In der Kirche San Pantalon in Venedig

Die Kirche San Pantalon im Sestiere Dorsoduro in Venedig zeigt das größte Leinwand-Deckengemälde der Welt. 

Heute stand ein kleines Gebiet in der Nähe des Piazzale Roma zur Erkundung auf unserem Zettel. Auf engstem Raum in den Sestiere San Polo und Dorsoduro fällt man quasi von einem Schätzchen ins andere. Und da es bei uns immer wieder mal länger dauert, habe ich gleich die Besichtigungsziele reduziert. Immerhin stand auf diesem Zettel auch die Scuola Grande di San Rocco, in der wir uns einige Zeit aufgehalten haben. Ebenso die grandiose Kirche Santa Maria Gloriosa dei Frari, oder auch kurz Frarikirche genannt. Ja, da ist allein nur bei zwei Besichtigungen fast der halbe Tag weg.

Denn eines war für uns klar, bei unserem Langzeitaufenthalt von 4 Wochen in Venedig wollten wir nicht im Schnellgalopp durch die Sehenswürdigkeiten der Lagunenstadt. Schließlich besichtige ich immer auch mit dem Ziel, euch diese Sehenswürdigkeiten in meinen Berichten vorzustellen und euch Lust darauf zu machen, diese selber zu erleben. Und solltet ihr das nicht können, dann nehme ich euch gedanklich und in meinen Fotos an diese Ziele mit. Da darf es doch dann auch mal ein bisschen länger vor Ort dauern, oder?

Dieses Gebiet zwischen der Frarikirche bis hinunter zur Ponte dell‘ Accademia lässt sich gut per Fuß erkunden. Wir hatten in der ersten Woche gänzlich auf einen Vaporetto-Transport verzichtet. Alles was zu Fuß, und in nicht so langen Märschen zu erkunden ist, standen als erste Ziele auf dem Plan. Für zwei Wochen haben wir uns dann jeweils 7-Tages-Vaporetto Tickets geholt, um bequem in die weiter entfernten Besichtigungsziele zu kommen.

Jetzt kommt mit zu

meiner Besichtigung der Kirche San Pantalon in Venedig

die wie immer mit

der Außenansicht der Kirche San Pantalon in Venedig

beginnt. Es ist in Venedig gar nicht so einfach, die Kirchen im engen Stadtbild in Gänze auf ein Foto zu bekommen. Zwar hat auch diese Kirche einen Kirchplatz, den Campo San Pantalon vor sich. Aber doch nicht groß genug, um die in die Höhe gebaute Kirche komplett zu erwischen. Noch ein Schritt zurück, und ich wäre im Rio de Ca‘ Foscari gelandet. Okay, möglicherweise wäre ich hier ganz schnell von der Feuerwehr Venedigs gerettet worden, die ein Stückchen weiter ihr Hauptquartier haben. Aber – ich wollte es nicht darauf ankommen lassen. 😉

Wie bei uns Menschen auch, so sollte man sich auch bei den Kirchen nicht vom Äußeren lenken lassen. Außen unscheinbar, bieten sie im Inneren wunderbare Schätze.

Davon kann auch die Kirche San Sebastiano in Venedig, und noch viele weitere ein Lied singen. Hier bei San Pantalon ging ganz einfach das Geld aus, um dass man über dem Backsteingemäuer noch hätte eine Marmorverkleidung setzen können. Ich bin mir sehr unschlüssig, was da besser ins Stadtbild von Venedig passt. Eine solche Marmorverkleidung sieht man an der Kirche Santa Maria del Miracoli im Sestiere Cannaregio. Seid ihr genauso gespannt wie ich, wie sich die Kirche im Inneren zeigt? Dann geht es weiter zu

meiner Innenbesichtigung der Kirche San Pantalon in Venedig

Vielleicht habt ihr es in meinem Bericht zur Kirche San Sebastiano schon gelesen – und das trifft noch auf viele weitere Kirchen in Venedig zu – ich stand erstmal mit meinem sprachlosen inneren ‚Heilig’s Blechle‘ nach der Kirchentüre da.

Okay, könntet ihr jetzt sagen – wo ist da jetzt das Besondere an der Kirche, das dir das Heilig’s Blechle entlockt? Schaut mal – hier! Mein Blick geht nach oben zur

Decke in der Kirche San Pantalon in Venedig

und DAS ist schon ein besonderes Schätzchen. Saalkirchen, also einschiffige Kirchen, bieten eine große Fläche zur Ausgestaltung an. Hier in der Chiesa di San Pantalon wurde aus 40 aneinandergelegten Leinwandbildern das größte Deckengemälde dieser Art der Welt geschaffen. 430 Quadratmeter hat der Künstler Gian Antonio Fumiani mit dem Thema um das „Martyrium und die Apotheose des Hl. Pantaleone“ bemalt. 1680 hat er mit dieser Arbeit angefangen, die er 1704 dann beenden konnte. Es wird berichtet, dass der Künstler nach Beendigung der Arbeit vom Gerüst zu Tode gestürzt ist. Ob das aber eine Legende ist, oder der Wahrheit entspricht ist nicht geklärt. Der Künstler hat in der Kirche seine letzte Ruhestätte gefunden.

Gigantisch, oder? Ich und meine ‚Emma‘ lieben solche Werke, und man sollte sich zur Betrachtung wirklich Zeit nehmen. Was mit bloßem Auge manchmal schwer zu erkennen ist, kann mir ‚Emma‘ näher herholen.

Und so sieht man, dass rechts der Kaiser auf einem Thron sitzt, natürlich in Purpur gekleidet. Gegenüber auf der Linken Seite ist die Szene des Martyriums des Heiligen dargestellt. Die Henker umkreisen ihn und es werden die Folterinstrumente dargestellt. In der Mitte die Glorie – Pantalon wird im Himmel von Christus und einer Heerschar von kleinen Himmelsboten empfangen. Es wird ihm eine Krone aufgesetzt und er bekommt die Palme des Märtyrers. Lasst die Szenen einfach auf euch wirken ….

Man muss teilweise schon sehr genau schauen, um die Illusionistischen Darstellungen in dem ganzen Deckengewusel zu erkennen. Wenn ihr mehr über diese Kunst nachlesen möchtet, dann klickt HIER.

Bevor es in meine Detailbesichtigung der Kirche geht, gibt es

ein bisschen Baugeschichte zur Kirche San Pantalon in Venedig

So richtig viel ist über die Kirche in früher Zeit nicht zu finden. In Erscheinung kommt sie 1161 in einem Privileg von Papst Alexander III.. Von wem gebaut, zu welchem Zweck – darüber hüllt sich der Nebel, so wie er oft in den Lagunen zu sehen ist. Überliefert ist noch eine Renovierung aus dem Jahr 1222 und ein Kirchenplan von 1500, der aber mit der heutigen Kirche keine Gemeinsamkeiten hat.

Vermutlich der Statik wegen musste die Kirche neu gebaut werden. Das geschah zwischen 1668 und 1686. 1720 wurde der Campanile (Glockenturm) neu erbaut. Knackig und kurz – so findet sich die Baubeschreibung einer Kirche selten auf meinem Reiseblog. Hier steht sie und möchte besichtigt werden, und weiter geht es in meiner Besichtigung mit dem

Hauptaltar in der Kirche San Pantalon in Venedig

Im Zeitraum von 1668-1671 wurde er von Guiseppe Sardi geschaffen. Dem bedeutendsten Architekten der Übergangszeit von der Renaissance zum Barock, geboren und gestorben in Venedig, begegnet man in Venedig bei vielen Kirchen, z.B. der Scalzikirche und Palästen.

Rechts und links neben dem Altar unverkennbar Petrus und Johannes der Evangelist. Auf der anderen Seite Giuliana, die Mitbegründerin des weiblichen Servitenordens und Paulus.

Im Deckenbild dargestellt der Triumph der Eucharistie. Fumiani hat es Ende des 17. Jahrhunderts gemalt. An der hinteren Wand zeigt er Christus im Haus von Marta und Maria.

Die großflächigen Seitenbilder entstanden von anderen Künstlern ab 1693 und zeigen die Vermehrung von Brot und Fischen und die Heilung am Teich Bethesda. Das, wie ich finde wunderschöne Kruzifix wurde Ende des 14. Jahrhunderts hergestellt.

und ich beginne mit der größten Kapelle des Namenspatron. Die mittlere der rechten Kapellen ist dem Namenspatron der Kirche gewidmet –

die Kapelle des Hl. Pantalon

Sie war ursprünglich einmal das Presbyterium. In ihr haben sich andere namhafte Künstler verewigt. So z.B. im Altarbild, das kein Geringerer als Veronese um 1587 gemalt hat. Es zeigt, wie Pantalon einen Knaben heilt. Auf Wunsch des Gemeindepriesters wurde es angefertigt, und war eines der letzten Werke von Veronese. Bei einem Venedigbesuch solltet ihr seinen Gemäldezyklus in der Kirche San Sebastiano nicht unbeachtet lassen.

Die beiden großen Seitengemälde wurden so um 1700 von Jacopo Negretti, auch Palma il Giovane genannt, gefertigt. Auch der Baumeister hat sich in der Kapelle beteiligt – dafür müsst ihr den Kopf etwas in den Nacken legen. Fumiani hat die Kuppel gestaltet mit der Glorie des Heiligen, im Kranz um ihn allegorische Figuren.

Rechts daneben, ist die

Kapelle der Hl. Anna

Fast die ganze Familie zeigt sich hier vereint.

Die dritte Kapelle auf der rechten Seite ist die

Kapelle des Hl. Bernhardin von Siena

und wurde, wie andere Kapellen gesponsert. Auch er begegnet mir des Öfteren bei anderen Kirchenbesuchen.

Vielleicht fragt ihr euch anhand der sehr vielen Kirchenberichten auf meinem Reise- und Fotoblog ‚Ist Inge so gläubig?‘ Meine persönliche Einstellung: Glaube hat nichts mit Kirchenbesuchen zu tun, und bei mir schon gar nicht. Glaube leben passiert bei mir nicht in einer Kirchenbank. Aber, mich faszinieren Kirchen, die Kunstgeschichte. Dieses Interesse ist während unserer Pragreise entstanden. In Venedig haben wir während der vier Wochen ca. 35 Kirchen besucht. Und ehrlich, danach war dann auch bei mir die Luft raus. Ob der immensen Pracht und dem Protz in manchen Kirchen, mache ich mir dann auch schonmal Gedanken. 

Die drei Kapellen auf der linken Seite greifen, wie in vielen Kirchen, die oft gleichen Themen auf.

Kapelle der Hl. Dreifaltigkeit

Kapelle Immacolata

Capella Addolorata

Verschiedene Künstler waren an der Gestaltung beteiligt.

Auf der linken Seite erreicht man durch einen kleinen Flur

die Kapelle des Hl. Nagels in der Kirche San Pantalon in Venedig

Sehr sehenswert ist dort das Bild der „Marienkrönung“ von Antonio Vivarini und Giovanni d’Alemagna. Letzterer war ein deutscher Maler, der vorwiegend in Italien tätig war, und oft zusammen mit Vivarini arbeitete.

Einen Raum weiter kommt man in

das Hl. Haus von Loreto in der Kirche San Pantalon in Venedig

So um 1745 hat Pietro Longhi die Gemälde um Maria mit dem Jesuskind geschaffen. Von wem die wunderschöne Marienstatue ist, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Ebenfalls habe ich nicht das Hl. Haus nachgemessen. In Original soll es 9,25 Meter lang, 4,10 Meter breit und 5 Meter hoch sein. Was aber zutreffend ist, dass, wie es im Original ist, nur ein einziges Fenster, das sogenannte „Engelsfenster“ Licht in den Raum bringt. Über dieses soll der Erzengel Gabriel zu Maria gekommen sein.

Die Legende vom Haus von Loreto

soll sich zugetragen haben, nachdem Kreuzfahrer im 13. Jahrhundert das Heilige Land verloren hatten. Da Jerusalem dann von den Muslimen eingenommen wurde, hieß es dann, retten was zu retten ist. Engel sollen dieser Legende zufolge, das Haus der Hl. Familie von Nazareth über Kroatien nach Italien gebracht haben. In Loreto hat es dann seinen Platz gefunden. Viele Kirchen haben das Hl. Haus von Loreto in ihrer Kirche entweder integriert, so wie z.B. die Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg in meiner Heimat – oder aber als freistehendes Hl. Haus wie beim Wallfahrtsort Prager Loreto in Prag.

Wieder zurück in der Kirche, geht mein Blick hoch zur

Orgel in der Kirche San Pantalon in Venedig

Es bleibt jetzt aber, trotz der nachfolgenden Fotos, noch einiges zu sehen für euch übrig, wenn ihr die Kirche in Venedig besucht. Mit einem letzten Blick geht es hinaus auf den Campo, und wir setzen unseren Bummel durch Dorsoduro fort.

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