Sie soll die schönste Kirche Italiens sein, und die Älteste von Florenz – die Kirche San Miniato al Monte in Florenz. Auf einem Hügel über der Stadt, bietet sie nicht nur einen fantastischen Blick über Florenz, sie birgt in ihrem Innern auch einige Schätze.

Heute wollten wir hoch hinaus, mit dem Ziel den Sonnenuntergang über Florenz zu erleben und natürlich einen Blick von oben auf die Stadt zu werfen. Aber irgendwie hatten wir das noch nicht so richtig raus, von wo, wohin und überhaupt die Buslinien in Florenz fahren. Von den Planungen: wir fahren einfach mit der Straßenbahn (davon gibt es in Florenz zwei Linien und eine davon führt durch unseren Stadtteil) zum Bahnhof, und von dort mit dem jeweiligen Bus easy weiter, haben wir uns bereits am Abend unseres ersten Tages in Florenz verabschiedet. Ja, sie fährt. Aber von der Haltestelle in der ‚Nähe‘ unserer Wohnung waren es dann noch über 15 Minuten zu Fuß nach Hause. Und dieser Weg zog sich schier endlos, müde von den Besichtigungen des Tages und bei immer noch gut 38 Grad am Spätnachmittag – dieser Plan wurde in Gedanken mit einem fetten Querstrich versehen.

Unser Fortbewegungsmittel auf Zeit wurde dann die Buslinie 35, die kaum fünf Minuten von der Wohnung hielt, uns aber nur bis zu einem Zwischenstopp brachte. Von dort ging es dann entweder (je nach Ziel) weiter mit den kleinen Stadtbussen oder mit der Straßenbahn zum Hauptbahnhof. Was für ein Glück, dass die Tickets 90 Minuten gültig waren, genug Zeit für die Umstiege und Weiterfahrten. Denn von unserer Wohnung auf Zeit brauchten wir bereits im Stopp und Go 30 Minuten. Doch an diesem Tag war mal wieder alles anders. Einer der vier Stadtbuslinien fährt hinauf auf den Berg zu den Sehenswürdigkeiten auf der Südseite des Arnos, der die Stadt in Nord und Süd trennt. Hmm …. aber wo ist jetzt die Haltestelle für genau unsere Linie?

Lotte (unser Navi) machte vermutlich auch die ungewohnte Hitze zu schaffen – sie tat einfach was sie wollte, teilweise nämlich nix 😳. Genau dieses Spiel trieb sie dann auch an diesem Nachmittag, es war zum Mäuse melken. Denn auch Fragen an Passanten brachten uns nicht einen Meter weiter zu unserer Haltestelle. Und von einfach draus los laufen, hatten wir nach unserem Erlebnis des ersten Tages genug. Da sind wir nämlich bald 15 Minuten in die falsche Richtung gelaufen, in der Hoffnung den richtigen Weg in die Stadt zu finden 🙈 Ihr könnt euch denken, wer uns dieses Sportprogramm eingebrockt hatte? Genau, Lotte! Irgendwann hatte sie dann aber jetzt doch ihre guten fünf Minuten und wies uns den richtigen Weg 🙂 Lotte, das üben wir noch!

Die Fahrt hinauf auf den Hügel über der Stadt, eine genaue Höhenangabe fand ich nicht für die Kirche, aber es dürften so zwischen 100 und 150 Höhenmeter sein, war interessant und kurzweilig. Denn lohnenswert sind alle vier Stadtbuslinien für eine kleine Stadtrundfahrt. Sie fahren alle sehenswerten Ziele der Stadt an, und man kann sich für 1,50 € einen ersten Überblick verschaffen. Kommt jetzt mit zu

meiner Besichtigung der Kirche San Miniato al Monte in Florenz

Die begann nach Verlassen des Stadtbusses erstmal mit einem WOW. Denn

die Blicke von San Miniato al Monte auf Florenz

sind herrlich. Zwar sind sie hier etwas von Büschen und Bäumen eingeschränkt, aber einige Meter weiter unten auf der Piazzale Michelangelo bekommt man sie ohne Einschränkungen. Aber toll sind die Blicke von oben trotzdem 😉

Hoch überragen die Wahrzeichen der Hauptstadt der Toskana das Häuserbild der Stadt – der Dom von Florenz mit seiner weltberühmten Kuppel, dem Campanile und Baptisterium und dem Palazzo Vecchio, dem weltlichen Machtzentrum von Florenz.

Die Außenansicht der Basilika San Miniato al Monte über Florenz

zeigt sich in typischem Stil der Florentiner Protorenaissance. Man sieht diese Verkleidung, die aus weißen Carrara-Marmorplatten mit dunkelgrünen Serpentin besteht, z.B. auch am Dom von Florenz oder dem Baptisterium beim Dom. Allein der Aufgang zur Basilika, die ebenfalls wie die Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt – ich bin begeistert ….

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Ich habe sehr schnell in Florenz gemerkt, dass man sich die Kirchen außen (aber auch innen) etwas genauer anschauen sollte. Wenn’s also mal wieder länger dauert 😀 Die wohl längste Kirchenbesichtigung haben wir gleich am ersten Tag hingelegt, in der Kirche Santa Maria Novella waren wir fast sage und schreibe drei Stunden beschäftigt. Ich sah hier meine ganze Besichtigungs-Vorplanung dahinfließen, und das war nicht nur der Hitze geschuldet, die uns zusätzlich alles durcheinanderwirbelte. Aber man ist ja flexibel 😀 😀 

Hier zog noch 

das Mosaik an der Außenfassade von San Miniato al Monte

meine Aufmerksamkeit an. Meine ‚Emma‘ half mir da wirklich immens, alles genau zu sehen. Deshalb entging mir auch nicht, dass der Adler auf einem Wollknäuel sitzt. Es ist das Wappentier der Großkaufleute, und die waren große Förderer der Kirche. Klar, dass der in luftiger Höhe seinen Platz bekommen musste.

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mosaik an der aussenfassade basilika san miniato al monte florenz 5001
adler an der aussenfassade basilika san miniato al monte florenz 5003

Bevor ich mich in der Innenbesichtigung verliere, gibt es erstmal

ein bisschen Geschichte zur Basilika San Miniato al Monte über Florenz

die zu den ältesten Kirchen in Florenz zählt. Wie bei so vielen anderen Kirchen, begann auch hier auf dem Hügel über der Stadt alles mit einer Legende. Minias – ihr werdet später in meinem Bericht noch mehr über ihn sehen und lesen – soll ein verarmter Prinz gewesen sein. Aber auch Christ, der auf der Pilgerreise nach Rom unterwegs war. Das ging zu Zeiten von Kaiser Decius gar nicht, und als er 250 n.Chr. in Florenz Station machte, ließ ihn Kaiser Decius am Arno enthaupten. Minias soll nach dieser Aktion mit seinem Kopf auf das andere Ufer des Arno geschwommen sein, auf den Hügel zu seiner Einsiedelei gelaufen, und dort dann verstorben sein. Als erster Märtyrer von Florenz, und als Patron der Stadt wurde dem Heiligen an dieser Stelle im 4. Jahrhundert eine kleine Kapelle errichtet.

Dass solche kleine Kapellen nicht auf Dauer sind, bewies sich hier schon im Jahr 1013. Der Bischof von Florenz Hildebrand (Ildebrando) ließ, gesponsert vom damaligen König von Italien, Heinrich II. den Bau einer Kirche beginnen. Zur Kirche wurde ein Kloster gebaut, das zunächst den Benediktinermönchen eine Heimat gab, 1373 an die Olivetaner, einem Zweigorden des Benediktinerordens, ging. Die ruhigen Jahre waren dann aber auch hier oben auf der Höhe vorbei, es brodelte ganz gewaltig in Florenz und in der Medici-Dynastie, die den Ton angaben. Als auch noch einer von den Medicis Papst wurde, Clemens II., und eine Regierung durch seine Familie jämmerlich scheiterte, musste man das Schlimmste befürchten. Denn der Papst und der Kaiser schlossen Frieden und belagerten Florenz. Was den Bürgern aber nun überhaupt nicht passte. In dieser Zeit baute Michelangelo eiligst San Miniato al Monte als Festung um, damit die Kirche keinen Schaden nahm. Florenz hatte keine Chance gegen den Kaiser, gab auf und die Familie de Medici übernahm wieder das Zepter.

Der Orden verließ das Kloster, hat sich aber seit 1924 wieder dort angesiedelt. Die Festungsmauern blieben. Als in der Stadt 1854 die Cholera ausbrach, erlaubte es die Verwaltung, dass innerhalb der Mauern ein Friedhof angelegt werden durfte. Der sollte ja ansonsten immer außerhalb der Stadt und der Stadtmauern sein.

Der Friedhof von San Miniato al Monte (Cimitero delle Porte Sante) in Florenz

bekam von uns einen Blick auf dem Weg zur Kirche. Ich wusste zwar, dass hier viele Künstler und bedeutende Persönlichkeiten ihren letzten Ruheplatz gefunden haben – aber keine Ahnung warum, wir übersahen beim  Abschluss unserer Kirchenbesichtigung den Eingang in den großen Friedhofsbereich.

 

Die Innenbesichtigung der Basilika San Miniato al Monte in Florenz

begann für mich erstmal mit einem Staunen. Wow. Als romanische Kirche hat sie neben dem Langschiff noch zwei Seitenschiffe, durch Säulen getrennt, aber kein Querschiff wie in den meisten Kirchen in Florenz.

Nachdem der Gesamteindruck gesackt ist, ging mein Kopf nach oben zum

Dachstuhl in der Basilika San Miniato al Monte in Florenz

Decke kann man den ja nicht nennen.

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1329 wurde er erneuert und außergewöhnlich sind die bemalten Dachbalken. In dieser Art habe ich es bisher noch bei keiner unserer Kirchenbesichtigungen gesehen, bei unserem vierwöchigen Aufenthalt dafür umso häufiger.

Der nächste Blick geht vor zur

Kapelle des Kruzifix (Cappella del Crocefisso) in der Basilika San Miniato al Monte

Die freistehende Kapelle oder das Ziborium, also ein Aufbau über einem Altar, der auf Säulen steht, wurde 1448 von Michelozzo gefertigt. Ihr werdet ihm in einigen meiner Berichten noch begegnen, u.a. war er an der Außenkanzel am Dom von Prato mit beteiligt. Den Auftrag bekam er von einem de Medici. Wer die Bauten dieser reichen Familie sehen möchte, der braucht nur nach deren Wappen zu suchen. Auf einer besonderen Schildform sind fünf erhöhte Kugeln, darüber die Kugel mit Lilien. Dieses Wappen war an allen Gebäuden oder Kirchen mehrfach zu finden, bei denen die Familie beteiligt war. Man musste ja schließlich zeigen, was man bauen (lassen) kann.

Doof nur hier in San Minato al Monte, dass der Auftraggeber sein Wappen versteckt anbringen lassen musste. Denn die Zunft der Händler, die die Kirche mit Finanzspritzen unterhielt, wollte sein offensichtlich gezeigtes Wappen nicht dulden. Geschickt hat Piero de Medici aber dann doch auf sein Sponsoring aufmerksam gemacht – umlaufend oben am Fries ist er zu erkennen, an drei Straußenfedern mit einem Ring. Man muss sich halt nur zu helfen wissen 😉

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Obwohl in der kleinen Kapelle auch heute noch ein Altarkreuz steht, ist es doch nicht das Kreuz, von dem die Kapelle ihren Namen hat. Es mag San Giovanni Gualberto, ein Mönch, bestimmt nicht leicht gefallen sein, den Mord an seinem Bruder nicht zu rächen. Als aber so um 1030 der Kopf Jesu an diesem berühmten Kruzifix den Kopf vor ihm gebeugt hatte, hat dieser auf eine Rache verzichtet. Das Kreuz befindet sich heute in der Basilika Santa Trinita in der Altstadt von Florenz. Trotzdem wunderschön und farbenprächtig die Altartafeln.

Ich mag romanische Kirchen und in meinem Heimatumfeld gibt es da einige davon. Stammen sie doch, so wie z.B. unsere Johanniskirche in Schwäbisch Gmünd aus der Stauferzeit. Und da ich ja im Stauferland lebe und in meinem Blog auch auf den Spuren der Staufer unterwegs bin, auch in der Toskana, fasziniert mich die Bauweise und Ausstattung.

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Aus dem 12. Jahrhundert stammt die Kanzel auf dem Hochaltar, der zu unserer Besuchzeit restauriert wurde. Alt sind auch

die Wandfresken in der Basilika San Miniato al Monte in Florenz

die teilweise von Anfang des 13. Jahrhunderts stammen, und als die ältesten erhaltenen Fresken in Florenz gelten.

Etwas jünger sind die Darstellungen der Krönung Marias und der Kreuzigung Christus, die ab 1400 gefertigt wurden.

Die Kapelle des Kardinals von Portugal in der Basilika San Miniato al Monte in Florenz

hat König Alfons V. von Portugal 1461 in Auftrag gegeben. Es ist das einzige Grabmal in der Kirche, ansonsten sind in den Florentiner Kirchen teilweise überreichlich viele Grabdenkmäler und -kapellen zu finden. Kardinal Jacob von Lusitanien, ein Neffe des König Alfons V., wurde Ende März 1453 zunächst zum Bischof Arras ernannt, wenig später ernannte ihn der Papst in Rom zum Erzbischof von Lissabon. Pech nur, dass er aufgrund seines Alters nicht so in Amt und Würden geweiht werden konnte wie es sein sollte, und somit nur als Administrator regierte. Die Reise nach Rom hatte aber auch zur Folge, dass Jacob aufgrund der Lage nicht mehr nach Lissabon zurückreisen konnte. Also blieb er in Italien und übte sein Amt von hier aus.

Während einer Reise innerhalb Italiens erkrankte Jacob und verstarb am 15. August 1459 mit nur 26 Jahren in Florenz. Der König beauftragte Antonio Manetti, der bei Brunelleschi gelernt hat, einen Sarkophag für den verstorbenen Neffen zu entwerfen. Die Bildhauerarbeiten wurden Antonio Rossellino übertragen. Mit dieser Arbeit schuf er in der Frührenaissance das bedeutendste Marmorgrabmal.

Was mir an dieser Basilika sehr gefällt – sie ist nicht zu reichhaltig ausgestattet, dafür ist die Ausschmückung sehr sehenswert. Man sieht es bereits, wenn man zum Hochaltar schaut, dass es auch noch eine Ebene nach unten geht. In

die Krypta in der Basilika San Miniato al Monte in Florenz

und die ist dem gewidmet, der für die Errichtung der Kirche verantwortlich ist, dem Hl. Minias. Er hat der Kirche auch den Namen gegeben – Minias auf dem Berg, Miniato al Monte. Das Gewölbe wird von feinen Säulen gestützt. Dieser Teil der Kirche soll der Älteste sein. Ob allerdings die im Altar aufgebahrten Reliquien tatsächlich die des Hl. Minias sind, darüber wird spekuliert. Denn Stimmen sagen, sie wären nach Metz gebracht worden, noch lange bevor die Kirche gebaut wurden.

Egal, wo sie liegen, ich finde es ist eine würdige Ehrung für den Märtyrer. Bei den Gewölbe- und Kuppelfresken habe ich mir in Florenz angewöhnt, sie wirklich genauer anzuschauen. Man findet sie in nahezu jeder Kirche der Stadt. 1341 wurden sie mit Propheten und Heiligen versehen.

Ich schau mich noch ein bissle in der Kirche um ….

Wieder aus der Kirche gibt es noch ein Blick hinauf zum

Glockenturm der Basilika San Miniato al Monte in Florenz

der 1523 für den 1499 eingestürzten Turm gebaut wurde, aber nie ganz fertig wurde. Bei der Belagerung von Florenz, über die ich weiter oben geschrieben habe, war er für die Verteidiger Wachturm und Verteidigungsposten. So ganz unbeschadet ist er nicht davongekommen, auch wenn ihn Michelangelo zu schützen wusste. Man schreibt, er hätte ihn in Matrazen eingewickelt.

Neben der Kirche befindet sich im Palazzo dei Vescovi, den der Florentiner Bischof 1294 als Sommersitz erbauen ließ. Heute ist es Heimat für die Ordensbrüder.

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Obwohl immer wieder ein leichter Wind die Sommerhitze im Frühling gedämpft hat, kann man hier oben in dem angrenzenden Park der Sonne etwas aus dem Weg gehen.

Wir haben dem Park nur einen Seitenblick geschenkt, denn unser Weg führte uns geradewegs zum nächsten Ziel auf dem Monte alle Croci, wie der Hügel südlich von Florenz auch genannt wird. Denn die Zeit als der Hl. Miniato allein als Einsiedler dort oben gelebt hat, ist längst vorbei.

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