Die Basilika San Lorenzo (Basilica di San Lorenzo) in Florenz, war dreihundert Jahre die Bischofskirche der Stadt. Mit den Ursprüngen der Kirche, ist sie eine der ältesten Kirche in Florenz und beherbergt in einem Nebenbau die Medici-Kapelle.
Bereits am Abend unseres ersten Tages in Florenz habe ich in Gedanken meine Besichtigungspläne in Frage gestellt. Man muss vier Wochen in Florenz ja schon ein bisschen planen, wenn man nicht kreuz und quer durch die Stadt rennen will, aber so viel wie möglich in dieser herrlichen Kunst- und Kirchenstadt sehen möchte. Was ich mir natürlich bei der Planung am heimischen Schreibtisch überhaupt nicht vorstellen konnte, war die immense Pracht, die uns in der Hauptstadt der Toskana erwarten würde. Ja klar, DIE Kunststadt, aber dass einzelne Besichtigungen dann doch mehr Zeit in Anspruch nehmen, war mir zu diesem Zeitpunkt nicht klar.
Diese Klarheit bekam ich an Tag 1 bei der Besichtigung des Kirchenkomplexes von Santa Maria Novella, wo wir sage und schreibe knapp drei Stunden beschäftigt waren. Mit Hinblick auf meinen Reiseblog geht natürlich alles ein bisschen genauer 😉 Punkt zwei, dass ich meine Pläne wegschmelzen sah, war das Wetter: ich weiß ja, wenn Engel reisen und so … wir müssen schon verdammt gute Engel sein 😀 Das Thermometer sahen wir durchgängig in diesen vier Wochen auf zwischen 30 und 39 Grad.
Wir sind bei unseren Städtetouren Hardcore unterwegs (und waren es die ersten beiden Wochen auch trotz der Hitze), aber ab Tag zwei galt der Satz: Soweit wir kommen. Denn an diesem Tag hatten wir den nächsten großen Kirchenkomplex auf dem Besichtigungszettel. Zu
Inhaltsverzeichnis
- 1 meiner Besichtigung der Basilika San Lorenzo (Basilica di San Lorenzo) in Florenz (Firenze)
- 2 Meine Innenbesichtigung der Basilica di San Lorenzo in Florenz
- 2.1 Blick zur Tribuna delle reliquie (Tribüne der Reliquien) in der Basilika San Lorenzo in Florenz
- 2.2 Decke in der Basilika San Lorenzo in Florenz
- 2.3 Hauptchorkapelle in der Basilika San Lorenzo in Florenz
- 2.4 Fresko mit dem Martyrium des Hl. Laurentius (San Lorenzo) in der Basilika San Lorenzo in Florenz
- 2.5 die Bronzekanzeln von Donatello in der Basilika San Lorenzo in Florenz
- 2.6 die Sängerkanzel (Cantoria) von Donatello und die Orgel in San Lorenzo in Florenz
- 2.7 die Seitenkapellen in der Basilika San Lorenzo in Florenz
- 2.8 das eucharistische Tabernakel in der Basilika San Lorenzo in Florenz
- 2.9 die „Alte Sakristei“ in der Basilika von San Lorenzo in Florenz
- 2.10 Kreuzgang von San Lorenzo in Florenz
- 2.11 Bibliothek Laurenziana in Florenz
- 2.12 die Krypta und das Museum von San Lorenzo in Florenz
- 2.13 Piazza San Lorenzo in Florenz
- 2.14 Das könnte Euch auch interessieren:
- 2.15 So kommt ihr zur Basilika San Lorenzo in Florenz
meiner Besichtigung der Basilika San Lorenzo (Basilica di San Lorenzo) in Florenz (Firenze)
nehme ich euch jetzt mit. Macht euch darauf gefasst (wie in manchen anderen meiner Berichte) es könnte mal wieder etwas länger dauern. Aber hallo, nein, nicht weil ich ne lahme Schnecke bin, sondern weil es wirklich ein richtig umfangreicher Kirchenkomplex ist. Die Wartezeit auf freie Sicht beim Fotografieren ohne schmückendes Beiwerk bekommt ihr ja nicht mit 😉 Denn, auch wenn es in meinen Fotos so scheint – wir waren nicht allein in der Kirche. Und es kümmert auch (so gut wie) keinen, ob man mit der Kamera wartend zum Fotografieren dasteht. Meine Besichtigungen beginnen immer mit
der Außenansicht der Basilika San Lorenzo in Florenz
der man das verschachtelte Äußere im ersten Moment gar nicht ansieht. Wir sind doch tatsächlich an der Medici-Kapelle, die bei San Lorenzo ist, beim ersten Anlauf achtlos vorbeigelaufen. Ja, wo ist sie denn? Ja, da steht sie doch! 😀 😀 Nur war sie da geschlossen, keine Warteschlangen vor dem Eingang, kein großes Schild – menno, woher soll man das dann wissen? Den Bau über dem Vorbau, und nochmal eine Kuppel, ein Kreuzgang und nochmal eine kleine Kuppel – so richtig sieht man den Kirchenkomplex nur von der Seite der gleichnamigen Piazza.
Warum dieser Bau so verschachtelt ist, dazu gibt es gleich
ein bisschen Baugeschichte zur Basilika San Lorenzo (Basilica di San Lorenzo) in Florenz
Meist beginnen ja Baugeschichten von Kirchen mit dem Satz „es war einmal“ eine kleine Kirche. Im 4. Jahrhundert, als Florenz, die strategisch günstig gelegene Stadt an den römischen Handelswegen, Bedeutung erlangte, wurde sie schon zu dieser Zeit durch Verwaltungsreformen die Hauptstadt der Toskana. Als Ambrosius, Bischof von Mailand 393 nach Florenz kam und zur Basilika San Lorenzo, die außerhalb dem Nordtor der Stadt lag, wurde die kleine Kirche zur Bischofskirche geweiht, zu Ehren von Lorenzo (Hl. Laurentius), dem Märtyrer.
Der Namenspatron von San Lorenzo, der Hl. Laurentius
ihr kennt ihn bestimmt. Das war der, zu dieser Zeit Diakon, der auf Geheiß des römischen Bischof Sixtus II. den Kirchenschatz unter den Armen und Notleidenden verteilen sollte. Blöd nur, dass der Kaiser richtig scharf auf diese Schätze war und Laurentius unter Folter zur Herausgabe des Schatzes zwingen wollte. Dieser erbat sich drei Tage Bedenkzeit, verteilte in dieser Zeit den Schatz, so wie ihm der Bischof aufgetragen hatte, und als die Frist um war, versammelte er die Beschenkten um den Kaiser. Das kam bei dem natürlich überhaupt nicht gut an, und ließ ihn auf glühenden Platten langsam zu Tode bringen. Der Hl. Laurentius (Lorenzo) wird deshalb auch mit einem Rost dargestellt. Er ist auch der Schutzpatron meiner Heimatkirche.
300 Jahre war die Kirche Bischofssitz, bis dieser dann nach Santa Reparata (die Vorgängerkirche des Florentiner Doms) verlegt wurde. Schließlich wurden dort die Reliquien des Stadtpatrons aufbewahrt, und das war gewichtiger. Kein Kirchenbau ist für die Ewigkeit, und nach einer Erweiterung im 11. Jahrhundert, sollte die Kirche ab 1418 nochmal vergrößert werden. Der damalige Prior Dolfini erstellte die ersten Pläne, bekam von der Signoria die Genehmigung – und dann kam das ganze Projekt ins Stocken. Denn um die Vergrößerung zu realisieren, mussten Grundstücke enteignet werden, bestehende Häuser abgerissen, was vorher nicht Baugrund war, sollte als bebaubar erklärt werden – und das ganze Procedere zog sich, und zog sich.
Inzwischen war es die Zeit, als Giovanni di Bicci de Medici als der Erste der Bankier-Familie in Erscheinung trat. Als Gründer DER Familie, die gut 300 Jahre die Geschicke von Florenz lenken sollte und eine der bekanntesten Familien von ganz Europa war. Geld spielte in dieser Familie keine Rolle, so schien es. Da der Familienpalast in kurzer Entfernung zu San Lorenzo lag, erteilte er dem bekannten Baumeister Brunelleschi den Auftrag die Alte Sakristei als eigenständige Grabkapelle für die Familie zu errichten.
1421 wurde der Grundstein für den Erweiterungsbau der Kirche gelegt, in der Hoffnung, dass sich genügend Geldgeber zur Verfügung stellen. Aber das war wohl reines Wunschdenken, der Bau lag wieder im Stillstanden, keine Geldquelle tat sich auf. Wie ich in Santa Maria Novella schon mit den vielen Kapellen erfahren durfte, waren die allesamt durch Sponsoren finanziert. Im Gegenzug waren es dann ihre Grabkapellen. 1442 hatte Cosimo de Medici dann wohl genug davon, dass sich am Kirchenbau nichts bewegte. Er finanzierte den Bau. 19 Jahre wurde gewerkelt und erweitert, so dass einen Tag vor dem Namenstag des Namenspatron Laurentius am 09. August 1461 der Erweiterungsbau eingeweiht werden konnte.
Alt und Neu vereint, die Anbauten waren fertig und gaben der Kirche ihr heutiges Aussehen. Schade, dass der Baumeister die Fertigstellung nicht mehr erlebt hat, 1446 verstarb Brunelleschi. Seine Mitarbeiter haben teilweise die Fertigstellung z.B. der Kuppel dann frei nach ihren Vorstellungen umgesetzt. Für die Außenfassade der Eingangsseite sollte Michelangelo verantwortlich sein. Als Freund der Familie de Medici und als sein Auftraggeber für viele Arbeiten, sollte er die Pläne von den Architekten umsetzen. Aber Michelangelo hatte noch andere Auftraggeber in dieser Zeit und geriet in eine Zwickmühle. Wem soll er jetzt gerecht werden? Aber das Angebot für die Außenfassade war doch ziemlich verlockend für ihn, er nahm den Auftrag an. Er ging sogar nach Carrara um den Abbau des Marmors zu überwachen. Doch die Familie de Medici und die Stadt hatte andere Vorstellungen und wollte den Carrara Marmor nicht mehr. Ein Hick-Hack begann, Michelangelo hatte genug davon und löste den geschlossenen Vertrag 1518 auf. Da war er dahin, der Traum einer prachtvollen Außenfassade. Denn keiner war imstande diese Pläne umzusetzen.
Aber ich finde, die fehlende prachtvolle Außenfassade tut dieser Kirche keinen Abbruch. Denn hinter den Kirchentüren tut sich eine Pracht auf, die wirkliche Schätze zeigt.
Die Umsetzung der
Innenansicht der Basilika San Lorenzo in Florenz
lag bei Filippo Brunelleschi, der die Pläne seiner Auftraggeber komplett über den Haufen fegte. Die wünschten sich nämlich einen gotischen Kirchenbau.
Aber das war nicht die Vorstellung des Baumeisters. Dieser kreierte mit der Basilika einen völlig neuen Baustil in der Frührenaissance.
Filippo Brunelleschi
1377 in Florenz geboren, hat in Florenz nicht nur seine Spuren in San Lorenzo hinterlassen. Die grandiose Kuppel des Florentiner Doms geht auf seine Arbeit zurück. Wenn sich viele Künstler in einer Stadt vereinen, dann bleibt so ein kleiner Konkurrenzkampf nicht aus. Der Zuschlag für das Bronzeportal ging nicht an Brunelleschis Entwurf, sondern an Lorenzo Ghiberti. Dafür bekam Brunelleschi dann aber den Zuschlag für den Kuppelbau des Doms, und beide arbeiteten sie als Bauleiter der Dombauhütte von Florenz.
Brunelleschi war ja nicht nur Architekt, sondern auch Ingenieur und Erfinder von Maschinen. Diese Erfindungen machten ihm den Kuppelbau des Doms leichter. Er hat aber auch die Zentralperspektive entdeckt, die er in der Basilika San Lorenzo umgesetzt hat. Es scheint, die Säulen der dreischiffigen Basilika laufen am Endpunkt zusammen. Verstärkt wird dieser Eindruck, wenn man sich am Ende der Kirche befindet. Ich hatte leider nie freie Sicht, und zu viel ’schmückendes Beiwerk‘ für diesen Fernblick.
Meine Innenbesichtigung der Basilica di San Lorenzo in Florenz
beginnt. Kommt ihr mit mir durch eine der größten Kirchen in Florenz? Die startet mit einem
Blick zur Tribuna delle reliquie (Tribüne der Reliquien) in der Basilika San Lorenzo in Florenz
Sie ist über dem Hauptportal der Kirche. Giulio de Medici, unehelich geboren, konnte durch die Anerkennung der Familie dann eine beachtliche Kirchen-Karriere starten. Man hilft sich halt innerhalb der Familie 😉 Im November 1523 wurde er zum neuen Papst gewählt, Clemens VII.. Er wollte für die Familienreliquien eine Tribüne errichten lassen, um diese dann dort auszustellen. Das muss dann schon etwas prachtvolles werden. Schlussendlich einigte man sich dann auf ein einfacheres Projekt und erstellte die Tribüne über dem Portal. Ausgeführt wurden die Arbeiten von Michelangelo, der in der Basilika einige Arbeiten für die Medici-Familie ausführte. 1532 waren die Arbeiten fertig, und da es dann doch sehr minimalistisch ausgefallen ist, rangiert es auch nicht unter den Top-Arbeiten des Künstlers.
Ganz klar musste auch an dieser Stelle das Wappen der Medici angebracht werden. Das war nicht nur bei dieser Bankerfamilie so üblich. In Gedanken dachte ich mir oft, ohje die Sponsoren diverser Kapellen, Kirchen etc. waren schon ziemlich ehrenkäsig. Überall prangte das Wappen, und oft nicht nur in einfacher Ausführung. So war wirklich nicht zu übersehen, wer hier sein Geld angelegt hatte.
Wenn mein Kopf schon im Nacken ist, gibt es gleich noch den Blick zur
Decke in der Basilika San Lorenzo in Florenz
Jetzt könnt ihr anfangen mitzuzählen 😀 Auch hier mehrfach das Wappen der Medici-Familie.
Kommt mit mir in Gedanken durch das Mittelschiff nach vorne, zur
Hauptchorkapelle in der Basilika San Lorenzo in Florenz
Auf den ersten Blick erscheint sie schlicht, ganz eben im Stil von Brunelleschi, der in seinen Arbeiten nichts Schnörkeliges wollte. Aber das ist nur der erste Blick, denn schaut mal diesen herrlichen
Hochaltar von San Lorenzo
an. Diese Art „Florentiner Mosaik“ findet man in Florenz sehr oft. Man nennt es auch das Pietra-dura-Verfahren, in dem genau angepasste Formstücke aus harten Steinsorten zusammengesetzt werden. Das fertige Mosaik wird dann spiegelglatt geschliffen. Man erzielt somit wunderschöne Musterflächen. 1787 wurde dieser Altar geschaffen.
Zu dieser Zeit war die Medici-Kapelle, die sich hinter der Hauptchorkapelle befindet, noch geöffnet und mit der Kirche verbunden. 1860 wurde die Wand geschlossen.
Es ist ein Merkmal im Renaissancebau in Italien, so auch hier –
die Kuppel über der Hauptchorkapelle in der Basilika San Lorenzo in Florenz
und gleichzeitig ist es ein Symbol, der Aufstieg vom irdischen Leben ins Himmelreich. Brunelleschi konnte dieses Werk durch seinen Tod nicht fertigstellen. Wenn ich mir seine Kuppel in der Alten Sakristei von San Lorenzo betrachte – keine Ahnung, ob sich der Baumeister über die freie Umsetzung seiner Nachfolger gefreut hat? Wir werden es nicht mehr erfahren.
Mich haben die Kuppelfresken, egal in welchem Bau in Bann gezogen. Wahre Meisterwerke haben die Künstler dort oben vollbracht. In San Lorenzo war es 1742 Vincenzo Meucci, der hier sein Meisterwerk geschaffen hat. Anna Maria Luisa de‘ Medici, die letzte direkte Nachfahrin der Familie, gab dem Künstler den Auftrag „Die Glorie der Florentiner Heiligen“ an die Kuppel zu bringen. Wunderschön …
Wer es so großzügig mit seiner Finanzhilfe ermöglicht, dass der Erweiterungsbau der Kirche endlich weitergehen konnte, der verdient auch wahrlich einen angemessenen Platz dort.
Das Grabmal von Cosmio (der Ältere) de Medici in San Lorenzo in Florenz
liegt direkt vor dem Hochaltar der Basilika und nicht weit entfernt von dem seiner Eltern in der Alten Sakristei. Jahrzehntelang hat er die Politik in Florenz mitgeprägt, zu dieser Zeit war die Familie noch bürgerlich, aber hoch angesehen. Arm war er wahrlich nicht, der reichste Bürger der Stadt, und trotzdem hat er gezögert, bevor er mit seinem Geld den Weiterbau der Kirche finanziert hat.
Er wollte anderen Herrschaften die Möglichkeit geben, sich einzubringen. Das spiegelt sein Ansinnen, obwohl es ihm an Autorität nicht mangelte, sich als Bürger der Stadt zu sehen, so wie die anderen eben auch. Nach seinem Tod wurde ihm posthum der Titel „Vater des Vaterlandes“ (Pater patriae) verliehen.
Seine Nachfolger nahmen ihn sich zum großen Vorbild und spielten so rund 300 Jahre eine große Rolle in der Politik und Kultur. Andrea del Verrocchio hatte die Ehre dieses Grabmal aus weißem Marmor und rotem und grünem Porphyr zu gestalten.
Man kann es nicht übersehen, links der Hauptchorkapelle, das riesige
Fresko mit dem Martyrium des Hl. Laurentius (San Lorenzo) in der Basilika San Lorenzo in Florenz
Dies war mit dem heutigen Tag der Anfang einiger Großgemälde, die ich in Florenz sehen konnte. Agnolo di Cosimo di Mariano, kurz genannt Bronzino ist der Künstler dieses Großwerkes. 1503 in der Nähe von Florenz geboren war er in seinen Werken so vielfältig wie in seiner Bildung. Ob Fresken, Altarbilder oder Portraits, auch von der Medici-Familie – kein Wunder, dass er der Hofmaler der Familie wurde. Ich durfte seine Werke u.a. auch noch in den Uffizien und im Palazzo Vecchio in Florenz bewundern.
Direkt vor diesem großen Fresko steht eines der beiden letzten Werke von Donatello –
die Bronzekanzeln von Donatello in der Basilika San Lorenzo in Florenz
Wir konnten im Palazzo Strozzi eine Ausstellung von
Donatello
besuchen. Man begegnet seinen Werken in Florenz an so verschiedenen Orten, wie z.B. an der Kirche Orsanmichele, im Dom oder mit seinem Kruzifix in Santa Croce, das Michelangelo mit seiner Version übertrumpfen wollte. In Prato, nordwestlich von Florenz kann man eine Außenkanzel bewundern. Vermutlich 1386 wurde er in Florenz als Sohn eines Wollkämmers geboren. In der Werkstatt von Lorenzo Ghiberti lernte er drei Jahre lang, bis er 1407 mit der ersten Statue für den Florentiner Dom beauftragt wurde. Viele weitere folgten nach, genauso wie er dann in seiner eigenen Werkstatt ab 1423 auch Aufträge außerhalb von Florenz bekam.
Als 1453 Donatella wieder nach Florenz zurückkehrt, beginnt er im Auftrag der Familie de Medici, die ihn bedingt durch ihre Freundschaft zu ihm auch finanziell unterstützte, die Bronzekanzeln für San Lorenzo, der Familienkirche der Medici. Sie sollen die letzten Werke des Künstlers sein, der 1466 in Florenz verstirbt. Die Kanzeln haben Gehilfen vollendet, zusammengefügt wurden sie erst einige Zeit nach seinem Tod.
Wenn man diese feine Reliefarbeiten anschaut, dann kann man ihn wahrlich einen Meister der Renaissance nennen, der unablässig an seinen Techniken feilte. Ich schau sie mir jetzt mal im Detail an.
Die Auferstehungskanzel von Donatello in San Lorenzo
auf der Nordseite Sie zeigt Szenen mit Christus am Ölberg, seiner Kreuzigung oder seiner Grablegung.
Auf der gleichen Seite der Passionskanzel, bekommt
die Sängerkanzel (Cantoria) von Donatello und die Orgel in San Lorenzo in Florenz
einen Blick von mir. Insgesamt gibt es drei Orgeln in der Basilika. Über die Sängerkanzel hier in der Kirche habe ich so gut wie keine Infos gefunden, nur zu Donatellos Sängerkanzel, die jetzt im Dom-Museum zu bewundern ist. Egal, auch ohne Infos – ich finde sie herrlich …
Jetzt schau ich mir
die Seitenkapellen in der Basilika San Lorenzo in Florenz
ein bisschen genauer an. Alle kann ich euch nicht im Detail vorstellen, aber doch einige, die mich haben länger davor verweilen lassen. Eine davon ist
die Seitenkapelle mit dem Hl. Antonius (Sant’Antonio Abate) und dem Grabdenkmal der Gräfin Berta Ferrari Corbelli
der zwischen dem Namenspatron der Kirche, dem Hl. Laurentius (Lorenzo) und dem Hl. Julianus (Giuliano) zu sehen ist. Bottega del Ghirlandaio hat dieses Altarbild im 15. Jahrhundert geschaffen. Wenn ihr mehr aus dem Leben des Hl. Antonius des Großen lesen möchtet, dann klickt einfach HIER. In der Predella unter dem Altarbild sind Szenen aus dem Leben dieser drei Heiligen zu sehen. Sie ist links von der Hauptchorkapelle.
Das Grabdenkmal der Gräfin hat Giovanni Dupré, ein Künstler aus Siena, aus Marmor erstellt. Der Ehemann der Verstorbenen hat ihn 1859 dazu beauftragt. Ich habe nichts weiter über die Gräfin gefunden, aber meist lässt sich ja aus der Gestaltung solcher Grabdenkmale auf das Leben der Verstorbenen schließen. Allegorische Figuren, die die Tugenden der Bescheidenheit und Nächstenliebe verkörpern, flankieren den Engel der Auferstehung der mit der verstorbenen Gräfin auf dem Weg zum Himmel ist. Eine wunderschöne Arbeit, wie ich finde.
Ebenfalls auf der linken Seite stand ich doch einige Zeit vor der
„Kapelle der Reliquien“
Sie ist Kosmas und Damian geweiht, denen ich auch in Prag mehrmals begegnet bin, z.B. stehen sie bei den Brückenheiligen auf der Karlsbrücke. Das Brüderpaar behandelte als Ärzte kostenlos Menschen, und bekehrten dadurch einige auch zum christlichen Glauben. Wie genau sie zu Tode gekommen sind? Darüber ranken sich einige Versionen. Eine sagt, dass sie bei einer Operation, von Engeln assistiert, einem Schlafenden sein krankes Bein durch ein gesundes ersetzten. Damit hätten sie einen Kollegen so eifersüchtig gemacht, dass dieser sie umgebracht hat.
Kosmas und Damian sollen die Schutzheiligen der Familie Medici gewesen sein. Außerdem sollen in der Seitenkapelle Reliquien aufbewahrt worden sein (oder sind es noch). Das Altarbild wurde 1714 mit den Heiligen Lorenzo, Ambrogio und Zanobi (Laurentius, Ambrosius und Zenobius) gefertigt, die in der Mitte die „Madonna del Latte“ verehren. Dieses Gemälde ist aus dem 14. Jahrhundert, und ich durfte mich in Florenz an diese Art der Darstellung von Maria gewöhnen – Maria stillt das Jesuskind.
Kunst verhält sich bei mir genauso wie Musik – ich mag nicht alles, bin aber dafür aufgeschlossen, Neues zuzulassen. In den Kirchen, oder auch in den Uffizien, konnte ich an manchen Werken ganz schnell vorbeilaufen, an anderen blieb ich länger stehen, um sie genauer zu betrachten. Und war dabei auch richtig begeistert, wie z.B. bei einem Altarbild in der Basilika Santa Trinita. In der
Martelli-Kapelle in San Lorenzo
ebenfalls auf der linken Seite, ging es mir genauso. In dieser Kapelle, die Familienkapelle der Martelli-Familie, gibt es einiges zu entdecken. Der Reihe nach:
Das Altarbild „Verkündigung“ wurde von Filippo Lippi, ein gebürtiger Florentiner Renaissance-Maler, so etwa um 1440 als eine DER Arbeiten von ihm geschaffen. Ich durfte sprachlos noch vor seinen Arbeiten im Dom von Prato stehen. Inspiriert, und das sieht man an diesem Altarbild ganz deutlich, wurde er von Brunelleschis Perspektivenlehre.
Ein Detail aus seinem Leben hat mich so berührt, dass ich es doch mit euch teilen muss: als Jugendlicher kam er ins Kloster, legte dort wohl auch ein Gelübde ab. Bei der Arbeit im Dom von Prato sollte ihm eine junge Novizin (oder zumindest sollte sie eine werden) Modell für sein Bildnis der Madonna sitzen. Es kam wie es kommen musste, die beiden verliebten sich und brannten miteinander durch. Der kleine Filippino wurde später wie sein Papa auch Maler 🙂
In der Predella werden Szenen aus dem Leben des Hl. Nikolaus gezeigt.
Wer eine Kapelle sponsert, der möchte diese auch als Grabkapelle haben. Das durfte ich bereits am ersten Tag in Florenz in der Basilika Santa Maria Novella erfahren. Da geht es hier in San Lorenzo fast ’sparsam‘ zu.
Das Grabmal von Niccolò und Fioretta Martelli
wurde von Donatello in Form eines Korbes aus Marmor gefertigt. Ich möchte ja schon immer wissen, was jemand ‚war‘, dass er in Kirchen Grabdenkmale bekommt. Niccolò, Kaufmann und Dichter war Mitbegründer der Accademia degli Umidi und lobte in seinen Werken als erster Michelangelo mit seinen Fresken in der Sixtinischen Kapelle. Die ganze Familie waren große Kunstsammler, die im Familienpalazzo als Ausstellung zu sehen sind.
Gegenüber wurde das Kenotaph für Michelangelo, also ein Scheingrab, das 1896 angefertigt wurde, platziert. Sein Grab befindet sich in der Krypta unter der Kirche.
Jetzt geht es auf die rechte Seite, zur
Kopfkapelle im rechten Seitenschiff von San Lorenzo
die dem Allerheiligsten gewidmet ist. Im 15. Jahrhundert ist das Altarbild der Anbetung des Kindes und die Heiligen Markus und Franziskus entstanden.
Auf jeder Seite des Langschiffes, sind in den Nischen jeweils sechs Seitenkapellen untergebracht. Ich kann euch unmöglich alle
Seitenkapellen von San Lorenzo im Detail
beschreiben, obwohl es doch interessant wäre. Man sieht das Martyrium des Hl. Sebastian, mit Pfeilen durchbohrt, oder farbenfroh die Hochzeit von Maria mit Josef, die 1523 als Altarbild entstand. Immer wieder sieht man Szenen aus dem Leben des Namenspatron der Kirche, genauso wie in den meisten Florentiner Kirchen die Himmelfahrt Marias ein Thema ist. Die Anbetung Jesu durch die heiligen drei Könige darf ebenfalls nicht fehlen, genauso wie die Kreuzigung. Lasst sie einfach auf euch wirken …
Das muss ich euch noch zeigen,
das eucharistische Tabernakel in der Basilika San Lorenzo in Florenz
das von der Medici-Familie in Auftrag gegeben wurde. Flankiert von zwei Engeln wird mit dem Ziborium (Aufbau über einem Altar) perspektivisch eine Kirche dargestellt.
Ein wunderschönes Ziborium konnte ich in der Basilika San Miniato al Monte über Florenz sehen.
Ihr merkt schon – wenn es mal wieder länger dauert, bin nicht immer dran schuld 😉 Die Basilika bietet einfach soviel Sehenswertes.
Es gibt noch soviel mehr in der Kirche zu entdecken, das erspar ich euch jetzt aber. Vielleicht könnt ihr das ja selber mal tun? Bevor unser Rundgang außerhalb der Kirche weitergeht, muss ich euch aber noch zwingend
die „Alte Sakristei“ in der Basilika von San Lorenzo in Florenz
zeigen. Ich hab euch ja im Geschichtsteil geschrieben, da sich der Neubau der Kirche richtig verzögert hat, hat der ‚Stammvater‘ der Medici-Familie die Sakristei als eigenständiges Gebäude bei Brunelleschi in Auftrag gegeben. Er wollte es als Grabkapelle für seine Familie. Später wurde das Gebäude in die Kirche integriert. Die Sakristei bietet aber soviel Sehenswertes, dass sie ihren eigenen Bericht in meinem Reise- und Fotoblog bekommen hat.
Wenn es eine Alte Sakristei gibt, dann gibt es auch eine Neue. Diese kann man mit den Medici-Kapellen besichtigen. Sie befindet sich vom Hochaltar rechts.
Unter der Sängerkanzel geht es durch eine Holztüre hinaus in den
Kreuzgang von San Lorenzo in Florenz
der ebenfalls die Handschrift Brunelleschis trägt. Zwar nicht ganz so üppig wie beim Kreuzgang der Toten von Santa Maria Novella, werden auch hier an den Wänden der Toten gedacht.
Nicht nur der Blick hinüber zum Dom und Campanile von Florenz kann man vom Kreuzgang aus sehen, man findet hier auch den Eingang zur
Bibliothek Laurenziana in Florenz
die im Obergeschoss des Komplexes untergebracht ist. Auch sie hat ihren eigenen Beitrag in meinem Blog bekommen. Für einen kleinen Extra-Eintrittspreis, der sich aber absolut lohnt, kann man sich genauer im Lesesaal und im Museum der Bibliothek umschauen. Der Kunstmäzen und Sammler Cosimo hatte da einige Kostbarkeiten angesammelt, die mit der Verbannung ins Exil ebenfalls ‚verbannt‘ wurden. Wie, und warum sie Papst Clemens VII. dann wieder bekam und warum er Michelangelo den Auftrag zum Bau gegeben hat … das alles (und noch viel mehr) könnt ihr im Detail in meinem Beitrag lesen.
Wie ihr seht, man kann sich ganz schön in diesem großen Kirchenkomplex verlieren und ‚verzetteln‘. Aber es wäre wirklich jammerschade, wenn man durch San Lorenzo im Schnelldurchgang huschen würde. Insgesamt sollte man sich für die Objekte in Florenz schon wirklich Zeit nehmen, damit man auch wirklich wahrnehmen kann. Aber ganz klar, ich weiß, dass dies bei vier Wochen Aufenthalt einfacher ist, als nur für ein Wochenende oder eine Woche.
Wer denkt, jetzt ist sie fertig – Pustekuchen! Ich nehm euch jetzt noch mit in die Unterwelt der Kirche, in
die Krypta und das Museum von San Lorenzo in Florenz
Auch hier haben wichtige Persönlichkeiten aus der Familie, und auch Donatello, ein Freund der Medici-Familie, ihre letzte Ruhe gefunden. Zugleich sieht man einige Schätzchen aus dem Kirchenschatz. Auch dieser Ort des Kirchenkomplexes hat seinen eigenen Beitrag in meinem Blog bekommen.
Wieder außerhalb des Kirchenkomplexes, sollte man der
Piazza San Lorenzo in Florenz
noch einen kleinen Rundumblick schenken. Aus den schmalen Gässchen der Altstadt heraus kommt man an diesem großen Stadtplatz an. Dass die Basilika ein großer Anziehungsmagnet für Touristen ist, wissen bestimmt auch die vielen kleinen Ladengeschäfte um den Platz. Unübersehbar steht am Rand des Kirchenvorplatzes
das Denkmal für Giovanni delle Bande Nere auf der Piazza San Lorenzo
das der Sohn für den Vater gesetzt hat. 1540 hat Cosimo I. de Medici, der erste Großherzog der Toskana, das Denkmal zur Erinnerung an seinen Vater Giovanni delle Bande Nere beim Bildhauer Baccio Bandinelli in Auftrag gegeben.
Dass über diesen Auftrag aber so viele Diskussionen entbrannt sind, konnte sich Giovanni vermutlich nicht im Traum vorstellen. Der 1498 geborene Giovanni de‘ Medici hatte bei Geburt eigentlich einen anderen Namen. Als der Vater wenige Zeit nach der Geburt verstarb, gab ihm die Mutter den neuen Namen Giovanni. Seine Jugendzeit war nicht so einfach. Einmal wurde er sogar aus der Stadt verwiesen, weil er in einer Prügelei einen anderen Jungen erschlagen hatte. Sein Ziehvater und Pate hatte es wahrlich nicht einfach mit ihm, und als der 1513 nach Rom abberufen wurde, hatte Giovanni mitzukommen.
Beziehungen sind alles, und so kam er in die päpstliche Garde. Damit alles in der Familie bleibt, heiratete er 1516 die Tochter seines Paten. Unter Papst Leo X. ging es im gleichen Jahr noch in den Krieg. In dieser Beziehung war überhaupt nicht ihm zu spaßen, neue Rekruten für die Armee wurden von ihm selber ausgebildet, entpuppte sich einer als Verräter wurde er hingerichtet. Aber diese Härte schweißte seine Armee auch zusammen. Seinen Beinamen bekam er, als im Dezember 1521 der Papst verstarb und Giovanni seinen Truppen befahl, die Standarten umzufärben – aus weiß-lila wurde schwarz, und Giovanni zu delle Bande Nere (Giovanni der schwarzen Bänder).
Er gilt auch heute noch als der letzte große italienische Söldnerführer (Condottiere). Er wurde sogar als italienischer Nationalheld verehrt, was natürlich auch von seinem Sohn Cosimo I. gefördert wurde. Tja, und wohin soll nun dieses Denkmal? Erst war die Rede davon, dass man es in die Familienkirche San Lorenzo stellt. Aber hat ein bewaffneter Soldat in einer Kirche was verloren? Oder überhaupt ein Krieger, der mit Waffen gegen andere Menschen gekämpft hat? Man einigte sich auf den Platz auf der Piazza. Aber, auch wenn sich der Bildhauer auf zwei Jahre Arbeitszeit verpflichtet hatte, was nützt das, wenn er er mitten in der Arbeit stirbt? Sockel und Statue fanden nicht mehr zueinander.
Der Sockel verblieb allein in der Basilika, die Statue kam in den Palazzo Vecchio. Das kann so auf Dauer nicht sein, und so ließ 1620 Cosimo II. de Medici den Sockel als Brunnen auf die Piazza bringen. Erst 1850 gab es dann eine Vereinigung von Sockel und Statue.
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In der Basilika Santa Maria Novella in Florenz