Das größte Porzellanbild der Welt kann man mit dem Fürstenzug in Dresden bewundern. Auf 102 Metern Länge zeigt es auf Meissener Porzellanfliesen die Ahnengalerie der Wettiner.
Eng beisammen sind im Dresdner Schlossbereich die Highlights, die man bei einem Dresden-Besuch nicht übersehen kann. Nach dem ausgiebigen Besuch des Residenzschlosses in Dresden ging es wieder zurück zur Augustusstraße. Von dort in Richtung Frauenkirche läuft man dann quasi mit dem Fürstenzug mit, der die Außenseite des ehemaligen Stallgebäudes ziert.
2003 hatte ich diesen Zug bereits mit meiner Tochter bewundert, aber ich finde – man kann ihn sehr oft anschauen und immer wieder Neues entdecken.
Bereits 1589 zierten die äußere Wand des damals gerade entstanden Stallhofes Kalkfarbenmalereien. Da diese jedoch nicht von dauerhaftem Bestand sind und im 19. Jahrhundert verwittert waren, wurde 1865 vom Historienmaler Wilhelm Walther zur bevorstehenden 800-Jahr-Feier 1889 des Fürstenhauses der Wettiner ein Entwurf zur Neugestaltung vorgelegt. Ein Festzug der sächsischen Regenten sollte es werden. Von 1872-1876 war er damit beschäftigt, die Gesichtszüge und die historischen Einzelheiten so genau wie möglich wiederzugeben. Aber auch dieses schwarz-weiße Bilderfries war der Witterung ausgesetzt und zeigte um die Jahrhundertwende große Schäden.
So wurde es dann von 1904-1907 durch fugenlose Keramikfliesen der Meißner Porzellanmanufaktur ersetzt. Ein neues Verfahren wurde entwickelt bis Porzellanmaler die Bilder auf die Fliesen übertragen konnten. Ca. 23.000 Fliesen waren für das überlebensgroße Bild des Reiterzuges, der neun Meter hoch ist, notwendig.
Die Arbeiten waren noch nicht beendet, als der letzte Teilnehmer des Fürstenzuges, König Georg (damals noch Prinz) verstarb. Es wurde aber darauf verzichtet, seinen Nachfolger und letzten sächsischen König Friedrich August III. mit in das Bild noch aufzunehmen. Schon historisch geworden, sollte der Fürstenzug so stehenbleiben wie er geplant war.
34 Markrafen, Herzöge, Kurfürsten und Könige, die zwischen 1127 und 1873 in Sachsen regiert haben, stellen den Reiterzug der Wettiner dar. Mit Fußvolk und Begleitpersonen zeigt der Zug 94 Personen.
Da ich durch meine Reiseberichte, vor allem auch nach den Besuchen der Schlösser in Dresdens Umgebung und dem Meißner Dom, in dem die Fürstenkapelle mit der Grablegung der Wettiner ist, ein bisschen tiefer in die Geschichte der Wettiner eingetaucht bin, habe ich mir dieses Mal den Zug etwas genauer angeschaut.
Faszniert bin ich ja schon seit unserer Reise nach Sachsen-Anhalt über die Beinamen, die die diversen Hoheiten haben.
Und so hab ich ein bisschen gesucht was es mit diesen Beinamen denn auf sich hat. Drei „Friedrichs“ vereinen sich auf diesem Bild.
Friedrich d. Gebissene (1307-1324), Friedrich d. Ernsthafte (1324-1349) und Friedrich d. Strenge (1349-1381) – Vater, Sohn und Enkel, alle drei Markgrafen von Meißen.
Friedrich der Gebissene, ein Enkel des Stauferkaisers Friedrich II. (wir Schwaben sind halt überall 🙂 ),sollte mit 12 Jahren das kaiserliche Erbe seines Großvaters antreten. Als seine Mutter ein Jahr später von der Wartburg flieht, soll sie ihrem Sohn in die Wange gebissen haben, damit er sich immer an diesen Augenblick zurück erinnern möge. Hmm … eine etwas schmerzhafte Art sich in Erinnerung behalten zu lassen.
Friedrich der Ernsthafte, ein Sohn von Friedrich d. Gebissenen, kämpft sein Leben lang um den Erhalt und die Erweiterung seiner Ländereien, was seine Ehe mit der Tochter des Bayernkönig Ludwigs natürlich noch beeinflusst. Seinen Beinamen hat er durch die große Ernsthaftigkeit, mit der er das zu der Zeit noch schwach entwickelte wettinische Kanzleiwesen vorantreibt und auch zielstrebig zur Festigung seiner Rechte einsetzt.
Friedrich der Strenge, der Sohn des Ernsthaften, wurde von seinem Vater zu einer gemeinsamen 10-jährigen Regierung mit seinen drei Brüdern verpflichtet. Er, der älteste übernimmt übernimmt zunächst die Amtsgeschäfte. Nachdem der jüngste Bruder volljährig wurde, erklärten alle vier, ihre Länder niemals teilen zu wollen und alle Streitigkeiten stets friedlich zu klären und beizulegen. 30 Jahre dauerte die gemeinsame Regierungszeit unter seiner Führung. War er einerseits gütig, milde und wohlgesonnen, konnte er Feinden und Landräuber gegenüber Strenge üben, was ihm seinen Beinamen einbrachte.
August der Starke durfte im Fürstenzug natürlich genausowenig fehlen wie Georg der Bärtige, der sich nach dem Tod seiner geliebten Frau zum Zeichen seiner Trauer einen Bart wachsen ließ (er fand seine letzte Ruhestätte mit seiner Gattin im Dom zu Meißen).
Mit dabei im Zug sind auch Johann der Beständige (der die Politik mit großer Ausdauer und Beständigkeit betrieb), Albrecht der Beherzte (lange Jahre ein Regent im Residenzschloss in Dresden), Friedrich der Sanftmütige (nachdem er mit dem Raub seiner beiden Söhne erpresst werden sollte, war es aber mit der Sanftmütigkeit vorbei!) oder Friedrich der Weise (der als frommer Mann galt, der bedächtig und weise handelte).
Der Herold mit den Fanfarenbläsern führt diesen überlebensgroßen Reiterzug an. Haben die Regenten ein Motto, so ist dieses über den Reitern geschrieben, während am unteren Bildrand 35 Wappen der Regenten abgebildet sind.
Die schweren Luftangriffe auf Dresden hat der Fürstenzug wie durch ein Wunder fast schadlos überstanden. Von den ca. 25.000 Fliesen mussten nur ca. 200 Fliesen ersetzt werden. 1979 bis 1980 wurde der Fürstenzug gereinigt und restauriert und bekommt von mir das Prädikat: sollte man sich auch im Detail ansehen.
Möchtet ihr noch mehr zu den jeweiligen Regenten und wie sie zu ihren Beinamen gekommen sind wissen, so werdet ihr auf dieser Seite bestens informiert.
Da das Porzellanbild an der Außenmauer des Stallhofs angebracht ist, lag es jetzt natürlich auf der Hand, dass wir am Ende (bzw. am Anfang) des Fürstenzugs in den Stallhof des Residenzschlosses abgebogen sind. Kommt ihr mit?
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