10 Staustufen gibt es in Deutschland an der Mosel bevor sie bei Koblenz in den Rhein fließt. Eine davon ist die Schleuse in St. Aldegund, einem kleinen Weinort, der auf halbem Weg zwischen Trier und Koblenz linksseitig an der Mosel liegt.

Einen Schleusenvorgang erleben! Das war der Plan, den wir eigentlich bei einer Schifffahrt auf der Mosel umsetzen wollten. Eigentlich …
Ausgiebig haben wir die Moselfahrpläne studiert und uns schlussendlich für eine Tagesfahrt ab Zell bis nach Cochem entschieden. 9.15 Uhr Abfahrt, Rückkehr 18 Uhr mit 2,5 Stunden Aufenthalt in Cochem. Puhh … das ist aber eine lange Schifffahrt, war mein Gedanke. Aber von Zell bis Cochem sind es zwei Staustufen die überwunden werden müssen. Hmm … reichen uns aber 2,5 Stunden in Cochem, da wir hier die Reichsburg auch besichtigen wollten?

Wie so oft – es kommt anders als man es geplant hat. Denn weder meinem Mann noch mir konnte es große Begeisterung entlocken jeweils über zwei Stunden auf dem Schiff zu sein, wo wir doch so vieles auf dieser Strecke von Land nach rechts und links der Mosel schon erkundet haben. Nach einem Ausflug zum Kloster Stuben entdeckten wir bei Neef den Blick auf die Schleuse auf St. Aldegund und auch, dass die Schleuse einen Parkplatz für Besucher parat hält. Also nix wie hinüber über die nächste Moselbrücke nach St. Aldegund, Blinker gesetzt und Einfahrt auf den kleinen Parkplatz – und warten ….

Denn weit und breit war von einem Schiff nichts zu sehen. In Gedanken stimmte ich zur Ermunterung das Lied an „ein Schiff wird kommen“ … und juchuuuu, ganz in der Ferne war moselabwärts ein Schiff auszumachen. D.h. dieses Schiff muss die Staustufe nach unten um Richtung Koblenz weiterzufahren.

In den 50er und 60er Jahren wurde die Mosel zur Großschiffahrtsstraße ausgebaut und verbindet damit das lothringische Industriegebiet mit Rhein und Ruhr. Die Schleuse in St. Aldegund wurde, wie die übrigen Schleusen auch (außer Koblenz) 1964 mit einer Länge von 18 Metern gebaut. 3,40 Meter ist sie breit und auch die großen Fracht- oder Containerschiffe die auf der Mosel verkehren kommen ohne Probleme durch.

Es dauerte gefühlt eine Ewigkeit bis sich das Schiff der Schleuse näherte. Zeit genug den Blick schweifen zu lassen – die dann auf eine Schwanenfamilie fielen, die an der Überlaufmauer Moos oder kleines Getier weggepickt haben. Ich rechnete jede Sekunde damit, dass eines der Langhälse nach unten rauschte. Aber die haben diesen Vorgang perfekt beherrscht 🙂 Ob der Vogel auf der Laterne die Schwäne beobachtete oder den Schleusenvorgang? Wir werden es wohl nie erfahren.

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Und so sieht die Schleuse aus, bevor das Schiff noch weit entfernt ist. Allein schon diesen Vorgang, der dann passiert zu beobachten, ist interessant. Das Laienmäßig zu erklären, erspare ich euch. Ich denke, die Fotografie über den Schleusenvorgang kann das um einiges besser als ich 🙂
Das Wasser in die Schleusenkammer zu lassen passiert, wenn das Schiff noch langsam auf die Schleuse zufährt. Ebenso wird vor dem zweiteiligen Schleusentor ein Seil gespannt ‚bis hierher und nicht weiter‘.

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Nach einiger Zeit ist das Wasser in der Schleusenkammer auf gleichem Niveau wie das Schiff und das obere Tor wird abgesenkt, damit das Schiff in die Kammer einfahren kann.

Langsam wird jetzt das Wasser aus der Schleusenkammer nach außen (in den tieferen Teil der Mosel) gepumpt, damit das Schiff auf der unteren Höhe der Staustufe wieder ausfahren kann. Während dieses Vorgangs wird das Seil wieder nach oben genommen, damit das Schiff ohne Probleme ausfahren kann.

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Die Schleusentore öffnen sich langsam,

und das Schiff kann jetzt auf dem unteren Wasserniveau seine Reise auf der Mosel fortsetzen.

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Geduldig und neugierig haben wir gut eine Stunde an der Schleuse gestanden um diesen Vorgang zu beobachten.
Tja, und dann kam die Frage aller Fragen, die ihr euch jetzt bestimmt denken könnt – brauchen wir dann überhaupt noch eine Schifffahrt auf der Mosel? Denn nur wegen dem Schleusenvorgang wollten wir ja aufs Schiff. Und mit Blick nach oben und im Hinterkopf die Wetterprognosen der nächsten Tage …. ihr ahnt es jetzt bestimmt. NEIN, wir verzichten auf die Schifffahrt, haben wir doch hier alles bestens gesehen.

Ach ja, noch ein Wort zum Wetter. Jeden Tag dachten wir mit Schrecken ‚wieder Regen vorhergesagt‘. Aber irgendwie scheint die Mosel ein besonderes Abkommen mit dem Wettergott zu haben. Am Morgen waren die Straßen nass (was uns ja egal war) und der Tag wurde, entgegen anderer Vorhersagen, trocken und schön. Tatsächlich haben wir nur zweimal in 14 Tagen den Regenschirm aufgespannt. Wie war das noch … wenn Engel reisen? 😀

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