Cochem darf sich die kleinste Kreisstadt Deutschlands nennen, ist aber der größte Ort im Landkreis Cochem-Zell. Weithin sichtbar thront über der Stadt eines ihrer Wahrzeichen, die Reichsburg.

Wer in anderen Blogbeiträgen von mir gestöbert hat, der weiß, dass wir ursprünglich den Weg nach Cochem mit dem Schiff zurücklegen wollten. Tja, besser war es, dass wir diesen Plan nach dem Beobachten eines Schleusenvorgangs in St. Aldegund dann verworfen haben, denn nie im Leben hätten wir die Stadt und die Reichsburg in den gut 2 Stunden Aufenthalt geschafft. Und so haben wir dann mit ‚Fridolin‘ einen wunderschönen Tagesausflug gemacht, und nach Cochem auch gleich noch die Burg Eltz, und eher per Zufall das Stift Münstermaifeld in den Besichtigungsplan aufgenommen.

In einer Urkunde im Dezember 866 taucht Cochem erstmals erwähnt auf, wonach die ‚edle Matrone Hieldilda‘ dem Kloster eine Reihe von Gütern geschenkt hat. Durch die Reichsburg tummelten sich schon früh Pfalzgrafen und Kaiser. Verblüfft konnte ich nachlesen, dass die Schwaben auch überall waren 🙂 Der Hohenstaufer Konrad III. (und wie ihr vielleicht aus einem anderen Beitrag wisst, lebe ich an den Drei-Kaiser-Bergen, zu dem auch der Hohenstaufen gezählt wird) setzte Streitigkeiten um die Pfalzgrafenwürde ein Ende, überrumpelte die Burg und zog sie als Reichslehen ein. Bis 1294 war Cochem nun Reichsgut und königliche Zollstätte. 1332 erhält Cochem Stadtrechte, wird befestigt und kann vornehme Geschlechter zur Burgschaft zählen. Aber auch Cochem wurde nicht von Unglücken verschont, die schlimmsten Jahre waren 1688 und 1689 als die Franzosen in das Moseltal einfielen. Nur langsam kann sich die Stadt von diesen Angriffen erholen.
Im 18. Jahrhundert wurde Cochem immer mehr zu einem Zentrum des Handwerks und des Handels, bis zu Beginn des 19. Jahrhundert auch der Tourismus in die Stadt einzog. Und so entwickelte sich Cochem zum ersten und führenden Fremdenverkehrsort an der Mosel.

Und hier habe ich so meine Widerstände, diese Aussage aus meiner Sicht her zu teilen. Für mich ist zwar das Stadtbild mit seinen engen, schmalen Gässchen durchaus sehenswert, aber durch den ganzen Rummel und die vielen Besucherströme die Cochem erlebt, nimmt es den Charme dieser kleinen Gässchen. Zeitweise kam bei mir der Gedanken hoch ‚raus hier‘, da ich mehr oder weniger in den ‚Hauptgässchen‘ nur durchgeschoben wurde. Der Betrieb hier erinnerte mich ein wenig an die Altstadt in Düsseldorf.

Trotz dieses Eindrucks bietet Cochem einiges Sehenswertes. Man sollte, trotz der Enge, aber manchmal als Hans-Guck-in-die-Luft durch die Gässchen ziehen. Denn weit oben entdeckt man manch sehenswertes.

Auffallend ist natürlich die Reichsburg, die man -egal von welcher Seite man in die Stadt kommt, hoch oben auf dem steilen Bergkegel thronen sieht. Dass der etwas steile Fußmarsch nach oben wirklich lohnenswert ist, seht ihr in meinen Beiträgen über die Reichsburg und die Burgführung. Für ‚Fußkranke‘ sei an der Stelle erwähnt, dass oben am Gymnasium geparkt werden kann und dann ist es nur noch ein kleiner minimaler Restaufstieg.
Aus der Vergangenheit Cochems zeugen noch gut erhalten Reste der historischen Stadtmauer. Ebenso das 1739 im Barockstil erbaute Rathaus und die Fachwerk-Giebelhäuser in den Gässchen.

Mitten im engen Stadtbild steht die St. Martinuskirche, die erstmals 1130 erwähnt wurde. Aus dem 15. Jahrhundert stammt der älteste Teil der Kirche, der die Bombennacht im Januar 1945 überstanden hat. Faszinierend für mich sind die wunderschönen Fenster. Der Zwiebelturm wurde zwischen 1959 und 1963 erbaut, und fast könnte man meinen, er ist eine Maßanfertigung, damit er zwischen die engen Häuserzeilen passt.

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Als Wächter auf der ehemaligen Trinkwassernotpumpe für die Reichsburg saß der kleine Einwohner von Cochem da. Was er sich wohl gedacht hat?
‚Immer diese Touris mit ihren Fotoapparaten! Nirgendwo hat man seine Ruhe!‘

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Auf dem Weg zurück ins Parkhaus hat unser Herz, als bekennende Hobbyköche und kleine Feinschmecker, einen Sprung gemacht. Ein Besuch und natürlich auch ein Einkauf in der Historischen Senfmühle war unumgänglich. Alle Senfsorten kann man probieren – und unser Prädikat dafür „Uneingeschränkt empfehlenswert“.

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