Ein grandioses Doppelfest feiert vom 11.-13. Juli 2025 meine Heimatgemeinde Waldstetten im Ostalbkreis. 750 Jahre Waldstetten und der Kreisfeuerwehrtag 2025 wurden gebührend gefeiert.

750 Jahre Gemeinde Waldstetten wollen allein für sich schon gefeiert werden. Wenn aber dann noch ein zweites Großereignis, wie der Kreisfeuerwehrtag dazukommt, dann kann das eine Gemeinde schon auf den Kopf stellen. Seit gut 40 Jahren lebe ich in der kleinen Gemeinde unterm Stuifen, fühle mich pudelwohl und so ist es natürlich für mich ein Muss, euch in dieses

Festwochenende „750 Jahre Waldstetten“  und „Kreisfeuerwehrtag 2025“ vom 11.-13. Juli 2025 in Waldstetten (Ostalbkreis)

mitzunehmen. Schon Wochen, nein man kann schon sagen, Jahre vorher begannen im Hintergrund die Planungen für dieses Großereignis. Es ist ja nicht so, dass wir Waldstetter (mit Spitznamen Wäschgölten) nicht zu feiern wissen, aber an diesem Wochenende sind mehrere Highlights geplant, bei denen man sich sicher ist, dass diese die Menschen zu Tausenden anlockt.

Die Sicherheitsauflagen, die inzwischen für jedes Fest gelten, wurden meisterhaft gelöst. An dieser Stelle ein DANKE an all die Verantwortlichen, die dafür gesorgt haben, dass dieses Fest ohne Zwischenfälle blieb. Es war ein geschäftiges Treiben im Ortskern, denn bedingt durch den Rathausneubau war die Ortsdurchfahrt schon seit vielen Wochen gesperrt. Aber gerade hier sollte doch der Festzug am Höhepunkt der drei Tage durchlaufen. Das war wie Blümchen rupfen: klappt es … klappt es nicht …. klappt es. Tadaaaaaaa die Baufirma hat so Knallgas gegeben, dass zwei Tage vor dem Umzug die Baustelle geöffnet werden konnte.

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Von den Landfrauen fein herausgeputzt, erfuhr gleich jeder Besucher im Ort, dass hier große Feierlichkeiten bevorstehen. Um unsere, über all den Häusern thronende St. Laurentius-Kirche flatterten die Gemeindefahnen. An der Stelle merke ich gerade, dass mein Bericht zu meinem Heimatort von 2019, in den Anfangszeiten meines Reiseblogs, doch etwas dürftig daher kommt. Deshalb erfahrt ihr hier

ein bisschen Geschichte zu Waldstetten im Ostalbkreis

Die geht zurück ins Jahr 1275, als Waldstetten zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde. Das Bistum Konstanz, dem die katholische Pfarreikirche damals angehörte, sollte einen Kreuzzug ins Heilige Land organisieren. Damit man den aber finanziert bekam, sollten alle Pfarreien ihren Beitrag dazu geben. Und da Gelder ja schließlich verwaltet werden müssen, wurde zu dem Zweck ein Steuerregister angelegt und sorgsam eingetragen, dass die Pfarrei Waldstetten 65 Heller bezahlt hat.

Aber schon viele Jahre davor, nämlich so ca. 2.000 Jahre, sollen sich die Kelten am Waldstetter Bach niedergelassen haben. Von diesen soll der Ortsname kommen. Aber wer kann heute schon sagen, was wirklich vor 2.000 Jahren war, es sind Überlieferungen.

Sicher ist, dass die Adeligen vom Rechberg, nur ein paar Kilometer von Waldstetten weg, auf dem Eichhölzle eine Burg gebaut haben. Diese wiederum standen als Ministeriale im Dienste der Staufer und hatten eine Burg auf dem Hohenrechberg. Für alle Ortsunkundigen sei erwähnt, dass wir im Stauferland leben, denn nur wenige Kilometer von Waldstetten und dem Rechberg entfernt, stand die Stammburg der Staufer auf dem Hohenstaufen. Da ich ja in meinem Reiseblog auch auf den „Spuren der Staufer“ unterwegs bin, könnt ihr euch auf der Seite ein bisschen durch die Staufer lesen.

So klein war die Burg auf dem Eichhölzle, einer kleinen Erhebung über dem Dorf, gar nicht. Die wurde aber im Städtekrieg, der 1449 in der Region tobte, von der Reichstadt Gmünd mit Verstärkung von Hall zerstört. Und alles weil sich sich Adelige mit den Reichsstädten anlegten. Da ging es um Fahrrechte, Grenzen und Jagd- und Fischereirechten. Man konnte sich einfach nicht einig werden – die Adeligen vom Rechberg legten sich mit Gmünd an. Der Gipfel war dann wohl, als der Graf vom Rechberg der Stadt eine Viehherde geraubt hatte.  Als Rache wurde dann die Burg Eichhölzle zerstört, und die Siegergruppe feierten ihren Sieg groß zwischen Waldstetten und Gmünd.

Tja, da hat aber einer die Rechnung ohne die Waldstetter und Rechberger gemacht. Die haben sich nämlich Verstärkung vom Württembergischen Heer geholt und die Gmünder wurden auf dem Heimweg in der Schlacht bei Waldstetten geschlagen. Über 300 Gefangene oder Getötete von rund 600 Mann war das Ergebnis der Schlacht, an die heute noch zwei Obelisken an der Ortsgrenze zur Stadt erinnern. Wenn man es genau nimmt, dann wurden die erst viel später aufgestellt. Und zwar als das Heer von Napoleon geschlagen wurde. Aber, und nehmt das jetzt bitte nicht zu ernst, denn diese Zeiten sind lange vorbei – es sollte den Gmündern als Warnung dienen: „Bis hierher und nicht weiter.“

Ich durfte vor über 40 Jahren unbehelligt diese Grenze überschreiten und wurde als Gmünderin in Waldstetten heimisch

So um 1605 wurde vom Rechberger Adel ein Schlösschen in Waldstetten erbaut, das aber im Dreißigjährigen Krieg 1643 zerstört wurde. Bis 1672 blieb Waldstetten als Rittergut bei dem Haus der Grafen vom Rechberg. Dann begann mein berühmtes ‚Ringlein-Spiel‘ – Ringlein, Ringlein du musst wandern. Waldstetten wanderte auch von einem Besitzer zum anderen – erst zum Stiftskapitel der Fürstprobstei Ellwangen, dann ans Herzogtum Württemberg um dann im Zuge der neuen Verwaltungsgliederung dem Oberamt Gmünd zugeteilt zu werden. Aber, und darauf sind wir Waldstetter stolz wie Bolle, wir sind eine selbstständige Gemeinde und wurden nicht in die Stadt Schwäbisch Gmünd als Teilort eingegliedert.

Und ich bin mir sicher, dass dies auch so bleiben wird. Denn mit unserem Bürgermeister, den wir erst 2025 in eine dritte Amtszeit gewählt haben, gilt die Warnung der Obelisken „bis hierher und nicht weiter“.

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Überall waren die Straßen entlang des Festumzugs und an den wichtigen Stellen im Ort mit den Gemeindefarben gelb-blau geschmückt. Selbstbemalte Löwenköpfte zierten die Ortseingänge und weisen auf das Wappen der Gemeinde hin. Das soll an das Wappen der Herrschaft derer vom Rechberg erinnern, unter der lange Zeit der Ort stand. 1937 wurde der Gemeinde das jetzige Wappen verliehen, welches auch nochmal 1965 vom Innenministerium wiederholt wurde. 2011 hat sich die Gemeinde für eine Aufhübschung entschieden.

Am Freitag begann das Festwochenende mit einem Highlight. Nur für dieses Fest fand sich die Band ‚One‘ nochmal in dem 80×30 Meter großen Festzelt für ein Konzert zusammen.

Ja, ihr habt richtig gelesen 80×30 Meter war das Festzelt, das in einer logistischen Meisterleistung und Gemeinschaftsarbeit von der Feuerwehr Waldstetten, dem Gemeindebauhof und ganz vielen Helfern am Ortsrand aufgestellt wurde.

Weiter ging es am Samstag, 12.07.2025 mit dem

Kinderzumzug – 750 Jahre Waldstetten

bei dem sich die Kindergärten und Schulen von Waldstetten und der Teilgemeinde Wißgoldingen beteiligen.

Über diese Teilgemeinde möchte ich an dieser Stelle gar nicht zuviel schreiben – lest alles nach in meinem ausführlichen Bericht zu Wißgoldingen, bzw. Waldstetten-Wißgoldingen. 

Voller Stolz rief ein paar Tage vor dem Umzug mein kleiner Enkel, 1. Klasse, an: „Gell Oma, du kommst am Samstag zum Umzug!“ Wie könnte die Oma das vergessen. Als kleiner Feuerwehrmann ging er mit seinen Mitschülern durch die Hauptstrasse bis hinaus ins Festzelt.

Ich habe bewusst nur wenige Fotos vom Kinderumzug gemacht und stelle auch nur die Fotos ein, wo ich die Gesichter der Kinder unkenntlich machen konnte. Auch wenn ich Fotos von einem öffentlichen Ereignis auch ohne das Einverständnis veröffentlichen könnte, so mag ich das bei Kindern nicht tun. 

Richtig viel Mühe haben sich die Kindergärten und Schulen gegeben, einen bunten Zug den vielen Zuschauern am Straßenrand zu präsentieren. Seht selber ….

Auf dem Festgelände folgten auf der Bühne noch Vorführungen, und ein reichhaltiges Angebot beschäftigte die Kinder.

Am Samstagabend folgte das nächste Highlight – das Festzelt tobte mit DJ Ötzi. Und ich saß auf dem Balkon und hörte wie die Festzeltbesucher lauthals zu „Ein Stern der deinen Namen trägt“ mitsangen. Ja, je nachdem wie der Wind steht, hallt so ein Konzert übers ganze Dorf.

Da man bekanntlich auf einem Bein nicht wirklich stehen kann, besser sind ja immer beide, hat Waldstetten auch den

Kreisfeuerwehrtag 2025 in Waldstetten

als Ausrichter der Veranstaltung übernommen. Das Festzelt steht eh, warum also nicht. Während ich den Bericht hier schreibe, bekomme ich gerade wieder eine Gänsehaut. Denn an diesem Tag ist so quasi meine Kindheit an mir vorbeigelaufen.

Ich bin mit der Blaulicht-Gruppe großgeworden. Mein Vater war Kreisgeschäftsführer des Roten Kreuzes, meine Mutter stand ihm zur Seite. Heute undenkbar, denn das DRK hat sich unheimlich weiterentwickelt und vergrößert seit dieser Zeit. Aber damals saß ich nach der Schule in dem kleinen Büro, bekam mit, wenn einer der Fahrer in den Krankenwagen sprintete und mit Blaulicht und Sirene davon fuhr. Oder wie meine Mutter verzweifelt versuchte, bei einem schweren Unfall  sämtliche verfügbare Fahrer dorthin abzuziehen. Ich wurde damit groß.

Auch mit der Feuerwehr, denn das Büro lag genau neben der Hauptwache der Feuerwehr. Oft sah ich wie die Schläuche zur Reinigung ausgerollt waren, wie alles so verstaut wurde, dass man es beim Einsatz griffbereit hatte. Und so ein ums andere Mal sah ich die Männer an der Stange herunterrutschen um ganz schnell in ihre Fahrzeuge zu rennen, damit sie schnell am Brandort sind. Ja, diese Zeiten sind schon sehr sehr lange vorbei, aber die Erinnerung bleibt.

Sie bleibt auch deshalb immer wieder frisch, weil meine Schwiegertochter aus einer Feuerwehrfamilie kommt, aktive Feuerwehrfrau ist und auch mein Enkel dies schon im Blut hat. Und jetzt laufen heute Hunderte von Feuerwehrmänner und -frauen in dem großen Festumzug vorbei. Alte Feuerwehrwagen wie ich sie aus meiner Kindheit kenne begleiten den Festzug. Und ganz viel Blas- und Marschmusik.

Auch das ist eine Musiksparte, die ich durch die Vorliebe meines Papas immer noch gerne höre. Nicht immer, aber bei solchen Gelegenheiten gehört sie einfach dazu.

Bevor ich euch da noch mehr dazu schreibe – hört und seht einfach in meinen kleinen Film, den ich für euch zusammengeschnitten habe. So seid ihr quasi live dabei.

1,5 Stunden zog der Umzug durch den Ort hinaus auf den Festplatz. Und das bei herrlichem Wetter. Wenn Waldstetten feiert, dann freut sich der Wettergott mit uns. Das haben wir oft schon im Herbst beim Waldstetter Herbst erlebt – noch einen oder zwei Tage davor Regen, bange Blicke gen Himmel, und am Festtag lacht mit uns die Sonne.

Eigentlich wollte ich das Highlight dieses Nachmittages ja auch noch erleben –

der Fahneneinmarsch beim Feuerwehrtag 2025 in Waldstetten

Aber es waren mir schlicht zu viele Leute unterwegs, die sich am Umzugsende Richtung Festzelt bewegten. Die Sonne knallte herunter – nein, jetzt gute 1,5 km in dem Pulk mitlaufen? Ich stellte mal wieder fest, ich mag keine Massen mehr. Schade, es sollte nicht sein, die Stimmung im Zelt einzufangen, so dachte ich am Abend noch.

Aber da hat mich mein Enkel eines Besseren belehrt. Dieser kleine Schatz verblüfft mich mit seinen sieben Jahren immer wieder. Er muss wohl es wohl von mir geerbt haben, meint meine Schwiegertochter immer wieder lachend. Er filmt und fotografiert leidenschaftlich gerne. Und mit einer Ausdauer, die mich in Erstaunen versetzt. Ein paar Tage nach dem Großereignis kam er zu uns: „Oma, ich hab den Fahneneinmarsch gefilmt. Schau mal.“

Wir haben uns die Filme gemeinsam angeschaut. Mein ganz kleiner Schatz klatschte und wippte mit seinen nicht ganz zwei Jahren mit, und in meinem Kopf ratterte es. „Julian, sollen wir gemeinsam einen Film für meinen Reiseblog machen?“ Dieser Stolz und das Strahlen war Antwort genug von ihm. Gemeinsam haben wir uns an den Rechner gesetzt, ich habe ihm gezeigt, wie wir die Pausen herausbekommen, und er hat mir gesagt was unbedingt in den Film muss, und wo er ihn schneiden würde. Und das ist nun das Ergebnis …

Das hat er mit seinen sieben Jahren doch toll gemacht, oder?
Es ist wahnsinnig schwer, solch einen bewegten Einmarsch zu filmen. Aber ich finde, er hat die Stimmung so klasse eingefangen, die Fahnenschwenker … auch wenn mal ein Wackler drin ist. Ich bin einfach nur richtig, richtig stolz auf ihn. Und es wird mit Sicherheit nicht unser letztes gemeinsames Projekt sein. Denn soviel kann ich an der Stelle schon verraten – er ist ein Guggenmusik-Fan durch und durch. Auch das hat er nicht von ungefähr.

Nächstes Jahr feiern die „Waldstetter Lachabatscher“ ihr 33 jähriges Bestehen. Und mit von der ersten Stunde dabei war Julians Papa. Aber man kann ja ein zehnjähriges Kind nicht alleine zu den Guggen gehen lassen. Kurzerhand bin ich mit meinem Sohn in der Gruppe eingestiegen. Wir hatten Spaß. Und genau diesen Spaß erlebt jetzt mein kleiner Enkel bei der Guggenmusik „Überdruck“, wo er mit seiner Tante die Begeisterung teilt. Ich denke, dass ihr nächstes Jahr einen Film von ihm sehen könnt, vom großen Guggenmusik-Treffen in Schwäbisch Gmünd. Lasst euch überraschen.

Schaut also immer wieder gerne bei mir rein. Es tut sich ja sowieso immer etwas bei meinen Urlaubsreisen.

So kommt ihr nach Waldstetten im Ostalbkreis