Einer der schönsten Räume in der großen Kirchen- und Klosteranlage Santa Maria Novella in Florenz ist die Spanische Kapelle (Cappellone degli Spagnoli). 

Unser erster Tag in Florenz, der Anfang unserer Besichtigungen der Sehenswürdigkeiten dieser Stadt, und wir haben sofort mit dem ersten Eindruck erfahren, warum Florenz DIE Kunststadt ist. So ziemlich alles was Rang und Namen in der Künsterwelt hat, zeigt schon in der Basilika Santa Maria Novella seine Schätze.

Knapp 1,5 Stunden waren wir bereits mit unserer Besichtigung in der Basilika zugange, und sprachlos stand ich vor vielen Kunstwerken. Keine Sorge, dass es bei euch genauso lange dauert, aber mit Hintergrund für meinen Reiseblog bin ich halt mit ganz anderen (Detail) Augen unterwegs, um euch die Schönheiten meiner besuchten Objekte näher zu bringen. Sei es, ob euch damit in euren Reisevorbereitungen Lust zu machen, das live vor Ort zu sehen, oder euch einen Eindruck zu vermitteln, wenn ihr nicht die Möglichkeit habt, das selber vor Ort zu erleben.

Glaubt nicht, dass wir alleine in den unzähligen Kirchen, Mueseen und Palazzos unterwegs waren. Auch wenn es auf den meisten Fotos den Eindruck erweckt. Da ich kein ’schmückendes Beiwerk‘ in Form von Menschen auf meinen Fotos möchte, gut, in den Gesamtansichten ließ es sich nicht vermeiden, habe ich oft geduldig gewartet, bis andere Besucher mit ihrer Betrachtung fertig waren. Kostet natürlich auch Zeit, keine Frage.

Ich nehm euch jetzt mit zu

meiner Besichtigung der Spanischen Kapelle (Cappellone degli Spagnoli) in der Basilika Santa Maria Novella in Florenz

in einer der schönsten gotischen Kirchen mit Renaissancefassade die Florenz, und möglicherweise sogar ganz Italien zu bieten hat. Für einen moderaten Eintrittspreis von 7,50 € haben wir uns die Chance diesen Kirchenkomplex zu besichtigen natürlich nicht entgehen lassen. Die Basilika trägt den gleichen Namen wie der Stadtteil von Florenz in dem sie steht, und ist nur wenige Schritte vom gleichnamigen Bahnhof der Stadt entfernt.

Die Basilika Santa Maria Novella in Florenz

ist eigentlich aufgrund ihrer Fassade nicht zu übersehen. Die sieht man allerdings nicht in voller Pracht wenn man vom Bahnhof kommt, aber ein Teil des Kreuzgangs weist den Weg zur Piazza Santa Maria Novella (wie könnte der auch anders heißen). Hier sieht man dann die wunderschöne Fassade, die der Architekt Leon Battista Alberti dem Dom von Florenz und dem Baptisterium daneben angeglichen hat, oder eher umgekehrt? 😉 Schon um 1350 entstand der erste Kirchenbau, der dann Erweiterungen und Umbauten erfuhr.

Schon im 10. Jahrhundert hat sich der Dominikanerorden an dieser Stelle mit einer kleinen Kirche seine Heimat aufgebaut. Aber erst Mitte des 14. Jahrhundert vereinten sich der Orden und die Kirche Santa Maria Novella, die vom Papst 1919 der Titel Basilika minor verliehen wurde. Die Basilika hat ihren ausführlichen Bericht in meinem Reise- und Fotoblog. Wenn ihr euch da ein bisschen umschauen möchtet, bevor es in die Spanische Kapelle weitergeht, dann könnt ihr das mit einem Klick schaffen.

Über den Kreuzgang gelangt man in die Kapelle außerhalb der Kirche. Auf dem Weg dahin gibt es

Wissenswertes zur Spanischen Kapelle im Kloster Santa Maria Novella in Florenz

Auch in einem Kloster gibt es etwas zu besprechen, deshalb wurde so um 1350 dafür der Kapitelsaal im Dominikanerkloster erbaut. Er ist quasi der Versammlungsraum in einem Kloster. Dies war dank einer großzügigen Spende eines reichen Kaufmanns möglich geworden. Obendrein gab es als Vermächtnis nochmal ein stattliches Sümmchen, damit der Saal mit Fresken ausgemalt werden konnte. Ich würde an der Stelle mal salopp sagen, vielleicht wäre Florenz nicht DIE Kunststadt geworden, wenn es solche reiche Sponsoren und die Familie de Medici nicht gegeben hätte. Denn alle sieben prachtvollen Chorkapellen in der Basilika wurden mit solchen Finanzspritzen ihrer Gönner finanziert und gestaltet.

Für die Gestaltung dieser berühmten Kapelle wurde der Florentiner Maler Andrea Bonaiuto von dem Auftraggeber, dem Kaufmann Buonamico Guidalotti, ausgewählt. 1365 gab er sein Wort, die Kapelle in zwei Jahren auszumalen. Zu den Motiven komme ich später noch, aber diese haben die Kapelle weltberühmt gemacht.

Bis 1540 war dieser Kapitelsaal aber noch weit von dem Namen „Spanische Kapelle“ entfernt. Es war ganz einfach der Raum, in dem sich die Mönche trafen und sich besprachen. Und dann kam sie, die spanische Eleonora von Toledo, Tochter des Markgrafen von Villafranca und Vizekönig von Neapel. Sie wurde im Alter von 17 Jahren mit Cosimo I. de Medici, dem Herzog der Toskana verheiratet. Eine Wahlmöglichkeit sich seinen Ehemann selber auszusuchen, gab es ja zu dieser Zeit noch nicht. Und vermutlich wurde dieser ‚Heiratsdeal‘ auch nicht ganz uneigennützig geschlossen. Cosimo wurde zwei Jahre zuvor Herzog von Florenz, und 1569 Großherzog der Toskana, und bekam mit der Heirat so natürlich auch die Unterstützung des Schwiegervaters, einem der mächtigsten Männer Italiens. Zudem war die Mitgift seiner zukünftigen Frau auch nicht von schlechten Eltern. So konnte das Geld der ohnehin schon reichsten Familie noch ein bisschen weiter wachsen.

Als Ausländerin, zwar als Gattin eines mächtigen Mannes, hatte es Eleonora am Anfang nicht leicht. Aber sie wusste das zu ändern, indem sie großzügig viele Künstler förderte und unterstützte. Als gläubige Katholikin ließ sie Kirchen gründen, und holte den Jesuitenorden nach Florenz. So bekam sie Ansehen der Bevölkerung und das Vertrauen ihres Mannes, der sie sogar in seiner Abwesenheit regieren ließ. Ihr Leben endete dann aber noch sehr jung, Ende 1562 verstarb sie bei einem Aufenthalt in Pisa zusammen mit zwei ihrer elf Kinder (zwei verstarben gleich nach der Geburt). Es wird angenommen, dass alle drei an der Malaria verstarben, obwohl auch andere, nicht so schöne, Gerüchte im Umlauf waren.

Gleich nach ihrer Heirat, wurde der Kapitelsaal ab 1540 auch zum Raum für Gottesdienste für die spanische Gemeinde, und wurde zur „Spanischen Kapelle“. 1592 wurde die Kapelle dann dem Nationalheiligen von Spanien, dem Jakobus von Compostella geweiht.

Man würde wirklich etwas versäumen, wenn man den Eingang zur Kapelle im Kreuzgang übersehen würde.

Von außen durch die Fenster nicht erkennbar, was für eine Pracht das Innere der Kapelle zeigt.

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Mein erster Blick geht zum

Altar in der Spanischen Kapelle in Florenz

der sich in der Nische fast zu verlieren scheint, bei all den Fresken in der Kapelle. Das Altarbild soll von ca. 1344 stammen, die Fresken im Altarraum um 1590. Mit Wappen in den jeweiligen Kirchen, Kapellen etc. wird in Florenz nicht gespart. Es muss ja schließlich, ob klein oder groß gezeigt werden, wer der jeweilige Gönner ist.

altar spanische kapelle santa maria novella florenz 3403

Berühmt wurde die Kapelle wegen des komplexen Themas, das die Fresken symbolisieren. Es braucht da mit Sicherheit etwas Zeit, um in den einzelnen Gemäldefelder den Zusammenhang zu erfassen. Es war zu dieser Zeit eines der umfangreichsten Wandgemälde.

In den

Wandfresken in der Spanischen Kapelle in der Basilika Santa Maria Novella in Florenz

spiegelt Andrea di Bonaiuto 1365 an den Wänden das Weltbild des Dominkanerordens wider. Der Florentiner Maler, Mitglied der Florentiner Gilde, kehrte 1355 Florenz den Rücken, um für so rund 10 Jahre in Pisa zu arbeiten. Als er wieder nach Florenz zurückkam, er hielt er von Guidalotti den Auftrag für die Freskenmalereien im Kapitelsaal. Ob bei der Themenauswahl ein Dominikanermönch mit beteiligt war, ist nicht zu 100% überliefert. Vermutlich aber unterstützte er den Künstler in der Konzeption. Und die beinhaltet nicht nur die uneingeschränkte Akzeptanz der Kirche durch die Bürger, sondern auch den Glaubenskampf und die Diskussion ihrer Kritiker.

Im Mittelpunkt dieser Thematik steht Thomas von Aquin.

Aus dem Leben von Thomas von Aquin

Als Sohn des Grafen von Aquino geboren, studierte er im Alter von 13 Jahren in Neapel u.a. Naturwissenschaften und kam dort mit dem Dominikanerorden in Verbindung. 1244 trat er zum Entsetzen seiner Eltern dem Orden bei, und selbst ein Arrest durch die Familie brachte ihn nicht von diesem Entschluss ab. Mit Hilfe anderer kam er nach einem Jahr aus seinem Gefängnis frei. Man könnte sehr viel über ihn schreiben, wenn ihr mehr über ihn wissen wollt, dann könnt ihr das HIER nachlesen.

Zusammengefasst kann man aber über ihn sagen, dass er der größte katholische Theologe aller Zeiten war. Bemüht, Philosophie und Theologie, Glaube und Vernunft unter einen Hut zu bekommen. Nicht immer zur Freude der Kirche, die 1277 einige Schriften von ihm verdammt hat. Er wurde aber rehabilitiert und nach seinem Tod 1274 wurde er 1323 heiliggesprochen. Er hatte in seinen Ansichten mit Aristoteles etwas gemeinsam: das Glück. Okay, da könnte ich jetzt mit dem Hl. Thomas von Aquin das Diskutieren anfangen 😉 – er glaubt nämlich, dass man Glück (als Ziel der Existenz) nicht auf Erden erreichen könne, sondern nur im Reich Gottes. Hallo? ICH, ich ganz allein trage die Entscheidung glücklich oder unglücklich zu sein, hier in meinem Leben. Und zwar allein durch meine Entscheidung wie ich Dinge wahrnehme. Ich kann ein Glas halb leer sehen, und damit in manchen Dingen unglücklich sein – oder das Glas ist halbvoll. Ja, es gab in meiner harten Zeit mit meinen Schlaganfällen auch Zeiten, wo ich mein Glas halbleer sah. GottseiDank habe ich diese Zeit hinter mir und kann mich an ganz kleinen (und natürlich auch an großen) Dingen erfreuen, dankbar, dass ich sie erleben darf. Ist das nicht auch Glück, auf Erden?

So, genug philosophiert, ich zeig euch jetzt mal

die Fresken „Auferstehung“ an der Altarseite in der Spanischen Kapelle

Der Weg Jesu zum Kalvarienberg und seine Kreuzigung, um danach die Wartenden in der Vorhölle von ihren Qualen zu erlösen, und ganz oben seine Auferstehung.

wandfresken auferstehung spanische kapelle florenz 3405

Jetzt wird es ein bisschen komplexer – auf der linken Seite haben

die Wandfresken „Thomas von Aquin“ in der Spanischen Kapelle

Thomas von Aquin im Mittelpunkt. Es symbolisiert seinen Triumph, und ganz oben thront er mit dem aufgeschlagenen Buch.

wandfresken thomas von aquin spanische kapelle florenz 3407
wandfresken thomas von aquin spanische kapelle florenz 3452

Über ihm schweben die sieben Kardinalstugenden mit ihren Attributen. Die vier Grundtugenden gibt es ja schon seit 467 v. Chr.. Kennt ihr sie alle? Glaube, Liebe, Hoffnung, Mäßigung, Klugheit, Gerechtigkeit und Tapferkeit. Den Gegenpart hat die katholische Kirche in den sieben Todsünden.

Rechts und links neben Thomas bestärken ihn die Verfasser biblischer Schriften, während die drei Häretiker Nestor, Arius und Averroes zu seinen Füßen kauern. Unter ihnen sitzen im Chorgestühl jeweils sieben allegorische Frauen, die für die Wissenschaften stehen und sieben, die auf die Freien Künste verweisen. Jeder ist eine Persönlichkeit zugeordnet, die sich in dieser ‚Disziplin‘ berühmt gemacht hat.
Über allem wird im Gewölbefeld der Decke ‚Die Ausgießung des Heiligen Geistes‘ über Thomas von Aquin dargestellt.

Auf der gegenüberliegenden (rechten) Seite symbolisieren die

Wandfresken „Der Weg in den Himmel“ in der Spanischen Kapelle

Der beginnt ganz unten im ’normalen Leben‘, in dem die weltliche Welt mit der Geistlichkeit, allen voran dem Papst, die Geschicke der Menschen lenkt. Ich hätte nicht gedacht, dass ich hier in Florenz ‚meinen Karle‘ in einem Fresko verewigt sehe. Zu dieser Zeit war Kaiser Karl IV. an der Macht, der links unten neben dem Papst abgebildet ist. Und Karl IV. hat mich bei unserer Langzeitreise im September/Oktober 2021 nach Prag auf Schritt und Tritt derart begleitet, dass ich ihn dort in mein Herz geschlossen habe. Auf der rechten Seite dieser Ebene werden die Dominikanermönche dargestellt, die in ihren Predigten die Christenlehre an die Menschen verbreiten.

Auf der rechten nächsten Ebene frönen die Menschen dem irdischen Leben, unbekümmert mit Tanz und Musik, und den ganz normalen Verhaltensmustern wie Lust, Geiz und Stolz. Aber ist das der Weg in das Himmlische Reich?

Wohl nicht, denn ein Dominikaner-Priester bringt die Sünder mit dem Sakrament der Buße wieder auf den richtigen Weg zurück. Dann kann der Weg weitergehen, und die reuigen Sünder (in weißen Gewänder) werden von Petrus an der Himmelspforte begrüßt. Er geleitet sie ins Himmelreich, wo sie Christus sehen, dem Himmelschöre zujubeln und ihn preisen.

Im Gewölbefeld dieser Seite wird die Kirche symbolisch als Schiff im Sturm dargestellt, denn streitbar war sie ja schon. Ich frage mich da immer wieder, streitbar – passt doch eigentlich nicht zur Kirche und ihren Glaubenslehren. Naja, passt ja so vieles nicht zusammen. An dieser Stelle sei erwähnt, meine unzählig vielen Kirchenbesuche haben nichts mit meinem Glauben zu tun. Mich fasziniert die Kunsthistorie, der Kirchenbau als solches – und, wenn es nicht gerade Sponsoren waren, der immense Reichtum den man in Kirchen vorfindet. Für mich fängt Glaube aber in ganz anderen Bereichen an, als mit dem sonntäglichen Weg in die Kirchenbank.

Ein Raum hat vier Seiten, es fehlen noch

die Fresken an der Eingangswand der Spanischen Kapelle in Florenz

die aus dem Leben des Hl. Petrus Martyr oder Petrus von Mailand erzählen. Während seine Eltern Anhänger der Albigenser waren, also jener Gruppierung der christlichen Häresie, zog es den Sohn 1220 zum Studium nach Bologna und ins Umfeld der Dominikaner. 1221 trat er dem Orden bei und widmete sich in der Folge der Aufgabe, die Albigenser zu bekehren und von ihren Irrlehren abzubringen. Konnte er mit diesem Eifer auf der einen Seite viele Menschen überzeugen und begeistern, so zog er sich auf der anderen Seite den Zorn der Häretiker zu. Das blieb nicht ohne Folgen, denn als er eines Tages auf dem Weg von Como nach Mailand war, wurde er überfallen und getötet. Die gingen da nicht zimperlich vor, sein Schädel wurde mit einer Axt gespalten.

Schon ein Jahr nach seinem Tod wurde er vom Papst heilig gesprochen. Er ist einer der Patrone des Dominikanerordens und wird oft in Verbindung mit dem Hl. Thomas von Aquin gezeigt.

Da es an der Tür ein Kommen und Gehen war, und da einige der Fresken nicht mehr erhalten sind, hab ich euch nur eine Szene aus seinem Leben festgehalten (die Heilung der gelähmten Agatha) und das Fresko im Deckengewölbe. 

wandfresken spanische kapelle santa maria novella florenz 3470
deckenfresken spanische kapelle santa maria novella florenz 3441
fenster spanische kapelle santa maria novella florenz 3468

Mein Weg geht jetzt hinaus in den Kreuzgang des Klosters von Santa Maria Novella, und in Gedanken bin ich dabei Teile unseres weiteren Tagesprogramms zu streichen. Wenn’s mal wieder länger dauert ….

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