Hoch über der Altstadt von Meißen erhebt sich auf dem Burgberg, neben der Albrechtsburg, einer der stilreinsten deutschen gotischen Dome. Der Dom zu Meißen weist eine der reichsten und wertvollsten Ausstattungen aller sächsischen Kirchen auf.

Man kann dieses Bauwerk von Dom nicht übersehen. Weder von der Altstadt aus, noch hoch auf dem Burgberg. Auch nicht, wenn man nur die Albrechtsburg als Ziel ausgewählt hatte, denn das Schloss (ja, es ist der Bauform nach eines, auch wenn es sich Burg nennt) und der Dom sind fest miteinander verbunden. Für uns war es klar, wenn einmal in Meißen, dann besichtigen wir alles was die Stadt zu bieten hat. Und nachdem die Eindrücke von der Albrechtsburg kurz gesackt sind, ging es zum Eingang des Doms auf der anderen Seite des Domplatzes. Und damit gleich mittenrein in die

Dombesichtigung des Doms zu Meißen

Wenn ihr meine Berichte aufmerksam verfolgt, so wisst ihr, dass wir uns manchmal schwer tun, die Eingangstüren bei Kirchen zu finden. 🙈 Denn nicht immer sind es die großen Portale, die den Zutritt zu den Kirchen gewähren. Auch beim Dom in Meißen haben wir uns gefreut, als wir dann auf der abgewandten Seite der Albrechtsburg das große Portal gesehen haben.

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Ne, ne neeeee – falsch, das ist nicht der Eingang zum Dom 🙂
Bei diesem Rundgang blieb aber die Zeit dieses imposante Bauwerk von außen ausführlicher zu bewundern.

Der Eingang zum Meißner Dom findet sich beim Kreuzgang.
Für 4,50 € (zählt aber nicht mit in die Schlösserlandkarte) erhält man Einlass in den Dom, zu Corona Zeiten mit Mundschutz und Abstand (die Besucher waren aber sehr überschaubar). Überraschenderweise wurde im gesamten Meißen keine extra Fotogebühr erhoben, was wir ja von Sachsen und Sachsen-Anhalt kennen und wir absolut gerechtfertigt finden.

Und DAS ist jetzt der eigentliche Eingang in den Meißner Dom.

Wer hat ihn erbaut? Ein bisschen

Geschichte zum Dom zu Meißen

Der Dom, der den Heiligen Johannes und Donatus von Arezzo geweiht ist und deshalb auch den Namen St. Johannis und St. Donatus trägt, ist die christliche Keimzelle im heutigen Sachsen. Denn der spätere Kaiser Otto I. (vielleicht kennt ihr ihn aus meinem Bericht über den Merseburger Kaiserdom?) hat 968 das Bistum Meißen gegründet. Und als Kathedrale dieses Bistums war sie bis 1581 die Bischofskirche der römisch-katholischen Bischöfe von Meißen.
Anlässlich der Gründung des Bistums ließ Kaiser Otto I. eine kleine Kapelle errichten, die von 1006-1073 in eine viertürmige romanische Basilika umgebaut worden ist und schließlich zur Kathedrale geweiht wurde. Von der ersten Kirche sind aber keinerlei Spuren zu finden, vermutlich wurde sie damals aus Holz erbaut.
Wahrscheinlich musste man zu frühen Zeiten schon mit pompösen Bauten protzen – höher und größer. Da konnte die kleine Meißner Kirche überhaupt nicht mithalten, als im 13. Jahrhundert so große Bauten wie der Naumburger Dom entstanden sind. Also entschlossen sich die Domherren und der Bischof zu einem Neubau in gotischer Form. Die Planungen und Bauarbeiten begannen um 1250 und man wusste bereits zu Anfang, dass das mal nicht eben so schnell gehen würde. 1410 wurde die riesige Hallenkirche dann endlich fertiggestellt. In vielen verschiedenen Bauschritten, aber doch als einheitliches hochgotisches Bauwerk wurde um den alten Dom herumgebaut und dieser wurde dann nach und nach abgerissen.

Goethe hat im April 1813 den Dom mit den Worten gewürdigt: „Der Dom hat aus mehreren Ursachen äußerlich nichts Anziehendes, inwendig aber ist es das schlankste, schönste aller Gebäude jener Zeit, die ich kenne.“

Recht hat er! Ich war hell begeistert und wir haben es mal wieder geschafft gut eine Stunde im Dom zu verweilen. Es verdient da einiges, näher betrachtet zu werden. Und wie ihr es aus meinen anderen Kirchenberichten kennt, lasse ich auch hier erst einmal die

Gesamtansicht des inneren Meißner Doms

auf mich wirken.

Das Langhaus im Meißner Dom

Das Langhaus ist dreischiffig und wird durch die mächtigen, eng zusammenstehenden Pfeiler geprägt. Der Raum erscheint unheimlich hoch, obwohl er nur 18 Meter an Höhe aufweist. Durch die hohen Fenster erscheint die Haupthalle aber hell und freundlich. Zu beiden Seiten finden sich in dem über 97 m langen Hauptschiff viel Sehenswertes. Ende des 14. Jahrhunderts waren die Bauarbeiten am Langhaus dann endlich abgeschlossen.

Erwähnenswert ist die wunderschöne

Sandsteinkanzel im Meißner Dom

1591 wurde sie eingebaut – schlicht aber wunderschön. Sehenswert genauso das Lesepult und das Taufbecken. Einmal etwas ganz anderes …
Die zwei hölzernen Ständer mit je vier naturähnlich gechnitzen Beinen stammen aus dem 12. oder frühen 13. Jahrhundert, und noch aus dem romanischen Vorgängerbau der Kirche.

Und jetzt geht es zu den Highlights des Meißner Doms. Zunächst in den

Hohen Chor im Meißner Dom

Ja, der Dom ist ein bisschen ‚verschachtelt‘ und mit dem Langhaus ist er in keinster Weise ‚gesehen‘. Geschuldet ist dieses Verschachtelte auch der Albrechtsburg, mit der der Dom eine feste Mauer hat, weshalb er nach dieser Seite keine weiteren Ausdehnungsmöglichkeiten hat. Vom Langhaus ist aber die Richtung zum Hohen Chor nicht zu übersehen, der Lettner weist den Weg. Diese Abtrennung der Geistlichkeit zum Volk gibt es in mehreren großen Domen und Kirchen. Die schönste Art dieser Abtrennung und als Einmaligkeit zu beiden Seiten habe ich im Naumburger Dom mit dem Ost– und dem Westlettner gesehen.
Um 1260 ist dieser Lettner im Meißner Dom entstanden. In Kirchen mit einem Lettner ist der Altar am Lettner für das ‚Laienvolk‘. Es wird gerätselt aus welcher Zeit er wirklich stammt, 1526 oder eher doch um 1540 und zeigt ein Gemälde von Lucas Cranach. Übrigens fielen von den einst 30 Altären im Dom die meisten der Reformation zum Opfer.

Im Hohen Chor im Meißner Dom fällt dann sofort der spätgotische herrliche Hochaltar ins Auge, der vermutlich von einem niederländischen Maler um 1490 geschaffen wurde. Die farbenfrohen hohen Fenster geben dem Chor Helligkeit.

Ganz klar kommt hier im Hohen Chor eine bekannte ‚Handschrift‘  zum Vorschein. Wie im Naumburger Dom sind auch hier im Chor die Stifter des Meißner Doms als Skulpturen verewigt. Und wie könnte es anders sein – sie stammen aus der Hand des Naumburger Meisters und sind aus der zeit um 1260/70. Gewürdigt werden auf der einen Seite das Kaiserpaar Otto I. und seine Gemahlin Adelheid, die 968 das Bistum gegründet haben. Ihnen gegenüber stehen die Patrone des Doms und Bistums – der Evangelist Johannes mit dem aufgeschlagenen Evangelium; an seiner Seite Bischof Donatus, ein Märtyrer und früher Blutzeuge.

Zu sehen sind die beiden Stifter des Meißner Doms, Kaiser Otto I. und seine Gemahlin Adelheid
Die beiden Namenspatrone des Meißner Doms, Evangelist Johannes und Bischof Donatus

Vom der Fürstenkapelle geht eine kleine Türe zur

Grabkapelle von Herzog Georg im Meißner Dom

Habt ihr schon meinen Bericht zur Albrechtsburg gelesen? Da spielte Herzog Georg, oder Georg der Bärtige wie er genannt wurde, eine wichtige Rolle. Er, ein Sohn von Albrecht, übernahm die Albrechtsburg und ließ sie ab 1521 fertigstellen. 38 Jahre war Georg mit seiner Ehefrau Barbara verheiratet. Seinen Beinamen der Bärtige erhielt er, als er sich nach seinem Tod zum Zeichen seiner Trauer einen Bart wachsen ließ. Georg der Bärtige verstarb 1539 in Dresden und wurde an der Seite seiner Frau in der Grabkapelle im Meißner Dom beigesetzt.

Beim Gang zurück fällt ein Blick auf die 1972 geschaffene Orgel. Durch den hohen Chor auf der einen Seite und die Grablege der Wettiner auf der anderen Seite des Doms, blieb wohl keine andere Stelle, als sie an die Seite zu platzieren.

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Als absolutes Highlight (wenn man denn in einer Kirche von einem solchen reden kann) sah ich

Die Fürstenkapelle im Dom zu Meißen – die Grablege der Wettiner

Hier habe ich mich längere Zeit aufgehalten – auch, dass ich auf das wunderschöne Portal, nein auf beide Portale einen absolut freien Blick für meine Fotos bekommen konnte.
Markgraf Friedrich der Streitbare, ließ als Kurfürst von Sachsen um 1420 die Fürstenkapelle als neue Begräbniskapelle der Wettiner an die Westfront des Doms anbauen. Bis 1539 wurden hier die Kurfürsten und Herzöge von Sachsen beigesetzt.

Schlank und hoch wirkt dieser helle Raum und der Zugang zur Kapelle wirkt eigentlich wie ein Portal. Es war auch einst das Westportal von 1370, das dann in die Fürstenkapelle einbezogen wurde. Seitdem ist es nicht mehr der Haupteingang des Doms.  Das wunderschöne Innenportal zeigt die Geburt Christi, die Anbetung der Könige, die Marienkrönung und das Jüngste Gericht. Es lohnt sich genauer hinzuschauen. Der Raum selbst wurde erst um 1440 vollendet. Eine Reihe von Heiligen sind in verschiedenen Skulpturen von Künstler aus verschiedenen Zeitstufen zu bewundern.
Ich möchte da auch nicht mehr drumrum schreiben – seht einfach selber, diese Pracht ….

Wie heute, so kostete auch das Sterben damals bereits Geld. Und wer dieses hatte, konnte sich auch seine Grabstätte nach seinen Wünschen aussuchen. Wer zum Beispiel einen Altar bezuschusste, konnte auch seinen Anspruch geltend machen, an diesem oder zumindest in der Nähe bestattet zu werden. Dadurch erhoffte man sich eine rasche Aufnahme in den Himmel.
Je nach Rang gab es eine Bestattungsordnung. Entweder fand man seinen Platz im Langhaus oder eben auch ’nur‘ im Kreuzgang, wenn es der Geldbeutel für einen anderen Platz nicht hergab. Insgesamt gibt es im Dom über 160 Grabdenkmäler. Nach der Reformation verlor der Meißner Dom jedoch an Bedeutung als Begräbnisstätte. Auch die Fürstenkapelle wurde nicht mehr für Bestattungen genutzt, die wettnische Grablege wurde 1541 in den Freiberger Dom verlegt.

Eigentlich sollte nach kirchliche Gewohnheit im Chor, vor dem Hochaltar, niemand begraben werden – aber wie immer: Ausnahmen bestätigen die Regel. Markgraf Wilhelm I., als einer der Stifter der Kirche konnte (oder wollte) sich nicht an diese Regel halten und beanspruchte für sich und seine Gemahlin den Platz im Chor vor dem Hochaltar. Er blieb aber der Einzige dem dieses Recht zugesprochen wurde, alle anderen von vier Generationen der Kurfürsten und Herzöge von Sachsen wurden in der Fürstenkapelle bestattet, selbst wenn sie dafür von weit weg die letzte Reise nach Meißen antreten mussten. *

Ein Hochgrab, welches mitten im Raum alle anderen Grabstellen überragt, ist das vom zweiten Stifter der Kirche – Wilhelm I.. Er hielt sich an die kirchlichen Vorgaben und ruht seit 1407 in der Fürstenkapelle.
Priester hielten früher stündlich im Grabraum Stundengebete ab und lasen Messen zum Seelenheil der wettnischen Familien.

Anmerkung 19.11.2021: * Huch, da kann man ja ganz schön durcheinanderkommen, wer da wo welchen Ehrenplatz im Dom als letzte Grabstätte bekommen hat. Deshalb, ganz herzlichen Dank an Maria, die in ihrem Kommentar unten da Licht ins Dunkel gebracht hat. Inge, merke! Auf Wikipedia und andere Berichte im Internet kann man sich auch nicht immer verlassen 😉

Wenn euch in anderen Berichten sowas auffällt, immer her mit den korrekten Informationen!

Es gibt tatsächlich sehr viel zu bewundern im Dom zu Meißen, und selbst wenn ihr dafür hoch hinauf auf den Burgberg müsst – es lohnt sich. Die Fotos können in keinster Weise das Gefühl widergeben, im Dom die ganze Weite und Höhe und die einzelnen Bereiche zu bestaunen.

Im Rundgang geht es dann weiter in das

Dommuseum des Meißner Doms

um dann im

Kreuzgang

der um 1260 entstand, die Besichtigung zu beenden.

So kommt ihr zum Meißner Dom

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