagte zu ihr: steh auf. Zum Erstaunen der Eltern und aller stand sie auf und ging im Raum umher.

Wie auf der gegenüberliegenden Seite, geht es auch links ein paar Stufen nach oben zur

Strozzi-Kapelle von Mantua (Cappella Strozzi di Mantova) in der Basilika Santa Maria Novella

Man kennt es ja von vielen Adelsfamilien, sie teilen sich in verschiedene Linien auf. Genauso war es auch bei der Familie Strozzi, genauer gesagt bei Gerri di Strozzi. Der wurde 1382 genauso wie der andere Familienzweig verbannt, und zwar nach Mantova. 1335 wurde die Kapelle für die Familie fertiggestellt. Aber erst 1350 wurde sie in sieben Jahren Arbeit von Nardo di Cione mit den Fresken verziert. Geweiht ist die Kapelle, die auch Kapelle des Campanile genannt wird, dem Hl. Thomas von Aquin. Kapelle des Campanile deshalb, weil sich der Glockenturm auf der linken Rückwand der Kapelle befindet. Die Fresken symbolisieren das ‚Jüngste Gericht‘ und das Paradies und die Hölle.

So, jetzt sind alle Chorkapellen geschafft. In der Basilika kann man wirklich sagen: Wenn’s mal wieder länger dauert … 😉
Dabei ist das noch lange nicht alles. Gleich neben den Chorkapellen geht eine Tür hinein in

die Sakristei der Basilika Santa Maria Novella in Florenz

die 1350 an die Kirche angebaut wurde. Sie wurde zur Kapelle der Familie Cavalcanti. Vasari hat auch hier Gemälde an der Wand gestaltet. In diesem Raum befindet sich der Büchershop und der Verkauf von Andenken. Da er gut besucht war, habe ich auf weitere Fotos verzichtet.

Ich bin wieder im Langschiff unterwegs, und mein Blick geht jetzt zur

Kanzel in der Basilika Santa Maria Novella in Florenz

Sie wurde 1443 von Andrea Calvalcanti, oder bekannt unter il Buggiano, ein Adoptivsohn von Filippo Brunelleschi, an die Säule angebracht. Die Familie Rucellai (die mit der Chorkapelle und der Außenfassade) haben sie in Auftrag gegeben. In den Reliefs wird das Leben Marias dargestellt.

Interessant ist, dass von dieser Kanzel herunter Galileo Galilei, der italienische Gelehrte, dessen Entdeckungen als bahnbrechend gelten, von einem Dominikanermönch 1614 beschuldigt wurde, mit ihren kopernikanischen Theorien und astronomischen Konzepten der Heiligen Schrift zu widersprechen. Caccini, dieser Mönch, denunzierte Galilei ein Jahr später in Rom als Verfechter der Bewegung der Erde um die Sonne. Oh, da ging es hoch her, Galilei reiste mit Unterstützung von Großherzog Cosimo II. (de Medici) persönlich nach Rom um sich dort zu verteidigen.

Doch der Papst wies an, Galilei zu ermahnen und aufzufordern, dass er diese Lehren nicht weiter verbreitet oder sich noch mit ihnen zu beschäftigen. Spontan kommt mir da Jan Hus von Prag, der Reformatiker, in den Sinn, der beim Konzil in Konstanz auch aufgefordert wurde, von seinen Lehren abstand zu nehmen. Für Galilei ging es ‚besser‘ aus als für Jan Hus aus, der den Tod auf dem Scheiterhaufen fand. Aber Galilei war nicht bereit seine Thesen und Abhandlungen aufzugeben. Schlussendlich, aber erst 1992, rehabilitierte ihn die Kirche.

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Etwa in Höhe der Kanzel befindet sich an der linken Kirchenseite

das Fresko Dreifaltigkeit (Trinitat) in der Basilika Santa Maria Novella in Florenz

1428 ist es von Masaccio (Tommaso Guidi) entstanden, und es wird ihm nachgesagt, es wäre vermutlich das erste Gemälde weltweit, in dem er die Gesetze der Perspektive genutzt hat. Zum Glück wurde das Fresko 1860 wieder gefunden. Es war nach dem zweiten Umbau der Kirche 1565 verschwunden.

Wenn man sich das Gemälde ganz genau anschaut, dann sieht man im unteren Teil einen Sarkophag mit einem Skelett. Im Bild ein Florentiner und seine Ehefrau, beide rechts und links neben dem Kreuz mit Christus kniend. Neben dem Gekreuzigten sind wie so oft Maria und der Evangelist Johannes zu sehen. Man geht davon aus, dass die Stifter auf dem Gemälde dargestellt sind.

Es wird vermutet, dass Masaccio diese Arbeit mit Unterstützung seiner Freunde Brunelleschi und Donatello verwirklichen konnte. Eine wunderschöne Arbeit …

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Wenn ihr bei meinem bisherigen Bericht aufmerksam dabei ward, dann ist euch sicher aufgefallen, dass in allen Chorkapellen Grabdenkmale sind. Und das sind noch lange nicht alle

Grabdenkmäler in der Basilika Santa Maria Novella in Florenz

Ich will jetzt nicht sagen, dass die größte aller Franziskanerkirche eine einzige Denkmalskirche für Verstorbene ist. Aber allein im Fußboden der Kirche sind so rund 270 Grabplatten eingelassen, zum Gedenken an die jeweils verstorbenen. Entlang der Wände sind teilweise wunderschöne, aufwändige Epithaphe, also Grabdenkmale. Die Denkmale sind oft schon nach 1500 entstanden.

Glaubt mir, es gibt in den anderen Florentiner Kirchen noch weit mehr, und noch aufwändigere Denkmäler für die Verstorbenen.

Alle sind sie auf ihre Art restlos schön –

die Altarbilder in der Basilika Santa Maria Novella in Florenz

die schon Mitte 1500 entstanden sind. Euch jetzt alle im Einzelnen vorzustellen – ein Ding der Unmöglichkeit. Lasst sie einfach auf euch wirken. Und natürlich sind das noch lange nicht alle.

Ein letzter Blick durch die Kirche und mein Blick geht zur

Orgel in der Basilika Santa Maria Novella in Florenz

die 1532 in die Kirche kam. Natürlich musste sie im Laufe der Zeit erweitert und restauriert werden. Man sieht aber immer noch das Originalgehäuse aus dem 15. Jahrhundert.

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So rund 1,5 Stunden sind wir jetzt in der Basilika unterwegs, und ich hab euch noch lange nicht alles in Fotos gezeigt. Aber das ist ja noch nicht alles bei diesem großen Kirchenkomplex, der mir gleich am ersten Tag in Florenz alle meine Tourenplanungen in der Sonne wegschmelzen ließ. Denn knapp drei Stunden hat uns die Gesamtbesichtigung von Santa Maria Novella beschäftigt. Das kann ja heiter werden, bei den vielen großen und überaus sehenswerten Kirchen in Florenz. Aber es ist nun mal so in einer Kunststadt wo Arbeiten von Künstlern mit Rang und Namen zu sehen sind. Dass dies kein Faulenzerurlaub wird, war uns bei der Buchung der Wohnung schon klar. Aber ganz ehrlich, zum Faulenzen kann ich zuhause bleiben 😀 Dass diese vier Wochen in Florenz aber dann doch noch ganz schön anstrengend wurden, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Warum? Bleibt dabei in meinen Reiseberichten.

Die nächste Station unserer Besichtigung ist das angeschlossene

Museum der Basilika Santa Maria Novella

Klein, aber fein zeigt es in wenigen Räumen kostbare Kirchenschätze. So ist ein Tafelgemälde von ca. 1320 von Bernardo Daddi zu sehen. Es zeigt die Madonna mit Kind, ein Motiv, das man in Florenz in unzähligen Varianten findet. Begleitet wird Maria von den Hl. Petrus und Matthäus und den beiden Hl. Johannes der Täufer und Evangelist.

Wunderschön auch „Das letzte Abendmahl“ von Plautilla Nelli. Die autodidaktische Künstlerin war Nonne des Dominikanerklosters und die erste bekannte Renaissancemalerin von Florenz.

Des weiteren lassen sich Teile des alten Kirchenschatzes und Goldschmiedearbeiten bewundern. Diese herrlichen Arbeiten hat mein Mann mit seinem starken Teleobjektiv für mich aufgenommen 🥰😘 Wir sind halt in jeder Beziehung ein starkes Team.

Mit dem Museum ist der Rundgang aber noch lange nicht beendet. Vom Kreuzgang aus gelangt man zur

Spanischen Kapelle bei der Basilika Santa Maria Novella in Florenz

der einer der schönsten Räume in der Kirchenanlage ist (zumindest für mich). Der Florentiner Maler Andrea Bonaiuto hat den Kapitelsaal, der ab 1540 zur Spanischen Kapelle wurde, in zwei Jahren Arbeit mit Fresken bemalt. Mit einem Thema, das zwar das Weltbild des Dominikanerordens spiegelt, aber auch Grund für Diskussionen liefert. Warum? Das könnt ihr in meinem ausführlichen Bericht zur Kapelle lesen.

Nicht auslassen sollte man auch die

Kreuzgänge des Klosters von Santa Maria Novella in Florenz

Ja, Mehrzahl, denn es gibt insgesamt drei Kreuzgänge bei der Basilika. Einer ist allerdings nicht für die Öffentlichkeit geöffnet. Dafür kann man die beiden anderen – der Kreuzgang der Toten, und der Grüne Kreuzgang – ausgiebig bewundern. Hier mehr darüber schreiben, würde meinen Bericht noch mehr in die Länge ziehen. Deshalb haben auch die Kreuzgänge ihren eigenen Bericht bekommen.

Nach knapp drei Stunden standen wir auf der Piazza Santa Maria Novella und haben unser weiteres Tagesprogramm verworfen. In der Folge auch einige der weiteren geplanten Besichtigungstouren (was wir zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht ahnten). Und jetzt? Die Sonne bescherte uns mit ungewohnter Hitze, unsere Bäuchlein meldeten sich trotz Mitte 35 Grad. Und die kann man nicht ignorieren – also ging es auf Richtung Mercato Firenze Centrale, der großen Markthalle östlich des Bahnhofs. Auf dem Weg dahin, haben wir eine Einschätzung für die Entfernungen der einzelnen Besichtigungsobjekte unserer nächsten Tage bekommen. Tag 1 in Florenz ging voller neuer Eindrücke zu Ende.

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